Matthäus-10: Anweisungen

Jesus, der König

 

 

 Kapitel 10,1-4: Die Berufung der zwölf Apostel

Nach welchen Kriterien wählte Jesus seine Apostel aus?

1. Jesus fragte nicht nach den Meinungen der Menschen: Lukas 6,12-13. Jesus fragte den himmlischen Vater im Gebet! Gott sagte seinem Sohn –

die genaue Zahl der zukünftigen Apostel und

die entsprechenden Namen, die berufen werden sollten.

Die Tatsache, dass Jesus die Nacht im Gebet verbrachte, zeigt die Wichtigkeit dieser Entscheidung. Es ging um die Zukunft der Gemeinde Jesu. Eine falsche Wahl hätte das Ende bedeuten können (Joh 17,12). Es ging um die Verkündigung des Evangeliums und um die Rettung der verlorenen Seelen (Mk 16,20). Es ging um die Verherrlichung Gottes (Joh 17,4).

2. Jesus wählte nicht nach dem Intellekt aus: Apg 4,13. Siehe Name und Berufsstand der Apostel auf Zwischenblatt! Das griechische Wort idiotes (= Idiot, Ungebildeter) steht für das deutsche Wort „unbeholfene Leute“; Uneingeweihter in das Gesetz (gem. 1Kor 14,16.23), Unkundiger (gem. 2Kor 11,6).

3. Jesus wählte seine Zwölf nach der Lernbereitschaft aus: Matthäus 10,1. Es ist von 12 Jüngern (Mathetés = Lernender, Schüler) die Rede. Aus seiner grossen Jüngerschaft bestimmte Jesus nur 12. Die Zahl 12 steht für Vollkommenheit, Ganzheit. Wie es im AT 12 Söhne Jakobs gab (Gen 35,22-26), die die Fürsten der zwölf Stämme Israels waren (Ex 24,4; 28,1; Jos 4,8-9).

Die Jünger mussten bereit sein, mit Jesus zu leben und so von ihm zu lernen: Markus 3,13-14. Dieses Lernprinzip wird heute oft zu wenig beachtet. Es geht nicht nur um Wissen, sondern wie das Wissen in die Praxis umgesetzt wird (z. B. Mt 17,17-21). Dazu ist es erforderlich, dass wir viel Zeit verbringen mit denen, die uns im Glauben unterrichten. Jesus sandte sie aus (apostoleo). Das griechische Wort (Apostolos bedeutet Abgesandter, Apostel; Bevollmächtigter, Legat, welcher kraft der ihm erteilten Vollmacht in Person seinen Auftraggeber vertritt). Jesus sandte die Apostel nicht alleine aus, sondern immer zu zweit (Mk 6,7).

4. Diese 12 Apostel gehören zum Fundament der Gemeinde Jesu: Epheser 2,19-22, 4,11-13. Welche Eigenschaften musste ein Apostel Christi besitzen? Er musste Jesus gesehen haben, Augen - und Ohrenzeuge seines Wirkens, sowie Zeuge seiner Auferstehung gewesen sein (Joh 15,27; Apg 1,21-22; 2Petr 1,16). Er musste auch von Jesus selbst auserwählt und beauftragt worden sein (Lk 6,13). Er empfing die Gabe der Eingebung (Inspiration: Mt 10,8-20; 1Kor 2,12-13) und die Fähigkeit Wunder zu tun (Mk 16,17-20; Hebr 2,4).

Die 12 auserwählten Apostel erhielten einen einmaligen Dienst, den es heute nicht mehr gibt. Sie wurden vom Heiligen Geist in die ganze Wahrheit geleitet (Joh 14,26; 16,12-13; Lk 24,48; Apg 1,8). Sie erinnerten sich, nach der Ausgiessung zu Pfingsten, an alles, was Jesus sie gelehrt hatte (Joh 2,21-22). Der Auftrag der Apostel bestand darin, mündlich und schriftlich von Jesus Zeugnis abzulegen und alle notwendigen Ordnungen Jesu für seine Gemeinde aufzustellen. Man kann nicht Christ sein, ohne in der Lehre der Apostel zu verharren (Apg 2,42; 1Joh 4,6). Wenn die Apostel heute nicht mehr in leiblicher Gestalt die Gemeinde leiten, so wirken sie dennoch durch ihr Wort (2Petr 1,3; Jud 3; Joh 17,6-26).

Die Bibel berichtet von einem weiteren Apostel, der jedoch unabhängig von den übrigen Zwölf durch Christus erwählt wurde: Paulus (Apg 9,15-18; Gal 1,11-24).

Nach welchen Kriterien sollen heute Menschen für den Dienst im Reich Gottes berufen und eingesetzt werden? Beispiele: Mit wem würde ich mein Haus (um)bauen? Mit wem würde ich in die Küche gehen und die Hilfe zum Kochen annehmen? Wie wählte Jesus seine Jünger aus?

Welche Gläubigen können für die Dienste im Reich Gottes eingesetzt werden? Menschen, die Vorbilder der Gläubigen in der Gemeinde sind: 1Tim 4,12.

Im Wort:
Timotheus wird aufgerufen, an der Lehre festzuhalten (1Tim 4,16). Das Wort der Wahrheit soll richtig gelehrt werden (2Tim 2,15).

Im Wandel:
indem sie genau in den Fussstapfen (Spuren, Vorbild) Jesu wandeln: 1. Petrus 2,21 (das bedeutet in den Leiden). Philipper 3,17 (wie Paulus voranging, sollen alle Berufenen vorangehen). Indem sie festhalten am Vorbild der gesunden Lehre: 2Tim 1,13. Indem sie sich guter Werke befleissigen: Titus 2,6-8 (Tüpos = Vorbild).

