Matthäus-09: Wundertaten

Jesus, der König

 

 

 Kapitel 9,1-8: Jesu Macht Sünden zu vergeben

Vers 1: Von welcher Stadt ist hier die Rede, die Jesus per Schiff anfuhr? = Kapernaum, „seine Stadt“ (ging dort in die Synagoge, ins Haus der Schwiegermutter des Petrus: Mk 2,1). Jesus lehrte nicht in der Öffentlichkeit, sondern ging in ein Haus (ev. im selben Haus wie Mt 8,14). Als das die Menschen erfuhren, kamen sie von überall her zum Haus.

Vers 2: Im Markusevangelium wird die Situation in dem Haus genauer beschrieben: Markus 2,1-4. Das Haus wurde so voll, dass sogar Leute vor der Türe Platz nehmen mussten und selbst diese Plätze waren überfüllt. Da kamen vier Männer mit einem Gelähmten. Es wird nichts gesagt, wie schwer dieser Mann behindert war. Auf jeden Fall konnte er nicht mehr gehen und musste getragen werden.

Von woher brachten die vier Männer diesen Behinderten? Ganz bestimmt hatten sie ihn schon ziemlich weit getragen (schon 50 oder 100 Meter können sehr anstrengend sein). Diese vier, samt dem Gelähmten, sind für uns ein grosses Vorbild. Sie mussten nicht nur eine grosse Dienstbereitschaft und Liebe zu dem Gelähmten haben, sondern auch einen starken Glauben an Jesus. Kein Hindernis war ihnen zu gross, um ihren Freund zu Jesus zu bringen. Sie waren fest überzeugt, dass Jesus ihren Mann heilen konnte.

Die Hausdächer in Palästina waren flach und dienten oft als Erholungsplätze und Ort der Stille. Ähnlich wie bei uns der Balkon (siehe auch Petrus in Apg 10,9). Meistens gab es auch eine schmale Treppe, die auf das Dach führte. Die Dächer bestanden aus: Flachbalken, die in Abständen von etwa einem Meter quer von Wand zu Wand verlegt wurden. Der Zwischenraum war dicht mit Zweigen belegt und wurde durch Lehm zusammengehalten. Obendrauf kam eine Schicht Mergel oder auch Erde, so dass sich eine Grasdecke auf dem Dach bilden konnte.

Obwohl diese Vier sich in grosse Schwierigkeiten begaben, war ihnen kein Preis zu hoch. Sie fingen an, ein Teil des Hausdaches abzudecken das ihnen gar nicht gehörte. Noch während Jesus predigte, liessen sie den Gelähmten an vier Seilen auf einer Matte vor die Füsse Jesu hinunter und unterbrachen so die ganze Versammlung.

Wie war die Reaktion Jesu?
Reklamierte Jesus, weil er gestört wurde? – Nein! Jesus erkannte in dieser Handlung vielmehr einen tiefen Glauben (Mk 2,5).

Was sagte er zu dem Gelähmten?
Warum vergab Jesus dem Gelähmten seine Sünden? Warum heilte Jesus diesen Menschen nicht? Dieses Beispiel zeigt, dass auch körperlich behinderte Menschen Sünder sind und Gottes Gnade brauchen! Dieser Mensch glaubte fest an Jesus und wusste, dass nur der Herr ihn wieder gesund machen kann! Deshalb belohnte ihn Jesus zuerst mit einem viel grösseren Segen und setzte damit auch den Schwerpunkt auf die innere Heilung. Es gibt nur drei Hinweise im NT, wo Jesus Menschen die Sünden vergab:

- Lukas 7,48, die Sünderin, die zu Jesu Füssen lag.

- Lukas 23,43, der Schächer am Kreuz empfing Vergebung.

- Lukas 5,20, der Gelähmte in unserem Beispiel.

Verse 3-4: Wie war die Reaktion der Schriftgelehrten? Interessant ist, dass offenbar auch eine Gruppe von Pharisäern anwesend war. Es macht den Anschein, als wollten sie Jesus kontrollieren, was er predigte, um anschliessend dem Hohen Rat alles mitzuteilen. Die Gruppe der Pharisäer nahm an Jesu Worten Anstoss. Warum?

- Ihre Herzen waren verstockt, weil sie nicht glaubten, dass Jesus als die fleischgewordene Gottheit vor ihnen stand.

- Doch Jesus kannte ihre Gedanken (12,25; Joh 2,25; 4,17): Markus 2,6-8.

- Die Schriftgelehrten betrachteten Jesu Aussage als anmassende Lästerung, weil nur Gott allein Sünden vergeben konnte: Lev 24,16. Für sie machte sich Jesus strafbar, so dass er getötet werden musste. Nichts in der Welt kann ein falsches ungläubiges Herz überzeugen!

Denn Jesus war und ist Gott: Joh 1,1.14.18; 8,58-59; Kol 1,15-18.

- Jesus riss seine göttliche Macht nicht gewaltsam an sich: Phil 2,5.

- Spätestens, als Jesus ihre Gedanken aufdeckte, hätten sie erkennen müssen, dass er göttliche Eigenschaften besass.

Verse 5-6: Jesus forderte die Pharisäer heraus.
Jeder Scharlatan hätte sagen können: „Deine Sünden sind dir vergeben!“ Niemand auf Erden konnte das prüfen, ob die Sünden tatsächlich vergeben waren. Doch zu einem Gelähmten zu sagen, „Steh auf und geh in dein Haus!“, so dass er körperlich geheilt war, konnte nur jemand, der die Macht des höchsten Gottes besass. Dies war das endgültige Zeugnis seiner Gottessohnschaft.

Vers 7: Nachdem Jesus dem Gelähmten das befohlen hatte, zögerte der Mann keinen Augenblick. Er gehorchte, stand auf und verliess mit seiner Matte das Haus. Jesus hätte ihm noch befehlen müssen, dass er am nächsten Tag das Hausdach reparieren sollte!

