Matthäus-05: Bergpredigt

Jesus, der König

 Seligpreisungen

 

 

Kapitel 5,1-2: Einleitung zur Bergpredigt

Gefolgt von einer Menschenmenge, steigt Jesus auf einen Berg (= Bergpredigt), so dass ihn jedermann sehen und hören kann. Wie das Volk im AT sich am Fusse des Berges Sinai lagerten, um Gottes Weisungen durch Mose zu empfangen (Ex 19,20), so lehrte Jesus das Volk. Die Bergpredigt darf nicht mit den 10 Geboten gleichgesetzt werden! Im Gegensatz zu den 10 Geboten, sind diese Anweisungen keine Grundbedingungen, um ins Himmelreich zu kommen. Sie sind lediglich eine Anleitung zum glücklichen Glaubensleben: Joh 10,10. Die ganze Welt sucht nur nach einem: glücklich zu sein! Doch leider suchen die meisten Menschen am falschen Ort. Während der weltliche Mensch dem trügerischen Glück nachjagt, lässt sich der geistlich gesinnte Mensch von Christus belehren und findet beständiges Glück.

Das griech. Wort makarios (μακάριος) bedeutet: selig, glückselig, glücklich oder auch „wohl dem ...“ wird gebraucht, um den geistlichen Segen und Wachstum darzustellen.

Diese Segensversprechungen finden wir auch an anderen Stellen:

- Altes Testament: Psalm 1,1; 2,12; 106,3; Spr 8,32.

- Neues Testament: Mt 11,6; 13,16; 16,17; 24,46. Apg 20,35; (Röm 4,7-8) Jak 1,12; Offb 22,14.

Der Geist Gottes verspricht uns mit jeder Stelle Glück und Segen, wenn wir uns seine Worte zu Herzen nehmen und sie in unserem Leben anwenden!

Das Gegenteil der Seligpreisungen sind die „Weherufe“ (οὐαί = wehe euch; Zorn und Schmerz vereint) in Kapitel 23!

Seine Jünger waren bei ihm, als er die wichtigsten Anweisungen für die Gläubigen im Neuen Bund gab. Wichtig ist, dass wir diese Worte nicht in einem weltlichen oder materiellen Sinn verstehen! Die Worte Jesu sind auf das Reich Gottes bezogen und müssen geistlich und nicht fleischlich verstanden werden (Joh 6,63)!

 

Kapitel 5,3: Die geistlich Armen1 (Neu: die Armen im Geist)

Hfa: „Glücklich sind, die erkennen, wie arm sie vor Gott sind, denn Gottes Herrschaft und Herrlichkeit gehört ihnen.“

Es geht hier weder um Geisteskranke, noch um sozial Arme! Jesus will keine Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich herstellen. Diese Aussage steht im Gegensatz zur Denkweise der Welt, die meint: Selig sind die, welche viel Geld besitzen, die Grossen und die Mächtigen. Selig sind die, welche eine gute Schulbildung haben, einen guten Beruf und eine wichtige Rolle übernehmen in unserer Gesellschaft usw.

Die Armen im Geist sind vielmehr die Demütigen: Spr 29,23; Jes 57,15, 5,21; Jak 4,6.10. Es sind die, welche ihre eigene Hilflosigkeit erkannt haben und sich auf Gottes Allmacht verlassen. Jesus lobt die Gabe der armen Witwe, weil sie aus ihrem Mangel heraus alles eingelegt hatte (Mk 12,42-44). Wir lesen auch vom armen Lazarus, der in „Abrahams Schoss“ im Leben danach getröstet wurde, während der Reiche höllische Qualen erlitt (Lk 16,20-21). Aus dem Gleichnis vom grossen Gastmahl lernen wir, dass die Armen, Krüppel, die Blinden und die Lahmen zu den geladenen Gästen zählen (Mk 14,15-24). Was in der Welt töricht ist, hat Gott erwählt: 1Kor 1,26-28.

