Philipper-03: Was einst Gewinn war, ist jetzt Schaden

Freude in Christus

 

 

 Verse 1-11: Hütet euch vor den Judenchristen!

Was meint Paulus mit den Worten „Zum Schluss …“? Möchte er mit seinem Brief zu Ende kommen, aber findet es nicht? Beziehen sich diese Worte auf das Ende des vorherigen Abschnitts? Paulus würde dann sagen: „Abschliessend sage ich …“ In der alten Zürcherbibel bildet dieser erste Vers den Abschluss des vorherigen Abschnitts. Die Übersetzung irritiert: „Im übrigen, ihr Brüder …“ Es scheint, dass diese Worte sich trotzdem auf den kommenden Abschnitt beziehen.

Freut euch, im Herrn! Was immer auch geschieht, wir haben allen Grund zur Freude im Herrn. Es geht nicht bloss um eine menschliche Freude. Es geht um die Freude, mit dem Herrn verbunden zu sein. Unsere Freude, sowie unser grosser Trost ist der Herr Jesus Christus: Wir mögen ungerechter Weise gefangen gehalten werden, wie Paulus und nicht wissen, ob wir noch lebend hinauskommen (Phil 2,17). Wir mögen todkrank werden, wie Epaphroditus (Phil 2,27). Wir mögen in mancherlei Versuchungen geraten (Jak 1,2). Die christliche Freude ist unzerstörbar! Sie ist ein tiefes inneres Vertrauen, dass der Herr alles zum besten enden lässt (Röm 8,35-39). Sie macht es möglich, die schwersten Niederschläge des Lebens zu ertragen.

Was ist es, das Paulus wiederholt schreibt? Wir wissen es nicht mit Sicherheit, was Paulus damit meint. Er könnte sich auf einen früheren Brief beziehen, indem er sie schon einmal vor den falschen Lehrern warnte. Er könnte seinen Aufruf zur Freude meinen, den er in Vers 18 schon einmal gemacht hat (1Thess 5,16). Er könnte sich auf die Warnungen beziehen, die in den folgenden Versen zum Ausdruck kommen (V. 2-4). Paulus hat ja bereits von Verkündigern gesprochen, die aus falschen Motiven auftreten (1,15a.17.28).

Die NGÜ übersetzt folgendermassen: „Was ich euch im Folgenden schreibe, sind Dinge, die ich euch schon früher gesagt habe. Mir macht es nichts aus, mich zu wiederholen, und euch gibt es eine umso grössere Sicherheit im Glauben.“ Hier geht deutlicher hervor, dass die Übersetzer mit einem früheren Brief rechnen. Was immer Paulus mit diesem Satz gemeint hat, es gibt eine wichtige Lektion daraus zu lernen: Wie jeder gute Lehrer, so hatte auch Paulus keine Angst davor, sich zu wiederholen. Viele Menschen sträuben sich dagegen, immer wieder dasselbe zu hören. Sie wollen neues hören. Selbstverständlich können Wiederholungen zu oft gemacht werden. Wiederholungen, der fundamentalen Wahrheit ist aber überlebenswichtig und schenkt uns „Sicherheit“ oder Gewissheit im Glauben: 2Petr 1,12-13; 2Tim 4,3-4.

Warnung vor falschen Lehrern! Aus einem harmonischen Brief der Freude, wechselt der Ton in eine Warnung. Bis jetzt war Paulus auf die Philipper fixiert. Nun macht er auf eine Bedrohung für die Gemeinde aufmerksam. Viele würden heute einwenden: „Paulus hat so gut begonnen, schade, dass er auf einmal so negativ spricht über andere!“ Solche Predigten würden heute als richtend und nicht vom Heiligen Geist geleitet abgelehnt (Mt 7,1). Wenn Paulus aber vom Heiligen Geist inspiriert war, dann richtet er nicht, sondern warnt durch den Heiligen Geist Gottes! Jesus selbst warnt seine Jünger – vor falschen Propheten (Mt 7,15), vor den Menschen, d. h. Feinden (Mt 10,17), vor dem Sauerteig der Pharisäer (Mt 16,5), vor den Schriftgelehrten (Mk 12,38).