Vers 8: Die Anwesenden erschraken = gerieten in grosse Furcht.
Dies musste für alle Anwesenden eine überwältigende Situation gewesen sein. Mit dieser Heilung bewies Jesus, dass er der Sohn Gottes war und tatsächlich die Macht besass, Sünden zu vergeben: 1. Johannes 2,1.

Was können wir daraus lernen?

1. Sünde trennt uns von Gott!

2. Sünde ist ansteckend! Sie muss darum ernst genommen werden. Mit der geistigen Waffenrüstung bewaffnen wir uns im geistigen Kampf.

3. Sünde ist listig und betrügerisch: Jakobus 1,13-16!

4. Sünde will uns beherrschen und zerstören: Jakobus 1,12!

5. Nur wer einsieht, dass er seelisch krank ist und alles daran setzt, um geheilt zu werden, kann am Ende auch geheilt werden: Lukas 5,31.

 

 Kapitel 9,9-13: Jesu Macht, Menschen zu berufen

Vers 9: Im Markusevangelium wird gesagt, dass Jesus an den See ging und lehrte (es wird nicht von Heilungen gesprochen). Auf dem Weg dorthin, begegnete er an der Zollstätte dem Levi = Matthäus. Matthäus bedeutet „Geschenk Gottes“ (Vielleicht gab Jesus ihm diesen Namen).

Matthäus war Zöllner (sie waren verhasst beim Volk), warum?

- Sie waren nicht ehrliche Leute, das war allgemein bekannt.

- Sie verlangten von den Leuten mehr Steuern als erlaubt: Lk 3,12-13.

- Sie waren meistens reich, weil sie von dem lebten, was sie den Leuten zu viel abknüpften.

- Sie missbrauchten ihre Stellung der staatlichen Autorität.

- Dem Staat waren diese Betrügereien bekannt, aber es wurde nichts dagegen unternommen, weil auch für den Staat etliches heraussprang.

Vers 9b: Hier erkennen wir die Macht Jesu, Menschen zu berufen. Schon in Mt 4,19-22 berief er auf ähnliche Weise Jünger zur Nachfolge. Jesus erkannte, dass es Matthäus im Grunde genommen nicht wohl war in seiner Haut als Zöllner (da er die Herzen kannte). Deshalb erkannte Matthäus (= Levi) seine Gelegenheit, als Jesus ihn aufforderte, ihm nachzufolgen, sein Leben auf der Stelle radikal zu ändern.

Es kann gesagt werden, dass Matthäus wahrscheinlich mehr aufgab, als alle anderen Apostel. Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas waren Fischer. Sie konnten jederzeit ihre Arbeit wieder aufnehmen. Die Fische und das Boot waren leichter wieder zu kriegen als die Stellung beim römischen Staat. Doch als Matthäus seine Arbeit aufgab, verlor er seine Arbeit für immer, denn es gab kein Zurück. Man konnte diese besondere Arbeit als Zöllner nicht einfach verlassen wie jeden anderen Beruf. Seine Entscheidung, Jesus nachzufolgen, war eine Lebensentscheidung.

Auch der Oberzöllner Zachäus erlebte einen radikalen Wandel: Lk 19,1-10.

Was haben wir um Jesu Willen alles aufgegeben? Waren wir so entschlossen wie Matthäus? Sind wir noch heute so entschiedene Nachfolger wie Matthäus? Der Preis der Nachfolgschaft ist hoch, gerade in der heutigen Zeit, wo viele nicht einmal mehr glauben, dass Gott unser Schöpfer ist. Auch die Belohnung der Nachfolge ist gross: Lukas 18,28-30.

Vers 10: Matthäus veranstaltete ein Fest für Jesus (Lk. 5,29) und lud seine Freunde ein. Er benutzte diese Gelegenheit auch, um ihnen Jesus vorzustellen. Wer einem Bruder zu trinken gibt, der nimmt Jesus auf (Mt 10,40; 25,40). Er trauerte keine Minute über sein altes Leben als Zöllner. Er gab alles auf und zwar mit Freuden (so sollte eine Bekehrung sein!).

Vers 11: Als die Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus bei den Zöllnern und Sündern sahen, nahmen sie Anstoss. Vielen Menschen kann man nichts Recht machen: Mt 11,18-19. Sie fragten Jesu Jünger vorwurfsvoll mit andern Worten: „Weiss euer Lehrer nicht einmal, wer diese Leute sind?“ Für sie waren Zöllner verlorene Sünder! Sie beurteilten nicht nach dem Herz, sondern nach äusseren Umständen. Sie meinten, als Juden hätten sie automatisch Anspruch auf Gottes Reich und vergassen, dass sie genauso Sünder waren (Mt 19,6-9).

Vers 12: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken: Lk 5,31. Jesu Reaktion auf die Pharisäer war klar und entschlossen. Bestimmt war es Jesus nicht immer ganz wohl bei diesen Sündern, denn sie mussten noch vieles in ihrem Leben lernen und verändern. Jesus sagte damit nicht, dass die Zöllner gute Menschen waren! Er gab den Pharisäern in dieser Hinsicht Recht, indem er mit andern Worten sagte: „Ihr habt Recht, diese Zöllner sind Sünder!“ Doch im Unterschied zu den Juden, erkannten sie, dass sie Sünder waren: Matthäus 21,28-32.

Das ist der Grund, warum Jesus mit ihnen ass: Apg 10,28; 11,3. Mit jemandem zu Essen bedeutet, sich mit dieser Person einzulassen und in einer gewissen Weise zu identifizieren (Gal 2,12; 2Joh 10). Er sah ihre Gesinnung, die nach Heilung rief. Jesus liess sich mit ihnen an diesem Fest auch nicht mehr ein, sondern ass nur mit ihnen.

Jesus schämte sich nicht, mit diesen Randgruppen gesehen zu werden (Mk 8,38). Gott liebt alle Menschen und macht keinen Unterschied zwischen (Hebr 2,11): Arm und Reich, Betrüger oder Gerechte usw. (Röm 3,23).

