Matthäus-08: Wundertaten

Jesus, der König

 

 

 Einleitung: Zwölf Wunder Jesu

Wanderung und Leben Jesu: In welcher Gegend befindet sich Jesus? = Nähe Kapernaum. Wie kann das Leben Jesu eingeteilt werden?

- Vorbereitungszeit (Kap. 1 - 4,11).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 4,11 - 18).

- Dienst Jesu in Judäa und Jerusalem (Kap. 19 - 25).

- Tod und Auferstehung Jesu (Kap. 26 - 28).

Zwölf Wunder nicht in zeitlicher Reihenfolge (Kap. 8,1 - 9,34):

1. Der Aussätzige (8,1-4; Mk 1,40-45; Lk 5,12-16).

2. Der Knecht des Hauptmanns (8,5-13; Lk 7,1-10; Joh 4,46-54).

3. Die Schwiegermutter des Petrus (8,14-15; Mk 1,29-31; Lk 4,38-39).

4. Viele Besessene und Kranke (8,16-17).

5. Die zwei Jünger (8,18-22; Lk 9,57-62).

6. Der Seesturm (8,23-27; Mk 4,35-41; Lk 8,23-25).

7. Die zwei besessenen Gadarener (8,28-34; Mk 5,1-20; Lk 8,26-39).

8. Der Gelähmte (9,1-8; Mk 2,1-12; Lk 5,17-26).

9. Die blutflüssige Frau (9,18-22; Mk 5,25-34; Lk 8,43-48).

10. Die Auferweckung der Tochter des Jairus (9,23-26; Mk 5,21-43; Lk 8,40-56).

11. Die zwei Blinden (9,27-31).

12. Der besessene Stumme (9,32-34).

Was ist ein Wunder?
Erklärbare Ereignisse:

- Es ist jedes Mal ein Wunder, wenn ein Kind geboren wird.

- Es gibt andere kleinere und grössere Wunder im Leben, wo Menschen vor Unfällen oder gar vor dem Tod bewahrt werden.

- Obschon es in Ordnung ist, wenn wir solche Ereignisse als „Wunder“ bezeichnen, so sind sie doch keine Wunder im biblischen Sinne.

- Es gibt auch biblische Wunder wie z. B. der Regenbogen, der heute wissenschaftlich erklärt werden kann, demzufolge nicht gleich viel Bedeutung hat bei Ungläubigen.

Unerklärbare Ereignisse:

Es gibt Wunder im biblischen Sinne, die ausserhalb des Bereichs unserer Naturgesetze geschehen.

Sie sind ein übernatürlicher Eingriff Gottes in den Vorgang des Lebens auf dieser Welt, wie z. B.:

AT: Das Wasser, das wie eine Mauer stand, als die Israeliten den See überquerten (oder der brennende Dornbusch usw.).

NT: Die Auferstehung Jesu von den Toten, seine Erscheinungen (durch die Tür gehen usw.), seine Himmelfahrt.

Missbrauch von Wundern durch falsche Heiler:

Sie versprechen Heilung für Krankheiten, die im Körper verborgen sind.

Sie versprechen Heilung, wenn jemand fest daran glaubt.

Sie versprechen Linderung auf Zeit.

Sie versprechen Heilung nur für eine bestimmte Gruppe von Leuten.

Sie halten ihre Versprechen nicht ein, weil sie nicht heilen können.

Jesu Wunder unterscheiden sich von den heutigen, sogenannten Wundern in vielerlei Hinsicht:

Christi Wundertaten waren nie erfolglos, er heilte alle Kranken (Mt 12,15).

Sie waren nicht von der gläubigen Einstellung der Menschen abhängig, sonst hätte Jesus nicht sogar Tote auferwecken können (Mt 9,23-26, Tochter des Jairus).

Die Entfernung zwischen dem Heilenden und dem Geheilten spielte keine Rolle (z. B. Heilung des Hauptmanns Knechts, Mt 8,5-13).

Wenn Jesus heilte, dann gab er nicht nur teilweise, sondern volle Gesundheit, von der man nicht wieder rückfällig wurde (Mt 12,13, Jesus heilt eine gelähmte Hand eines Menschen).

Warum tat Jesus Wunder und Zeichen?

- Um seine Gottheit, seine Gottes Sohnschaft, seine göttliche Sendung zu bestätigen: Johannes 20,30-31.

- Um die alttestamentlichen Schriften zu erfüllen: Jesaja 53,4; 61,1-2 (Lk 4,17-21) Johannes 7,31.

