1. Petrus-2a: Die unverfälschte Milch

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 2 (Teil 1): Vertraut dem kostbaren Eckstein

 

  Verse 1-3: Verlangen nach der unverfälschten Milch.

Das Wort „nun” oder „darum” verbindet diesen Abschnitt mit dem vorhergehenden. Im vorhergehenden Abschnitt wurde von neugeborenen oder wiedergeborenen Christen gesprochen (1,23).  Neugeborene sind Kinder des Gehorsams, weil sie mit unvergänglichem Samen des Wortes Gottes gezeugt wurden.

Neugeborene legen, wie schmutzige Kleidungsstücke, alles ab (ἀποτίθημι), was sie schmutzig macht:

Alle Bosheit (κακία), Schlechtigkeit (Jak 1,21).

Alle Arglist (δόλος), (Hinter-) List, Köder, Betrug, Täschung (Röm 1,29).

Heuchelei (ὑπόκρισις), verstellen, vortäuschen (Lk 12,1b; Apg 5).

Missgunst (φθόνος), Neid, (Gal 5,21, Lk 22,24)

Üble Nachrede (καταλαλία), Verleumdung, Beschuldigung (Kol 3,8; Jak 4,11). Es ist zu bemerken, dass nur böswillige und falsche Beschuldigungen als üble Nachrede oder Verleumdung gelten. Jesus warnte seine Jünger notwendigerweise mehrmals vor der Heuchelei oder Lehre der Pharisäer (Mt 16,6.12; Lk 12,1), die es nicht verstanden, die Theorie in die Praxis umzusetzen (ein Sagen und „Nichttun” Lebensstil).

Epheser 4,22-24: „Dass ihr ablegen sollt, was euer früheres Leben geprägt hat, den alten Menschen, der zugrunde geht wie die trügerischen Begierden! Lasst einen neuen Geist euer Denken bestimmen, und zieht an den neuen Menschen, der nach dem Willen Gottes geschaffen ist: in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.”

Hebräer 12,1: „Darum wollen denn auch wir, die wir von einer solchen Wolke von Zeugen umgeben sind, alle Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umgarnt.”

Das Wörtchen „wie” ist kein Vergleich, sondern neuer Tatbestand (Kol 3,8-11). Wir sind nicht etwa wie neugeborene Kinder, sondern geborene Kinder Gottes im Geist! Die meisten Empfänger des Petrusbriefes waren zwar kaum älter als zehn oder fünfzehn Glaubensjahre (d. h. Teenager im Glauben). Petrus zeichnet das Bild eines Neugeborenen (ἀρτιγέννητος) im Geist Christi zum dritten Mal (wie in 1,3.23). Paulus kam sich mit den neu bekehrten Thessalonichern vor wie eine stillende Mutter, die ihre Kinder pflegt (1Thess 2,7b). Ob wir nun im Glauben erwachsen sind oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass wir alle in Christus neugeborene Kinder Gottes geworden sind und nun nach dem neuen Leben trachten. Wie Säuglinge brauchen auch wir Zeit im Glauben zu wachsen. Wir legen nicht bloss die Bosheiten ab, sondern ziehen etwas Neues an, das uns schützt vor der Bosheit:

Römer 13,12b: „Lasst uns also ablegen die Werke der Finsternis und anziehen die Waffen des Lichts.”

Gal 3,27: „Ihr alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen.”

Säuglinge tragen ein natürliches Verlangen nach der Muttermilch. Wenn sie gesund sind, müssen sie nicht aufgefordert oder gar gezwungen werden, die Muttermilch zu trinken. Gesunde Säuglinge saugen gierig (ἐπιποθέω) an der Brust der Mutter. Säuglinge haben instinktiv verstanden, dass ihr Leben von der gesunden Muttermilch abhängig ist. Genauso sollen auch Neugeborene gierig sein wie Säuglinge und nach dem gesunden Evangelium mit seinen praktischen Anleitungen zur Liebe Verlangen tragen.

In unserem Text wird das Wort Gottes mit gesunder Muttermilch (γάλα) verglichen (V. 2).

Muttermilch ist vernünftig (λογικός).
Sie ist lebensnotwendig für jedes Neugeborene, weil sie Nährstoffe enthält, die jeder Säugling in seiner ersten Lebensphase braucht, um zu überleben. Genauso ist es mit dem Wort Gottes das unseren Glauben stärkt und wachsen lässt, weil es lebensnotwendige Substanzen für unseren Geit enthält.

Muttermilch ist unverfälscht (ἄδολος),
Wie die Muttermilch unverfälscht sein sollte, so ist es mit dem Wort Gottes. Das Wort darf nicht mit menschlichen Traditionen, Lehren, Geboten oder Boshaftigkeiten gepanscht werden, sonst ist es schädlich wie vergiftete Kuhmilch. Diese reine Muttermilch wird absichtlich den erwähnten negativen Begriffen gegenüber gestellt (V. 1), damit wir Materielles geistig verstehen und vergleichen lernen.

- Reine Muttermilch macht uns im Denken und Handeln gut, statt böse.

