Philipper-02: Geichgesinnt in Christus

Freude in Christus

 

 

 Verse 1-4: Macht meine Freude vollkommen!

Ermahnung (παράκλησις) in Christus, Ermunterung (Elb.)
Christsein ist keine Privatsache! Wir sind nicht bloss für uns selbst verantwortlich, sondern auch für unsere Geschwister: Hebr 3,13; 10,25 (alle sollen einander ermahnen). Persönliche Ermahnungen gehören zum christlichen Gemeinschaftsleben: Paraklesis bedeutet herzurufen (z. B. wenn ein Vater sein Kind von einer Spielgruppe zu sich ruft). Ein Evangelist soll zu passender oder unpassender Zeit ermahnen (bitten; 2Tim 4,2), wie ein Vater (1Thess 2,11-12; 1Tim 5,1). Paulus ermahnte unter Tränen (Apg. 20,31). Ermahnungen dürfen nicht als Meckern interpretiert werden, sondern das Ziel ist, alle Menschen vollkommen in Christus vor Gott hinzustellen (Kol 1,28). In dem Wort Paraklesis steckt auch die Ermunterung (positiver Begriff). Ermuntern bedeutet ermutigen zum Guten, das Positive fördern im andern. Dies geschieht durch Lob und Anerkennung, in verschiedenen Situationen im Alltag, durch Predigten und Bibelstunden, durch Psalmen, Lobgesänge, geistliche Lieder (Kol 3,16). Das Ziel jeder Ermahnung und Ermunterung ist die Einheit des Geistes (Eph 4,3.13).

Zuspruch der Liebe (παραμύθιον), Trost (Elb.)
Wer dieses erste Wort zu stark von der strengen Seite betrachtet, der wird mit diesem Begriff auf einen tröstenden und liebreichen Zuspruch aufmerksam. Ein Zuspruch der Liebe ist dann wohlwollend, wenn der Nächste getröstet wird: Eph 4,29. In Christus sind wir verpflichtet, einander in diesem Sinn zu begegnen, damit die Einheit in der Gemeinde gestärkt wird.

Gemeinschaft mit dem Geist (κοινωνία)
Der Christ lebt in der Gegenwart und in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes; er geniesst die Hilfe und Führung des Geistes (Röm 8,26). Wer vom Heiligen Geist Gottes geleitet wird, der handelt nach dem Geist und nicht nach dem Fleisch: Röm 8,9-16. Jeder Getaufte erhält denselben Heiligen Geist Gottes als „Gabe“ (Apg 2,38). Dieser Geist vereint uns mit den anderen Gläubigen: 1Kor 12,13. Als Glied einer örtlichen Gemeinde, lebt der Wiedergeborene in Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist und mit anderen Gläubigen.

Zuwendung (inniges Mitgefühl; σπλάγχνον) und Erbarmen (οἰκτιρμός)
Mitleid, herzliches Mitleid und Erbarmen (Elb.), ein Herz des Erbarmens, herzliches Mitgefühl. Das Substantiv „Splagchna“ bezeichnet die wichtigsten inneren Organe des menschlichen Körpers, Herz, Lunge, Leber und die Därme (Apg 1,18). Im klassischen Griechisch bezeichnet es die inneren Teile eines Menschen, die der Sitz der tiefsten Gefühle sind. Inniges Erbarmen bleibt aber nicht bloss ein intensives Gefühl, sondern es motiviert auch etwas Gutes zu tun (1Joh 3,17). Das tiefe Erbarmen Jesu treibt ihn zum Handeln: Jesus hat Erbarmen mit dem Volk und heilt ihre Krankheiten (Mt 9,35-36; 14,14; 20,34; Mk 1,40-41). Aus derselben Motivation heraus speist er die Viertausend (Mt 15,32). Erbarmen, Mitleid und Barmherzigkeit gehören zusammen.

Siehe Gleichnisse:

Vom barmherzigen Samariter (Lk 10,33).

Vom verlorenen Sohn (Lk 15,20).

Vom unbarmherzigen Knecht (Mt 18,21-35). Das Wort Barmherzigkeit wird aus „arm“ und „Herz“ gebildet und bedeutet „Arm-Herzigkeit“, d. h. ein Herz für Arme in jeder Hinsicht (Mt 25,40).

Paulus gebraucht Splagchna (Zuwendung) im Zusammenhang mit Erbarmen (οἰκτιρμός, Phil. 2,1): Kolosser 3,12. Nur ein Herz des Erbarmens, für die Geschwister in der Gemeinde, kann die Einheit und das Wachstum fördern. Nur ein Herz des Erbarmens, bemüht sich um die Verlorenen in der Welt.

Wie wird die Freude des Paulus vollkommen? Indem die Philipper „eines Sinnes“ sind (V. 2). Dieselbe Gesinnung (φρονέω) haben. Wie ist das gemeint? Es geht nicht um eine erzwungene Glaubensgesinnung, Dogmas! Im Kommunismus z. B. werden alle gefoltert und umgebracht, die nicht dieselbe politische Ansicht vertreten wie die Führung. Eins sein können wir nur, wenn alle mit Christus verbunden bleiben (Röm 6,5), trotz grossen Unterschieden unserer Persönlichkeiten. Den Philippern sind die folgenden Dinge sehr wichtig: Die Ermahnung in Christus. Zusprüche der Liebe. Die Gemeinschaft im Heiligen Geist. Zuwendung und Erbarmen. Paulus sagt, wenn euch diese Dinge so wichtig sind, dann haltet entschlossen zusammen (NGÜ), indem ihr mit euren Bemühungen nur ein Ziel im Auge habt: Die Einheit des Geistes. Nichts darf auf Kosten der Einheit gehen. All unsere guten Bemühungen sollen zum Ziel haben, die Einheit des Geistes zu bewahren.

Wer ist das Vorbild für vollkommene Einheit? – Die Dreieinigkeit. Mit „eines Sinnes sein“ ist alles gemeint, was der Verherrlichung Christi dient und nicht den Menschen (Phil 1,20; 1Kor 6,20): 1Petr 4,11. Je grösser unsere Begeisterung für Christus, desto grösser ist die Gefahr aneinander zu geraten. Die meisten Menschen lassen sich leider in allem was sie tun, zu sehr von ihrem Fleisch leiten und motivieren. Was heisst das? Sie werden vom Verlangen nach persönlichem Ansehen und eitlem Ruhm getrieben. Sie wollen geachtet und bewundert werden. Sie wollen im Rampenlicht stehen und von andern, um ihre Meinung oder Ansicht gefragt werden. Wenn sie andere ermahnen, dann geht es ihnen nicht um die Rettung der anderen Seele, sondern um Anklage, Rechtfertigung, oder Selbstschutz usw. Die grösste Gefahr, die jeder Gemeinde droht, ist die Zwietracht. Gott hasst folgendes: Spr 6,19. Kein Reich, das mit sich selbst entzweit ist, kann bestehen (Mk 3,24). Die Einigkeit zu bewahren, zählt zur grössten Herausforderung einer Gemeinde: Röm 12,16; 15,5-6; 1Kor 1,10; 2Kor 13,11; 1Petr 3,8-9. Eine dreifache Schnur kann nicht so schnell zerrissen werden (Koh 4,12). Was sind wir bereit aufzugeben, um die Einheit in der Gemeinde zu bewahren?

Die Geschwister in Philippi haben Paulus bereits viel Freude bereitet (1,3.4: 4,1), doch sie können seine Freude vollkommen machen. Wie? Indem die Philipper dieselbe Liebe (ἀγάπη) pflegen untereinander. Einmütig (being of one accord; σύμψυχος), in der Seele verbunden (alte Zü). Das Eine denken (φρονέω), den Sinn auf Einigkeit gerichtet (alte Zü).

Fünf wichtige Punkte, um diese Liebe zu pflegen, die die Einheit unterstützt:

1. Tut nichts zum eigenen Vorteil (Streitsucht; ἐριθεία), Eigennutz (Elb.)! Damit der ganze Leib zusammenarbeiten kann, braucht es „Teamplayer“. Wenn jeder das macht, was ihm dient, kann kein Gemeinschaftsprojekt entstehen (Bsp. Leib und Glieder, die miteinander zusammenarbeiten). Statt zu fragen: Was kriege ich dafür? Sollen wir fragen: Womit kann ich der Gemeinde dienen?

2. Pflegt keine Ruhmsucht (Elb.), Ehrbegierde (alte Zü)! Richtet euch nicht nach der Meinung der Leute (Ruhmsucht; κενοδοξία), um von ihnen geehrt zu werden (Gal 1,10). Tut nichts Gutes, um von Menschen gepriesen zu werden (Mt 6,1; 23,5).

