Jesus, der König
Christliche Verantwortung
Kapitel 5,13-16: Die Verantwortung der Christen in der Welt
Jesus vergleicht seine Nachfolger mit Salz.
Wir sollen für die Welt sein, was das Salz im täglichen Leben ist: Salz würzt Speisen und unterstützt den Geschmack, es verhindert Fäulnis, es verursacht Durst.
So sollen die Gläubigen in der Gesellschaft das Salz sein: Ihre Reden sollen mit Salz gewürzt sein, sie sollen mit ihren Ideen das Verderben verhindern, sie sollen mit ihrem Verhalten dafür sorgen, dass die Menschen nach der Gerechtigkeit Gottes dürsten (5,6).
Eure Rede sei mit Salz gewürzt: Kolosser 4,5-6.
Viele, die sich heute Christen nennen, haben nicht mehr den Mut zu Christus und seiner Lehre zu stehen. Jeder soll doch selig werden nach seiner eigenen Fasson. Als Christen dürfen wir uns jedoch nicht scheuen ein Zeugnis vom Evangelium abzugeben, nur weil wir auf Ablehnung, Antipathie, Spott und Verachtung stossen könnten.
Jesus sagt ganz klar und unmissverständlich: Mt 10,32-33; Röm 10,9-10.
Niemand möchte anecken, um als Hinterwäldler, Fundamentalisten oder Sektierer verschrien zu werden. Viele sind so „harmoniesüchtig“ und nicht bereit, Spannungen zu ertragen d. h. für Christus zu leiden, indem sie für die Wahrheit einstehen. Wir wollen uns des Evangeliums nicht schämen: Römer 1,16.
Beispiel vom Salz: Markus 9,49-50.
Nach dem jüdischen Gesetz musste ein Opfer zuerst gesalzen werden, bevor es auf dem Altar dem Herrn dargebracht wurde (Lev 2,13). Durch das Hinzufügen des Salzes wurde die Opfergabe für Gott zum Wohlgeruch. Bevor wir als Christen ein Wohlgeruch Gottes sein können, müssen wir durch Feuer und Salz bewährt werden (V. 49): Eph 5,1-2; 1Petr 1,6-7. Wenn aber das Salz seinen Geschmack verliert, dann ist es fade und zu nichts mehr wert, so dass es weggeworfen wird. Als Christen sind wir das Salz der Welt! Wir haben somit eine lebenswichtige Aufgabe, indem wir bewusst und vorbildlich die Anweisungen Christi befolgen und ausleben.
Wir wollen auch bereit sein zum Zeugnis für das Evangelium! Früher sind Menschen für ihren Glauben auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Wir haben heute eine viel grössere Meinungsfreiheit und sollen diese Gelegenheit ausnützen und für die Sache Christi einstehen! Trotzdem wollen wir aber auch weise sein und wenn immer möglich Frieden halten mit allen Menschen.
Jesus vergleicht seine Nachfolger mit dem Licht.
Er ruft uns Christen auf, Licht der Welt zu sein. Er sprach von sich selbst als dem Licht der Welt (Joh 8,12; 12,35-36.45). Das Licht wird auch mit dem Evangelium in Verbindung gebracht (Mt 4,16; Eph 3,9). Leider lieben die Menschen die Finsternis mehr als das Licht, das uns den Weg des Lebens erleuchtet (Joh 1,4-9; 3,19).
Wie aber nehmen wir das Licht an?
- Indem wir uns aufdecken lassen: Joh 3,20; 1Kor 4,5.
- Indem wir Früchte des Lichts hervorgehen lassen: Eph 5,8-14. In der Finsternis wird geschlafen. In der Finsternis werden schändliche Dinge getrieben. Wir leben jedoch im Licht und haben die Waffen des Lichts angezogen (Röm 13,12).
- Indem wir als Christen das Licht Christi reflektieren, wie die Planeten und der Mond das Licht der Sonne, indem wir die herrlichen Taten Gottes verkündigen: 1. Petrus 2,9 (in der Ewigkeit: Offb 22,5).
Kein Licht wird unter den Tisch gestellt, sondern an die Decke, wo es allen leuchtet und nützt, darum lasst uns im Licht wandeln: 1Joh 1,5-7.8-11.
Was ist ein Scheffel?
Ein Scheffel ist ein Mass oder Gefäss für trockene Dinge (Mehl, Getreide).
Ein Scheffel sind 12 Liter, oder 39 kg.
