Gleichnis-21: Von Weinbergarbeitern

Gleichnisse Jesu

 

 

 Einleitung

Matthäus 19,27 – 20,16: Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Weinbergbesitzer:

- Gott = Weinbergbesitzer

- Weinberg = Himmelreich (Gemeinde)

- Arbeiter = Juden und Heiden

- Arbeitstag = ev. ganze Weltgeschichte (von Schöpfung bis zum jüngsten Tag)

- Ein Denar = ewiges Leben

Jesus erzählt dieses Gleichnis
Da kommt ein reicher Jüngling auf ihn zu und fragte ihn (Mt 19,16): „Was muss ich Gutes tun [Aorist], um ewiges Leben zu erlangen?“ Jesu Antwort lautet: „Verkaufe deinen Besitz … und komm und folge mir nach!“ Der reiche Jüngling dachte wohl, er könne das Himmelreich erkaufen?!

Petrus ist nicht dumm, sondern fragt Jesus: „Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was wird mit uns werden?“ Jesu Jünger haben genau das getan, was Jesus dem Reichen erklärte. Als der Herr sie einzeln aufforderte, ihm nachzufolgen, verliessen sie ihre Arbeit und folgten Jesus nach (Mt 4,18-22; Lk 5,11.27-28).

Jesus erklärt nun seinen Jüngern ein weiteres Prinzip der Nachfolge!

 

 I.   War der Weinbauer ungerecht?

Der jüdische Tag begann um 6:00 Uhr morgens und endete um 18:00 Uhr (12 Stunden Arbeitstag, V. 9+12).

Um 9:00 Uhr (dritte Std.) kamen weitere Arbeiter (Total 9 Std. gearbeitet).

Um 12:00 Uhr (sechste Std.) kam die dritte Gruppe (Total 6 Std. = die Hälfte eines Arbeitstages gearbeitet).

Um 15:00 Uhr (neunte Std.) kam die vierte Gruppe (Total nur 3 Std. gearbeitet).

Um 17:00 Uhr (elfte Std.) kam die fünfte Gruppe (Total nur 1 Std. gearbeitet).

Aus menschlicher Sicht neigt man dazu, den Weinbauer zu verurteilen. Doch bedenken wir, dass die ersten Männer aufgrund eines Handels eingestellt wurden und froh sein durften, Arbeit gefunden zu haben. Bei den weiteren Einstellungen während des Tages wurde keine Lohnvereinbarung getroffen. Obwohl nicht alle Arbeiter dieselbe Behandlung erfuhren, können wir nicht sagen, dass einer ungerecht behandelt wurde. Der Weinbauer handelte völlig korrekt, indem er sich an seine Vereinbarungen hielt. Nach dem Gesetz Mose sollte der Lohn eines Tagelöhners noch am selben Tag ausbezahlt werden (Lev 19,13; Dtn 24,15).

Es war nichts aussergewöhnliches zur damaligen Zeit, dass die Tagelöhner schon früh am Morgen auf den Marktplatz gingen, in der Hoffnung Arbeit zu finden. Tagelöhner, die den ganzen Tag keine Arbeit gefunden hatten, mussten am Abend samt der Familie ohne Essen auskommen. Es war ein harter Überlebenskampf für Tagelöhner (billige Arbeitskraft), denn ein Tageslohn (ein Denar) war knapp kalkuliert und reichte täglich nur für das allernötigste. Doch bei der Weinlese im Herbst gab es besonders viel Arbeit. Der Weinbauer ging mehrmals im Tag auf den Marktplatz, um noch mehr Arbeitskräfte anzustellen. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, so dass jeder Arbeiter willkommen war. Der Weinbauer stellte natürlich nur so viele Leute an, wie er gerade benötigte. Es lag allein am Besitzer des Weinbergs, wie viel Lohn er jedem Arbeiter auszahlen wollte!