3. Übt euch in Demut (ταπεινοφροσύνη)! Jesus lehrt: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 18,14). Um die Einheit in der Gemeinde zu bewahren, sind demütige Menschen unbedingt erforderlich: 1Petr 5,5.

4. Haltet einander in Ehren (hervorragender; ὑπερέχω), höher achtend (Elb.): Römer 12,10.

5. Seid nicht auf das eigene Wohl bedacht, sondern auf das Wohl des andern (nicht die eigenen Angelegenheiten betrachtend): 1Kor 10,24.33; 13,5.

 

 Verse 5-11: Pflegt die Gesinnung Christi!

Gesinnung (φρονέω): Römer 8,5; Kolosser 3,2.
Sophia wird allgemein mit Weisheit übersetzt. Phronesis wird meistens mit Klugheit oder Vernunft übersetzt. Der Unterschied ist, dass sophia theoretischer und phronesis praktischer Natur ist. Sophia hat mit dem Verstand des Menschen, mit seinen Gedanken zu tun, während phronesis sich auf das Leben und seine Taten bezieht. Das Verb phroneo bedeutet denken, eine Meinung haben, gleichgesinnt sein. Die Gesinnung Christi wird nicht bloss in der Erkenntnis gepflegt. Es geht um die Gesinnung, die etwas bewegt und in die Tat umsetzt. Wie war Jesus gesinnt?

Gottes Gestalt (Morphe-μορφή) nimmt Knechtsgestalt an.
In den ersten Jahrhunderten gab diese Bibelstelle Anlass zu vielen Kontroversen. Man vertrat die Ansicht, dass Jesus durch seine Fleischwerdung, keine Gottheit mehr war. Es wurde behauptet: Jesus wurde Fleisch und somit sündhaft, wie wir Menschen. In unserer neuen Zürcherübersetzung, wird die Gottheit Jesu verallgemeinert, mit den Worten: „Er, der doch von göttlichem Wesen war ...“ In der alten Übersetzung hiess es: „… der, als er in Gottes Gestalt war …“ In unserem Text kommen zwei wichtige griechische Wörter vor: morphe (Gestalt) und schema (Erscheinung, V. 7c). Die Morphe, die Gestalt verändert sich niemals (wie z. B. Menschen und Blumen, siehe Wortstudie Morphe). Das Schema, die äussere Erscheinung dagegen, ist ständiger Veränderung ausgesetzt (1Kor 7,31). Wie das äussere schema Christi sich auch ändern mag, seinem Wesen nach bleibt er göttlich. Jesus wurde den Menschen ähnlich, indem er einen fleischlichen Leib annahm und in seiner Erscheinung, wie ein Mensch war. Er wurde ähnlich, weil er z. B. nicht wie ein Mensch gezeugt wurde. Er bestand aus Fleisch und Blut, wie jeder Mensch (Hebr 2,17). Er wurde immer älter und lebte in einem vergänglichen Körper, wie ein Mensch (1Joh 4,2).

Jesus war 100% Gott und 100% Mensch: Jesus wurde Immanuel genannt, d. h. „Gott mit uns“ (Mt 1,23). Jesus ist Gott gleich: Joh 1,1.14.18; Kol 2,9. Jesus lebte vor Abraham: Joh 8,58-59; Kol 1,15-17. Jesus wird Gott genannt: Joh 20,28; Tit 2,13; 2Petr 1,1; Röm 9,5. Als Gottheit nahm Jesus Knechtsgestalt an: Mt 12,18; 20,28; Mk 10,44-45; Lk 22,27; Joh 13,3-5.12-17.

Jesus kämpfte nicht um den ersten Platz im Himmel! Übersetzungen: ZÜ-alt: „… hielt es nicht für einen Raub (harpagnos), wie Gott zu sein.“ ZÜ: „… hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein.“ NGÜ: „… nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus.“ Wie handelt jemand, der im Laden etwas stiehlt? Er greift rasch nach dem Gegenstand, z. B. einer Uhr und steckt sie in die eigene Tasche. Das griech. Wort für Raub bedeutet in voller Hast nach etwas greifen und wegreissen. Beispiele vom Festhalten: Ein Löwe, der ein Opfer jagt, greift sich mit seinen Pranken fest in das Fleisch der Beute und hält sie fest. Wenn man einem hungrigen Hund einen Knochen gibt, dann hält er ihn mit seinen Zähnen so fest, dass man den Hund am Knochen hochziehen kann.

