Offenbarung-20: Der Untergang des Teufels

Der Sieg Christi

 

 

 I.   Einleitung

Wir kommen nun zu dem meist missbrauchten Kapitel der Bibel. Es ist das Lieblingskapitel von Fanatikern und Irrlehrern. Dabei geht es ihnen vor allem um die tausend Jahre. Das Buch der Offenbarung ist wichtig, aber nicht weil es von symbolischen tausend Jahren spricht. Die übertriebene Aufmerksamkeit, die dem „Millenium“ gewidmet wird, ist unverhältnismässig über das hinausgewachsen, was die Bibel dazu aussagt. Es überdeckt die triumphierende Botschaft in diesem Kapitel.

An diesem Punkt angekommen, ist es wichtig sich daran zu erinnern, was Johannes ganz am Anfang seiner Offenbarungen schrieb (1,1): Er wies darauf hin, dass diese Offenbarungen von Ereignissen sprechen, die „in Kürze geschehen“ werden (1,1; 22,6). Was er ankündigt, wird sich bald erfüllen (1,3). Die Offenbarung muss also in erster Linie mit den Augen der Gläubigen im ersten Jahrhundert betrachtet und ausgelegt werden. Es gilt zu verstehen, dass die Offenbarung an die sieben Gemeinden in Asia gerichtet ist (1,4).

Gleichzeitig gilt es nicht zu vergessen, dass wir es mit apokalyptischer Literatur (= Enthüllung von Wahrheiten, siehe Griechische Begriffe: Offb-00g), einem Buch das von Symbolen spricht. Wir schauen auf Bilder und deshalb gilt es zu fragen: „Was lehrt uns dieses Bild?“ Oder noch besser: „Wie verstanden die damaligen Leser dieses Bild?“ Es geht in der Offenbarung nicht um eine fortlaufende Chronologie (= historische Auslegungsmethode).

Die Zahl 7 bekommt in diesem Buch eine besondere Bedeutung. Sie wird mehr erwähnt als im übrigen NT zusammen. Es ist eine Schlüsselzahl, die Vollständigkeit und Vollkommenheit bedeutet. Die Zahl 7 lässt uns den Fluss (die Gliederung) des Buches erkennen:

- Die sieben Gemeinden (Kap. 1-4).

- Die sieben Siegel (Kap. 5-8).

- Die sieben Posaunen (Kap. 9-14).

- Die sieben Zornschalen (Kap. 15-18).

- Das Ende (Kap. 19-22).

Es ist entscheidend, dass wir den grossen Zusammenhang im Buch erkennen, bevor wir uns mit den einzelnen Symbolen im Detail auseinandersetzen.

 

II.   Der Teufel wird gebunden (V. 1-3)

Vers 1: Der Engel mit dem Schlüssel.
Der Engel kann nicht Jesus sein, obschon Jesus über sich sagt (Kap. 1,18), dass er die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt besitzt. Jesus tritt im ganzen Buch nie als Engel in Erscheinung. Die symbolischen Darstellungen dürfen nicht miteinander vermischt werden. Es geht hier hauptsächlich um das göttliche Wesen mit grosser Vollmacht (die Jesus ja auch einem Engel übertragen kann). Ein Engel ist ein Bote Gottes, der im Auftrag des Himmels gesandt wird. Offenbar genügt ein Engel ohne Namen aus dem Himmel, um den grossen Drachen zu unterwerfen. Dabei kann es sich nicht um denselben Engel wie in Kapitel 9,1 handeln. In Kapitel 9,1 wird von einem gefallenen Engel (oder Stern) gesprochen. Dieses Bild in Kapitel 20,1 schildert uns einen Engel, der aus dem Himmel kommt.

Der Abgrund (ἄβυσσος) ist nicht die Hölle, sondern das symbolische Gefängnis der Feinde Gottes. Das Tier aus dem Meer kommt aus dem Abgrund (11,7; 13,1; 17,8). Der Drache wird in diesem Abgrund gefangen gehalten (V. 3).

Der Schlüssel und die grosse Kette. Der Schlüssel steht symbolisch für die Vollmacht. Die Kette steht symbolisch für das Binden von Gefangenen. Solche eisernen Ketten wurden bei den Römern für die Gefangenen gebraucht. Es war unmöglich, sich mit eigener Kraft von solchen Ketten loszureissen.

Vers 2: Der Drache wird für tausend Jahre gefesselt.
Der Drache muss nicht ausgelegt werden, da er ja im Text selbst offenbart wird. Als roter Drache symbolisiert er ein wildes Biest mit grosser Kraft. Als alte Schlange symbolisiert er die listige Verführung, der schon Adam und Eva im Paradies erlagen (2Kor 11,3). Als Teufel symbolisiert er das Kaos, das er verursacht (d. h. Diabolos = Durcheinanderwerfer) und die Angst, die er verbreitet, wenn er umherstreift wie ein brüllender Löwe (1Petr 5,8). Als Satan symbolisiert er der Gegner oder Feind, der sich Gottes Plänen widersetzt (Mt 16,23; Mk 1,13; 1Thess 2,18).

Der Drache wird trotz seiner grossen Kraft und seinem extremen Widerwillen problemlos gefesselt, so dass seine Wirkungsmacht stark eingeschränkt ist. Ein einziger Engel vermag ihn mühelos zu packen und zu binden. Es wäre töricht zu glauben, dass ein geistiges Wesen, wie der Teufel, mit einer eisernen Kette gebunden werden könnte. Das ist natürlich nicht wortwörtlich zu verstehen. Gleicherweise sind auch die tausend Jahre symbolisch gemeint. Ebenso wäre es töricht zu behaupten, die Kette sei symbolisch und die tausend Jahre wortwörtlich zu verstehen (das wäre willkürliche Auslegung).

Die Schriften lehren, dass der Teufel mit der Geburt Christi gebunden wurde. Es wurde vorausgesagt (Gen 3,15), dass der Nachwuchs (Jesus) der Frau, der Schlange den Kopf zertreten wird (Röm 16,20; 1Joh 3,8; 1Kor 15,25). Dies erfüllte sich, als Jesus seine Macht über die Dämonen demonstrierte (Mt 12,29). Die zweiundsiebzig Jünger bestätigten, dass ihnen die Dämonen untertänig seien (Lk 10,17). Jesus antworte ihnen (Lk 10,18): „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ Damit wurde Satan vorerst nicht zerstört, sondern nur in seiner Macht geschwächt oder eingeschränkt.