Menschen, die sich in der Welt schwer verschuldet haben mit der Sünde, sind in der Regel offener und dankbarer für das Evangelium, als solche, die sich gerecht vorkommen. Auch die Juden waren nicht stark, d. h. vollkommen, sondern sie kamen sich nur stark und gerecht vor.

Vers 13: Mit Opfer allein kann man Gott nicht wohlgefallen! Warum nicht?

1. Das Opfer muss den Anweisungen Gottes entsprechen (1Sam 15,21).

2. Gott will, dass wir seinen Geboten gehorsam sind: Mt 7,21-22.

3. Unsere Unfähigkeit dem Herrn zu genügen, sollte uns einsichtig und demütig gegenüber Gott machen, sollte uns im Umgang mit andern Sündern liebreicher und barmherziger machen, statt verurteilend und abwertend: Jak 2,13.

4. Der fatale Fehlgedanke der Juden war, dass sie durch ihre Anbetungen und Opferungen besser seien als die übrigen Menschen. Dabei vergassen und überdeckten sie ihre eigenen Sünden (Röm 2,1-5). Schon Hosea versuchte im AT vergeblich, Israel zur Umkehr zu führen: Hos 6,6.

5. Gott sucht nicht Selbstgerechte, sondern Menschen, die ihre Sünden bekennen und umkehren wollen, koste es was es wolle: 1. Korinther 1,22-29. Hier wird von zwei Kategorien von Menschen gesprochen: Die in der Welt etwas gelten, die in der Welt nichts oder weniger gelten.

Der Herr hat nicht die erwählt, die um ihr Ansehen kämpfen und in der Welt gut dastehen wollen. Es waren oft nicht die Angesehensten, die dem Ruf Christi folgten. Trotzdem gab und gibt es immer wieder Ausnahmen:

- Lukas der Arzt (Kol 4,14).

- Erastus, der Schatzmeister von Korinth (Röm 16,23).

- Der Schatzmeister von Äthiopien (Apg 8,35-40).

- Kornelius, der römische Hauptmann (Apg 10,1).

- Sergius Paulus, Statthalter auf Zypern (Apg 13,7.12).

- Dionysius, Mitglied des Areopags in Athen (Apg 17,34).

- Einige aus dem Haus des Kaisers (Phil 4,22).

Warum fielen Könige wie Saul (1Sam 15)?

1. Saul war dem Herrn undankbar (1Sam 15,9).

2. Saul liess sich ein Denkmal errichten (1Sam 15,12).

3. Saul wollte das Übriggebliebene dem Gott Samuels opfern (1Sam 15,15.21.30).

4. Saul war zuerst uneinsichtig (1Sam 15,20).

5. Saul verstand nicht, dass bei Gott der Gehorsam mehr zählt als ein Schlachtopfer (1Sam 15,22).

Obschon Jesus die besondere Macht besass, Menschen wie Matthäus zu seiner Nachfolge und schliesslich zu Aposteln zu berufen, waren nicht alle 12 auserwählt. Mt 22,14: „Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.“ Es gibt immer wieder „faule Eier“. Auch Jesus konnte nicht verhindern, dass seine Apostel noch durch etliches hindurch mussten, um sich zu bewähren. Getauft und eingesetzt ist schnell, aber ob die Einzelnen auch treu bleiben, ist eine andere Sache. Paulus gibt dem Timotheus folgenden Rat: 1. Timotheus 5,22.

 

 Warum fielen und fallen immer wieder geistliche Leiter?

Sie fielen durch Selbstverschulden:

1. Weil sie für ihre Aufgabe von Gott gar nicht berufen wurden, sondern sich selbst empfahlen und einsetzten (Apg 5,38).

2. Weil sie zu jung und zu unerfahren waren (1Kön 3,7-12).

3. Weil sie sich selbst überschätzten (Mt 14,28-33).

4. Weil sie ihre Verantwortung nicht wahrnehmen wollten (Jona 1,3).

5. Weil sie die Grössten sein wollten, statt zu dienen (Mt 20,26-28; Joh 13,13-15).

6. Weil sie mit falschem Eifer Christus verkündigten (Phil 1,17).

7. Weil sie unbelehrbar waren und meinten, alles besser zu wissen (Mt 22,23-29).

8. Weil sie die Welt wieder liebgewannen (2Tim 4,10; 1Kor 6,12-20).

9. Weil sie nach dem Versagen ihren Fehler nicht einsahen und wieder aufstanden: Schlechtes Beispiel; Judas (Mt 27,5). Gutes Beispiel; Petrus (Lk 22,31-34; Joh 21,15-19).

10. Weil sie stolz waren und meinten, dass die Predigten und Belehrungen ausschliesslich für andere gelten, nicht für sie selbst (Gal 6,1-5).

11. Weil sie mit den Segnungen und dem Erfolg nicht richtig umgehen konnten: Sie wurden Opfer ihrer eigenen Weiterentwicklung, ihren Segnungen und überbordeten (2Sam 12,1-7). Sie wurden überheblich und meinten, es aus eigener Kraft geschafft zu haben (Ri 7,2; 1Chr 29,12).

12. Weil sie statt für andere zu beten, sogar vergassen auch für sich selbst zu beten, wie Jesus das tat (Mt 26,36-46).

 

Sie fallen durch das Verschulden anderer:

1. Weil die bestehenden Führer sie nicht loslassen können und einsetzen wollen (wie Paulus das tat: Tit 1,5).

2. Weil man sie zu früh einsetzt (1Tim 5,22; 3,6).

3. Weil man sie wegen ihrer Jugend verachtet (1Tim 4,12).

4. Weil man ihnen zu viel Verantwortung aufträgt.

5. Weil sie in den Augen anderer nie gut genug sein können (Mt 14,29).

6. Weil sie von andern keine Anerkennung und Lob erhalten, sondern nur Kritik und Anklagen ernten.

7. Weil sie wie Götter verehrt und behandelt werden (Apg 14,8-20). Durch Verehrung werden hochnäsige Leiter herangezüchtet, die sich bald selbst wie Götter vorkommen (Mt 23,8-10). Man kann Führer zu sehr verwöhnen und an Dinge gewöhnen, nach denen sie gar nie gefragt haben.