- Aus zweitrangigen Motiven:

Aus Mitgefühl zu den Menschen: Matthäus 9,36.

- Als Werkzeug, um besser zu Lehren: Johannes 6,1.15.26-27.32-36.

 Um die Aufmerksamkeit des Volkes zu gewinnen: Mt 4,25; 8,18; 13,2.

Gibt es heute noch Wunder und Zeichen wie im 1. Jahrhundert?

Zeichen und Wunder waren nie als Dauereinrichtung gedacht: Hebr 2,1-4.

Die Bibel warnt uns vielmehr vor den vielen falschen Propheten, die in der Endzeit grosse Zeichen und Wunder vollbringen werden: Mt 7,22-23; 24,24.

Nur Ungläubige fordern Zeichen: Mt 12,39; Joh 20,29.

 

 Kapitel 8,1-4: Jesu Macht über den Aussatz

Paralellstelle lesen: Markus 1,40-45.
Der Aussätzige war leprakrank (er hatte kein Schmerzempfinden). Aussätzige wurden, gemäss dem Gesetz Mose (Lev) aus dem Volk verbannt. Sie lebten in Höhlen, bis sie dort starben. Sie mussten spezielle Kleider tragen und sich von allen gesunden Menschen mit Mindestabständen distanziert halten. Herannahende mussten gewarnt werden: „Unrein! Unrein!“ Der Aussätzige tat etwas Verbotenes und brachte Jesus und seine Anhänger in grosse Gefahr.

Eigentlich geschehen hier gleich zwei Wunder:

- Jesus und seine Mitgefährten wurden nicht angesteckt.

- Jesus heilte den Aussätzigen von seiner Todeskrankheit.

Das Besondere an dieser Heilung ist, dass der Aussätzige auf der Stelle gesund wurde.

Im Gesetz des Mose heisst es, dass jeder Geheilte sich zuerst zur Beglaubigung dem Priester zeigen soll: Lev 14,2-32.

- Man brachte Gott auch ein Dankopfer dar.

- Statt sich zuerst dem Priester zu zeigen und zu opfern, ging er in seiner Freude hin und erzählte es allen Menschen.

Warum befahl Jesus dem Geheilten dies nicht weiterzuerzählen?

1. Weil Jesus nicht als Wunderheiler unter dem Volk bekannt werden wollte.

2. Er hatte den Auftrag, sich als Sohn Gottes zu präsentieren, der die Sünden der Menschen hinwegnehmen kann.

3. Er hatte den Auftrag, die gefallene Menschheit mit Gott zu versöhnen und sie zu Gott zurückzuführen: 2. Korinther 5,18-20.

 

 Kapitel 8,5-13: Jesu Macht über Lähmung

Der Knecht des Hauptmanns. Was gibt es für Fragen?

Vers 5: Was war das für ein Hauptmann? = röm. Militärbeamter, ein Heide.

Vers 6: Was für eine Haltung hatte er zu Jesus? = respektvoll, als Regent redete er Jesus an mit „Herr“ (Kürios). Er besass ein ungewöhnlich grosses Mitleid mit seinem Knecht (vermutlich war er sein Sklave). Die meisten Beamten hätten niemals so viel Fürsorge für einen Diener übrig gehabt.

Vers 7: Was für einen Haken hatte die Sache?
Nach dem Gesetz durften Juden das Haus eines Heiden nicht betreten, da alle Orte, an denen Heiden wohnten, als unrein galten. In der Mischna, der Aufzeichnung der jüdischen Religionsgesetze, heisst es: „Die Wohnungen der Heiden sind unrein.“ Doch Jesus war bereit zu dienen und sofort dorthin zu gehen (zu Fuss, ohne Auto! Wie sehr sind wir bereit zu dienen?)

Vers 8: Was zeigt der Hauptmann hier? = einen tiefen Glauben:

- dass er als Vorgesetzter und Hauptmann nicht würdig ist für Jesus,

- dass er ein Sünder ist und nicht möchte, dass Jesus sich verunreinigt.

- dass Jesus seinen Knecht heilen kann und zwar auch aus der Distanz.

Vers 9: Was meint der Hauptmann mit dieser Aussage?

Obschon er über ca. 100 Männern steht, so sieht er sich nicht als etwas besonderes, sondern als Mensch wie alle andern auch (Kaiserverehrung).

Er versteht aber sehr wohl was Befehlsgewalt ist, denn auch er nimmt von seinen Vorgesetzten Befehle entgegen und gibt sie an seine Untergebenen weiter.