Wer waren die Hunde, die die Gemeinde der Gläubigen bedrohten? Die Juden nannten die Heiden Hunde (Mt 7,6; 15,27). Die Bezeichnung „Hunde“ wird in der Bibel immer negativ gebraucht (Dtn 23,18; 1Sam 24,14; 2Kön 8,13; Ps 22,16.20; Offb 22,15). Paulus dreht hier den Spiess um und bezeichnet die Judenchristen als Hunde. Judenchristen wollten immer wieder Heiden zwingen, zum Gesetz zurück zu kehren und sich beschneiden zu lassen (Apg 15,6-29; Gal 5,2-3.6; 6,12-15; Röm 2,28-29; 1Kor 7,19). Dies entspricht nicht dem Evangelium von Christus. Wer ein anderes Evangelium lehrt, der sei verflucht (Gal 1,8). Die Übergangszeit im ersten Jahrhundert, vom Judentum zum Christentum, stellte eine besondere Herausforderung dar. Selbst heute werden noch oft Teile des Gesetzes gelehrt (10 Gebote, der Sabbat usw.).

Paulus bezeichnet diese falschen Lehrer als böse oder schlechte Erntearbeiter. Das sind keine schönen Worte, sondern kompromisslose Bezeichnungen. In der heutigen Zeit fällt es uns schwer, falsche Lehrer als Irrlehrer oder gar böse Arbeiter zu bezeichnen (Offb 22,18).

Die Gläubigen sollen sich vor diesen „Verschnittenen“ (κατατομή) hüten. Das ist ein Wortspiel und bedeutet soviel wie, die Verstümmelten oder Kastrierten (Lev 21,5). Diese Verstümmelten bilden den Kontrast zu den wahren Beschnittenen (περιτομή) in Vers 3. Nicht Verschnitten, sondern Beschnitten sollen wir sein, in Christus! Damit macht Paulus aus der Beschneidung am Fleisch etwas Negatives (Gal 5,12). Paulus wird nicht respektlos, sondern versucht nur aufzuzeigen, dass Gottes Nähe nicht durch eine fleischliche Beschneidung möglich macht. Er weiss sehr wohl, dass Gott selbst den Bund der Beschneidung mit Abraham einführte (Gen 17,9-10). Doch dem Herrn ging es immer um die Beschneidung am Herzen (Dtn 10,16). Er sagt: „Wenn ihr ausser diesem körperlichen Merkmal nichts besitzt, dann seid ihr in Wahrheit gar nicht beschnitten – dann seid ihr bloss verstümmelt. Echte Beschneidung heisst, dass ihr euch Gott mit Herz, Seele und all eurem Denken, mit eurem ganzen Leben hingebt.“

Wir Christen sind die wahren Beschnittenen (Röm. 2,28-29; Kol. 2,11; Gal. 5,6). Unser Vertrauen setzen wir nicht auf Werke des Fleisches, d. h. auf die Beschneidung am Fleisch, sondern wir dienen dem Geist Gottes (Joh 6,63; 1Kor 7,19). Warum kann die Glaubenstaufe nicht auf Werke des Fleisches bezogen werden? Weil die Taufe kein Werk ist, um sich das Heil zu verdienen, sondern ein Akt des Gehorsams (Mk 16,16; Apg 8,12; 18,8)! Wer den Herrn liebt, der gehorcht seinem Willen (Mt 7,21). Das Merkmal der Beschneidung im neuen Bund ist – die Liebe zum Herrn (Mt 22,37), die Liebe zu seiner Wahrheit (2Thess 2,10), die Liebe zur Tat (Jak 1,22).