Später erklärte Jesus seinen Jüngern, dass „der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werde“ (Joh 12,31) durch seinen Tod am Kreuz. Jesus sagte auch, in Bezug auf das was das Gericht betrifft (Joh 16,11), „... dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ Diesem Gedanken stimmt Paulus zu, indem er schreibt (Kol 2,15): „Die Mächte und Gewalten hat er ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt, ja im Triumphzug hat er sie mit sich geführt.“

Der Höhepunkt der Fesselung Satans geschah durch den Tod Jesu Christi am Kreuz (Hebr 2,14-15). Der Tod Jesu zerstörte die Macht der Sünde. Die Auferstehung Jesu zerstörte die Macht des Todes. Dazu ist Jesus auf diese Welt gekommen, „dass er die Werke des Teufels zerstöre“ (1Joh 3,8). In Offb 12 wird gesagt, dass der Teufel „hinabgeworfen wurde“ (V. 9-10). Dieser Sieg wurde durch das Blut des Lammes am Kreuz errungen (V. 11). Es geht hier nicht um einen Sieg, der in der Zukunft liegt und sich erst mit der Wiederkunft Christi erfüllen wird. Der Teufel ist bereits heute gebunden und eingeschränkt, wie ein Hund an einer Kette, zwischen zwei Bäumen.

Ist der Teufel machtlos, weil er gebunden ist?
Das griech. Wort für binden oder fesseln (δέω) bedeutet nicht, dass er völlig unfähig ist zu Handeln. Dasselbe Wort wird auch bei Paulus gebraucht, als er in römischer Gefangenschaft war und weiterhin ein aktives Leben führte (Apg 28,20). Gleicherweise wird dasselbe Wort in einer bildlichen Weise gebraucht (Röm 7,2), um zu erklären, dass eine verheiratete Frau durch das Gesetz an ihren Mann gebunden ist, solange er lebt. Sie war aber nicht in jeder Hinsicht eingeschränkt. Die Frau war nur gebunden an ihren Mann, indem sie nicht wieder heiraten durfte, solange ihr Mann noch lebte. In unserem Text wird gesagt, dass der Teufel in einem präventiven Sinn gebunden wurde, „damit er die Völker nicht mehr verführte“ (V. 3). Er wurde noch nicht bestraft und in jeder Hinsicht handlungsunfähig gemacht. Er hat ja noch Diener, wie Paulus bestätigt (2Kor 10,14-15).

Der Teufel ist also nach wie vor aktiv (vom Gefängnis aus)! Sein Ziel ist es, so viel Schaden wie möglich anzurichten, denn er weiss, dass seine Zeit sehr beschränkt ist (Offb 12,12c). Er versucht Menschen gegeneinander aufzuhetzen (Tit 3,3). Er versucht vergebens, die universale Gemeinde Jesu zu zerstören (Mt 16,18). Er kann aber Menschen nicht über ihr Vermögen versuchen lassen (1Kor 10,13; 2 Petr 2,9). Wer sich Gott im Glauben unterwirft, vor dem wird der Teufel fliehen (Jak 4,7; Eph 6,16).

Das Licht des Evangeliums scheint in die Finsternis und deckt die Absichten Satans auf (2Kor 2,11). Bsp. Er ist wie ein Raubtier im Dschungel, vor dem die Tiere auf den Bäumen laut warnen. Nur wer die Warnungen nicht ernst nimmt und sich in Sicherheit wiegt, muss damit rechnen, von ihm überrascht zu werden. Der Apostel Johannes bezeugt (1 Joh 5,18b): „Wer aus Gott gezeugt ist, wird bewahrt, und der Böse tastet ihn nicht an.“ Satan ist also eingeschränkt, aber noch nicht vollends zerstört.

Vers 3: Die Macht des Teufels.
Der Engel wirft den gebundenen Teufel in den Abgrund, der Ort, wo sich Dämonen befinden (Lk 8,31). Dieser Ort wird nicht nur zugemacht und abgeschlossen, sondern auch versiegelt. Das bedeutet, von allen Seiten unzugänglich gemacht. Genauso wurde das Grab Jesu versiegelt, damit er nicht entweichen konnte, wenn er denn ein gewöhnlicher Mensch gewesen wäre (Mt 27,66). Auch die Buchrolle Gottes war sogar mit sieben Siegeln versiegelt (5,1). Das Ziel ist, dass der Teufel die Völker nicht länger verführen kann. Denn das Evangelium Christi hindert den Teufel in seiner Wirksamkeit. Wenn das Evangelium den Menschen gepredigt wird, dann ist das Böse eingeschränkt. Die gute Botschaft bewirkt Gutes unter den Menschen. Die gute Botschaft befreit Menschen aus der Sklavschaft der Sünde. Die Macht Satans ist also gebrochen, aber nicht zerstört.

Mit dem Teufel kam die Sünde und der Tod in diese Welt (Gen 2,17; 3,19; Röm 5,12). Doch Jesus hat mit seinem Tod am Kreuz, der Sünde und dem Tod die Kraft genommen (1Kor 15,54-58). Weil der Teufel nicht allwissend ist wie Gott, konnte er nicht vorhersehen, dass Jesus durch das Kreuz und die Auferstehung den Sieg erringen wird. Das ist aber noch nicht die endgültige Niederlage des Teufels!

Der Teufel wird für tausend Jahre gebunden und dann für „kurze Zeit“ aus dem Abyssus freigelassen. Wie alle übrigen Zahlen in der Offenbarung, müssen auch die tausend Jahre symbolisch verstanden werden. Tausend drückt die Vollständigkeit oder Gesamtheit einer grossen Menge aus (10x10x10). Auch an verschiedenen anderen Stellen wird diese Zahl symbolisch eingesetzt (Hiob 9,3; 33,23; Ps 50,10; 90,4; 105,8; Koh 6,6; 7,28; 2Petr 3,8).

