Überblick-NT07b: 2. Thessalonicher

Überblick Neues Testament

 

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Der Apostel Paulus nennt sich zusammen mit seinen Reisegefährten, Silvanus und Timotheus (V. 1). Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, schrieb er den Schlussgruss mit eigener Hand (3,17). Er schreibt diesen zweiten Brief (ca. 51-52 n. Chr.) als Antwort auf den Bericht des Timotheus, der aus Thessalonich zurückkehrte (3,11). Die Sprache und der Stil hat vieles mit dem ersten Brief gemeinsam.

Dieser Brief wird nach seinen Empfängern benannt (1,1). Die neu gegründete Gemeinde bestand mehrheitlich aus Griechen, aber auch aus Juden (Apg 17,2-4). Die Juden in Beröa waren edler gesinnt als die in Thessalonich (Apg 17,10-13).

 

 II.   Hintergrund

Auf der zweiten Missionsreise fanden Paulus und seine Mitarbeiter einige in Thessalonich, die sich zu Christus bekehrten (Apg 17,1-4; ca. 49-50 n. Chr.). Die eifersüchtigen Juden aber machten einen Volksauflauf in der Stadt und suchten nach Paulus und Silas (Apg 17,5-9). Als sie Paulus und Silas nicht fanden, schleppten sie andere Christen vor die Regierung und beschuldigten sie, einen andern Kaiser als Herrscher zu haben. Die Geschwister der Gemeinde aber schickten Paulus und Silas noch in der Nacht zuvor weiter nach Beröa (Apg 17,10). In Beröa angekommen, verkündigten sie in der jüdischen Synagoge das Evangelium von Christus und bekehrten einige Juden und Griechen (Apg 17,12). Doch die eifersüchtigen Juden aus Thessalonich blieben Paulus auf den Versen und kamen nach Beröa, um Unfrieden zu stiften (Apg 17,13).

So zog Paulus weiter nach Athen und liess Silas und Timotheus zurück in der Hoffnung, dass sie ihm bald folgen werden (Apg 17,14-16). Paulus war besorgt um die Neubekehrten in Thessalonich, aber er konnte nicht zurückgehen (1Thess 2,17-18). Paulus reiste nach Korinth, von wo aus er die beiden Thessalonicher Briefe schrieb (Apg 18,11; 50-52 n. Chr.). Das heisst er schrieb seinen zweiten Brief gegen Ende des Jahres 51 n. Chr. oder anfangs 52 (Apg. 18,11).

Von Korinth aus sandte Paulus den Timotheus wieder zurück nach Thessalonich (1Thess 3,2-3.5). Als Timotheus zurückkam nach Korinth, berichtete er ihm über die Gemeinde in Thessalonich (2Thess 3,11) Dieser Bericht veranlasste Paulus einen zweiten Brief zu schreiben.

 

 III. Einteilung

Titel: Neubekehrte zurechtweisen.

1.  Grüsse (1,1-2).

2.  Besorgnis um die Thessalonicher (1,3-12).

a)  Sie wurden verfolgt (V. 3-6).

b)  Sie werden getröstet mit der machtvollen Wiederkunft Christi (V. 7-12).

3.  Zurechtweisung bezüglich den falschen Lehren über die Wiederkunft (Kap. 2).

a)  Klarstellung in Bezug auf die Wiederkunft des Herrn (V. 1-12).

b)  Warnung vor Abfall des Glaubens (V. 13-17).

4.  Gebot, sich von solchen zurück zu ziehen, die unordentlich Wandeln (3,1-15).

a)  Die Meisten folgten den Anweisungen des Paulus (V. 1-5).

b)  Die Unordentlichen meiden (V. 6-15).

5.  Segensgrüsse (3,16-18).

Schlüsselbegriffe: Das Zeichen des Gesetzesfeindes.

Schlüsselvers: „Niemand soll euch täuschen, auf keinerlei Weise! Denn zuerst muss der Widerruf [Abfall] kommen und der Feind des Gesetzes offenbar werden, der Sohn des Verderbens“ (2,3a).

 

 IV. Lektionen

Die Neubekehrten Thessalonicher hatten zwei Probleme, die eine Zurechtweisung nötig machten:

1.  Das zweite Kommen des Herrn Jesus (2,2; siehe 1Thess 4,13 - 5,11).

2.  Die Wichtigkeit der täglichen Arbeit nachzugehen (3,11; siehe 1Thess 4,11).

Es scheint, dass diese zwei Probleme in der Gemeinde sich eher verschlimmerten in Bezug auf ihren Alltag.

Zum Problem der Wiederkunft:
Es gab solche die lehrten, dass das zweite Kommen Christi bereits stattgefunden habe (2,2). Vielleicht haben einige nicht verstanden, dass Paulus nicht von einer leiblichen Auferstehung sprach, als er lehrte, dass wir mit Christus auferstanden sind zum neuen Leben und mit ihm regieren (Eph 2,5.6). Vielleicht nahmen diese Gläubigen deshalb an, die Auferstehung sei bereits geschehen (2 Tim 2,18). Mit solchen Theorien bedrängten sie die Gemeinde in Thessalonich (1,7; 2,2).

Zum Problem der täglichen Arbeit:
Es gab Gläubige, die nicht mehr arbeiteten und erwarteten, dass die Gemeinde sie unterstützen würde (3,11-12). Es kann sein, dass dies dieselbe Gruppe von Gläubigen war, die dachten, die Wiederkunft Christi sei schon geschehen und deshalb nicht mehr arbeiten wollten. Deshalb sagt Paulus: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ (3,10).

Paulus weist zwei Mal darauf hin, die Überlieferungen festzuhalten (2,15; 3,6). Es gibt viele menschliche Traditionen, Satzungen von Menschen, die nicht Gottes Geboten unterliegen (Mt 15,1-9). Paulus spricht in seinem Brief jedoch von göttlichen Traditionen, d. h. göttliche Überlieferungen, die den Gläubigen zu allen Zeiten geboten wurden, um eingehalten zu werden. Doch „der Feind des Gesetzes“ (2,3), wird sich auflehnen und andere mit menschlichen Lehren in die Irre führen (1,8). Darum gilt für alle, die gerettet werden wollen, die Liebe zur göttlichen Wahrheit zu pflegen und sich an Gottes Anweisungen zu halten (2,10).

Lieben wir die Wahrheit, d. h. die göttlichen Überlieferungen, die inspirierten Schriften der Bibel und halten wir uns an Gottes Gebote? Dann müssen wir uns auch keine Sorgen machen über die Wiederkunft Christi, der uns zu gegebener Zeit in den Himmel entrücken wird (1Thess 4,16-18). Bis zu diesem Tag gilt es tüchtig zu sein zu allem Guten und täglich zu Arbeiten, wie es der Wille des Herrn ist (3,12-13). Wenn Jesus wiederkommt sind wir nicht mehr von Lehrern abhängig, die uns die Ereignisse erklären müssen, denn alle werden IHN erkennen (Apg 1,11; Offb 1,7).