In der Liebe:
zum Herrn: 1Joh 5,3 (denn seine Gebote sind nicht schwer). Zu allen Gläubigen (inkl. Familie: 1Joh 5,1). Zu allen Menschen: 2. Petrus 1,7.

Im Glauben:
Glaube ohne Werke ist tot (Jak 2,26). Glaube setzt Prioritäten und überwindet das Vergängliche in dieser Welt (1Joh 5,5). Diesen Glauben gilt es von allen nachzuahmen: Hebr 13,7.

In der Keuschheit:
Gott hat uns nicht zur Unkeuschheit berufen, sondern zum Leben in Heiligung (= Absonderung: 1Thess 4,7). Vorbilder der Gemeinde gehen voran, indem sie die Berufung des ewigen Lebens festhalten: 2. Petrus 1,10-11. Menschen voll Glaubens und heiligen Geistes: Apg 6,3-5 (selbst in kleinen oder unbedeutenden Diensten).

Wie entsteht heute die Führung in der örtlichen Gemeinde? In der Gemeinde soll die Führung nicht instinktiv sein (wie bei den Tieren), sondern sie soll von Gottes Ordnung bestimmt werden. Sie wird nicht durch den Willensstärkeren oder gar Fähigeren bestimmt (z. B. Liederleiten durch Brigitte). Auch wenn es fähigere Leute in der Gemeinde gibt, heisst das nicht, dass sie zur Führung berufen sind oder sein wollen.

Die Führung in einer örtlichen Gemeinde entsteht auf drei Arten:

- Durch unabhängige Menschen, die die Bibel ohne Vorurteile lesen, sich bekehren und den Heilsplan Gottes weiter verkündigen.

- Durch die Geschwister in einer Gemeinde, die die Führung (z. B. Älteste) einsetzen.

- Durch eine mündige Gemeinde, die bewährte Leute aus ihrer Mitte auswählt und sie aussendet eine neue Gemeindearbeit zu beginnen.

Die Führung der örtlichen Gemeinde entscheidet:

- was in der Gemeinde gelehrt wird (2Thess 2,15).

- wer in der Gemeinde lehrt und zu welchen Aufgaben berufen wird (2Tim 2,2). Mit der Einsetzung soll vorsichtig umgegangen werden (1Tim 5,22). Lehrer sollen nicht zahlreich auftreten (Jak 3,1).

- wann sich eine Gemeinde trifft und wie oft (Hebr 13,7.17).

- wem man seine Gemeinschaft entzieht (Gemeindezucht: 2Thess 3,6).

- wer in die Gemeinde aufgenommen wird, z. B. durch die Taufe oder durch mündliche oder schriftliche Empfehlung (2Kor 12,11; Röm 16,1-2).

Die Führung in der Gemeinde besteht in der Absprache mit den Gliedern, bei denen das Wohl der ganzen Gemeinde im Vordergrund steht (wie beim Mann, der das Haupt der Familie ist): Sprüche 11,14; 15,22 (2Kor 10,8).

Um Irrlehren und Spaltungen in der Gemeinde Jesu zu vermeiden, ist es notwendig, dass grundsätzlich niemand ohne Berufung durch andere Glaubensgeschwister irgendwelche Dienste im Reich Gottes an sich reisst! Niemand soll sich selbst empfehlen, sondern vom Herrn empfohlen werden, indem er durch andere eingesetzt wird: 2. Korinther 10,18. Siehe Aussendung des Barnabas und Saulus durch die Gemeinde (Apg 13,1-4). Älteste wurden dem Herrn empfohlen (Apg 14,23.26). Titus wurde auf Kreta zurückgelassen, um Älteste einzusetzen (Tit 1,5). Paulus betonte immer wieder, dass er sich nicht selbst als Apostel berufen hatte, weil das nicht im Sinne Christi wäre (Gal 1,1-2; 1,15-17).

Solange die Gemeinde noch unmündig ist (= ohne Älteste), wird sie durch den Evangelisten geleitet, der im Auftrag und unter Aufsicht einer andern örtlichen Gemeinde mit Ältesten steht. Der zuständige Leiter soll von allen Gliedern durch die Bibel immer wieder kritisch geprüft werden, bis die Gemeinde mündig wird und wiederum Älteste einsetzen kann (Apg 17,11). Die Leitung der Gemeinde durch Älteste geschieht mit grösserer Vollmacht, als die durch den Evangelisten. Direkte Einsetzungen, wie sie durch Jesus dem Saulus offenbart wurden, gibt es in der heutigen Zeit nicht mehr.

 

 Kapitel 10,5-16: Anweisungen an die zwölf Apostel

Verse 5-6: In unserem Text wird gesagt, dass Jesus die Zwölf bereits aussandte (= Vergangenheitsform). Doch, waren sie schon unterwegs? Nein! Jesus gab ihnen zuerst noch ein paar Anweisungen. Matthäus schreibt dieses Evangelium, nachdem Jesus auferweckt worden war. Erst in Kapitel 11,1, nachdem Jesus seinen Aposteln die nötigen Anweisungen gab, hatten sie ihren ersten evangelistischen Einsatz.

In Markus 6,7-13 wird die Anweisung Jesu nur kurz geschildert.

Auch in Lukas 9,1-10 erfahren wir eine kurze Anweisung, dann die Aussendung und schliesslich der Bericht, wie die Apostel von ihren ersten Erfahrungen zu Jesus zurückkehrten und IHM alles mitteilten (Vers 10).

