Jesus, der König
Kapitel 22,1-14: Gleichnis vom Hochzeitsmahl
Jesus ist mit den Hohenpriestern noch nicht fertig.
Es geht immer noch um die Frage der Autorität oder Vollmacht, mit der die jüdischen Führer Jesus unterbrochen haben „während er lehrte“ (Mt 21,23). Dies ist das dritte Gleichnis das Jesus benutzt, um deutlich zu machen, wer Anteil am Reich Gottes haben wird (Mt 21,43). Dieses Gleichnis darf nicht mit dem Gleichnis im Lukas gleichgesetzt werden, das sich ähnlich anhört, aber eine andere Lektion beinhaltet (Lk 14,15-24)! Im Lukas werden alle Menschen gewarnt, das Reich Gottes als selbstverständlich oder billige Gnade zu betrachten. Das Gleichnis im Matthäus hingegen stellt eine Warnung speziell an die Juden dar, die ihren Messias ablehnen.
Definitionen & Erläuterungen:
König = Gott.
Sohn = Jesus Christus.
Hochzeitsmahl = die himmlische Vollendung aller Gläubigen.
Knechte = Apostel & Propheten (AT + NT), samt Johannes der Täufer.
Die Geladenen = Juden und ihre Führer.
Die Stadt = Jerusalem und ihr Untergang um 70 n. Chr.
Neue Knechte = Prediger des Evangeliums.
Böse und Gute = Zöllner und Sünder von allen Sorten (Heiden wie wir).
Hochzeitskleid = Gottes Bedingungen zur Teilnahme am grossen Fest. Gnade, Vergebung, Wertschätzung, gerechte Taten (Offb 19,8).
Finsternis = höllische Verdammnis.
Warum wurde der König zornig, in Vers 7?
Weil die Geladenen die ausgesandten Knechte töteten (V. 6). Sie missachteten die Diener samt dem Sohn (siehe vorheriges Gleichnis, Mt 21,36-38). Zudem hätten die Geladenen schon bei der ersten Einladung sagen können, dass sie nicht kommen wollen, was genauso eine Ohrfeige für den König war. Erinnern wir uns noch, was Jesus der Frau in Tyrus geantwortet hat? – Mt 15,24-28. Mit welchem Auftrag sandte Jesus seinen Jünger aus? – Mt 10,5-8.
Wie ist der Heilsplan Gottes zu verstehen?
Vor Grundlegung der Welt hatte Gott einen genauen Plan (Eph 1,4). Worin bestand sein Plan? = Sein Himmelreich aufzufüllen. Durch den Fall Satans und seiner Diener hatte das Himmelreich einen grossen Verlust erlitten (Jes 14). Satan wollte sich über Gott erheben und wurde wie Adam und Eva aus dem Paradies verstossen (Gen 3,4-5). Doch Gott will nun sein Königreich wieder auffüllen (Lk 14,22). Die Juden, als Volk Gottes, erhielten das Vorrecht, zuerst von Gottes Plänen und Verheissungen zu hören, doch leider lehnten sie Gottes Reich ab. Mit dem Tod Jesu Christi ist das Reich Gottes allen Menschen zugänglich gemacht worden, die sich rufen lassen und zum Herrn hinzugezogen fühlen (Apg 17,30).
Gottes Heilsplan und Ruf bedeutet nicht, dass sein Himmelreich dem Ausverkauf preisgegeben ist! Niemand kann zwei Herren dienen: Mt 6,24. Freundschaft mit der Welt bedeutet Feindschaft mit Gott: Jak 4,4. Wer sogar seinen eigenen Vater oder seine eigene Mutter mehr liebt als Jesus, ist seiner nicht Wert: Mt 10,37. Wer das Hochzeitsfest im Reich Gottes gering achtet, der braucht gar nicht erst zu kommen. Wie kann man es gering achten?
- Durch eine falsche Gesinnung: Phil 2,5.
- Durch Halbherzigkeit, Heuchelei und Lippendienst: Mt 7,21 (Jak 3,17).
- Durch Profitgier und Schmarotzertum (profitieren, ohne Verpflichtungen = Individualismus pflegen): Apg 20,35.
- Durch Abfall von der Wahrheit (Relativismus, Pluralismus, Privatismus): 1Tim 4,1-8.