Was passiert unter Menschen oft, wenn sie gemeinsam ein Land regieren? Sie kämpfen um den obersten Platz. Sie rivalisieren und wetteifern um die höchste Position. Deshalb ist es meist unmöglich, dass mehrere Personen ein Land regieren. Jeder braucht seine eigene Abteilung, so dass sein Regierungsbereich klar abgesteckt ist. Gott, Jesus und der Heilige Geist sind eine vollkommene Einheit. Keiner wetteifert um den ersten Platz im Himmel. Nur Satan hat diese Harmonie gestört und zerstört (wenn das stimmt, was wir über die Herkunft Satans wissen).

Jesus verliess den himmlischen Thron und wurde Mensch wie wir! Jesus lebte sich nicht selbst zu Gefallen: Röm 15,3. Jesus hat sich die Würde des Hohenpriesters nicht selbst verliehen: Hebr 5,5. Jesus liess es zu, für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt zu werden: Hebr 2,9. Jesus liess sich erniedrigen am Kreuz und wurde gehorsam: Joh. 6,38. Das Geheimrezept Christi, für die Einheit jeder Gemeinschaft, lautet: Dient einander, wie ich euch gedient habe! (Joh 13,3-17): 2Kor 8,9. Wenn wir harmonisch, in Einheit und in Frieden zusammen in der Gemeinde leben wollen, dann gilt es, dass sich jeder die Gesinnung Christi aneignet. Das ist mit der Gesinnung Christi gemeint, die es gilt anzunehmen: Matthäus 16,24.

Das göttliche Prinzip lautet: Wer loslassen kann, wird alles gewinnen! Ein Hund hat Angst seinen Knochen zu verlieren, deshalb beisst er sich mit seinen scharfen Zähnen an ihm fest. Jesus hatte keine Angst, seinen himmlischen Status zu verlieren, deshalb klammerte er sich nicht daran, sondern liess los und vertraute ganz dem Vater (Lk 22,42). Jesus empfing Ehre und Herrlichkeit vom Vater: 2Petr 1,17. Jesus sitzt zur Rechten Gottes auf dem Thron: Apg 2,33-35. Alles hat der Vater in die Hand des Sohnes gegeben (Joh 3,35; 5,22; 17,2). Jeder, der sich um dieses göttliche Prinzip bemüht, wird mit dem Sohn auf dem Thron sitzen: Offb 3,21. Überwinden bedeutet, loslassen von der Welt und ihrer Lust. Überwinden bedeutet, demütig, Gott gehorsam zu sein und sich selbst zu verleugnen: Mt 10,33 (2Tim 2,12).

Fragen zum Überblick:

Was gilt es anzunehmen, wenn wir harmonisch, in Eintracht und in Frieden in der Gemeinde zusammenleben wollen? = Die Gesinnung Christi.

Was beinhaltet die Gesinnung Christi? = Jesus kämpfte nicht um den ersten Platz im Himmel.

Wie lautet das göttliche Prinzip für unser Leben? = Wer loslassen kann, wird alles gewinnen.

Warum wurde Jesus vom Vater über alles erhöht? = Weil er im Gehorsam sich am meisten erniedrigen liess.

Was müssen wir tun, wenn wir von Gott erhöht werden wollen? = Wir müssen uns erniedrigen lassen.

Wozu neigen wir Menschen? = Wir wollen die Krone ohne das Kreuz.

Was ist die grosse Lektion aus diesem Abschnitt? = Selbsterniedrigung und Gehorsam.
Unser christliches Leben muss gekennzeichnet sein von Selbsterniedrigung und Gehorsam bis zum Tod. Es ist eine Lüge, wenn wir meinen, wir müssten uns immer stark und gut fühlen als Christen. Gott verspricht in seinem Wort, dass nach der Erniedrigung die Erhöhung folgt: Mt 23,11-12; 25,21; 1Petr 5,6.

„Deshalb“ (V. 9) nimmt Bezug auf die vorangegangenen Verse: Weil Jesus nicht um den ersten Platz im Himmel kämpfte, weil Jesus Knechtsgestalt annahm, weil Jesus sich erniedrigen liess und gehorsam blieb, bis zum Tod am Kreuz, deshalb hat ihn der himmlische Vater über alles erhöht!