Weshalb hätte Paulus allen Grund auf das Fleisch zu vertrauen (V. 4)?

Paulus ist –

am achten Tag beschnitten worden
Dies war im Gesetz Mose geboten (Gen 17,12; Lev 12,3; Lk 1,59; 2,21). Die Beschneidung war das Bundeszeichen zwischen Gott und den Nachkommen Abrahams.

ein Angehöriger des Volkes Israel
Israel bedeutet Gottesstreiter, weil Jakob mit Gott gestritten hat (Gen 32,29). Die Juden waren Stolz auf diese besondere Beziehung zum Herrn. Auch Paulus war Stolz und deshalb wusste er genau, von welchem der zwölf Stämme er abstammte: Benjamin (Ps 68,27-28). Bei der Reichsspaltung blieb der kleine Stamm Juda treu (1Kön 12,21).

ein Hebräer von Hebräern
Paulus war ein echter Hebräer, d. h. von hebräischen Eltern, die treu zum hebräischen Volk hielten. Er sprach hebräisch (Apg 21,39-40; 22,2-3). Er lebte wie ein Hebräer und wuchs in dieser Kultur auf.

ein Pharisäer
Er zählte zur strengsten religiösen Richtung; zur Sekte der Pharisäer (Apg 26,5). Pharisäer bedeutet Abgesonderter oder Ausleger. Pharisäer waren unter den Juden als Elite hoch geachtet, die sich strikt an das Gesetz Mose hielten (Apg 23,8; Mt 23,23). Er wurde von den grössten pharisäischen Lehrern unterrichtet (Gamaliel: Apg 22,3; 5,34). Er setzte sich mit grosser Treue und viel Eifer für die Überlieferungen der Väter ein (Gal 1,13-14).

ein Verfolger der Gemeinde
Paulus verfolgte die Christen aus tiefster Überzeugung zum Gesetz Mose. Christen waren für ihn blasphemische Irrlehrer, die für Gottes Volk eine ernsthafte Bedrohung darstellten (Apg 26,9-11). Deshalb verfolgte Paulus sie mit grossem Eifer und verurteilte sie aufs schärfste (Apg 8,1; 9,1). Der Eifer für Gott (Apg 22,3) wurde bei den Juden besonders hoch gehalten (Röm 10,2). Der Priester Pinechas gilt als Vorbild für Gotteseifer (Num 25,11-13). Deshalb auch die Prophezeiung auf den Messias, der durch den Eifer für das Haus Gottes verzehrt wird (Ps 69,9; Joh 2,17). Paulus war nach seiner Bekehrung keineswegs Stolz auf seine Christenverfolgungen: 1Kor 15,9.

einer ohne Fehl und Tadel
Mit grosser Enthaltsamkeit lebte Paulus nach dem Gesetz Mose. Nach der „Gerechtigkeit des Gesetzes“ betrachtet sich Paulus ohne Fehl und Tadel. Pharisäer hielten sich nicht nur streng an die Tora, sondern auch an die Mischna (= mündliche Überlieferungen). Er hielt sich an die zusätzlichen Rituale und die menschlichen Traditionen (Lk 18,12). „Dies alles habe ich gehalten von Jugend an“ (Lk 18,21). Paulus wusste zu genau, dass er mit seinen Werken des Gesetzes, Gott in keiner Weise gefallen konnte: Röm 3,20a; Gal 5,4. Er nimmt Gott sehr ernst und möchte ihn mit seinem ganzen Leben verherrlichen (Kol 1,10). Er weiss, dass er nicht vollkommen ist und das Ziel noch nicht erreicht hat (siehe Vers 12; 1Tim 1,15). Wie ein Wettläufer, dem es um den Siegeskranz geht, jagt er dem himmlischen Ziel entgegen (1Kor 9,24-27). Keiner kann einwenden: Paulus habe es nie so genau und so ernst genommen mit Gott und seinem Wort. Deshalb ist es auch typisch für ihn, dass er sich zum christlichen Glauben bekennt, dass er mit seiner neuen Haltung Juden und Heiden gerettet sieht. Keiner kann einwenden: Paulus möchte sich mit Gewalt ins Reich Gottes drängeln (Lk 16,16; Mt 22,12).