Segen: Gott schenkt den Demütigen Gnade: 1Petr 5,5. Jesus wurde arm für uns, damit wir reich würden: 2Kor 8,9.

 

Kapitel 5,4: Die Trauernden2

Hfa: „Glücklich sind die Traurigen (πενθέω = die Trauernden), denn Gott wird sie trösten.“

Es geht hier nicht um Menschen, die um einen geliebten Verstorbenen trauern! Jesus will vielmehr sagen: „Wohl dem, der da Leid trägt wie jemand, der um einen Toten trauert!“ Warum sollen wir ein solches Leid tragen, um glücklich zu sein?

Meines Erachtens kann es hier nur um das Leid unserer Sünde gehen. Siehe Petrus, nachdem er Jesus drei Mal verleugnete: Mt 26,75. Es gibt Leute die sind der Meinung, dass Weinen Schwachheit bedeute. Selbstmitleid ist ein Zeichen der Schwachheit, aber nicht jede Träne (Röm 12,15: Weinet mit den Weinenden ...).

Es gibt ein sinnloses Unglücklichsein: Z. B. die Pessimisten, die ständig negativ denken, der Vergangenheit nachtrauern, den ganzen Tag murren und etwas auszusetzen haben. Z. B. die Hochmütigen, die in ihrem Stolz verletzt wurden und statt sich verändern zu lassen über sich selbst trauern und der festen Überzeugung sind, man habe ihnen Unrecht getan. Z. B. die Habsüchtigen, die trauern und untröstlich sind über etwas Materielles, das ihnen abhanden kam (durch Defekt, Diebstahl usw.). Z. B. die Uneinsichtigen, die um die Folgen ihrer Sünde trauern (wie ein Kind nach einem Schlag auf den Hintern, weil es nicht gehorcht hat), aber eigentlich nichts bereuen: 2Kor 7,10.

Der Segen = ein sinnvolles Unglücklichsein: Die im oben erwähnten Sinn Trauernden können sich aus zwei Gründen freuen: ihnen werden alle Sünden vergeben (Röm 4,7-8), auf sie wartet der Tag des Trostes, wo Gott alle Tränen abwischen wird von ihren Augen (Offb 21,4). Die Befreiung von der Sünde macht aus uns neue, glückliche Menschen: Jes 61,1-2 (Mt 11,28: Kommt her zu mir ...)

 

Kapitel 5,5: Die Sanftmütigen3 (Neu: die Sanften)

Hfa: „Glücklich sind, die auf Gewalt verzichten, denn sie werden die ganze Erde besitzen.“

Es geht hier nicht um einen schüchternen Schwächling! In unserem Sprachgebrauch ist Sanftmut keine sehr bewundernswerte Tugend. Sanftmut hat heute den Beiklang von Schwachheit, Geistlosigkeit, Mangel an Kraft und Männlichkeit. Im „t“ (Das treffende Wort, Wörterbuch sinnverwandter Ausdrücke) steht: Sanftmut; Demut, Duldsamkeit, Engelsgüte, Erbarmen, Geduld, Milde, Nachsicht, sanftmütig; barmherzig, demütig, friedsam, mild (im Duden = gütig).

Es gibt im Deutschen kein ebenbürtiges Wort für das griech. praytes (πρᾳύτης).

Praytes (Substantiv) kommt im NT 11x vor (1Kor 4,21; 2Kor 10,1; Gal 5,23; 6,1; Eph 4,2; Kol 3,12; 2Tim 2,25; Tit 3,2; Jak 1,21; 3,13; 1Petr 3,16).

Prays (Adjektiv) kommt im NT 4x vor: Mt 5,5; 11,29; 21,5; 1Petr 3,4.

Praynein (Verb) kommt im NT nicht vor.

