Der Sieg Christi
I. Verfasser
Jesus Christus, der seinem Apostel Johannes den Auftrag gab (1,1) alles was ihm gezeigt wurde schriftlich niederzulegen (1,2).
II. Empfänger
Die sieben Gemeinden in Kleinasien: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea (Kap. 2-3).
III. Ort & Zeit
Johannes wurde von den römischen Behörden auf die Insel Patmos verbannt, um ihn zum Schweigen zu bringen (1,9). In dieser Betrachtung wird davon ausgegangen, dass die Offenbarung zwischen 94-96 n. Chr. geschrieben wurde.
IV. Thema
Der siegreiche König und seine ewige Herrschaft (Trost und Ermutigung für Christen in der Verfolgung (3,21; 5,5; 6,2; 17,14). Christen werden aber auch mit etlichen Warnungen konfrontiert (z. B. 2,11.16; 3,3.19).
V. Überblick
Grobe Einteilung gemäss Offb 1,19: „Schreibe auf was du gesehen hast (Kap. 1-5), was ist und (Kap. 6-18), was dann geschehen wird“ (Kap. 19-22).
VI. Schlüsselvers
„Nun gehört die Herrschaft über die Welt unserem Herrn und seinem Gesalbten, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (11,15).
VII. Schlüsselwort
überwinden (νικάω), be-siegen, Sieger sein 17x (νίκος = Sieg) (2,7.11.17.26; 3,5.12.212x; 5,5; 6,2, 11,7; 12,11; 13,7; 15,2; 17,14; 21,7).
VIII. Schlüsselzahl
7 (Definition in Punkt XI. unter B. Symbolische Bedeutung der Zahlen).
- Die sieben Ortsgemeinden (Kap. 1-4)
- Das Buch mit sieben Siegeln (Kap. 5-8)
- Die sieben Posaunen (Kap. 9-14)
- Die sieben Zornschalen (Kap. 15-18)
IX. Hintergrundinformationen
Die Insel Patmos
Patmos ist eine felsige und unfruchtbare Insel im Ägäischen Meer, südwestlich von Ephesus. Die Insel diente als römisches Gefängnis für Kriminelle. Johannes musste zum Schweigen gebracht werden, da er öffentlich auftrat und von Jesus predigte und zeugte (1Joh 1,1-4). Deshalb überbrachte man ihn nach Patmos. Exil bedeutete damals,
- Gefangenschaft, der eine Auspeitschung vorausging,
- an Ketten gefesselt,
- spärliche Kleidung,
- ungenügende Nahrung,
- Schlafen auf einer Bare,
- dunkler Raum, der vom Militär mit Peitschen überwacht wurde.
Abfassung des Briefes
Es gibt hauptsächlich zwei Auffassungen über den Zeitpunkt der Abfassung des Briefes:
1. Die einen verlegen sie in die Regierungszeit des Kaisers Galba (68 n. Chr.) oder Vespasian (69-79 n. Chr.). Sie behaupten, die 7 Könige (17,9.11) seien 7 römische Kaiser, von denen 5 schon gefallen seien (Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero). Der noch lebende Kaiser sei Galba. Aus dem Anfang des elften Kapitels sei zu schliessen, dass Jerusalem noch stehe, jedoch in absehbarer Zeit durch die Römer (Heiden) eingenommen werde (11,1-2). Die Hure Babylon (Kap. 17) erinnere an die weltbeherrschende Siebenhügelstadt Rom (17,9). Demnach sei die Offenbarung vor dem Untergang Jerusalems geschrieben worden, d. h. etwa in den Jahren 67 - 70 nach Christus.
2. Die andere Auffassung ist, dass Johannes seine Visionen unter Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) niederschrieb. Auch dafür gibt es biblische Belege: In den 60er Jahren befanden sich die sieben Gemeinden noch in einem relativ guten Zustand, doch in den 90er Jahren gab es verschiedene Gefahren. Die Ephesergemeinde hatte z. B. die erste Liebe verlassen (2,4). In Sardes machte sich der Einfluss der Nikolaiten (Gnostizismus) breit (2,15). In Thyatira sind nur noch ein paar Gläubige „übrig geblieben“ (2,24). Auch in Sardes gibt es „einige wenige ... die ihre Kleider nicht befleckt haben ...“ (3,4). Irenäus behauptet (185 n. Chr.), die Offenbarung sei am Ende der Regierung Domitians geschrieben worden. Hieronymus erinnert daran, dass Johannes nach Patmos verbannt und unter Domitian befreit worden sei. Auch andere Gemeindeleiter wie Eusebius waren der Ansicht, dass die Offenbarung in den letzten Regierungsjahren des Kaisers Domitians geschrieben wurde.
Hauptdarsteller
Gott ist der zentrale Charakter dieses Buches. Der unübertreffliche Schöpfer und Spender allen Lebens wird sein Volk verteidigen und rechtfertigen. Das scheinbar unzerstörbare römische Reich wird dargestellt:
als Seeungeheuer, oder Tier aus dem Meer (Meeresungeheuer); repräsentiert Roms vernichtende politische und militärische Macht (13,1-10),
als Landbiest, oder Tier vom Land (der falsche Prophet; repräsentiert die religiöse Macht (13,11-18),
als Hure und Stadt; repräsentiert Roms enorme wirtschaftliche Macht (17,1-18,24).
Das Volk Gottes wird dargestellt:
als die versiegelten 144 000 (7,3-17; 14,1-5),
als glorreiche Frau (12,1-17),
als glorreiche Stadt (21,2-22,5),
als zwei Zeugen (11,3-12).
Hinter der Szene steht Jesus Christus als Anführer des Guten mit seiner überwältigenden Armee, der den Teufel und seine bösen Mächte siegreich zerstört.
Die präteristische Ansicht
Die präteristische Auslegung (zeitgeschichtlich, Vergangenheit) vertritt die Meinung, dass die Offenbarung sich nur auf die Ereignisse der Zeit beziehe, in der sie geschrieben wurde. Die ganze Bildersprache von Siegeln, Posaunen und Schalen habe keine Bedeutung für die Zukunft. Der Verfasser habe bloss seine moralische Entrüstung über die Missbräuche seiner Tage zum Ausdruck gebracht, als er vom künftigen Gericht sprach. Dies ist die Meinung der Mehrheit der liberalen Gelehrten. Sie hat den Vorteil, die Offenbarung mit den Gedanken und historischen Ereignissen der Zeit ihrer Entstehung zu verknüpfen und weicht so vielen Spekulationen aus. Damit wird dieses Buch aber für die kommenden Generationen in seiner Botschaft über die letzten Dinge eingeschränkt.
