Titus-1: Der Auftrag des Apostels Paulus

Aufruf zu guten Werken

 

 

I.   Verse 1-4: Der Auftrag des Apostels Paulus

Die Verheissung Gottes steht im krassen Kontrast zu den lügenden Kretern (1,12). Gott kann nicht lügen (Hebr 1,2b). Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4.6). Vor ewigen Zeiten hat Gott beschlossen, seine Gnade an uns Menschen wirken zu lassen (2Tim 1,9). Vor Grundlegung der Welt hat Gott uns das ewige Leben versprochen (Eph 1,4-6). Gott hat sich durch einen Eid und durch seine Verheissung verbürgt (Hebr 6,17-18).

Alle Menschen sind gerufen, aber nur wenige sind (aus)erwählt (Mt 22,14; Lk 13,24). Paulus will nun allen, die sich im Glauben erwählen lassen dienen, damit die Wahrheit erkannt wird. Wie kann die Wahrheit Gottes erkannt werden? – Durch Glaube und Erkenntnis! Was lehrt die Wahrheit Gottes? – In Ehrfurcht vor Gott zu leben! (Spr 1,7). Paulus ruft auf zur Gottesfurcht und zum frommen Wandel in Christus, d. h. zu guten Taten. Was bewirkt ein frommer Wandel? – Er bewirkt, dass wir die Hoffnung auf das ewige Leben festhalten und nie mehr loslassen! (2Tim 3,5). Das Ziel des Paulus ist es, Menschen durch die Botschaft Christi auf festen Glaubensgrund zu stellen, im Gegensatz zur Welt, besonders die Kreter, die auf verlorenem Boden stehen (Kol 3,1-2).

Weil Titus durch Paulus bekehrt wurde, wird er sein rechtmässiges Kind im Glauben genannt mit dem er denselben Glauben pflegt (Tit 1,4). Die drei wichtigsten Evangelisten des Paulus sind: Timotheus, Titus und Lukas. Paulus wünscht seinem Mitarbeiter Gnade (χάρις) und Frieden (εἰρήνη) in Christus.

 

II.   Verse 5-16: Der Auftrag des Titus

Welche Schlüsse können wir aus Vers 5 ziehen? Was können wir annehmen? Offenbar waren Paulus und Titus schon einmal auf Kreta (wann und auf welcher Reise, wissen wir leider nicht). Auf Kreta wurde das Evangelium verkündet, so dass es in verschiedenen Städten kleinere Gemeinden ohne Leitung gab. Eventuell wurden diese neuen Gemeinden auch durch die heimkehrenden Juden gegründet, die sich zu oder nach Pfingsten in Jerusalem bekehrt hatten (Apg 2,38; 4,4; 5,12-16). Unter den Bekehrten befanden sich auch Juden, die die Qualifikationen als Älteste aufwiesen und als Leiter der Gemeinde Verantwortung übernehmen konnten (1Tim 3,6).

Wie konnten innert weniger Jahre nach der Entstehung der Gemeinden auf Kreta Älteste eingesetzt werden? Israel hatte Älteste, bevor das Volk das Rote Meer durchquerte (Ex 3,16.18): Es gab Stammesälteste (Dtn 5,23; Lv. 4,15). