Offenbarung-19: Sieg über alle Feinde

Die Offenbarung

 

 I.   Freude über den Sieg (V. 1-10)

Nachdem wir viele Klagen über den Untergang Babylons gehört haben, folgen nun die Reaktionen aller, die sich über den Sieg Gottes riesig freuen und „Halleluja“ rufen.

Verse 1-3: Die himmlischen Heere jubeln.
„Darnach“ bedeutet, nach der Vision, die Johannes in Kapitel 18 geschildert hat. Johannes hört mächtige Stimmen, die wie ein gewaltiger Chor gemeinsam aus dem Himmel anbetend sagen (λέγω): „Halleluja!“ (hebr. Halal = loben, Jah = Gott). Dieses Halleluja bezieht sich nicht auf den Untergang Babylons, sondern auf den Sieg Gottes! Die Engel im Himmel loben Gott, der endlich die Erlösung geschaffen hat. Das himmlische Heer hat alles mitangesehen und mitgelitten, mit dem was sich auf Erden, wie auf einer grossen Bühne, abspielte. Es sah fast so aus, als ob das Böse diesen schrecklichen Krieg gewinnen würde. Doch nun hat es sich bestätigt, dass das Heil (σωτηρία), die Herrlichkeit (δόξα), und die Macht (δύναμις) allein dem allmächtigen Gott gehört.

Jetzt ist das grosse Gericht Gottes über Babylon hereingebrochen.
Es gibt keinen Zweifel über Gottes Gericht, denn es ist die wahre und gerechte Verurteilung. Die Hure (= Rom) wird verurteilt, weil sie die Welt verführte und die Menschen von Gott abwendig machte. Auch für die Verfolger der Gläubigen, die Folterer und Peiniger, gibt es kein Entkommen; Gott rächt sie alle.

Ein zweites Mal wird vom Himmel her gejubelt: „Halleluja!“
Dabei entsteht ein Rauch, der aufsteigt in alle Ewigkeit. Das heisst, der Untergang Roms ist vollständig und endgültig. Nie mehr soll sich das Imperium aus seinen Trümmern erheben, um die Menschen zu dominieren und zu unterdrücken. Die Stadt Rom symbolisiert auch den Untergang der ganzen Welt!

Vers 4: Die 24 Ältesten und die 4 Wesen werfen sich anbetend nieder.
Auch sie rufen im Chor: „Halleluja!“ Aus Kapitel 4 wissen wir, dass die 24 Ältesten repräsentativ für alle Gläubigen aus dem alten und neuen Testament stehen. Die 4 Wesen sind höher gestellte Engelwesen: Cherubim oder Seraphinen genannt (4 ist die Zahl für das Leben auf Erden). Ein Löwe, ein Stier und ein Adler. Ein viertes Wesen gleicht einem Menschen. Die 4 Wesen verkörpern alles was stark, edel, schnell und weise ist.

Vers 5: Eine Stimme vom Thron Gottes ertönt.
Höchstwahrscheinlich ist dies die Stimme eines Cheruben, der sich beim Thron Gottes aufhält. Er ordnet an, dass alle Knechte (d. h. Christen), egal welcher Klasse und Rasse, die den Herrn fürchten, Gott anbeten sollen!

Verse 6-8: Gemeinsam jubeln sie alle „Halleluja!“
Johannes beschreibt ein mächtiger Gebetsruf, der für alle himmlischen Wesen unüberhörbar ist. Mit dem Wörtchen „wie“ macht Johannes immer wieder deutlich, dass alles, was er beschreibt, eine Vision ist und nicht buchstäblich verstanden werden darf. Es ist wie ein Lobgesang, der aber noch weiter geht, nämlich bis zum Ende von Vers 8, wo die zitierten Worte durch die Endzeichen abgeschlossen werden. Diese Worte waren ein besonderer Trost für alle Christen damals, die noch in grosser Bedrängnis standen.

Johannes sagt voraus, dass alle Leiden und Prüfungen ein Ende haben werden und dass es sich lohnt auszuharren, denn die Belohnung und die Freude wird sehr gross sein (Mt 5,12). Trotz der grossen Macht des Bösen auf dieser Welt, hat Gott (der Allmächtige = Pantokrator, παντοκράτωρ) immer die Kontrolle über die ganze Menschheitsgeschichte gehabt. Doch nun demonstriert der allmächtige Gott seine Herrschaft allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden. Für die Gläubigen gibt es allen Grund fröhlich zu sein, denn das grosse Hochzeitsfest hat begonnen.

Viele sind berufen, doch nur wenige sind auserwählt zu dieser reinen und wunderschönen Ehe (= stellt die engste und intimste Beziehung dar, die Menschen kennen, Mt 22,11). Im Gegensatz zur Hure auf dem Meeresungetüm, präsentiert sich das Lamm Gottes mit der jungfräulichen Braut. Die gerüstete Braut ist die universelle Gemeinde Jesu Christi, die alle Gläubigen einschliesst, die treu ausgeharrt haben bis zum Ende. Dieses Bild von der Ehe zwischen Gott und seinem Volk ist aus dem AT bestens bekannt (Hos 2,19-20; Ez 16,1-14). Auch im neuen Bund bilden alle Gläubigen das neue Israel; die Braut Christi: Epheser 5,23.32.

Wenn im AT ein israelitisches Paar heiraten wollte, verlobten sie sich. Diese Verlobung war eine stärkere Bindung, als wir sie heute kennen. Sie war schon ein Ehegelöbnis, bei dem beide sich vor Zeugen lebenslange Treue versprachen. Über dem Paar wurde der Segen gesprochen und sie galten rechtlich als Mann und Frau, obschon sie noch nicht zusammenlebten (siehe Josef u. Maria, Mt 1). Würde der Mann sterben, so wäre sie bereits Witwe, und umgekehrt, ohne dass die Ehe jemals vollzogen wurde. Nach der Verlobung folgte eine mehr oder weniger lange Wartezeit. Schliesslich wurde die Braut in einem Brautzug dem Bräutigam zugeführt. Genauso verhält es sich mit unserem Verhältnis als Braut zu Christus: Wir sind mit ihm verlobt, aber leben noch nicht endgültig mit ihm zusammen. Aber wir warten sehnsüchtig auf sein Erscheinen als Bräutigam, wo wir als Gemeinde ihm zugeführt werden und die grosse Hochzeit feiern. Erst danach beginnt das eigentliche Eheleben, wenn wir vereint mit unserem Herrn und König im himmlischen Jerusalem wohnen werden.

Bis zu diesem grossen Tag müssen wir uns als Verlobte gedulden und bewähren: Es mag uns erscheinen wie ein süsses Märchen, aber Johannes bestätigt uns in seiner Offenbarung, dass er dieses Endereignis bereits vor sich gesehen hat und wir uns dessen gewiss sein können. Es gilt also bis zu diesem grossen Tag nicht untätig zu sein! Vielmehr wollen wir uns gut darauf vorbereiten und uns rein erhalten: 2. Korinther 11,2 (1Joh 1,7.9; 3,3). Wir wollen uns innerlich schmücken, d. h. mit der Frucht des Geistes. Ein weisses Hochzeitskleid aus reinem Linnen, wurde uns ja schon geschenkt. Das Linnen sind die gerechten Taten der Heiligen, die nur Dank Gottes Gnade gerecht geworden sind.

Verse 9-10: Die Reaktion des Johannes nach dieser Vision.
Der Engel, der ihm dies alles gezeigt hat, fordert Johannes auf, das alles niederzuschreiben, was er soeben gesehen hat. Damit bekräftigt der Engel, dass es sich hier nicht um eine Wunschvorstellung oder um einen Traum handelt, sondern um wahrhaftige und zuversichtliche Worte. „Wer Ohren hat, der höre gut zu, was der Geist Gottes sagt!“ Denn die glücklichsten Seelen sind die, die zu diesem gigantischen Hochzeitsfest zugelassen werden. Wer kein Hochzeitskleid aus reinem Linnen besitzt, wird am himmlischen Festmahl (nicht Abendmahl!) auch keinen Zutritt haben (Mt 22,11-14).

