Matthäus-21: Vollmacht

Jesus, der König

 

 

Kapitel 21,1-11: Jesus kommt nach Jerusalem

Einschub:
Freitagnachmittag
Nachdem Jesus über den Jordan ging, wurde er nach Bethanien gerufen, wo er den verstorbenen Lazarus auferweckte: Joh 10,40 - 11,1. Jesus kam sechs Tage vor dem Passafest nach Bethanien: Joh 11,55; 12,1.

Samstagabend
Die Juden erwarteten Jesus schon mit Spannung: Joh 11,56-57. Die Salbung in Bethanien: Joh 12,1-8. Die Juden schmieden feindselige Pläne: Joh 11,47-55; 12,9-11.

Vers 1: Bethanien liegt 3 Kilometer von Jerusalem entfernt und Betphage ist kurz vor dem Ölberg. Durch die Heilung der Blinden und die Auferweckung des Lazarus (Joh 11) machte Jesus auf sich aufmerksam. Vermutlich folgte Jesus viel Volk von Bethanien aus. Viele sind auf der Reise zum Passafest (Joh 11,55a; Ex 12,1-28). Seit seinem öffentlichen Auftreten reist Jesus das dritte Mal zum Fest. Es ist Sonntag, der erste Tag der Woche, in der Jesus gekreuzigt wurde.

Verse 2-5: Jesus sendet zwei Jünger aus mit dem Auftrag, eine Eselin und ein Füllen auszuleihen für den Einzug Jesu in Jerusalem. Der Esel war ein Symbol des Friedens, während das Pferd ein Symbol des Krieges bedeutete. Markus betont, dass darauf noch nie jemand geritten war (Mk 11,2: bedeutet Reinheit, Fehlerlosigkeit).

Warum kam Jesus auf einem Esel in die Stadt geritten?

Weil er als Friedefürst in guter Absicht kam und damit seine Sanftmut ausdrückte.

Weil damit die Schriften erfüllt wurden (Sach 9,9).

Verse 6-8: Die Jünger führten ohne lang zu fragen aus, was Jesus befohlen hatte. Vielleicht hatte Jesus dies schon vorher mit einem Bauern abgemacht? Die Menschen legten ihre Kleider und grüne Zweige auf den Weg. Das tat man damals für Könige (2Kön 9,13). Die Kleider sind dasselbe wie heute der rote Teppich für Staatsmänner. Grüne Zweige symbolisieren Leben, Sieg und Einsetzung von Gott (siehe grünender Stab Aarons, Num 17,1-13).

Verse 9-11: Jesus macht auf sich als König aufmerksam. Die Menschen rufen Hosianna = „Hilf doch Herr“ oder „Rette uns jetzt“. Vielleicht meinten sie damit: „Rette uns von den röm. Unterdrückern“? Diese Sätze stammen aus Psalm 118,22-29. Pilger sangen diese Worte auf dem Weg nach Jerusalem. Hier beziehen die Menschen das Lied vielleicht unwissentlich auf Jesus und anerkennen damit voll seine Königsherrschaft. Dieselben Menschen rufen später (Mt 27,23): „Gekreuzigt soll er werden!“

Die ganze Stadt war in Bewegung und man fragte sich untereinander, wer dies denn sei. Viele erkannten Jesus bloss als einen Propheten aus Nazareth und noch nicht als den Sohn Gottes. Johannes berichtet, dass viele Jesus aus der Stadt entgegen kamen: Joh 12,12-13.

War dies kein Widerspruch, dass Jesus sich nun als König feiern liess? Schon einmal wollten die Menschen ihn zum König machen und Jesus entzog sich ihnen (Joh 6,15). Doch diesmal war seine Stunde gekommen und deshalb liess er es jetzt zu.

Was lernen wir aus diesem Abschnitt?
Der verheissene Sohn Davids ist auch uns im 21. Jahrhundert zum Retter geworden, die wir an ihn glauben. Jesus ist der gesalbte König für die gesamte Menschheit (1Tim 2,4-7).