Interessant ist auch die Feststellung, dass Jesus sie nicht aussandte und sie dann völlig auf sich alleine gestellt waren. Wir lesen, dass alle Jünger, die Jesus aussandte, immer wieder zu ihm zurückkehrten und ihm alles berichteten: Lk 10,17; Mk 6,30. Dieser zeitlich begrenzte Auftrag darf nicht mit dem Missionsbefehl in Kapitel 28 verwechselt werden. Warum nicht?

Die Apostel hatten zuerst nur den Auftrag „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ zu gehen. Ist das nicht diskriminierend für die Andern? In der ersten Phase der Verkündigung galt es, der verlorenen Herde den wahren Hirten vorzustellen: Jeremia 50,6.

Das Volk Israel wurde durch die Propheten schon lange auf diese Tage vorbereitet: Mt 11,3. Erst als Jesus die 70 Jünger aussandte und den 12 Aposteln nach seiner Auferstehung den Missionsbefehl gab, wurde diese Begrenzung aufgehoben. Die damalige Welt bestand aus der Sicht Gottes aus drei Teilen:

- Die an Gott gläubigen und treuen Juden.

- Die abgefallenen Juden, als „Mischrasse“: Neh 13,23-30.

- Die übrige Welt der Gottlosen (= Heiden, Römer und Griechen).

Diese Dreiteilung finden wir in den letzten Worten Jesu, kurz vor seiner Himmelfahrt: Apg 1,8. Jesus selbst hatte vom Vater den Auftrag empfangen, in einer ersten Phase zu seinen Brüdern zu gehen: Mt 15,24. Trotzdem gab es auch die Samariterin am Brunnen (Joh 4). Er überschritt die Landesgrenze auch einmal, als er nach Tyrus und Sidon und ins Gebiet der 10 Städte kam (Mk 7,31).

Weshalb gibt es vier Evangelien, die von vier Schreibern verfasst wurden? Weil es in der zweiten und dritten Phase der Verkündigung darum ging, die ganze Welt mit dem Evangelium zu erreichen. Matthäus (für Juden), Markus (für Römer), Lukas (für Griechen), Johannes (für Heiden).

Vers 7: Was sollten die Apostel in Israel predigen? = „Das Reich Gottes ist genaht.“

 

 Das Reich Gottes (in vier Phasen): Ankündigung, Ankunft, Pfingsten, Zutritt.

1. Ankündigung: Die Ankündigung des unzerstörbaren Reiches, die allen Juden bestens bekannt war, geschah Jahrhunderte vorher: durch verschiedene Propheten, durch den Prophet Daniel (eine der letzten Ankündigungen): Dan 2,44.

2. Ankunft: Mit der Gegenwart Jesu nahte sich das Reich Gottes: Lk 17,20-21. Zu Lebzeiten Jesu war das Reich Gottes jedoch noch nicht mit Macht gekommen: Markus 9,1. Jesus lehrte seine Jünger beten (Mt 6,10): „Dein Reich komme ...“ Auch nach dem Tod Jesu wartete die Welt auf das Reich Gottes: Lk 23,50-51.

3. Pfingsten: Erst zu Pfingsten war es dann so weit, dass sich die Prophezeiungen erfüllten (z. B. Joel 2,28-32; Apg 2,17-21), dass das Reich Gottes mit grosser Macht auf Erden kam, durch den Wind und die Zungen, die sich zerteilten wie Feuer und durch die Ausgiessung des Heiligen Geistes kam das Reich Gottes mit grosser Macht auf die Erden (Apg 2).

4. Zutritt: Zu Pfingsten, als Petrus mit den versprochenen Schlüsseln die Türen des Reiches aufschloss (Mt 16,19), wurden die ersten 3000 Seelen begnadigt und erhielten den Zutritt zur Gemeinde und somit zum Reich Gottes (Schlüssel = Predigt zu Pfingsten, Apg 2,14).

Viele Juden stellten sich das Reich Gottes als Herrschaft auf Erden vor. Sogar heute gibt es viele, die im Staat Israel ein „heiliges Volk Gottes“ sehen. Selbst die Jünger verstanden erst später, was damit gemeint war: Lk 19,11. Doch wie lesen wir (siehe Joh 18,36; Röm 14,17).

Verse 8-11: Was könnte das Stichwort sein für diese drei Verse? „Umsonst“ (dorean = geschenkweise, unentgeltlich). Sie sollen heilen und lehren, ohne dafür Geld zu verlangen, weil auch sie diese Gaben als Geschenk von Gott empfingen. Sie sollen sich auch nichts ansammeln oder sich auf irgendeine Weise etwas auf die Seite legen, sondern mit Genügsamkeit und Vertrauen auf den Herrn von dem leben, was man ihnen gibt. Später wurde diese Anweisung von Jesus wieder aufgehoben: Lk 22,35-36.

Heute leben wir in einer ganz andern Zeit, wo es unmöglich ist, ohne Verdienste umherzuwandern und von den Gaben Gläubiger zu leben, bei ihnen zu essen und zu wohnen. Trotzdem soll es heute noch so sein, dass wer das Evangelium predigt, auch vom Evangelium leben darf, wie Paulus das lehrt: 1Kor 9,4-9.11-14. Es gilt auch heute noch, dass wer einen Jünger Jesu aufnimmt, der nimmt Jesus auf: Mt 10,40-42; 25,40. So kann in der Gemeinde nie eine Not aufkommen (Röm 12,13; 1Tim 3,2; Tit 1,8; Hebr 13,2; 1Petr 4,9).