Als der Apostel Johannes dies alles von einem Engel empfing, warf er sich zu Boden und wollte ihn anbeten. Doch der Engel verbot ihm das. Er sagte nur: „Gott [allein] bete an!“

 

II.   Schlussfolgerung

Die wichtigste Frage des Lebens lautet nicht: „Was für einen Beruf soll ich ergreifen?“ „In welchem Land könnte ich wohnen?“ „Wann werde ich heiraten und mit wem eine Familie gründen?“

Die wichtigste Lebensfrage lautet vielmehr: „Wie komme ich zu diesem himmlischen Hochzeitskleid?“ Antwort: Indem ich Christus in der Taufe anziehe: Gal 3,27. In der Taufe erhalte ich das weisse Kleid, das im Blut des Lammes gereinigt wurde: Offb 7,13-17.

Es gilt für uns Gläubigen also nicht nur, dass wir das weisse Hochzeitskleid in der Taufe angezogen haben, sondern, dass wir es auch rein bewahren und uns schmücken auf den grossen Tag (1Petr 1,16).

Wir Christen blicken heute auf die Wiederkunft Christi, die ebenso gewiss ist, wie der Untergang Roms damals.  Darum, lasst uns als Gemeinde allezeit bereit sein für den Bräutigam (Mt 25,13). Wir werden in Freudenjubel ausbrechen und gemeinsam mit allen Engeln und den vier Wesen rufen: „Halleluja! Amen!“

III. Zweiter Teil: Einleitung

Wir beschäftigen uns heute mit dem Sieg Christi, der uns in der Offenbarung 19 beschrieben wird. Im ersten Teil dieses Kapitels wird dem Johannes das himmlische Heer gezeigt das in Freude und Jubel ausbricht und immer wieder „Halleluja“ ruft. Die Hochzeit des Lammes ist gekommen „und seine Braut hat sich schön gemacht“ (Offb 19,7; Mt 25,6). „Gesegnet sind alle, „die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!“ (Offb 19,9; Eph 5,32). Jesus erscheint hier in der Offenbarung 19 nicht als Bräutigam im Smoking sondern als Krieger auf einem weissen Pferd der eine königliche Krone trägt.

Offenbarung 19,11-21: Es geht dabei um den Gesamteindruck dieser Stelle, der eindeutig vom Sieg Christi spricht.

- Sieg über den Drachen (Kap. 12) = der Teufel.

- Sieg über die Hure Babylon (Kap. 17 & 18) = Rom, Stadt mit weltlichen Lüsten und Verführungen.

- Besonders betont werden in diesem Kapitel die beiden Tiere:

- Sieg über das Meerungeheuer oder einfach das Tier aus dem Meer (Kap. 13) = Politik und Regierung.

- Sieg über das Landbiest oder einfach das Tier genannt (Kap. 13) = falscher Prophet, falsche Religionen.

 

IV. Christi Vollmacht (V. 11-16)

Johannes bekommt hier einen vollen Einblick in die unsichtbare geistige Welt, die um uns herum besteht. Er sah schon einmal eine Tür geöffnet zum Himmel als er den Thron Gottes erblickte (Offb 4,1). Später sah er wie sich der Tempel Gottes öffnete und sogar die Bundeslade sichtbar wurde (Offb 11,19). Doch jetzt öffnet sich der ganze Himmel vor ihm, so dass er Christus mit seiner überragenden Macht und Herrlichkeit sehen kann. Hier wird eine dramatische Szene geschildert. Der Text spricht vom Kommen Christi, der sich an den Feinden seiner Nachfolger rächen und das römische Reich besiegen wird! 476 n. Chr. war der endgültige Untergang Roms (siehe Zusatzartikel 19b: Der Untergang Roms) Die Offenbarung wurde ja primär als Trost für die verfolgten Christen im ersten Jahrhundert geschrieben (als Zeitform wird die Gegenwart verwendet).

