Jesus, der König
Kapitel 11,1-6: Die Boten des Johannes
Vers 1: Gehört in Kapitel 10!
Der Vers 1 bildet den Abschluss der persönlichen Anweisungen Jesu an seine Jünger. Das ganze Kapitel 10 bezieht sich auf die 12 Apostel Christi, die Jesus nun entlässt.
Verse 2-3: Johannes ist plötzlich nicht mehr so sicher, dass Jesus die Prophezeiungen des Jesajas erfülle. Es ist interessant zu sehen, dass Gottesmänner wie Johannes der Täufer ihre Zweifel hatten, obschon sie voll Heiligen Geistes waren (Röm 7,22-23).
Die Hintergründe des Johannes: Er war sechs Monate älter als Jesus (Lk 1,26.36). Maria und Elisabeth waren miteinander verwandt. Vermutlich spielten sie als Kinder zusammen, wenn sie sich sahen. Johannes wohnte in einer Stadt Judäas (Lk 1,39). Jesus wuchs in Nazaret, in Galiläa, auf (2,23). Bestimmt sahen sie sich jeweils am Passafest in Jerusalem (Lk 2,41). Von beiden Kindern wird uns gesagt, dass sie gesund heranwuchsen:
Johannes (Lk 1,80).
Jesus (Lk 2,52).
Johannes begann seine Wirkungszeit vor der Zeit Jesu (Lk 3,2-4). Er predigte in der Wüste Judäas (Mt 3,1-12). Er predigte mit grosser Überzeugung und war seiner göttlichen Berufung völlig ergeben (Mt 3,4-7). Auch Jesus liess sich im Jordan von ihm taufen und Johannes antwortete ihm damals (Mt 3,13-14). Gott gab dem Johannes ein Zeichen, woran er den Messias erkennen könne, der mit Heiligen Geist taufen wird (Joh 1,32-34). Später sagte er demütig (Joh 3,30). Doch nun sass der wichtige Vorläufer entmutigt im Gefängnis und fragte sich:
- Wenn Jesus wirklich der Messias war, warum erlaubte er es dann, dass sein Vorläufer im Gefängnis schmachten musste?
- Wie kann er vom Gefängnis aus von Jesus zeugen (Mal 3,1; 4,4-6)?
Wofür sind Prüfungen und Leiden gut?
- Um den Gehorsam zu lernen (Hebr 5,7-8).
- Um Geduld zu bewirken (Jak 1,2-4).
- Um uns vor Gott zu bewähren (1Petr 1,6-9; 2,20).
Wen sollen wir uns in den Leiden zum Vorbild nehmen? = die Propheten (Jak 5,10-11). Johannes sandte schon einmal seine Jünger zu Jesus (siehe 9,14).
Verse 4-6: Jesus lässt dem Johannes ausrichten, dass er die Propheten erfüllt. Mit andern Worten lässt er dem Johannes sagen: „Achte auf die begleitenden Zeichen, die die Propheten für den Messias und das kommende Reich Gottes voraussagten!“
Was sagte Jesaja voraus? – Jes 35,5-6 (61,1). In Kapitel 8+9 haben wir von den grossen Wundertaten Jesu gelesen! (siehe auch: Mt 4,23-25; 15,29-31).
Was bedeutet das Wort „selig“? Das griech. Wort makarios bedeutet: selig, glückselig, glücklich, oder auch wohl dem ... es wird gebraucht, um den himmlischen oder ewigen Segen in Christus auszudrücken. Es bedeutet viel mehr als bloss menschliches Glücklichsein!
Das griech. Wort für Anstoss nehmen ist skandalon (σκάνδαλον). Für die Juden war ja die Botschaft des Evangeliums ein Ärgernis, Anstoss, Skandal (1Kor 1,23): 1. Petrus 2,7-8 (der Petra Skandalon). Wie es Jesaja voraussagte: Jesaja 8,14-15.
Kapitel 11,7-19: Zeugnis Jesu über seinen Vorläufer
Bei diesem Abschnitt ist es besonders empfehlenswert, eine zweite oder gar dritte Übersetzung zur Hand zu nehmen. Jesus beginnt unmittelbar nachdem die Johannesjünger gegangen sind, den Gottesmann hoch zu loben. Das Jordanland war voll von Schilfrohren, die sich dem Wind beugten. Doch Johannes der Täufer stellte sich gegen jeden Sturmwind, wenn es sein musste und trat für die Wahrheit ein, ohne auch nur ein bisschen nachzugeben. Er rief z. B. den Pharisäern zu, als sie sich in die Warteschlange stellten, um sich von ihm taufen zu lassen: Lukas 3,7-9. Er sagte z. B. dem Herodes gerade ins Gesicht heraus, dass er vor Gott unrechtsmässig verheiratet sei: Matthäus 14,3-5 (19,9).