Verse 12-13: Was ist mit „würdig“ gemeint? In der Wahl des Hauses, dessen Gäste sie werden, sollen sie vorsichtig sein. Sie sollen da nicht einkehren, wo sie sich an bösen Werken schuldig machen könnten: 2Joh 9-11. Auch da nicht, wo ein unordentlicher Lebenswandel herrscht: 2Thess 3,14. Auch da nicht, wo sich ein übles Gerücht an ihr Werk heften könnte: Tit 2,6-8 (1Tim 3,7).

Ein Haus ist dann „würdig“, wenn es von vorbildlichen und treuen Gläubigen bewohnt ist, die im Dorf in gutem Ruf stehen. Es hat nichts mit Reichtum oder Einfluss zu tun! Es geht hier um den geistlichen Charakter der Gastgeber.

Der Gruss, mit dem die Jünger bei den Leuten einkehren, wird ein machtvoller Segensgruss sein. Das hebr. Wort Shalom bedeutet: „Friede komme auf euch!“ Die Apostel treten als Friedensbringer in die Häuser. Wie wenn wir heute jemandem sagen: „Ich wünsche Dir Gottes Segen!“ Mit solchen Segensworten soll nicht leichtfertig oder oberflächlich umgegangen werden!

Verse 14-15: In der Verkündigung liegt Segen oder Fluch! Jedem, der das Evangelium ablehnt, wird der Friede Gottes nicht zuteil. Als Zeugnis diente dafür das Staubabschütteln von den Füssen: Dies bedeutete, dass sie von diesem Ort nichts, nicht einmal den Staub mitnehmen sollten. So wurden alle Verbindungen gelöst und jede Gemeinschaft zurückgezogen. Die Apostel sollten damit bezeugen, dass sie am Los dieser Menschen keinen Anteil hatten und ihrer Schuld entledigt waren. Sie bezeugten damit auch, dass sie sich von der Gottlosigkeit und der Sünde der uneinsichtigen Judengenossen absonderten. Auch Paulus und Barnabas schüttelten den Staub von ihren Füssen: Apg 13,46.51; 18,6.

Es ist wichtig, dass auch wir uns nicht schämen, das Evangelium Christi anderen weiterzuerzählen (Röm 1,16). Vielmehr sind wir es den Menschen schuldig, denen wir begegnen. Wer Jesus nicht bekennt, macht sich schuldig (Mt 10,32-33). Wir sind aber frei von unserer Verpflichtung, wenn die Menschen unsere Worte ablehnen (Mt 7,6). Das heisst nicht, dass wir uns nach dem ersten Versuch für immer abwenden sollen! Die Apostel wurden zu den Juden geschickt, die genau wussten, um was es ging. Jesus sagte, dass ein Gericht über diese Welt geht: Joh 3,18; 12,31.48. Das Gericht findet offensichtlich schon jetzt statt! Wer nicht glaubt, ist in einer Weise schon gerichtet.

Sodom und Gomorra werden in der ganzen Bibel immer wieder als gottlose Städte erwähnt, die den Herrn und sein Wort ablehnten und deshalb kam ein schreckliches Gericht über diese Menschen (Jud 7). Die Menschen, welche viele Möglichkeiten hatten, das Evangelium zu hören und nicht glaubten, mit denen wird Gott besonders abrechnen. Sie werden am Tage des Gerichts jammern, weil sie so nahe dran waren und ihr grosses Vorrecht nicht nützten. Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert.

Die Bibel warnt eindringlich, dass der grosse Gerichtstag der Menschheit noch bevorsteht. Heulen und Zähneknirschen: Mt 13,42.50; 22,13; 24,51; 25,30 (Lk 13,28). Tag des Gerichts: 2. Petrus 2,9; 3,7. Zuversicht am Tag des Gerichts: 1. Johannes 4,17.

Vers 16: Wer sind die Wölfe und wie verhalten sich Schafe? Jesus nennt seine jüdischen Glaubensgenossen „Wölfe“, die für die Schafe die grosse Lebensbedrohung darstellen. Es gibt verschiedene Bedrohungen, die von den Wölfen ausgehen:

- Sie können den Aposteln nach dem Leben trachten.

- Sie können die Apostel entmutigen durch Schmähungen und Ablehnung.

- Sie können die Apostel herausfordern, mit denselben Waffen zurückzuschlagen (Mt 26,52).

Genau das sollen die Apostel vermeiden, denn als Schafe dürfen sie nicht mit den gleichen Waffen kämpfen (sonst sind sie keine Schafe mehr). Eine starke Waffe des Wolfes ist die Hetzjagd im Rudel. Eine andere Gefahr ist, dass der Wolf kaum von einem Hund zu unterscheiden ist (Jesus warnte vor Verkleidung: Mt 7,15). Christi Nachfolger sind aufgerufen, die geistliche Waffenrüstung anzuziehen (Eph 6,10ff.). Das bedeutet; sie sind ab einem gewissen Punkt wehrlos und verletzbar (d. h. Märtyrer): 1Petr 4,14-17.

Schafe sollen sich die Klugheit der Schlangen aneignen: Gen 3,1. Listig im positiven Sinn verstanden bedeutet: schlau, nicht überlistbar. Klug im positiven Sinn verstanden bedeutet: bedacht, urteilsfähig, verständig, weise: Spr 4,5.

Schafe sollen die Lauterkeit der Tauben an den Tag legen: Röm 16,19; Phil 2,14-15.