Die symbolische Ansicht
Die symbolische Auslegung hat viele Namen: die idealistische Ansicht, die historisch philosophische Anwendung, das System der prophetischen Prinzipien, dramatische Methode, zeitloses Konzept, spirituelle Schule. Die symbolische Methode betrachtet die Offenbarung lediglich als symbolisches Bild des dauernden Kampfes zwischen Gut und Böse, zwischen Gläubigen und Ungläubigen, wobei das Gute schliesslich siegen wird. Sie behauptet, die Symbole könnten nicht mit historischen Ereignissen der Vergangenheit oder der Zukunft identifiziert werden; sie stellen bloss zeitlose Prinzipien, Tendenzen oder Ideale dar. Die symbolische Auslegungsmethode ist am wenigsten gefährlich, weil sie sich von wilden geschichtlichen Spekulationen fernhält. Sie lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers mehr auf die ethische und geistliche Wahrheit der Offenbarung. Der Vorteil dabei ist, dass der Leser nicht unbedingt den geschichtlichen Hintergrund kennen muss, um die Botschaft der Offenbarung verstehen zu können. Es ist jedoch unausweichlich für jede Auslegung eines Bibelbuches, sich mit dem geschichtlichen Hintergrund vertraut zu machen (Bsp. in Kap. 17,9.18 sind die sieben Hügel ein Hinweis auf Rom, das auf sieben Hügel gebaut wurde).
Die historische Ansicht
Die historische Richtung vertritt den Standpunkt, dass die Offenbarung einen detaillierten Ablauf der geschichtlichen Ereignisse bis zum Ende der Welt aufweise. Die, welche diese Anschauung vertreten, sehen die Offenbarung als symbolische Bilder der Ereignisse der Gemeinde, die sich der Reihe nach von Pfingsten bis zur Wiederkunft Christi abspielen. Dabei werden bestimmte Kriege, Bewegungen, Personen und Ereignisse in der Geschichte auf die symbolischen Bilder der Offenbarung übertragen (angefangen mit dem Toleranzedikt von Konstantin, das zur Staatskirche führte, über die protestantische Reformation, Napoleon, Hitler, der Papst, bis zur muslimischen Wiederbelebung unserer Zeit). Jedes grössere Ereignis der letzten zweitausend Jahre wurde so gedeutet, als sei die Offenbarung ein Kalender der westeuropäischen Geschichte, die im Voraus geschrieben wurde. In der Offenbarung 1,1 heisst es jedoch: „... was in Kürze geschehen muss“. Zudem ist Gott an der ganzen Welt interessiert! Protestantische Kommentatoren und evangelische Prediger vertreten gerne diese „chronologische Ansicht“. Dabei gilt besonderes Augenmerk der römisch katholischen Kirche und dem Papst. Eine weitere Schwäche dieser Auslegungsmethode ist, dass sie sehr spekulativ und willkürlich ist. Deshalb sind sich die Kommentatoren auch nicht einig über die Auslegung der einzelnen Symbole. Eine unglückliche Folge dieser Auslegungsmethode ist, dass sie zu vielen Spekulationen über den Tag der Wiederkunft Christi führte. Doch kein Mensch kennt die Zeit der Wiederkunft Christi (gemäss Mt 24,36; 1Thess 5,4; 2Petr 3,10; Offb 3,3; 16,15).
Die futuristische Ansicht
Bei dieser Ansicht handelt es sich vorwiegend um eine endgeschichtliche Auslegung, auch eschatologische Ansicht genannt. Die ersten drei Kapitel werden zwar historisch betrachtet, doch der Grossteil der Offenbarung weist auf die Zeit vor der Wiederkunft Christi hin, das ist „die grosse Trübsal“. Es gibt Unterschiede, aber meistens geht es um den Prämillenialismus, d. h. um eine erste und zweite Wiederkunft Christi, die beide vor den tausend Jahren stattfinden sollen. Die meisten Prämillenialisten glauben, dass Jesus bei der zweiten Wiederkunft auf diese Erde zurückkehrt und sich in Jerusalem auf den Thron Davids setzen wird. Dort werde er tausend Jahre herrschen, während der Teufel gebunden sei. Anschliessend soll er „für kurze Zeit“ freigelassen werden, um die Nationen gegen die Heiligen zu sammeln und die Heilige Stadt zu belagern. Doch dann werden die Gegner vernichtet und der Teufel wird in den Feuersee geworfen. Schliesslich findet das grosse Endgericht für alle Gerechten und Ungerechten statt.
Der progressive Parallelismus
Der „progressive (fortschreitende) Parallelismus“ lehrt, dass die Offenbarung aus sieben Abschnitten besteht, die viele Parallelen aufweisen. Jeder Abschnitt beschreibt die Gemeinde und die Welt zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi. Diese sieben Abschnitte betrachten die Ereignisse des Gemeindezeitalters aus sieben verschiedenen Blickwinkeln. So wird dieselbe Botschaft mit sieben Visionen betont dargestellt wie folgt:
1. Von der Lage der Gemeinde in der Welt her gesehen (Kap. 1 - 3).
2. Von der Bedrohung der Gemeinde her gesehen (Kap. 4 - 7).
3. Von der Bestrafung der Feinde her gesehen (Kap. 8 - 11).
4. Von der Lage der Helfer Satans her gesehen (Kap. 12 - 14).
5. Von der Situation Satans her gesehen (Kap. 15 - 16).
6. Vom letzten Gericht her gesehen (Kap. 17 - 19).
7. Vom Ende her gesehen (Kap. 20 - 22).
Die Interpretation in dieser Studie
In der vorliegenden Studie der Offenbarung wird die symbolische – präteristische Auslegung betont, zusammen mit dem progressiven Parallelismus. Diese Vorgehensweise ist weniger gefährlich als willkürliche und wilde Spekulationen, die zu grossen Uneinigkeiten führen. Doch jeder sehe selbst zu, wie er die Offenbarung Jesu Christi angeht, ohne ihr Gewalt anzutun (Offb 22,18-19).
XI. Sieben Schlüssel zur Auslegung
Symbolische Sprache
Der erste Schlüssel zum Verständnis der Offenbarung ist die symbolische Sprache. Dieses Buch darf nicht wie die übrigen Bücher des Neuen Testaments gelesen werden. Die Bibel enthält historische Bücher, Gesetzbücher, poetische Bücher und Briefe. Die Offenbarung ist ein prophetisches Buch, das durch Symbole zu uns spricht. Es wäre falsch zu meinen, dass es in der unsichtbaren Welt einen Drachen mit sieben Köpfen gibt, der so gross ist, dass er mit seinem Schwanz einen Drittel der Sterne auf die Erde schleudern könnte. Die Bibel benutzt oft die symbolische Sprache. Zum Beispiel erklärt Jesus (Joh 6,35): „Ich bin das Brot des Lebens.“ Diese Aussage ist natürlich nicht wortwörtlich zu verstehen. Damit will Jesus erklären, dass er der Lebensspender ist, den wir Menschen zum Überleben brauchen.