Im griechischen Sprachgebrauch werden diese Begriffe auf gezähmte Tiere angewandt, die gelernt haben, sich einer bestimmten Ordnung zu unterwerfen. Z. B. ein Pferd, das für das Springreiten trainiert wird und kraftvoll über alle Hürden springt, sobald der Reiter die Zügel loslässt. Z. B. ein Wachhund, der sich Fremden gegenüber mutig und abwehrend verhält, aber Bekannten gegenüber, die er kennt und liebt, freundlich ist. Sanftmut vereint Kraft und Milde (= kontrollierte Kraft, z. B. Zirkustiere)! Es ist das Gegenteil von Stolz, Hochmut, Ungeduld, Unbeherrschtheit ... Es wird in Verbindung mit Demut, Langmut, Freundlichkeit, Liebe usw. gebracht.

Auf Menschen angewandt bedeutet das: Z. B. jemand, der diskutieren kann, ohne die Geduld zu verlieren, ohne heftig zu werden (man kann ihn tausendmal etwas fragen, selbst Anklagen können ihn nicht aus der Ruhe bringen). Z. B. jemand, der immer wieder vergibt, sich nicht über andere erhebt.

Biblische Beispiele von sanftmütigen Menschen:

Num 12,3: Mose wird als sanftmütigster Mensch auf Erden bezeichnet. Er hatte grossen Mut, um vor den Pharao in Ägypten zu treten. Er führte ca. 3 Millionen Menschen aus der Sklavschaft in die Wüste. Trotz seines Mutes und seiner ausgezeichneten Führerschaft, war Mose kein Schwächling.

Offb 5,5-6: Jesus wird als Löwe und gleichzeitig als Lamm bezeichnet. Jesus vereint Kraft und Zahmheit in einem. Der Löwe aus dem Stamm Juda (Gen 49). Das Lamm, das um unserer Sünden Willen geschlachtet wurde (Apg 8,32; 1Petr 1,19).

Segen: Die Sanftmütigen werden das Land besitzen.
Hier geht es nicht um das weltliche Land Kanaan, oder gar um die Erde (wie das die Irrlehre vom tausendjährigen Friedensreich auf Erden lehrt, wo die Gläubigen mit Christus herrschen sollen). Diesen Ausspruch nimmt Jesus aus den Gedanken der Psalmen: Ps 37,11. Der Gedanke vom Besitztum des Landes lag den Israeliten am nächsten: Dtn 4,1; 16,20; Ps 68,36. Es geht hier ganz klar um den neuen Himmel und die neue Erde im geistigen Sinne (das Himmelreich): 2Petr 3,13; Offb 21,1.

Sanftmut kann gelernt werden!
Es ist keine Charaktereigenschaft, die man hat oder eben nicht besitzt. Biblische Sanftmut ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,23). Wir werden ermahnt, Sanftmut anzuziehen: Kol 3,12; Eph 4,1-2; 2Tim 2,25; Jak 1,21. Der Herr hilft den „Gebeugten“ (Sanftmütigen): Ps 25,9; 76,10; 147,6; 149,4.

 

Kapitel 5,6: Die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit4

Hfa: „Glücklich sind, die sich nach Gottes Gerechtigkeit sehnen, denn Gott wird ihre Sehnsucht stillen.“

Hier braucht Jesus sinnbildliche Ausdrücke! Mit andern Worten: Wir sollen einen natürlichen Drang haben nach der Gerechtigkeit Gottes (nicht nach menschlicher Gerechtigkeit). Jesus lehrt: Johannes 6,27.32-35.51.

Was bezeichnete Jesus als seine Speise? = Johannes 4,31-34. Nach was sollen wir Verlangen (Appetit) tragen? = 1Petr 2,2.

David verlangte sehnlichst nach Gott: Psalm 42,2-3. Diese Haltung ist das Zeichen eines geistlich gesunden Lebens. Wenn wir einen Tag lang nichts essen, dann knurrt uns der Magen. Genau gleich soll es sein, wenn wir einen Tag lang: nicht gebetet, nicht Gottes Wort gelesen, nicht unseren Glauben gestärkt haben. Die Pflege unseres Glaubenslebens ist von lebenswichtiger Bedeutung!

