1. Petrus-3f: Christus litt als Unschuldiger

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 3 (Teil 2): Bereitschaft zu leiden für das Gute

 

 
 Verse 18-22: Christus litt als Unschuldiger.

Vers 18: Jesus starb für die Schuldigen.
Dieser Vers gilt als kürzeste und beste Zusammenfassung des ganzen Neuen Testaments bezüglich der Bedeutung des Kreuzes Christi. Jesus ist uns Gläubigen in den Leiden ein einzigartiges Vorbild. Der Messias hat als Gerechter für Ungerechte gelitten, indem er sein Leben für unsere Sünden am Kreuz hingab. Weil er das vollkommene Sündopfer ist für alle Generationen vor und nach ihm, braucht es kein weiteres Opfer mehr, wie das im AT der Fall war (Röm 6,10; Hebr 9,-28; 10,10-18). Er hat nicht für seine eigenen Sünden gelitten, sondern allein wegen unseren Sünden starb er am Kreuz (Mk 10,45). Deshalb litt er als Gerechter (Hebr 7,26) für Ungerechte. Jesus wurde unter den ersten Christen als Gerechter bezeichnet (Apg 3,14; 7,52; 22,14; 1Joh 2,1.29.3,7). Die Leiden unseres Herrn Jesus lehren uns nicht bloss durchzuhalten, sondern in den Leiden noch Gutes zu tun (Mt 22,51; Joh 19,26).

Mit diesen Worten tröstet und ermutigt Petrus zugleich alle Leidenden. Seine Worte erinnern uns daran, dass wir nicht die Einzigen auf dieser Welt sind (5,9). Seine Worte trösten uns, weil sogar Jesus, der vollkommene Sohn Gottes, gelitten hat (siehe Bindeworte: „Denn auch Christus …”). Seine Worte ermutigen uns, zum lebendigen Gott eine Beziehung zu suchen (Ps 119,2), denn die Leiden Christi haben uns den Zugang zu Gott eröffnet. Die Sünde hat unsere Beziehung zu Gott zerstört. Durch Christi Tod kann diese Beziehung wiederhergestellt werden.

Jesus wurde zwar getötet („aber das betraf nur sein irdisches Leben”, siehe NGÜ), denn Jesus ist auferweckt worden im Geist, indem er nun bei Gott wohnt. Auch unser irdisches Leben wird eines Tages zu Ende gehen. Da aber unser Geist durch die Taufe bereits zum neuen Leben in Christus auferweckt wurde, werden wir nach unserem leiblichen Tod weiterleben mit Christus. Alle, die in Christus gestorben sind, werden am grossen Gerichtstag zuerst auferstehen (1Thess 4,16). Anschliessend werden die übrigen Gläubigen, die noch auf der Erde leben, zum ewigen Leben in den Himmel entrückt werden (1Thess 4,17).

Verse 19-20: Die Geister im Gefängnis.
Diese Verse zählen zu den schwerverständlichsten im NT (2Petr 3,16) und deshalb werden sie auch zusammen behandelt.

Eine sehr schlechte und veraltete Übersetzung: „Deshalb ist er niedergefahren zur Hölle und hat den Geistern gepredigt.” Das Wort Hölle kommt im Text gar nicht vor. Ältere Kommentatoren verbanden 3,19 mit 4,6 und machten den Fehler, daraus zu schliessen, Jesus sei zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung in die Unterwelt hinuntergefahren und habe den Toten das Evangelium oder die frohe Botschaft von der Erlösung verkündigt. Die Übersetzung „hinuntergefahren” ist schlecht, denn das griechische poreuomai bedeutet gehen, reisen, wandern. Er ging hin ist eine biblische Art zu sagen, dass er verkündigte. Auch das Wort „Evangelium” oder „Botschaft” kommt im Text nicht vor. Es ist bloss von jemandem die Rede, der etwas verkündigte (κηρύσσω). Was und wie genau verkündigt wurde, wird im Text nicht gesagt.

Wichtig: Die biblische Lehre räumt dem Menschen nach seinem irdischen Leben keine zweite Gelegenheit zur Rettung ein (Hebr 9,27-28).

Eigene Übersetzung (Verse 19-20): „Noah verkündete durch den Geist Christi seinen Zeitgenossen, die jetzt in der unsichtbaren Welt (Hades, Tartarus) leben, die herannahende Sintflut. Doch sie hörten nicht zu, obschon Gott geduldig zuwartete bis die Arche gebaut war. So kam es, dass am Ende nur acht Seelen durch das Wasser hindurch gerettet wurden.”

