1. Petrus-1g: Neu geboren aus unvergänglichem Samen

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 1 (Teil 2): „Seid heilig, denn ich bin heilig”

 


 Verse 22-25: Neu geboren aus unvergänglichem Samen.

Wir haben unsere Seelen gereinigt (ἁγνίζω).
Das Wort „reinigen” steht im Perfekt und nicht im Futur; es heisst „rein gemacht”. Es ist von einer Tätigkeit die Rede, die bereits an uns geschehen ist, die wir sogar selbst vorgenommen haben; nämlich durch die Taufe (Apg 2,38). Damit ist keineswegs gemeint, dass wir ohne den Geist Gottes auskommen, der uns reinigt und in uns schliesslich Wohnung nimmt (Röm 8,9; 2Tim 1,14). Es ist hier aber unleugbar von einer Tat die Rede, für die wir uns selbst entschieden und die wir, bis zu einem bestimmten Grad, selbst ausgeführt haben (Jak 4,8; 1Joh 3,3). Es ist unbestritten, dass letztendlich das Blut Jesu uns reinigt, d. h. dass wir gereinigt werden (Hebr 9,14). Wir können uns niemals selbst von Schuld reinigen (Tit 3,5). Die erwähnte Tätigkeit geht auf das Wasserbad der Taufe hinaus, bei der wir unser Gewissen reinigen lassen (1Petr 3,21; Eph 5,26).

Es ist nicht die Rede von kultischer oder äusserlicher Reinigung wie im AT, sondern von seelischer Reinigung und innerer Heiligkeit (Lev 11,44-45; 1Petr 2,5.9).

Unsere Seelen können nur „im Gehorsam gegenüber der Wahrheit” gereinigt werden (Röm 12,1-2; 2Kor 7,1). Gottes Wort ist die Wahrheit, das Evangelium (V. 25; Kol 1,5), das mit Jesus Christus in diese Welt gekommen ist (Joh 1,14.17). Was lehrt uns die Wahrheit Gottes?

- Sie lehrt uns, wie wir Kinder des Gehorsams werden (Röm 6,16; 15,18).

- Sie lehrt uns, wie wir als Kinder des Gehorsams leben (sieh Kommentar zu den Versen 13-17).

- Wer das gepredigte Wort Gottes im Gehorsam annimmt, der wäscht seine Sünden in der Taufe ab und reinigt seine Seele (Apg 2,40-41).

- Der Glaube an die Wahrheit Gottes heiligt uns durch seinen Geist (siehe 1,5).

- Gehorsam gegenüber der Wahrheit ist der Weg zur inneren Reinigung (Joh 15,2).

Wer seine Seele gereinigt hat, durch den Gehorsam an das Evangelium, der ist frei geworden für die ungeheuchelte (ἀνυπόκριτος) Bruderliebe (φιλαδελφία). Unser Glaube soll ungeheuchelt sein (1 Tim 1,5; Jak 3,17). Ungeheuchelter Glaube bedeutet auch ungeheuchelte Agape (2Kor 6,6).

- Agape = göttliche Liebe.

- Liebe = Bruderliebe (Filadelphia), schliesst auch Frauen ein.

- Bruderliebe = Glaubensgeschwisterliche Liebe (Röm 12,10).

Wer Gottes Wort bewahrt, „in dem ist die Liebe Gottes vollendet” (1 Joh 2,5). Diese Liebe dehnt sich auf alle Menschen aus (2Petr 1,7). Diese Liebe sei „ohne Heuchelei!” (Röm 12,9). Mit anderen Worten; ohne Verstellung, Täuschung oder Verlogenheit, sondern echt und wahr (echt = γνήσιος, 2Kor 8,8). Wer die göttliche Liebe in sich trägt, der ist frei von Hass, Bitterkeit und allen unreinen Gedanken, die unsere Seelen vergiften.

Die Wiedergeburt in Christus macht uns frei von der Sklavschaft der Sünde, so dass wir fähig werden zu lieben aus reinem (καθαρός) Herzen. Der Wiedergeborene ist rein und besitzt ein reines Herz der Liebe (Jak 4,8). Diese Liebe soll beharrlich, ohne nachzulassen (ἐκτενῶς) gepflegt werden. Damit kommt deutlich zum Ausdruck, dass die göttliche Liebe nicht von alleine in unseren Herzen wächst, sondern beharrlich gepflegt werden muss, damit sie wachsen kann (1Joh 3,10-17).

Schlussfolgerungen: Gerade in religiösen Kreisen ist die Gefahr besonders gross, fehlende Liebe durch diplomatische und sachliche Verhaltensweisen oder Aussagen vorzutäuschen. So wird das christliche Leben zum frommen Selbstbetrug, d. h. zur geheuchelten Liebe. Der Mangel an Gehorsam gegenüber der Wahrheit führt zum Mangel an Liebe (Joh 13,34; 15,12-17). Jesus hat eindringlich gewarnt vor der frommen Heuchelei (Mt 6,5.16; Lk 12,1) und Petrus wird es noch einmal tun, in Kapitel 2,1.