Wie wurde dem Paulus der fleischliche Vorteil zum Verlust – Dreck?

Um der Erkenntnis in Christus Jesus willen (Mt 16,6). Paulus hat entdeckt, dass das rechte Verhältnis zu Gott nicht auf dem Gesetz, sondern auf dem Glauben an Jesus Christus beruht. Das heisst, er wurde gerecht gesprochen - durch die Gnade (Röm 3,24), durch den Glauben (Gal 3,24). Durch das Gesetz kam bloss die Einsicht der Sünde (Röm 3,20).

Er hat alles hingegeben, um Christus zu gewinnen (Mt 13,45-46). Paulus hat in Christus seine Heimat gefunden. Diese Heimat ist himmlisch (V. 20!). Christus ist im Himmel und sitzt zur Rechten Gottes (Apg 2,33).

Er erkannte, dass seine jüdische Abstammung zum ewigen Heil nichts nützte! Er konnte Gott niemals gefallen, da seine Werke unvollkommen waren (Gal 2,16b). Trotz seiner religiösen Frömmigkeit, dem disziplinierten Einhalten der Gebote und all seinen Vorschriften, wurde ihm der jüdische Glaube unnütz.

Sein früheres Leben ist im Vergleich zum Leben in Christus wie Dreck oder ekliger Kot (Scheisse). Es ekelt ihn, an früher zu denken. Bsp. Wenn ich mit meinen sauberen Schuhen in einen Hundekot trete, dann ekelt es mich. Das Judentum ist nicht bloss Vergangenheit für Paulus, sondern es stösst ihn ab. Bsp. Es ist für ihn wie stinkender Abfall, den man entsorgt und froh ist, ihn losgeworden zu sein.

Es geht weder um eine fleischliche Abstammung noch um gute Werke, die uns vor Gott gerecht machen können! Es geht um die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt. Wie fliesst diese Gerechtigkeit aus Gott zu uns? – durch den Glauben! Was verstehen wir unter dieser Gerechtigkeit? Es bedeutet, dass wir gerecht sind. Es bedeutet, dass wir das richtige Verhältnis zu Gott haben. Endlich gefallen wir unserem Gott! Der Grundgedanke des Paulus lautet: Es ist zwecklos, das Gesetz zu befolgen. Es kommt nur darauf an, Jesus Christus zu kennen und Gottes Gnade anzunehmen, wenn wir Frieden mit Gott erlangen wollen.

Was ist die Hoffnung der Auferstehung von den Toten? – das ewige Leben (Joh 11,25)!

Wie gelangen wir zum ewigen Leben? – indem wir Christus kennen (Joh 17,3)!

Wie kennen wir Christus? – indem wir geistlich intim werden mit ihm (Mt 1,25)!

Erkennen (γινώσκω) bedeutet nicht bloss Wissen um Jesus! Im griech. Erkennen steckt Beziehung, Vereinigung. Wer Christus kennenlernen will, der liest die heiligen Schriften (Joh 20,30-31) und hört der Predigt aus dem Wort Gottes zu (Röm 10,17). Wer Jesus kennt, der ist mit seinem Begräbnis, Tod und seiner Auferstehung verbunden, durch die Taufe (Röm 6,3-4). Er hat Christus angezogen (Gal 3,27). Er ist Christus gleichgestaltet. Wer Jesus erkannt hat, der wandelt in ihm (Kol 2,6). Er bekommt Anteil an seiner Kraft (Röm 1,16). Er bekommt Anteil an seinen Leiden (Lk 9,23).