 

 Kapitel 10,17-25: Ermutigungen zum Ausharren in Verfolgungen

Verse 17-18: Vor wem sollen sich die Apostel in Acht nehmen? Hier definiert Jesus die Wölfe (Mt 7,15)! Die 12 Apostel sollen sich in Acht nehmen vor den Schriftgelehrten und Pharisäern, vor dem ganzen Sanhedrin (= dem Hohen Rat), denn:

- Jesus wurde vom Hohen Rat verurteilt (Mk 14,53.55).

- Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat (Apg 4,1-3.5-8).

- Die Apostel vom Hohen Rat gefangen (Apg 5,17-18).

- Die Apostel vor dem Hohen Rat (Apg 5,26-42).

- Paulus vor dem Hohen Rat (Apg 22,30; 23,1-11).

Sie werden auch vor weltliche Gerichte geführt:

- Jakobus wird hingerichtet (Apg 12,2).

- Petrus wird von Herodes Agrippa I gefangen genommen (Apg 12,6).

- Paulus wird vor Felix (Apg 24,24), Festus (Apg 25,1), Agrippa II und Berenice (Apg 25,23) und bis vor den Kaiser in Rom geführt (Apg 27,24).

Um den Glauben um Jesu willen, werden sie dies alles von den Wölfen (Juden) und von den Heiden (Römer) erleiden müssen (2Kor 11,24).

Verse 19-20: Der Geist des Vaters.
Jesus tröstet seine Gesandten, sich nicht zu sorgen, denn der Geist Gottes ist mit ihnen! Wie ist das gemeint? Jesus verspricht diesen Geist seinen Aposteln (Joh 14,26; Mk 13,11). Beispiel Petrus und Johannes in Gefangenschaft (Apg 4,8.13.19). Menschen vermögen ihnen nicht zu widersprechen (Lk 21,15; Apg 6,10; Stephanus wurde von den Aposteln eingesetzt). Auch Paulus redete aus dem Geist Gottes: 1Kor 2,2-5.

Wie reden wir in der heutigen Zeit aus dem heiligen Geist heraus? Indem wir die Schriften studieren und sie im richtigen Zusammenhang erwähnen! Wir erhalten den Geist nicht mehr in direkter Form so, dass wir ohne Bildung und ohne Studium aus dem heiligen Geist reden können! Wer Gott erkennen will, der hört auf die Worte der Apostel (1Joh 4,6). Obschon der heilige Geist bei der Taufe in unseren Herzen Wohnung genommen hat, befähigt er uns nicht, ohne Studium und Ausbildung zu predigen, wie die Apostel das tun konnten (2Tim 3,16)!

Verse 21-22: Jesus sagt hier schlimme Christenverfolgungen voraus.
Es geht vor allem um die Zeit nach der Himmelfahrt Christi bis zur Zerstörung Jerusalems. Jesus redet nicht vom Ende aller Zeiten! Es heisst (V. 22): „ausharrt bis ans Ende ...“ (telos, ohne Artikel). Es kann zweierlei bedeuten: bis zum Ende der besonders bösen Zeit 70 n. Chr. (ev. Mt 24,13-14), bis zum Ende seines Lebens (Offb 3,11-12).

Die eigenen Hausgenossen waren einander Feind: Ganze Familien wurden durch die Uneinigkeit der Lehre Christi gespalten. Sie verrieten einander bei den Behörden, um ihr Leben zu schonen.

Wenn man die Hauptperson einer Bewegung hinrichtet, wie viel mehr werden dann die Nachfolger leiden: Lukas 23,31. Christenverfolgungen und Feindschaften im eigenen Haus gab es aber auch in den letzten 2000 Jahren mehr als genug. Obschon sich die Worte Jesu in erster Linie auf die Jünger der damaligen Zeit bezog, so können sie auch auf uns erweitert werden. Es kann aber muss nicht sein, dass wir so schwer verfolgt werden oder gar getötet werden, wie die Apostel. Eins steht jedoch fest: Auch heute entkommen wir Christen dem Glaubenskampf nicht und den vielen Leiden eines geistlichen Lebens, das sich von der Welt absondert: Joh 15,18-21.

Vers 23: Jesus fordert seine Jünger nicht zum Krieg auf gegen die Feinde. Statt zu kämpfen, sollen sie fliehen: Mt 23,34. Mit Israel wird man eh nicht zu Ende kommen bis ans Ende der Welt (Mt 21,43; Apg 7,51-52; Apg 13,46). Auch gegen den Rest der Welt werden sie keine Chance haben (Lk 12,32).

Verse 24-25: Es geht noch nicht um Ansehen und Herrschaft! Der Jünger steht nicht höher als sein Meister. Beispiel: Als Sohn eines Präsidenten steht einer in der Gesellschaft hoch da, aber nicht höher als der Präsident selbst. Als Sohn eines arbeitslosen Handwerkers wird einer von der Gesellschaft eher negativ angesehen und behandelt. Genau gleich verhält es sich mit der Jüngerschaft Christi. Die Nachfolge Jesu bedeutet: Teilhabe an der Ablehnung und Demütigung, die schon Jesus als Sohn Gottes erfahren hat.

Wenn Jesus als Beelzebub (= Herr der Fliegen; eine Gottheit, die bei den Juden als Bild für Satan gebraucht wurde) verleumdet wurde (Mk 3,22), wie viel mehr dann seine Nachfolger, die niemals eine gleich hohe Stellung einnehmen können wie ihr Lehrer?!

