1. Petrus-4a: Wappnet euch mit der Gesinnung Christi

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 4 (Teil 1): In allen Lebenslagen Gott verherrlichen

 

 Verse 1-3: Wappnet euch mit der Gesinnung Christi!

Petrus spricht in Vers 1 zuerst von Christus und anschliessend wendet er sich an die Nachfolger. Er sagt, dass Christus für uns am Kreuz bis zum Tod gelitten hat. Christen sind berufen, seinen Spuren zu folgen (1Petr 2,21) und für ihren Glauben an Christus sogar zu sterben. Mit dieser Gesinnung sollen sich alle Gläubigen wappnen (ὁπλίζω), bewaffnen, bereitsein zum Kampf.

Eph 6,11: „Zieht die Waffenrüstung (πανοπλία) Gottes an, damit ihr dem Teufel und seinen Machenschaften entgegentreten könnt!”

Eph 6,13: „Greift darum zur Waffenrüstung (πανοπλία) Gottes, damit ihr widerstehen könnt am bösen Tag und, nachdem ihr alles zu Ende gebracht habt, bestehen bleibt.” Die Waffenrüstung Gottes ist nicht buchstäblich gemeint, sondern geistig. Sonst müssten Gläubige sich kleiden wie römische Soldaten. Es geht vielmehr um eine geistige Waffenrüstung, da unser Kampf auch nicht gegen Menschen stattfindet, sondern gegen unsichtbare Feinde (Eph 6,12). Die Waffenrüstung Gottes ist keine Angriffswaffe, sondern dient hauptsächlich der Verteidigung unseres Glaubens (1Thess 5,8).

Aus welchem Material besteht die Waffenrüstung Gottes?
Sie ist eine Waffe des Lichts und besteht aus guten Werken (Röm 13,12). Sie besteht aus Gerechtigkeit (Röm 6,13): „Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch vielmehr Gott zur Verfügung als solche, die unter den Toten waren und nun lebendig sind: Stellt eure Glieder Gott zur Verfügung als Waffen der Gerechtigkeit!” In Gottes Augen waren wir tot durch unsere Sünden. Aber wir sind lebendig gemacht worden und dienen nun Christus, mit den Waffen der Gerechtigkeit. Das heisst, wir pflegen in allem dieselbe Gesinnung wie unser Herr Jesus Christus.

Was soll das heissen (V. 1): „Wer im Fleisch gelitten hat, der hat mit der Sünde abgeschlossen”? Eben noch sprach Petrus von der Taufe, durch die wir gerettet werden wie Noah damals durch das Wasser der Flut (3,20-21). Wenn wir Römer 6 miteinbeziehen, sind wir Gläubigen in der Taufe mit Christus bereits gestorben (Röm 6,3.7), sodass dem fleischlichen Leiden ein Ende gesetzt wurde.

Römer 6,7: „Wer gestorben ist, ist von allen Ansprüchen der Sünde befreit.”

Wir sind für die Sünde tot, aber für Gott lebendig geworden (Röm 6,11). Wir müssen nicht mehr nach dem Fleisch leben, denn jetzt herrscht der Geist Gottes über uns (Röm 8,9). Auf diese Weise haben wir seit unserer Bekehrung mit der Sünde abgeschlossen. Das heisst, wir haben nichts mehr mit der Sünde zu tun (1Joh 3,6). Die Sünde hat keine Macht mehr über uns (Röm 6,14), weil Jesus uns durch seinen Tod am Kreuz vom Leid der Sünde für immer erlöst hat. Vor unserer Bekehrung haben wir im Fleisch gelitten, weil wir von unseren sündhaften Trieben beherrscht wurden und dabei unsere Verlorenheit erkannten (Röm 7,24-25). Doch jetzt haben wir mit der Sünde endgültig abgeschlossen.

Deshalb richten wir uns nicht mehr nach den Begierden unseres Fleisches, wie die gottlosen Menschen (V. 2). Wir richten uns nach dem Willen Gottes und kaufen die Zeit aus (Eph 5,16). Weil wir uns mit der Gesinnung Christi gewappnet haben, müssen wir nicht mehr leiden durch die Sünde, die zum Tod führt (Röm 6,16).

Römer 6,17-18 (NGÜ): „Aber Dank sei Gott, dass die Zeit vorbei ist, in der ihr Sklaven der Sünde wart, und dass ihr jetzt aus innerster Überzeugung der Lehre gehorcht, die uns als Maßstab für unser Leben gegeben ist und auf die ihr verpflichtet worden seid. 18 Ihr seid von der Herrschaft der Sünde befreit worden und habt euch in den Dienst der Gerechtigkeit stellen lassen.”

Eigene Übersetzung: „Dank aber sei Gott! Ihr wart Sklaven, der Sünde ausgeliefert. Jetzt aber seid ihr von ganzem Herzen der Gestalt der Lehre gehorsam geworden. Befreit von der Sünde, seid ihr in den Dienst der Gerechtigkeit getreten.”