Wie können wir aber wissen, wann wir etwas buchstäblich oder symbolisch verstehen sollen? Eine einfache Faustregel ist, wenn sich etwas absurd oder extrem anhört, dann handelt es sich meistens um etwas Symbolisches. Zum Beispiel, wenn jemand sagt: „Ich friere mich zu Tode.“ Dann meint die Person damit nicht, dass sie gleich sterben werde, sondern dass es ihr unangenehm kalt ist. Ein anderes Erkennungsmerkmal ist das Wort „wie“ das erklärend aber niemals wortwörtlich zu verstehen ist. Dieses Wörtchen „wie“ kommt in der Offenbarung sehr oft vor. Eine Insel mit dem Namen Patmos hingegen gibt es tatsächlich heute noch und auch Städte wie Ephesus und Pergamon existierten damals unter diesen Namen. Das Meiste in der Offenbarung muss jedoch mit einer symbolischen Brille betrachtet werden.
„Was in Kürze geschehen muss“
Der zweite Schlüssel zum Verständnis der Offenbarung, finden wir im ersten Vers des ersten Kapitels (1,1). Zwei Verse weiter wird gesagt (1,3): „Denn die Zeit ist nahe“ (siehe auch 22,6.10). Das Buch liefert uns also den Zeitrahmen selbst, wann die erwähnten Ereignisse stattfinden werden. Weitere Verse finden wir in 3,11; 22,7.12.20. Wenn Jesus sagt: „Siehe, ich komme bald.“ Dann spricht er nicht von seiner Wiederkunft, sondern von der Ausführung seiner Verheissungen, die er in der Offenbarung gemacht hat. Von einem Herrscher wird zum Beispiel gesagt, dass er ein bestimmtes Land angreifen und bekriegen wird. Doch der Herrscher selbst betritt nie das Land, sondern schickt seine Truppen hin. So sind auch die Aussagen Jesu in der Offenbarung zu verstehen. Gleicherweise lesen wir zum Beispiel im AT (Jes 19,1): „Sieh, auf schneller Wolke reitet der Herr, und er kommt nach Ägypten.“ Doch Gott ging niemals physisch nach Ägypten, sondern liess die verheissene Zerstörung durch den assyrischen Herrscher ausführen. Es ist wichtig, dass wir uns in die Lage der ersten Leser hineinversetzen, die in der römischen Provinz Kleinasien wohnten. Für sie alle bedeuteten diese Worte des Johannes, dass Jesus in Kürze etwas geschehen liess, dass sie von ihrer Bedrängnis befreien sollte. Es handelt sich also um Ereignisse, die kurz nachdem das Buch geschrieben wurde, geschehen werden. Die Botschaft der Offenbarung an die ersten Christen lautet: „Schaut, was der Herr für euch in Kürze geschehen lassen wird!“
Ermutigung und Trost für die damals verfolgten Christen
Der dritte Schlüssel zum Verständnis der Offenbarung dreht sich um die Verfolgung der Gemeinde. Jemand sagte: „Das Blut der Gläubigen klebt auf jeder Seite des Buches.“ Das heisst, dass fast jede Seite auf irgendeine Weise von den verfolgten Christen im ersten Jahrhundert spricht. Selbst Johannes, der das Buch auf der Insel Patmos geschrieben hat, zählt zu den Bedrängten (1,9): „Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Bedrängnis ...“ Im Brief an die Gemeinde in Smyrna sollen die Gläubigen sich nicht fürchten vor den Leiden, die ihnen bevorstehen wegen ihres Glaubens (2,10). Drei Verse später wird ein Märtyrer des Glaubens erwähnt (2,13). Ein Kapitel später wird von der „Versuchung“, d. h. Verfolgung gesprochen, die über den ganzen Erdkreis kommen wird (3,10). Fünf der sieben Gemeindebriefe erwähnen die Verfolgung. Im fünften Siegel werden die hingeschlachteten Seelen unter dem Altar erwähnt, die das Evangelium Christi verkündeten (6,9). Im siebten Kapitel (7,14) lesen wir von einer unzählbaren Schar im Himmel, die aus „der grossen Bedrängnis“, d. h. Verfolgung, um Christi Willen hervorgegangen ist. In Kapitel 11 begegnen wir dem Tod der beiden Zeugen Christi. In Kapitel 12 bekriegen verschiedene Tiere die Heiligen (12,17; 13,7.15). In Kapitel 17 wird die Hure dargestellt, die vom Blut der Heiligen betrunken ist (17,6). In Kapitel 18 wird das Blut der Gläubigen an den Mauern Babylons gefunden (18,24). In Kapitel 20 ist von den enthaupteten Seelen die Rede, die am Zeugnis Jesu festhielten und nun mit Christus regieren (20,4).
Es besteht kein Zweifel, dass die Christen damals unter grossem Druck standen. Sie wurden verfolgt wegen ihres Glaubens an Christus. Deshalb dient die Botschaft der Offenbarung dazu, die Gläubigen zu ermutigen und zu trösten. Es ist wie bei einem Krankenbesuch im Spital. Wir würden auch nicht jemandem, der Lungenkrank ist von all jenen erzählen, die auf Grund dieser Krankheit starben. Vielmehr würden wir sie ermutigen und stärken. Genau das ist es auch, weshalb dieses Buch geschrieben wurde. Die Christen erlebten eine der schlimmsten Verfolgungen in der Geschichte und mussten wissen, was ihnen noch bevorstand und dass Gott sie ehren und die Bedränger bestrafen würde.
Vierter Schlüssel: Identifizierung des Drachens und der beiden Tiere
Wie erwähnt, kommuniziert die Offenbarung durch Symbole. Einige Symbole sind die Hauptdarsteller der Szenen. Wenn wir diese Hauptdarsteller richtig identifizieren, dann haben wir einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des Buches entdeckt. In den folgenden Abschnitten werden der Drache und die beiden Tiere, d. h. das Meeresungeheuer und das Landbiest, diskutiert. Sie zählen zu den Hauptdarstellern.
Der rote Drache
Er wird uns in Kapitel 12 vorgestellt und tritt in den folgenden Kapiteln immer wieder in Erscheinung. Es ist vom Teufel oder Satan die Rede, der als roter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern beschrieben wird. Diese Beschreibung weist auf seine Macht und Herrschaft hin. Mit seinem Schwanz vermag er einen Drittel der Sterne auf die Erde zu schleudern. Es handelt sich dabei nicht bloss um ein grosses Tier, sondern um ein überlegenes Wesen mit zerstörerischem Verstand. Er verfolgt eine Frau mit ihrem neugeborenen Kind und beeinflusst zwei weitere Tiere, um Gottes Volk zu verfolgen. Später wird er gebunden für tausend Jahre in die Unterwelt weggesperrt, wo er anschliessend sein Ende im Feuersee findet. Die Offenbarung selbst identifiziert den Drachen als den Teufel oder Satan (12,9; 20,2), der in Kapitel 20 in den Feuersee geworfen wird.