8. Weil man sie für perfekt hält oder von ihnen Perfektion erwartet. Sie werden so behandelt, als könnten sie auf dem Wasser gehen. Machen sie aber einen Fehler, dann geben sich alle erstaunt und sind entsetzt. Man verlangt von ihnen, dass sie auf dem Wasser gehen (Mt 14,30).

9. Weil ihnen niemand hilft, nach einem Fall wieder aufzustehen (Joh 21,17).

10. Weil niemand für sie da ist, wenn sie Hilfe brauchen.

11. Weil manchmal die besten Freunde zu feige sind aufzustehen und Stellung zu beziehen für das Unrecht, das einem Leiter manchmal angetan wird.

12. Weil andere darauf warten, bis sie einen Fehler machen (Joh 8,6); anstatt ihnen beizustehen und zu helfen, aus der Sackgasse wieder herauszufinden. Samuel schrie die ganze Nacht zum Herrn, als er vernahm, dass der Herr den König Saul absetzen wollte (1Sam 15,10-11).

13. Weil sich eine Mehrheit gegen sie verschwören kann, bis sie zu Fall kommen, wie bei Jesus (Mk 14,43-65).

 

 Kapitel 9,14-17: Jesu Vollmacht als Lehrer

Verse 14-15: Warum fasteten die Jünger Jesu nicht? Machten sie sich nicht am Gesetz schuldig? Das Gesetz Mose gebietet eigentlich nur einen Tag, an dem die Juden fasteten: Am grossen Versöhnungstag; Jom Kippur (Lev 16,31). Gläubige Juden fasten an diesem besonderen Tag heute noch. Das Fasten war ein äusseres Zeichen der Trauer über die eigene Schuld. Doch, um von den Menschen verehrt und als besonders fromm angesehen zu werden, fasteten die Pharisäer an zusätzlichen Tagen. Wir erinnern uns daran, wie Jesus die Juden in Bezug auf das Fasten ermahnte: Matthäus 6,16-18.

Das ganze Trauerspiel der Juden war bloss ein religiöses Theater. Jesus erinnerte daran, dass das Fasten nicht der Selbsterhöhung vor Menschen dienen durfte, sondern der Selbsterniedrigung vor Gott. Schon Jesaja predigte gegen diese falsche Frömmigkeit (Jes 58,3-7).

Offenbar hielt sich Johannes mit seinen Jüngern auch an diese menschlichen Traditionen. Deshalb kamen seine Jünger zu Jesus und fragten ihn vorwurfsvoll. Doch Jesus bewies hier einmal mehr seine Vollmacht als Lehrer. Er erklärte ihnen mit andern Worten: „Ihr habt nicht verstanden, in was für einer Zeit ihr lebt!“

- Die Erlösung Jerusalems ist nahe: Jesaja 62,1-5.

- Erneute Verheissungen: Jeremia 33,10-11.

Der Übergang zum neuen Zeitalter war den Juden nicht bewusst: Lukas 16,15-16. Sie hätten verstehen müssen, dass die Trauerzeit um war. Jetzt war der verheissene Bräutigam endlich da, der Licht und Hoffnung für Israel brachte. Jesus vergleicht sich mit einem Bräutigam und seine Nachfolger mit Hochzeitsleuten (jüd. Hochzeiten sind ein Freudenfest).

Jesus wollte den fragenden Johannesjüngern zu verstehen geben, dass jetzt nicht die Zeit zum Fasten, sondern die Zeit zum Festen war! Die Gnade, die Jesus brachte, hätte den Juden allen Anlass zur Freude geben sollen (Joh 1,17). Doch, leider verstanden die Juden die einmalige und besondere Zeit nicht, an der sie Anteil haben durften (Lk 17,22-25).

Später tröstete Jesus seine Jünger mit seiner Auferstehung: Joh 16,20-22. Immer, wenn Jesus von seinem Kommen spricht, redet die Bibel von Freude. Wenn Jesus von seinem Weggang spricht, dann herrscht Traurigkeit.

Verse 16-17: Was meint Jesus mit dem alten Kleid und den alten Schläuchen? Es geht um das Gesetz! Jesus erklärt, dass es vorbei ist mit der Frömmigkeit aus dem Alten Bund. Unter dem Neuen Bund gibt es keine festgelegten Fastentage mehr. Es gibt auch keinen Sabbat mehr, der eingehalten werden muss. Es gibt keine jüdischen Gesetze mehr (wie. z. B. die Beschneidung). Der neue Bund geht viel weiter als der Alte!

Das Evangelium kann nicht mit dem Gesetz zusammengeflickt werden. Denn, das Evangelium ist zu mächtig, als dass es in die Grenzen des Gesetzes hineingezwängt werden könnte. Genauso näht man z. B. nicht ein Stück Stoff von einer ungewaschenen Jeans auf eine alte Jeans, die schon mehrmals gewaschen wurde. Sonst muss man damit rechnen, dass das neue Stück eingeht und die Flickstelle zerreisst. Ebenso verhält es sich mit frischem Wein, der noch nicht gegoren hat, wenn er in morsche Schläuche gefüllt würde.

Es ist von grösster Wichtigkeit, dass wir die Unterschiede der beiden Bündnisse gut verstehen und auseinanderhalten. Gott bietet der ganzen Menschheit einen neuen Bund an. Der Bund beinhaltete die 10 Gebote (Dtn 5,1-3) als Herz des Gesetzes, aber auch die übrigen Schriften des ATs.

Was war das Wesen des alten Bundes?
Das Gesetz gab Klarheit über Gerechtigkeit und Sünde und diente als Zuchtmeister, bis Christus kam: Gal 3,24 (Röm 3,20b). Wer die Gesetzesvorschriften genau einhielt (durch seine Werke!), konnte durch sie leben: Römer 10,5.