 

Kapitel 21,12-17: Jesus treibt die Händler aus dem Tempelvorhof

Verse 12-13: Anschliessend geht Jesus in den Tempel und treibt die Händler und Wechsler aus dem Tempelvorhof (Mt 21,12-17). Im Johannesevangelium findet die Tempelreinigung früher statt als im Matthäusevangelium. Offenbar muss es auch Leute gegeben haben, die den Tempelvorhof als Abkürzung von Nord nach Süd benutzen und mit ihren Waren dort durchspazierten (Mk 11,16). Das liess Jesus nicht mehr länger zu und forderte die gespannte Lage damit noch mehr heraus. Die Juden fragen Jesus nach seiner Autorität: Joh 2,18-22.

Verse 14-17: Jesus heilt viele Kranke.
Die Führer der Juden sahen es gar nicht gerne, dass Jesus so grosse Wunder vollbrachte und das Volk an ihn glaubte. Jesus gibt ihnen einen weiteren Hinweis aus den Schriften, damit sie endlich verstehen, dass er der verheissene Messias ist, der jetzt da ist (Ps 8,3). Am Abend ging er dann aus der Stadt hinaus nach Bethanien, um dort in aller Ruhe übernachten zu können (Mt 21,17).

Was lernen wir daraus?
Langsam können sich falsche Angewohnheiten in unsere Gemeinde schleichen, die vor Gott ein Gräuel sind. Es ist daher wichtig, dass wir uns immer wieder ehrlich prüfen, ob wir die Prioritäten richtig gesetzt haben in unserem Dienst für Gott: Offb 3,1-6 (Sardes). Setze die Prioritäten in deinem Dienst für Gott richtig und lass dich auf keinen Handel ein (1Tim 6,6-10)!

 

Kapitel 21,18-22: Der verdorrende Feigenbaum

Verse 18-20: Am Montagmorgen in der Früh (vermutl. vor dem Frühstück) ging Jesus mit seinen Jüngern wieder nach Jerusalem, wo sie an einem Feigenbaum vorbeikamen. Warum verfluchte Jesus diesen Feigenbaum? Missbrauchte er seine Macht als Sohn Gottes? Der Feigenbaum konnte ja gar keine Früchte tragen! In der Parallelstelle von Markus erfahren wir, dass es gar nicht die Zeit der Feigen war (Mk 11,13). Es war erst Frühling, zur Zeit des Passafestes Mitte April. Feigenbäume im Orient sprossen niemals Blätter, bevor sie nicht auch Feigen hervorgebracht hatten. Wenn also ein Feigenbaum Blätter hatte, war das ein Zeichen dafür, dass auch Früchte daran zu finden waren. Im April konnte man bereits erkennen, ob ein Feigenbaum Frucht bringen wird oder nicht, manchmal konnte man sogar kleine, noch nicht voll entwickelte Früchte ernten.

Jesus fiel dieser Feigenbaum gleich auf und er ging näher zu ihm hin, weil er schon von weitem die Blätter daran sah. Er war hungrig und beobachtete die Natur, um etwas Essbares zu finden. Dieser Feigenbaum verkündete allen vorübergehenden Menschen, dass er Früchte trage, obschon das gar nicht der Wahrheit entsprach. Denn als Jesus zum Baum hinkam, fand er keine einzige Frucht. Dieser Feigenbaum wurde nun zur Lektion für seine Jünger. In diesem Ereignis steckt viel mehr, als der ungestillte Hunger Jesu!

Schon Hesekiel musste dem Volk ca. 600 Jahre v. Chr. im Auftrag Gottes verkündigen, dass Jerusalem zerstört würde: Ezekiel 19,1.10-14. Aus der Geschichte Israels erfahren wir, dass sie schon damals auf die Boten Gottes nicht gehört hatte. So wurde Jerusalem ca. 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört. Viele Juden kamen damals um, oder wurden gefangen aus dem Land weggeführt und im Land Babylon verteilt.