Das Meeresungeheuer
Das erste Tier ist, nach dem Drachen, die wichtigste Figur in der Offenbarung. In Kapitel 13,1 sieht Johannes „ein Tier aus dem Meer aufsteigen.“ Diesem Tier gibt der Drache Macht, damit es gegen die Heiligen Krieg führt (13,7). Das heisst, es ist hauptverantwortlich für die Christenverfolgung. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe. Auf jedem Kopf trägt es ein Diadem (= Krone). Der Körper dieses Ungeheuers glich einem Panther, die Füsse glichen denen eines Bären. Das Maul war wie das eines Löwen. Mit andern Worten, das Tier enthielt Teile von drei Tieren: vom Panther, vom Bären und vom Löwen.
Wer die Prophezeiung Daniels kennt (Dan 7), wird an diese Bilder erinnert. Daniel erzählt von vier Tieren; einem Löwen, einem Bären, einem Panther und einem vierten Tier mit zehn Hörnern. Diese vier Tiere repräsentieren vier grosse Weltreiche: Babylon (der Löwe), Medo-Persien (Bär), Griechenland mit Alexander des Grossen (Panther) und Rom (das vierte Tier mit zehn Hörnern). Interessanterweise kommen dieselben vier Weltreiche in Daniels Auslegung von Nebukadnezars Träumen vor (Dan 2). Wie in Daniel, stellt auch das Meeresungeheuer in der Vision des Johannes ein grosses Weltreich dar. Wobei das Tier mit den zehn Hörnern beachtet werden sollte, da es in Daniel ebenfalls zehn Hörner aufweist. Beide repräsentieren das römische Weltreich.
In der Offenbarung 13,6-7 erfahren wir, dass das Meeresungeheuer vier Eigenschaften aufweist:
1. Es lästert Gott.
2. Es führt Krieg gegen die Heiligen.
3. Es herrscht über jeden Stamm, jedes Volk, jede Sprache und jede Nation.
4. Die Einwohner der Erde beten das Tier an.
Es handelt sich offensichtlich um ein Weltreich, dessen Führer zu Gottheiten gemacht werden, um sie anzubeten. Ein Weltreich, das sich gegen Gott stellt und die Christen verfolgt.
In der Offenbarung 17,9-10 finden wir weitere Hinweise, um dieses Tier zu identifizieren. Hier wird gesagt, dass jedes der sieben Köpfe einen König darstellt. Johannes stellt fest, dass fünf dieser Könige bereits der Vergangenheit angehören, einer ist immer noch an der Macht und ein weiterer wird noch kommen. Dabei handelt es sich ohne Zweifel um die damalige Zeit, da Johannes sagt, „einer ist da, ein weiterer ist noch nicht gekommen.“ Johannes erklärt, dass einer der sieben Könige jetzt regiert, während er das Buch schreibt und ein weiterer König dieses Reiches wird noch kommen. Weiter wird gesagt, dass die sieben Köpfe nicht nur sieben Könige darstellen, sondern auch sieben Hügel.
Die Frage ist: Was haben sich die ersten Leser, die diese Schriftrolle lasen, dabei vorgestellt? Wenn wir uns in die Christen des ersten Jahrhunderts hineinversetzten, dann erkennen wir ganz klar, dass Johannes mit diesem Meeresungeheuer das römische Weltreich meint, das zu seinen Tagen an der Macht war und für die Christen eine grosse Bedrohung darstellte. Die Stadt Rom war auf sieben Hügeln gebaut. Die Christen haben damals in dem Meeres-ungeheuer unmissverständlich die römische Weltherrschaft gesehen. Dieses Monster findet sein Ende im Feuersee (Kap. 19,19-20).
Das Landbiest
In der Offenbarung 13,11, bringt der Drache ein zweites Monster hervor: das Landbiest. Alles, was wir wissen ist, dass es zwei Hörner hat wie ein harmloses Lamm, aber wie ein gefährlicher Drache redet. Das heisst, dass es äusserlich sanft und unschuldig auftritt, während es seine wahre Identität durch seine Worte preisgibt. Das Landbiest ist ein Werkzeug Satans, mit dem die Menschen zur Kaiseranbetung verführt werden. Wie es im AT zur Zeit Mose Magier gab, die für den Pharao grosse Zeichen und Wunder bewirkten, so verfügte auch das römische Kaiserreich über Priester und Experten, die die Menschen in Staunen versetzen konnten. Durch die Kaiseranbetung standen die Menschen unter grossem Druck, denn bei Verweigerung verloren sie ihre Arbeit, ihr Geschäft und wurden sogar hingerichtet. Besonders in der Zeit des römischen Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.) bekam die Kaiseranbetung eine hohe Stellung im römischen Leben. Es wurden Statuen und Abbilder errichtet, Tempel ausgebaut, damit der römische Kaiser gebührend angebetet werden konnte. Den Menschen wurde geboten, Räucherwerke auf dem Altar des Kaisers zu verbrennen und zu bekennen „der Kaiser ist mein Herr“. Für die Christen der sieben Gemeinden gab es keinen Zweifel wer mit dem zweiten Tier gemeint war. Das Landbiest steht für den Kult der Kaiseranbetung und findet seinen Untergang im Feuersee (Kap. 19,20).
Fünfter Schlüssel: Identifizierung der Hure auf dem Tier
Ein weiteres Schreckensbild ist die Hure auf dem scharlachroten Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern (17,3). Das Tier ist das Meeresungeheuer (aus Kap. 13,1) und symbolisiert die Regierung Roms. Die Hure auf dem Tier repräsentiert die Stadt Babylon (17,8). Sie treibt Unzucht mit Königen (17,2), regiert über das erste Tier (Meeresungeheuer) in Vers 3 und 7, trägt ein luxuriöses Kleid (V. 4) das üppige Sündhaftigkeit darstellt, und hält in ihrer Hand einen Becher mit dem Blut der Märtyrer Christi, d. h. mit den Gräueltaten und dem Schmutz ihrer Unzucht. Die Hure ist betrunken vom Märtyrerblut. Auf ihrer Stirn steht geschrieben (V. 5): „Babylon die Grosse, Mutter der Huren und Gräuel der Erde.“ Das antike Babylon war die Hauptstadt des Grossen Weltreichs, durch das Gottes Volk angegriffen und ins Exil geführt wurde. Deshalb ist es auch ein angemessener Name für die Stadt des römischen Reichs, die ebenfalls Gottes Volk verfolgte. Das heisst; mit der Hure Babylon ist die Stadt Rom gemeint.