Ein Scheffel ist ein Epha/Efa, d. h. ein Gefäss das gross genug ist, eine Person aufzunehmen oder 1/10 Homer (Lev 19,36; Dtn 25,15; Ri 6,19; Ez 45,11; Jes 5,10).
Kapitel 5,17-20: Warum ist Jesus auf diese Welt gekommen?
Jesus ist nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Zuerst müssen wir unterscheiden:
- zwischen dem Gesetz des Alten Testaments
- und dem jüdischen Talmud (= zusätzliche Menschengebote).
Bsp.: Wenn wir in der heutigen Zeit in der Öffentlichkeit vom Christentum sprechen, dann denken die meisten an die kath. Kirche und ihre Traditionen (Kindertaufe, Kirchengebäude, Orgel, Pfarreramt, Papst usw.). Das ist jedoch nicht neutestamentliches Christentum, sondern rein menschliche Lehren und Vorstellungen vom Christentum, die sich mit den Jahren zu eigenwilligen Menschenlehren entwickelt haben! Wir wollen uns aber an das halten, was Jesus seinen Jüngern und Aposteln gelehrt hat und für uns in der Bibel aufgeschrieben wurde! Genau gleich wie die Führer der Kirchentraditionen verhielten sich damals die Gegner Jesu, die sich mehr an ihre jüdischen Traditionen hielten, statt an das, was Gott durch Mose und die Propheten im AT geboten haben (Mt 15,1-9). Siehe dazu den Kurs: Der Sauerteig der Pharisäer!
Warum musste Jesus das Gesetz genaustens einhalten und erfüllen?
Weil er sonst kein vollkommenes Opfer für unsere Sünden hätte sein können: Jak 2,10. Jesus musste das Gesetz Gottes genau einhalten, um ohne Sünde für uns als vollkommenes Opfer am Kreuz sterben zu können und uns so ewige Erlösung zu schaffen: Hebr 4,15; 7,25-27. Das Gesetz vermochte kein Leben zu verleihen, weil die Menschen nicht fähig waren, es einzuhalten: Gal 3,13.21. Das Blut von Tieren vermochte keine bleibende Vergebung zu schaffen: Hebr 10,3-4.10.
Was ist mit dem Jota oder Strichlein gemeint?
Jota (eigentlich „Jod“) ist der kleinste Buchstabe im hebr. Alphabet. Er konnte in einzelnen Fällen von wesentlicher Bedeutung sein; z. Bsp. wie ein „i“ oder ein „j“ unterschiedlich gelesen wird. Ein Strichlein ist auch etwas scheinbar Unwesentliches, was die Wichtigkeit der Aussage Jesu verdeutlicht. Nicht ein einziges kleines Strichlein vom Gesetz will Jesus auflösen! Jesus ist kein Irrlehrer, der gegen Gottes Gebote verstösst, sondern er war von Gott gesandt, um Gottes Gebote zu halten und zu erfüllen, um dann ein neues Testament für alle Menschen auf der ganzen Welt aufzustellen.
Wie und wann wurde das Gesetz erfüllt?
Indem Jesus die Vorhersagen der Propheten erfüllte (Mt 1,22; 2,5-6.15.23). Indem Jesus die zehn Gebote und die andern Vorschriften des Mose und des ATs vollkommen einhielt (Joh 8,46; Hebr 4,15; 1Petr 2,22). Im Tod am Kreuz war alles vollbracht: Joh 19,28-30.
Jesus ist nicht gekommen:
um bedient zu werden, sondern um zu dienen (Lk 22,27) und sein Leben hinzugeben (Mt 20,28; Joh 12,27),
Frieden zu bringen, sondern das Schwert (Mt 10,34-35; Lk 12,51),
Gerechte zu berufen, sondern Sünder (Mt 9,13),
in seinem eigenen Auftrag, sondern im Namen des Vaters (Joh 5,43; 7,28; 8,14; 8,42; 16,28; Mt 24,5).
Jesus ist gekommen:
damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden (Joh 9,39),
um als Licht in der Welt zu scheinen (Joh. 3,19; 1,9; 12,46),
um das Verlorene zu suchen und zu retten (Joh 12,47; Lk 19,10; 1Tim 1,15),
um das Reich Gottes den Menschen näher zu bringen (Mt 4,17; 12,28),
damit die Menschen Leben und reiche Fülle haben (Joh 10,8.10),
um Feuer auf die Erde zu werfen (Lk 12,49),
um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen (Joh 18,37).
