Lieben-08: Aufbauen und Ermutigen

Lernen zu lieben

 

Einleitung

Ist es schon jemals vorgekommen, dass jemand zu dir kam und sagte: „Ich habe ein Problem, kannst du mir helfen? Ich bekomme viel zu viel ermutigende Worte und Komplimente im Leben. Das muss endlich aufhören, denn das ist doch lächerlich.” Die meisten Menschen machen die gegenteilige Erfahrung sehr oft. Leider gehen auch die Menschen in der Gemeinde meistens nicht sehr ermutigend miteinander um. Tatsache ist, dass die meisten Nachfolger Christi sich mehr vom weltlichen Umgang miteinander beeinflussen lassen, als von christlichen Prinzipien.

Wir alle brauchen viel mehr positive Zusprüche im Leben, als wir in Wirklichkeit kriegen. Unser Glaube kann sich viel besser entwickeln, wenn wir von anderen Gläubigen unterstützt und ermutigt werden. Statt die Unterschiedlichkeiten in Christus zu geniessen, neigen viele dazu, andere für ihre Andersartigkeit zu kritisieren, in der Art wie sie Reden und Handeln. Doch ein Fuss ist nicht mit einer Hand zu vergleichen und eine Hand hat nichts gemeinsam mit einem Mund usw. (1Kor 12). Wenn wir in der Gemeinde der Gläubigen etwas besser machen wollen, als die Menschen in der Welt, dann kann es nicht bloss darum gehen, dass wir einander stillschweigend akzeptieren, sondern vielmehr einander unterstützen und aufbauen im Guten, das wir tun. Christen sind Brückenbauer und Ermutiger!

Wie kann diese Form von Liebe gefördert und verbessert werden? Zuerst geht es darum, dass wir beziehungsorientiert sind. Mit anderen Worten; Menschen sind für uns das Wichtigste im Leben, für die es sich lohnt zu kämpfen. Das heisst; wir müssen nicht für uns selbst kämpfen, für unser Ansehen und unsere Ehre oder gar um unseren Besitz, sondern für das geistliche Wachstum unserer Schwester oder unseren Bruder im Glauben. Gottes Geist lässt uns sagen (Hebr 10,24): Und lasst uns darauf bedacht sein, dass wir einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten.”

Wie sieht das im praktischen Umgang miteinander aus?

 

 I.   Ein rechtes Wort zur rechten Zeit

Zuerst ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass Worte grosse Auswirkungen haben können. Der göttlich inspirierte Schreiber der Sprüche hat vieles über die Macht der Zunge zu sagen.

Sprüche 18:21: „Tod und Leben stehen in der Gewalt der Zunge.”

Sprüche 12:25: „Ein freundliches Wort erfreut den Menschen.”

Sprüche 15:4: „Eine linde Zunge ist ein Baum des Lebens.”

Sprüche 16:24: „Freundliche Reden … trösten die Seele und erfrischen die Gebeine.”

Sprüche 25:11: „Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen.”

Die Schriften sagen aber auch, dass Worte im falschen Augenblick geredet, so rüberkommen „wie wenn einer das Kleid ablegt an einem kalten Tag” (Spr 25,20). Wann können uns Worte beleidigen und einfrieren? Wenn sie anklagen und uns runterdrücken. Wenn sie ohne Rücksicht auf unseren momentanen Zustand ausgesprochen werden. Wer entmutigt am Boden liegt, weil er sich vielleicht einer Schwachheit oder Sünde bewusst geworden ist, braucht nicht noch jemand, der auf ihm herumtrampelt oder der mit seinen Fingern in der Wunde grübelt. Viele Menschen brauchen in ihren schwersten Tagen aufrichtige Anteilnahme und keine Anklagen oder gutgemeinte Ratschläge. Wenn wir uns schwach fühlen, dann brauchen wir Unterstützung und liebevolle Menschen, die uns verstehen und hinter uns stehen. Hingegen hochmütige und stolze Menschen brauchen keine Unterstützung in ihrer falschen Grundhaltung, sich über andere zu erheben.