Auch auf Jeremia (627-580 v. Chr.) hörte das Volk Gottes nicht, als er sie damals vorwarnte mit den Worten: Jeremia 2,14-15.17.21-23a. Jahrhunderte lang liess der Herr um den Baum graben und düngen und gab Israel die Gelegenheit, umzukehren und endlich Frucht zu bringen. Leider wollte das Volk nicht hören und sich zum Herrn bekehren und deshalb wurde Jerusalem zerstört und alles Volk in die Verbannung geführt.

Bei einer andern Gelegenheit illustriert Jesus die Situation des Volkes Gottes mit dem folgenden Gleichnis: Lukas 13,6-9. Der Feigenbaum, der ohne Zweifel das Volk Israel versinnbildlicht, soll verdorren und dann umgehauen werden, wie im Gleichnis dargestellt. Er soll nicht länger nutzlos herumstehen und der Welt Früchte versprechen, die er gar nicht besitzt. Lange genug hatte dieser Baum dem Boden Nahrung und Kraft entzogen, ohne selbst Frucht hervorzubringen.

Das Gleichnis ist eine letzte Vorwarnung an das israelitische Volk. Es ist nutzlos geworden, wie der unfruchtbare Feigenbaum. Es gab sich als kompetent aus und versprach geistliche Früchte obschon es gar keine besass. Der Glaube des Volkes brachte nur Blätter hervor, aber keine Frucht!

Mit dem Johannes der Täufer war die Axt dem unfruchtbaren Baum an die Wurzel gelegt: Mt 3,10. Doch statt einsichtig zu werden, nahmen die Juden vielmehr Anstoss an Jesus und seinen Aussagen als Sohn Gottes. Deshalb fällt Jesus, kurz vor seinem Tod, klagend das endgültige Gerichtsurteil über Jerusalem: Mt 21,43; 23,37-39. Im Jahre 70 n. Chr. erfüllten sich diese göttlichen Prophezeiungen. Jerusalem wurde von den Römern dem Erdboden gleich gemacht.

Die Jünger verstanden Jesus nicht. Hier wird Jesus nicht als sanfte und ruhige Person dargestellt. Jesus ist hier aggressiv (siehe Ausrufezeichen Mt 21,19), richtend, machtvoll und deutet an, dass es mit der Geduld Gottes für Israel zu Ende ist. Doch Jesus war nicht etwa zornig, weil es nichts zu essen gab! Aus dem Markusevangelium entnehmen wir, dass die Jünger erst am folgenden Tag an diesem Feigenbaum wieder vorbeikamen und sahen, wie er verdorrt war: Markus 11,20-25. Ein sterbender Baum braucht normalerweise Wochen, wenn nicht sogar Monate bis er so ausgedorrt ist.

Verse 21-22: Jesus ermahnt seine Jünger: „Habt Glauben an Gott!“ Was hat der Glaube an Gott mit einem verdorrten Feigenbaum zu tun? Jesus will sagen: Was dem Feigenbaum widerfahren ist, das kann jedem von euch auch passieren. Darum habt Glauben an Gott, damit ihr nicht verdorrt, sondern Frucht bringt! Es ist unmöglich, dass jemand an Gott gläubig ist und doch keine Frucht bringt: Matthäus 7,15-20.

Was sollen wir daraus lernen?
Wie es Israel ergangen ist, weil es nutzlos wurde, so ergeht es allen Menschen, die durch ihren Glauben keine Frucht bringen. Viele nennen sich Christen, rascheln mit ihren Blättern und rufen: „Herr, Herr!“, versprechen von weitem viel Früchte der Liebe, aber wenn man näher herankommt, findet man keine oder gar faule Früchte. Viele versprechen viel und halten wenig oder gar nichts und geben sich für etwas aus, was sie gar nicht sind.

Jeder geheuchelte Glaube, der nur Blätter aufweist aber keine Frucht, wird früher oder später Schiffbruch erleiden!

