Überblick-NT01a: Die vier Evangelien

Überblick Neues Testament

 

 

 I.    Symbole für die vier Evangelien

Matthäus – Löwe
Symbolisiert Stärke und königliche Vollmacht. Der Löwe aus dem Stamm Juda wird von Jakob gesegnet (Gen 49,8-9). Juda ist der vierte Sohn, aus dem die Könige Israels hervorgingen, d. h. seine Nachkommen bilden die messianische Linie.

Markus – Stier
Symbolisiert Dienst und Vollmacht. Der Stier diente als Sühnopfer für die Israeliten, wie Jesus als Sühnopfer für die ganze Menschheit (1Joh 2,2).

Lukas – Mensch
Symbolisiert Weisheit und Charakter. Lukas war Arzt (Kol 4,14) und forschte über die Ereignisse Jesu genau nach, um sie der Reihe nach aufzuschreiben (Lk 1,3).

Johannes – Adler
Symbolisiert die Gottheit. Adler besitzen scharfe Augen und sind die Könige der Lüfte. Johannes betont die Person Jesu, der uns einen Vorgeschmack auf das wahre Leben schenkt (Joh 20,31).

Hieronymus und andere Kirchenväter gebrauchen die Vision von Hesekiel 1 (Offb 4) mit den vier Lebewesen und übertragen sie willkürlich auf die vier Evangelien.

1. Matthäus – Mensch: Sein Evangelium beginnt mit dem Ereignis der Geburt des Messias.

2. Markus – Löwe: Das Evangelium beginnt mit Johannes des Täufers, des „Rufers aus der Wüste“.

3. Lukas – Stier: Sein Evangelium beginnt mit dem Opfer des Zacharias; Lukas hat den Stier auch deshalb bei sich, weil Jesus am Kreuz geopfert wird und das Kalb bzw. der Stier als Opfertiere gelten.

4. Johannes – Adler: Aus ihm spricht der von oben kommende Geist am mächtigsten.

 

 II.    Die vier Evangelien

Die vier Evangelien sind keine vollständigen Biographien von Jesu Leben. Jemand hat gesagt, dass wenn man alle Vorfälle aus den vier Evangelien zusammen auflistet, dann ergeben sie etwa 45 Tage im Leben Jesu. Das ist viel zu wenig für eine Biographie.

Obschon die vier Evangelien geschichtlich genau sind, erheben sie nicht den Anspruch chronologisch geordnet zu sein. Es geht vielmehr darum, den Glauben im Leser zu fördern, wenn er die Gleichnisse und die Lehren Jesu liest. Die Evangelien enthalten Jesu Werke, Predigten und Gebete. Sie enthüllen den Widerspruch der Lehren der Pharisäer, Schriftgelehrten und Priester.

Den Schreibern der vier Evangelien geht es nicht um das äussere Erscheinungsbild Jesu. Es geht vorwiegend um den Inhalt seiner Worte, die den Leser von der Wahrheit überzeugen soll, so dass er ihm nachfolgen will. Die Worte und Werke Jesu sprechen für sich selbst und brauchen deshalb nicht dokumentiert zu werden.

 

 III.  Synopse

Der griechische Begriff Synopse bedeutet Zusammenschau. Das heisst, die ersten drei Evangelien Matthäus, Markus und Lukas werden zusammen gesehen und wurden vor der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) verfasst. Dabei werden alle Ereignisse des Lebens Jesu chronologisch (zeitlich) eingeordnet und vom Johannesevangelium getrennt betrachtet. Die ähnlichen Berichterstattungen in den drei Evangelien fallen jedem Leser sofort auf. Es wird von Jesus berichtet, der sich mit seinen Jüngern zuerst in Galiläa, dann Judäa und Peräa und schliesslich in Jerusalem aufhielt. Johannes legt mehr Betonung auf die Ereignisse, die in Jerusalem und näherer Umgebung geschahen. Diese drei Berichte sind unterschiedlich lang und präsentieren eine ähnliche Betrachtungsweise über Jesus. Ein Vergleich zeigt, dass 91% von Markus im Matthäus enthalten ist und 53% in Lukas. Weniger als 40 Verse sind im Markusevangelium einzigartig.

Das Johannesevangelium, das vermutlich viel später geschrieben wurde als die übrigen Evangelien, ergänzt diese Erzählungen. Doch Jesus tat noch viele andere grosse Werke, die in den Evangelien nirgends aufgeschrieben wurden (Joh 20,30). Die Evangelien sind geschichtliche Bücher, die zum Ziel haben, den Glauben der Leser an Jesus Christus, den Sohn Gottes zu fördern (Joh 20,31). Die damalige Welt wäre nicht fähig gewesen, alle Lebensereignisse Jesu in Bücher zu fassen (Joh 21,25).

Den Schreibern der vier Evangelien ging es nicht darum, gemeinsam eine Gesamtausgabe mit perfekter, zeitlicher Auflistung sämtlicher Ereignisse des Lebens Jesu herauszubringen. Jeder Schreiber hatte seine eigene Zielsetzung und Hauptpunkte. Deshalb werden die Ereignisse im Leben Jesu manchmal in zeitlich unterschiedlicher Reihenfolge erzählt. Manchmal ist es auch schwierig zu beurteilen, ob zwei sehr ähnlich erzählte Ereignisse zweimal stattfanden, oder nur einmal und somit einander ergänzen. Das stellt jedoch in keiner Weise die göttliche Inspiration in Frage, sondern bestätigt sie umso mehr. Über die zeitliche Abwicklung des Lebens Jesu gibt es unterschiedliche Auffassungen und Tabellen (siehe eigene Tabellen der Evangelien Synopse!).