Einschub: Bedeuten die tausend Jahre das christliche Zeitalter?
Der biblische Text spricht davon, dass nach den tausend Jahren Satan für „kurze Zeit” losgelassen wird. Das würde bedeuten, dass das christliche Zeitalter nach den tausend Jahren endet. Bei den tausend Jahren geht es aber nicht so sehr um eine bestimmte Zeitspanne, als vielmehr um ein Konzept. Die tausend Jahre unterstreichen die Vollständigkeit einer langen Regierungszeit. Während die kurze Zeit bestätigt, dass die Tage Satans kurz und gezählt sind. Das heisst, im Gegensatz zu den tausend Jahren, sind die Tage Satans sehr kurz, in denen er durch seine Diener wirken kann.

Es ist schwierig, nicht in zeitlichen Perioden zu denken, wenn wir Offb 20 lesen. Doch die kurze Zeit steht in starkem Kontrast zur langen Gesamtheit der tausend Jahre. Sie kann bis zur Wiederkunft Christi überall und immer wieder auftreten. Das bedeutet Hoffnung für alle Verfolgten aller Generationen, denn Satan ist unter Gottes Kontrolle und vermag nur beschränkt zu wirken (12,12). Die kurze Zeit bezieht sich also nicht unbedingt auf eine bestimmte Zeit vor der Wiederkunft Christi (Mt 24,36-44). Sie kann nicht sicher bestimmt werden! Vers 3 gibt keinen Anlass zu glauben, dass die kurze Zeit, in der Satan freigelassen wird, vor dem Weltende (d. h. vor der Wiederkunft Christi) stattfindet. Die Verfolgungszeit von dreieinhalb Jahren (oder 1260 Tagen), die kurze Zeit der Märtyrer (42 Monate) und die kurze Zeit der Freilassung Satans, bedeutet dasselbe und ist bereits (mindestens einmal) eingetreten.

Für die verfolgten Gläubigen, damals wie heute, ist dieses gezeichnete Bild ein grosser Trost, der sie mit Hoffnung und Freude erfüllt. Denn der Teufel hat keinen unbeschränkten Spielraum. Durch das Kreuz Christi wurde der Teufel besiegt und gebunden. Der Tod Jesu zerstörte die Macht der Sünde. Die Auferstehung Jesu zerstörte die Macht des Todes. Der Teufel wirkt zwar noch immer, aber er ist eingeschränkt und seine Niederlage ist vorprogrammiert.

Er besitzt noch einige Werkzeuge, die für ihn arbeiten, z. Bsp.:

- das Meeresungeheuer in Kap. 13 (Politik und Regierung),

- das Landbiest in Kap. 13 (religiöse Irrlehrer),

- die Hure auf dem scharlachroten Tier in Kap. 17 (sie verführt die Mächtigen der Welt).

Doch der endgültige Untergang der bösen Mächte steht kurz bevor, wie wir sehen werden.

 

III. Die Irrlehren des Chiliasmus

Das ist die Hauptstelle des ganzen Neuen Testaments, auf dem die Irrlehren des Chiliasmus aufgebaut werden. Die Lehre der tausend Jahre: lateinisch Millenium, griechisch Chiliasmus. Kurz gesagt, geht es um das Verständnis des tausendjährigen Reichs und ob diese Zeit vor oder nach der Wiederkunft Christi stattfinden wird. (Siehe das Reich Gottes-10b: Der Prämillenialismus.)

Was in der Offenbarung 20,1-10 nicht gesagt wird:

1. Es wird nicht gesagt, dass Jesus auf diese Erde zurückkommen wird. Seine Wiederkunft wird hier gar nicht erwähnt.

2. Es wird nicht gesagt, dass Jesus auf dieser Erde regieren wird. Der Ort der Herrschaft wird hier nicht erwähnt.

3. Es wird nicht gesagt, dass Jesus für tausend Jahre regieren wird. Es ist nur von der Dauer der Herrschaft der Heiligen die Rede.

4. Es wird nicht gesagt, dass die Märtyrer eine irdische Herrschaft antreten. Vom Ort wird nichts gesagt.

5. Es wird nichts gesagt über eine zweite Wiederkunft Christi. Das ist eine Annahme der Prämillianisten.

6. Es wird nicht gesagt, dass die Herrschaft der tausend Jahre nach der zweiten Wiederkunft Christi stattfinden werde. Das ist eine Annahme.

7. Es wird nicht gesagt, dass Jesus in Jerusalem regieren wird. Jerusalem wird gar nicht erwähnt.

8. Es wird nicht gesagt, dass Jesus auf dem Thron Davids regieren werde. Davids Thron wird hier gar nicht erwähnt.

9. Es wird auch nichts über den Thron Jesu gesagt. Es werden nur die Throne der Märtyrer erwähnt, die wiederum nicht irdisch regieren.

10. Es wird nicht gesagt, dass die Heiligen leiblich auferstehen werden. Es ist nur von Seelen die Rede.

11. Es wird nicht gesagt, dass alle verstorbenen Gerechten mit Christus herrschen werden. Es ist nur von den heiligen Märtyrern die Rede.

12. Schliesslich wird auch nicht von einer Schlacht in Harmagedon gesprochen. Denn Gott wird Feuer vom Himmel regnen lassen, bevor der Teufel überhaupt kämpfen kann. (Auch wird in Offb 16,16 nicht gesagt, dass dort eine Schlacht stattfindet, sondern nur eine Sammlung der Armeen.)

 

 IV.  Die tausend Jahre (V. 4-8)

Vers 4: Die, welche mit Christus herrschen.
Es ist von zwei Gruppen die Rede: die Märtyrer und die übrigen Heiligen (V. 4b).

Sie alle zählen zu den Verfolgten, die dem Herrn bis zum Tod treu geblieben sind, die das Tier nicht angebetet haben (13,4.8), noch sein Bild (13,14-15), die das Zeichen auf der rechten Hand oder der Stirn nicht angenommen haben (13,16-17).

