Der Sieg Christi
I. Einleitung
Im ersten Kapitel der Offenbarung sehen wir, wie Jesus Christus, der Sohn Gottes dem Apostel Johannes erscheint. Während er in Verzückung geriet, rief eine gewaltige und durchdringende Stimme hinter ihm her und sagte: „Schreibe alles in ein Buch auf, was du siehst, und sende es den sieben Gemeinden ...!“ (Offb 1,10). Dann durfte der Apostel neben Jesus stehen und zusehen, wie der Herr die sieben Gemeinden beurteilte mit all ihren Stärken und Schwächen.
Im vierten Kapitel der Offenbarung gerät der Apostel wieder in Verzückung und wird von derselben Stimme angesprochen, wie im Kapitel eins. Diesmal zeigt ihm Jesus auf symbolische Weise den Himmel und führt ihn vor den Thron Gottes. Damit will Jesus allen Christen Hoffnung schenken in Zeit der Prüfungen und Leiden. Die Wahrheit, die von Aposteln, Propheten, Evangelisten gepredigt wurde, erhält in der Offenbarung bildhafte Szenen und Darstellungen (wie ein Action Thriller). Jesus will mit diesen Symbolen zeigen, dass er mit dem Vater auf seinem Thron sitzt. Die Zeit ist angebrochen, in der alle Feinde nach und nach IHM unterworfen werden (1Kor 15,27). Alle, ob gross oder klein werden früher oder später vor Gottes Richterstuhl erscheinen (2Kor 5,10). Jeder wird ohne Ansehen der Person von Gott gerichtet werden (Kol 3,25).
Darum gilt es himmelwärts zu blicken und dem Herrn zu vertrauen, denn Gott der Herr besitzt die absolute Kontrolle über alles, was auf Erden geschieht!
II. Johannes tritt vor den Thron Gottes (V. 1-3)
Vers 1: Die offene Tür und die Stimme.
„Danach“ bedeutet, nach der Vision von den sieben Gemeinden. Johannes richtet seine Blicke weg von der Erde himmelwärts. Er sieht eine geöffnete Tür, doch er traut sich nicht hinein, bevor er von einer Stimme aus dem Himmel gerufen wird. Jesus lädt ihn ein zu kommen und zu sehen. Er will ihm zeigen, was in der Geschichte der Menschheit geschehen wird (das bezieht sich auf die kommenden Kapitel in Offenbarung).
Vers 2: Der himmlische Thron.
Johannes gerät in Verzückung, d. h. er wird vom Geist Gottes ergriffen. Vor ihm sieht er einen Thron und jemand der darauf sass. Der Thron weist auf Herrschaft hin und bedeutet Gottes Alleinherrschaft. Das Sitzen auf dem Thron ist im Orient das Zeichen höchster Macht und Würde. Mit grösstem Respekt wird der auf dem Thron Sitzende beschrieben, ohne seinen Namen zu nennen oder ihn als menschliche Gestalt darzustellen (1Tim 6,16 NGÜ): „Er, der als einziger Unsterblichkeit besitzt und der in einem unzugänglichem Licht wohnt, er, den kein Mensch je gesehen hat und den kein Mensch je sehen kann. Im gebühren Ehre und Macht für immer und ewig! Amen.“
Vers 3: Der wunderschöne Gott.
Johannes erzählt, dass sein Aussehen unglaublich schön und äusserst kostbar ist. Er beschreibt den allmächtigen Gott mit den schönsten Edelsteinen, die es auf der Welt gibt: Jaspis = ein glänzend weisser Diamant (bedeutet, rein, heilig gerecht, 21,11; Ps 89,14-15). Karneol oder Sardion = ein blutroter Edelstein, benannt nach dem Fundort Sardes (bedeutet der Ernst der verschiedenen Gerichte Gottes, Ps 97,2-3). Gottes Wesen beinhaltet das Liebliche wie auch das Gerechte. Über dem Thron ist ein Regenbogen gespannt, der wie ein Smaragd leuchtet. Smaragd = ein Edelstein mit einem sanften Grün (bedeutet Gottes Gnade und Barmherzigkeit). Der Regenbogen stellt den unwiderruflichen Bund Gottes mit den Menschen dar, der an Zorn als auch an Gnade erinnert (Gen 9,13).
III. Die Umgebung des Thrones (V. 4-6)
Vers 4: Die vierundzwanzig Ältesten.