Mit welchem Namen wurde Jesus erhöht? Wir wissen es nicht, da jeder von uns auch einen neuen Namen kriegt, den wir noch nicht kennen (Offb 3,12). Unsere Namen stehen im Buch des Lebens: Offb. 3,5 (20,15). Nur Jesus selbst kennt seinen himmlischen Namen: Offb. 19,12 (V. 16). Jesus wurde von Gott selbst erhöht: 2Petr 1,17. Jesus sitzt nun zur Rechten Gottes: Hebr 12,2; 1Petr 3,22. Alles hat der Vater seinem Sohn unterworfen: 1Kor 15,24-28. Jedes Knie wird sich beugen: Röm 14,9-11; Offb 5,13-14 (Eph 3,14; Offb 4,10). Jesus ist das Haupt der Gemeinde: Eph 1,20-23 (Kol 1,18).

Das höchste Ziel unseres Denkens und Handelns, ist die Ehre Gottes, des Vaters (1. Pet. 1,21; Joh. 5,23; 14,23).

 

 Verse 12-18: Müht euch um euer Heil!

„Darum“, weil Jesus gehorsam war, sind auch Christen gehorsam, bis zu ihrem Tod. Paulus lobt die Philipper, dass sie schon immer gehorsam gewesen waren. Wie meint Paulus das? Die Philipper gehorchten den Worten des Apostels Paulus: Röm 1,5; 15,18; (2Kor 10,6; 2Thess 3,4; Phlm 21). Auch wir wollen bereit sein, allezeit den Worten des Heiligen Geistes zu gehorchen! Paulus möchte, dass die Philipper auch während seiner Abwesenheit, sich an das halten, was er ihnen verkündigt hat. Was ist mit uns los, wenn wir uns nur in der Gemeinde christlich verhalten? Wir sind unmündig wie Kinder und heuchlerisch. Wir wollen Menschen mehr gefallen, als Gott (Eph 6,6; 1Thess 2,4). Geistlich reife Gläubige müssen auch nicht für all ihre Vorbereitungen gelobt werden, da sie alles im Auftrag und im Dienst Gottes tun. Ein geistlich mündiger Christ ist dem Herrn gehorsam, egal ob es andere sehen oder nicht, egal ob wir dafür gelobt werden oder nicht. Wir wollen keine Show abziehen vor Menschen, so lange sie uns sehen, hören oder beobachten können: Mt 6,1.5.16.

Das griechische Wort Katergazomai (κατεργάζομαι) bedeutet vollbringen, vollenden, bereiten, tun, durchführen, bewirken. Werke sind notwendig zur „Rettung“! Zur Rettung sind menschliche Bemühungen nötig! (2Kor 5,10; Kol 1,10; Jak 2,24; 1Petr 1,17). Obschon wir unser Heil nicht durch Werke verdienen können (Röm 11,6; Eph 2,9), sind Werke erforderlich, denn unsere Arbeit ist nicht vergeblich (1Kor 15,58). Durch unsere Werke wird unser Glaube sichtbar, denn rettender Glaube bedeutet tätiger Glaube, der sich im Gehorsam erweist (Joh 3,36).

Einmal gerettet, bedeutet nicht für immer gerettet (Gal 1,6-8). Wir können im Glauben Schiffbruch erleiden (1Tim 1,18-20), wenn wir nicht „wirken“. Wir können den Heiligen Geist betrüben (Eph 4,30) und von der Wahrheit abirren (2Tim 2,15-18). Mit diesem Wort wird ausgedrückt, dass damit etwas vollendet und vollkommen ausgeführt und zum Abschluss gebracht wird. Paulus sagt mit andern Worten: „Hört nicht auf halbem Weg auf; lasst euch nicht an einer halben Rettung genügen. Fahrt solange fort, bis das Werk eurer Rettung vollständig und endgültig in euch bewirkt worden ist.“ „Mit der Taufe habt ihr gut begonnen.“ „Jetzt ist es nicht Zeit, zu stoppen.“ „Es gibt noch viel zu lernen und zu tun.“