Vers 11: Der Reiter auf dem weissen Pferd heisst Treu und Wahrhaftig.
Während in Kapitel 6,2 der Reiter auf dem weissen Pferd nicht Christus, sondern ein Eroberer symbolisiert, besteht hier kein Zweifel, dass es sich um Christus handelt. Der Reiter sieht aus wie Jesus (V. 12.15). Der Reiter trägt die Namen Jesu (V. 11.13.16). In der Antike offenbarte der Name das Wesen eines Menschen. Das weisse Pferd ist ein Symbol der Reinheit und des Sieges. Die römischen Feldherren ritten jeweils auf weissen Pferden triumphierend durch die Stadt. Die Krone weist auf die Königsherrschaft Christi hin. Jesus Christus wird als Krieger der geistigen Welt dargestellt und nicht etwa als militärischer Eroberer der Welt (Joh 18,36), wie der Reiter in Kapitel 6. Sein Name ist Treu und Wahrhaftig. Treue (πιστός) bedeutet absolut vertrauenswürdig und verlässlich. Jesus versprach auch uns, dass er wiederkommen werde zum Gericht. Diese Namensgebung bestätigt, dass er sein Versprechen wahr machen wird (Mt 24,35; 1Petr 1,25). Wahrhaftig (ἀληθινός) bedeutet das Gegenteil von belügen und zweideutigem Verhalten.

Der Zweck seines Kommens ist die Gerechtigkeit herzustellen. Die Welt damals war, wie heute, voller Ungerechtigkeit. Die Menschen veränderten die Gerechtigkeit zu ihren Gunsten und missbrauchten sie zu ihrem Vorteil. Von den unberechenbaren gottlosen Tyrannen, die das Land regierten, konnte niemand Gerechtigkeit erwarten. Doch, wenn Christus mit seinem Himmelsheer angeritten kommt, wird endlich Gerechtigkeit (δικαιοσύνη) entstehen und keiner kann seiner Macht widerstehen (Röm 2,5; Offb 15,3; 16,7; 19,2). Dieser ganze Abschnitt liefert uns auch einen eindrücklichen Vorgeschmack auf die endgültige Wiederkunft Christi (2Thess 1,7-9).

Vers 12: Er trägt mehere Kronen.

Seine Augen sind wie Feuerflammen.
Hier wird der Reiter als Menschensohn identifiziert (1,14; 2,18). Niemand kann sich seinen Augen entziehen. Allwissenheit ist notwendig, um ein unfehlbares, faires und gerechtes Gericht auszuüben.

Er trägt mehrere Kronen, das heisst viele Diademe (διάδημα).
Das ist das Zeichen königlicher Würde (= Herrschaftskrone, kein Stephanos = Siegeskranz: Kap. 14,14). Es war damals nichts Aussergewöhnliches, dass Monarchen mehrere Kronen trugen, damit brachten sie zum Ausdruck über mehrere Länder zu herrschen. Auch Satan trug sieben Diademe (12,3). Das Meerungeheuer hatte zehn Diademe (13,1). Doch ihre Herrschaft war beschränkt und sehr kurz. Jesus aber trug unzählig viele Diademe, denn er ist der Herr in Ewigkeit über alle Reiche der Welt, ihm ist „alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden“ (Mt 28,18).

Auf seiner Stirn steht ein Name, den nur er selbst kennt.
Dieser Name gab Anlass zu vielen Spekulationen. Im Altertum und zu allen Zeiten hatten Namen eine ganz besondere Bedeutung. Der Name hängt oft eng mit dem Wesen einer Person zusammen. Salomo sagt in den Sprüchen (22,1): „Ein guter Ruf [-Name] ist wertvoller als grosser Reichtum ...“ Petrus sagte (Apg 4,12): „In keinem andern ist das Heil; denn uns Menschen ist kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“ Vielleicht hat dieser besondere Name etwas mit der Beziehung zum Vater zu tun (Mt 11,27). Wir können nicht alles wissen über Jesus, besonders nicht, solange wir im Fleisch leben. Wir selbst werden ja auch einmal einen Namen empfangen, den nur wir selbst kennen (Offb 2,17). Tatsache ist und bleibt, dass niemand den Namen des Herrn auf der Stirn kennt. Es gibt aber genügend andere Namen, die uns in diesem Abschnitt enthüllt werden.