Wer predigte zu den gefangenen Geistern?
Das Wort „er” bezieht sich auf den vorhergehenden Vers 18, der von Christus spricht und als Gottheit alle Macht besitzt. Jesus predigte aber nicht selbst, sondern Noah predigte durch den Geist Christi zu seinen Zeitgenossen. Gemäss 2Petr 2,5 war Noah ein Verkünder (κήρυξ) der Gerechtigkeit. Noah wies mit Wort und Tat, d. h. mit seinem ganzen Leben, auf den lebendigen Schöpfergott hin (Gen 6,8-9).

Wer sind die gefangenen Geister oder die Geister im Gefängnis?
Es sind die Zeitgenossen Noahs, die anschliessend in der Sintflut umkamen (Gen 6,7-8). Sie alle befinden sich nun als Geister in der unsichtbaren Welt (Hades, Tartarus), der sie nicht entfliehen können. Beachte den Unterschied zwischen den Geistern (ohne Leib) und den Seelen (im irdischen Leib).

Wie kann Noah durch den Geist Christi gepredigt haben?
Im NT erfahren wir mehr als einmal, dass Jesus vor seiner irdischen Lebzeit wirkte (Joh 1,3; 1Kor 10,4; 1Petr 1,10-11). Jesus bestätigte seine Existenz, bevor es Abraham gab (Joh 8,58). Im AT ist auch immer wieder von einem Boten des Herrn (Elb. Jahwes) die Rede (z. B. Gen 16,7-14; Ex 3,2), der mit seinem Auftreten auf Christi Gegenwart hinweist. Der Apostel Petrus bezeugt, dass die Propheten des ATs durch den Geist Christi wirksam waren und nicht wussten, wann die messianischen Verheissungen in Kraft treten werden, von der sie sprachen (1Petr 1,10-11). So nahm der Geist Gottes durch sein Wort in Jesus Christus Fleisch und Blut an und wohnte unter den Menschen (Joh 1,14), sodass er ihnen die Auferstehung und das Leben direkt verkündete (Joh 11,25). Aus der Bibel entnehmen wir auch, dass Jesus mehr Menschen taufte als Johannes der Täufer, obschon Jesus nie taufte, sondern nur seine Jünger, die im Namen Jesu tauften (Joh 4,1-2). Zusammengefasst lässt sich aus diesen Hinweisen schliessen, dass der Geist Christi lange vor seiner irdischen Geburt am Wirken war (Hebr 1,2; Eph 1,4).

In diesem göttlichen Geist, der durch Christus bereits vor seiner irdischen Geburt wirkte, ging der gottesfürchtige Noah zu den ungehorsamen Menschen, um sie vor der Flut zu warnen. Schliesslich ertranken diese Seelen in der Flut und leben nun als gefangene Geister im körperlosen Bereich (= Hades), zusammen mit den gefallenen Engeln, wo sie auf ihre endgültige Verurteilung warten (2Petr 2,4-9; Jud 6).

Schlussfolgerung: Noah verkündete im Geist Christi seinen Zeitgenossen die bevorstehende Sintflut.

Als Noah alles genau nach den Anweisungen Gottes fertiggestellt hatte (Gen 6,22), ging er mit seiner Frau, seinen drei Söhnen samt ihren Frauen und den Tieren in die Arche (Gen 6,18). Auf diese Weise überlebten die auserwählten Tiere die Sintflut und die acht Seelen wurden durchs Wasser vor dem Tod bewahrt. Petrus betont, dass heute genauso alle Menschen durch das Wasser hindurch gerettet werden. Wie ist das möglich?

Vers 21: Das Symbol der Taufe.

Eigene Übersetzung (Vers 21): „Dieses Wasser rettet jetzt auch euch und gilt als Symbol für die Taufe. Denn sie ist keine körperliche Reinigung, sondern die Bitte an Gott um ein reines Gewissen, dank der Auferstehung Christi.”

Es geht hier um die Glaubenstaufe, die im Wasserbad stattfindet. Das Wasser selbst rettet nicht, sondern es dient nur als Symbol oder Gegenbild (ἀντίτυπον) für das Wahre; die Taufe. Im AT weist vieles wie ein Schatten oder Antitüpos auf die Zukunft hin, denn das NT ist die Erfüllung des ATs (Gal 4,4; Mk 1,15; Lk 4,21; Eph 1,1).

- Paulus spricht von Adam als Gegenbild für Christus (Röm 5,14).

- Das Gesetz und die Priester des Alten Testaments dienten nur als „Abbild und Schatten der himmlischen Dinge” (Hebr 8,5; 10,1).