Die bereits verstorbenen Seelen werden lebendig und herrschen mit Christus. Sie werden ganz bewusst als „Seelen“ bezeichnet, weil sie keinen fleischlichen Körper mehr besitzen. Sie sind für das Zeugnis Christi bereits verstorben (in den ersten Jahrhunderten, der grossen Christenverfolgungen). Das heisst, diese Märtyrer und übrigen Heiligen dürfen sich früher als alle anderen auf den Thron Christi setzen (Mt 10,39). Die Märtyrer wurden schon einmal erwähnt (Offb 6,9-11). Dabei handelt es sich nicht bloss um solche, die enthauptet wurden. Es sind alle gemeint, die in irgendeiner Weise um Christi Willen den Tod erlitten haben (sei es durch Kreuzigung, durch wilde Tiere in der Arena, oder durch andere Methoden). Die übrigen Heiligen sind die, welche keinen Märtyrertod erlitten haben, sondern als treue Gläubige in der Verfolgungszeit verstarben. Dies deutet auf eine Verfolgungszeit der Gläubigen hin, die jedoch im grossen Sieg für sie enden wird.

Jesus verspricht allen Märtyrern und übrigen Heiligen jener Zeit, dass er sie nicht wie die übrigen Verstorbenen im Hades lassen – sondern direkt in sein himmlisches Reich versetzen wird. Dies ist eine Belohnung für alle, die eine besonders schwere Verfolgungszeit unter der römischen Herrschaft durchmachten (die bis ca. 450 n. Chr. andauerte). Sie werden mit Christus herrschen und zwar 1’000 Jahre lang (steht symbolisch für eine lange Zeitspanne, d. h. bis zur Wiederkunft Christi). Der Begriff „Throne“ (plural) ist genauso symbolisch zu verstehen wie die übrigen Bilder und bedeutet Macht, Herrschaft, Gericht ausüben (wie Könige oder Richter).

Vers 5: Die anderen Toten.
Dies scheint ein Hinweis auf die Gläubigen im AT zu sein, die ebenfalls mit dem Blut Jesu gereinigt wurden (Röm 3,24-26; Hebr 9,12.15; 10,14-17). Dieses Bild ist nicht neu, denn schon die alttestamentlichen Propheten sprachen vom Triumpf Juda und Israel über den Götzendienst, die assyrische und babylonische Gefangenschaft. Juda und Israel soll vom Tod auferweckt werden (Jes 26,19; Hos 3,14; Ez 37,1-14).

Alle verstorbenen Gläubigen aus dem AT und NT – bleiben im Hades bis Christus wiederkommt, auch die, welche nach dieser schrecklichen Verfolgungszeit sterben (d. h. wir: Mt 10,39). Die erste Auferstehung ist also die Auferstehung der Märtyrer und Heiligen aus der grossen Verfolgungszeit durch die Römer, die direkt ins Himmelreich Christi versetzt werden. Hier ist nicht von einer körperlichen Auferstehung die Rede, sondern von der Auferstehung, die direkt in das himmlische Reich Gottes führt. Die zweite Auferstehung ist körperlich und bezieht sich auf das grosse Endgericht Gottes (Joh 5,28-29). 

Vers 6: Der zweite Tod.
Was ist mit dem zweiten Tod gemeint? Der zweite Tod wird in Vers 14 und 21,8 erklärt. Er ist der Feuersee, die ewige höllische Verdammnis. Der zweite Tod bedeutet die Verurteilung aller Gottlosen. Der zweite Tod hat jedoch keine Macht über die Gläubigen (2,11). Alle treuen Gläubigen sind Priester Gottes und Christi, die geistliche Opfer darbringen (1Petr 2,5.9). Sie werden nicht vom kat. Papst eingesetzt, sondern von Gott persönlich bei ihrer Bekehrung (1,6).

Der Heilige Geist sichert allen Gläubigen durch den Mund des Johannes zu, dass sie mit Christus herrschen werden (Offb 14,13): „Selig die Toten, die im Herrn sterben von jetzt an! Ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke begleiten sie.” „… die im Herrn sterben” bedeutet den ersten Tod.

Der Gemeinde in Laodizea schreibt er (3,21): „Wer den Sieg erringt, soll mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie ich, nachdem ich den Sieg errungen habe, mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.” Mit ähnlichen Worten beten die vier Wesen und die 24 Ältesten vor dem Thron Gottes das Lamm singend an, mit den Worten: „Du hast sie für unseren Gott zu einem Königreich und zu einer Priesterschaft gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.” Die irdische Herrschaft ist symbolisch und bedeutet hauptsächlich Sieg! Weil die zum Herrn Bekehrten zur königlichen Familie gehören, sind sie Gottes heilige Priester, die mit Christus, dem König mitherrschen. Dabei geht es um die gemeinsame Herrschaft über die Sünde (Röm 6,14). Ansonsten wird in der Bibel nichts weiteres über diese Herrschaft gesagt.

Vers 6 enthält die fünfte Seligpreisung (von 7) in der Offenbarung. Johannes bestätigt damit, dass der physische Tod nicht das Ende der Beziehung mit Gott bedeutet für einen Gläubigen. Im Gegenteil! Es ist der Beginn der wunderbaren Segnungen, die uns versprochen wurden und schliesslich zuteilwerden (Kol 3,3-4).

Vers 7: Die Freilassung des Teufels.
Wie die meisten Inhaftierten nichts lernen, hat auch Satan in seiner 1 000 jährigen Gefangenschaft nichts gelernt. Tatsache ist, er besitzt nicht die Macht zu entscheiden, was mit ihm geschieht. Einmal wird er von einem Engel gefangengenommen, dann wird er für kurze Zeit freigesetzt. Anschliessend wird er offenbar ohne Mühe wieder eingefangen und endgültig verurteilt.

War der Teufel bereits in der Hölle?
Nein! Er wird aus einem Gefängnis im Abgrund kurz losgelassen. Er wird seinen Untergang mit seinen Nachfolgern im Feuersee finden, welcher symbolisch für die Hölle steht.

Vers 8: Die Sammlung zum Krieg.
Nichts kann den Teufel zur Einsicht und Umkehr bringen. Das erste, was er nach seiner Freilassung tut ist, die Völker verführen, um möglichst viele Seelen in den Abgrund mitzureissen. Anschliessend sammelt er so viele Anhänger wie möglich zum Krieg gegen den allmächtigen Gott.