Vers 13: Sein Mantel ist in Blut getaucht und sein Name ist Wort Gottes.
Das könnte das Blut der Märtyrer sein, das Jesus rächte (6,10; 16,6; 17,6; 18,24; 19,2). Es könnte auch auf das eigene Blut Jesu hinweisen, durch das er am Kreuz den Sieg errang (1,5; 5,9; 7,14; 12,11). Am besten passt jedoch der Gedanke vom Blut zu den Feinden Christi oder zu den Märtyrern, die für Christus starben. Denn dieses Bild vom verspritzten Blut begegnet uns auch im Propheten Jesaja (Jes 63,1-3). Im AT ist von Gott die Rede, der von seiner Rache über Edom (Israels Feinde) zurückkehrt. Jesus ist das Wort Gottes, d. h. der Mensch gewordene Logos (Joh 1,1.14). Er ist die Garantie, dass Gottes Wort ausgeführt wird. Seien es Drohungen oder Verheissungen; alles, was Gott je sagte, erfüllte sich in Jesus Christus.

Vers 14: Die himmlischen Heere reiten hinter IHM her.
Jesus führt eine himmlische Armee auf weissen Pferden an, auf denen jeder Reiter ein weisses Leinengewand trägt. Einige denken dabei an die Gläubigen, die mit einem leuchtend weissen Leinengewand gekleidet wurden (19,8). Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind es aber nicht die Gläubigen, die auf weissen Pferden ihrem Anführer folgen. Andere sehen darin die Märtyrer des ersten Jahrhunderts. Weisses Linnen ist die Standartkleidung im Himmel, auch für die Engel. Mit dem himmlischen Heer sind Legionen von Engeln gemeint (Mt 26,53). Sie folgen ihrem Anführer, geben ihm Rückendeckung und schrecken die Feinde Christi zurück (Mt 25,31; Mk 8,38; Lk 9,26; 2Thess 1,7). Doch Jesus ist auf dieses Heer letztendlich nicht angewiesen.

Vers 15a: Das scharfe Schwert aus seinem Mund überwältigt die Völker.
Hier wird die andere Seite von Christus dargestellt. Jesus ist nicht bloss das Lamm, das geschlachtet wurde, mit unendlicher Liebe und Gnade. Jesus ist auch der Löwe aus Juda, der wiederkommen wird, um die Welt zu richten (Offb 5,5; Mt 13,41-42; 25,41; Röm 2,5; 2Thess 1,7; 2,8). Mit dem scharfen Schwert (ῥομφαία) ist ein thrakanisches Nahkampfschwert gemeint, d. h. kurz, handlich und auf beiden Seiten scharf (Hebr 4,12; Eph 6,17). Es symbolisiert das Wort Gottes, aber nicht in Form der frohen Botschaft des Evangeliums. Es ist das Wort des Gerichts, der Strafe und der Zerstörung aller Feinde (Jes 49,2; Offb 2,16b; 19,15.21). Mit einem eisernen Zepter wird er sie regieren:

Jesaja sagte (Jes 11,4): „Mit dem Knüppel [Stab] seines Mundes wird er das Land schlagen und mit dem Hauch seiner Lippen den Frevler töten.“

In Psalm (Ps 2,9) lesen wir: „Du kannst sie zerschlagen mit eisernem Stab wie Töpfergeschirr sie zerschmeissen.“

Vers 15b: Wie Trauben in der Kelter, zertritt Jesus seine Feinde.
Alle seine Feinde werden in der Kelter den furchtbaren Zorn Gottes erfahren (14,19). Den Wein der in den Bottich fliesst werden die Feinde zu ihrem eigenen Verderben trinken müssen (16,6; 17,6).