Es geht um ein unüberbietbares, himmlisches Vorrecht. Es geht um ein riesengrosses Fest: Wie stellen wir uns dieses Fest vor?
- Wir dürfen zu den Siegern zählen (Lk 10,18-19; 1Kor 15,57).
- Wir sind vom allerhöchsten König zur grössten „Love-Parade“ eingeladen worden, die auf den Strassen der himmlischen Stadt abgeht: Offb 19,1-10.
- Eine Beschreibung des neuen Jerusalems, nach dem grossen Gerichtstag: Offb 21,1-8.
- Das Reich Gottes besteht nicht aus Essen und Trinken: Röm 14,17.
- Die ganze Menschheit ist zum grossen Fest im Reich Gottes eingeladen, aber leider sind es nur wenige, die diese Einladung annehmen und an diesem grössten Fest aller Zeiten teilnehmen wollen.
Kapitel 22,15-22: Pharisäer fragen wegen der Steuer
Paralellstelle in Lukas 20,20-26!
Verse 15-16: Die Frage der Steuerabgabe.
Was für eine hinterlistige und gemeine Art?! Die Sektierer taten sich zusammen, obschon sie erbitterte Feinde waren. Die Gegner Jesu waren bereit mit allen zusammenzuarbeiten, um diesem Jesus endlich das Handwerk zu legen (Mk 8,15). Da gab es die Pharisäer, Sadduzäer, Herodianer, Zeloten, Essener. Weitere Gegner Jesu waren die Hohenpriester, die Ältesten, die jüdischen Führer (Mt 21,23).
Die Pharisäer taten sich mit den Herodianern zusammen, um Jesus zu Fall zu bringen (laut Mt. 22,16). Diese Gruppe unterstützte Herodes und die römische Besatzungsmacht. Wer zu den Römern gehörte, der pflegte auch die heidnischen Bräuche und betete den Kaiser an usw. Die Herodianer spielten auch eine Art Polizei ohne Uniform (Mk 3,6).
Im Lukasevangelium wird noch genauer beschrieben, dass sie sich ausgaben, als seien sie an der Wahrheit Jesu interessiert, indem sie sich unter die Zuhörer mischten (Lk 20,20-21).
Während Jesus lehrte, unterbrachen sie ihn mit einer hinterlistigen Frage, indem sie ihm gleichzeitig schmeichelten. Inwiefern nimmt Jesus keine Rücksicht (gem. Text) und sieht nicht die Person an?
- Er schaut nicht auf Äusserlichkeiten, Rassismus usw. (1Sam 16,7).
- Er lehrt genau das, was ihm der Vater geboten hat (1Kön 22,14).
- Er will nicht in erster Linie den Menschen gefallen, sondern Gott (1Thess 2,4; Gal 1,10; 2,6).
Jesus sucht nicht seine eigene Ehre: Joh 7,16-18; 8,32.
Vers 17: Ist es erlaubt, dem römischen Kaiser Steuern zu geben?
Würde Jesus antworten: „Ja, zahlt dem Kaiser Steuern!“ so würde er vom Volk in Frage gestellt, weil er damit die römische Besatzungsmacht unterstützt. Würde Jesus antworten: „Nein, weigert euch Steuern zu zahlen!“ dann könnten ihn die Herodianer gefangen nehmen und abführen.
Die Steuerfrage führte unter den Juden zu heftigen Debatten. Sie mussten jährlich eine grosse Summe Geld an Rom zahlen. Vom 14. bis zum 65. Altersjahr zahlte jeder Einwohner Steuern. Mit diesen Steuergeldern unterstützten sie das römische Reich, samt den Korruptionen Abgöttereien. Der Denar hätte sie daran erinnern sollen, dass ihre Unterdrückung durch die Römer eine Folge ihrer Sünde war. Wären sie Jahwe treu geblieben, dann hätte es die Frage des Steuerzahlens an den Kaiser nie gegeben. Das Land in dem sie wohnten, gehörte doch ihnen und nicht dem Kaiser! Gott gab ihnen dieses Land zu Eigen und niemand hatte das Recht, dieses Land zu besetzen und sogar Steuergelder einzufordern.
Verse 18-21: Warum versucht ihr mich, ihr Heuchler?