Seine Befehle werden genau ausgeführt.

Wie viel mehr Macht würden doch die Worte Jesu bei der Krankheit seines Knechts haben?!

Vers 10: Warum verwunderte sich Jesus? = weil es ungewöhnlich war, dass ein Unbeschnittener - dazu noch ein röm. Hauptmann - grösseren Glauben bewies, als die Volksgenossen Jesu (über die er sich in Nazareth verwunderte: Mk 6,6).

Vers 11: Was bedeutet das Bild vom sich zu Tische setzen?
Jesus spricht hier vom königlichen Hochzeitsmahl (Mt 22). Viele geladenen Juden waren unwürdig und kamen nicht. Die Leute von der Strasse, Heiden, kamen und setzten sich zu Tisch, so dass der Hochzeitsaal voll wurde. Dort werden die Gläubigen mit den Glaubensvätern und Glaubenshelden zu Tische sitzen und den grossen Sieg des Lammes feiern.

Vers 12: Wer ist mit den Söhnen des Reiches gemeint? = die Juden!
Sie besassen die Bündnisse und Gesetze und waren Söhne (Kinder) des Reichs (Röm. 9,1-6).

Den Juden wurde das Reich Gottes genommen: Mt 21,43.

Vers 13: Warum und wie geschah die Heilung?
Jesus Christus bewies damit, dass er nicht nur einem Volk gehört, sondern allen Menschen aller Rassen und Völker, die vom Glauben erfüllt sind. Jesus gab die Heilung mit den Worten: „...dir geschehe, wie du geglaubt hast!“ nicht als universales Prinzip für alle Menschen, denen nach ihrem Glauben geschehe (siehe Paulus: 2Kor 12,9). In der Parallelstelle steht: Lukas 7,10 (= sofortige Heilung). Die Heilung bestätigte den tiefen Glauben des röm. Hauptmanns, denn es geschah nach seinem Glauben.

Das Reich Gottes näher erklärt: Römer 11,17-24.

Im Matthäusevangelium geht es vorwiegend um das Reich Gottes. Dieses Reich hat es schon immer gegeben, wie es Gott seit ewigen Zeiten gibt (Ps 93). Nun hat sich der Herr aus allen Völkern ein Volk erwählt, mit dem er einen Heilsplan vorhatte, den er schon vor Grundlegung der Welt gründlich durchdachte (Mt 25,34). So pflanzte Gott einen edlen Ölbaum, indem er Abraham berief und später Mose (Röm 4,17; Dtn 7,7; Jer 2,3).

Doch die Mehrzahl dieses edlen Gewächs fiel immer mehr von Gott ab (Jer 2,21; Jes 5,1-7 vom edlen Weinstock die Rede): Jer 11,16-17; 1Kor 10,5. Schliesslich predigte Johannes, dass die Axt den Bäumen (Juden) schon an die Wurzel gelegt ist (Mt 3,10):

Das jüdische Volk wird umgehauen wie ein Baum, der keine gute Frucht mehr bringt.

Die Juden haben sich über den Weingärtner erhoben und sich mit Gewalt seinen Besitz angeeignet (Mt 21,33: Gleichnis von den bösen Weingärtnern).

Mit dem Bild aus Römer 11 bedeutet das, dass alle ungläubigen (unbuss-fertigen) Zweige (Juden) aus dem edlen Ölbaum entfernt und ins Feuer geworfen werden (ewige Verdammnis).

Es gab aber auch noch Gläubige unter den Israeliten (Röm 11,1-5).

Was beinhaltet nun das Geheimnis des Evangeliums (Eph 3,3-6)?

Es bedeutet, dass Unbeschnittene am Reich Gottes Anteil haben werden: Gal 3,26-29; Röm 4,11-12.

Wir Unbeschnittene, vom wilden Ölbaum abstammend, werden nun durch den Glauben an Christus in den edlen Ölbaum eingepflanzt: Röm 10,12.

Der neue Ölbaum in Christus besteht also nur noch aus Gläubigen in Christus; es geht nicht mehr um eine fleischliche Abstammung: Römer 11,29-32.

Israels Fall darf uns nicht zum Übermut oder Hochmut werden, sondern es heisst, dass wir Gott fürchten sollen, sonst werden auch wir wieder ausgerissen!

Wir waren die Blinden und Gelähmten und sind von Christus geheilt worden!