 

 Kapitel 10,26-39: Aufforderung zum furchtlosen Bekenntnis

Vers 26: Dreimal sagt Jesus seinen Aposteln, sie sollen sich nicht fürchten (V. 26.28.31). Vor wem sollen sie sich nicht fürchten? Vor den Menschen = Wölfen (V. 17). Wie soll dieses „nicht fürchten“ praktisch verstanden werden? Sie sollen nicht respektlos sein, sondern keine Angst haben, denn Gott ist mit ihnen und wird ihnen einst den Sieg schenken. Ihre Gegner sind zwar zum jetzigen Zeitpunkt in der Überzahl und dementsprechend mächtig und dominant, so dass man Angst haben könnte. Doch, das wird sich bald ändern, wenn der Herr sich offenbaren wird. Wer auf der Seite des Herrn steht, der braucht keine Angst zu haben, denn es gibt keine grössere Macht als Gott.

Bisher war das Evangelium verhüllt und das Geheimnis Christi war den Menschen verborgen, weil es noch nicht verkündet werden konnte (Eph 3,3-13).

Vers 27: Die Zeit der Verkündigung ist angebrochen! Endlich ist die Zeit gekommen, in der die erlösende Botschaft allen Menschen auf der ganzen Welt verkündigt werden kann, angefangen im Haus Israel. Es herrscht Aufbruchstimmung zu einem neuen Zeitalter; zum Zeitalter der Gnade. Das Reich Gottes wird den Menschen nahe gebracht (Mt 4,17). Durch die Apostel ruft Gott die ganze Menschheit zur Umkehr auf, von ihrem selbstzerstörerischen Lebenswandel. Jesus sagt mit anderen Worten seinen Aposteln: Sie sollen nicht schweigen von all dem, was sie von Jesus gelehrt bekommen haben.

Vers 28: Die Apostel sollen vor niemandem zurückschrecken! Was ist das Schlimmste, das einem Verkündiger des Evangeliums passieren kann? = der leibliche Tod. Doch für einen Christen ist das Sterben nicht die grösste Tragödie.

- Sterben heisst bei Christus zu sein (Phil 1,21).

- Sterben bedeutet, dass wir die schwierige Lebensprüfung bestanden haben.

- Sterben bedeutet Befreiung von Sünde, Kummer, Arbeit, Krankheit und Leiden.

- Viel schlimmer ist der ewige Tod d. h. die ewige Verdammnis von Gott.

Aus Gottes Sicht gibt es verschiedene Arten des Todes:

- Der körperliche Tod (Hebr 9,27).

- Der geistliche Tod (Eph 2,1; Kol 3,13: Zustand durch die Sünde).

- Der Tod des fleischlichen Lebens (Röm 6,1-11: Wiedergeburt durch Taufe).

- Der ewige Tod (Offb 2,18, Verdammnis) ist der Schlimmste, weil dies ein Zustand des unaufhörlichen schmerzlichen Leidens bedeutet.

Jesus braucht denselben Begriff „fürchten“ (fobos, heute Phobie) für Gott wie für die Menschen. Diese Furcht bedeutet Angst und Schrecken, Verzweiflung und Mutlosigkeit. Damit will Jesus darauf hinweisen, dass Gott ein verzehrendes Feuer ist und alle Macht über unser Leben besitzt und niemand anders: Hebr 12,28-29 (10,31).

Wir brauchen keine Angst vor Gott zu haben, denn dieses Feuer ist berechenbar und gerecht: Jak 4,12. Gott lässt uns nicht in der Unwissenheit bezüglich seines Willens (Apg 17,30). Wir sollen Gott mit Scheu und Ehrfurcht gehorchen und dienen. Wer Gott auf seiner Seite hat, braucht sich nicht zu fürchten: Röm 8,31-39.

Verse 29-31: Die Jünger Christi sind mehr wert als die Sperlinge (Spatzen). Diese Spatzenart wurde im ersten Jahrhundert gegessen. Zwei Spatzen kriegte man für etwa 20 Rappen (= zu einem Schleuderpreis). Dieses Beispiel Jesu kann man negativ oder positiv verstehen.

Negativ: In Gottes Augen sind wir nur ein bisschen mehr wert als die Spatzen.

Positiv: Wenn Gott sogar für die Spatzen sorgt, wie viel mehr dann für uns?!

Alles liegt in Gottes Hand, sogar die Lebensdauer eines Spatzen. Selbst die Anzahl unserer Haare sind gezählt und von Gott bestimmt. Dieser Ausdruck wird in der Bibel gebraucht, um die Sicherheit des irdischen Lebens auszudrücken (Lk 21,18; Apg 27,34). Wieviel mehr hält er das Leben eines jeden Menschen in seiner Hand?

Deshalb, weil Gott alle Macht besitzt im Himmel und auf Erden und nichts ohne seinen Willen geschieht, sollen die Apostel samt allen Gläubigen sich nicht fürchten vor dem Widerstand der gottlosen Menschen (siehe Apg 5,17-42).

Verse 32-33: Wodurch werden wir gerettet? Was sagt die Bibel?

1.  Durch Gott: 1. Timotheus 2,4 (und durch die Erkenntnis Seiner Wahrheit).
2.  Durch die Predigt des Evangeliums: 1Kor 15,1-2 (und die Treue, Mt 10,22).
3.  Durch unsere Liebe zur Wahrheit: 2. Thessalonicher 2,8-10.
4.  Durch Jesus: Lukas 19,10 (und durch Seinen Namen, Apg 4,12).
5.  Durch das Blut Jesu: Epheser 1,7.
6.  Durch unseren Glauben: 1. Korinther 1,21.
7.  Durch Busse, Reue: 2. Korinther 7,10.
8.  Durch die Taufe: 1. Petrus 3,21.
9.  Durch das Bad der Wiedergeburt: Titus 3,5.
10.  Durch Gottes Gnade: Epheser 2,5.
11.  Durch unser Bekenntnis (ὁμολογέω): Römer 10,9.