Vers 16: König der Könige und Herr der Herren.
Mose erklärte dem Volk (Dtn 10,17): „Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der grosse, starke und furchtbare Gott ...“ Nebukadnezar bekannte Daniel (Dan 2,47): „Es ist wahr, dass euer Gott der Gott der Götter ist und der Herr der Könige ...“ Paulus sprach von Gott als dem alleinigen Herrscher, „der König der Könige und Herr der Herren“ (1Tim 6,15). In der Offenbarung wird diese göttliche Bezeichnung auf Jesus bezogen. Ein weiterer Beweis für die Gottheit Jesu. In der Offenbarung 17,14 wurde bereits gesagt: „Sie werden Krieg führen gegen das Lamm, doch das Lamm wird sie besiegen, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige ...“ Es gibt keinen höheren als Jesus Christus, deshalb steht auf seinem Mantel und seiner Hüfte der Name: „König der Könige und Herr der Herren.“ Sein Name ist allen ersichtlich und niemand kann ihn übersehen. Vielleicht wurden die römischen Kaiser „König der Könige und Herr der Herren“ genannt, aber sie waren es nicht. Nur Jesus steht diesen Namen zu, denn er ist der einzige der über allen thront (Eph 4,5-6). Paulus sagt (1 Kor 8,5): „Auch wenn da vieles ist, was Gott genannt wird, sei es im Himmel, sei es auf der Erde, - es gibt ja viele Götter und viele Herren -, so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem her alles ist und wir auf ihn hin, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles ist und wir durch ihn.“

 

V. Der Aufruf der Engel (V. 17-18)

Vers 17: Der Engel in der Sonne.
Nun wird der Fokus von Jesus auf einen Engel in der Sonne gelenkt. Mit diesem Bild, dass der Engel von allen klar gesehen und gehört werden kann. Er ruft allen fleischfressenden Vögeln zu, sich zum grossen „Gastmahl Gottes” zu versammeln. Das „Gastmahl Gottes” steht in starkem Kontrast zum „Hochzeitsmahl des Lammes”, wo die Heiligen sich versammeln. Ähnliche Bilder, von einem blutigen Opfermahl, geben uns die alttestamentlichen Propheten (Jes 34,6; Jer 46,10; Ez 39, 17-20). Die besiegten Gegner liegen tot auf offenem Feld, ohne eine menschenwürdige Beerdigung. Es ist eine grosse Schande, dass die toten Körper den Raubvögeln zum Frass fallen. Mit diesem makabren und abscheulichen Bild wird die völlige Vernichtung aller Feinde, durch das siegreiche Lamm, symbolisiert (Mt 24,28).

Vers 18: Das Gastmahl Gottes.
Es gibt kein Entkommen für die Feinde Christi. Ob Kleine oder Grosse, Freie oder Sklaven, ob Pferd oder Reiter, alle Toten sollen beim Gastmahl gefressen werden. Ja, sogar Könige und Feldherren und alle Mächtigen sollen dabei nicht verschont werden. Das zeigt auch, dass Satan aus allen Lebensbereichen Menschen zum Aufstand gegen Gottes Macht rekrutiert hat.

Jesus sagt (Mt 12,30): „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, und wer nicht sammelt mit mir, der zerstreut.” Es gibt also keinen bequemen Mittelweg. Jeder Mensch muss sich entscheiden; entweder für oder gegen Gott. Auf der einen Seite befinden sich die Verlierer und auf der anderen Seite die Gewinner. So wie es heisst, in Sprüche 16,18: „Stolz kommt vor dem Sturz und Hochmut vor dem Fall.”