Was verstehen wir unter dem Begriff „Gerechtigkeit“?
Vor Gerichtsgebäuden steht manchmal das Standbild der „Justitia“ als Symbol der Gerechtigkeit. Die Waage in der Hand soll die Sorgfalt und Genauigkeit des Richtens anzeigen. Das Schwert dient als Zeichen der strafenden Gerechtigkeit. Durch die Binde vor den Augen wird zum Ausdruck gebracht, dass das Recht unabhängig und „ohne Ansehen der Person“ gesprochen werden muss.

Gerechtigkeit hat also mit Recht zu tun d. h. mit der Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes! Weil Gott selbst gerecht ist, ist auch Er der Massstab der Gerechtigkeit. Gott ist es, der entscheidet, was Recht und was Unrecht ist, denn seine Gebote sind gerecht: Ps 119,75.144.172. Aufgrund des Gesetzes Gottes kann niemand gerecht gesprochen werden: Galater 3,11. Gott wird den Erdkreis gerecht richten, ohne Ansehen der Person: 1Petr 1,17. Es ist wichtig, dass wir Gottes Gerechtigkeit nicht mit Selbstgerechtigkeit verwechseln: Römer 10,1-3; Matthäus 9,13.

Segen: Wer die Gerechtigkeit tut, ist aus Gott gezeugt: 1Joh 2,29; 3,7.10. Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne: Matthäus 13,43.

 

Kapitel 5,7: Die Barmherzigen5

Hfa: „Glücklich sind die Barmherzigen, denn Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein.“

Barmherzigkeit (ἐλεέω) bedeutet: Sich erbarmen, Mitleid haben, ein Herz voller Erbarmen. Barmherzigkeit üben ist weit mehr als Mitleid haben! Mitleid = Leid im Herzen tragen für jemanden, eine Herzenshaltung. Barmherzigkeit = Ein Herz das gar nicht anders kann als helfen.

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Lukas 10,25-37. Ein Gesetzeskundiger wollte Jesus herausfordern (Mt 19,16-22; 22,35-40). Er fragte, was für ein einmaliges Werk er denn getan haben müsse, um das ewige Leben zu ererben. Erstens kann man das Himmelreich nicht erarbeiten! Zweitens geht es nicht um ein einmaliges Werk, sondern um eine grundsätzliche Haltung, um die wir uns bemühen sollen, wenn wir das ewige Leben ererben wollen! Es war typisch für die Priester und Leviten, dass sie mehr an Lehrfragen und richtigen Opferungen interessiert waren, als an praktischer Hilfeleistung: Mt 9,13 (1Sam 15,22); Hosea 6,6. Ausgerechnet ein Samariter, der zu den abgefallenen Juden zählte, erwies dem Misshandelten Hilfe (1Kön 11).

Wichtig ist jetzt, dass wir das richtige Verhältnis zur Liebe und Barmherzigkeit haben: Es ist falsch den Schuldigen freizusprechen und den Unschuldigen zu verdammen: Sprüche 17,15 (2Thess 3,10: Arbeitsverweigerer). Es ist falsch, wenn wir uns nur um biblische Lehrfragen bemühen (z. B. Taufe, die fünf Anbetungselemente, keine Instrumentalmusik, keine Frauenprediger usw.) und dabei die Liebe zum Nächsten vergessen: Galater 6,10.

Wer ist unser Nächster? = Geschwister im Herrn!

Was können wir tun für unseren Nächsten?

- Beten (Mt 5,43-45).

- Materielle Hilfeleistung (1Joh 3,16-18). Witwen betreuen (Jak 1,27). Wir tun alles für Jesus (Mt 25,35-40; Spr 14,21).