 

 Kapitel 8,14-15: Jesu Macht über das Fieber

Vers 14:
Was war der Zivilstand des Apostel Petrus? = Er war verheiratet (er hatte das Recht dazu: 1Kor 9,5). Wie konnte er dann der erste Papst sein, der sich an das kath. Zölibat hielt? Laut dem Bericht des Markus war Jesus am Samstagmorgen in der Synagoge zu Kapernaum und lehrte (Mk 1,21). Anschliessend ging Jesus ins Haus des Petrus und des Andreas (= Brüder), zusammen mit Jakobus und Johannes (Mk 1,29). Schon damals pflegten die Gläubigen Gemeinschaft nach der Anbetung!

Die Schwiegermutter hatte laut Lukas hohes Fieber (Lk 4,38). Es gab das sogenannte Maltafieber. Es bewirkte eine allgemeine Schwäche. Nach monatelangem Dahinsiechen führte es häufig zum Tod. Dann gab es das Wechselfieber. Vermutlich ein Typhusfieber. Damals gab es noch nicht die Behandlungsmethoden wie heute. Fieber war eine lebensbedrohende Krankheit. Viele Menschen erkrankten an Malaria. Am See Genezareth gab es Sumpfgebiete und viele Malariamücken. Begleiterscheinungen waren Gelbsucht und Wechselfieber. Sehr wahrscheinlich litt diese Frau an Malaria.

Vers 15:
Normalerweise ist ein Mensch noch sehr geschwächt, wenn das Fieber ihn verlässt. Doch durch eine einzige Berührung war diese Heilung so vollständig, dass die Frau in der Lage war aufzustehen und zu arbeiten. Dies zeugt von der gewaltigen Heilungskraft Jesu, die hauptsächlich aus Mitgefühl und Erbarmen geschah.

In welcher Form diente die Frau Jesus, nachdem sie gesund wurde?

Sie diente Jesus und den andern mit einer Mahlzeit.

Sie waren sicher sehr hungrig (siehe Mk 1, der Tagesablauf Jesu).

 

 Kapitel 8,16-17: Jesu Macht über Dämonen und alle Krankheiten

Vers 16:
Besessenheit bedeutet: von Dämonen Besessene. Durch ein einziges Wort vertrieb Jesus die unreinen Geister aus den Menschen. Diese Heilungen (Gelähmter, Besessener in Synagoge, Schwiegermutter des Petrus) fanden alle an einem Sabbat statt. Die Juden sorgten wie Talibans dafür, dass der Sabbat nach ihren Traditionen strikt eingehalten wurde (keine Arbeit und keine Heilungen). Deshalb kamen die Leute erst gegen den Abend (offiziell beendet, wenn zwei Sterne am Himmel sichtbar waren) zu Jesus und brachten viele Kranke. Jesus bewies seine Macht über geistige als auch körperliche Krankheiten, indem er alle heilte, ohne Rücksicht auf den Glauben und die Umstände dieser Menschen.

Vers 17:
Dieser Vers wird oft von sogenannten „Glaubensheilern“ benutzt, um zu zeigen, dass Heilungen zum Sühnewerk Christi gehörten und von allen Gläubigen beansprucht werden sollten. Manche gehen sogar so weit und behaupten, dass Christen nie mehr krank sein müssen, weil Jesus alle unsere Gebrechen und Krankheiten durch das Kreuz wegnahm. Doch das ist ein Missbrauch dieser Prophezeiung aus Jesaja 53! Hier wird die Prophezeiung auf den Heilungsdienst Christi auf Erden angewandt und nicht auf seinen Kreuzestod!

Ein wichtiger Aspekt bezüglich der Frage, ob es auch heute noch Heilungen dieser Art geben kann, ist das Wort „erfüllt“! Wenn ein Prophetenwort sich erfüllte, dann brauchte es keine weitere Erfüllung. Erfüllt bedeutet; der Sinn und Zweck für was es gedacht war, war erfüllt, vollendet, beendigt für alle Zeiten! Trotzdem darf die ganze Lebenszeit Jesu, in der er Wunder und Zeichen tat, als Zeit der alttestamentlichen, prophetischen Erfüllung betrachtet werden! Das Matthäusevangelium legt besonderen Wert auf das Wort „Erfüllung“ (1,22; 2,15.17.23; 3,15; 4,14; 5,17), was für die Juden besonders wichtig war, um an Jesus glauben zu können.