Wie bringen wir als Gläubige Frucht? – Joh 15,5-8; 12-17.
Die Frucht des Geistes, die der Gläubige hervorbringt, heisst: Liebe, Freude, Friede usw.: Galater 5,22. Das Hauptmerkmal eines Christen ist die Liebe zum Vater, zum Sohn und zu allen Menschen, am meisten aber gegenüber den Glaubensgeschwistern. „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe“, sagt der Apostel Johannes (1Joh 4,8). An unserer Liebe zueinander wird auch die Welt erkennen, dass wir Jesu Jünger sind (Joh 13,34)!

Frucht bringen bedeutet aber auch auf Gott völlig zu vertrauen: Mt 21,20-22. Der Glaube vermag sogar Berge zu versetzen; das meint Jesus allerdings nicht wörtlich! Diese Verse bedeuten nicht, dass jeder Christ alles gläubig erbitten kann und er wird es dann erhalten! Die Berge stellen die Probleme des Lebens dar: Sprüchen 3,1-7. Wer in allen Lebensproblemen im Glauben auf Christus vertraut, der wird fähig sein, das Unmögliche und Schlimmste zu überstehen.

Die wichtigste Frage, die uns Christen gestellt werden kann, lautet: „Wozu warst du nützlich auf dieser Welt?“ Im NT wird immer wieder betont, dass der Mensch an den Früchten seines Lebens zu erkennen ist (Mt 7,16). Dabei sind nicht die grossen Taten, Predigten und Bekehrungen gemeint, sondern die Frucht der Liebe, der Treue und des guten Vorbilds!

 

Kapitel 21,23-27: Jüdische Führer fragen nach der Vollmacht Jesu

Die jüdischen Führer sahen sich als Hüter des Glaubens, die durch ihre Ausbildung und menschliche Ernennung berechtigt waren, das religiöse Leben der Menschen zu regeln. Es gefiel ihnen überhaupt nicht, wie Jesus im Tempel lehrte und wie er heilte. Am meisten aber nahmen sie daran Anstoss, dass Jesus behauptete, der Sohn Gottes zu sein. Sie haben sich bereits gegen Jesus verschworen: Joh 11,47-55; 12,9-11.

Vers 23: Im Tempel unterbrachen sie Jesus mit einer Frage „während er lehrte“. Mit dieser Störung forderten sie Jesus schon einmal heraus. Mit dieser Frage wollten sie Jesus vor allen Leuten eine Falle legen. Diese Frage bezieht sich auf alles, was Jesus lehrte. Diese Frage bezieht sich auch auf seine Tempelreinigung und Wunder.

Es geht um die Frage der Autorität. In der ganzen Geschichte hatten die Menschen immer wieder das Problem, der richtigen Person und den richtigen Aussagen die gebührende Autorität zu geben.

Z. B. Die Schlange konnte Gottes Gebot geschickt untergraben (Gen 3).

Z. B. Die Träume Josephs wurden von seinen Brüdern abgelehnt (Gen 37,8).

Z. B. Auch Mose hatte etliche Male um seine Autorität zu kämpfen (Ex 2,14; 7,9; Num 12,2; 16,3).

Auch die Propheten können darüber ein Liedchen singen (z. B. Jeremia). Bei einer andern Gelegenheit erstaunten die Menschen über seine Vollmacht, zu lehren und unreine Geister auszutreiben: Mk 1,22.27.

Jesu Vollmacht war von Gott gegeben: Joh 17,2. Die aussergewöhnlichen Zeichen, die Jesus tat, zeugten von seiner göttlichen Autorität (Joh 3,2). Der Vater gab dem Sohn die Vollmacht, das Gericht zu halten: Joh 5,27. Gott machte auch den Aposteln klar, dass Jesu Autorität grösser ist als die der bedeutendsten Gottesmänner: Mt 17,5. Christus ist der alleinige Machthaber und ewige König der Könige (1Tim 6,15). Alles hat der Vater dem Sohn unterworfen (1Kor 15,27). Nachdem Jesus von den Toten auferstanden ist, sagte er (Mt 28,18): „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“

Im Gegensatz zu den Menschen hat Jesus seine Macht niemals missbraucht:

Jesus tat nichts aus eigener Vollmacht: Joh 5,19.30.