Wer sind die 24 Ältesten, die mit ihren Thronen rings um den einen Thron herum platziert sind? Es sind keine Engelwesen, wie von einigen Kommentatoren vorgeschlagen. Sie stehen repräsentativ für alle Gläubigen aus dem alten - sowie aus dem neuen Bund! Die Zahl 12 bedeutet die Gesamtheit aller, die über das Tier gesiegt haben und gemeinsam Gott anbeten (15,3). Zwölf aus den zwölf Stämmen Israels (21,12) - und zwölf, die aus der Predigt der zwölf Apostel zum Glauben kamen (21,14). Johannes sieht den Thron Gottes in seiner Vollendung als himmlische Gemeinde mit Gott dem Vater und dem Sohn Jesus Christus, samt allen Gläubigen. Rings um den Thron versammeln sich die Gläubigen aus allen Generationen und Völkern. Sie tragen weisse Kleider, was ein Symbol für die Heiligkeit und den priesterlichen Dienst ist (19,8; 22,14; 1Petr 2,9). Auf ihren Häuptern tragen sie goldene Kronen, was symbolische Siegeskränze sind und ein Hinweis auf ihren königlichen Stand ist (Offb 1,6). Auch sie sitzen je auf einem Thron, der symbolisch für ihre Herrschaft mit Gott steht (Offb 1,5b-6): Die Krone des Lebens (2,10b). Macht über die Völker der Erde (2,26-27). Weisse Kleider (3,5). Siegeskronen (3,11). Auf dem Thron sitzend (3,21).
Vers 5: Die Umgebung des Thrones.
Blitze, Stimmen und Donner sind furchterregende Begleiterscheinungen der Offenbarungen Gottes, die nur Ungläubige zu fürchten haben. Als Mose auf den Berg Sinai das Gesetz vom Herrn empfing, erhob sich auch ein Donnern und Blitzen und gewaltiger Posaunenschall ertönte (Ex 19,16-19). Die erwähnten sieben Feuerfackeln, die vor dem Thron brennen, werden noch im selben Vers definiert als die sieben Geister Gottes. Damit ist der Heilige Geist in seiner Gesamtheit gemeint, der gegenwärtig ist und in den Gemeinden wirkt. Die sieben Geister erinnern uns an den goldenen Leuchter im heiligen Zelt, der sieben Arme hatte und die Lichtquelle im Heiligtum Gottes war (Ex 25,31-37; 40,24). Doch hier ist eher von sieben einzelnen Fackeln vor dem Thron die Rede.
Vers 6: Das gläserne Meer.
Auch hier ist die symbolische Sprache deutlich zu erkennen. Es wird nicht gesagt, dass sich vor dem Thron ein riesiges Meer aus Glas befindet! Sondern es heisst, „wie ein gläsernes Meer“. Also etwas kostbares und reines, was sich kaum beschreiben lässt, wohl aber mit einem Meer ohne Wellen verglichen werden kann. Es glänzt wie ein Diamant (weisser Jaspis) oder roter Karneol. Der Thron wird von einem Regenbogen aus grünem Smaragd umgeben (kein typischer Regenbogen mit allen Farben). Johannes versucht zu erklären, dass es zwischen ihm und dem Thron eine grosse Distanz gab, die so weit war, wie wenn man ins Meer hinausschaut. In Kapitel 21,1 wird davon gesprochen, dass dieses Meer einmal verschwunden sein wird. Es wird die Zeit kommen, wo der Herr mitten unter den Gläubigen wohnt (Offb 21,3) und wo wir Gott gleich sein werden (1Joh 3,2). Dann ist von vier himmlischen Wesen mit sechs Flügeln die Rede, die mit ihren Augen alles sehen (4 ist die Zahl für das Leben hier auf Erden). Jesaja (Jes 6) und Hesekiel (Ez 1) hatten eine ähnliche Vision, bevor sie als Propheten zum Hause Israel gesandt wurden. Offenbar handelt es sich hier um höher gestellte Engelwesen; Cherubim oder Seraphen genannt.
IV. Die vier Wesen (V. 7-8)
Vers 7: Löwe, Stier, Mensch und Adler.
Erstes Wesen gleicht einem Löwen: Der Löwe ist der König der Tiere. Er symbolisiert Mut und Stärke. Zweites Wesen gleicht einem jungen Stier: Das Symbol für Dienstbereitschaft. Stiere wurden im AT für Opferungen verwendet. Drittes Wesen gleicht einem Menschen: Das bedeutet, scharfsinnig, klug oder intelligent. Als freies Wesen erhält der Mensch die Entscheidungsfreiheit, ob und wie er Gott dienen und anbeten will. Viertes Wesen ist wie ein fliegender Adler: Das Symbol für Wachsamkeit. Der Adler ist nicht an den Boden gebunden, daher hat er den Überblick und ist schnell & beweglich.
Vers 8: Was die vier Wesen verkörpern.
Diese vier Wesen verkörpern alles, was stark, edel, weise und schnell ist und kommen in der Offenbarung immer wieder vor: Sie halten sich stets in der Nähe des Thrones und des Lammes auf (Offb 4,6; 5,6; 14,3). Sie haben sechs Flügel und sind voller Augen (4,6.8), was ihre Überlegenheit und Allgegenwart ausdrückt, denn ihren aufmerksamen Augen entgeht nichts was auf Erden oder was im Himmel geschieht. Gleichzeitig sind sie damit beschäftigt, Gott anzubeten und zu loben (Offb 4,8; 5,8.14; 7,11; 19,4). Sie sind es, die die Zornschalen Gottes aushändigen (15,7), damit die schrecklichen Gerichte über die Erde kommen (6,1.7). In der Frühkirche meinte man in den vier Wesen die Symbole für die vier Evangelien zu sehen.