Petrus erinnert uns schon das zweite Mal daran, dass wir neu geboren (ἀναγεννάω) sind (V. 3 und 23). In der Bibel wird nirgends gelehrt, dass wir aus uns selbst oder durch ein Gebet wiedergeboren werden können! Jesus selbst lehrt Nikodemus die Wiedergeburt aus Wasser und Geist (Joh 3,1-7). Wasser bedeutet Taufe und Geist bedeutet Heiliger Geist. Der Herr erklärt, dass der Mensch von oben geboren wird, wenn er durch die Taufe den Heiligen Geist empfängt (Mt 28,19; Apg 2,38).

Das Verb gennao (γεννάω) kommt 97 Mal vor im NT und bedeutet zeugen, gebären. Das Verb anagennao (ἀναγεννάω) bedeutet neu gezeugt, neu geboren oder wieder geboren. Paulus erklärt, dass in Adam alle sterben werden, weil sie mit menschlichem, d. h. vergänglichem Samen gezeugt wurden (1Kor 15,22). Wer aber mit göttlichem Samen (= Heiliger Geist) gezeugt wird, der aufersteht zum neuen Leben in Christus (Röm 6,3-7).

Durch das Wort der Wahrheit werden wir wiedergeboren (Jak 1,18). Das Wort der Wahrheit ist das Wort Gottes (wie bereits aufgeführt). Um Kinder des Gehorsam zu werden, müssen wir der Wahrheit Gottes gehorsam werden und unsere Seelen reinigen lassen durch das Wasserbad der Taufe (wie bereits aufgeführt). Diese Taufe „dient nicht der Reinigung des Körpers von Schmutz, sondern ist eine an Gott gerichtete Bitte um ein gutes Gewissen” (1Petr 3,21). Das Wasserbad der Taufe ist also keine körperliche Waschung, sondern eine seelische Waschung (= das Gewissen wird reingewaschen von aller Sünde).

In der Wiedergeburt werden wir einerseits von allen Sünden reingewaschen und andererseits zum neuen Leben in Christus Jesus gezeugt oder geboren. Das NT kennt keine Christen, die nur glauben, aber nicht wiedergeboren sind. Glauben bedeutet Gott beim Wort nehmen (Joh 3,36; Röm 6,17-18)! Das Wort Gottes lehrt, dass wir der Sklavschaft der Sünde absterben und uns zur Vergebung der Sünden taufen lassen sollen (Röm 6,3-4; Apg 2,38). Nur im Glauben an Jesus Christus erfahren wir die „Neuschöpfung”, die das ewige Leben schenkt (2 Kor 5,17; 1Joh 5,11-12). Wer an Christus gläubig geworden und getauft worden ist (Mk 16,16), der ist auch wiedergeboren und wird leben, auch wenn er stirbt und jeder, der lebt und an Jesus glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben (Joh 11,25-26).

Mit der Wiedergeburt werden wir in einen Leib hineingetauft (1Kor 12,12-14) und bilden Christi Gemeinde, d. h. wir sind Glaubensgeschwister im Herrn. Christus hat die Gemeinde so sehr geliebt, dass er sein Leben für sie hingegeben hat, „um sie zu heiligen und rein zu machen durch das Bad im Wasser, durch das Wort Gottes” (Eph 5,25).

Petrus vergleicht das irdische Leben mit dem Gras und den Blumen des Feldes (V. 24). Das Gras und die Blumen des Feldes sind vergänglich (Mt 6,30). Himmel und Erde werden vergehen, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit (Mt 24,35). Nur das neu gezeugte Leben, durch den Heiligen Geist, ist unvergänglich. Neu geboren zu sein, bedeutet also nicht bloss im Wasser getauft worden zu sein. Es bedeutet:

- durch das Blut Jesu von den Sünden reingewaschen zu sein (1Joh 1,7-9),

- versiegelt zu sein mit dem Heiligen Geist (Eph 1,13-14),

- in der Liebe mit Christus und den Glaubensgeschwistern vereint zu sein (1Joh 4,8).

 

 Schlussfolgerungen

Der Apostel Petrus stellt im zweiten Teil seines ersten Kapitels interessante Parallelen auf:

- Kinder des Gehorsams und Kinder der weltlichen Begierden (V. 14).

- Vergängliches Silber und Gold, teures Blut Jesu Christi (V. 18-19).

- Vergänglicher Same und unvergänglicher Same (V. 23).

- Das fleischliche Leben ist wie das Gras und wie die Blume, die verdorrt, aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit (V. 24-25).

Wer seine Seele im Gehorsam gegenüber der Wahrheit reinigen liess, der wurde befreit für die göttliche Liebe. Die Liebe ist das Gegenteil von Misstrauen, Hass, Neid, Besserwisserei, Selbstgerechtigkeit, grösser sein als der Andere usw. Die Wiedergeburt führt zur ungeheuchelter Liebe gegenüber allen Menschen, die keine eigenen Grenzsteine setzt.

Das fleischliche (weltliche) Leben führt unweigerlich zum Tod, aber das neu gezeugte Leben im Geist führt zum ewigen Leben.

- Was macht einen wiedergeborenen Menschen aus?

- Wie haben wir die Gewissheit, dass wir im Geist Christi wiedergeboren sind?

 

 Fortsetzung Kapitel 2 (Teil 1): Verlangen nach der unverfälschten Milch