- Geistliche Hilfeleistung: Zurechtweisung bei einem Fehltritt (Gal 6,1-5; Jak 5,19-20). Einander zureden (Hebr 3,12-15).

Lieben: Ein Wort der Erbauung (Eph 4,29). Die ganzheitliche Liebe (Röm 13,8-10).

Jesus verurteilt die Gesetzeslehrer, die bei ihrer Gesetzlichkeit das Auge für die praktischen Dinge des Lebens verloren haben: Mt 23,23-24. Barmherzigkeit ohne Gehorsam Gottes Wort gegenüber wäre falsch! Barmherzigkeit ohne Treue zur Gemeinde und zur Lehre Christi wäre falsch! Genauso wäre alle Weisheit und Begabung umsonst, ohne die Liebe: 1Kor 13,1-3.

Wer Gottes Barmherzigkeit will, der muss auch mit andern barmherzig sein: Mt 18,21-35. Es liegt in der menschlichen Natur, den andern zu verurteilen. Das Wesen der göttlichen Vergebung ist Barmherzigkeit und Recht (1Joh 1,9). Gott schenkt uns Barmherzigkeit, aber er ist auch gerecht in seiner Vergebung (Eph 4,32). Wenn Gott uns die unbeschreiblich grosse Schuld vergeben will, dann sind auch wir verpflichtet uns gegenseitig die kleinen Fehler zu vergeben (Jakobus 2,13; Mt 6,14-15)!

Segen: Wer andern Barmherzigkeit zeigt, wird selbst Barmherzigkeit ernten (Ps 18,25; Gal 6,7). So wie wir andern begegnen, wird uns vergolten werden (Spr 21,13; Mt 7,2).

 

Kapitel 5,8: Die reinen Herzens sind6

Hfa: „Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott sehen.“

Die Juden verstanden unter Reinheit vorwiegend etwas Kultisches (= auf den Gottesdienst bezogen) und Äusserliches. „Kultische Unreinheit entsteht durch den Verzehr des Fleisches bestimmter Tiere“: Säugetiere (Lev 11,4-8), Wassertiere (Lev 11,12), Vögel (Lev 11,13-20), Reptilien (Lev 11,29-31), Insekten (Lev 11,42-43). Viele der verbotenen Tiere waren Krankheitsüberträger. Diese Tiere durften auch nicht dem Herrn als Opfer dargebracht werden!

Äusserliche Unreinheit entstand durch:

- Die Geburt eines Kindes, sowie durch die Menstruation (Lev 12,2; 15,19).

- Aussatz (Lev 13,14.45-46).

- Verschiedene Krankheiten (z. B. Lev 15,2.11).

- Einen Samenerguss (Lev 15,16-18).

- Den Geschlechtsverkehr (1Sam 21,5f.).

- Ehebruch (Lev 18,20).

- Unzucht (Gen 34,5).

- Homosexualität (Lev 18,22).

- Andere geschlechtliche Verfehlungen (Lev 18,6f.).

- Berührung eines Toten (Num 19,10-13).

Die Priester, die am Heiligtum dienten, mussten sich besonderen Waschungen unterziehen, bevor sie ihren Dienst antraten: Sie wuschen sich z. B. Hände und Füsse (Ex 40,30-32). Sie durften keinen Alkohol trinken (Lev 10,8-11).

Durch diese nicht unwesentlichen Reinheitsvorschriften, legten die Juden zunehmend Wert auf Äusserlichkeiten, statt auf den inneren Zustand ihres Herzens. So wurden sie ermahnt durch Jesaja (Jes 1,15-17). Psalm 24,3-4 (Ps 119,9-10; Spr 22,11).

Jesus macht den Juden ihre falsche Gesinnung zum Vorwurf. Was den Menschen wirklich verunreinigt: Matthäus 15,10-20. Wehrufe Jesu: Matthäus 23,25-28.