Hat der Teufel tatsächlich noch nicht begriffen, dass seine Chancen völlig aussichtslos sind? Ein einziger Engel vermag ihn mühelos zu packen und zu fesseln (V. 2). Jeder Heerführer überlegt sich doch vor einem Krieg genau die Kosten und die Strategie (Lk 14,31-32)!

Was ist mit Gog und Magog gemeint?
Das sind symbolische Namen für die Völker, die aus allen vier Himmelsrichtungen die himmlische Stadt angreifen. Die gottlosen Nationen aus der ganzen Welt werden als Gog und Magog bezeichnet. Die vier Enden oder Ecken der Erde bedeuten nichts anderes, als die ganze Welt. Der Teufel hat seine Strategie geändert. Er arbeitet nicht mehr bloss durch eine einzige Weltmacht mit dem Kaiserkult. Vielmehr verführt er mit vielen Methoden alle Völker in der Welt.

Der Prophet Hesekiel sprach von einem Fürsten Gog im Lande Magog (Ez 38,2), der Israel bedrohte (Ez 38-39). Dieses Bild gebraucht Johannes, um symbolisch anzudeuten, dass mit Gog im Lande Magog nun die ganze Welt gemeint ist. Mit anderen Worten; eine unzählbare Schar gottloser Menschen sammelt sich mit dem Teufel, um die heilige Gemeinde des Herrn zu zerstören.

Es handelt sich dabei um denselben Krieg, von dem wir schon in Kapitel 16,14-16 und 19,19 gelesen haben. Dabei gilt es zu verstehen, dass hier nicht von der gesamten Menschheit bei der Wiederkunft Christi die Rede ist, sondern von den Menschen damals, die sich wie eine gewaltige Armee gegen Gott und seine Nachfolger stellte.

 

 V.  Das Endgericht (V. 9-15)

Verse 9-10: Der Untergang der Feinde Gottes.
Diese feindliche Armee ist zahlreich wie der Sand am Meer und bedroht Jerusalem, die geliebte Stadt. Das Lager und die geliebte Stadt symbolisieren nicht zwei unterschiedliche Orte oder Gruppen von Menschen. Sie weisen auf zwei Aspekte der universalen Gemeinde hin: Das Lager (παρεμβολή, Hebr 13,11.13) spricht von der Verantwortung und erinnert an die Pilgerschaft des Glaubens auf der Wüstenwanderung ins verheissene Land (Hebr 11,13-16). Die geliebte Stadt (πόλις) bedeutet Belohnung und war für die Juden nichts anderes als Jerusalem, der Berg Zion (Hebr 12,22-24; Gal 4,26). Die geliebte Stadt und das Lager stehen also für die Heiligen oder das Volk Gottes, das bedroht wird von der feindlichen Armee.

Im ersten Moment scheint es hoffnungslos auszusehen für die Gläubigen. Doch das sieht nur mit weltlichen Augen so aus. Der Teufel macht sich gross wie ein aufgeblasener Ballon. Bevor der Krieg begann, da war er schon zu Ende. Feuer vom Himmel vernichtet sie alle, wie damals Sodom und Gomorra (Gen 19,24).

Gott versprach dem Propheten Hesekiel, dass er „Feuer gegen Magog” senden wird (Ez 39,6). Genauso wird es am jüngsten Tag sein, wenn der Herr „vom Himmel her erscheint mit den Engeln seiner Macht, in loderndem Feuer. Dann wir er Vergeltung üben an denen, die Gott nicht kennen und die dem Evangelium Jesu, unserem Herrn, nicht gehorchen” (2Thess 1,7-8).

Gottes Übermacht ist zu gross, um gegen ihn anzukämpfen (6,17). Jeder aufgeblasene Ballon zerplatzt und zerfällt in Fetzen. Alle Anhänger des Bösen werden mit einem Schlag vernichtet. Gott lässt sich nicht auf einen Krieg ein, noch muss er um seinen Sieg kämpfen. Der allmächtige Gott kann mit seiner unbesiegbaren Stärke jede Macht in einem Augenblick ausschalten, wenn er will. Genauso wird es am Ende der Welt sein!

In Vers 10 wird beschrieben, dass der Teufel in den Feuersee geworfen wird, samt seinen Agenten und Nachfolgern:

- Agenten =das Meeresungeheuer, der falsche Prophet oder das Landbiest.

- Nachfolger = die zahlreiche Schar wie Sand am Meer.

Auch diese Darstellung ist symbolisch und beschreibt den Untergang des Bösen auf zweierlei Weise:

- Der Untergang des römischen Reiches (476 n. Chr.).

- Der grosse Gerichtstag am Ende der Welt.

Der Teufel ist noch nicht in der Hölle, aber er wird am jüngsten Tag bestraft werden und schliesslich im Feuersee enden. Er hat offensichtlich keine Kontrolle über das, was mit ihm geschieht:

Zuerst wurde er auf die Erde geworfen (12,9).

Dann wurde er in den Abgrund (Abyss) geworfen und eingesperrt (20,3).

Schliesslich wurde er zur Strafe in den Feuersee geworfen (20,10).

Zusammenfassung:
Der zentrale Punkt der Offenbarung des Johannes hat mit Gottes Gerichten in der damaligen Geschichte zu tun, besonders mit den Gerichten gegen das römische Reich das die Gemeinde Jesu verfolgte. Diese Gerichte Gottes wurden eindrücklich und mit enthüllenden (= apokalyptischen) Symbolen porträtiert

- Das Gericht über die Ungläubigen (11,15-18).

- Das Gericht der dritten Zornschale, wo die Feinde das Blut der Heiligen trinken mussten (16,5).

- Das Gericht über die Hure (18,8; 19,2).

- Das Gericht über das Meeresungeheuer und der falsche Prophet (19,11-21).

Die Botschaft des Johannes über das damalige Rom und seinen Verbündeten wäre also hiermit abgeschlossen.