 

 Kapitel 8,18-22: Konsequenzen der Nachfolge Jesu

Vers 18: Warum wollte Jesus ans jenseitige Ufer fahren?
Weil er sich vom Volk stark bedrängt fühlte und dringend Ruhe brauchte. Jesus hatte den ganzen Tag gearbeitet und gedient. Der See Tiberias war so klein, dass man ans jenseitige Ufer sah. Die Volksmenge konnte Jesus also folgen, indem sie um den See herumging. Doch die Schifffahrt gab Jesus eine gute Gelegenheit ein bisschen zu schlafen (V. 24).

Vers 19: Offenbar gab es auch Schriftgelehrte, die nach diesen machtvollen Demonstrationen an Jesus glaubten. Dieser Gelehrte war entschlossen, wie Petrus im Garten Gethsemane (Mt 26,33.35). Was könnten mögliche Gründe gewesen sein für seine Entscheidung?  Er hat Jesu Wundern und Worten geglaubt. Er fand zu sehr Wohlgefallen an Jesu Wundern und seiner Macht. Er glaubte rein verstandesmässig an alles, aber berechnete die Kosten nicht.

Vers 20: Was verrät uns die Antwort Jesu über die Schriftgelehrten?
Jesus erkannte, dass ein gefühlvolles Bekenntnis nicht genügt um Christus nachzufolgen, sondern nur die totale Hingabe. Jeder, der Jesus nachfolgen will, muss zuerst die Kosten berechnen. Jesu Forderung zur Nachfolgschaft: Lukas 14,25-33. Die enge Türe: Lukas 13,22-24. Denn der Geist ist oft willig, aber das Fleisch ist schwach (Mt. 26,41).

Jesus spricht zu drei Menschen, die ihm nur scheinbar nachfolgen wollen: Lukas 9,57-62. Dem ersten gab Jesus den Rat: Bevor du mir nachfolgst, bedenke die Folgen! Jesus verzichtet auf Lauheit! Er will, dass wir alles aufgeben und ihm nachfolgen! Die Antwort, die Jesus dem zweiten gab, klingt grausam: Kehre sofort um und gib Jesus den ersten Platz in deinem Leben! Wer die Wichtigkeit erkannt hat, der hat keine Zeit mehr für weltliche Dinge. Er ordnet sich der Forderung Jesu völlig unter (wie ein angehender Popstar).

Die Antwort, die Jesus dem dritten gab, lautet: Handle entschlossen! Kein Pflüger, der zurückschaut hat je eine gerade Furche gezogen. Jesus will eine totale Nachfolgschaft, die nach vorn ausgerichtet ist und nicht wehmütig zurückschaut wie Lots Frau! Was könnte die Nachfolgschaft Christi von uns alles fordern? – Lk 9,23-26!

Sind wir bereit, Frau und Kinder, sowie Hof und Tiere zu verlieren wie Hiob?

Bekennen wir Christus auch dann als unseren Herrn, wenn wir unheilbar krank werden?

Glauben wir auch dann an Gott und sein Heil, wenn wir verfolgt werden und unser Leben für den Glauben hingeben müssten?

Halten wir auch dann am Glauben fest, wenn der Teufel unter uns Streit und Hass entbrennen lässt und einzelne die Gemeinde wieder verlassen?

Wie viel sind wir bereit, für den Glauben an Gottes Reich zu bezahlen?

Glaube bedeutet:

- völliger Gehorsam unter Christus (auch wenn es mir weh tut)

- Treue zur örtlichen Gemeinde (auch bei Wind und Schnee)

- Liebe zu allen Geschwistern (auch den weniger gemütlichen)

 

 Kapitel 8,23-27: Jesu Macht über Naturgewalten

Siehe Parallelstelle in Markus 4,35-41 (Auslegung in Markusevangelium!)

Vers 23: Warum wollte Jesus an das andere Ufer fahren?
Jesus war sehr müde. Er hatte einen sehr strengen Arbeitstag hinter sich. Er lehrte die Menschen verschiedene Gleichnisse vom Reich Gottes. Im Markusevangelium heisst es, dass es Abend war (Mk 4,35).

Jesus plante diese kurze Reise nicht. Markus sagt, dass er ging, ohne lange zu planen, so „wie er war“. Jesus hoffte, dass er sich dann während der Fahrt ein bisschen zur Ruhe legen könnte. Laut Markus wurden sie auch noch von anderen Schiffen begleitet. Dieses kleine Detail ist interessant und wichtig (nur im Markusev.). Es sagt aus, dass noch andere Menschen dieses Wunder Jesu auf dem See sahen und bezeugen konnten.