Worte haben grosse Macht zu zerstören oder aufzubauen (Jak 3,3-6). Es ist also entscheidend, dass wir unsere Worte vorsichtig auswählen, um zur rechten Zeit das Richtige zu sagen. Andere aufbauen und ermutigen darf nicht willkürlich oder rein nach unseren Gefühlen geschehen, sondern es muss vorsichtig abgewogen werden. Eph 4,29: „Kein hässliches Wort komme über eure Lippen, sondern wenn ein Wort, dann ein gutes, das der Erbauung (οἰκοδομή) dient, wo es nottut, und denen, die es hören.” Mit Aufbauen und Ermutigen meine ich also nicht in jedem Fall nur positive Gefühle zu fördern. Ich meine das rechte Wort zur rechten Zeit.

Jakobus mahnt zur Vorsicht (Jak 1,19): „Ihr wisst es doch, meine geliebten Brüder und Schwestern: Jeder Mensch soll schnell sein im Hinhören, langsam aber im Reden und erst recht langsam, wenn er zornig ist. Denn der Zorn eines Mannes schafft die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt.” Wir können mehr kaputt machen als aufbauen, wenn wir nicht vorsichtig sind mit unserem Verhalten. Deshalb gilt es, lieber zweimal hinzuhören bevor wir etwas sagen. Es obliegt nicht an uns, andere zu verändern, sondern allein dem Heiligen Geist.

 

 II.   Ergreife jede günstige Gelegenheit aufzubauen und zu ermutigen

Wenn wir unsere Augen offen halten für günstige Gelegenheiten, jemanden aufzubauen und zu ermutigen, dann werden wir sie bald überall entdecken. Wir brauchen nicht zu warten, bis sich jemand schlecht fühlt. Menschen hungern nach Komplimenten und ermutigenden Worten. Meine persönliche Erfahrung unter Gläubigen ist, dass viele sich gerne bedeckt halten, indem sie sich neutral und sachlich geben, obschon ihre negative Haltung offenbar ist. Das ist Heuchelei! Dabei fühlt sich kein Mensch auferbaut.

Hiermit möchte ich eine kurze Anleitung geben, Komplimente zu machen:

1. Wenn du einer Person ein Kompliment machst, dann niemals indirekt oder über andere.

2. Schaue der Person, die gemeint ist, in die Augen.

3. Mache einer Person ein Kompliment für das, was sie getan hat und nicht für etwas, wofür sie gar nichts kann.

4. Formuliere das Kompliment unmissverständlich.

5. Halte dich kurz in deiner Wortwahl (keine langen Erklärungen).

6. Sei ehrlich und aufrichtig (ohne zu Heucheln oder zu Schleimen).

Eine ganz wichtige Rolle spielt auch unser freundliches Gesicht und unsere sanfte Stimme. Die Menschen fühlen sofort, ob wir es ehrlich und lieb mit ihnen meinen, oder ob es bloss Höflichkeitsfloskeln sind. Jedermann braucht Liebe und Ermutigungen im Leben. Darum, lasst uns grosszügig umgehen mit allen Menschen, indem wir ihnen gerne ein freundliches Lächeln schenken und etwas aufbauendes sagen. Alle Menschen brauchen Liebe und Verständnis. Die Wenigsten brauchen gut gemeinte Ratschläge, sondern vielmehr Verständnis und Unterstützung.

Darum, lasst uns zurücktreten und anderen dienen mit Ermutigungen, statt uns selbst!

 

 III. Was wir säen, werden wir ernten

Ein Lebensprinzip lautet: Was wir säen, werden wir ernten. Es klingt so einfach, dass wir leicht dazu neigen, dieses Prinzip zu vergessen. Wenn wir negative Kritik, Auflehnung und Anklagen säen, dann brauchen wir uns nicht zu verwundern, wenn wir negative Kritik, Auflehnung und Anklagen ernten. Auf der anderen Seite ist es so, dass wenn wir Auferbauung, Ermutigung, Liebe und Akzeptanz, Freundlichkeit und Frieden aussäen, dann ernten wir auch Auferbauung, Ermutigung, Liebe und Akzeptanz, Freundlichkeit und Frieden. Das Leben funktioniert so. Es ist eins der natürlichen Gesetze von Gottes Universum.