Doch der Heilige Geist Gottes geht hier noch viel weiter, indem er dem Johannes offenbart, was in der Menschheitsgeschichte tausende von Jahren später geschehen wird. In den kommenden Versen von Kapitel 20, geht es um die Wiederkunft Christi und dem göttlichen Gericht über die Menschheit. Dieses Gericht wird gerecht, endgültig und unausweichbar sein. Anschliessend erfährt Johannes in Kapitel 21 und 22 etwas über das himmlische Jerusalem und die ewige Herrlichkeit. Diese verheissungsvollen Aussichten, ermutigen nicht nur die Christen damals, sondern alle Gläubigen auf der ganzen Welt, in allen Generationen. Es gibt allen Grund zur Hoffnung auf den grossen Sieg, den der Herr auch uns versichert.

Die bevorstehende Gerichtsszene stimmt mit den Tatsachen, die uns durch das gesamte Neue Testament offenbart werden, überein (Apg 17,30-31). Die gesamte Menschheit wird sich vor dem mächtigen Thron Gottes versammeln, um vor dem Richterstuhl Christi gerichtet zu werden (Hebr 9,27). Jeder wird einmal empfangen, was seinen Taten im irdischen Leben entsprachen; es sei gut oder böse (2 Kor 5,10). Salomo sagte einmal (Koh 11,9): „Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend, und dein Herz erfreue dich in deinen Jugendtagen. Geh deinen Weg mit Verstand und mit offenen Augen. Und wisse, dass über all dies Gott mit dir ins Gericht gehen wird.”

Vers 11: Der weisse Thron Gottes.
Dieser Thron wurde uns in Kapitel 4 bereits detailliert vorgestellt. Er ist gross, weil er über jede andere Macht herrscht. Er ist weiss, weil derjenige, der darauf sitzt, rein und heilig ist. Es handelt sich ohne Zweifel um Gottes Richterstuhl, vor dem wir alle einmal stehen werden (Röm 14,10).
Beide, der Vater und der Sohn, sitzen auf diesem Thron (Apg 2,34; Hebr 1,8; 12,2; Offb 12,5). Jesus hat sich auf den Thron Davids gesetzt (Lk 1,32). Der Vater hat das Gericht ganz dem Sohn übergeben (Joh 5,22; Mt 25,31). Jesus verspricht seinen Aposteln, dass sie mit ihm auf dem Thron sitzen werden (Mt 19,28). Jesus verspricht aber auch allen Nachfolgern, dass sie mit ihm auf dem Thron sitzen und mit ihm herrschen werden (Offb 3,21).

Sogar Himmel und Erde fliehen vor den Angesicht Gottes.
Gottes Herrlichkeit ist so überragend, dass die Erde verblasst. Im nächsten Kapitel werden wir sehen, dass der erste Himmel und die erste Erde dem neuen Himmel und der neuen Erde Platz machen müssen (21,1). Das heisst, dass die materielle Erde sich in der Gluthitze auflösen wird (2Petr 3,10). Wie die Inseln und Berge von der göttlichen Gegenwart verschwanden, nachdem die siebte Zornschale ausgegossen wurde (16,20), so fliehen nun Himmel und Erde vor dem Angesicht Gottes (Hebr 1,10-12; Ps 102,25-27).

Verse 12-14: Das grosse Gericht Gottes.
Johannes sieht die Grossen und Kleinen, d. h. die Wichtigen und Unwichtigen, die Reichen und die Armen usw., vor dem Richterstuhl Gottes. Aus der Bibel wissen wir, dass Gott nicht die Person ansieht (Röm 2,11; Apg 10,34; 1Sam 16,7). Alle werden die Posaune hören, die am jüngsten Tag erschallt und niemand kann dem Gericht entgehen:

Alle Seelen werden vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen, da wird es keine Ausnahmen geben (2Kor 5,10). Ob sie im Meer umgekommen oder eines gewöhnlichen Todes gestorben sind. Ob sie noch auf dieser Erde leben oder bereits verstorben sind und sich im Hades (= Unterwelt) befinden. (Siehe Serie „Letzte Dinge” oder „Wiederkunft und Gericht”, Lektion 3: Der Hades.) Aus allen Bereichen werden die Seelen zusammengerufen und vor dem Thron Gottes versammelt (Joh 5,28-29). Das zeigt, dass unser fleischlicher Tod nicht das Ende des Lebens ist. Die Seele des Menschen lebt weiter und ist unsterblich!

In der Offenbarung wird der Tod oft zusammen mit dem Hades erwähnt (1,18; 6,8; 20,13.14). Der Tod fordert von uns den Leib. Der Hades fordert von uns die Seele. Dem vierten Reiter mit dem fahlen Pferd folgten in Kapitel 6 der Tod und der Hades.

Der König David deutete auf Christus, indem er sagte (Apg 2,27): „Denn du [Gott] wirst meine Seele nicht der Unterwelt [Hades] überlassen noch deinen Heiligen Verwesung schauen lassen.” Der allmächtige Gott hat es so eingerichtet, dass keine Seele vergessen wird, sondern jeder seine Bestimmung empfängt.

Apg 17,30: „Über die Zeiten der Unwissenheit sieht Gott nun hinweg und ruft jetzt alle Menschen überall auf Erden zur Umkehr. Denn er hat den einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann [Jesus], den er dazu bestimmt hat, indem er ihn vor allen Menschen beglaubigte durch die Auferstehung der Toten.”

1Kor 15,51: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Nicht alle werden wir entschlafen, alle aber werden wir verwandelt werden, im Nu, in einem Augenblick, beim Ton der letzten Posaune; denn die Posaune wird ertönen, und die [alle] Toten werden auferweckt werden, unverweslich, und wir werden verwandelt werden.”

Weil Fleisch und Blut vergänglich sind, haben die verstorbenen Seelen nach ihrem irdischen Tod bereits einen unvergänglichen Leib empfangen. Die, welche sich bei der Wiederkunft Christi noch im irdischen Leben befinden, werden in einem Augenblick verwandelt und erhalten auch einen unvergänglichen Leib (1Kor 15,53).