 

 IV.  Die vier Berichte

Die Bücher Matthäus, Markus, Lukas und Johannes werden oft die vier Evangelien genannt, aber eigentlich sind es vier Berichte über ein und dasselbe Evangelium (= Gute Nachricht).

Weshalb gab Gott uns vier Bücher, die dieselbe Zeitperiode mit denselben Ereignissen erzählt? Die vier Berichte betonen die Wichtigkeit der Lebensgeschichte Jesu.  Die vier Berichte bestätigen die Echtheit der Lebensgeschichte Jesu. Die vier Berichte präsentieren Jesus in verschiedenem Licht.

Vergleich der vier Berichte. Alle vier verfolgen denselben Sinn und Zweck, nämlich; Jesus Christus den Menschen zu verkündigen. Weil alle vier Evangelien an unterschiedliche Menschengruppen gerichtet sind, unterscheiden sie sich leicht voneinander (siehe Auslegung-14: Evangeliums Berichte).

Matthäus (Zeit: ca. 60-65 n. Chr.)

Verfasser und Empfänger:
Der Apostel Matthäus (9,9; 10,3), auch Levi genannt (Mk 2,14; Lk 5,27). Matthäus schrieb vorwiegend an die Juden.

Sinn und Zweck:
Er beginnt mit dem Stammbaum, durch den Jesus als Sohn Davids beglaubigt wird (Mt 1,1). Zudem werden viele alttestamentliche erfüllten Prophezeiungen zitiert, mit denen die Juden vertraut waren und die sie am besten überzeugen konnten.

Titel:
Jesus, der König und verheissene Erlöser.

Schlüsselwort: Königtum

Schlüsselvers: „Trachtet vielmehr zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit! ...“ (6,33).

Aufbau:

- Geburt Jesu und Vorbereitungszeit (Kap. 1 - 4,11).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 4,12 - 18,35).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 19,1 - 25,46).

- Leiden und Sterben Jesu (Kap. 26 - 28).

Markus (ca. 65-70 n. Chr.)

Verfasser und Empfänger:
Johannes (= jüdisch) Markus (= lateinisch), war kein Apostel (Apg 12,12). An die Christen in Rom.

Sinn und Zweck:
Gemäss Klemens von Alexandria (150-215 n. Chr.) erhielt Markus von Christen in Rom die Bitte das Leben Jesu niederzuschreiben, wie er es von Petrus empfing. Markus ging es weniger um die Lehre als vielmehr darum, Jesus als Diener hervorzuheben, sowie seine göttliche Herkunft. Er betonte die Wunder Jesu, weil die Menschen dadurch seine Liebe und Fürsorge am besten erkennen und glauben können.

Titel:
Jesus, der dienende Knecht und mächtige Erlöser.

Schlüsselwort: Dienst.

Schlüsselvers: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, damit sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45).

Aufbau:

- Vorbereitung Jesu auf den Dienst (Kap. 1,1-13).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 1,14 - 9,50).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 10,1 - 13,37).

- Leiden und Sterben Jesu (Kap. 14 - 16).

Lukas (ca. 60-62 n. Chr.)

Verfasser und Empfänger:
Lukas war Arzt und Mitarbeiter des Paulus (Kol 4,14), kein Apostel. An Theophilus für die Heidenchristen (Lk 1,1-4), vermutlich Griechen.

Sinn und Zweck:
Die weltweite Verkündigung der geschichtlichen Tatsachen über Jesus. Weil die Griechen vollkommene Männlichkeit verehrten, präsentierte Lukas den vollkommenen Sohn des Menschen.

Titel:
Jesus, der Sohn des Menschen und vollkommene Erlöser.

Schlüsselwort: Menschensohn (= Die Gottheit Jesu, die Mensch wurde).

Schlüsselvers:  „Denn der Menschensohn ist gekommen zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (19,10).

Aufbau:

- Geburt Jesu und Vorbereitungszeit (Kap. 1 - 4,13).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 4,14 - 9,50).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 9,51 - 21,38).

- Leiden und Sterben Jesu (Kap. 22 - 24).

Johannes (ca. 85-90 n. Chr.)

Verfasser und Empfänger:
Der Apostel Johannes, der seinen Namen nicht nennt, sondern nur als den bezeichnet, „den Jesus liebte“ (13,23; 19,26). An die Heidenchristen in Kleinasien.

Sinn und Zweck:
Es geht um drei Zwecke: die Gottheit Jesu zu bezeugen, den Glauben zu fördern, das ewige Leben zu geben. Zusammengefasst: damit alle an Jesus Christus, den Sohn Gottes glauben und in seinem Namen Leben haben.

Titel:
Jesus, der Sohn Gottes und persönliche Erlöser.

Schlüsselwort: Gottessohn.

Schlüsselvers: „Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen der Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese hier aber sind aufge-schrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dadurch, dass ihr glaubt, Leben habt in seinem Namen“ (20,30-31).

Aufbau:

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 1 - 2,12).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 2,13 - 3,36).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 4,1-54).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 5,1-47).

- Dienst Jesu in Galiläa (Kap. 6,1 - 7,9).

- Dienst Jesu in Judäa (Kap. 7,10 - 17,26).

- Leiden und Sterben Jesu (Kap. 18 - 21).