Sechster Schlüssel: Identifizierung der 1260 Tage
In Kapitel 11, 12 und 13 der Offenbarung ist fünf Mal von einer bestimmten Zeitperiode die Rede (2x von 1260 Tagen, 2x von 42 Monaten, und 3x von 3 ½ Jahren, oder 3 ½ Zeiten). Alle diese Zahlen stehen symbolisch für dieselbe Zeitspanne. Diese Zeitspannen haben etwas gemeinsam. Sie sind ein Angriff auf alles, was Gott kostbar ist, besonders seine Heiligen. In Kapitel 11,2 sind es die Heiden, die die heilige Stadt bedrohen, in weiteren zwei Ereignissen ist Satan der Angreifer (12,6.14) und in drei Ereignissen das Tier, d. h. das römische Reich (11,3.9; 13,5). Die 1260 Tage sind also eine Zeit der Verfolgung des Volkes Gottes, ein Angriff Satans, der das römische Reich dazu benutzt. Die Geschichte bestätigt, dass eine besonders schwere Christenverfolgung durch das römische Reich, zwischen 90 - 310 n. Chr., stattfand (das sind die 1260 Tage). Diese Zeitspanne ist also mit Prüfungen, Bedrängnissen, Unterdrückung und Leiden verbunden.
Siebter Schlüssel: Identifizierung des Königreichs
Die Offenbarung spricht vom „Königreich“ (1,6) und gibt uns wertvolle Informationen zum Verständnis des ganzen Buches. Johannes sagt im selben Vers, dass Jesus aus den Gläubigen „eine Priesterschaft für Gott“ gemacht hat. Daraus entnehmen wir, dass das Reich Gottes zu diesem Zeitpunkt bereits existierte. Christus gründete also das Reich Gottes bereits (= Vergangenheitsform). Die ersten Christen, die dieses Buch empfingen, befanden sich also bereits im Reich Gottes. Die Bürger dieses Reichs sind Priester, demzufolge handelt es sich um ein geistliches und nicht um ein irdisches Reich. Es kann sich nicht um ein irdisches Reich handeln, das noch kommt und das von Christus erst in Zukunft regiert wird. Nur drei Verse weiter lesen wir, dass Johannes von der Herrschaft spricht, die er mit allen Gläubigen teilt (1,9). In Kapitel 5,9-10 wird das Königreich erneut erwähnt, in das Christus bereits alle Gläubigen zu Mitherrschern gemacht hat. Diese Stellen sprechen eindeutig von Bürgern des Reiches Gottes als Priester. Damit wird die geistliche Natur des Reiches betont. Diese Priesterschaft wird nicht „auf“ Erden herrschen, sondern mit Christus „über“ die Erde herrschen, oder die Verfolger siegreich überwinden. Das ist das Hauptthema der Offenbarung. Die Gläubigen werden zwar eine Zeitlang leiden, aber ihre Treue wird belohnt und sie werden siegen.
Diese Gedanken stehen im Einklang mit dem was Jesus über sein Reich sagte, als er mit Pilatus sprach (Joh 18,36): „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, würden meine Diener dafür kämpfen, dass ich nicht an die Juden ausgeliefert werde.“ Es wäre also falsch, wenn wir uns ein irdisches Reich vorstellen, in dem Christus mit uns regieren wird. Vielmehr geht es um ein geistliches Reich, indem sich die ersten Christen bereits befanden.
XII. Symbole und ihre Bedeutungen
Was ist ein Symbol?
Das griechische Wort Symbol (σύμβολον) bedeutet „zusammenwerfen“. Dabei handelt es sich um ein Kennzeichen oder Erkennungsmerkmal, das einen Gegenstand, eine Person oder eine Idee darstellt. In der heutigen Zeit haben wir gelernt mit vielen Symbolen umzugehen, denken wir nur an die vielen Emojis auf unseren Handys, die alle ihre Bedeutung haben. Aber auch im Strassenverkehr orientieren wir uns nach den Symbolen, die uns die Richtung weisen, etwas gebieten oder vor etwas warnen. Jede Firma hat heute ihr eigenes Emblem. Wenn wir die Offenbarung des Johannes richtig verstehen wollen, dann ist es notwendig, dass wir die symbolische Sprache der Bibel verstehen lernen.
Nicht alles in der Offenbarung ist symbolisch. Zum Beispiel, der Name Johannes (1,4) bezieht sich auf eine wirkliche Person mit diesem Namen. Genauso verhält es sich mit Hinweisen auf Gott, Christus und den Heiligen Geist (1,1.4.5). Die Offenbarung ist also eine Mischung aus symbolischer und buchstäblicher Sprache. Sie bedient sich vieler Bilder und Ikonen (Ikonographie), die unsere Fantasie anregen.
Allgemeine Symbole
Augen = sind Symbole für Erkenntnis (1Kön 22,43; Sach 4,10).
Erde = repräsentiert meistens das Weltsystem.
Feuer = symbolisiert Allwissenheit (1,14), Opfer oder Gericht.
Gebirge oder Berge = stehen für Königreiche (2Chr 20,10; Dan 2,35; 9,16; Mi 4,1). Die alten Reiche im mittleren Osten bestanden oft aus Städten, die auf dem höchsten Punkt eines Landes gebaut wurden und so die Macht über eine Region hatten.
Gog = ist der Führer vom Land Magog (siehe Ez 38,2-3). Zwischen den Testamenten wurden in jüdischen Schriften Gog und Magog symbolisch als Gegner des Messias dargestellt. In der Offenbarung repräsentieren sie die Streitmacht Satans.
Gold = bedeutet etwas sehr kostbares oder luxuriöses.
Hades = ist griechisch und bedeutet „unsichtbar“. Es ist der Zwischenort, an dem alle verstorbenen Seelen hinkommen, ähnlich wie der hebräische Scheol. Es ist nicht die Hölle.
Harmagedon = der Hügel von Megiddo steht als Symbol für den Kampf zwischen gut und böse.
Horn = repräsentiert meistens Macht oder Könige (2Sam 22,3; Jer 48,25; Klgl 2,3.17; Dan 8,3-21).
Krone = symbolisiert grosse Macht und Ehre (ausgen. 9,7).
Lamm = Symbol für Christus, der als Opfer sich für die Sünden hingab (Jes 53,7; Joh 1,29).
Leuchter = steht für Wahrheit (Ps 119,105; Spr 6,23).
Magog = war im AT das Land, indem Gog der Führer war.
Schlüssel = bedeutet Autorität, Vollmacht. Wer die Schlüssel besitzt, der hat die Vollmacht über ein Haus oder ein Reich zu öffnen oder zu schliessen.
Schwert = Symbol für aggressive Macht, sie sei gut oder böse.
See = symbolisiert die Welt der Ungläubigen (Dan 7,3).
Thron = repräsentiert Autorität, Vollmacht (Spr 20,28; Jes 14,13; Jer 3,17).