- Der alte Bund beinhaltete keine Gnade: Jak 2,10 (Röm 6,23).

- Das Gesetz konnte kein ewiges Leben geben: Gal 3,21.

- Das Gesetz wurde der ganzen Menschheit zum Fluch, weil niemand es einhalten konnte: Römer 3,19-20.

- Christus ist das Ende der alttestamentlichen Gesetze: Römer 10,4.

- Er hat die Gebote abgetan, d. h. unschädlich gemacht: Eph 2,14-16.

- Er hat die Strafurkunde ausgetilgt: Kol 2,13-14.

Gott bietet der ganzen Menschheit einen neuen Bund an. Der Bund beinhaltet das Evangelium Jesu Christi, d. h. alles was im NT steht. Christus ist der Mittler eines besseren Bundes: Hebr 8,6-13.9,15-16.

Was ist das Wesen des neuen Bundes?

- Versöhnung mit Gott: 2Kor 5,18-21.

- Gnade und Vergebung: 1Joh 1,8 - 2,2.

- Gott wirkt durch den Heiligen Geist im Gewissen des Menschen und erzieht ihn damit zu guten Werken: Röm 6,1; 2,4.

- Durch die Liebe wird das Gesetz erfüllt (Röm 13,8-10).

Der Alte Bund ist durch Christus erfüllt. Es gibt keinen Grund, zu den Gesetzen des ATs zurückzukehren und sie mit dem neuen Bund zu vermischen! Dies könnte verheerende Auswirkungen haben (Bsp. Wein und Schläuche). Das Neue darf nicht mit dem Alten vermischt werden!

Wie sollen wir im Neuen Bund fasten?

1. Das Fasten im Neuen Bund muss im übertragenen Sinn verstanden werden!

2. Geistliches Fasten bedeutet nüchtern sein und wachen: 1Thess 5,4-6. Fasten bedeutet „besonnen“ und „aufmerksam“ sein. Im geistlichen Sinn übertragen bedeutet das, dass wir auf alles verzichten, was uns von Gott ablenken und zur Sünde verführen kann.

3. Wir werden aufgerufen wachsam zu sein, denn der Teufel versucht uns, dann überfällt er uns und schliesslich verschlingt er uns: 1Petr 5,8.

4. Geistliches Fasten bedeutet, sich von der Welt absondern: 2Kor 6,14 - 7,1. Weil Christen mit Ungläubigen nichts gemeinsam haben, sollen sie sich aus ihrer Gemeinschaft mit ihnen lösen. Das heisst nicht, dass wir uns nicht um die Gottlosen bemühen sollen, um sie aus der Schlinge des Teufels zu befreien! Doch, wir ziehen es vor, mit Gläubigen zusammen zu sein, statt mit Ungläubigen! Geistliches Fasten bedeutet, dass wir uns eifrig bemühen und von jeder Sünde trennen, die unseren Körper oder unseren Geist verunreinigen.

5. Geistliches Fasten bedeutet, sich allen fleischlichen Begierden zu enthalten: 1Petr 2,11-12. Der Lebenswandel der Heiden ist gottlos. Wir aber wollen einen guten Lebenswandel führen, indem wir als gute Vorbilder vorangehen und das tun, was Gott gefällt (1Thess 2,4). Wenn wir uns vom Leben der Ungläubigen abheben, dann kann es sein, dass wir von ihnen verleumdet werden, doch wenn die Wahrheit ans Licht kommt, werden selbst sie Gott ehren, nachdem sie sich bekehren liessen. Auf Erden sind wir nur Pilger, d. h. Fremde auf der Durchreise, deshalb wollen wir uns allem weltlichen Treiben enthalten!

6. Geistliches Fasten bedeutet, im Gebet zu verharren: Kolosser 4,6. Durch das Gebet werden unsere Blicke himmelwärts gerichtet und wir beurteilen alle Lebenssituationen mit den Augen Gottes und nicht mit menschlichem Wunschdenken. Durch die Danksagung lernen wir:

- Genügsamkeit (1Tim 6,6),

- Bescheidenheit, indem wir die noch restliche Zeit unseres Lebens mit Freude ausharren (Hebr 13,5).

Im Lukasevangelium lesen wir von der Prophetin Hanna, die ein wunderbares Vorbild für alle Gläubigen war: Lukas 2,36-37. Das ist der Lebenswandel, der Gott gefällt! Darin liegt Gottes Segen!

7. Es ist nicht falsch, wenn wir Christen in der heutigen Zeit fasten! Das Fasten stärkt unseren Glauben und fördert unser geistliches Leben in Christus. Es gibt jedoch im neuen Bund keine bestimmten Fasttage mehr, wie sie Gott im AT den Juden geboten hatte. Wichtig ist, dass wir verstehen, dass unser ganzes Leben in Christus ein einziges Fasten ist, indem wir auf alle weltlichen Dinge, die uns zur Sünde verführen, freiwillig verzichten und durch das Gebet in ständiger Verbindung mit dem allmächtigen Gott stehen!

 

 Kapitel 9,18-22: Jesu Macht zur Heilung Unheilbarer

Jesus ist im „Stress“ (ein harter Arbeiter).
Laut den Berichten von Markus und Lukas findet die folgende Szene kurz nach der Ankunft Jesu, vom andern Ufer mit den Besessenen, statt. Jesus fährt mit dem Schiff zurück ans jenseitige Ufer in seine Stadt (Mt 9,1). Markus und Lukas berichten, dass ihn dort viel Volk erwartete: Lk 8,40.

Matthäus berichtet, dass er in Kapernaum noch schnell einen Gelähmten heilte (Mt 9,1-8) und anschliessend den Zöllner Matthäus zur Nachfolge berief (Mt 9,9-13).