Es ist nun Zeit, mit jeglichem Trachten des Fleisches Schluss zu machen (V. 3) und sich auf das neue Leben in Christus zu fokussieren. Denn das Trachten des Fleisches führt zum Tod (Röm 8,6). Die Sünde soll nicht länger herrschen in unserem sterblichen Leib (Röm 6,12). Petrus nennt einige heidnische Gewohnheiten beim Namen, von denen die Gläubigen vor ihrer Bekehrung ihr Leben bestimmen liessen:

- Ausschweifungen (ἀσέλγεια) sexuelle Lüsternheit Art (Mk 7; Gal 5).

- Begierden (ἐπιθυμία), vermutlich sexuelles Verlangen oder allgemein gieriges Leben (Kol 3).

- Alkoholexzesse (οἰνοφλυγία), d. h. regelmässige Weingelage, die zur Trunkenheit führen.

- Schlemmen (κῶμος), Schwelgerei, Festgelage, Fresserei.

- Saufen (πότος), Zecherei (Trinkgenosse), Saufrunden (Gal 5).

- Götzendienst (εἰδωλολατρεία), Götzentempelbesuch mit Opferungen und sexuellem Umgang mit Tempelhuren (1Joh 5,21).

Wie andere Sündenlisten im NT, ist auch diese unvollständig. Alle sechs Begriffe des Lasterkataloges stehen in der Mehrzahl. Diese Aufzählung ist ein praktischer Hinweis auf das, was Petrus mit dem Sinn der Heiden meint, den Gläubige nicht länger nachahmen sollen. Zusätzlich können wir dieser Aufzählung entnehmen, dass der gesamte Brief nicht an Judenchristen gerichtet war, sondern vor allem an Heidenchristen.

Seit Menschengedenken gibt es Ausschweifungen jeglicher Art, die einem frommen und gottesfürchtigen Lebenswandel gegenüber stehen. Das ist nichts Neues und auch nicht verwunderlich, dass Petrus diese Ermahnungen den bekehrten Christen im ersten Jahrhundert ans Herz legen musste. Denn schon damals ging es in der römisch beherrschten Welt bunt zu. Das sind typische Ausartungen des Wohlstandes!

Schlussfolgerungen:
Petrus will nicht brillieren mit seiner grossen Erkenntnis über Noah und Jesus (3,20-21). Deshalb ist er in diesem Abschnitt auf die praktische Anwendung fokussiert. Im christlichen Leben geht es nicht darum, unseren Verstand durch Erkenntnisse zu befriedigen, sondern um eine völlig neue Gesinnung, die zu einem veränderten Lebenswandel führen. Jeder Nachfolger Christi soll sich bewusst sein, dass er das Lager gewechselt hat.

In der Welt sieht es so aus, als ob wir zur Minderheit gehören. Denn, wer will sein Leben schon nach dem Willen Gottes ausrichten? Jesus tröstet seine Jünger mit den Worten (Lk 12,32): „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.”

Im Himmel aber werden wir Gläubigen zur Mehrheit und zur Übermacht zählen! Deshalb sollen wir uns mit der Gesinnung Christi (Phil 2,5) wappnen und bereit sein für den Glauben zu leiden, ja sogar zu sterben, wenn es sein muss. Jesus hat sogar die Schande des Kreuzes geringachtet (Hebr 12,2).

Worin besteht die Gesinnung Christi?

- Seine Gesinnung besteht aus dienen, anderen helfen, sich für andere einsetzen, sich in andere hineinfühlen usw. (Mk 10,45).

- Wer sich mit der Gesinnung Christi wappnet, der greift andere Menschen nicht an, sondern dient ihnen zu ihrem Besten.

- Wenn wir uns also vollständig bewaffnen mit der Gesinnung Christi, dann bekommt das Leiden einen grossen Sinn.

Wir kämpfen also einerseits gegen aussen mit der Gesinnung Christi und andererseits gegen innen, indem wir uns von der Welt abwenden und den Willen Gottes tun. Denn wir kämpfen gegen unser Ego, unseren Stolz und unsere irdischen Wünsche und Träume. Weil Fleisch und Geist miteinander im Krieg stehen, führen wir unseren Kampf gegen unser eigenes Fleisch (Gal 5,17). Wir leiden also nach wie vor im irdischen Leben. Doch die Leiden sind nicht vergebens!

Sie haben eine reinigende Wirkung für unsere Seelen.
Je mehr wir Gutes tun, desto weniger können unsere geistigen Kleider befleckt werden. Ziel ist es, ein geheiligtes Leben zu führen, indem wir uns von jeglicher Befleckung des Fleisches und des Geistes fernhalten (2Kor 7,1). Zudem wäscht Christus uns rein durch sein Blut und reinigt uns von aller Sünde, wenn wir sie einsichtig vor ihm bekennen (1Joh 1,9).

Leiden stärken unseren Glauben.
Wenn die Konsequenzen der Sünden uns leiden lassen, dann sind wir eine Erfahrung reicher und gehen gestärkt hervor, sodass wir einiges in Zukunft besser machen. Wir fühlen uns aber auch enger verbunden mit Christus, wenn wir um der Gerechtigkeit Willen leiden, sodass unser Glaube gestärkt wird (1Petr 3,18).

Alle Leiden sind vergänglich, wie das Leben vergänglich ist.
Das ist ein grosser Trost! Röm 8,18: „Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.”

 

 

 

Fortsetzung Kapitel 4 (Teil 1):  Lasst euch nicht mittreiben im Strom