Nachdem diese Verwandlung vom verweslichen Leben ins Unverwesliche stattfand, beginnt das Endgericht Gottes (V. 12). Es gibt einige, die hier einwenden, dass die Heiligen nicht in ein Gericht kommen werden, sondern direkt vom Tod ins Leben übergehen, wie Jesus sagte (Joh 5,24). Paulus schreibt den Gläubigen in Rom (Röm 2,6-8), dass der Herr jedem nach seinen Taten vergelten wird. Der Apostel Petrus sagt, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnt (1Petr 4,17). In Matthäus 25 erklärt Jesus, dass beim Endgericht die Schafe zur rechten und die Böcke zur linken Seite aussortiert werden (Mt 25,31-46). Im Gleichnis vom Unkraut im Acker werden die Diener angewiesen, den Weizen mit dem Unkraut bis zur Erntezeit wachsen zu lassen, um dann alles gleichzeitig auszusortieren (Mt 13,36-43). Das Gesamtzeugnis der Heiligen Schriften spricht davon, dass eines Tages alle das Angesicht Gottes sehen werden.

Bedeutet das, dass wir alles detailliert über das Gericht wissen? Nein! Wir Menschen sind wie ungeborene Babys, die vom Mutterleib aus versuchen zu erklären, wie es nach unserer Geburt einmal sein wird. Wir können nur mit den Informationen leben, die uns durch die Bibel gegeben worden sind und die geben uns über den Gerichtstag keine detaillierte Abwicklung. Mit anderen Worten: Alles, was für uns wichtig ist, ist die Tatsache, dass niemand sich am Gerichttag Gottes krankschreiben lassen kann, denn alle werden dabei sein!

Jesus sagt (Joh 12,48): „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter. Das Wort, das ich gesprochen habe, das wir ihn richten am Jüngsten Tag.”

Wir werden also nicht anhand von Büchern oder von Aussagen der Menschen gerichtet. Es gilt allein das Wort Jesu, die Lehre Christi, die Bibel. Laut Johannes werden Bücher aufgeschlagen: Das sind symbolische Bücher im Himmel. Bücher, in denen alle unsere Taten aufgeschrieben wurden. Wir werden also nicht nach unserer Erkenntnis gerichtet, sondern nach unseren Taten! Einige mögen einwenden: „Aber wir können doch den Himmel nicht durch Werke erarbeiten! Wir können niemals genügend gute Werke vollbringen (gem. Eph 2,8-9), um am Ende gerettet zu werden!” Das stimmt, aber es geht hier nicht um Werke, mit denen wir das Heil erwerben, sondern um Werke, die unseren Glauben beweisen!

Jak 2,26: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.”

Eph 2,10: „Denn sein Gebilde sind wir, geschaffen in Christus Jesus zu einem Leben voller guter Taten, die Gott schon breitgestellt hat.”

Wer vorgibt, Gott zu kennen, ihn aber durch seine schlechten Taten verleugnet, der ist ein Greuel (Tit 1,16). Eine irrige Vorstellung ist auch, dass die Engel alles genau aufschreiben, was jeder einzelne getan oder nicht getan hat im Leben. Doch diese Bücher stehen vielmehr für die Allwissenheit Gottes. Gottes Augen entgehen nichts und wir können uns vor dem Allmächtigen auch nicht verstecken (Ps 139). Hiob bekannte: „Gott sieht alles” (Hiob 28,24). Jesaja staunte: „Gott ruft alle Sterne im Universum mit Namen” (Jes 40,26). Jesus sagte sogar, dass beim Vater all unsere Haare auf dem Kopf gezählt sind und kein Spatz zu Boden fällt, ohne dass der Herr es nicht weiss (Mt 10,29-30).

Spr 15,4: „Die Augen des Herrn sind überall, sie wachen über Böse und Gute.”

Hebr 4,13: „Kein Geschöpf ist verborgen vor ihm [Gott], alles ist nackt und bloss vor den Augen dessen, dem wir Red und Antwort zu stehen haben.”

Diese Allwissenheit Gottes bedeutet, dass jeder einzelne Mensch ihm sehr viel bedeutet und sehr wichtig ist (Mt 10,31). Gleichzeitig bedeuten auch diese Bücher, dass jedes unnütze Wort, das wir Menschen sprechen, ewige Konsequenzen haben kann (Mt 12,36). Gott sei Lob und Dank, dass der Herr auch versprochen hat, uns gnädig zu sein und uns unsere Sünden nicht nachtragen wird (Hebr 8,12; Jer 31,34). Besonders die Sünden, die wir eingesehen und um Vergebung gebeten haben, die wird der Herr uns niemals nachtragen (Röm 5,9; Eph 1,7).

1Joh 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.”

Wer im Glauben an Christus wandelt, der darf gewiss sein, dass ihn das Blut Jesu von aller Sünde reinigt (1Joh 1,6; 5,18). Als letztes wird das Buch des Lebens aufgeschlagen, in dem alle Namen (VIP) der himmlischen Stadtbewohner notiert sind. Das Buch des Lebens, in der die Gläubigen aufgelistet sind, wird in der Offenbarung immer wieder erwähnt (3,5; 13,8; 17,8; 21,27). Das Buch des Lebens kommt in der gesamten Bibel immer wieder vor (Ex 32,32f.; Ps 69,29; Jes 4,3; Mal 3,16; Lk 10,20; Phil 4,3). (Siehe Serie „Letzte Dinge” oder „Wiederkunft und Gericht”, Lektion 7: Das Buch des Lebens.)

Weshalb wird auch der Tod und der Hades in den Feuersee geworfen (V. 14)?
Beide werden hier personifiziert zu zwei gefrässigen und unersättlichen Monstern, die die Menschheit fressen. In Vers 13 wurden sie gezwungen ihre Opfer auszuspucken. Nachdem sie sie hergaben, wurden sie verbannt. Wenn der griechische Begriff Hades (= Unterwelt) in der Offenbarung auftaucht, dann wird er mit dem Tod in Verbindung gebracht. Der Tod bedeutet in der Bibel physische oder geistige Trennung (Jak 2,26; Eph 2,1; 1Tim 5,6; Jes 59,1-2). Der physische Tod ist der erste Tod. Der geistige Tod ist der zweite Tod. Der Tod ist der grösste Feind des Menschen und wird zuletzt zerstört (1Kor 15,26).