Wichtig ist, dass wir verstehen, dass sich dieses Bekenntnis nicht auf eine zeitweilige Verleugnung, wie im Fall des Petrus (unter Druck), bezieht. Es geht hier um eine Verleugnung, die sich endgültig und in einer Gewohnheit ausdrückt, wie z. B.:

- Christus bewusst immer wieder verleugnen vor den Menschen,

- nicht mehr an Gott und seinen Sohn glauben, indem wir nicht mehr in der Bibel lesen und beten,

- nicht mehr Gott anbeten und verherrlichen in der Welt, indem wir die Versammlungen der Gläubigen für immer verlassen (1Kor 11,26).

Durch die Zugehörigkeit zur örtlichen Gemeinde bekennen und dienen wir dem Herrn und bezeugen, dass wir uns seiner Worte nicht schämen: Lk 9,23-27 (Röm 1,16).

Vers 34: Jesus will nicht um jeden Preis Frieden schaffen! Jesus ist zwar der Friedefürst (Jes 9,5), der der Welt Heil und Rettung brachte. Die meisten Menschen verstehen Jesus völlig falsch. Sie meinen, dass Jesus gekommen sei, um einen Weltfrieden aufzurichten. Viele erwarten ein Friedensreich auf Erden, wo alle Menschen in Frieden miteinander zusammenleben. Doch das war weder Gottes Absicht noch sein Plan. Jesus sagt deutlich, dass sein Friede nicht von dieser Welt ist: Joh 14,27.

Der wahre Friede lässt sich nur finden, von denen die Christus im Glauben angenommen haben: Römer 5,1. Christus ist unser Friede, gemäss Eph 2,14. Christus hat die Voraussetzung zur Versöhnung mit Gott und Frieden auf Erden unter den Menschen geschaffen (Kol 1,20; Lk 2,14).

Es ist falsch zu meinen, dass Christen um jeden Preis dafür zu sorgen haben, dass sie mit allen Menschen in Frieden und Harmonie leben! Christen sind keine Waschlappen, die man durch jeden Schmutz ziehen kann (in einer Demokratie gibt es Rechte und Gesetze, auf die wir uns berufen dürfen). Christen müssen sich von gewissen Leuten ganz bewusst distanzieren, auch wenn es manchmal weh tut (z. B. Irrlehrer, Gotteslästerer usw.).

- Sie sollen sich jedoch nicht rächen, denn Gott wird sich für sie rächen (Röm 12,18).

- Sie sollen aber dem Frieden nachjagen mit allen Menschen (Hebr 12, 14).

- Der Apostel Johannes sagt (1Joh 3,13): „Verwundert euch nicht, Brüder, wenn euch die Welt hasst!“

Das Wort Gottes ist das Schwert, das die Geister aufdeckt und voneinander trennt: Hebräer 4,12.

Verse 35-38: Die eigenen Hausgenossen werden einander als Feinde betrachten. Hier betont Jesus, wer immer sein Nachfolger wird, der wird es oft schwer haben in seiner Familie, die sich gegen ihn wendet. Ein Preis der Jüngerschaft ist die Erfahrung von Spannung, Streit und Entfremdung von der eigenen Familie. Diese Feindschaft ist oftmals erbitterter als in anderen Lebensbereichen.

Keine natürliche Bande darf den Jünger Jesu von der absoluten Treue in der Nachfolge zum Herrn abhalten: Mt 22,37. Jesus rechtfertigt in keiner Weise die Gläubigen, die ihre Eltern oder ihren Ehepartner nicht lieben und ihren Glauben an Christus vorschieben. Es geht hier nur um die Prioritätensetzung: Für den, dem Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Ehefrau, Ehemann wichtiger ist als Jesus, ist es nicht wert sein Jünger zu sein. Wir sollen bereit sein, wenn nötig, alles zu verlassen: Lk 14,26.

Warum kann Jesus niemals den Hass gemeint haben, an den wir Menschen denken? Weil der schwerwiegendste Punkt in diesem Vers sich auf uns selbst bezieht: „und dazu sein Leben hasst ...“

Was meint Jesus mit dem Leben hassen?
Die Eigenliebe ist eines der am schwersten zu überwindenden Hindernisse für die Jüngerschaft. Es geht in der Nachfolgschaft Christi um die Verleugnung unseres „Ichs“: Mt 16,24. Die Verleugnung unseres Ichs ist mehr als Enthaltsamkeit. Die Verleugnung unseres Ichs bedeutet die völlige Hingabe oder Übergabe meines eigenwilligen Lebens an die Herrschaft Christi. In Christus besitze ich keine Rechte und Ansprüche mehr: Gal 2,19-20.

Jeder, der sich zumutet, Christus nachzufolgen, sollte an Gethsemane und Golgatha denken. Das bedeutet, dass wir die Kosten gut überschlagen sollen (Lk 14,28-33). Wir geben unser eigenwilliges Leben auf, um ein neues Leben zu gewinnen!

Vers 39: Wer sein selbstsüchtiges Leben ablegt, gewinnt das wahre Leben! Diese Aussage Jesu finden wir in allen vier Evangelien (Mk 8,35; Lk 9,24; 17,33; Joh 12,25). Es geht hier um die Psyche (= Seelenleben), die das ganze Leben eines Menschen einschliesst.

- Das physische Leben (Mt 2,20).

- Das geistige Leben (Mt 10,28).

Was meint Jesus mit dem ganzheitlichen Leben finden? Jesus meint vorerst, dass wir lernen richtig zu leben in dieser Welt!