Vers 24: Während Jesus sich hinlegte und einschlief, kam ganz plötzlich und unerwartet ein Seesturm auf (wie bei Jona): Ps 4,9.
Wenn die Seeleute das vorher gewusst hätten, wären sie sicher nicht hinausgefahren. Der Wind bedrohte das Schiff so stark, dass es fast unterging. Die Wellen waren so hoch, dass das Wasser bereits ins Schiff eindrang.

Vers 25: Die Jünger versuchten Jesus aufzuwecken und baten ihn um Hilfe.
In unserem Text heisst es: „Herr hilf, wir gehen unter.“ In Lukas 8,24 rufen sie: „Meister, Meister, wir gehen unter!“ In Markus 4,38b fragen die Jünger vorwurfsvoll: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“

Was erwarteten die Jünger von Jesus?
Wollten sie, dass er ihnen helfen würde das Schiff zu stabilisieren und das eingedrungene Wasser vielleicht mit einem Schöpfgefäss in den See zurück zu leeren? Oder glaubten sie, dass Jesus etwas gegen den Sturm tun könne?

Vers 26: Jesus tadelte zuerst die Jünger wegen ihres Kleinglaubens.
Dann bedrohte er die Winde (plural!) und den See. Schliesslich trat sofort „eine grosse Windstille ein“.

Vers 27: Die Menschen, die das miterlebten, verwunderten sich sehr.

Was können wir aus diesem Vorfall lernen?
Es gibt nichts, was Jesus beherrschen kann: Ps 89,10 (Jona 2). Er besitzt die Macht über jede Krankheit, über Naturgewalten, über Tod und Hölle und über unsere Seelen (Mt 28,18). Vor Gott und seinem Sohn sollen wir Ehrfurcht haben: Lk 12,4-7. Wenn Jesus alle Macht besitzt, dann sollten auch wir mehr auf ihn vertrauen! Denn Jesus vermag auch uns in allen Lebensstürmen zu helfen! Hebr 2,17-18. Wie schnell fangen wir an zu zweifeln oder haben das Gefühl, dass alles in unserem Leben untergehen wird und rufen wie die Jünger: „Herr hilf!“ Weil wir Jesus nicht sehen können, glauben wir, dass er schläft oder unsere Not gar nicht sieht!

 

 Kapitel 8,28-34: Jesu Macht über Dämonen

Siehe Parallelstelle in Markus 5,1-20 (Auslegung aus Markusevangelium.).

Vers 28: Mit Gadarener und Gerasener sind dieselben Menschen gemeint.
Während wir es im Matthäus mit zwei Besessenen zu tun haben, ist im Markus nur von einem Besessenen die Rede. Nach der abenteuerlichen Schifffahrt war es noch später am Abend wo ein weiteres verrücktes Erlebnis auf die Jünger wartete. Sie strandeten in der Nähe von Gerasa (nordöstlich vom See). Da gab es viele Höhlen oder Grüfte. In den Höhlen lagen Tote begraben, weil dort Besessene lebten und starben. Grüfte und Höhlen waren oft auch Begräbnisstätten für die Toten (z. B. Jesus).

Niemand wagte es in die Nähe der Besessenen, da sie sehr bösartig waren: Markus 5,4. Im Markus ist von einem Besessenen die Rede, der seine Ketten zerriss und seine Fussfesseln zerrieb. Dämonen waren fähig, übernatürliche Kräfte in einem Menschen zu entwickeln und die Kette an den Händen und Füssen zu sprengen. Wir lesen auch, dass der Besessene sich mit Steinen schlug. An diesem Beispiel wird uns sehr eindrücklich und detailliert geschildert, wie damals ein von Dämonen Besessener lebte. Besessene waren von der Gesellschaft ausgestossen. Auch heute, im 21. Jahrhundert, gibt es besessene und psychisch gestörte Menschen. Doch dafür gibt es Anstalten mit Psychologen und Psychiatern. Es gibt in solchen Fällen auch Betäubungsspritzen und Medikamente.

Vers 29: Die Besessenen fingen an zu schreien.
Das muss eine gruselige Minute für die Jünger gewesen sein: unten das Wasser, das an das Ufer spritzte, oben das Geschrei, das in den Höhlen schrecklich widerhallte. Vielleicht war es eine Vollmondnacht, so dass man an den Felswänden dunkle Schatten sah. Wir sehen auch, wie sehr dieser Mensch durcheinander war in seinem Geist, so schlimm, dass niemand ihn heilen oder gar zu bändigen vermochte.