Doch in der Ewigkeit wird es weder Tod noch Hades geben. Das gilt für die verbannten Seelen, wie für die Erlösten. Die Strafe, als auch die Seligkeit, sind ewig (Mt 25,41.46; Offb 7,15; 14,11).

Der zweite Tod bedeutet ewige Trennung von Gott (2Thess 1,7b-9; Mt 7,23; 25,12). Die Gemeinde in Smyrna wurde getröstet mit den Worten (Offb 2,11): „Wer den Sieg erringt, dem wird der zweite Tod nichts anhaben können.”

Offb 20,6: „Selig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über sie hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester und Priesterinnen Gottes und Christi sein und mit ihm herrschen, tausend Jahre lang.”

Die erste Auferstehung gilt allen Märtyrern der ersten Jahrhunderte. Die zweite Auferstehung weist somit auf den Gerichtstag Christi hin, wo Gut und Böse sich vor Gottes Thron versammeln. Der zweite Tod wird in den Feuersee geworfen und symbolisiert damit die endgültige und ewige Trennung von Gott.

Vers 15: Das Buch des Lebens.
Es enthält die Namen der berufenen, auserwählten und auserkorenen Kinder Gottes (1Joh 3,1; Gal 4,6-7). Das sind die, welche den schmalen Weg, der zum ewigen Leben führt, gegangen sind (Mt 7,13-14). Das sind die, die den Fussstapfen Christi auch in seinen Leiden nachgefolgt sind (1Petr 2,21; 4,12-19). Jesus verspricht allen Treuen (Offb 3,5): „So wird, wer den Sieg erringt, in weisse Gewänder gehüllt, und nie werde ich seinen Namen tilgen aus dem Buch des Lebens; ich werde mich zu seinem Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.”

Im Gleichnis vom grossen Gastmahl, sagt Jesus zum Schluss (Mt 22,14): „Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt.” Das heisst, Gott ruft alle Menschen, aber nur wenige lassen sich rufen, „denn der Glaube ist nicht jedermanns Sache” (2Thess 3,2b). Es gibt solche, die versuchen, sich hineinzuschmuggeln (Mt 22,11-13). Es gibt solche, die sich bemühen, durch die enge Tür hindurchzugehen, aber es wird ihnen nicht gelingen (Lk 13,23-24). Es gibt viele Heuchler, die nur Herr, Herr sagen, aber nicht tun, was Jesus geboten hat (Mt 7,21). Es gibt solche, die gut angefangen haben, aber am Ende vom Glauben abgefallen sind (Das Gleichnis vom Sämann: Mk 4,3-20). Es gibt solche, die im Glauben eingeschlafen sind und sich nicht vorbereitet haben auf das Erscheinen des Königs (Mt 25,1-13).

1Tim 2,4: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.”

2Petr 3,9: „Gott will nicht, „dass einige zugrunde gehen, sondern vielmehr, dass alle den Weg der Umkehr einschlagen.”

Es gibt nichts auf dieser Welt, was wichtiger ist, als zu wissen, dass mein Name im Buch des Lebens steht (Dan 12,1)! Steht Dein Name im Buch des Lebens? (Siehe 1Petr 3,21-22, NGÜ!)

Lukas 12,37 (NGÜ): „Glücklich zu preisen sind die Diener, die der Herr wach und bereit findet, wenn er kommt. Ich sage euch: Er wird sich einen Schurz umbinden und sie zu Tisch bitten, und er selbst wird sie bedienen.”

 

VI. Schlussfolgerungen

Die Vision kurz zusammengefasst:
Zuerst wird der Teufel gebunden und für tausend Jahre in einem Gefängnis verwahrt. Die Märtyrer werden auferstehen, um mit Christus symbolische tausend Jahre zu herrschen. Die übrigen verstorbenen Gläubigen aus dem AT und NT, werden noch nicht auferstehen, denn sie haben keinen Märtyrertod unter der römischen Herrschaft erlitten. Danach wird der Teufel für kurze Zeit aus dem Gefängnis freigelassen, um seine Armee zu sammeln und die heilige Stadt (symbolisch) zu umlagern. Doch dann fällt Feuer vom Himmel und der Teufel, das Tier und der falsche Prophet werden in den Feuersee geworfen, wo sie in alle Ewigkeit gepeinigt werden. Schliesslich findet das grosse Endgericht aller Gläubigen und Ungläubigen statt. Jeder, der nicht im Buch des Lebens steht, wird in den Feuersee geworfen.

Die Tatsache, dass der Teufel gebunden ist, bedeutet auch, dass er nicht willkürlich Seelen überfallen und beherrschen kann. Das ist eine tröstende Antwort auf die okkulte Szene. Wer sich nicht in den Radius des angebundenen Hundes begibt, muss auch keine Angst haben, verletzt zu werden. Der Teufel kann über sein Leben genauso wenig selbst bestimmen, wie wir Menschen. Er ist dem allmächtigen Gott gegenüber völlig machtlos und ausgeliefert. Gott allein bestimmt, wie lange er und wie er wirken darf. Ein namenloser Engel genügt und der Teufel ist überwältigt. Ein Krieg in Harmagedon wird deshalb nie stattfinden, denn er wird zu Ende sein, bevor er begonnen hat. Der Teufel und seine Verbündeten sind chancenlos gegenüber der überragenden Macht Gottes.

Jesus wird niemals zurückkommen, um ein irdisches Reich zu regieren: Joh 18,36; 6,15. Jesus ist in den Himmel entrückt worden und hat sich auf den Thron Gottes gesetzt, um von dort aus zu regieren, bis ihm alle Feinde unterworfen sind (Apg 2,34-35). Es gibt nur eine Wiederkunft und die findet am jüngsten Tag statt, wo Jesus das Reich dem Vater übergeben wird (1Kor 15,24-27). Unsere Aufgabe ist es nun, zuerst nach dem Reich Gottes zu suchen (Mt 6,33), um in sein Reich wiedergeboren und versetzt zu werden (Joh 3,5; Kol 1,13), damit wir auch mit ihm ewig weiterleben! (Siehe Tabelle: Ein paralleler Vergleich zwischen Israel und der Gemeinde!)