Das Leben des Paulus
Nachdem Paulus auf seiner ersten Missionsreise Galatien durchzog, gründete er in verschiedenen Ortschaften neue Gemeinden. Wie wir wissen, ging Paulus mit seinen Reisegefährten regelmässig am Sabbat in die Synagogen, um den Juden das Evangelium von Christus zu verkündigen. Bei den meisten Juden stiessen sie dabei auf ziemlich grossen Widerstand. Im Gegensatz zu den Heiden, die sich über das Evangelium freuten und sich zum Herrn bekehrten: Apg 13,48-49. Trotzdem gab es etliche Juden, die dem Evangelium Christi gehorsam wurden und von Paulus und Barnabas zu Ältesten eingesetzt wurden (Apg 14,23).
Die eifersüchtigen Juden versuchten, schon während des Aufenthalts des Paulus, das Volk immer wieder gegen ihn aufzuhetzen. Offensichtlich gelang es ihnen, nachdem Paulus weiterzog, einige der Gläubig gewordenen Judenchristen geschickt zu beeinflussen und in ihrem Glauben zu verunsichern. Aufgrund dieses Missstandes schreibt Paulus den Gemeinden in Galatien.
Der Inhalt dieses Briefes knistert förmlich vom Unwillen des Paulus, doch nicht aus persönlicher Verärgerung, sondern aus geistlichen Grundsätzen: Gal 1,6-10. Der Zweck oder das Ziel des Briefes besteht darin, die Judenchristen zu überzeugen, dass ihnen Christus nichts nützen wird, wenn sie wieder zu ihren jüdischen Traditionen zurückkehren: Gal 5,1-6.
Das Hauptthema des Galaterbriefs ist: Frei vom Gesetz.
Das Schlüsselwort: Freiheit.
Der Schlüsselvers: Galater 5,1.
II. 1. Thessalonicherbrief / 2. Thessalonicherbrief
Als Paulus auf seiner zweiten Reise nach Korinth kam, blieb er 18 Monate dort: Apg 18,11. Während dieser Zeit schrieb er die beiden Briefe an die Thessalonicher. Die Gründung der Gemeinde finden wir in Apg 17,1-9, wo Paulus an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten mit grossem Erfolg das Evangelium predigte, so dass einige sich überzeugen liessen: Apg 17,4. Die ungläubigen Juden veranstalteten einen Volksauflauf und da sie Paulus und Silas nicht finden konnten, machten sie sich über Jason, den Gastgeber der Missionare her. Auf Drängen der Brüder verliessen dann Paulus und Silas die Stadt bei Nacht und reisten nach Beröa weiter, von denen gesagt wird, dass sie edler gesinnt waren, als die Juden in Thessalonich (Apg 17,11). Später kamen dieselben Juden auch dorthin. Es gelang ihnen Paulus zu vertreiben, während Silas und Timotheus dort zurückblieben: Apg 17,14-15.
So ging Paulus also schweren Herzens weiter nach Athen und schliesslich nach Korinth, von wo aus er später folgendes schrieb: 1Thess 2,17-18. Als Timotheus und Silas nachkamen, schickte Paulus den Timotheus postwendend zurück. Er fürchtete, die junge Gemeinde könnte von den Irrlehrern erfolgreich beeinflusst und von Christus wieder abwendig gemacht worden sein: 1 Thess 3,5. Doch, Timotheus brachte gute Nachricht, so dass Paulus in den folgenden Versen schrieb: 1Thess 3,6-8.
Trotzdem hat die junge Gemeinde (= 6 Monate alt), die vorwiegend aus Heiden besteht, ein paar Missverständnisse in Bezug auf die Wiederkunft Christi. Der Zweck oder das Ziel des Briefes ist, dass Paulus sie diesbezüglich belehrt und besser aufklärt. Er tut das mit aller Liebe und väterlicher Fürsorge, die er für seine Neubekehrten in Thessalonich empfindet (1Thess 2,11).
Was verstehen denn die Thessalonicher noch nicht richtig, bezüglich der Wiederkunft Jesu? Einige Gemeindeglieder sind in Sorge, um ihre bereits verstorbenen Geschwister, weil sie befürchten, diese würden nun bei der Entrückung zu kurz kommen (4,13-18). Andere sind von dem Gedanken an die Wiederkunft des Herrn so überwältigt, dass sie ihre Arbeit vernachlässigen und sich in unnüchterner Weise auf sein Kommen vorbereiten wollen (4,10-12).