Jesus ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören (1Joh 3,8).
Jesus ist gekommen, um diese Unterschiede zwischen alt und neu aufzuzeigen! Jesus hatte den Auftrag, Juden und Heiden mit sich zu versöhnen: Eph 2,12. Jesus geht es im NT nicht um Einhaltung ritueller oder menschlicher Vorschriften. Er selbst hat uns ein klares Beispiel hinterlassen, was Gott von uns Menschen fordert: 1Petr 2,20-24.
Was bedeutet die Aussage: „... wird der Kleinste heissen im Reich der Himmel“? Es geht hier nicht um das Reich Gottes im Himmel! Es geht hier um die unsichtbaren himmlischen Regionen (Eph 6,12)! Konkret ist damit die höllische Verdammnis gemeint.
Jesus sagt, dass wer eins dieser unbedeutend (wie das Jota) scheinenden Gebote anders lehrt, wird ganz unbedeutend sein, d. h. verloren sein, in den himmlischen Regionen (griech. ἐλάχιστος, elachistos im Superlativ). Hfa: „... der wird in Gottes Reich keine Rolle spielen.“
Wenn Jesus von „... eure Gerechtigkeit ...“ spricht, dann meint er den Glauben und den Gehorsam gegenüber Gottes Geboten. Der Glaubensgehorsam der Jünger Jesu muss viel weiter gehen, als das, was die Pharisäer und Schriftgelehrten unter Gerechtigkeit und Glaube verstanden hatten.
Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18,9-14).
Der Pharisäer kam sich gerecht vor, weil er sich an Gottes Gesetz hielt. Leider hielt sich der Pharisäer nur in einer äusseren Form an das Gesetz. Gott will jedoch nicht bloss eine äussere Form der Frömmigkeit (mechanischer Formalismus wie z. B. das „VaterUnser“), sondern Er will unser ganzes Herz. Der Herr will, dass wir ihn von ganzem Herzen suchen (wie der Zöllner) und mit demütiger und reumütiger Gesinnung den Vater um Vergebung bitten. Er will nicht, dass einer sich über den andern stellt, indem er sich gerechter vorkommt, andere anklagt oder gar von ihnen etwas fordert, was er selbst nicht im Stande ist zu tun (Mt 23). In der Demut achte einer den andern höher als sich selbst: Phil 2,1-4.
Besonders die, welche andere im Wort unterrichten, sollen demütig bleiben und mit bestem Vorbild vorangehen, indem sie das auch selbst tun, was sie lehren: Jak 3,1-2; 1Kor 11,1; Phil 3,17. Als Lehrer des Wortes Gottes darf man den Zuhörern nie den Anlass geben zu denken, dass man besser oder gerechter sei. Wer Vorbild sein möchte, verfällt leicht der Falle der Selbstgerechtigkeit. Vorbild sein bedeutet jedoch, in der Demut, in der Einsicht und im Dienen vorangehen!
Die kommenden Verse enthalten sechs Kontraste zum Gesetz des Alten Testaments. Welche? Gebote, die im NT keinesfalls abgeschafft, sondern vielmehr intensiviert werden. Jesus beginnt alle sechs Abschnitte mit den Worten:
„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist ...“
oder: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist ...“
Im Kontrast dazu stellt er in jedem Abschnitt seine Worte, indem er sagt: „Ich aber sage euch ...“ Mit diesen sechs Kontrasten wendet Jesus sich an seine jüdischen Zuhörer, während die Gesetzeskundigen dabeistanden.
Vergleich heute: Wenn wir auf dem Petersplatz in Rom die Menschen die Wahrheit vom Christentum lehren würden und der Papst samt seinen Kardinälen und Bischöfen anwesend wäre. Die Juden waren der Meinung, dass sie gerecht seien, weil sie das Gesetz hielten, doch Jesus lehrte, dass Gedanken ebenso schwer wiegen vor Gott wie Taten und dass es nicht genügt, keine Sünde zu begehen. Jesus stellt seine Gebote höher als - alle menschlichen Gebote der Juden und das Gesetz Mose.
