1. Petrus-2b: Hintreten zum auserwählten Stein

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 2 (Teil 1): Vertraut dem kostbaren Eckstein

 

 

 Verse 4-8: Hintreten zum auserwählten Eckstein.

Ab hier gebraucht Petrus ein zweites symbolisches Bild und bezieht es auf Jesus Christus. Das Bild vom auserwählten Stein ist alttestamentlich und bezieht sich vorerst auf Gott, den Vater:

Dtn 32,3-4: „… Gott ist der Fels! Vollkommen ist sein Tun …”

Ps 18,3: „Der Herr ist mein Fels, meine Festung (oder meine Burg) und mein Retter …”

Ps 46,8.12: „Eine Burg ist uns der Gott Jakobs.”

Die Bibel spricht schon im AT vom Felsen Jesus Christus, aus dem Wasser hervorsprudelte, um das Volk auf der Wüstenwanderung am Leben zu erhalten (Num 20,1-11; 1Kor 10,4). Später wird in den Psalmen prophetisch auf den Stein hingewiesen, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein wurde (Ps 118,22).

Auch der Prophet Jesaja weissagt, dass der Herr in Zion einen Stein (λίθος) legen wird, an dem das ungehorsame Israel Anstoss nehmen, zu Fall kommen und zerbrechen wird (Jes 8,13-14; 28,16). Im Neuen Testament erfüllen sich diese Verheissungen, indem sie auf Jesus Christus hinweisen, als kostbaren Eckstein, mit unschätzbarem Wert (Apg 4,11; Röm 9,33; 1 Petr 2,6). Jesus selbst zitiert diese alttestamentlichen Verheissungen, die sich durch sein Auftreten in allen drei synoptischen Evangelien erfüllen (Mt 21,42; Mk 12,10; Lk 20,17-18). Für viele Juden ist er, der Fels des Ärgernisses, zum Anstoss (πρόσκομμα) und zum Skandal (σκάνδαλον) oder besser, zu ihrem Fall geworden (1Kor 1,23).

Im Neuen Testament erfüllen sich diese Verheissungen, indem sie auf Jesus Christus hinweisen, als kostbaren Eckstein, mit unschätzbarem Wert (Apg 4,11; Röm 9,33; 1 Petr 2,6). Jesus selbst zitiert diese alttestamentlichen Verheissungen, die sich durch sein Auftreten in allen drei synoptischen Evangelien erfüllen (Mt 21,42; Mk 12,10; Lk 20,17-18). Für viele Juden ist er der Fels des Ärgernisses geworden (1Kor 1,23). Die Juden sind die Bauleute des Tempels auf dem Berg Zion, die den Felsen verworfen und Jesus kreuzigen lassen haben. Für die, welche ihn ablehnen, ist dieser Eckstein zum tödlichen Stolperstein geworden, d. h. an dem sie zerbrechen werden.

In Gottes Augen ist dieser Eckstein (ἀκρογωνιαῖος λίθος) auserwählt (ἐκλεκτός) und kostbar (V. 4). Das ist es doch, was zählt! Das allerwichtigste ist, Gott zu gefallen (Röm 15,3). Wer den kostbaren Wert dieses auserwählten Steins begriffen hat, der nimmt ihn dankbar an und erträgt es, von Menschen mitverworfen zu werden. Wer an diesen Eckstein glaubt, wird nicht zuschanden oder blossgestellt werden (Röm 9,33), d. h. „wird vor dem Verderben bewahrt” (V. 6 gemäss NGÜ).

In den Versen 4-8 (von ersten Petrus, Kapitel 2) wird deutlich, dass der Eckstein –

für die, welche an ihn glauben, sehr kostbar (τιμή = Wert, Ehre, Ehrenstellung) geworden ist,

für die, welche nicht an ihn glauben, zum Stolperstein geworden ist.

In der Zürcher Bibel wird zweimal der Begriff Eckstein übersetzt:

Einmal für den auserwählten und kostbaren Stein, der an der äussersten Ecke (ἀκρογωνιαῖος λίθος) liegt, als Eck-, Grund-, oder Schlussstein.

Ein anderes Mal für den Stolperstein (wörtlich; zum Haupt der Erde, κεφαλή γωνίας), d. h. zum spitzen Stein an der Ecke eines Gebäudes, an dem man sich stossen und zu Fall kommen kann.