Wer Jesus erkannt hat, der wandelt im Licht: 1Joh 1,7; 2,6; 5,20; 2Joh 6. Licht bedeutet, Gemeinschaft mit ihm haben – durch das persönliche Gebet (Mt 6,6), durch die Anbetung (Gesang, Herrnmahl; 1Kor 10,16-17), durch das Wort (1Joh 4,6), durch die Glaubensgeschwister (1Joh 4,20). Gemeinschaft bedeutet ewiges Leben.

Für Paulus war nur eines wichtig im Leben: Christus zu kennen! Paulus macht mit seiner Aussage einen klaren Trennungsstrich, zwischen falscher und wahrer Frömmigkeit (1Tim 4,8), zwischen geretteten Gläubigen und verlorenen Gläubigen, zwischen einem rettenden und einem wertlosen Glauben. Alles, was unserer Beziehung mit Christus im Weg steht, soll uns wie Kot sein und weggeworfen werden (selbst eine falsche Religion). Es gibt Leute, die vertrauen auf Fleisch, indem sie an der Geschichte des katholischen Glaubens ihrer Eltern und Vorfahren festhalten. Auch ich bin dankbar, dass ich in der Gemeinde Christi aufgewachsen bin und von frühester Jugend die heiligen Schriften kenne (2Tim 3,15). Kann mich diese fleischliche Erbschaft retten? Nein! (Gal 6,14). Nur meine Beziehung im Glauben an Christus ist alles entscheidend! Was haben wir hinter uns gelassen im alten Leben? (Röm 6,21).

 

 Verse 12-16: Behaltet das Ziel im Auge!

Was hat Paulus noch nicht erlangt? Die vollkommene Erkenntnis Jesu Christi (V. 8+10). Er kennt Jesus nur von der Erscheinung nach Damaskus. Er kennt ihn durch die Apostel und Jünger. Er kennt ihn durch mündliche und schriftliche Überlieferungen. Erst bei der Auferstehung am jüngsten Tag, wird er Jesus vollends kennen lernen.

Die Gleichgestaltung durch die Auferstehung zum ewigen Leben. Es gibt eine leibliche Auferstehung von den Toten, die bereits stattgefunden hat, durch Jesus Christus: 1Kor 15,12-21. Es gibt eine geistliche Auferstehung, an der alle Bekehrten bereits teilgenommen haben, durch die Taufe: Röm 6,4 (Offb 20,6; Joh 3,6). Es gibt eine Auferstehung aller Verstorbenen am jüngsten Tag, von der Paulus redet: Joh 5,28-29. Eine Auferstehung zum Leben und zum Gericht. Diese Auferstehung hat noch nicht stattgefunden: 2Tim 2,18. Die Verstorbenen in Christus werden zuerst auferstehen: 1Thess 4,16. Die Auferstehung zum ewigen Leben gilt nur für Wiedergeborene: Phil 3,21 (Joh 11,24).

Das Ende seines Missionsauftrags (Apg 9,15-16; 22,15; 26,17-18). Siehe Wortspiel: „vielleicht ergreife …“ Paulus ist von Christus ergriffen worden und hofft, dass er seinen Missionsauftrag ganz zu Ende ausführen kann. Paulus ist noch unterwegs, d. h. noch nicht am Ziel.

Folgerung:
Bei der Auferstehung am jüngsten Tag werden alle Gläubigen in die Vollkommenheit verwandelt werden (Phil 3,21). Wir werden sein wie Gott (1Joh 3,2). Das bedeutet, dass wir alle, wie Paulus, noch unterwegs sind zur Vollkommenheit, d. h. – zum himmlischen Paradies (Offb 2,7), zur himmlischen Erbschaft (1Petr 1,4), zum ewigen Leben bei Gott (1Joh 5,13).