Die Autorität, die Jesus für sich in Anspruch nahm, überraschte alle, die mit ihm in Berührung kamen. Kein Rabbi oder Schriftgelehrter hätte je seine Meinung zu äussern gewagt, ohne sie durch Zitate berühmter Lehrer der Vergangenheit zu belegen und zu schützen (siehe Talmud). Jesus hingegen brauchte für seine Aussagen keine andere Vollmacht als die eigene (Joh 7,16-18; 8,26-29). Er konnte das, weil ihm die Vollmacht von Gott gegeben wurde, und er mit göttlichem Auftrag zu den Menschen sprach (Joh 12,49). Wir können uns kaum vorstellen, wie schockierend diese Vollmacht Jesu auf die Juden gewirkt haben muss, die ihm zuhörten. Schon in Kapernaum, als Jesus in der Synagoge lehrte, entsetzen sich die Zuhörer über seine Lehre: Mk 1,22. Die Bergpredigt endet mit den Worten: Mt 7,28-29 (erstaunen, entsetzen). Ähnliches hatte man nie zuvor gehört. Selbstverständlich liess das nur zwei Schlüsse zu: Entweder war Jesus von Sinnen und Grössenwahnsinnig oder er war einzigartig, der Sohn Gottes.
Kapitel 5,21-26: Der Umgang mit Zorn
Das sechste Gebot lautet (Ex 20,13): „Du sollst nicht töten.“
Dieses Gebot wurde den Israeliten gegeben, weil sie in dem gottlosen Land Ägyptens nichts Besseres gelernt hatten. Mord war an der Tagesordnung, wie auch aus dem Beispiel des Totschlags Mose hervorgeht (Ex 2,12). Gott wollte nicht, dass sein Volk dieses Verhalten weiterhin an den Tag legte und Menschenblut vergoss: Gen 9,6; Ex 21,12. Wir wissen aber, dass Gott sehr wohl seinem Volk befahl: In den Krieg zu ziehen und die gottlosen Völker zu schlagen (1Sam 15,3), die Todesstrafe für Gesetzesbrecher auszuüben (Lev 20,10.13), das Gesetz verlangte, dass der Mörder nicht straflos blieb (Num 35,16-33; Dtn 17,8-13).
Jesus geht mit seiner Lehre im neuen Bund viel weiter als das Gesetz: Mit andern Worten: Ist der schon ein guter Christ, der niemanden ermordet? Nein, denn schon in Gedanken beginnt der Mord! Es geht hier um drei Abstufungen des Zorns:
1. Wer gegenüber dem Bruder/Schwester zornig ist (orgizesthai). im Griechischen gibt es zwei Wörter für Zorn:
- Thymos: der Zorn, der einem Strohfeuer gleicht = Zornausbrüche. Thymos im NT: Eph 4,31; Röm 2,8; Kol 3,8. Thymos wird auch auf wilde Tiere angewandt. Zornausbrüche sind Sünde.
- Orge: der Zorn, der tief verwurzelt ist und viele Tage anhält. Orge, orgizomai im NT: Eph 4,26; Jak 1,19-20. Zornig zu werden ist noch keine Sünde, so lange es nicht in einen Zornausbruch ausartet. Zorn über unseren Bruder darf auch nicht zu einem Dauerzustand werden. Wer diesem Zorn verfallen ist, ist des Gerichtes schuldig. Jesus verbietet jeden langanhaltenden Zorn, der unversöhnlich und auf Rache bedacht ist: Röm 12,17-21. Wer Jesus gehorchen möchte, muss alle Zorngefühle aus seinem Leben verbannen!
2. Zorn kann sich steigern durch beleidigende Worte wie „Raka“, d. h. Nichtsnutz, Dummkopf. Dieses Wort bedeutete bei den Juden grösste Verachtung. Jemand missachten bedeutet Hass und wer hasst ist ein Mörder: 1Joh 3,15.
3. Weiter spricht Jesus von dem, der seinen Bruder „moros“ nennt (Narr). Dieser Begriff ist die Steigerung von Raka. Einen Menschen „moros“ zu nennen, hiess nicht, seine geistigen Fähigkeiten zu kritisieren, sondern ihn um seinen guten Namen in Verruf zu bringen. Schlechte Nachrede: Jak 4,11-12.
Schliesslich redet Jesus von den Opfergaben, die wir vor den Herrn bringen.
- Wer seinen Bruder nicht liebt, kann Gott nicht lieben: 1Joh 4,19-21.
- Wer nicht zur Vergebung bereit ist, dem kann Gott nicht vergeben: Mt 18,35.
- Wer mit Gott Gemeinschaft haben will muss versöhnt sein: 2Kor 5,18-21.