Wasser = wird an verschiedenen Stellen in der Offenbarung für die gottlosen Nationen gebraucht, Quellen der Wahrheit, dessen Rauschen machtvolle Stimmen kennzeichnen.
Zeit, Zeiten, eine halbe Zeit = kennzeichnet ein System, das kein Heil bringt.
Symbolische Bedeutung der Zahlen
1 = eine Einheit
2 = doppelte Einheit (gestärkt)
3 = Dreieinigkeit, Gottheit
3 ½ = die Hälfte von 7, unvollkommen (42 Monate, 1260 Tage; „eine Zeit und eine halbe Zeit“ = eine 3 ½ jährige Probezeit, bedeutet Hoffnung für die Zukunft)
4 = die Zahl der Schöpfung oder Welt (nach Himmelsrichtungen: Nord, Süd, West, Ost, 4 Jahreszeiten)
5 = beschränkte Stärke (die Hälfte von 10)
6 = unvollkommen (7-1 = 6, d. h. es mangelt an einem Punkt, deshalb ist sie der Inbegriff von Böse, Betrug, endende Zukunft usw.)
7 = (heilige) Vollkommenheit (3+4= Gottheit und Welt), Fülle, Vollständigkeit steht in starkem Kontrast zur Nummer 6
10 = menschliche Vollständigkeit (Zahl der Menge)
12 = religiöse Vollständigkeit (3x4, zwölf Stämme, zwölf Apostel)
24 = religiöse Vollständigkeit intensiviert (2x12, Volk Gottes im AT und im NT)
40 = Vollständigkeit auf menschlicher Ebene, eine Generation (4x10)
42 = unvollkommen wie 3 ½
144 = religiöse Vollständigkeit vervielfacht (12x12)
666 = Unvollkommenheit, böse, Betrug, Misserfolg intensiviert
1’000 = Vollständigkeit, Gesamtheit einer grossen Menge (10x10x10)
1’260 = unvollkommen wie 3 ½
1’600 = Gesamtheit auf menschlicher Ebene intensiviert (4x4x10x10)
7’000 = (heilige) Vollkommenheit intensiviert (7x1’000)
12’000 = religiöse Vollständigkeit intensiviert (12x1’000)
144'000 = Gesamtzahl einer grossen Menge intensiviert (12x12x1’000)
Besonders bedeutsame Zahlen
Auch heute haben gewisse Zahlen eine symbolische Bedeutung. Zum Beispiel die Zahl 13, bedeutet für viele Unglück. Um ein positives Beispiel anzuführen, sagt man im Volksmund: „Alle guten Dinge sind 3.“ Die symbolische Sprache der Offenbarung hat nichts mit der Deutung der okkulten Zahlenkunde zu tun. Die meisten Zahlensymbole in der Offenbarung werden von drei Nummern abgeleitet: „drei“, „vier“, „zehn“.
Die Drei
Die Zahl drei, in der gesamten Bibel betrachtet, erscheint symbolisch für etwas Vollständiges und Abgeschlossenes. Bsp. Vater, Sohn und Heiliger Geist, oder der Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste usw.
Die Vier
Die kosmische Zahl steht für die Schöpfung. Die vier Himmelsrichtungen: Nord, Süd, West, Ost. In der Offenbarung bezieht sich die 4 oft auf die gesamte Menschheit.
Die Sieben (eine Kombination)
Die Zahl sieben setzt sich zusammen aus 3 + 4 = 7 (die Gottheit und das Universum ergibt alles Existierende). Diese Zahl erscheint mehr als 50x in der Offenbarung. Sieben ist die heiligste Zahl der Hebräer und bedeutet Vollkommenheit. Demzufolge bedeutet die Zahl 6 Unvollkommenheit oder Böse (666) und wird für Unglück und Katastrophen gebraucht. Auch die Hälfte von 7, also 3 ½ steht für Unvollkommenheit (alternative Ausdrücke zu den 3 ½ sind 42 Monate und 1260 Tage). Die Zahl 3 ½ steht in der Offenbarung für Prüfungen und Versuchungen, Not und Elend.
Die Zwölf (eine Kombination)
Die Zahl zwölf setzt sich zusammen aus 3 x 4 = 12 (die Gottheit und das Universum ergibt alles Existierende). Sie kommt in der Bibel häufig vor (12 Stämme Israels, 12 Apostel). Die Zwölf multipliziert mit Zwölf gibt 144 (das bedeutet auch Vollkommenheit).
Die Zehn
Auch diese Zahl bedeutet Vollkommenheit, Fülle oder Macht, menschliche Vollständigkeit. Sie wird vielleicht von der Tatsache abgeleitet, dass ein Mensch 10 Finger hat (die Hälfte, also 5, bedeutet eingeschränkte Stärke oder Dauer). Vielleicht ist diese Zahl der Vorläufer des Dezimalsystems. Wenn die Zahl 10 mit sich selbst multipliziert wird, dann ergibt das 100 (10 x 100 = 1 000 usw.) und bedeutet eine grosse Menge, eine Vielzahl.
Die Eins
Diese Zahl kann die Einheit darstellen (siehe 17,13). In der Offenbarung wird diese Zahl hauptsächlich für eine kurze Zeit gebraucht. Die Verdoppelung der Eins ergibt zwei und multipliziert (steht die Zahl für Stärkung, Koh 4,9-11; Dtn 17,6; 19,15; Lk 10,1; zwei Zeugen in Offb 11,3).
Symbolik aus dem Alten Testament
Von 404 Versen beziehen sich weit über 300 Verse auf das Alte Testament. Johannes gebraucht Symbole aus den folgenden Büchern des ATs: Daniel, Hesekiel, Jesaja, andere Bücher aus dem AT.
