Überblick-NT07a: 1. Thessalonicher

Überblick Neues Testament

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Der Apostel Paulus nennt sich zusammen mit seinen Reisegefährten, Silvanus und Timotheus (V. 1). Paulus kam auf seiner zweiten Missionsreise nach Thessalonich und ging dort an drei Sabbattagen in die Synagoge (Apg 17,1-2; ca. 49-50 n. Chr.). Nachdem er weiterreiste und über ein Jahr in Korinth verbrachte, schrieb er von dort aus die beiden Thessalonicher Briefe (Apg 18,11; 50-51 n. Chr.).

Dieser Brief wird nach seinen Empfängern benannt (1,1). Die neu gegründete Gemeinde bestand mehrheitlich aus Griechen, aber auch aus Juden (Apg 17,2-4). Die Juden in Beröa waren aber edler gesinnt als die in Thessalonich (Apg 17,10-13).

 

 II.   Hintergrund

Als Paulus sich auf seiner zweiten Missionsreise in Troas befand, wurde er in einer Nacht durch eine Vision nach Makedonien gerufen (Apg 16,9). Zusammen mit seinen Mitarbeitern, segelte er nach Neapolis (Apg 17,11.14-15). Da sie an Philippi vorbeimussten predigte er zuerst dort (Apg 16,12; siehe Notizen zum Philipperbrief). In dieser Stadt bekehrte sich die Händlerin Lydia samt ihrem Haus (Apg 16,14-15.40). Anschliessend wurde Paulus und Silas ins Gefängnis geworfen (Apg 16,16-39). Nachdem die Richter der Stadt Paulus und seine Mitarbeiter baten die Stadt zu verlassen, reisten sie weiter nach Thessalonich (Apg 17,1). Lukas blieb offenbar in Philippi zurück (da sein Bericht sich ändert von „wir“ auf „sie“, vergleiche Apg 16,16 mit 17,1).

Thessalonich (heutiges Thessaloniki) ist eine Stadt in Makedonien. Sie war eine wichtige Hafenstadt am Thermaischen Golf des Mittelmeeres. Ursprünglich wurde die Stadt „Therma“ (heutiges Thermi) genannt, weil es dort einige heisse Quellen gibt, die sich in der Nähe der römischen Strasse Via Egnatia befinden. 315 vor Christus wurde die Stadt von Kassander zu Ehren seiner Frau in „Thessalonika“ umbenannt. 42 vor Christus eroberten Antonius und Octavius die Stadt und machten sie zur Hauptstadt der römischen Provinz Makedonien. Sie wurde zur freien Stadt erklärt, d. h. ohne römische Truppen und war reich, aber gottlos.

Im ersten Jahrhundert hatte sie bereits ca. 200 000 Einwohner. Ganz in der Nähe befand sich der olympische Berg; das höchste Gebirge Griechenlands und das Zuhause der griechischen Götter.

In Thessalonich fanden Paulus und seine Mitarbeiter einige, die sich zu Christus bekehrten (Apg 17,2-4). Die eifersüchtigen Juden aber machten einen Volksauflauf in der Stadt und suchten nach Paulus und Silas (Apg 17,5-9). Als sie Paulus und Silas nicht fanden, schleppten sie andere Christen vor die Regierung und beschuldigten sie, einen andern Kaiser als Herrscher zu haben. Die Geschwister der Gemeinde aber schickten Paulus und Silas noch in der Nacht zuvor weiter nach Beröa (Apg 17,10). Dort angekommen, verkündigten sie in der jüdischen Synagoge das Evangelium von Christus und bekehrten einige Juden und Griechen (Apg 17,12). Doch die eifersüchtigen Juden aus Thessalonich blieben Paulus auf den Versen und kamen nach Beröa, um Unfrieden zu stiften (Apg 17,13).