Während er den Juden zu verstehen gab, dass er nicht für die angeblich Gerechten gekommen war, sondern für die Sünder, kamen die Jünger des Johannes zu ihm und fragten ihn über das Fasten (Mt 9,14-17).

Als Jesus mitten in seinen Erklärungen über das Gesetz und Evangelium war, wurde er von einem Vorsteher der Synagoge unterbrochen (Mt 9,18-19). Doch damit nicht genug; ein Augenblick später wird er wieder unterbrochen und zwar von einer Frau, die ihm an seinem Kleid zog (Mt 9,20-22).

Zuerst die Heilung der blutflüssigen Frau (Mt 9,20-22): Markus 5,21-34 (besser als Mt!) Was ist Blutfluss? – Unaufhörliche Periode. Für viele Frauen ist die Zeit der Periode oft schmerzhaft. Diese Frau hatte grosse Schmerzen am Unterleib während 12 Jahren, d. h. sie blutete ununterbrochen.

Während der Zeit des Blutflusses galt eine Frau nach dem Gesetz als unrein: Lev 15,19-30. Eine solche Frau wurde wie eine Aussätzige behandelt. Sie wurde von der Gesellschaft verbannt und ausgestossen.

Offensichtlich hatte sie bei den damaligen Ärzten ihr ganzes Vermögen investiert, um von dieser Krankheit geheilt zu werden, doch statt besser, verschlechterte sich ihr Zustand: Markus 5,25-26. Es war Gottes Plan, dass diese Frau Jesus begegnete, um von ihm geheilt zu werden. Die Frau erkannte ihre einzigartige Gelegenheit und tat alles, was in ihrem Vermögen stand:

- Sie schämte sich nicht als Unreine Jesus zu begegnen.

- Sie scheute sich nicht unter das Volk zu gehen (was ihr verboten war).

- Sie glaubte fest daran, dass Jesus der wahre Arzt war und war überzeugt, dass eine kurze Berührung genügte, um gesund zu werden.

- Sie dachte nicht bloss an einen Versuch im Sinne von: „Nützt es nichts so schadet es nichts“ – sie glaubte fest an die Heilung: Mk 5,28!

Die Frau erfuhr sofort die volle Heilung (Mk 5,29).

Was war die Reaktion Jesu (Mk 5,30)?
Die Jünger Jesu hatten für die Frage überhaupt kein Verständnis (V. 31). Wie konnten sie denn wissen, wer Jesus am Saum, d. h. an der Quaste seines Kleides anrührte? Was bedeuteten die Quasten an den Kleidern? – Dtn 22,12. Wie gross waren die Quasten Jesu (Mt 23,5)? Die Quasten erinnerten die Juden an Gottes Gebote (Num 15,37-41). Später wurden viele durch das Anrühren der Quasten Jesu geheilt (Mt 14,36).

Jesus gab nicht auf, sondern suchte mit seinen Augen die betroffene Person, die ihn anrührte (V. 32). Da offenbarte sich die Frau mit Furcht und Zittern, warum? Sie wusste, dass sie sich etwas nahm, ohne zu Fragen. Sie hatte kein Recht Jesus zu hintergehen! Deshalb bekannte sie ihm reuig.

Doch Jesus erkannte ihren tiefen Glauben und vergab ihr (Mk. 5,34):

- Sie schämte sich damit nicht vor der Öffentlichkeit.

- Sie erzählte Jesus die ganze Wahrheit.

- Dies setzte tiefen Glauben und grosse Demut voraus.

- Sie kam zu Jesus mit einem Herz voller Hoffnung und Überzeugung.

Schlussfolgerungen: Das Leben ist voller Probleme!
Solange es Menschen gibt, gibt es Probleme, Schmerzen und Leiden. Es gibt verschiedene Methoden diese Probleme anzugehen. Es gibt Menschen, die drücken sich vor allen Problemen des Lebens und machen sich überall dort, wo es etwas zu erdulden gibt, aus dem Staub. Es gibt aber auch Menschen, die sind zu allem bereit, um eine Lösung ihres Problems zu finden, wie diese Frau, die beim Herrn Hilfe fand. Probleme zu lösen war noch nie einfach, da es oft zu neuen Problemen führen kann.

Doch der kämpferische, an Gott gläubige Mensch, hat eine viel grössere Change, seine Probleme zu lösen, als der ungläubige: Philipper 4,13. Auch wir wollen daraus lernen und nicht feig zurückweichen, wenn es Probleme gibt, indem wir sie „totschweigen“ und ihnen aus dem Weg gehen: Hebräer 10,39! Wichtig ist, dass wir durch die Leiden und Versuchungen so stark werden, dass wir andern helfen können, wie Jesus durch die Quasten: Hebr 2,18.

 

 Kapitel 9,23-26: Jesu Macht zur Totenauferweckung

Ausgerechnet ein Vorsteher der Synagoge kam zu Jesus (Mt 9,18). Er warf sich Jesu zu Füssen (προσκυνέω = niederwerfen, fussfällig verehren, knieend huldigen, anbeten oder auch begrüssen).

κυνέω (küneo) = küssen.

προσκυνέω (prosküneo) = Füsse küssend, anbetend (Joh 12,20), huldigend (Mt 2,2).

In Markus (5,23) heisst es: „Er bittet ihn inständig“ = fleht ihn an (bittet mehrmals). Der Synagogenvorsteher demütigte sich sehr und bewies seinen Glauben an Jesus. Auch er setzte alles daran, dass seine Tochter wieder gesund werden konnte. Egal, ob es das Ende seines Vorsteheramtes war, weil ihn die Juden nicht mehr wollten. Er liebte seine Tochter zu sehr und war zu allem bereit. Er liess es nicht zu, dass sein Stolz die Heilung verhindern konnte. Indem Jesus sofort mit ihm ging, setzte er die Prioritäten in seiner Arbeit genau richtig. Auch das Volk zog mit Jesus zu dem Haus, samt allen, denen etwas an ihrer Heilung lag. Sie folgten ihm geduldig.