Jesus erkannte die böse Absicht seiner Gegner, darum erlaubte er sich eine solche Anklage. Dann liess er sich einen römischen Denar mit eingeprägtem Kaiserbild geben. Das Münzrecht war ein Zeichen des Königtums. Sobald ein Herrscher den Thron bestieg, liess er neue Münzen mit seinem Abbild prägen, die sein Eigentum waren. Auf der Münze, die man Jesus aushändigte, war eine Inschrift und der Kopf des Kaisers Tiberius (14 - 37 n. Chr.) zu erkennen.
Weil Jesus in seiner göttlichen Weisheit keine Gesetze, Satzungen und Bestimmungen aufstellte, ist seine Lehre zeitlos und immer gültig. Jesus hätte antworten können, dass ein Drittel des Denars dem Kaiser gehöre, ein Drittel Gott und ein weiteres Drittel zum Leben gedacht sei. Damit hätte er das christliche Leben vor unlösbare Probleme gestellt und das Evangelium entkräftet und somit zeitlich begrenzt.
Jesus lehrte aber ein wichtiges Prinzip für das Christentum aller Zeiten. Mit seiner Antwort wies er darauf hin, dass jeder Gläubige sich dem jeweiligen Staat, indem er lebt, unterordnen und sich an die bestehenden Gesetze halten soll, wie Jesus das auch tat. Paulus ruft später in seinem Brief an die Römer die Gläubigen zur Unterordnung auf: Röm 13,1.7. Auch Petrus ruft zum Gehorsam auf und das während einer Zeit, als Nero regierte, der die Christen verfolgte und auf brutalste Art umbringen liess: 1Pet 2,13-17. Erst dann, wenn der Staat von uns Christen verlangt, gegen Gottes Gebote zu verstossen (z. B. durch Kaiseranbetung oder Kriegsführung), dann gilt es, ohne Furcht Gott mehr zu gehorchen als den Menschen: Apg 5,29; Mt 10,28.
Was lernen wir aus der Antwort Jesu?
Als Christen sind wir Bürger zweier Staaten, die beide ihre Ansprüche haben. Wir sind verpflichtet, uns dem weltlichen Staat unterzuordnen und Steuern zu zahlen. Aber, auch Gott hat Anspruch auf uns:
- Er hat das Recht angebetet zu werden.
- Er will, dass wir seine Gebote halten.
- Dem Herrn gehört unser ganzes Leben, unsere Seelen und alles, was wir sind und besitzen: 1Chr 29,10-15.
- Somit hat der weltliche Staat Anspruch auf Steuern und Gott hat Anspruch auf unsere Seelen.
Kapitel 22,23-33: Sadduzäer fragen wegen der Auferstehung
Kaum gab Jesus der einen Gruppe eine klare Antwort, kamen schon die Andern. Jesus stand unter konstantem Druck und Angriff. Doch Jesus bewies seine Gottessohnschaft und Überlegenheit allen Anwesenden.
Vers 23: Die Sadduzäer sind mit den liberalen Theologen unserer Zeit zu vergleichen.
Sie bildeten die reiche, vornehme Oberschicht, der zum Beispiel die Hohenpriester angehörten. Politisch gesehen waren sie bereit, mit der römischen Regierung zusammenzuarbeiten, sofern ihnen dafür ihre Privilegien erhalten blieben.
In religiöser Hinsicht hielten sie am Althergebrachten fest und anerkannten die mündlich überlieferten Gesetze ihrer Vorfahren nicht, wie die Pharisäer. Sie gingen so weit, dass sie von den heiligen Schriften nur die fünf Bücher Mose, die Thora, als bindend annahmen. Die übrigen Bücher des Alten Testaments erkannten sie nicht als heilige Schriften. Sie glaubten nicht an das Leben nach dem Tod, d. h. die Auferstehung, an die Existenz der Engel und an Wunder (Apg 23,8).
Verse 24-28: Eine erfundene Geschichte.
Warum traten die Sadduzäer mit dieser Geschichte auf? Weil sie nicht an die Auferstehung glaubten und Jesus demütigen wollten, der die Auferstehung lehrt und selbst ist (Joh 11,25)! Sie wollten damit aufdecken, wie unüberlegt und lächerlich die Irrlehre des Lebens nach dem Tod sei. Zuerst müssen wir folgendes wissen:
- Kinderlos zu sein, war im AT eine Schande für eine Frau.
