Grundlagen-11: Die Gründung der Gemeinde

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 11

 

 Die jüdische Erwartung des messianischen Reiches

Die Hoffnung der aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Juden auf die Wiederherstellung einer starken, unabhängigen Nation wurde immer wieder durch wechselnde Fremdherrschaft enttäuscht. Daher richtete sich ihr Augenmerk besonders auf das von Gott verheissene Reich und dessen Herrschaft durch den Messias, (d. h. Gesalbter), von dem die Propheten schon lange vorher gesprochen hatten.

Folgende Prophezeiungen des messianischen Reiches zeigen die Beweggründe dieser Erwartung:

2. Samuel 7,12-16: Gott hat David einen Nachkommen verheissen, der auf seinem Thron sitzen soll, so dass die Königsherrschaft Davids nie untergehen wird.

Jesaja 2,1-4: Das göttliche Reich wird sich auf alle Nationen ausdehnen. Jerusalem wird der Mittelpunkt des kommenden Friedensreiches sein.

Jesaja 9,2-7: Hier weist der Prophet erneut darauf hin, dass die Herrschaft Davids kein Ende haben wird. Wenn der grosse Herrscher kommt, dann wird auch die Herrschaft anbrechen, die bis in alle Ewigkeit dauern soll.

Daniel 2,44-45: Das Reich, das erstehen soll, wird alle andern Reiche vernichten, so dass es am Ende nur noch ein Reich geben wird, das in alle Ewigkeit bestehen bleibt.

Unter allen Erscheinungsformen dieser Hoffnung auf ein unüberwindbares Reich war die Erwartung eines politischen Führers, der die jüdische Nation einigen und zum Siege über alle heidnischen Völker führen würde, wohl die verbreiteste, besonders zur Zeit Jesu. Die Juden verstanden nicht, dass dieses Reich alle Nationen ohne Unterschied einschliessen würde. Fälschlicherweise dachten sie, dass sie dazu erwählt seien, alle Völker der Erde zu beherrschen. Diese Erwartung eines irdischen Reiches war der Anlass zu vielen Missverständnissen zwischen Jesus und den Juden, die ihn sogar einmal mit Gewalt zu ihrem irdischen Oberhaupt machen wollten (Joh 6,15).

Unser Herr verbrachte viel Zeit, diese falsche Vorstellung zu berichtigen. Auch dem Pilatus gab Jesus zu verstehen: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36).

 

 Vorbereitungen und Hinweise auf das kommende Reich Gottes

Der Engel Gabriel, der von Gott gesandt wurde, kündigte der Maria an, dass der zukünftige Herrscher, von dem die Propheten gesprochen haben, in ihrem Leib durch den Heiligen Geist gezeugt und heranwachsen wird (Lk 1,32-35). Maria sollte also diesen ewigen König, der auf dem Throne Davids sitzen soll, zur Welt bringen. Die Zeit, in der Gott seinen Plan durch Jesus ausführte, war die Zeit der Erfüllung (Gal 4,4).

Der letzte Vorbote, der von dem kommenden Reich Gottes sprach, war Johannes der Täufer: „Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Mt 3,2) Mit der Geburt Immanuels (d. h. Gott mit uns, Mt 1,23) ist das Reich Gottes nahe zu den Menschen gekommen.

Selbst Jesus und seine Apostel deuteten immer wieder darauf hin, dass das Reich Gottes nahe herbeigekommen war (Mk 1,14-15; Mt 10,5-7). Die Gegenwart Jesu auf Erden bedeutete für die Jünger das Reich Gottes in ihrer Mitte (Lk 17,20-21). Das Reich besteht nicht aus irdischen Mitteln, sondern aus Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Röm 14,17).

Trotzdem lehrte Jesus seine Jünger beten: „Dein Reich komme“ (Mt 6,10), woraus sich schliessen lässt, dass das Reich noch nicht richtig da war. Wie ist das zu verstehen? Im Markus 9,1 gibt uns Jesus die Antwort: „Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.“ Das Reich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Kraft gekommen. Es sollte zuerst für alle Menschen geöffnet und zugänglich gemacht werden. Selbst nach dem Tode Jesu wartete man noch immer auf das Reich Gottes (Lk 23,50-51), obwohl es doch mit Christus nahe zu den Menschen gekommen war. Wie ist das alles zu verstehen?

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass das Reich Gottes schon immer existierte und vor Grundlegung der Welt für alle Menschen zubereitet wurde (Mt 25,34). Im Alten Testament waren während Jahrhunderten vor Christus nur die Juden im Besitz dieses Reiches (Mt 21,43; Röm 9,4). Alle andern Menschen wurden ferngehalten vom Bürgerrecht Israels, von den Bündnissen und den Verheissungen. Wir lebten ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt (Eph 2,11-12), bis Christus kam. Dann wurde das Reich den Juden entzogen, weil sie nicht nach dem Willen Gottes lebten (Dtn 30), sondern sich mit fremden Göttern einliessen und gegenüber dem Herrn treulos handelten (Jes 1,2-4). Der verheissene Messias sollte kommen, um das Reich Gottes unter den Menschen neu aufzurichten. Deshalb fragten die Apostel Jesus nach seiner Auferstehung neugierig, als er alleine mit ihnen zusammen war: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?“ (Apg 1,6).