Auch wir sollen die Wahrheit reden mit unseren Geschwistern und nicht etwa einander belügen: Eph 4,25. Wir sollen an unseren Lenden mit Wahrheit gegürtet sein: Eph 6,14. Es ist manchmal besonders schwierig in der heutigen Zeit für die Wahrheit einzustehen, da man sofort als Extremist oder Fundamentalist verurteilt wird. Doch was wahr ist, bleibt wahr! Eine Tatsache kann nicht umgestossen werden.
Jesus fragt die Volksmenge: Was habt ihr erwartet, als ihr hinausgegangen seid? Wolltet ihr Johannes den Täufer sehen? Sein Auftreten war damals ein Riesenspektakel, etwa wie wenn der Zirkus in die Gegend kommt (früher war es jedenfalls so). Vielleicht waren einige enttäuscht und stellten sich alles noch viel pompöser vor? Doch Jesus erklärt, dass nur die weltlichen Könige, die in den Palästen wohnen pompös umhergehen, nicht aber die grossen Männer im Reich Gottes.
Wer in Johannes den Täufer bloss einen weiteren Propheten sah, hat sich getäuscht, denn er ist der grösste aller Propheten! Warum? Weil die Schrift ihn voraussagt:
- Prophezeiung: Lk 1,76-77 (Mal 3,1; 4,5-6).
- Schatten: Ex 23,20-22.
Johannes hatte die bedeutendste Aufgabe unter allen Propheten, weil er vor dem grössten König und Herrscher, Jesus, herging und ihn ankündigte (wie bei einem Strassenzug, wo nach vielen Wagen, Pferden und Kutschen endlich der grosse Höhepunkt kommt). Offensichtlich gibt es bereits viele Gegner dieses Herrschers.
Die Gegner versuchen mit aller Macht zu verhindern, dass Jesus und sein Reich alle Ehre kriegt: Z. B. der König Herodes versuchte es (Kap. 2). Besonders sind hier aber die Gesetzeskundigen gemeint: Lk 7,29-30; 11,52; 16,16. Der Spielplatz der Kinder war der Marktplatz. Sie stritten offensichtlich viel und beschuldigten einander. Sie konnten nie befriedigt werden.
Genauso ist es mit den Menschen, die Gottes Wort hören: Sie sind wankelmütig und launisch wie kleine Kinder. Einmal ist ihnen die Botschaft zu streng, ein andermal zu oberflächlich. Wo Ernst am Platz wäre, da wollen sie spielen. Wo zur Freude aufgerufen wird, da wollen sie trauern. Man kann es ihnen nie recht machen! Johannes kam als Asket, und die Juden klagten ihn an, besessen zu sein. Jesus ass und trank mit den Leuten ganz normal (z. B. Hochzeit zu Kana, Joh 2) und sie bezichtigten ihn der Schwelgerei. Es stimmt, dass Jesus ein Freund aller Sünder ist, aber er hat dabei niemals die Sünde in irgendeiner Form unterstützt!
Darum, hört gut zu und tut was ich euch sage (erklärt Jesus mit andern Worten)! Zuhören ist in der Bibel immer mit der Konsequenz der Anwendung verbunden (Lk 6,46; 8,21; 11,28; Joh 12,47 usw.). Nur Menschen, die die Wahrheit lieben, werden die göttliche Weisheit erkennen und annehmen. Die Mehrheit jedoch wird sie nicht verstehen wollen. Am Ende aber wird Gottes Weisheit triumphieren: Mt 24,35.
Kapitel 11,20-24: Warnungen Jesu über die Unbussfertigen
Grosse Vorrechte bringen auch grosse Verantwortung mit sich. Offenbar predigte Jesus auch in den jüdischen Städten Chorazin und Bethsaida. Markus erzählt uns von einem Blinden, der von Jesus in Bethsaida geheilt wurde (Mk 8,22-26). Es wird uns in den Evangelien nicht alles berichtet, was Jesus getan hat, sondern Johannes sagt nur abschliessend in seinem Evangelium: Joh 20,30; 21,24-25.
