Offenbarung-16b: Harmagedon

Die Offenbarung

 

 

Seit Jahrzehnten werden über Harmagedon die schauderhaftesten Märchen erzählt. Harmagedon ist der aus dem AT bekannte Hügel der „Stadt” Megiddo. Sie war strategisch ein wichtiger Ort, den die Landbewohner vor Eindringlingen verteidigten. Dort befindet sich auch das Tal Jesreel, das sich südwestlich vom See Genezaret (ca. 20 Km südlich von Nazaret) quer über Palästina, bis zum Mittelmeer, zieht. Es wird gesagt, dass in diesem Tal mehr Schlachten ausgetragen wurden, als in irgendeinem anderen Ort auf der Welt. Eusebius und Hieronymus bezeichneten den Ort als „Ebene der Legionen” (nach 2Chr 35,22; Sach 12,11).

Das Tal Jesreel wird von drei kleineren Bergen (ca. 500 Meter über Meer) umgeben, die sich in einem Dreieck befinden. Da ist das bekannte Karmel Gebirge (am Mittelmeer), auf dem Elija 450 Baals Propheten aufbot, damit sie die Macht ihrer Götter unter Beweis stellen konnten. Doch sie versagten kläglich. Am Ende wurden sie unten im Tal, am Bach Kischon, hingeschlachtet (1Kön 18,19-40). Der zweite Berg heisst Tabor. Die Richterin Debora versprach Barak, dass sie die Feinde Israels zum Berg Tabor locken werde, sodass er mit zehntausend Mann (aus Sebulon und Naftali) das ganze feindliche Heer „durch die Schärfe des Schwertes” hinraffen konnte (Ri 4). In der Nähe befindet sich der Hügel More, wo sich die Midianiter lagerten. Der Herr war mit Gideon, als er mit dreihundert auserlesenen Kriegern, die wie Hunde das Wasser aus dem Bach leckten, die Midianiter im Schlaf überraschte und über sie herfiel (Ri 7). Der dritte Berg heisst Gilboa, wo Saul, seine drei Söhne, seinen Waffenträger und alle seine Männer im Kampf ums Leben kamen (1Sam 31). In Megiddo kam auch Achasia, der sechste König von Juda, nach einer Verfolgungsjagd, ums Leben (2Kön 9,27). Ebenso wurde der König Josias (sechzehnter König Judas), durch Pharao Necho getötet, weil er ihm bei Megiddo entgegentrat (2Kön 23,29). Alle diese Schlachten und viele andere fanden unmittelbar oder in der Nähe von Harmagedon statt. Weil dies ein bekanntes Schlachtfeld war, führte Johannes diesen Ort, Harmagedon, symbolisch an (Offb 16), um den geistlichen Krieg zwischen Satan und Gottes Armee darzustellen.

Interessant ist, dass der Begriff Harmagedon kein zweites Mal im Neuen Testament vorkommt, als nur in Offenbarung 16. In zwei weiteren Stellen der Offenbarung wird zwar von einer Sammlung zum Krieg gesprochen (Offb 19,19-21; 20,7-9), doch weiter erfahren wird nichts. Zudem wird im AT kein einziges Mal von einem Berg Harmagedon gesprochen. Es wird aber elf Mal ein Ort (Stadt) erwähnt, der Megiddo genannt wurde und leicht erhöht auf einem Hügel lag (Jos 12,21; 17,11; Ri 1,27; 5,19; 1Kön 4,12; 9,15; 2Kön 9,27; 23,29.30; 1Chr 7,29; 2Chr 35,22).

Der Name Harmagedon steht vielmehr für ein Ereignis, statt für einen Ort. Johannes beschrieb nicht einen geographischen Ort, als vielmehr ein damals allgemein bekanntes Konzept. Die „Stadt” Megiddo, auf dem Hügel Harmagedon, war bekannt als Schlachtfeld. Sie steht für die Menschen, die den Willen Gottes taten und dabei siegten. Gleichzeitig steht sie für die Menschen, die Gottes Willen ablehnten und dabei Niederlagen erlitten. Folglich steht Harmagedon symbolisch für den Untergang der Feinde Gottes. Johannes beschreibt damit den Untergang Roms. Die Schlacht bei Harmagedon ist also kein historisches Ereignis, das vor uns liegt, sondern hinter uns.

Zudem kommt die Tatsache, dass es, gemäss den Erläuterungen der Offenbarung, in Harmagedon gar nie eine Schlacht gab. Wir lesen von einer Armee, die gesichtet wurde, aber als sie sich zum Krieg sammelte, da goss der siebte Engel seine Zornschale aus und eine laute Stimme sagte (Offb 16,17): „Es ist geschehen!” Es wurde kein einziger Schuss abgefeuert, sondern es war bereits vorbei, bevor es überhaupt anfing. Die Bibel kennt jedenfalls keine Schlacht bei Harmagedon. Bei der zweiten Sammlung wurde das Meeresungeheuer samt dem falschen Propheten gesichtet und in den Feuersee geworfen (Offb 19,20). Im dritten Bericht ist davon die Rede, dass Satan aus dem Gefängnis losgelassen wurde, um die Völker zu versuchen. Doch als er sich mit seinen Verbündeten zum Krieg sammelte und das Lager der Heiligen umstellte, da griff Gott erneut ein, indem er Feuer vom Himmel regnen liess das die Feinde verzehrte (Offb 20,7-9). Auch in diesem Fall ist von keiner Schlacht die Rede!

Der Teufel samt seinen Nachfolgern ist für die Übermacht Gottes keine ernsthafte Bedrohung. Von einer Schlacht kann schon gar nicht die Rede sein. Gott will, dass die Leser damals, als auch heute die Wahrheit erkennen. Denn die Situation der Gläubigen, ist nicht hoffnungslos. Im Gegenteil! Gott wird alle Treuen, die wachsam geblieben sind ihre Kleider festhielten, zum endgültigen Sieg führen! Die Frage der hingeschlachteten Seelen (Offb 6,10) findet ihre Antwort im Untergang aller Feinde. Diese Tatsache möchte uns Johannes mit seinen Visionen (inkl. der Vision von Harmagedon) näherbringen.

Offb 16,15b: „Selig, wer wach ist und acht gibt auf seine Kleider, dass er nicht nackt daherkommen muss und man seine Blösse sieht.