Die Bibel fordert uns heraus geistlich zu wachsen: Eph 4,15; 2Petr 3,18. Bsp. Wenn ein Baum nicht mehr wächst, dann ist er tot. Deshalb will Gott, dass wir geistlich wachsen (Hebr 6,1). Bsp. So wie Batterien sich entleeren und aufgeladen werden müssen, so ist es im geistlichen Leben mit uns.

Paulus hat nur ein Ziel „eins aber tue ich“: den Siegespreis. Er fängt nicht tausend Dinge an im Leben, sondern setzt alles nur auf eine Zahl oder eine Karte: Psalm 27,4.

Sprichwörter: „Wer zu viele Dinge anreisst, wird am Ende wenig erreichen.“ „Tue weniger, aber tue es besser.“ Paulus konzentriert sein ganzes Leben auf das eine Ziel: den himmlischen Siegeskranz zu erlangen (1Kor 9,24-27; 2Tim 4,7-8). Sein ganzes Leben ist nach vorn ausgerichtet, auf Christus Jesus (Gal 2,20).

Was vergisst Paulus? Er vergisst seine menschlichen Erfolge (V. 4-6). Er vergisst seine Misserfolge, seine Stürze (Jak 3,2). Der Herr vergisst all unsere Sünden: Hebr 8,12; 10,17.

Was sollen auch wir vergessen? Menschliche Erfolge und Misserfolge: Lk 9,62. Wichtig ist, vergangene Fehler mit ihren Lebenslektionen, niemals zu vergessen! „Viele vergessen, woran sie sich erinnern sollten und erinnern sich, was sie vergessen sollten.“ Wir wollen einsichtig bleiben und aus vergangenen Fehlern lernen, um es besser zu machen und nicht alles unter den Tisch zu wischen. Wir wollen uns von vergangenen Fehlern nicht herunterziehen lassen, sondern dem, was vor uns liegt nachjagen, ergreifen, ausstrecken, ausrichten, um den Siegespreis zu erringen.

Paulus sprach in den Versen 4 – 15 in der „Ichform“! Jetzt wechselt er wieder zur „Wirform“, indem er aus dem Gesagten eine Schlussfolgerung zieht. Seine Erläuterungen haben keinesfalls nur mit ihm zu tun, sondern betreffen alle Empfänger des Briefes. Sie alle haben das Ziel noch nicht erreicht, wie Paulus. Gemeinsam jagen sie nun mit Paulus dem Siegespreis nach. Ihr einziges Ziel ist es, einmal in der Vollkommenheit bei Christus zu sein. Darum sagt er mit andern Worten: „Bedenkt, was ich euch gesagt habe und haltet daran fest, wenn ihr im Glauben zur Vollkommenheit heranwachsen wollt!“ „Eure Berufung ist es, die himmlische Herrlichkeit zu erlangen.“

2. Thessalonicher 2,13-14 (1Petr 1,4-5): Wie wird dieses Ziel erreicht? Was ist die grösste Hilfe, dieses Ziel zu erreichen? Es ist die Freude im Herrn Jesus Christus (V. 1)! Freude in Christus bedeutet – Jesus immer besser kennenzulernen (V. 10). Freude an der Gemeinde der Heiligen (4,1). Die Gemeinde ist unsere Motivation, die uns Geborgenheit und Zuversicht im Glauben schenkt. Die Gemeinde ist der Ort, wo die Vorfreude auf das himmlische Ziel bereits gefeiert wird.

Vielleicht sind auch wir noch nicht so weit, alles so klar wie Paulus zu verstehen. Doch wenn wir es aufrichtig meinen, wird Gott auch uns beistehen und uns immer mehr von seinem Heilsplan enthüllen. Paulus vertraut darin ganz dem Herrn, denn er sieht in jedem Gläubigen einen Menschen, der mit Christus um die Wette eifert. Darum sollen alle Gläubigen, an dem bereits erreichten festhalten und weiter kämpfen. Ein Sportler gibt auch nicht auf halber Strecke auf. Wer die Regeln eingehalten hat und trotzdem noch ganz vorne dabei ist, der hat die besten Voraussetzungen zum Sieg (Gal 6,16).