Jesus gibt dem Reinheitsbegriff im neuen Bund eine neue Prägung. Er lehrt, dass es keine unreinen Speisen mehr gibt: Mk 7,19 (Apg 15,20). Er setzt sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch: Mk 2,13-17. Er stösst die Aussätzigen nicht von sich, sondern heilt sie: Lk 17,11-19. Er verkehrt mit Ehebrecherinnen: Joh 4,16; 8,1-11.

Jesus hat zwar die Reinheitsvorschriften nicht aufgehoben, da er ja selbst noch unter dem AT stand und das Gesetz erfüllen musste (Lk 17,14-17). Im Neuen Bund gilt nichts mehr an und für sich als unrein: Röm 14,14.20. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde: Röm 14,23 (Tit 1,15).

Wie können wir im Neuen Bund vor Gott rein sein?

1. Indem wir das schlechte Gewissen reinigen lassen durch die Taufe: 1Petr 3,21. Durch die Wahrheit (Gottes Wort) erkennen wir, dass wir unreine Sünder sind: 1Tim 2,3-4. Das schlechte Gewissen ist eine geistliche Herzkrankheit die zum Tode führt: Röm 6,23. Wir werden uns bewusst, dass wir geistlich krank sind und dringend eine Herztransplantation benötigen: Lk 5,31-32; Ez 11,19. Wie lassen wir unser Herz reinigen? Durch das Blut Christi: Hebr 9,14. Durch den Glauben an Jesus Christus: Apg 15,9; 1Joh 3,3.

Hebräer 10,22:

- am Herzen gereinigt sein bedeutet = Einsicht und Umkehr: Glaube,

- am Leib gewaschen = Wasserbad der Taufe.

2. Indem wir unser Leben verändern lassen durch Gottes Wort: Der gute Mensch redet gute Worte: Mt 12,33-35. Der wiedergeborene Mensch bringt gute Früchte: Joh 15,1-4.9. Das Geheimnis des Glaubens in einem reinen Gewissen bewahren (1Tim 3,9; 1,5).

3. Indem wir unsere Gedanken rein bewahren. Mit den Gedanken fängt alles an (Mt 5,27-28), zwiespältige Gedanken (Jak 4,8), oder die Heiligkeit anstreben (2Kor 7,1) und dem nachdenken, was rein (ἁγνός, heilig) ist (Phil 4,8).

Segen: Als Mensch kann man Gott nicht sehen, weder in einem Traum, noch in einer tatsächlichen Erscheinung: Ex 33,17-23 (Joh 1,18; 1Tim 6,16). Was hätten wir uns gewünscht, wenn Gott uns so gefragt hätte? Der Unterschied vom Gläubigen zum Ungläubigen liegt in erster Linie in der Sehnsucht, durch ein gereinigtes Herz mit dem Herrn Gemeinschaft haben zu können (Ps 51,9.11; Hebr 12,14b). Wer Gott sucht und sein Herz rein halten will, der wird Gott im Himmel in all seiner Herrlichkeit einmal sehen: Ps 24,3-5; Offb 22,1-5. Die Vergebung der Sünden und die Reinigung des Herzens macht uns Menschen jetzt schon glücklich!

 

Kapitel 5,9: Die Friedfertigen7 (Neu: die Frieden stiften)

Hfa: „Glücklich sind, die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen.“

Das griech. Wort für Friede ist eirene (εἰρήνη) und kommt im NT 88x vor (d. h. in jedem Buch). Das hebr. Wort ist „Schalom“ das man in alttestamentlicher Zeit auch als Grusswort benutzte. Schalom hatte eine grössere Bedeutung als bei uns heute das Wort Friede. Wir verstehen unter dem Begriff Frieden ein Zustand, in dem kein Krieg oder Streit herrscht. Schalom kann aber auch das körperliche Wohlergehen einschliessen (Gen 43,27).