Im zweiten Brief (Kap. 3) wird Paulus noch deutlicher, indem er die Glieder ermahnt, die immer noch nicht begriffen haben, dass sie ihre tägliche Arbeit nicht vernachlässigen sollen. Offenbar gibt es auch sexuelle Probleme unter den Heidenchristen, was eigentlich ganz normal ist, da sie von der Welt kommen und nichts anderes kennen. Deshalb ermahnt sie Paulus zum neuen Leben in Heiligung und Ehrbarkeit, nicht in leidenschaftlicher Begierde, wie das unter den Heiden üblich ist. In Kapitel 4,7 sagt er abschliessend zu diesem Thema: „Gott hat uns nicht zur Unkeuschheit berufen, sondern [zum Leben] in Heiligung.“
Das Hauptthema des ersten Thessalonicher Briefs ist: Die Wiederkunft Christi.
Das Schlüsselwort ist: Wiederkunft.
Der Schlüsselvers steht in: Kapitel 3,13 (V. 12-).
Der zweite Thessalonicher wurde kurz nach dem ersten verfasst, vermutlich auch in Korinth. Am geistlichen Zustand der Gemeinde hatte sich nicht viel verändert. Paulus warnt (Kap. 2) vor den Irrlehrern, die ständig versuchen, die Geschwister zu verwirren, dass sie sich nicht verführen lassen sollen. Er nimmt (Kap. 3), wie gesagt, noch einmal Bezug auf die, welche unordentlich wandeln. Das sind die, welche nicht arbeiten wollen, weil sie auf die Wiederkunft Christi warten. Er ermahnt (3,10): „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“
Das Hauptthema des zweiten Thessalonicher Briefs ist: Die Wiederkunft Christi.
Das Schlüsselwort: Zeichen. Bevor die Wiederkunft Christi stattfindet, müssen noch besondere Zeichen geschehen, z. B.: Der allgemeine Abfall vom Glauben an Gott (2,3; 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-9). Der kommende Gesetzesfeind, der die falschen Wunder und Zeichen mehr liebt als die Wahrheit, die ihn zum Gehorsam aufruft (2,8-11). Deshalb ist das Schlüsselwort für den 2. Thessalonich „Zeichen“.
Der Schlüsselvers: Kapitel 2,3.
III. 1. Korintherbrief / 2. Korintherbrief
Auf der dritten Missionsreise kam Paulus nach Ephesus und blieb insgesamt 3 Jahre dort (Apg 20,31). Während dieses Aufenthalts erreichten Paulus schlechte Nachrichten über den Zustand der Gemeinde in Korinth. Vermutlich schrieb er während den zwei Jahren, als er im Lehrsaal des Tyrannus unterrichtete, einen ersten Brief an die Gemeinde, der uns jedoch leider verloren ging: 1Kor 5,9.11; 16,17-18.
Um seine Ankunft vorzubereiten, sandte er Timotheus und Erastus mit dem zweiten Brief (unser erster), nach Korinth voraus, mit dem festen Vorsatz ihnen bald zu folgen: Apg 19,22; 1Kor 4,17 (1Kor 16,5). Später erfuhr Paulus möglicherweise durch Timotheus, dass sein Brief ohne Wirkung geblieben war. Da entschloss sich Paulus zu einem kurzen Besuch in Korinth, um persönlich alles zu regeln. In der Apg wird ein solcher Besuch nicht erwähnt. Aber verschiedene Stellen des 2. Korintherbriefes lassen deutlich durchblicken, dass er stattfand (2Kor 2,1; 12,14; 13,1).
Zurück in Ephesus, schrieb Paulus vermutlich einen sehr viel heftigeren Brief (den dritten Brief) an die Korinther, der uns jedoch auch unbekannt ist. Es heisst nur (in 2Kor 2,4), dass Paulus ihn „aus grosser Bedrängnis und Angst des Herzens“ heraus geschrieben habe (damit kann auf keinen Fall der erste Korinther gemeint sein). Durch den Aufstand der Silberschmiede in Ephesus, wurde Paulus schliesslich zur Weiterreise gezwungen. Auf dem Weg über Mazedonien schrieb Paulus vermutlich den vierten Brief (unser zweiter) an die Gemeinde in Korinth: Apg 20,1.
Seit der Gründung der Gemeinde (Apg 18) waren etwa 4-5 Jahre vergangen. Die wichtige Hafenstadt Korinth war bekannt als böser Ort, voll Gottlosigkeit, wo Seeleute und Touristen aus aller Welt Halt machten. Auch Irrlehrer und jüdische Gegner des Paulus gab es zur Genüge in Korinth. Wir erinnern uns, dass die Juden dem Paulus widerstrebten, so dass er sich den Heiden zuwandte und einige bekehren konnte (Apg 18,6-8). Doch Crispus, der Vorsteher der Synagoge, wurde mit seinem ganzen Haus an den Herrn gläubig (Apg 18,8).
Die Gemeinde in Korinth war voller Probleme und trotzdem wurde sie von Paulus in der Anrede als „Gemeinde Gottes“ bezeichnet (1,2).