- Das gesamte AT lebt von Schattenbildern, die auf die endgültige Erfüllung oder die Wirklichkeit im NT hinweisen (1Kor 10,1-3).

- So verhält es sich auch mit dem Wasser als Symbol für die Taufe. Nicht etwa die Taufe ist das Symbol, wie man aus schlechten Bibelübersetzungen herauslesen könnte. Nein! Das Wasser ist das Symbol für die Taufe.

- Zur Zeit Noahs wurden acht Seelen durchs Wasser gerettet.

- Zur Zeit Moses wurde jeweils die erste und zweite Generation des ausgezogenen Volkes Israel, beim Durchzug durchs Wasser, gerettet (siehe Ex 14,29-30; Jos 3,14-17; 5,2-5).

Im neuen Bund werden nun alle Menschen, die gläubig werden und sich zu Christus bekehren, durch das Wasserbad der Taufe gerettet (Tit 3,5). Wenn Jesus lehrt (Joh 6,35): „Ich bin das Brot des Lebens …” dann spricht er symbolisch und meint, dass er und sein Wort für unseren Geist genauso lebenswichtig sind wie die Nahrung für den irdischen Leib.

Der Text betont, dass es bei der Taufe nicht um eine körperliche Reinigung geht, sondern um die Bitte an Gott um ein reines Gewissen. Dem Heiligen Geist geht es um unser Gewissen, das gereinigt werden soll (Hebr 10,22). Wie können da einige entgegenhalten, dass das Wasser keine reinigende Wirkungskraft auf den Geist besitze? Davon spricht ja auch keiner! Petrus sagt doch, dass die Taufe keine äussere, sondern eine innere Angelegenheit ist, bei der unser Gewissen gereinigt wird.

Das Wasser ist das Gegenbild oder Symbol der Taufe! Noah hatte das Wasser nicht einmal berührt und wurde trotzdem durch das Wasser hindurchgerettet, wie es heisst. Die Bibel spricht vom Abwaschen der beschmutzenden Sünde (1Kor 6,11; Apg 22,16).

Hebr 10,22: „Lasst uns also hinzutreten mit aufrichtigem Herzen in der Fülle des Glaubens das Herz gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser.”

Jakobus sagt etwas ähnliches (Jak 4,8b): „Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Zweifler!”

Die Bibel spricht hoch symbolisch, wenn sie sagt, dass alle selig sind, die ihre Kleider gewaschen haben (Offb 22,14) im Blut des Lammes (Offb 7,14). Es versteht sich von selbst, dass hier keine Säuglinge gemeint sein können. Bei der Taufe geht es um unseren Glauben an Christus (Mk 16,16). Bei der Taufe geht es um unsere Reue und Umkehr vom sündhaften Lebenswandel (Apg 2,38).

Es gibt auch keinen Grund, hier die Taufe für Tote ins Spiel zu führen und zu rechtfertigen. Paulus erwähnt die Taufe für Tote nicht, weil sie legal ist oder Teil der biblischen Lehre (1Kor 15,29). Jeder Mensch muss für sich selbst Rechenschaft ablegen vor Gott (Röm 14,12; 2Kor 5,10). Nur Jesus Christus konnte für unsere Sünden am Kreuz sterben, damit wir einst im Geist ewig weiterleben dürfen (1Petr 2,24; 1Joh 2,1).

Jesus Christus hat es möglich gemacht, dass durch seine Auferstehung jeder, der sich taufen lässt, mit ihm zum neuen Leben aufersteht (Röm 6,1-11). In der Taufe werden wird auf Christi Tod getauft (V. 3). Unser altes und sündhaftes Leben wird gekreuzigt und mit Christus begraben in der Taufe (V. 4 & 6). Wie Jesus auferweckt wurde, werden auch wir durch die Taufe zum neuen Leben erweckt (V. 4). Somit sind wir mit dem Tod und der Auferstehung Christi eng verbunden (V. 5). Gläubig getaufte sind für die Sünde tot (Eph 2,1), aber für Christus lebendig geworden, sodass sie nicht mehr sterben (V. 9 & 11). Wir leben also nicht mehr uns selbst, sondern Christus lebt in uns (Gal 2,20).

Vers 22: Die Macht des Auferstandenen.
Durch seine Leiden erhielt Jesus die Vollmacht auf Gottes Thron zu sitzen und wurde über alle Engel und Mächte im Himmel und auf Erden gesetzt (Mt 28,18). Denn Jesus ist von den Toten auferstanden. Jesus wurde nach seiner Auferstehung in den Himmel entrückt (Apg 1,10-11). Anschliessend hat er sich für alle Ewigkeit zur Rechten Gottes auf den himmlischen Thron gesetzt (Apg 2,34-35). Damit hat Jesus den höchsten Platz eingenommen, den es gibt und herrscht nun als Gottheit über die gesamte irdische Schöpfung, sowie über den gesamten himmlischen Bereich (Ps 110,1).