Doch, wie war die Reaktion Jesu?
Jesus fürchtete sich nicht vor dem Besessenen, sondern ging sogar auf ihn zu (Mk 5,6). Markus berichtet uns, dass der Besessene sich vor Jesus fürchtete und sich vor ihm niederwarf. Vielleicht dachte Jakobus an das Erlebnis, wenn er von den Dämonen sprach, die auch an die Existenz Gottes glauben, aber mit Zittern (Jak 2,19).

Der Dämon wusste genau, dass ihm der Tag der ewigen Peinigung bevorstand (V. 29). Deshalb rief der Dämon durch die Stimme des Mannes (Mk 5,7). Jesus fragte den Dämon nach seinem Namen und er antwortete: „Legion“ (Mk 5,9). Eine Legion war ein römisches Regiment und bestand aus ungefähr 6000 Mann. Es waren also gewaltige Kräfte von Dämonen in diesem Manne. Wie es dazu kam, wissen wir nicht und wie weit er selbst Schuld trug.

Ich bin überzeugt, dass der Teufel und seine Diener das Herz von uns Menschen nur besetzen können, wenn wir ihm dafür die Türe öffnen. Wir haben einen gerechten Gott, der uns den teuflischen Mächten und damit auch der ewigen Verdammnis nicht hilflos ausliefert. Gott schenkt uns allen einen freien Willen selbst zu entscheiden, ob wir den guten oder den bösen Geist in uns wohnen lassen wollen.

Vers 30: Wie gross war die Schweineherde?
Markus gibt uns darüber näher Auskunft (Mk 5,13b). Am gegenüberliegenden Hang weideten ungefähr 2000 Schweine friedlich!

Vers 31: Die Dämonen wussten, dass Jesus die volle Gewalt über sie besass.
Deshalb baten sie Jesus eindringlich, dass er sie nicht aus der Höhlenregion vertreiben möge (Mk 5,10). Sie schlugen vor, dass sie in die Schweinsherde fahren dürften (Mk 5,11-12).

Vers 32: Jesus befreit den Mann von den Dämonen.
Er gebietet den Dämonen in die Schweine zu fahren. Die unreinen Geister verliessen fluchtartig den Mann und fuhren in die Schweine. 2000 Schweine aber stürzten sich plötzlich wild den Hang hinunter und ertranken im See. Eine schreckliche Situation! Das Quieken der Schweine. Das Aufprallen auf dem Wasser. Die vielen toten Tiere.

Warum mussten denn die harmlosen Schweine sterben?
Die 2000 Schweine waren ein grosses Zeugnis dafür, dass es die Dämonen wirklich gab, und dass sie tatsächlich in grosser Zahl in diesem Manne vorhanden waren. Das Schwein zählt zu den unreinen Tieren im AT: Dtn 14,8. Die Dämonen waren damit aus der Gegend vertrieben! Jesus bewies damit vor allen Anwesenden, die dieses Spektakel miterlebten, seine überlegene Macht sogar über dämonische Geister.

Die Jünger, die um Jesus herum standen, verstanden die Welt nicht mehr. Vermutlich verstanden sie auch nicht, warum Jesus all diese Worte mit dem Mann redete. Doch Jesus redete eigentlich gar nicht mit dem Mann, sondern mit den Dämonen in dem Mann. Jesus hatte einen scharfen Blick für das Geistige! Er sah nicht nur den äusseren Menschen, sondern was im Menschen ist: Mt 16,23; Joh 1,48; 2,25; 4,17. Erst als die Jünger sahen, wie sich die Schweine den Hang hinunter stürzten, wussten sie vermutlich, dass Jesus nicht mit dem Mann selbst, sondern mit den Geistern im Manne gesprochen hatte.

Vers 33: Was war die Reaktion der Hirten?
Die Hirten flohen, was die Beine hergaben, vermutlich in die nächste Stadt Gerasa (Mk 5,14). Sie berichteten dieses Ereignis allen, denen sie auf der Strasse begegneten.