 

VI. Der Untergang der Feinde (V. 19-21)

Vers 19: Das Meerungeheuer und die Könige.
Dieses Tier symbolisiert das römische Reich, das damals die Welt dominierte und die Heiligen unterdrückte (13,1-10). Die gottlosen Herrscher versammelten sich mit ihren Heeren für die entscheidende Schlacht. Der Ort wird hier nicht genannt! Es ist anzunehmen, dass derselbe symbolische Ort in Harmagedon gemeint ist, wie bereits besprochen (16,13-16). Derselbe Konflikt wird auch im nächsten Kapitel (20,8) erwähnt. Das Meerungeheuer und der falsche Prophet, samt ihren Nachfolgern (= die Könige der Erde) vereinten sich, um gegen den Reiter (= Jesus) und sein Heer, das ihm nachfolgt, Krieg (πόλεμος) zu führen. Ein Krieg findet jedoch nicht statt! Nirgends wird uns in der Bibel von einem Krieg in Harmagedon berichtet.

Vers 20: Das Landbiest oder der falsche Prophet.
Alle wunderwirkenden Zeichen des Landbiests oder falschen Propheten, enttarnen sich wie zerplatzende Seifenblasen (13,13-14). Zusammen werden „die beiden” (= beide Tiere) in einem Augenblick überwältigt oder gefangengenommen (πιάζω) und lebendig in den Feuersee geworfen (V. 20b). Ein Krieg wird hier gar nicht beschrieben. Wir erfahren nur etwas über den Ausgang dieser Auseinandersetzung. Alles geschieht sehr schnell und ohne Gegenwehr. Die Szene macht den Eindruck, dass die Feinde Christi keine Chance hatten. Die beiden Tiere und die Machthaber der Erde waren wehrlos und konnten sich nicht einmal verteidigen, ganz zu schwiegen von kämpfen. Der Reiter auf dem weissen Pferd (= Jesus) ist übermächtig und nicht angewiesen auf sein Heer, das ihm hinterher folgt. Die beiden Feinde werden durch die Übermacht des Reiters völlig überwältigt und endgültig besiegt. Der überraschende Auftritt des schnellen Reiters überrollt die Gegner. Sie sind wie gelähmt und werden ohne Worte gerichtet.

Mt 25,41: „Dann wird er denen zur Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist für den Teufel und seine Engel!”

Zusätzlich wird von den Irregeführten gesprochen. Alle, die das Malzeichen (χάραγμα, Offb 13,16.17; 14,9.11; 16,2; 19,20; 20,4) des Tieres (auf Stirn und Hand) angenommen hatten und sich dem Kaiserkult hingaben, wurden lebendigen Leibes in den stinkenden Feuersee geworfen. In der Offenbarung kommt das Wort „Hölle” nicht vor, obschon damit die Hölle, als endgültiger Ort, gemeint ist. Von der Hölle wird in der Bibel nur davon gesprochen, wie man hineinkommt, aber nicht, wie man wieder herauskommt. Die erwähnten Gegner des Reiches Gottes gelangen nicht, wie die übrigen Seelen, zuerst in den Hades (oft mit Totenreich übersetzt), der Vorstufenbereich der Hölle.

Psalm 9,18: „Zurückkehren ins Totenreich müssen die Frevler, alle Nationen, die Gott vergessen.”

Das Meeresungeheuer und der falsche Prophet wurden direkt in den Feuersee geworfen.

Vers 21: Die Anderen kamen durch das Schwert um.
Die Könige der Erde und ihre Kriegsheere wurden zusammen mit den Irregeführten durch das Schwert getötet und den Vögeln zum Frass vorgeworfen. Die fleischfressenden Vögel (V. 21) warteten schon auf ihr „Gastmahl” (V. 17). Mt 24,28: „Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.”

Zusammenfassung:

- In Kapitel 19 wird bildlich dargestellt, wie das römische Reich 475 n. Chr. sein Ende fand.

- In Kapitel 16 wird uns durch die sieben Zornschalen das Ende Roms beschrieben.

- In Kapitel 17, 18 und 19 werden weitere Details hinzugefügt.

- Die Frage der Märtyrer (in Kapitel 6,10), nach dem wie lange noch, hat sich erübrigt, weil in Kapitel 19 alle Feinde durch Christus gerächt wurden.