 

 Verse 17-21: Folgt meinem Beispiel!

Paulus macht diesen Aufruf nicht zum ersten Mal: 1Kor 4,16; 10,32-33; 11,1; Phil 4,9; 1Thess 1,6-7; 2,10-14; 2Thess 3,7; 1Tim 4,12. Will Paulus, dass jeder seiner Person folgt? Warum sagt er so etwas, betrachtet er sich als perfekt? Darf nur ein Vollkommener zu solcher Nachfolge aufrufen?

Das Vorbild des Paulus – ist nicht vollkommen, wie er ja selbst zugibt (V. 6.12.13.14), ist nicht auf seine Person gerichtet, sondern auf das himmlische Ziel und seine Bemühungen Christus nachzueifern und dieses Ziel zu erreichen!

Paulus predigt und lebt Jesus Christus! Jeder, der ihn nachahmt in der Lehre, der fördert die Wahrheit und die Einheit in der Gemeinde. Jeder, der ihn nachahmt im Leben, der kommt Christus und somit dem himmlischen Ziel näher. J.B. Lightfoot übersetzt: „Wetteifert miteinander darin, mich nachzuahmen.“ Auch Paulus setzt die Betonung auf das Miteinander. In der Gemeinde sollen wir einander zu guten Werken anspornen, indem wir einander ein Vorbild sind: Hebr 10,24. Es ist nicht falsch, ein gutes menschliches Vorbild nachzuahmen! Weil es keine perfekten Vorbilder gibt, sind wir gezwungen, auf unvollkommene Vorbilder zu achten.

Vermutlich ruft Paulus auf, sein Beispiel nachzuahmen, weil die Philipper auf gar keinen Fall den Irrlehrern folgen sollten! Es ist nicht falsch, vor falschen Vorbildern zu warnen! Psalm 1,1: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen …” Auch Jesus warnt vor den Irrlehrern, die vieles lehren, aber selbst nicht einhalten: Mt 23,3. An ihren Früchten können sie aufgedeckt werden: Mt 7,15-16; Hebr 13,7 (1Petr 5,3). Viele können befehlen: „Tut, was ich sage, hört auf meine Worte!“ Wenige können predigen: „Tut dasselbe wie ich, folgt meinem Beispiel!“

Auch in Philippi gab es Menschen, die ein Ärgernis waren, für Christus und das Evangelium (Gal 5,4). Vielleicht sind damit die Hunde in Vers 2 gemeint, die falschen Lehrer. Vielleicht gab es Geschwister in der Gemeinde, die unordentlich lebten (2Thess 3,11). Vielleicht sind auch heidnische Lehrer oder andere falsche Vorbilder gemeint, wir wissen es nicht.

Paulus hat vermutlich in einem früheren Brief schon auf diese Leute hingewiesen, so dass die Philipper genau wussten, von wem die Rede ist. Sogar von schlechten Vorbildern können wir lernen! (1Kor 10,11; 2Petr 2,6). Diese Leute sind weltlich und fleischlich (Jud 12: 2Petr 2,18).

Unsere Heimat ist im Himmel und nicht auf Erden! (2Kor 4,18). Wir sind in der Welt (Joh 17,11), aber nicht von der Welt (Joh 17,16). Wir fügen uns nicht ins fleischliche Schema der Welt ein (Röm 12,2). Unser Herz trachtet nach dem, was droben ist (Kol 3,2). Wir sammeln uns Schätze im Himmel, nicht auf Erden (Mt 6,19-20).

(Paulus schliesst eigentlich mit Kapitel 4,1, diesen ganzen Abschnitt!) Seine Freude ist Christus und die Gemeinde. Seine Geschwister sind sein Siegeskranz.