Jesus lehrte nichts in eigener Regie: Joh 7,16.

Jesus redete nur im Auftrag des Vaters: Joh 12,48-50.

Jesus gab sein Leben hin für seine Feinde (Röm 5,6-11).

Verse 24-27: Jesus gibt den Ungläubigen keine weiteren Erklärungen, sondern stellt ihnen nur eine Frage. Wenn sie zugaben, dass Johannes von Gott gesandt war, dann sassen sie in der Falle. Denn Johannes wies die Menschen auf das Lamm hin: Joh 1,29.34. Sie hätten dann Busse tun und an Christus glauben sollen. Wenn sie antworteten, dass die Einsetzung des Johannes menschlich war, dann mussten sie fürchten, vom Volk gesteinigt zu werden, da es nämlich an die göttliche Einsetzung des Johannes glaubte: Lk 20,5-6.

Auch wir können unsere Zeitgenossen, die jede göttliche Wahrheit ablehnen, in die Enge treiben. Unsere Zeitgenossen behaupten, dass niemand gezwungen werden soll, eine Lehrmeinung von andern annehmen zu müssen. Sie fühlen sich dominiert, wenn wir Gottes Wahrheit aus der Bibel als einzige Autorität zitieren (z. B. Joh 14,6; Apg 4,12). Sie sind der Meinung, dass alle Religionen die Wahrheit besitzen und zu Gott führen (Joh 4,22). Alles sei relativ, nichts sei absolut, aber sie sind sich dessen absolut sicher! Wenn niemand zu einer Lehrmeinung gezwungen werden darf, dann auch wir Gläubigen nicht, die an den einen Gott der Bibel glauben!

Fazit: Mit unehrlichen Menschen, die an der göttlichen Wahrheit nicht interessiert sind, muss man nicht umgehen wie mit ehrlich Suchenden. Durch die folgenden Gleichnissen gibt Jesus trotzdem eine deutliche Antwort.

 

Kapitel 21,28-32: Gleichnis von zwei Söhnen

Verse 28-30: Der Mann, dessen zwei Söhne im Weinberg arbeiten sollen (Gleichnis nur im Matthäus). Einer ist einverstanden, geht aber nie an die Arbeit. Der andere weigert sich, entscheidet sich dann jedoch anders und geht hin.

Verse 31-32: Welcher Sohn hat den Willen des Vaters getan? Der zweite! Dieses Gleichnis ist eine scharfe Ermahnung an die Hohenpriester und Ältesten für ihren Ungehorsam gegenüber dem Bussruf des Johannes. Als Jesus sie fragte, mussten sie wider Willen zugeben, dass es der Zweite gewesen ist.

Genauso verhält es sich mit den Zöllnern und Huren, die wie der zweite Sohn sind. Sie wollten nicht nach dem Willen Gottes wandeln, sondern suchten ihren eigenen weltlichen Lebensweg. Doch als sie die Predigt des Johannes hörten, taten sie Busse und liessen sich taufen.

Die Hohenpriester und die Ältesten sind wie der erste Sohn. Sie kamen sich gerecht vor und gaben vor, Gott zu dienen. Doch sie lehnten Johannes ab und trachteten Jesus nach dem Leben (Lk 3,7-9).

Während die Zöllner und Huren Busse tun, verpassen die jüdischen Führer in ihrer Selbstgerechtigkeit das Reich Gottes: Lk 7,29-30. Sie wollten nicht mit Sündern verkehren (Mt 9,11). Sie hatten ja Abraham zum Vater (Lk 3,8-13). Viele Sünder (Huren = πόρνη) taten Busse unter Johannes dem Täufer (Mt 3,1-8).