Auch in der LXX (griech. Übersetzung des AT) beschreibt eirene: die Gesundheit des Körpers, Wohlergehen und Sicherheit, vollkommene Zufriedenheit, Ruhe und Stille. Diese ganzheitliche Vorstellung von Friede wurde auch in die neutestamentliche Zeit übertragen.

Ein Friedensstifter ist ein eirenopoios (εἰρηνοποιός). Das ist nicht bloss ein friedliebender Mensch, der sehr harmoniebedürftig ist und schnell irgendwelche Kompromisse eingeht: Mt 10,34. Es ist auch keiner, der sich bloss sachlich korrekt verhalten kann und somit sich nichts zu Schulden kommen lässt! Es ist auch keiner der bloss auf Frieden hofft, sondern einer, der aktiv am Frieden beteiligt ist; eben einer, der Frieden zu stiften vermag!

Jesus sagt seinen Jüngern: Johannes 14,27; 16,33. Die Welt vermag im besten Fall nur einen Scheinfrieden (äusseren Frieden) zu hinterlassen (1Thess 5,3). In Jesus aber gelangen wir zum inneren und zum ewigen Frieden mit Gott: Philipper 4,7.9; Kolosser 3,15. Das wichtigste im Leben ist, dass wir Frieden mit Gott haben! Denn der Friede, der aus Gott kommt, übersteigt jeden menschlichen Verstand.

Wie wurde Jesus zum perfekten Friedensstifter? = Kol 1,19-22 (2Kor 5,18-20). Er war bereit, sein Leben für seine Feinde hinzugeben: Röm 5,1.6-8. Gott liebt uns Menschen, aber hasst die Sünde! Auch wir sind es schuldig, einander so sehr zu lieben, dass wir füreinander das Leben hingeben würden (1Joh 3,16): Gal 6,10. Ein echter Friedensstifter ist bereit zu leiden, Ungerechtigkeit und Verachtung zu ertragen, um Frieden herzustellen!

Er stellte Frieden her -

- zwischen Gott und den Menschen: Lk 2,14.

- zwischen Juden und Heiden: Eph 2,14-17.

- zwischen Christen und allen Menschen: Röm 12,18.

Auch wir sollen Friedensstifter sein!
Die Frucht des Geistes ist Friede (Gal 5,22). Wir sind aufgerufen, dem Frieden mit jedermann nachzujagen: Hebr 12,14; 2Tim 2,22. „Haltet Frieden untereinander!“ (1Thess 5,13) Röm 14,19. Gott hat uns berufen, im Frieden zu leben: 1Kor 7,15. Wir sollen die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens bewahren: Eph 4,3.

Wann wird der Gott des Friedens mit uns sein? = 2Kor 13,11. Gott ist ein Gott des Friedens! Er kann nur dann mit uns sein, wenn auch wir im Frieden wandeln! Gott will uns am Tag des Gerichts im Frieden finden: 2Petr 3,14. Der Gott des Friedens macht uns tüchtig zu guten Werken: Hebr 13,20.

Segen: Wie wird die Frucht der Gerechtigkeit gesät? = Jak 3,18. Friede bewirkt Ordnung; d.h. er ist das Gegenteil von Unordnung: 1Kor 14,33a. Was tut der, der ein glückliches Leben haben will? = 1Petr 3,11.

 

Kapitel 5,10-12: Die Verfolgten8

Hfa: „Glücklich sind, die deshalb verfolgt werden, weil sie Gottes Willen tun. Sie werden mit Gott in seinem Reich leben ...“

Inwiefern unterscheidet sich diese Seligpreisung von den andern sieben? Hier geht es nicht in erster Linie um eine Herzenshaltung, sondern um die Behandlung, die allen widerfahren wird, die Jesus nachfolgen! Wichtig ist auch, dass wir verstehen, dass es hier nicht um alle generell Verfolgten gehen kann! Es gibt auch Mörder und Verbrecher, die ihres Lebens nicht mehr sicher sind und von der Polizei verfolgt werden, weil sie sich selbst verschuldet haben (1Petr 2,20): 1. Petrus 2,20-21; 4,12-19. Jesus spricht hier von den Verfolgten, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden - weil sie Gottes Willen tun! Dabei sollen wir uns nicht unnötig von der Welt zu „Märtyrern“ machen lassen, indem wir es immer auf Konfrontationen ankommen lassen: 1Petr 3,13-17.