- Dem Teufel gelang es nicht, die frühe christliche Gemeinde zu zerstören. Im Gegenteil!

- Die Christenverfolgungen stärkten die Gläubigen und die Gemeinden.

VII. Schlussfolgerung

In diesem Kapitel wird die himmlische Reaktion über den Untergang Roms (aus Kapitel 18) beschrieben. Ein gewaltiger Himmelschor singt vom überwältigenden Sieg Christi. Die himmlischen Stimmen bestätigen, dass das Heil, die Herrlichkeit und die Macht, allein in der Hand Gottes sind und nicht im römischen Reich liegen. Der allmächtige Gott hatte von Anfang an, alles unter seiner Kontrolle. Deshalb wird der Herr von den 24 Ältesten und den 4 Wesen, die sich um den Thron Gottes scharen, angebetet. Mit mächtigen Stimmen rufen und singen sie „Halleluja.”

In Kapitel 19 finden zwei grosse Festmähler statt: 

1. Das Hochzeitsmahl des Lammes, im königlichen Speisesaal, wo alle Nachfolger Christi eingeladen sind.

2. Das Gastmahl Gottes, auf dem Schlachtfeld, wo alle getöteten Feinde Christi von fleischfressenden Raubvögeln (= endgültige Zerstörung) gefressen werden.

Drei, der vier Hauptfiguren des Bösen wurden bis jetzt besiegt; nur der Drache (= Satan) bleibt übrig.

1. Das Meeresungeheuer (Kap. 13): Politik und Regierungen Roms.

2. Das Landbiest (Kap. 13): Falscher Prophet, falsche Religionen.

3. Die Hure Babylon (Kap. 17): Rom, Stadt mit weltlichen Lüsten und Verführungen.

4. Der Drache (Kap. 12,3): Der Teufel.

Wie gesagt, diese Darstellung vom Sieg Christi über seine Feinde, ist noch nicht endgültig! Es ist jedoch eine Parallele zur endgültigen Wiederkunft Christi. Der ganze Abschnitt wird von einer symbolischen Sprache getragen und darf nicht buchstäblich verstanden werden. Zur Bildersprache in der Offenbarung gibt es viele Zeichnungen und Darstellungen, die ich euch jedoch erspart habe, um eure Vorstellungskraft nicht zu schmälern. 

Tatsache ist, dass Jesus Christus eine totale Überlegenheit besitzt über alles Geschaffene. Niemand ist auch nur annähernd so mächtig und so überlegen wir ER. Wir werden alle einmal auf die Knie fallen, wenn wir Jesus sehen wie er machtvoll auf den Wolken wiederkommt mit seiner heiligen Engelschar. Das wird ein Riesenspektakel sein! 

Darum, lasst uns festhalten am Glauben an unserem König und alle unwesentlichen und vergänglichen Dinge auf Erden abschütteln. Denn es geht im Leben um etwas viel, viel grösseres und wichtigeres, um das – was kein Auge je gesehen hat und kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz aufgestiegen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben (1Kor 2,9). Denn (Offb 1,7): „Siehe, er kommt mit den Wolken, und sehen wird ihn jedes Auge, auch die, welche ihn durchbohrt haben, und wehklagen über ihn werden alle Stämme der Erde.“

 

 Fragen (Antworten am Ende des PDF Dokuments)

1.  Von welchem Kommen Christi ist in Kapitel 19 die Rede?

2.  Welche drei Hauptfiguren des Bösen wurden bis jetzt besiegt und welche Figur bleibt noch übrig?

3.  Wie viele Kurzgebete kommen in diesem Kapitel vor?

4.  Mit welchen Namen wird Jesus in diesem Kapitel beschrieben?

5.  Wer sind die, welche ebenfalls auf weissen Pferden, dem Reiter auf dem weissen Pferd folgten?

6.  Wie können die beiden Mahlzeiten in Kapitel 19 beschrieben werden?

7.  Was ist die wichtigste Frage des Lebens?