Aber das ist noch nicht alles in Bezug auf dieses Lebensprinzip. Wir empfangen nicht bloss das, was wir säen, sondern wir ernten auch viel mehr, als wir gesät haben. Mit anderen Worten: Wir empfangen das Mehrfache von dem, was wir investiert haben, sei es positiv oder negativ. Dieses Lebensprinzip beruht nämlich auf der Vermehrung.

Deshalb gilt es, sich bewusst zu sein, dass alles, was wir anderen geben, schliesslich uns selbst geben. Ermutiger schenken anderen den Becher voll ein, während einige bei anderen den Becher ausschütten. Leider treffen wir im Leben auf viel mehr Leute, die damit beschäftigt sind, den Becher anderer auszuschütten, statt zu füllen. Viele tragen in sich eine Opferhaltung und sagen sich: „Jemand oder das Leben hat meinen Becher ausgeschüttet und deshalb schütte ich auch den Becher anderer aus. Ich mag nicht, anderen mit einem vollen Becher zu begegnen, während mein Becher leer ist.” Diese Leute könnte man auch als Kerzenausblaser bezeichnen. Sie blasen die Kerzen anderer aus, indem sie kritisieren und verurteilen. Sie geben keine Ruhe, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Sie mögen die Menschen mit hell brennenden Kerzen nicht. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die ihre Kerze nicht nur hell brennen lassen, sondern ständig bemüht sind, auch anderen ihre Kerzen anzuzünden. Das sind die Aufbauer und Ermutiger unserer Gesellschaft.

Normalerweise ist es so, dass ein Mensch ohne den Glauben an Christus keinen Grund findet, als Aufbauer und Ermutiger umherzugehen. Doch der Gedanke, dass wir bei allem, was wir anderen geben, selbst zu den grössten Empfängern zählen, muss auch für Gottlose überzeugend sein.

Ein Fischer weiss, dass lebendige Krabben im offenen Korb ohne Deckel für kurze Zeit gelagert werden können. Sie werden und können nicht hinausklettern. Warum nicht? Weil, jedes Mal, wenn eine Krabbe sich auf einer anderen abstützt und hinauszuklettern versucht, sie kurz vor dem Ziel von einer anderen Krabbe heruntergezogen wird. Wer das schon beobachtet hat, weiss wovon ich spreche. Genauso verhalten sich viele ihren Mitmenschen gegenüber, indem sie es ihnen nicht gönnen, weiterzukommen im Leben, sondern sie bei jeder Gelegenheit herunterziehen.

Deshalb kann niemandem einen schnellen Erfolg als Ermutiger versprochen werden. Denn die meisten Menschen sind sich nicht gewohnt, auferbaut und ermutigt zu werden. Deshalb werden sie zuerst einmal geschockt sein, wenn sie uns kennenlernen. Aber die harte und unermüdliche Arbeit wird sich früher oder später ausbezahlen. Darum, gib nicht auf, es lohnt sich! Es muss jemand damit anfangen, andere zu ermutigen und aufzubauen. Dieser Jemand bist du und ich! Wer an Christus glaubt, lässt sich von seiner Liebe erfüllen, bis er fähig wird, andere von der unerschöpflichen Quelle zu beschenken. Jesus lehrt (Lk 6,38): „Gebt, und es wird euch gegeben werden.” Dieses Prinzip gilt auch für seelische Bedürfnisse und bezieht sich nicht bloss auf Geld und andere Güter. Weiter heisst es im selben Vers: „Denn mit dem Mass, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.” Wer dieses grossartige Lebensprinzip Jesu sät, wird Erfolg ernten! Erfolg, indem er andere aufbaut. Erfolg, indem er seinen eigenen Liebestank auffüllen lässt.