- Es gab Streitigkeiten und Spaltungen in der Gemeinde (1,10 - 4,21).
- Es gab Sittenlosigkeit und Unzucht (5,1 - 6,20).
- Es gab Missverständnisse in der Lehre: Der unverheiratete und der eheliche Stand (Kap. 7). Das Essen von Götzenopferfleisch (Kap. 8). Die leibliche Auferstehung Christi (Kap. 15). Die Aufgabe der Frau in den Gemeindeversammlungen (Kap. 15).
- Es gab Missbräuche bezüglich des Herrnmahls (Kap. 11), den Gnadengaben, vor allem des Zungenredens (Kap. 12) usw.
Der Zweck oder das Ziel des ersten Briefes ist, die Gemeindeordnung herzustellen.
Paulus redet mit den Gläubigen in Korinth wie ein besorgter Vater zu seinen Kindern: 1. Korinther 3,1-4. Ein wiedergeborener Mensch ist wie ein neugeborenes Baby, das mit Milch ernährt werden muss, weil es noch keine festen Speisen erträgt. Erst, wenn bei einem Kind die ersten Zähne gewachsen sind, kann man es langsam an festere Speisen gewöhnen. Genauso ist es auch in geistlicher Hinsicht, sagt Paulus. Nun waren aber die Korinther doch schon 4-5 Jahre im Glauben und ertrugen immer noch nicht feste Nahrung. Wie die Weltmenschen hingen sie ihren Predigern an; die einen Paulus, die andern Apollos. Das macht Paulus den fleischlich denkenden Gliedern zum Vorwurf.
Wichtig ist nicht, wer die geistliche Nahrung austeilt, als vielmehr, dass jeder satt wird und geistlich wächst! Die christlichen Lehrer sind nur Diener Gottes an der Gemeinde, nicht mehr und nicht weniger. Sie sollen wertgeachtet und respektiert - aber nicht vergöttert werden!
Der erste Korintherbrief enthält folgendes:
Hauptthema: Gemeindeprobleme in Korinth.
Schlüsselwort: Gemeindeordnung.
Schlüsselvers (Kapitel 3,11): „Ein anderes Fundament kann niemand legen als das, das gelegt ist, welches Jesus Christus ist.“
Die beiden Briefe unterscheiden sich insofern voneinander, als dass der erste Korinther mehr mit Lehrfragen zu tun hat, der zweite Korinther jedoch mehr persönliche Probleme behandelt.
Der Zweck oder das Ziel des 2. Korintherbriefs ist es, sich als Apostel Christi zu rechtfertigen und gegen die Verleumdungen und Anschuldigungen, die seine Feinde gegen ihn erheben, zu verteidigen.
Das Hauptthema: Paulus verteidigt sich als Apostel.
Das Schlüsselwort: Dienst.
Der Schlüsselvers: Kapitel 4,5.
Wie wir aus der Apg 20,3 entnehmen, verbrachte Paulus drei Monate in Griechenland, von wo er seinen Brief an die Römer, dem Tertius, diktierte: Römer 16,22. Paulus hatte ihn Rom zahlreiche Freunde und wollte sie und die Stadt unbedingt besuchen, wurde jedoch bei jeder Gelegenheit gehindert (Röm 15,22). Der Ursprung der Gemeinde in Rom ist unbekannt. Vielleicht brachten Juden, von Pfingsten aus Jerusalem, die Botschaft von Christus nach Rom. Aquila und Priscilla waren aus Rom gekommen und kehrten, nach Römer 16,3, dorthin zurück. Es lässt sich im NT kein Hinweis finden, dass Petrus irgendetwas mit der Gründung dieser Gemeinde zu tun hatte. Die Gemeinde konnte nicht gross gewesen sein und bestand wahrscheinlich vorwiegend aus Nichtjuden, da er sie in der Anrede als Heiden bezeichnete: Römer 1,13-16. Der Brief ist besonders an Nichtjuden gerichtet. Die nichtjüdische Gemeinde in Rom besass höchstens eine kleine Minderheit von Juden.
Der Römerbrief bildet das Herzstück des Evangeliums. Es bildet das Zentrum unseres christlichen Glaubens. Der Zweck und das Ziel des Briefs lässt sich aus dem systematischen Aufbau in zwei Haupteile deutlich erkennen:
Das Hauptthema des Römerbriefes ist: Die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes. Es geht darum, zu zeigen, dass es vor Gott keinen Unterschied mehr geben soll, zwischen Juden und Heiden. Alle Nationen und Farben sollen vor Gott nun gleich gelten. Denn Christus ist für die ganze Menschheit gestorben und nicht bloss für das jüdische Volk.
Das Schlüsselwort ist: Gerechtigkeit (Gottes, die aus Glauben erlangt wird).
Der Schlüsselvers finden wir in: Kapitel 3,23-24.