 

 II.   Was will Jesus seinen Jüngern mit diesem Gleichnis lehren?

Jesus warnt hier seine Jünger vor einer falschen Arbeitsgesinnung, indem er erklärt, dass am Ende die Letzten die Ersten sein könnten und die Ersten die Letzten. Das Gleichnis kann als Warnung für die Juden betrachtet werden. Sie hatten sich durch Jahrhunderte als das auserwählte Volk Gottes gesehen. Sie waren durch einen besonderen Vertrag mit Gott verbunden. Sie waren die ausschliesslichen Empfänger der Verheissungen Gottes (Röm 9,4). Sie waren zuerst an der Arbeit, indem sie durch die Wüste zogen, das Land einnahmen und über Jahrhunderte im Glauben kämpften. Sie waren es, die sich durch die Werke des Gesetzes das Himmelreich verdient hatten, alle andern Völker jedoch waren die zu spät Gekommenen.

Die Heiden illustrieren die Arbeiter, die nicht an eine Bezahlung denken. Sie handelten keine Bedingungen aus, sondern waren froh, überhaupt noch etwas Arbeit gefunden zu haben. Sie verliessen sich ausschliesslich auf die Grosszügigkeit des Besitzers. Dieses Gleichnis bezieht sich schon lange nicht mehr nur auf Juden und Heiden.

Jesus will Petrus und den übrigen Jüngern lehren: Bei allem was wir tun kommt es auf unsere Gesinnung an: Philipper 2,5. Viele, die für das Reich Gottes hart arbeiten, müssen sich bewusst sein, dass sie nicht mehr als alle andern empfangen werden. Viele, die für das Reich Gottes grosse Leiden erfuhren, sind in Gottes Augen genauso Sünder, wie die Übrigen (Röm 3,21). Gott sieht nicht die Person an (Jak 2,1-9). Gott ist souverän und Er behandelt alle gleich! Diese Tatsache könnte dem Einen oder dem Andern die Motivation zur Arbeit rauben.

Jesus will hier (seine Jünger und) auch uns lehren, dass wir im Reich Gottes völlig anders denken lernen müssen. Viele Menschen missverstehen das geistliche Konzept vom himmlischen Lohn. Entweder glauben sie an Gott, weil sie Angst haben in die Hölle geworfen zu werden. Oder ihr hauptsächliches Motiv dem Herrn nachzufolgen besteht darin, einmal einen grossen Lohn im Himmel zu empfangen (Mt 5,14; 6,4-5; 10,41-42). Beide Glaubensmotive sind falsch! Warum? Gott zwingt niemand an ihn zu glauben und schon gar nicht mit der Drohung in die Hölle geworfen zu werden. Auch können wir uns das Himmelreich nicht verdienen, selbst mit der besten Nachfolge nicht!

Im Reich Gottes wird nicht um des Lohnes willen gearbeitet. Wir können mit Gott nicht abrechnen wie mit einem Arbeitgeber und ihm die vielen Arbeitsstunden und guten Taten auf einer Stempelkarte präsentieren. Wir können Gottes Gnade nicht verdienen: Römer 11,6.

Gott ist keinem von uns die Errettung schuldig: Römer 9,16.21.
Echter Dienst für Christus geschieht im Geist der Dankbarkeit für Arbeit. Wir sind dem Herrn dankbar, Sinn und Ziel für unser Leben gefunden zu haben.

Gottes Begnadigung ist es, die uns motiviert:

- zu guten Werken: Titus 2,11-14.

- zu Fleiss und Einsatz: 2. Petrus 1,5-11.

- zur Tüchtigkeit: Hebräer 13,20-21.

Das grosse Lernziel lautet:

- Sei nicht um deinen Lohn besorgt!

- Gott wird Dich reichlich belohnen!

 

 Schlussfolgerungen

Für den wirklich überzeugten Gläubigen ist die Nachfolge Christi ein überwältigender Sieg und ein Segen in jeder Hinsicht! Alles, was wir verlassen haben, war eh nicht viel Wert! Alles, was wir verlassen haben, verhalf uns eh nicht zum grossen Glück! Selbst wenn es kein ewiges Leben gäbe, so sind wir Christen immer noch viel besser gestellt in unserem irdischen Leben, als alle, die ohne Hoffnung leben. Wir müssen nicht verheiratet sein, um in Christus glücklich zu sein! Wir müssen nicht erfolgreich sein in der Gemeindearbeit, um in Christus glücklich zu sein! Denn gerade die, welche im Reich Gottes oft als unwichtig und unbedeutend betrachtet werden, könnten nach Gottes Prinzipien zu den Ersten gehören!

Alles, was wir verlassen haben, steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir einst empfangen werden: 1. Korinther 15,57-58; 16,13.