Die Auferstehung Christi ist der absolute Sieg über das Böse und die Sünde. Sie schenkt uns die Gewissheit, dass Gott auch uns auferstehen lassen kann. Wer mit Christus herrschen will, der muss zum neuen Leben auferstehen.

Ohne die Auferstehung Christi würde das Evangelium keinen Sinn machen (1Kor 15,12-19). Die Auferstehung beweist die alles überragende Macht und Herrschaft Jesu Christi. Diese Stelle zeigt, dass Jesus die vollständige Macht über den Tod hinaus besitzt (1Kor 15,26). Nichts ist ihm unmöglich!

Die Taufe vereint uns mit dem Tod, dem Begräbnis und der Auferstehung Jesu Christi (Röm 6,3-7). Wer mit Christus gestorben ist, wird auch mit ihm in Ewigkeit leben (Röm 6,8). Darum, lasst uns mit Zuversicht dem lebendigen Gott dienen, mit gereinigtem Gewissen, das von allen schlechten Taten belastet war (Hebr 9,14). Lasst uns bereit sein für das Gute und Ewige zu kämpfen und zu leiden, denn gross ist der Lohn für alle, die bis zum Ende durchhalten.

Schlussfolgerungen:
Wichtig ist, dass wir den Gesamtzusammenhang dieses Textes beachten und fragen:

1. Um was geht es eigentlich in den Versen 18-22?

2. Geht es um Christus, der den gefangenen Geistern predigte oder um Noah der seinen Zeitgenossen predigte?

3. Geht es um die Seelen in der unsichtbaren Welt zu retten oder um unsere Rettung in diesem Leben?

4. Geht es um eine zweite Gelegenheit für eine ganz besondere Generation, die zur Zeit Noahs lebte, oder um die Rettung aller Menschen zu allen Generationen?

Was ist das Anliegen des Petrus im zweiten Teil des dritten Kapitels?

Titel: Die Bereitschaft zu leiden für das Gute.

Untertitel:

Verse 8-12: Seid alle eines Sinnes.
Verse 13-17: Selig seid ihr, wenn ihr für Christus leidet.
Verse 18-22: Christus litt als Unschuldiger.

Es geht also in erster Linie ums Leiden. Es geht in erster Linie darum, dass Christus als Unschuldiger für Schuldige gelitten hat und auferstanden ist. Petrus will sagen, dass alle Gläubigen auch leiden werden, wenn sie den Spuren Christi folgen. Im Gegensatz zu Christus leiden wir aber nicht als Gerechte für andere, sondern legen oft noch einen dazu, weil wir selbst Fehler gemacht haben. Trotzdem müssen wir uns keine Sorgen machen, denn wir stehen unter der schützenden Hand Gottes. Christus hat unsere Sünden getragen und vermag uns zu retten, wie damals die Menschen zu Noahs Zeiten.

Dabei geht es in diesen Versen darum, dass wir vom Beispiel Noahs lernen, wie wir heute Frieden mit Gott finden. Noah und seine Familie fanden Frieden mit Gott, weil sie ihm gehorchten und in die Arche gingen. Dann liess der Herr das Wasser auf Erden ansteigen, so dass alles Leben ausserhalb der Arche vernichtet wurde. So rettete der Herr Noah und seine Familie durch das Wasser der Sintflut. Als sie aus der Arche herauskamen, brachten sie dem Herrn Brandopfer dar (Gen 8,20-21). Der Herr segnete Noah und seine Nachkommen und machte mit ihnen einen Bund (Gen 9,11-13). Er versprach, dass nie wieder das Leben auf der Erde durch eine Flutkatastrophe vernichtet werden soll (V.11). Als Bundeszeichen für alle kommenden Generationen stellte er den Regenbogen in die Wolken (V. 12-13).

Genauso finden wir Gläubigen heute Frieden mit Gott, indem wir unser Gewissen durch das Wasserbad der Taufe reinigen lassen. Das Wasser ist das Gegenbild oder Symbol der Taufe! Nicht etwa die Taufe ist das Symbol, wie man aus schlechten Bibelübersetzungen herauslesen könnte. Nein! Das Wasser ist das Symbol für die Taufe.

 

Fortsetzung Kapitel 4 (Teil 1):  Wappnet euch mit der Gesinnung Christi