Mit Furcht (φόβος) und Zittern (τρόμος).
Was wäre das Gegenteil? = das Heil lässig, leichtsinnig oder unwichtig nehmen (Hebr 12,28-29). Furcht bedeutet Ehrfurcht. In vielen Fällen bedeutet phobos Ehrerbietung. In Apg 9,31 wird von den Gemeinden berichtet, dass sie „in der Furcht des Herrn wandelten.“ Sie lebten in Ehrerbietung und Ehrfurcht gegenüber Gott. Im Gegensatz zu den Gottlosen, von denen gesagt wird, dass „keine Furcht Gottes bei ihnen ist“ (Röm 3,18). Auch Petrus ruft uns auf, zu einem Leben in Gottesfurcht (1Petr 1,17). Phobos ist eine Triebfeder zur Heiligung (2Kor 7,1). Phobos bedeutet, das Empfinden eines Menschen, der im Schatten der Ewigkeit lebt, der sich ständig der Gegenwart Gottes bewusst ist und der nie vergisst, dass er einmal über sein Tun Rechenschaft ablegen muss. Wer kennt dieses Zittern, wenn er über die Wiederkunft und das endgültige Gericht Gottes nachdenkt? Zittern bedeutet, sich unserer Herausforderung bewusst sein, denn es geht um Leben oder Tod. Zittern ist das Gegenteil von schlafend, trunken, gleichgültig und gelähmt sein (Röm 13,11-14; 1Thess 5,1-11).

Wie bewirkt Gott in uns das Wollen (θέλω) und das Vollbringen (ἐνεργέω)? Diese Bibelstelle wäre falsch verstanden, wenn wir meinten, dass Gott unseren Willen in Besitz nehmen und so in uns das Wollen und Vollbringen manipulieren würde! Gott würde nie auf eine solche Weise in unser Leben eingreifen! Auch wenn er ein solches Wunder bewirken könnte, so hat er kein Interesse daran.

Was hat Gott getan, um in uns das Wollen und das Vollbringen zu bewirken? Gott hat uns bedingungslos geliebt! Er hatte einen Plan, um uns seine Liebe kundzutun: Epheser 1,3-14. Bevor Gott die Welt geschaffen hat, dachte Er daran, uns durch das Blut seines Sohnes zu erlösen. Gott schenkt uns Vergebung durch Christus Jesus. Er macht uns zu Erben seines Reiches. Dazu schenkt er uns seinen heiligen Geist bei der Taufe, als Siegel der Gotteskindschaft. Gott bewirkt also das Wollen in uns dadurch, dass Er das Heil in Christus Jesus vollendet hat, damit in uns das Verlangen nach ihm geweckt wird. Das Vollbringen wird durch Gottes Gnade bewirkt: Titus 2,11-14. Das Vollbringen (energein= Energie) ist die Energie, die aus der Gnade kommt und uns zu guten Werken anspornt. Gottes Gnade erzieht uns dazu, dass wir das Gute vollbringen und uns von der Welt abwenden wollen!

Wenn Gottes Gnade in uns nichts bewirken kann, was soll dann? Das Wollen und Vollbringen, ist z. B. mit der Infrastruktur eines Spitals oder einer Schule vergleichbar! Es geht nicht so sehr darum, dass wir genau wissen, wie Gott in uns all das bewirkt, als vielmehr darum, dass er wirkt! Gott lässt uns nicht allein mit dem Heil (Mt 28,20). Gott hilft uns auch das himmlische Ziel zu erreichen (Phil 2,13).

Die Verse 12 und 13 könnten uns verwirren, da sie gegenteiliger nicht sein können: Vers 12 besagt, dass wir um unser Heil arbeiten sollen. Vers 13 besagt, dass Gott alles in uns bewirkt, das Wollen und das Vollbringen.

„Tut alles ohne Murren (γογγυσμός) und Bedenken (διαλογισμός). Wie kommt Paulus auf die Idee des Murrens? Die Mehrheit der Israeliten murrte, so dass es ihnen das Leben kostete (siehe 42 Wanderstationen): Aufruhr schon vor dem Auszug (Ex 5,19-23). Heftiges Murren in Mara, drei Tage nach der wunderbaren Überquerung des Schilfmeers (Ex 15,22-25). Das Volk war immer wieder ungeduldig, ungläubig und widerspenstig. Letzte grosse Aufruhr vor der grossen Strafe (Ex 14,1-10.20-24.32-33). Paulus warnt die Korinther, sich ein Beispiel am widerspenstigen Israel zu nehmen: 1Kor 10,10-13 (Hebr 3,7-13).