Nachdem Jesus vor seinem Tod auf das nahe bevorstehende Reich hingewiesen hatte, das mit Kraft kommen sollte, ermahnte er die Jünger, nach seiner Auferstehung in Jerusalem zu warten, bis die Kraft des Heiligen Geistes auf sie käme (Apg 1,4-8). Dieser Geist sollte ihnen beistehen und sie an alle wichtigen Lehren Jesu erinnern (Joh 14,26; 16,12-14). So war die Ausgiessung des Heiligen Geistes über die Apostel zu Pfingsten das Zeichen,

- dass das Reich Gottes mit Kraft gekommen war (Mk 9,1; Apg 2,1-4),

- dass das Reich für Israel wieder hergestellt war (Apg 1,6),

- dass die Zeit des neuen Bundes begann, indem das Reich allen Nationen zugänglich gemacht wurde (Apg 10,34-35).

 

 Das Reich Gottes und die Gründung der Gemeinde

Nachdem Jesus auferstanden war und in den Himmel entrückt wurde, setzte er sich auf den Thron Davids (Apg 2,29-35). Petrus sagt ausdrücklich, dass der Psalm 110 sich nicht auf David beziehen kann, da David ja gar nicht in den Himmel entrückt wurde. Somit ist die Entrückung Jesu die Erfüllung dieser Prophetie. Es wird auch nicht gesagt, dass bei der Thronbesteigung Jesu die Feinde schon alle besiegt sein werden. Im Gegenteil! „Herrsche mitten unter deinen Feinden!“ (Ps 110,2). Mit anderen Worten: Christus herrscht nun als König inmitten seiner Feinde, bis alle andern Königreiche zerstört sein werden (Dan 2,44) und Jesu zu Füssen liegen (1Kor 15,23-25). Dann wird er das Reich dem Vater übergeben. (Siehe "Das Reich Gottes und die Gemeinde".)

Entgegen der Vorstellungen mancher Menschen lehrt das Neue Testament eindeutig, dass die Herrschaft Christi bei seiner Thronbesteigung nach der Himmelfahrt begann. Mit der Auferstehung Christi demonstrierte Gott seine überragende Grösse und Macht. Die Bibel sagt, dass Gott Ihm alles zu seinen Füssen unterworfen hat und Ihn zum Haupt der Gemeinde einsetzte (Eph 1,20-23).

Zu seinen Lebzeiten versicherte Jesus den Jüngern, dass Er seine Gemeinde auf das Bekenntnis des Petrus (Mt 16,16) bauen wird: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen ...“ (Mt 16,18). Im gleichen Zusammenhang spricht Jesus auch vom Reich Gottes. Petrus wird die Schlüssel des Himmelreiches erhalten (Schlüssel dienen zum Öffnen). Irgendwann sollte der Eingang in das Reich geöffnet werden, denn dazu erhielt Petrus von Jesus den Auftrag. Wann war das? Zu Pfingsten benutzte Petrus zum ersten Mal die ihm verliehenen Schlüssel des Himmelreichs, indem er als erster den Heilsplan Gottes für die Menschen verkündigte (Apg 2,14-39). Die Schlüssel, die Petrus erhielt, waren nicht Schlüssel materieller Art, sondern Schlüssel der Erkenntnis (Lk 11,52).

Petrus verkündigte den Menschen am Pfingsttag auch die Bedingungen für den Eintritt ins Reich (Apg 2,38). Der Eintritt in die Gemeinde ist zugleich Eintritt in das Reich Gottes. Durch die Wiedergeburt gelangt man in das Reich Gottes, und durch die Taufe wird man zur Gemeinde hinzugefügt, was den gleichen Vorgang bezeichnet (Joh 3,5; 1Kor 12,13; Apg 2,47). Folglich bedeutet zur Gemeinde hinzugetan werden zugleich auch versetzt werden in das Reich (Kol 1,13).

Es gibt allerdings im Neuen Testament keine Aussage, die besagt: Die Gemeinde ist das Reich Gottes, und offensichtlich mit Grund; das wäre zu wenig genau. Der Grund, warum nirgends gesagt wird, dass die Gemeinde das Reich Gottes sei, ist sicher darin zu finden, dass sich die Herrschaft Christi noch weiter erstreckt, als nur über die Gemeinde.

- Denn Jesus besitzt die Macht über Himmel und Erde (Mt 28,18).

- Die Gläubigen sind ihm untertan (Eph 5,24).

- Die Engel im Himmel sind ihm unterstellt (1Petr 3,22).

- Jesus ist gesetzt über jede Macht, auch über die feindlichen Mächte (Eph 1,20-23).

- Er hat auch die Macht über den Tod und das Totenreich (Offb 1,18).

Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass die Gemeinde unter der Herrschaft Christi steht, denn die Herrschaft Christi wurde zu Pfingsten aufgerichtet. Petrus erklärte, dass Gott Jesus zum gesalbten König über das Reich gesetzt hat (Apg 2,36). In seinem Bericht an die Apostel zu Jerusalem spricht Petrus von dem Ereignis zu Pfingsten als vom „Anfang“ (Apg 11,15). Warum gebrauchte er diesen Ausdruck, als er von diesem denkwürdigen Pfingsttage sprach? Es war der Anfang des Neuen Testaments, das Christus errichtet hat (Hebr 9,16). Es war der Anfang der Gemeinde und der Verkündigung des Evangeliums in seiner Vollständigkeit. Damit erfüllten sich die vielen Verheissungen aus dem alten Bund (Apg 13,23). An Pfingsten wurde das Reich Gottes für alle Menschen geöffnet und die Gemeinde Christi gegründet.

 

 Welche Bedeutung hat die Gemeinde?

Gemeinde ist das Wort, mit dem der griechische Begriff EKKLESIA mit „die Herausgerufene“ übersetzt wird. Es bezeichnet die von Gott aus der Welt herausgerufene Gemeinschaft der Gläubigen (Eph 1,22-23; Apg 8,1). Die Gemeinde besteht aus geretteten Menschen, die durch das Blut Jesu erkauft worden sind (Apg 20,28). Sowie damals als auch heute wird die Gemeinde durch die Predigt des Evangeliums gegründet (Apg 11,20-26).

Verschiedene neutestamentliche Begriffe beschreiben diese göttliche Einrichtung:

- Gemeinde Christi (Röm 16,16).

- Gemeinde Gottes (2Kor 1,1).

- Gemeinde der Erstgeborenen (Hebr 12,23).

- Gemeinde des lebendigen Gottes (1Tim 3,15).

- Leib Christi (Kol 1,18; Eph 4,12).

Diese verschiedenen Beschreibungen beziehen sich alle auf die eine Gemeinde (Eph 4,4), die Christus mit seinem Blut erkauft und zu Pfingsten gegründet hat.

Die Gemeinde ist die Familie Gottes (Eph 5,22-32). Gott ist der Vater, der alles ins Leben gerufen hat. Jesus ist der Erstgeborene, dem wir ähnlich werden sollen, der die Gemeinde gerettet hat. Die Familie Gottes wird sichtbar durch örtliche Gemeinden, in denen wir wie in einer Familie leben mit unseren Glaubensgeschwistern. Wir werden Kinder (1Joh 3,1), Söhne (Gal 3,26) und Brüder genannt (1Petr 1,22). So wie Geschwister in der fleischlichen Familie leben, so leben Brüder und Schwestern im Herrn zusammen in der örtlichen Gemeinde.

Die Gemeinde ist Christi Leib. Der einzelne Gläubige ist Glied am Leibe Christi (1Kor 12,12-14). Wenn wir etwas von der Beziehung verstehen zwischen Kopf und Leib des Menschen, so verstehen wir auch etwas von der Beziehung Christi zu seiner Gemeinde. Die Verbundenheit der Gläubigen mit Christus ist keine theoretische Angelegenheit, sondern muss praktische Gestalt annehmen. Viele wollen zwar Christus angehören, aber sie möchten sich nicht binden lassen, sie wollen keine Verpflichtung eingehen. Unsere Bindung an Christus verwirklicht sich dadurch, dass wir an seinen Leib gebunden werden, d. h. an eine örtliche Gemeinde. Gemeinschaft mit Christus haben, heisst Gemeinschaft mit den Brüdern haben in der Gemeinde (1Kor 1,9; Mt 25,40).

Es ist darum entscheidend, dass wir die wichtige Bedeutung der Gemeinde richtig verstehen. Denn so wie die Ehe Einrichtung Gottes ist, so ist auch die Gemeinde Gottes Einrichtung. Weil viele Menschen keine Ehe eingehen wollen, haben sie das Konkubinat eingerichtet als Ersatz für die Ehe, bei dem sich niemand binden muss. Auch auf dem Gebiet des Glaubens gibt es viele Gruppierungen, die nur Gemeindeersatz sind, bei denen sich niemand binden muss. Die Gemeinde ist jedoch Gottes Lebensgemeinschaft, Gottes Familie mit ihren vielfältigen Aufgaben.

Die folgenden Gleichnisse des Himmelreiches, in ihren verschiedenen Bildern, beschreiben die Tätigkeit der Gemeinde:

Matthäus 13,3-23:
Das Gleichnis vom Sämann spricht von der Verkündigung des Wortes Gottes und vom Fruchttragen.

Matthäus 13,31-32:
Das Gleichnis vom Senfkorn zeigt das allmähliche Wachstum und die Ausbreitung der Gemeinde.

Matthäus 13,44:
Der Mensch, der den verborgenen Schatz findet, ist einer, der zu Christus stösst und zur Gemeinde kommt.

Matthäus 13,47-50:
Stellt auch die Aufgabe der Gemeinde dar, hinauszugehen in alle Welt und Menschen zu gewinnen (Vom Fischnetz).

 

 Links:

- Gemeindebauplan

- Gemeinden im NT