Löwe = Matthäus (Jesus, als der Löwe aus dem Stamm Juda)
Stier = Markus (Jesus, als das Opfer für alle Menschen)
Mensch = Lukas (die Fleischwerdung Jesu)
Adler = Johannes (Jesus als der höchste, der über den Menschen schwebt)
Im AT begegnen wir den Cheruben mehrmals:
Gott lässt den Garten Eden von den Cheruben bewachen, nachdem Adam und Eva vertrieben wurden (Gen 3,24). Der Vorhang, der das Allerheiligste vom Heiligen trennte, war mit Cheruben geschmückt (Ex 26,31), ebenso zierten Cheruben die Wände des salomonischen Tempels (1Kön 6,23-30). Auf dem Deckel der Bundeslade, dem sogenannten Gnadenthron Gottes, befanden sich zwei Cheruben (Ex 25,18-21). Eins der gebräuchlichsten Bilder von Gott ist, der über den Cheruben thronende Gott (2Kön 19,15; Ps 80,2; 99,1; Jes 37,16). Obschon diese Wesen mit ihren Charaktereigenschaften grosse Überlegenheit besitzen, so sind sie doch dem allmächtigen Gott unterworfen und ergeben. Sie lassen sich nicht selbst anbeten, sondern beten ruhelos den allmächtigen und ewigen Herrscher-Gott auf dem Thron an. Dabei wird die Heiligkeit Gottes gepriesen (Jes 6,3). Heilig bedeutet abgesondert, andersartig (als die Welt). Es wird auch Gottes Allmacht erwähnt. Gott ist der Allmächtige, der über jeder Regierung und jedem mächtigen Engelwesen thront (Offb 1,4.8; 11,17). Und, Gottes Unvergänglichkeit wird verherrlicht. Weltreiche kommen und gehen, aber Gott war schon immer existent:
- Der Herr verändert sich nicht.
- Der Herr wird nicht alt und gebrechlich.
- Der Herr bleibt für immer und ewig jung und schön.
V. Anbetung Gottes auf dem Thron (V. 9-11)
Verse 9-10: Die vierundzwanzig Ältesten fallen nieder.
Die 24 Ältesten werfen sich mit den vier Wesen vor dem Thron Gottes nieder. In einer andern Übersetzung heisst es detaillierter: „Immer wenn diese Wesen dem, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, Ehre erweisen, wenn sie ihn rühmen und ihm ihren Dank bringen, werfen sich auch die 24 Ältesten nieder und beten ihn an - ihn, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt.“ Johannes gibt sein bestes, um allen irdischen Lesern seine himmlischen Visionen zu beschreiben, die im richtigen Sinn verstanden werden müssen. Die Anbetenden preisen Gott als den ewig Lebenden. Als Höhepunkt ihrer Anbetung legen die Ältesten ihre Kronen zu Füssen Gottes nieder, als Demut und Zeichen ihrer Unterwerfung. Alles, was Grösse, Ehre und Kraft gibt, sehen sie als Gottes Eigentum an. Alles Geschaffene steht in vollständiger Abhängigkeit zum Schöpfer, der es aus dem Nichts ins Leben rief.
Vers 11: Würdig ist Gott, der Schöpfer.
Das ist höchster Lobpreis oder Lobgesang zu Ehren Gottes! Der Kaiser Domitian beanspruchte die Anrede „Herr und Gott“ für sich. Christen, die diesen Anspruch nicht anerkannten, wurden verfolgt und getötet. Diese Worte werden für alle Gläubigen zu einem triumphierenden Glaubens-bekenntnis und räumen dem Herrn und Gott den ersten und obersten Platz ein. Die King James Version (KJV) übersetzt „durch deinen Willen“ mit „for thy pleasure“: bedeutet, zu deiner Freude, deiner Lust, deinem Vergnügen, Wohlgefallen usw. what one wishes or has determined shall be done, will, choice, inclination, desire, pleasure, damit wird dem sachlichen Willen (θέλημα) mehr Herzlichkeit hinzugefügt.
VI. Schlussfolgerung
Diese Bilder vom Thron Gottes helfen uns ein bisschen zu verstehen, mit was für einem wunderbaren und herrlichen Gott wir es zu tun haben, wie wunderbar und heilig der Himmel und der Thron Gottes ist.
Auch wir Gläubigen werden unseren Herrn und Gott in der himmlischen Vollendung anbeten, preisen, ehren und ihm Dank sagen, für die ewige Erbschaft, die er uns geschenkt hat. Er hat unsere Seelen ins Leben gerufen und trotz unserer Schwachheiten begnadigt. Er liebt uns und will uns in seiner Nähe haben für alle Ewigkeit. Mögen wir dieses himmlische Ziel nie aus den Augen verlieren, sondern festhalten bis ans Ende unseres irdischen Lebens!