- Reine Muttermilch macht uns nicht arglistig, sondern voll von guten Absichten.

- Reine Muttermilch macht uns echt, statt heuchlerisch.

- Reine Muttermilch macht aus uns keine neidischen Gläubigen, sondern solche, die sich für andere aufrichtig freuen, wenn es ihnen gut geht.

- Reine Muttermilch verleumdet oder beschuldigt nicht ihre Glaubensgeschwister, sondern spricht gut und lobt ihre guten Werke.

Die gesunde Milch ist entscheidend.
In der Wirtschaft gibt es genügend Beispiele, die zeigen, dass Menschen durch vergiftete Kuhmilch und Babynahrung krank wurden oder gar starben.

Giftpflanzen für die Kuhmilch:
Wenn eine Kuh die Problempflanze „Zypressen Wolfsmilch” auf ihrer Futterwiese frisst, dann wird dadurch ihre Milch toxisch für Menschen. Auch das Jakobskreuzkraut oder die Herbstzeitlosen sind für ihre toxische Wirkung bekannt. Ebenso, der Riesenbärenklau als invasive Pflanze mit weissen Blüten, stammt aus dem Kaukasus und ist für Mensch und Tier giftig.

Die gesunde Milch kann aber auch von Menschen und ihren Irrlehren gepanscht oder vergiftet werden (1Joh 4,1ff.; 1Tim 4,1).

Gläubige verlangen (ἐπιποθέω) nach Gott und seinem Wort, wie Säuglinge nach der Muttermilch oder, wie Dürstende nach dem Wasser. Jesus bestätigt, dass wer sein Wort in sich aufnimmt, wie ein Dürstender nach frischem Wasser, der wird in seiner Seele gesättigt werden und „in Ewigkeit nicht mehr Durst haben” (Joh 4,14). Der Apostel Johannes beschreibt die himmlische Herrlichkeit mit reinem Quellwasser das jeder Dürstende umsonst trinken darf (Offb 22,17).

In einem Weisheitslied wird dieses gierige Dürsten der Seele nach Gott ausgedrückt (Ps 42,2, NGÜ): „Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott.”

Auch in Psalm 63,2 (NGÜ) wird dieses geistige Verlangen bildlich dargestellt: „Gott, mein Gott bist du, dich suche ich. Wie ein Durstiger, der nach Wasser lechzt, so verlangt meine Seele nach dir. Mit meinem ganzen Körper spüre ich, wie gross meine Sehnsucht nach dir ist in einem dürren, ausgetrockneten Land, wo es kein Wasser mehr gibt.”

Um im Geist zum Heil heranwachsen zu können, gilt es schliesslich, aus dem Säuglingsalter herauszuwachsen und statt Muttermilch immer mehr feste Speise zu sich zu nehmen (1Kor 3,2; Hebr 5,12 – 6,1). Das heisst, dass der Glaube sich weiter entwickelt und nicht ein Leben lang von Milch oder Wasser lebt. Wer im Glauben erwachsen geworden ist und sich immer noch nur mit Milch ernährt, statt mit fester Speise, der ist stehengeblieben (Hebr 5,12-14). Feste Speisen fördern unsere Leistungen, sodass wir nicht nur an Erkenntnis der Wahrheit zunehmen, sondern auch an Liebestaten (Eph 4,14-15). Die grösste Motivation eines lebendigen Glaubens ist es schliesslich, Gott nicht bloss verstandesmässig wahrzunehmen, sondern dem Herrn auch zu gefallen zu leben.

Wie gefallen wir Gott?
Psalm 51,19: „Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerbrochener Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.”

Wer hat Gottes Güte erfahren (V. 3)?
Jeder Dankbare, der hungrig und durstig ist wie ein Neugeborenes das bei Gott Zuflucht und Vergebung fand (Ps 34,9, 86,5). Gott ist sogar gütig (χρηστός) gegen die Undankbaren und Bösen (Lk 6,35). Wir Menschen kennen diese göttliche Güte nicht, deshalb will Jesus, dass wir sie erlernen, indem wir sie nicht bloss empfangen, sondern auch anderen Menschen weitergeben (Lk 6,33). Gottes Güte und Barmherzigkeit motivieren uns, die Welt loszulassen und dem Herrn zu dienen (Eph 4,32). Wenn wir wünschen, dass andere Menschen mit uns gütig umgehen, dann liegt es an uns, andere mit Gottes Güte zu beschenken (Mt 7,12; Röm 15,2). Schliesslich macht uns die Güte Gottes glücklich und motiviert uns, andere glücklich zu machen.

Schlussfolgerung:

Gottes Güte macht uns glücklich und gierig, mehr von diesem Glück zu erfahren. Diese erfahrene Güte Gottes kann uns nichts und niemand nehmen. Neugeborene Kinder Gottes sind unmündig in der Bosheit und streben eifrig nach dem guten und gesunden Geist Christi (1Kor 14,20; Röm 8,9).

 

Fortsetzung Kapitel 2 (Teil 1):  Hintreten zum auserwählten Stein