- Nachkommen zu haben, war für die Zukunft der israelitischen Nation lebenswichtig.
- Das Gesetz Mose lehrte folgendes: Dtn 25,5-10.
- Wo finden wir im AT eine Geschichte mit einem Löser? Siehe Boas & Rut. Boas war allerdings kein Bruder (Rut 3,12). Schon vor diesem Gesetz muss es eine mündliche Überlieferung gegeben haben (Gen 38,8-10).
Wessen Frau, von sieben, wird sie nun in der Auferstehung sein?
Wirft die Lehre der Auferstehung tatsächlich unlösbare Probleme auf?
Verse 29-33: Jesu weise Antwort.
Ihr kennt die Schriften (γραφή) nicht! In den Augen Jesu war die Autorität der heiligen Schriften äusserst wichtig. Für die Fragen des Lebens ist es wichtig, die heiligen Schriften zu kennen. Wer aber nur Teile der Schriften liest und akzeptiert (wie die Sadduzäer), kann Gottes Willen niemals richtig verstehen (Joh 17,3; 20,9; Lk 24,44-47). Jesus zitiert eine Schriftstelle, die auch den Sadduzäern als heilige Schrift galt: Ex 3,6.
- Wenn wir mit Menschen über Gott diskutieren, dann ist es am besten, wenn wir sie mit der Autorität der heiligen Schriften bekannt machen.
- Die Sadduzäer glaubten, dass nach dem irdischen Tod alles aus sei.
- Obschon Abraham, Isaak und Jakob längst gestorben waren, redete Gott zu Mose, als ob sie noch lebten (denn es wird die Gegenwart gebraucht) und Gott immer noch Herr ist über sie.
- Mit diesem Beispiel hat Jesus aus der heiligen Schrift erklärt und bezeugt, dass es die Auferstehung gibt.
Ihr kennt die Kraft (δύναμις) Gottes nicht! Der allmächtige Schöpfer ist zu allem fähig (Gen 18,14; Lk 1,37). Aus dem Nichts schuf Gott Himmel und Erde und aus dem Staub schuf er den Menschen (Gen 1,26; Jer 32,17). Im himmlischen Reich warten einige Überraschungen auf uns (Mt 19,26). Im Reich Gottes = der Auferstehung (ἀνάστασις) gibt es keine Geschlechter, keine Ehe, keinen Vermehrungsauftrag: Lukas 20,34-36. Im himmlischen Reich werden wir sein wie die Engel, die alle eins sind und miteinander eine vollkommene Gemeinschaft bilden: Phil 3,21. Mit der Auferstehung ist die Wiederkunft und die Zeit nach dem irdischen Leben gemeint (Joh 5,28-29; 11,23-25; 1Thess 4,13-18). Ohne die Auferstehung wäre unser Glaube sinnlos: 1Kor 15,12-27. Schon die Glaubensväter strebten nach dem Himmlischen: Hebr 11,13-16. Hier erkennen wir einen weiteren Grund, warum Jesus seine Jünger, bei einer früheren Gelegenheit, vor dem Sauerteig der Pharisäer warnte (Mt 16,6). Sogar die Schriftgelehrten erstaunten über die Weisheit Jesu: Lk 20,39-40.
Was lernen wir aus all dem?
Unser Verständnis von der heiligen Schrift spielt eine lebenswichtige Rolle. Gott ist nicht Herr von Toten, sondern von Lebendigen! Wenn Gott Herr ist über die verstorbenen Väter und sogar seinen Sohn auferstehen liess von den Toten, dann ist er auch fähig, uns lebendig zu machen: Römer 8,11.
Kapitel 22,34-40: Pharisäer fragen nach dem obersten Gebot
Verse 34-36: Die Pharisäer sind wieder dran.
Kaum waren die Sadduzäer mit Jesus zu Ende, da kamen schon wieder die Pharisäer, um ihn mit einer weiteren Frage herauszufordern. Den Sadduzäern hat Jesus so geschickt geantwortet, dass sie sich vor dem Volk nicht mit einer weiteren Frage bloss stellen wollten.