Es wäre falsch zu meinen, dass die Juden unschuldig sind, da sie ja zum Stolpern bestimmt (τίθημι) wurden. Diese Bestimmung bezieht sich auf den Ungehorsam oder Unglauben und nicht auf Menschen. Es ist niemals Gottes Bestimmung, sich über den Willen der Menschen hinwegzusetzen, indem er die einen zwingend rettet und die anderen ohne Grund straft (1Tim 2,4).

Übrigens macht Petrus hier keine Verbindung zu seiner Person. Er weiss sehr wohl, dass Jesus nicht ihn zum Felsen der Gemeinde machte, sondern sein Bekenntnis zu Christus (Mt 16,18): „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen …” Hier hätte Petrus die Gelegenheit gehabt, auf die Aussage Jesu Bezug zu nehmen. Doch der Apostel betont, dass Jesus Christus der auserwählte Eckstein des geistlichen Tempels, d. h. der Gemeinde ist. Ihn hat Gott vor Grundlegung der Welt auserwählt (Lk 9,35) und ausersehen (1Petr 1,20). Durch ihn hat Gott auch uns erwählt und im Voraus bestimmt (Eph 1,4; Röm 8,28-30).

Alle Gläubigen werden nun aufgerufen, zu diesem auserwählten Eckstein hinzu zu treten und sich von ihm aufbauen zu lassen. Jesus Christus ist der Eckstein (oder das Fundament) zum geistlichen Haus (1Kor 3,9-11).

Wir sind die lebendigen Steine, die sich zum heiligen Tempel im Geist aufbauen lassen (Eph 2,19-22). Einerseits besteht dieser geistliche Bau aus allen Gläubigen, die jemals gelebt haben. Andererseits bildet jede örtliche Gemeinde einen vollständigen Tempelbau (1Kor 12,12 ff.). Unser Glaube bedeutet also Gemeinschaft in der örtlichen Gemeinde.

Wir bilden Gottes heiliger Tempel, indem Gottes Geist wohnt (1Kor 3,16-17). Damals gingen die Menschen nach Jerusalem, um den Tempel Gottes zu sehen und Gottes Gegenwart zu erleben. Heute bilden wir den heiligen Tempel Gottes, indem Gott wohnt. Denn „der Höchste wohnt nicht in Wohnungen, die von Menschenhand gemacht sind” (Apg 7,48). Der Herr zieht es vor, in den Herzen seiner Geschöpfe zu wohnen (Joh 14,23b, NGÜ): „Wenn jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.”

Wir sind die heilige Priesterschaft, die ins Heiligtum hineingeht und geistliche Opfer darbringen darf.

Wie treten wir ins Heiligtum?
Durch unsere Bekehrung werden wir Glieder der Gemeinde Jesu. Durch die Aufnahmen in die Gemeinde sind wir ins himmlische Heiligtum getreten und bilden als lebendige Steine den geistlichen Tempel Gottes (Hebr 10,19).

Wie bringen wir geistliche Opfer dar?
Wenn wir Gott anbeten, dann bauen wir einen unsichtbaren Altar und bringen durch unsere Anbetung dem Herrn geistliche Opfer dar (Gen 4,4; 12,8; Mk 12,33). Wir beten Gott im Neuen Bund an:

- durch unsere Gebete (Offb 5,8; Ps 116,17),

- den Gesang (Hebr 13,15-16),

- das Herrnmahl (1Kor 11,23-26),

- die Gaben (Mt 5,23-24; Phil 4,18) und

- die Predigt (Mal 1,11; Ps 107,22).

Unser ganzes Leben ist ein Gottesdienst „als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer” für den Herrn (Röm 12,1).

Epheser 5,2: „... führt euer Leben in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer für Gott, als ein lieblicher Wohlgeruch.”

In diesem Sinn ist auch unser Leben eine Opfergabe für Gott (wie Paulus, der sogar bereit war, sein irdisches Leben zu opfern: Phil 2,17; 2Tim 4,6). Wie Christus, wollen auch wir dem Herrn ein lieblicher Wohlgeruch sein; wir sind geistliche Opfer, „die Gott angenehm sind durch Jesus Christus” (V. 5).

 

Fortsetzung Kapitel 2 (Teil 1):  Ihr seid die königliche Priesterschaft