Aus dem Bericht des Lukas erfahren wir, dass der Synagogenvorsteher Jairus hiess und seine kranke Tochter 12 Jahr alt war: Lukas 8,41-42. Können wir uns vorstellen, wie ungeduldig der Vorsteher neben Jesus wartete, bis er sein Gespräch mit der blutflüssigen Frau beendete und weiter ging? In Markus und in Lukas war die Tochter noch nicht tot, als der Vorsteher bei Jesus erschien. Der Vorsteher wusste, wie sehr die Zeit drängte. Doch er liess es geduldig zu, dass Jesus zuerst zur Frau sprach und sie heilte.

Dann geschah das Befürchtete: Noch während Jesus zur Frau redete kamen die Freunde des Vorstehers und überbrachten die Schreckensnachricht (Mk 5,35). Für sie und viele andere war es wichtig, dass das Mädchen gestorben war, denn sie hatten keine Ahnung, welch grosse Macht Jesus als Sohn Gottes besass. Sie meinten, dass alles vorbei sei, aber da täuschten sie sich gewaltig! Jesus beruhigte den Vorsteher sofort, der mit offenem Mund da stand, mit den Worten (Mk 5,36): „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Da ging Jesus mit den folgenden drei Jüngern hin: Petrus, Jakobus und Johannes (Mk 5,37).

Im Hause befanden sich Flötenbläser. Was bedeutete das? Bei den Juden hielt man so die Totenklage (Mk 5,38). Viele Verwandte und Bekannte waren anwesend. Jesus versuchte die Menschen im Haus zu beruhigen, indem er sie tröstete, dass das Mädchen nur schlafe (Mt 9,24): Mk 5,39. Doch die Leute verlachten Jesus. Die Anwesenden glaubten er sei verrückt, während Jesus die Eltern ins Gemach führte, wo das Mädchen lag (V. 40). Jesus wollte mit dem Verb „schlafen” nicht sagen, dass das Mädchen nicht tot war (wie gewisse Kommentatoren dies behaupten). An andern Stellen, wenn von Schlafen die Rede ist, bedeutet das den Tod (Dan 12,2; 1Thess 5,10).

In welcher Sprache befahl Jesus dem Mädchen aufzustehen? – In aramäisch (Mk 5,41), die Muttersprache Jesu. Das zwölfjährige Mädchen stand sofort auf und ging umher, so dass alle, die es sahen, sehr erstaunten (V. 42).

Weshalb gebot Jesus den Menschen, dieses Wunder nicht weiter zu erzählen (Mt 9,26)? Jesus weckte das Mädchen nicht von den Toten auf, um auf sich aufmerksam zu machen. Jesus bewies damit vor den Augen der Anwesenden, dass er der Sohn Gottes ist und alle Vollmacht besitzt. Doch der Grund, warum Jesus dieses Mädchen auferweckte, war nicht, um seine göttliche Macht zu beweisen, sondern aus reiner Liebe und reinem Erbarmen. Jesus brauchte noch viel Zeit, um die Menschen (und ganz besonders seine Jünger) von Gott zu lehren und konnte nicht noch mehr Volk heilen.

Was können wir aus dieser Begebenheit lernen?
Jesus hat die Macht über Tod und Leben, da er ja selbst von den Toten auferstand: Johannes 11,25-26. Wie Jesus das Mädchen vom Tod auferwecken konnte, vermag er auch uns aus dem geistlichen Tod ins ewige Leben zu erwecken: Joh 8,51; Röm 6,8-9.

 

 Kapitel 9,27-31: Jesu Macht, Blinde zu heilen

Vers 27: Sohn Davids? Sohn des Menschen (9,6)? Oder Sohn Gottes (8,29)? Jesus ist der Sohn Davids, weil Nathan dem David einen Sohn prophezeite: 2. Samuel 7,12-13.16.

Wie hiess der leibliche Sohn Davids? – Salomo (2Sam 12,24). Der verheissene Sohn war offensichtlich Jesus, nicht Salomo (Jes 9,6-7). Aus dem Stumpf (Baumstumpf, Jes 6,10-13) Isais (Vater Davids, Rut 4,22), wird ein neuer Trieb oder Ast hervorspriessen, der neues Leben hervorbringt: Jesaja 11,1-2.10 (= Wurzelspross Isais). Der gerechte Spross Davids ist Jesus Christus: Jer 23,5-6; Lk 1,32; (Mt 1,16.20) Apg 13,22-23.

Jesus Christus setzte sich nach seiner Himmelfahrt auf den ewigen Thron: Apg 2,29-36. Die Blinden anerkannten Jesus als den lang erwarteten Sohn Davids und rechtmässigen König Israels (Mt 1,1). An andern Stellen im NT wird Jesus auch als Sohn Abrahams dargestellt.

Jesus ist der Sohn des Menschen: Dan 7,13; Offb 7,12-13. Gemäss einem englischen Bibellexikon: Matthäusevangelium = 32x (Bsp. Mt 8,20; 24,30; 26,64). Markusevangelium = 14x. Lukasevangelium = 26x. Sohn des Menschen bedeutet, dass Jesus 100% Mensch wurde (1Joh 4,2).

Jesus wird in Matthäus 45x als Sohn Gottes bezeichnet: Gott, der Vater bezeichnete Jesus als seinen Sohn: Mt 2,15; 3,17; 17,5. Nur Jesus, als Sohn, kannte den Vater: Mt 11,27. David nannte Jesus seinen Herrn: Mt 22,44. Das bedeutet, dass Jesus 100% Gott war und ist (Hebr 1,8-9).

Vers 28: Der Herr ist über den Glauben, der zuerst ein Wunder fordert, nicht erfreut. Menschen wollen immer Zeichen sehen, damit sie glauben können: Joh 6,30 (1Kor 1,22). Die Schriftgelehrten und Pharisäer forderten ein Zeichen: Mt 12,38-39. Wenn jemand nicht glauben will, dann nützen die grössten Zeichen nichts: Lk 16,31.