Um die Offenbarung besser zu verstehen, ist es hilfreich, wenn wir die folgenden Bibeltexte aus dem AT kennen und mit der Offenbarung vergleichen:
Die Schöpfung und der Sündenfall
- Himmel und Erde (Gen 1,1; Offb 21,1)
- Garten Eden und das Paradies (Gen 2,8; 3,23; Offb 2,7)
- Der Baum des Lebens (Gen 2,9; 3,22-24; Offb 2,7: 22,2)
- Die erste Verheissung auf den Messias (Gen 3,15; Offb 12,7-11)
Die Patriarchen
- Der Regenbogen (Gen 9,11-17; Offb 4,3; 10,1)
- Sodom (Gen 18,16-33; 19,1-29; Offb 11,8)
- Die zwölf Stämme (Gen 35,22-26, Offb 7,4-8; 21,12)
- Die Verheissung an Juda (Gen 49,10; Offb 5,5)
- Juda repräsentiert als Löwe (Gen 49,9)
Mose und der Exodus
- Ägypten (Ex 1,1.13-14; Offb 11,8)
- Die zehn Plagen (Ex 7,14-25; 8,1-32; 9,1-35; 10,1-29; 11,1-10; 12,1-32; Offb 8,7-13; 9,1-21; 11,6; 15,1-8; 16,1-21; 22,18)
- Das Passalamm (Ex 12,21-27; Offb 5,6)
- Das Siegeslied Moses (Ex 15,1-19; Offb 15,3-4)
- Die Wüste (Ex 16,1; Offb 12,6.14)
- Das Manna (Ex 16,31.35; Offb 2,17)
- Der Berg Sinai (Erdbeben, Blitze, Donner: Ex 19,16-20; Offb 4,5)
- Das heilige Zelt (siehe auch Angaben zum Tempel) (Ex 25,9; Offb 21,3)
- Die Bundeslade (Ex 25,10; Num 10,33; Offb 11,19)
- Der goldene Leuchter (Ex 25,31; Offb 1,12.20; 2,1; 4,5)
- Der Altar (Ex 27,1; Offb 6,9; 8,5)
- Das Räucherwerk (Ex 30,1; Offb 5,8; 8,3-4)
- Das Buch des Lebens (Ex 32,33; siehe auch Ps 69,28; Mal 3,16; Offb 3,5; 20,12;.15; 21,27)
-Bileam (Num 22,5; siehe auch 2Petr 2,15; Offb 2,14)
Die Richter
- Das Tal Megiddo (Ri 5,19; 2 Chr 35,22-24; Offb 16,16)
David und das vereinte Königreich
- Das auserwählte Jerusalem (2Sam 5,5-9; Offb 3,12; 21,2.10)
- Der Messias ist der Nachkomme Davids (2Sam 7,8-17; Offb 5,5; 22,16)
- Der Tempel (siehe auch Angaben zum Heiligtum; 1Kön 6,1-38; Offb 3,12; 11,19; 15,5.8; 16,1)
- Anbetung im Tempel mit Harfen (1Kön 10,12; 1Chr 25,6; Offb 5,8; 14,2; 15,2)
Die Propheten und das geteilte Königreich
- Elija (1Kön 17,1; siehe auch Jak 5,17-18; Offb 11,6)
- Isebel (1Kön 16,31; Offb 2,20)
Auch das AT enthält apokalyptische Texte, d. h. bildhafte Darstellungen, die enthüllen, was ursprünglich gemeint war (siehe griech. Begriffe).Die folgende Liste (chronologisch) enthält Symbole aus dem AT, die in der Offenbarung neu aufgegriffen werden:
Die Propheten und das gespaltene Reich
Jesaja
- Die vier Wesen (Jes 6,1-7; siehe auch Ez 1,4-25; 10,1-22; Offb 4,6-9)
- Der Untergang Babylons (Jes 13,1-22; siehe auch andere Propheten aus dem AT; Offb 16,19; 17,5; 18,2)
- Der Schlüssel Davids (Jes 22,22; Offb 3,7)
- Die Weinpresse (Jes 63,3; Offb 14,14-20)
- Der neue Himmel und die neue Erde (Jes 65,17-25; 66,22-24; Offb 21,1-27; 22,1-5)
Joel
- Die Heuschreckenplage (Joel 2,1-27; Offb 9,3-10)
Die Propheten und die Gefangenschaft
Hesekiel
- Beschreibung des Messias und Gott (Ez 1,4.26-28; 43,2; Offb 1,12-16; 4,2.3.5)
- Das Buch essen (Ez 2,7-10; 3,1-4; Offb 10,8-11)
- Gog und Magog (Ez 38,2; 39,1.6; siehe auch Gen 10,2; Offb 20,8)
- Einladung der Vögel (Ez 39,17-20; Offb 19,17-18)
- Der Fluss und der Baum des Lebens (Ez 47,1-12; Offb 22,1-3)
- Das neue Jerusalem (Ez 48,30-35; Offb 21,12-13.16)
Daniel
- Beschreibung des Messias und Gott (Dan 7,1-10.13.14; 10,5-6; Offb 1,12-16; 4,2.3.5)
- Die Tiere (Dan 7,1-8; Offb 13,1-2)
- Die Bücher, die geöffnet werden (Dan 7,10; Offb 2011-15)
Die Propheten und die Rückkehr aus der Gefangenschaft
Sacharja
- Die Messschnur (Sach 2,1-5; siehe auch Ez 40,3; Offb 11,1-2; 21,15)
- Die zwei Zeugen (Sach 4,1-14; Offb 11,3-4)
Beim Vergleich der Texte des ATs mit der Offenbarung stossen wir auf einige Abweichungen. Das heisst, oft werden mehrere Details in der Offenbarung anders dargestellt als im AT. Das zeigt, dass Johannes sich nicht auf die alttestamentlichen Bilder und Ereignisse bezieht, sondern in seinen Visionen vielmehr von einem ähnlichen Konzept spricht. Es ist also sehr wichtig, dass wir uns nicht auf Details einlassen, sondern uns mit dem Gesamtbild, dem grossen Zusammenhang auseinandersetzen.
XIV. Besonderheiten
Sieben Seligpreisungen
1. Offb 1,3:
„Selig, wer die Worte der Weissagung vorliest, und selig, die sie hören und die bewahren, was darin geschrieben steht.“
2. Offb 14,13:
„Und ich hörte eine Stimme vom Himmel rufen: Schreib: Selig die Toten, die im Herrn sterben von jetzt an! Ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke begleiten sie.“
3. Offb 16,15:
„Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach ist und acht gibt auf seine Kleider, dass er nicht nackt daherkommen muss und man seine Blösse sieht.“
4. Offb 19,9:
„Und er sagt zu mir: Schreib! Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind! Und er sagt zu mir: Diese Worte sind die wahrhaftige Worte Gottes.“
5. Offb 20,6:
„Selig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über sie hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester und Priesterinnen Gottes und Christi sein und mit ihm herrschen, tausend Jahre lang.“
6. Offb 22,7:
„Und siehe, ich komme bald. Selig, wer an den Worten der Weissagung festhält, die in diesem Buch aufgeschrieben sind!“
7. Offb 22,14:
„Selig, die ihre Gewänder waschen; sie sollen ein Anrecht haben auf den Baum des Lebens und durch die Tore einziehen in die Stadt.“
Ausdrücke und Begriffe für Christus
1. Das Lamm (28x); 5,6.8.12.13; 6,1.16; 7,9.10.14.17; 12,11; 13,8; 14,1.4 (2x).10; 15,3; 17,14 (2x); 19,7.9; 21,9.14.22.23.27; 22,1.3.