Sprüche 1,1 aus der „Guten Nachricht“:

„Ratschläge fürs Leben, in Sprüche gefasst von Salomo, dem Sohn Davids und König von Israel. Aus diesem Buch kann man lernen, wie man sein Leben richtig führt und immer auf dem geraden Weg bleibt. Es zeigt, was für ein Schatz an Weisheit uns in den Aussagen erfahrener Männer gegeben ist. Wer jung und unerfahren ist, wird dadurch zu Klugheit und Besonnenheit geführt. Auch der Erfahrene lernt noch dazu und macht Fortschritte in der Kunst, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen. Wer dieses Buch liest, lernt kennen, was kluge Lehrer sagen: ihre Sprüche, Bilder, Gleichnisse und Rätsel. Wer klug und tüchtig werden will, muss vor allem Gott ernst nehmen. Wer ihn missachtet, verachtet auch die Lebensklugheit und lässt sich nichts sagen.“

Gottes Geist lehrt,

- dass Kinder ihren Eltern gehorsam sein sollen (Spr 1,8; Eph 6,1).

- dass der Demütige bei Ihm Gnade findet (Ps 51,19; Jak 4,6).

- dass die Sanftmütigen, die Barmherzigen, die Friedfertigen und die, die reinen Herzens sind, glücklich sein werden im Leben (Mt 5).

Der fleischliche Mensch meint zwar das Glück darin zu finden, indem er alles tun und lassen kann wie es ihm gefällt. Doch das ist sein Fluch! Der geistliche Mensch lernt durch Gottes Gebote auf etliches zu verzichten, was ihn aber vor Fluch und Schande bewahrt! (Ps 119,1-8). Gottes Gebote sind gut und führen uns ins ewige Leben: 1Joh 2,15-17.

 

 Kapitel 10,40-42: Von der Belohnung für jeden Dienst

Vers 40: Die Gesandten Christi sind ein Segen für die Menschen. Denn, wer einen Jünger Jesu aufnimmt, nimmt den Sohn Gottes auf, und wer den Sohn Gottes aufnimmt, der tut dies für den himmlischen Vater: Joh 13,20.

Alles was wir tun, wird seinen gerechten Lohn empfangen: Mt 25,31-46.

Wonach werden wir am Jüngsten Tag gerichtet? Ob wir unseren Glaubensgeschwistern Gutes getan haben oder nicht!

Vers 41: Wie empfängt man den Lohn eines Propheten oder Gerechten? Was ist überhaupt die Aufgabe und der Lohn eines Propheten?

Aufgabe: Wird in vielen Lexika falsch definiert!
Viele verstehen daher den alttestamentlichen Propheten als einer, der weit die Zukunft voraussagt:

- die Zeit des Neuen Bundes

- und die Endzeit, kurz vor der Wiederkunft.

Doch die folgende Statistik widerlegt das falsche Bild eines Propheten:

- Weniger als 2% der alttestamentlichen Prophezeiungen sind Messianisch.

- Weniger als 5% beziehen sich auf das Zeitalter des Neuen Bundes.

- Weniger als 1% bezieht sich auf Ereignisse, die uns noch bevorstehen.

Obschon die Propheten die Aufgabe hatten die Zukunft vorauszusagen, betraf es meistens die kurz bevorstehenden Tage: Dtn 18,20-22. Das prophetische Wort musste noch zu Lebzeiten des Propheten eintreffen, denn es nahm Bezug auf die unmittelbar bevorstehende Zukunft. Der von Gott gesandte Prophet hatte die Aufgabe, das Gesetz Mose durchzusetzen und den Gläubigen in Erinnerung zu rufen. Wer sich nicht an das Gesetz hielt, wurde von den Propheten ermahnt und bei nicht Befolgung mit einem Strafgericht bedroht.

Siehe Jeremia 19,1-2.10-15; 20,1-2; 2Kön 25,1-11.

Siehe Jona, der sogar zum gottlosen Volk in Ninive gesandt wurde.

Lohn: Die Errettung der Seelen: Jak 5,19-20.
Der Prophet hatte das Ziel, Menschen vor dem ewigen Tod zu bewahren. Während er mit allem Eifer dieses Ziel im Auge hatte und dabei verfolgt, gefangen und geschlagen wurde, wie Jeremia, fand am Ende seinen Lohn in der Errettung seiner eigenen Seele! Wer also einen Propheten aufnahm und auf die göttlichen Worte hörte, wurde gesegnet, indem er denselben Lohn empfing; der Lohn eines Propheten, d. h. das ewige Leben: Jeremia 1,8.

Dasselbe (wie die Aufnahme eines Propheten), galt auch für die jedes Gerechten! Gastfreundschaft wurde bei den Juden sehr hoch gehalten (Bsp. Abraham und Lot in Genesis 18 und 19). Gott segnete die Gastfreundschaft der Witwe: 1Kön 17,7-16. Wer einen Gerechten (Verkündiger mit einer Botschaft von Gott) aufnahm, weil er Gottes Diener war, dem wurde ein grosser Lohn versprochen.

Dasselbe Prinzip gilt auch heute für uns! Wir sollen nicht mit Irrlehrern (2Joh 10), sondern mit unseren Verkündigern reichlich Gemeinschaft pflegen: Gal 6,6-7. Unsere Arbeit für den Herrn ist nicht vergebens (1Kor 15,58).

Vers 42: Selbst der Geringste und Unbedeutendste im Reich Gottes ist eine Quelle des Segens: Mk 9,37.41 (Mt 18,5).