In der Menschheitsgeschichte kam es immer wieder zu brutalen Christenverfolgungen: Vor der Zerstörung des Tempels (ca. 70 n. Chr.): Mt 24,3-14. Nachdem die Gemeinde gegründet war, wurden Petrus und Johannes gefangen-genommen: Apg 4,1-22. Später wurden alle Apostel gefangengesetzt: Apg 5,17-42. Kurz danach musste Stephanus sein Leben lassen, nachdem er das Evangelium von Christus verkündigte: Apg 7,54-60. Schliesslich kam eine Verfolgung durch Saulus über die Gemeinde: Apg 8,1.

Paulus redet von Verfolgungen und Leiden: 2. Korinther 11,23-25. Aus Glauben liessen viele ihr Leben schon im AT: Hebräer 11,32-38. Die Richter alle (Ri 14,6). Drei Männer im Feuerofen (Dan 3,23-25). Daniel in der Löwengrube (Dan 6,22). Jeremia in der Zisterne (Jer 38). Mose blickte auf die himmlische Belohnung: Hebr 11,26. Der Glaube macht zu allem stark und willig, zum Siegen und zum Fallen, zum Leben und zum Sterben; er folgt Gott, wohin er führt. Christen sind dazu berufen, Trübsal, Leiden und Verfolgungen zu ertragen: 1Thess 3,3; Phil 1,28-29. Jesus sagt in Johannes 12,25: „Wer sein Leben liebt, verliert es, und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es ins ewige Leben bewahren.“

Wie kommt es, dass Menschen die Gott lieben und seine Gerechtigkeit suchen, immer wieder verfolgt werden? Die Bibel gibt dazu eine klare Antwort: Joh 3,18-20; 15,18-25. Viele Menschen sind böse und lieben die Finsternis mehr als das Licht (Joh 1,5-12). Jesus sagt in Lukas 23,31; 6,26 (Wenn man das am grünen Holze tut ...). Weil die Gläubigen sich absondern und mit ihrem gerechten Lebenswandel den sündigen Menschen ein Ärgernis sind: 1Petr 4,1-5; 2Tim 3,12.

Wer die Wahrheit redet, wird von vielen Menschen verhasst sein: König Josaphat und der Prophet Micha: 2Chr 18,7. Juden wollten Jesus töten, weil er die Wahrheit redete: Joh 8,40. Jesus lässt dem Johannes im Gefängnis verkünden (Mt 11,6): „Selig ist, wer an mir keinen Anstoss nimmt.“

Segen: Während die Welt sagt, dass derjenige gesegnet ist, der ein einfaches und komfortables Leben hat und nicht verfolgt wird, verspricht Jesus etwas ganz anderes: Jesaja 55,8.

Warum sollen Christen sich über Verfolgungen um Christi Willen freuen?

- Weil Gott alles sieht und jeden besonders segnen wird!

- Paulus erkannte die Segnung in seinen Leiden: 2Kor 12,10. Es machte ihn im Glauben noch stärker. Es verband ihn noch mehr mit Christus. Es machte ihn glücklich, weil er wusste, dass Christus auf seiner Seite war: Römer 8,33-39. Siehe auch die Apostel Christi: Apg 5,41.

- Jesus sagte: Markus 8,38 (Paulus: 2Tim 1,12).

Menschen, die Leiden erdulden mussten, waren meistens die glücklicheren, als die, die alles besassen!