2. Jesus (9x); 11,15; 12,10; 20,4.6.
3. Alpha und Omega (3x); 1,8; 21,6; 22,13. Der Anfang und das Ende (2x); 21,6; 22,13.
4. Der Erste und der Letzte (3x); 1,17; 2,8; 22,13.
5. Herr (3x); 1,10; 11,8; 14,13. Herr Jesus (1x); 22,20. Herr Jesus Christus (1x); 22,21.
6. Herr der Herren (2x); 17,14; 19,16.
7. König der Könige (2x); 17,14; 19,16. Herrscher über die Könige der Erde (1x); 1,5.
8. Treuer Zeuge (2x); 1,5; 3,14. Treu und Wahrhaftig (2x); 3,14; 19,11.
9. Der Morgenstern (2x); 2,28; 22,16.
10. Spross Davids (2x); 5,5; 22,16. Wurzel und Spross Davids (1x); 22,16.
11. Löwe aus dem Stamm Juda (1x); 5,5.
12. Sohn (Kind) (2x); 12,5.13. Sohn Gottes (1x); 2,18.
13. Erstgeborener von den Toten (1x); 1,5.
14. Anfang der Schöpfung (1x); 3,14.
15. Wort Gottes (1x); 19,13.
16. Der Lebendige (1x); 1,17.
17. Das Amen (1x); 3,14.
XIV. Griechische Begriffe
Apokalypse
Das Wort Apokalypse oder apokalyptisch hatte ursprünglich überhaupt nichts mit dem Weltende oder mit einer grossen Naturkatastrophe zu tun. Diese Definitionen entstanden aus den spekulativen Auslegungen der Offenbarung und beherrschen heute unseren Sprachschatz, um ein zerstörerisches Ereignis auszudrücken. Ursprünglich bedeuteten diese Begriffe nichts anderes als Enthüllung, Erleuchtung oder Offenbarung (1,1.19). Siehe dazu die folgenden Auflistungen aus der Bibel (Link: Offb-00g: Griechische Begriffe):
apokalypto, 26x (ἀποκαλύπτω), enthüllen, aufdecken, offenbaren
Mt 10,25; 11,25;.27; 16,17
Lk 2,35; 10,21.22; 12,2; 17,30
Joh 12,38
Röm 1,17.18; 8,18
1Kor 2,10; 3,13; 14,30
Gal 1,16; 3,23; Eph 3,5; Phil 3,15
2Thess 2,3.6.8
1Petr 1,5.12;5,1
Apokalypsis, 18x (ἀποκάλυψις), Enthüllung, Erleuchtung, Offenbarung
Lk 2,32 ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.
Röm 2,5 ... für den Tag des Zorns, an dem sich Gottes gerechtes Gericht offenbaren wird.
Röm 8,19 ... wartet die Schöpfung auf das Offenbarwerden ...
Röm 16,25 So entspricht es der Offenbarung des Geheimnisses ...
1Kor 1,7 ... solange ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet.
1Kor 14,6 ... was nützt es euch, wenn ich nicht mit eine Offenbarung ... komme?
1Kor 14,26 ... hat jeder ein Psalm, eine Lehre, eine Offenbarung ...
2Kor 12,1 ... trotzdem will ich auf Erscheinungen und Offenbarungen zu sprechen kommen.
2Kor 12,7 die Offenbarungen mögen noch so überwältigend sein.
Gal 1,12 ... ich habe es vielmehr durch eine Offenbarung Jesu Christi empfangen.
Gal 2,2 Ich zog aber hinauf aufgrund einer Offenbarung ...
Eph 1,17 ... gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.
Eph 3,3 ... durch den Geist offenbart worden ist.
2Thess 1,7 ... wenn Jesus, der Herr, vom Himmel her erscheint mit den Engeln seiner Macht.
1Petr 1,7 So soll die Erleuchtung eures Glaubens, die wertvoller ist als Gold ...
1Petr 4,13 ... so werdet ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen ...
Offb 1,1 Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, zu zeigen ...
Antichrist
Der Begriff Antichrist kommt in der Offenbarung nicht ein einziges Mal vor. Mit „Antichrist” bezeichnet der Apostel Johannes in seinem ersten und zweiten Brief generell gesagt, alle Irrlehrer, die Jesus Christus als Gottheit ablehnen, der im Fleisch auf diese Welt gekommen ist. Es hat überhaupt nichts mit den abenteuerlichen Geschichten zu tun, die gewisse Kommentatoren in die Offenbarung des Johannes hineinlesen.
Antichristos, 5x (ἀντίχριστος), Antichrist
1Joh 2,18 Ihr habt gehört, dass ein Antichrist kommt. Jetzt aber sind viele Antichristen aufgetreten.
1Joh 2,22 Das ist der Antichrist; wer den Vater und den Sohn verleugnet.
1Joh 4,3 Und das ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er kommt.
2Joh 7 Denn viele Verführer sind hinausgegangen in die Welt, ... das ist der Verführer und der Antichrist.
Endzeit, 0x (ἔσχατος καιρός)
Dieser Begriff kommt so nicht vor in der Bibel (ausser in von menschengemachten Interpretationen)
1Petr 1,5 am Ende der Zeit ...
Harmagedon
Der Begriff „Harmagedon“ finden wir im NT nur in der Offenbarung. Johannes gebraucht diesen historischen Ort symbolisch, weil in der Ebene von Megiddo (AT) Kriege geführt wurden (2Chr 35,22-24; 2Kön 23,29-30; Ri 5,19-21). Damit beschreibt er bildhaft den Endkampf zwischen den guten und bösen Mächten. Damit wird aber nichts von einem weltweiten Konflikt gesagt, der buchstäblich in Harmagedon oder Megiddo ausgetragen wird (siehe dazu Artikel 16b).
Harmagedon, 1x (Ἀρμαγεδδών), Harmagedon
Offb 16,16 Und der Engel versammelte sie an dem Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heisst.
Chilias
Dieser griechische Begriff bedeutet „tausend” und kommt im Neuen Testament an folgenden Stellen vor:
Chilias, 20x (χιλιάς), tausend, (χίλιοι ἔτος) tausend Jahre
Apg 4,4 Die Zahl der Männer stieg auf ungefähr fünftausend.
1Kor 10,8 Lasst uns nicht Abgötterei treiben, wie manche von ihnen Abgötterei getrieben haben und dann umgekommen sind, dreiundzwanzigtausend an einem Tag.
Offb 5,11 ... und ihre Zahl war Myriaden über Myriaden und tausend und abertausend.
Offb 7,4.5.6.7.8 ... tausend ...
Offb 11,13 ... und siebentausend Menschen kamen um bei dem Erdbeben.
Offb 14,1 ... das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend ...
Offb 14,3 ... allein die hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde losgekauft sind.
Offb 21,16 Und er vermass die Stadt mit dem Rohr und kam auf zwölftausend Stadien ...
Links:
- Auslegung-17: Prophetische Bücher des Neuen Testaments
- Reich Gottes-10: Das tausendjährige Reich