Was meint Paulus mit den Bedenken? Böse oder zweifelnde Gedanken, in Frage stellendes Argumentieren. Es besteht die Gefahr, dass aktive Gläubige sich ständig beklagen und alles widerwillig tun (Jud 16; Jak 5,9; 1Petr 4,9; Apg 6,1; Mk 14,5).

Ist dieses Murren und Bedenken auf Gott oder auf andere Gläubige bezogen? Spielt keine Rolle, da Gott alles, was wir anderen Gläubigen tun oder antun, sehr persönlich nimmt (1Joh 4,20; Mt 25,40.45). Als die Israeliten sich gegen Mose auflehnten, lehnten sie sich in Wahrheit gegen Gott auf (Ex 16,8; Num 21,7). Als sie einen König begehrten, lehnten sie Gott ab und nicht Samuel (1Sam 8,7). Jesus lehrte: Mt 10,40; Lk 10,16; Joh 13,20; Röm 13,2; 1Thess 4,8.

Seid untadelig, rein und ohne Makel!

untadelig
Wann sind wir ohne Tadel? = Wenn uns Gott durch Christus vergeben hat (Röm 8,33; Offb 12,10). Es gilt, vor Gott untadelig zu sein (Lk 1,6; 1Kor 1,8; Eph 5,27; 1Thess 5,23; 1Tim 3,2.10; 5,7; Tit 1,6; 2Petr 3,14). Die Menschen finden immer etwas zu tadeln, trotzdem sollen wir auch gegenüber allen Menschen unser Licht leuchten lassen, aber nicht so, dass wir am Ende ihnen mehr gefallen wollen, als dem Herrn (Mt 5,14-16; 1Tim 3,7; Kol 4,5-6; 1Thess 4,12).

rein
Lauter, ohne Falschheit, wie die Tauben (Mt 10,16). Im Herzen rein und heilig (Phil 1,10).

ohne Makel
Dieses Wort wurde vor allem im Zusammenhang mit der Darbringung von Opfern verwendet; ein makelloses, unbeflecktes Opfer, das geeignet war, Gott auf dem Altar zu opfern (Röm 12,1). Wir sind das Licht der Welt und haben grossen Einfluss auf die Menschen (1Petr 2,12; Mt 5,14-16).

als Kinder Gottes unter einem verkehrten Geschlecht
Söhne (Mt 5,45.48; Lk 6,35; 2Kor 6,17; Eph 5,1-2; 1Petr 1,14-17: 2,9; 1Joh 3,1-3). Verkehrtes Geschlecht (Apg 2,40; Mt 17,17; 2Tim 3,1-5; Ps 125,5).

Wir reden hier nicht von Perfektionismus! Das ist eine Herzkrankheit. Die entscheidende Frage ist bei Gott nicht, wie nah wir in unserem Leben an die Vollkommenheit herankommen. Wie gehen wir mit unseren Misserfolgen, Grenzen und Fehlern um?

Ist Paulus ehrsüchtig und möchte nicht vergeblich predigen? Nein! Er rühmt sich in allem des Herrn: Gal 6,14; 1Kor 1,29-31 (1Kor 3,21). Er besitzt eine grosse Liebe für die Menschen und arbeitet hart, dass viele durch das Evangelium Christi gerettet werden dürfen: Kol 1,29; 1Tim 4,10. Er freut sich sehr für die Rettung der Philipper, deshalb sind die Philipper seine grosse Freude, sein Lebenssinn: 1Thess 2,19-20. Er möchte nicht vergeblich (Gal 4,8-11) – laufen (τρέχω), wie ein Wettkämpfer in der Arena (1Kor 9,24), arbeiten (κοπιάω), wie ein Arbeiter auf dem Feld (2Tim 2,6). Es würde ihm das Herz brechen, wenn einer der Bekehrten nicht am Wort des Lebens festhalten würde und somit am Tag des Gerichts nicht bestehen könnte (Phil 1,27; 2Kor 1,14).

Paulus betrachtet den Glauben und die Hingabe der Philipper als Opfer, zu dem er sein Leben als „Trankopfer“ bereit ist hinzugeben, wenn es erforderlich ist. Wenn dem Herrn im AT zur Sühne ein Tier geopfert wurde, dann goss man Wein als wohlriechendes Trankopfer dazu (Num 15,5.7.10; 28,7,14; Hos 9,4). Im zweiten Brief an Timotheus sieht sich Paulus dem Tod noch näher: 2Tim 4,6. Wenn er tatsächlich sterben müsste, dann sollen sich die Philipper freuen, denn Paulus freut sich auch für den Herrn zu sterben.