Welche Lektionen lernen wir daraus?
Beim himmlischen Vater zählen nicht Lippenbekenntnisse, sondern Taten des Gehorsams (Mt. 7,21; Lk. 6,46). Busse tun bedeutet (μεταμέλλομαι = bereuen), umkehren vom Weg der Sünde und sich zum lebendigen Gott hinkehren (Apg 17,30). Durch die Verkündigung des Evangeliums geht ein gerechtes Gericht über diese Welt: Joh 5,30; 12,31; 3,17-21.

 

Kapitel 21,33-46: Gleichnis von bösen Weingärtnern

Um weiter auf die Frage nach seiner Vollmacht einzugehen, erzählt Jesus noch ein Gleichnis.

Verse 33-39: Die Geschichte des jüdischen Volkes wird anhand des Gleichnisses dargestellt.

Definitionen:

Hausherr = Gott.

Weinberg = Israel, das Reich Gottes.

Zaun = Gesetz Mose.

Kelter = Frucht, die Israel für Gott bringen sollte (Liebe, Gemeinschaft, Heiligung).

Turm = wachsame Fürsorge Gottes.

Weingärtner = die jüdischen Führer.

Getötete Knechte = Propheten.

Der Erbe = der Sohn Gottes, Jesus.

Obschon Gott, fürsorglich wie ein Weingärtner, sein Volk wie einen Baum ins Land Kanaan einpflanzte, verliessen sie den Herrn und töteten seine Boten.

Verse 40-46: Die Juden verurteilen sich selbst. Nachdem Jesus das Gleichnis erzählt hat, stellt er wiederum geschickt eine Frage. Mit der Antwort sprechen sie sich ihr eigenes Urteil, wie David, der von Nathan überführt wurde (2Sam 12,7). Jesus machte ihnen ganz offen klar, dass sie damit gemeint waren (V. 43).

Warum wollten die Führer Jesus töten?

Weil sie dem Herrn des Weinbergs nicht dienen wollten!

Sie wollten nicht mehr nur Pächter sein, sondern Eigentümer.

Mit diesem Gleichnis gibt Jesus eine klare Antwort in Bezug auf die Frage nach seiner Vollmacht. Jesus sagt mit andern Worten:

„Hier ist meine Vollmacht!“

„Ich bin der Eigentümer des Weinbergs!“

„Ich bin der rechtmässige Erbe!“

Jesus erklärt weiter, dass sie sich schuldig gemacht haben, weil sie die Propheten steinigten, die vom Herrn gesandt waren, um sie zur Busse zu führen (Jes 5,1-7).

Jesus sagt der jüdischen Nation ihren Untergang voraus, doch sie wollten es nicht glauben. Sie waren wie der Feigenbaum, der zwar Blätter hatte, aber keine Früchte brachten. Mit der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) wurden sie als Volk gerichtet, indem Gott ihnen das Reich wegnahm und nun allen anbietet, die sich zum Herrn bekehren wollen: 1Petr 2,1-9.

Was lernen wir aus diesem Gleichnis?
Lasst uns nicht denselben Fehler machen wie die Juden! Sie rissen das Reich Gottes an sich und übten Macht aus über die Menschen. Gott macht auch uns im Neuen Bund zu Halter in seinem Reich. Der Weinberg, den Gott uns im Neuen Bund angelegt hat, ist sein Reich, d. h. seine Gemeinde.

- Erkennen wir den kostbaren Wert der Gemeinde?

- Erkennen wir die grosse Verantwortung, die der Herr uns anvertraut hat?

- Erkennen wir, dass wir nur Haushalter aber keine Eigentümer sind?

Wenn Gott uns beschenkt und für uns sorgt, dann erwartet er auch etwas von uns. Was?

- Gott erwartet, dass wir sein Reich zu schätzen wissen (Apg 13,46; Röm 11,33).

- Gott erwartet, dass wir treue Haushalter sind (2Tim 2,19-21).

- Gott erwartet, dass wir hart arbeiten und viel Frucht bringen (Röm 6,21-23; Gal. 5,22).

- Gott erwartet, dass wir geduldig ausharren, auch in Leiden (Jak 5,7-11).

An den Früchten unseres Glaubens kann Gott erkennen, wie sehr wir sein Reich schätzen!