Die Pharisäer freuten sich, dass Jesus den Sadduzäern den Mund gestopft hatte mit den Worten: „Ihr irrt, indem ihr die Schriften nicht kennt ...“ Nach einer hastigen Besprechung, entsandten sie ihren besten Mann; ein Gesetzeskundiger.
Unter den Gelehrten gab es keine Frage, über die mehr debattiert wurde. Die Rabbiner zählten im Gesetz Mose:
- 365 negative Gebote,
- 248 positive Gebote,
- 613 Gebote total.
Das grösste Problem für sie war die Frage:
- Wie sollen all diese Gebote in ihrer Wichtigkeit der Reihe nach aufgelistet werden?
- Welches, der vielen Gebote, war nun das Grösste?
Verse 37-40: Jesus fasst die zwei wichtigsten Gebote zusammen.
Jesus zitiert Dtn 6,4-9: Wie lernen wir Gott zu lieben?
- In Vers 4 wird das „Shema” als oberstes Gebot erwähnt.
- Shema ist die hebr. Befehlsform für hören und bedeutet „Höre ...“ (Israel).
- Das Shema ist die Grundlage des jüdischen Glaubensbekenntnisses.
- Mit diesem Satz werden noch heute die jüdischen Gottesdienste eröffnet.
- Dieser Satz wird von den jüdischen Kindern als erster auswendig gelernt.
Verschiedene Male finden wir Hinweise, die an dieses „Shema” erinnern:
Im AT: Dtn 10,12; 30,6; 2Kön 23,3.25.
Im NT: Mk 12,29-30.33; Lk 10,27.
Hier werden 4 Punkte aufgelistet: Herz, Seele, Denken, Kraft. Im Markus wird das Shema vollständig zitiert, indem dieser Aufzählung etwas Wichtiges voran gestellt wird: Mk 12,29: „... der Herr, unser Gott, ist allein Herr ...“ oder laut Dtn 6,4: „... der Herr, unser Gott, ist ein Herr.“
Es geht um einen monotheistischen Glauben. Gott duldet keine Konkurrenz neben sich, denn er ist der einzige, lebendige und ewige Schöpfer und Herrscher der Menschheit. Welchen Menschen lieben wir am meisten auf dieser Welt? Vater, Mutter, Kind, Ehepartner? Mt 10,37; 19,29; Mk 10,29-30.
Dieses „Shema” wird im Neuen Bund nicht mehr äusserlich am Leib herumgetragen, sondern in unseren Herzen:
- Gott hat uns seinen Bund in die Herzen geschrieben: Hebr 10,16-17.
- Das Trachten des Fleisches bedeutet Tod: Röm 8,7.
- Unser Glaube und unsere Liebe zum Herrn überwindet die Welt: 1Joh 5,2-5.
- Diese Agape-Liebe schützt uns vor den Angriffen Satans.
Jesus zitiert Lev 19,18: Wie lernen wir unsere Mitmenschen zu lieben?
- Wenn wir uns das richtige Gottesbild machen (1Joh 4,16).
- Weil Gott uns so sehr liebt, lernen wir uns selbst anzunehmen und zu lieben (Hebr 4,12-13).
- Wer sich selbst liebt, kann auch die Glaubensgeschwister (= den Nächsten) besser lieben (1Joh 3,15-18). Wir sollen uns nicht rächen. Wir sollen einander nichts nachtragen. Wer sich in der Liebe übt, der wird ein Meister, indem er auch fähig wird, alle seine Mitmenschen zu lieben (2Petr 1,5-11).
Bei Gott zählen diese zwei Gebote weit mehr als alle Brandopfer (Mk 12,33): Diese zwei Gebote beinhalten die 10 Gebote, das Gesetz Mose und die Propheten des ATs (Mt 22,40). Zudem ziehen diese zwei Gebote den gesamten Neuen Bund mit ein. Unsere heutige Christenheit meint, dass es genüge, wenn man niemandem Unrecht tue und ein einigermassen anständiges Leben führe. Doch wie schnell unterliegen wir z. B. schon in Gesprächen der Versuchung des Zurückzahlens (d. h. der Rache)?