 

 Verse 19-30: Haltet solche Männer in Ehren!

Timotheus
Er war aus Lystra und entstammte einer Mischehe (Apg 16,1). Seine tief gläubige Mutter, Eunike, war Jüdin (sowie seine Grossmutter Lois: 2Tim 1,5). Sein Vater war Grieche, deshalb war Timotheus unbeschnitten (Apg 16,3). Er war bei den Brüdern in Lystra und Ikonium sehr geschätzt (Apg 16,2). Er wurde vermutlich von Paulus auf der ersten Missionsreise bekehrt und war sein treues Kind im Glauben, der ihm wie einem Vater diente (Phil 2,22; 1Kor 4,17; 1Tim 1,2; 2Tim 1,2; 2,1).

Er war ein treuer Mitarbeiter und Reisegefährte des Paulus (Apg 16,1-4), der von Paulus auch mit speziellen Aufträgen in andere Gemeinden entsandt wurde (Apg 19,22; 1Kor 16,10-11; 1Thess 3,6). Als junger Evangelist wird er über 25 Mal in den Paulusbriefen erwähnt und hoch gelobt. Timotheus war einer der wenigen Männer, die sich für die Sache Christi einsetzen liessen (Hebr 13,23).

Er war dringend gebraucht im Reich Gottes. Zu viele waren mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, genau wie heute: Arbeit, Geldverdienen, Haus. Frau und Familie. Nichts hat die Mission und das Wachstum des Evangeliums mehr gehindert, als eine egozentrische Einstellung: 1Kor 10,24.33. Paulus hat keinen anderen gleichgesinnten Mitarbeiter gefunden, der ihm so nahe ist im Geist, wie Timotheus (1Sam 18,1), der so dienstbar und interessiert ist am Reich Gottes.

Er war nun mit Paulus in Rom (Kol 1,1; Phil 1,1). Nun sollte er bald nach Philippi entsandt werden, aus folgenden zwei Gründen: Um über den Stand der Gefangenschaft des Paulus in Rom zu berichten. Um über Nachrichten von den Philippern ermutigt nach Rom zurückzukehren.

Epaphroditus
Wie nennt ihn Paulus? Bruder (ἀδελφός), Mitarbeiter (συνεργός), Mitkämpfer (συστρατιώτης), Helfer (λειτουργός) in der Not. Offenbar wurde er von den Philippern nach Rom gesandt (ἀπόστολος), um dem Paulus beizustehen. In Rom angekommen, wurde er todkrank. Vielleicht hatte dies mit seiner Reise zu tun (über 1000 Kilometer). Vielleicht war es das andere Klima in Rom. Dummerweise ist diese Nachricht bis nach Philippi gedrungen. Die Philipper hatten allen Grund zur Sorge: Paulus als Gefangener in Rom. Epaphroditus todkrank. Paulus konnte ihn wohl nicht heilen, sondern allein Gottes Erbarmen machte Epaphroditus wieder gesund. Er hätte dem Paulus doppelten Kummer bereitet, wenn er gestorben wäre (Todeskummer und sein eigener Prozess).

Für Paulus war er ein aussergewöhnlicher Bruder und Helfer in der Not. Er setzte sein Leben aufs Spiel, um dem Paulus beizustehen. Durch die lange Reise nach Rom, auf der etliche Gefahren drohten. Durch seinen Besuch, mit dem er riskierte, in die Angelegenheit miteinbezogen zu werden. Er stellt ihm ein gewaltiges Zeugnis des Lobs aus, damit keiner auf die Idee kommen könnte, Epaphroditus sei ein Drückeberger oder ein Feigling. Paulus sandte ihn als Vorbild und Glaubensheld zurück nach Philippi. Vermutlich war er der Überbringer des Philipperbriefs. Die NGÜ hat: „Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mir den Dienst zu leisten, den ihr selbst mir nicht erweisen konntet.“ Nur Epaphroditus konnte dem Paulus ganz nahe sein und ihn ermutigen. Dies tat er im Auftrag der Philipper, die zu Paulus nur über Briefe Kontakt pflegen konnten.

Schlussfolgerung
Männer wie Timotheus und Epaphroditus sollen ganz besonders in Ehren gehalten werden!