 

 IV. Herzen, die mit Liebe erfüllt sind

Ein anderes Lebensprinzip ist für Christen ebenso entscheidend. Es lautet: Sei bereit! Unsere Herzen müssen mit der Liebe bereits erfüllt und bereit sein zu agieren, wenn sich dazu eine Gelegenheit findet. Bevor wir uns nach günstigen Gelegenheiten umsehen, müssen unsere Herzen bereit und aufgefüllt sein. Bsp. Es ist wie mit einem Benzintank eines Autos. Es ist äusserst ungünstig, sich erst dann nach einer Tankstelle umzusehen, wenn der Tank bereits leer ist. Dann ist es zu spät und es kann gut sein, dass wir das Auto abschleppen lassen müssen, weil keine Tankstelle in der Nähe ist. Jeder, der schon einmal eine solche Erfahrung gemacht hat, wird sie nie mehr vergessen.

Dasselbe gilt für unseren Liebestank! Er muss vorher gefüllt sein. Unsere Herzen müssen mit der Liebe Gottes vorher aufgefüllt sein. Jesus versprach (Joh 4,14): „Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, … wird … zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben sprudelt.” Der Geist, den Gott uns schenkt, wird uns nicht alleine und leer zurück-lassen. Im Gegenteil! Wer betet und über den unermesslichen Reichtum seiner Gnade nachdenkt, der in der Bibel beschrieben wird, der wird erfüllt von Weisheit und Liebe (Eph 1,7). Alles, was wir anderen im Namen Jesu Gutes tun (und nicht aus uns selbst heraus), wird unseren Liebestank füllen.

Der Gläubige wird nicht erst im zukünftigen Leben reichlich beschenkt, sondern schon hier auf Erden gesegnet (Ps 1,2): „Der ist wie ein Baum, an Wasserbächen gepflanzt: Er bringt seine Frucht zu seiner Zeit, und seine Blätter welken nicht. Alles, was er tut, gerät ihm wohl.” Wir Gläubigen sind der Welt voraus, weil wir uns durch Gottes Anweisungen unterrichten lassen und so die göttliche Liebe immer besser verstehen und leben. Wir sind die wirklich gesegneten Menschen, weil Gott unsere Herzen mit seiner Liebe reichlich erfüllt. Darum, lasst uns bereit sein mit vollem Liebestank, bevor wir uns nach günstigen Gelegenheiten umschauen, um andere aufzubauen und zu ermutigen!

 

 Schlussfolgerungen

Das Ziel jeder Ermutigung ist es, Menschen näher zu Gott zu führen. Darum, lasst uns nach günstigen Gelegenheiten umschauen! Die Welt ist voll von verletzten Menschen. Vieles im Leben kann weder geplant, vorausgesagt, noch kontrolliert werden. Probleme überraschen uns wie Tsunamis und überfluten unseren Lebensbereich. Oft sind wir überfordert, müssen aber sofort richtig entscheiden und reagieren. Doch damit wird unser Glaube getestet und herausgefordert.

Darum, lasst uns unseren Tank füllen mit Gottes Liebe und bereit sein, wenn es soweit ist! Der Herr füllt unsere Herzen mit dem Reichtum seiner Gnade, so dass wir nicht bloss mit unserem eigenen Leben zurechtkommen, sondern auch nach Gelegenheiten umschauen können, um andere zu ermutigen und aufzubauen. Denn nur ein kleiner Funke, ein aufbauendes Wort von einem Ermutiger, kann im Leben anderer viel Gutes bewirken. Christen sind fähig, diesen Funken zu versprühen. Dafür werden wir noch zusätzlich gesegnet, weil alles, was wir säen, auch mehrfach ernten.

Wer könnte denn sonst ein würdiger Ermutiger sein, ausser ein Nachfolger Jesu Christi? Wir haben alles empfangen, was zum Leben und zur Frömmigkeit nötig ist, von unserem grossartigen Gott (2Petr 1,3). Wir sind beziehungsorientiert, weil für uns Menschen das Wichtigste im Leben ist, für die es sich lohnt zu kämpfen. Wir glauben,

- dass Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen worden sind (Gen 1),

- dass Gott alle Menschen liebt (1Tim 1,4),

- dass Jesus für alle Menschen gestorben ist (Joh 3,16).

Wenn wir also Menschen im Namen Jesu aufbauen und ermutigen, dann sammeln wir Schätze im Himmel.

Mt 6,20-21: „Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie zerfressen, wo keine Diebe einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.”