Vers 34: Die ganze Stadt?
Viele Leute aus der Stadt waren bereit, nachdem sie sich die unglaubliche Geschichte angehört hatten, mit den Hirten an den Ort zurück zu gehen um sich den Schaden genauer anzusehen. Die Hirten verloren ihren ganzen Erwerb mit einem Schlag. Als die Hirten samt den Männern aus der Stadt die vielen toten Schweine im See sahen und Jesus mit dem Manne, der besessen war, ganz ruhig dasitzen sahen, fürchteten sie sich (Mk 5,15). Eigentlich eine typisch menschliche Reaktion:

- Die Menschen fürchteten sich vor dem Mann mehr, als sie ihn bekleidet und vernünftig dasitzen sahen, als vorher von Dämonen besessen.

- Statt, dass sie sich freuten und ein Fest veranstalteten, bewirkte es in ihnen gerade das Gegenteil.

- Statt, dass sie Jesus mit seinen übernatürlichen Kräften baten bei ihnen zu bleiben und in ihre Stadt zu kommen, baten sie ihn aus ihrem Gebiet wegzuziehen.

Markus berichtet uns, dass der Geheilte Jesus bat, dass er mit ihm ziehen dürfe (Mk 5,18). Doch Jesus liess es ihm nicht zu (V. 19). Wir wissen nicht was der genaue Grund Jesu war. Vielleicht konnte der Geheilte in seinem Verwandten- und Bekanntenkreis überzeugender auftreten, weil sie ihn kannten. So gab Jesus ihm den Auftrag, allen seine Heilung zu verkündigen und er ging in die 10 Städte (Dekapolis) und tat das auch. Dieser Auftrag liegt in starkem Gegensatz zu dem was Jesus dem Leprakranken befahl (Mt 8,4). Doch dieser Mann war kein Jude und musste nicht von einem Priester begutachtet werden. Zudem konnte er dem Ruf Jesu nicht Schaden zufügen durch die Weiterverkündigung, da Jesus diese Gegend eh verliess. Wenn der Geheilte zurückblieb, so gab es mindestens einen Überzeugten, der in dieser Gegend vom allmächtigen Gott tatkräftig Zeugnis ablegte.

Was können wir aus der verrückten Geschichte lernen?
Dieses Ereignis ist ganz bestimmt für uns aufgeschrieben worden, um uns das Bewusstsein für die Existenz der geistigen Welt zu wecken. Wir Menschen sind mit unseren Blicken viel zu sehr auf das Sichtbare ausgerichtet, statt auf das Unsichtbare: 2Kor 4,18. Die geistige, unsichtbare Welt existiert und ist viel mächtiger und grösser als die materielle Welt mit dem ganzen Weltall. In dieser unsichtbaren Welt gibt es gute und böse Geister. Unser ganzes Leben besteht aus einem einzigen geistigen Kampf, indem wir entweder uns von der guten Macht beherrschen lassen, oder von der Macht der Finsternis und des Bösen: Eph 6,10-13.

Das Beispiel soll uns also lehren, das Böse in uns zu überwinden, so dass wir vom Geist Gottes „besessen“ sind! Wieweit die Besessenheit des Bösen gehen kann, haben wir in diesem Beispiel gesehen: 1. Thessalonicher 5,22.

Wer das Böse mit dem Guten überwindet, indem er segnet und seine Zunge vor bösen Worten hütet (1Petr 3,8-12; 2,1-2).

Nur wer sich von jeder Art des Bösen fernhält, kann vom Bösen nicht beherrscht werden. Oft lassen wir uns viel zu sehr von äusseren Angelegenheiten des Lebens gefangen nehmen und verfallen leicht der Knechtschaft Satans.

Wir sollen uns nicht rächen (Röm 12,19).

Wir sollen alle fleischlichen Begierden fliehen: Röm 6,12-16.
Eifersucht, Streitsucht, Hass, Feindschaften ... Jede Art von Gedanken, die nicht aus Gottes Geist herauskommen, sondern aus unserem Fleisch (Gal 5).

Dieses Ereignis lehrt uns einmal mehr, dass Jesus Herr ist über die materielle und über die geistige Welt: Eph 1,20-21. Der allmächtige Gott hat seinem Sohn Jesus alle Macht und Gewalt gegeben. Am Kreuz besiegte Jesus die Werke des Teufels (1Joh 3,6-10; Kol 2,15). Jesus vermag auch uns zu heilen und von aller Sünde zu befreien, wenn wir erkennen, dass wir krank sind und ihn um Hilfe bitten. Nur wer sich auf die Seite Jesu stellt und das Böse nicht an sich herankommen lässt, zählt zu den Siegern. Lasst uns seinen Namen auf der ganzen Welt bekennen, denn er hat uns von der Knechtschaft der Sünde befreit und unsere Seelen geheilt!