Damit es uns gutgehen kann (Dtn 10,13), sollen wir uns Gott ganz hingeben und ihn mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Denken und ganzer Kraft lieben. Gott lieben bedeutet, dass wir ihn gemeinsam anbeten, als den alleinigen Gott und Erlöser unserer Seelen! Gott lieben bedeutet, dass wir seine Gebote halten, aber wie? Indem wir uns ein Leben lang in der Agape-Liebe üben. Je mehr wir uns nach Gott ausrichten und ihn allein lieben, desto weniger erliegen wir den Versuchungen.
Dies war die letzte Frage, die Jesus in der Öffentlichkeit beantwortete. Der Gesetzeslehrer war mit Jesu Antwort einverstanden und rühmte ihn: Mk 12,32-33. Jesus sah in diesem Pharisäer eine Offenheit und Ehrlichkeit: Mk 12,34. Niemand wagte es mehr, Jesus weiter etwas zu fragen und ihn herauszufordern (Lk 20,40).
Kapitel 22,41-46: Die Frage nach dem Sohn Davids
Vers 41: Die Pharisäer und Schriftgelehrten wagten es nicht mehr, Jesus zu fragen.
Das ganze Volk war von Jesus fasziniert (Mt 22,33; Mk 12,37). Jesus war mit all den Angriffen keineswegs überfordert. Im Gegenteil, jetzt geht er zum Angriff über (siehe auch Kap. 23!).
Vers 42: Jesus stellt den Pharisäern eine provokante Frage: Was haltet ihr von Christus?
Im Markusevangelium wird die Frage etwas anders formuliert (Mk12,35): „Wie können die Schriftgelehrten sagen, dass der Christus Davids Sohn sei?“ Die Schriftgelehrten waren sich darin einig, dass der Gesalbte kommen wird und ein Nachkomme Davids sein muss:
- Der Thron Davids sollte einen Nachfolger kriegen: 2Sam 7,12-13.
- Der Thron Davids soll auf ewig bestehen: Psalm 89,4-5; 132,11.
- Seine grosse und ewige Herrschaft: Jesaja 9,7; 11,1-2.
- Der gerechte Spross Davids: Jeremia 23,5-6.
- Die Stiftshütte Davids soll wieder aufgebaut werden: Amos 9,11-12.
- Der Knecht Davids wird der Hirt sein für das Volk: Ez 34,23-24. David war Hirte (1Sam 16,11). Doch Jesus ist der wahre Hirte (Joh 10).
Die Schriftgelehrten verstanden nicht, dass der verheissene Messias nicht bloss der fleischliche Sohn Davids war, sondern der Herrscher und Schöpfer Davids! Ein fleischlicher Nachkomme zu sein bedeutete für die Schriftgelehrten, dass Jesus nicht dieselbe Hoheit und Macht besass wie David, sondern eben nur die eines Sohnes.
Verse 43-45: Jesus fragt weiter: Wie kann David ihn dann Herr nennen?
Jesus zitiert dazu Psalm 110,1: Gott, der Herr sprach zum Sohn, Jesus Christus. Somit sprach David im Geist vom Messias als seinem Herrn. Jesus war Davids Schöpfer: Hebr 1,2.8-10.13. Als Gottheit ist Jesus Davids Herr und als Mensch ist er Davids Sohn. Der Apostel Petrus argumentiert, dass nicht David wiederkommen muss, um das Königreich aufzubauen, sondern Jesus ist als König gekommen: Apg 2,29-35.
Um welche Frage geht es hier einmal mehr?
Um die Frage der Vollmacht, Autorität Jesu (Mt 21,23)! Die Schriftgelehrten wollten nicht verstehen, dass der verheissene Messias vor ihnen steht und alle göttliche Vollmacht besass (Mt 2,4-6). Die Volksmenge erkannte zum Teil, dass Jesus der Sohn Davids ist, aber auch sie waren sich der Konsequenz nicht bewusst.
Was lernen wir aus diesem Abschnitt?
Wir wollen an Jesus, den verheissenen König glauben. Jesus regiert auf dem göttlichen Thron und seine Königsherrschaft wird ewiglich sein.
Vers 46: Keiner wagte es mehr, Jesus etwas zu fragen, sondern von nun an waren sie bereit, andere Methoden anzuwenden: die Methode der Gewalt.