- Jesus will, dass seine Jünger glauben ohne zu sehen: Joh 20,29-31.

- Glaube hat nichts mit sehen zu tun: Hebr 11,1; Röm 8,24.

Die Blinden waren völlig überzeugt, dass Jesus sie heilen konnte!

Vers 29: Warum wurden sie geheilt?
Weil sie glaubten, dass Jesus die göttliche Macht besass, sie zu heilen. Die Heilung geschah nach ihrem Glauben! Wir können uns kaum vorstellen, was ein blinder Mensch empfindet, wenn er plötzlich sehen kann. Hier erfüllt sich, was Jesaja voraussagte: Jes 35,5. Wie muss diese Erfüllung auch noch verstanden werden? = geistlich! Jesus ist gekommen, damit wir geistliche Erleuchtung bekommen: Eph 1,18; 1Petr 1,8; Mt 13,13-16.

Verse 30-31: Die Blinden konnten nicht schweigen.
In ihrer Freude gingen sie hin und machten Jesus in der ganzen Gegend bekannt. Dies hatte zur Folge, dass Jesus in Vers 35 viele Krankheiten und Gebrechen zu heilen hatte.

Von welcher Krankheit bist Du von Jesus geheilt worden? = Sünde?!

Was ist unsere Reaktion auf die Heilung?

= Dankbarkeit (Lk 17,17).

= Verkündigung (Röm 1,16; 6,21).

 

 Kapitel 9,32-34: Jesu Macht, Stumme und Besessene zu heilen

Verse 32-33: Warum war der Stumme besessen? Er war stumm, weil er besessen war (wie in Mt 12,22). Besessenheit äussert sich auf versch. Arten (Mk 1,26; 5,4; 9,18; 9,25; Mt 17,15). Nachdem der Dämon ausgetrieben war, konnte der Mann auch wieder reden.

Vers 34: Warum konnte Jesus nicht durch den Herrscher der Dämonen, die Dämonen in den Menschen austreiben? Weil die Dämonen gar nicht zu etwas Gutem fähig sind! Jesus argumentiert in Mt 12,24-26; Mk 3,22.

 

 Kapitel 9,35-38: Jesu Besorgnis um das Volk

Vers 35: Wo sind wir diesen drei Tätigkeiten Jesus schon einmal begegnet? Jesus lehrte, predigte und heilte: 4,23!

 Was für ein Unterschied besteht zwischen „Lehren“ und „Predigen“?

- Lehren, in Bezug auf Mose und die Propheten, schliesst eine praktische Anwendung nicht aus (kann auch im Dialog stattfinden).

- Predigen, in Bezug auf das Reich Gottes und den angekommenen König, ist eine Verkündigung, Ausrufung (meistens im Monolog).

Aus welchen Gründen heilte Jesus?

- Um die Prophezeiungen im AT zu erfüllen (Mt 8,16-17).

- Um seine Macht als Sohn Gottes, Sünden zu vergeben, zu demonstrieren (Mt 9,1-8).

- Aus Mitleid und Erbarmen zu den Menschen (Mt 9,35-36).

Vers 36: Was lehrt uns das Erbarmen Jesu?
Auch wir sollen uns erbarmen über unsere verlorenen Mitmenschen! Es geht nicht um überzeugende Glaubensargumente, um Besserwisserei! Es geht vielmehr um das Erbarmen und das Bewusstsein zu wecken, dass jeder, der sich nicht Gott und seinem Wort zuwendet, für ewiglich verloren ist. Paulus hat für seine uneinsichtigen Brüder im Judentum gelitten, weil sie mit falschem Eifer für Gott kämpften: Römer 10,1-3. Paulus trauert über die verlorenen Brüder: Römer 9,1-4.

Die Juden waren falsche Hirten, die das Volk ausbeuteten: Hesekiel 34,1-16. Aus den ersten sechs Versen lernen wir, was die Aufgabe eines guten Führers sein sollte:

(1) Die Schafe füttern.

(2) Die Schwachen zu stärken.

(3) Die Kranken zu heilen.

(4) Die Gebrochenen zu verbinden.

(5) Die Versprengten (Auseinandergetriebenen) zusammenzuführen und heimzuholen.

(6) Die Verirrten zu suchen.

(7) Die Starken zu erhalten.

Jesus, als guter Hirt, war echt besorgt um das Volk und war bereit, sein Leben hinzugeben für seine Schafe: Joh 10,11-21.

Vers 37: Was meint Jesus in Bezug auf die grosse Ernte?
Die grosse Ernte nimmt Bezug auf die Seelen zur damaligen Zeit. Die Not war gross unter dem Volk. Sie waren abgequält, erschöpft und von den Hirten Israels im Stich gelassen. Alle warteten auf die verheissene Erlösung Israels (Jes 27,1-12; 40,1; 62,1; Am 9,7; Mi 5,1). Jesus brauchte Hilfe für die grosse Arbeit im Reich Gottes.

Die Jünger sollten den Herrn der Ernte bitten, dass Arbeiter ausgewählt und berufen werden können für die wichtigste Aufgabe der Welt. Der Herr der Ernte wird hier nicht klar definiert! Einige meinen, dass der Heilige Geist gemeint sei und rechtfertigen so ihren Eigenwillen (z. B. eine neue Gemeinde in einer Stadt zu beginnen).

Die Situation hat sich bis heute nicht geändert: Obschon Jesus damals und heute möglichst viele Arbeiter im Reich Gottes gebrauchen konnte und kann, nimmt er nicht jeden, den es dazu treibt. Er sagt hier nicht, dass jeder, der Lust habe und sich berufen fühle, von IHM zur Verkündigung des Evangeliums berufen werde. Arbeiter sollten nicht gehen, ehe sie nicht ausgesandt werden! Am Anfang von Kapitel 10 erfahren wir, dass Jesus für diese grosse Ernte nur 12 aus seiner Jüngerschar auswählte! Weshalb? = Antwort Kapitel 10!