Jesus sagt, dass wenn in den heidnischen Städten wie Tyrus und Sidon diese machtvollen Taten geschehen wären, hätten sie (wie in der Stadt Ninive) Busse getan. Über Tyrus und Sidon wurde immer wieder Klage erhoben, wegen ihrer Gottlosigkeit und Verdorbenheit (Jes 23; Jer 25,22; 47,4; Ez 26,3-7; 28,12-22). Sogar in den gottlosen Städten wie Tyrus und Sidon hätten die Menschen das Trauergewand angezogen und Asche auf das Haupt gestreut, wenn sie die Gnade gehabt hätten, Jesus zu erleben. Im AT sehen wir diese Handlung als Zeichen der Entrüstung und Busse (zum Beispiel Esther 4,1; Daniel 9,3; Jona 3). Gott mag rein äusserliches Fasten nicht: Jes 58,1-11.
Jesus bedauerte die unbussfertigen Menschen in den Städten, zu denen er mit viel Hingabe predigte und machtvolle Taten vollbrachte. Diese Menschen hatten das Vorrecht, vom grössten Prediger und Lehrer aller Zeiten in der Wahrheit angeleitet zu werden, doch sie interessierten sich nicht für den Sohn Gottes. Genauso stehen auch wir unter einer grossen Last, da wir mehr Freizeit, mehr Ausbildung, mehr finanzielle Mittel zur Verfügung haben als irgend ein anderes Land auf dieser Erde, um das Evangelium zu verstehen und weiter zu predigen.
Jesus vergleicht die Stadt Kapernaum mit der schlimmsten Stadt, die es je gab in der Menschheitsgeschichte; Sodom. Gott nahm das Gericht über Sodom und Gomorrha und die umliegenden Städte vorweg, weil er es nicht mehr mitansehen konnte und bis zum Endgericht damit warten konnte (Judas 7). Kapernaum ist schlimmer als Sodom, weil es sich auf Gottes Thron setzte und meinte, besser zu sein als die übrige Menschheit: Jes 14,13-15.
- In Kapernaum ging Jesus oft in die Synagoge.
- In Kapernaum lebten die selbstgerechten Juden.
- In Kapernaum vollbrachte Jesus viele Zeichen und Wunder (4,13; 8,5; 8,14; 9,1; (Mk. 1,21).
Was meint Jesus, wenn er sagt, dass es Sodom am Gerichtstag besser ergehen als Kapernaum? Gibt es unterschiedliche Gerichtsstrafen? Nein! Wir hatten diese Aussage schon in Kapitel 10,15! Die Menschen, die das Evangelium gehört und abgelehnt haben, werden am Endgericht besonders jammern, weil sie so nahe dran gewesen waren und ihre Gelegenheit nicht nützten.
Jesus kam als Lamm, das geschlachtet wurde, aber er wird wiederkommen als Löwe aus dem Stamm Juda: Offb 5,1-5; 19,11-16. Jesus warnt alle Menschen und lehrt auch, dass Gottes Gnade ein Ende hat! Siehe Hades Tabelle!
Kapitel 11,25-30: Einladung Jesu an alle Schuldbeladenen
Jesus fährt fort mit einem Gebet, indem er Gott dankt, dass das Evangelium nicht alle verstehen können, sondern nur die, die es verstehen wollen.
- Gottes Wunsch ist es zwar, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1Tim 2,4).
- Gottes Wunsch wird aber leider nicht erfüllt werden, da die Mehrheit nicht hören und von ihrem sündhaften Wandel loslassen will (Jes 29,13-16).
- Die Mehrheit der Menschen vertraut auf ihren eigenen Verstand und ist unbeugsam gegenüber der Wahrheit Gottes: Jak 4,4-10.
Wichtig ist, dass wir hier erkennen, dass sich Jesus nicht voreingenommen an die geringen und unterdrückten Menschen wendet! Es ist falsch zu meinen, dass Gott mit den Armen und Kranken gnädiger sein wird als mit den Reichen und Gesunden! Es geht hier um die geringen und gedrückten Seelen, die mit Schuld Beladenen! Es gab und gibt im Reich Gottes Arme und Reiche, Intellektuelle und weniger Gescheite usw. Niemand hat einen Vorzug bei Gott, sondern nur der, welcher sich demütigt und ringt, dass er durch die enge Tür hineingehen darf (Lk 13,24). Denn, Gott ist nicht ungerecht, so dass er auf die Person schaut (1Sam 16,7): Jakobus 2,1-7.
Jesus ist der Sohn Gottes, der vom Vater kam (Joh 1,18), um alle Menschen zum grossen Hochzeitsfest einzuladen (Mt 22). Was ist mit dem Joch gemeint? (siehe Fussnote!) = die Herrschaft! Seine Herrschaft ist nicht Gewalt, Last und Unterdrückung
- wie in der Welt,
- wie die vielen falschen Religionsführer ausübten (Schriftgelehrte usw.).
- Christi Joch (Herrschaft) ist sanft und leicht!
- Seine Gebote sind nicht schwer: 1Joh 5,3.