So zog Paulus weiter nach Athen und liess Silas und Timotheus zurück in der Hoffnung, dass sie ihm bald folgen werden (Apg 17,14-16). Paulus war besorgt um die Neubekehrten in Thessalonich, aber er konnte nicht zurückgehen (1Thess 2,17-18). Als Timotheus dem Paulus den Stand der Dinge in Thessalonich überbrachte, war es so wie er befürchtet hatte: Zusätzlich zu den normalen Problemen des Lebens kamen drei weitere Dinge dazu: Verfolgung, die Versuchung zum alten Lebensstil zurückzukehren, falsche Lehren. So sandte Paulus den Timotheus zurück nach Thessalonich (1Thess 3,2-3.5).

Anschliessend reiste Paulus weiter nach Korinth, von wo aus er die beiden Thessalonicher Briefe schrieb (Apg 18,11; 50-51 n. Chr.). Timotheus überbrachte ihm gute Nachrichten aus der Gemeinde (1Thess 3,6). Auch Silas kam aus Makedonien nach Korinth, wo Paulus war (Apg 18,5). So drückt Paulus in seinem ersten Brief seine Freude und seine Besorgnis aus für die Gemeinde (1Thess 3,10).

 

 III. Einteilung

Titel: Die Wiederkunft Christi.

1.  Grüsse an die Gemeinde (1,1-4).

2.  Paulus stärkt die Neubekehrten und erinnert sie daran wie es war, als er sie kennenlernte (Kap. 1-3).

a)  Denkt daran, wie ihr das Evangelium angenommen habt (1,5-10).

b)  Denkt daran, wie ich unter euch gewirkt habe (2,1-13).

c)  Denkt daran, wie wichtig ihr mir geworden seid (2,14 - 3,13).

3.  Paulus stärkt die Neubekehrten und erinnert sie an das Leben in Christus (Kap. 4-5).

a)  Führt ein geheiligtes Leben (4,1-12).

(1)  Haltet euch fern von der Unzucht (4,1-8).
(2)  Liebt einander und verhaltet euch vorbildlich gegenüber denen, die nicht zur Gemeinde gehören (4,9-12).

b)  Lebt mit der Hoffnung (4,13 - 5,11).

(1)  Christus kommt bald wieder (4,13-18).

(2)  Seid bereit, wenn Christus wiederkommt (5,1-11).

c)  Erfolgreiches Zusammenleben in der Gemeinde (5,12-22).

4.  Schlussgrüsse (5,23-28).

Schlüsselwort: Wiederkunft (Ankunft).

Schlüsselvers: „So werden eure Herzen gestärkt, dass euch kein Tadel trifft und ihr heilig seid vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit all seinen Heiligen, Amen“ (1Thess 3,13).

 

 IV. Lektionen

Der erste Thessalonicher Brief liefert uns wichtige Informationen über das zweite und endgültige Kommen Jesu Christi. Jesus lehrt, dass dafür eine einzige Stunde vorgesehen ist (Joh 5,28-29). Es wird nirgends in der Bibel von einer Entrückung der Gemeinde oder der Gläubigen nach tausendjähriger Herrschaft Christi auf Erden geredet! Es wird vielmehr gesagt, dass bei der Wiederkunft die bereits Verstorbenen in Christus zuerst auferstehen, um dann mit den Gläubigen, die noch auf der Erde leben in das ewige Himmelreich entrückt zu werden (1Thess 4,13-18). Die Thessalonicher befürchteten nämlich, dass die Gläubigen, die vor der Wiederkunft Christi sterben werden, diesen Tag nicht erleben können. Doch den grossen Gerichtstag werden alle Seelen erleben (Hebr 9,27), auch die Verstorbenen, d. h. die in den Gräbern sind (Joh 5,28-29).

Der Sinn und Zweck dieses Briefes ist die Gläubigen –

zu ermutigen, selbst in Zeiten der Verfolgung (3,1-5),

zu trösten durch das richtige Verständnis über die Verstorbenen in Christus (4,13-18),

zu ermahnen in Bezug auf die Wiederkunft Christi (5,1-11),

zu lehren über das erfolgreiche Zusammenleben in der Gemeinde (5,12-24).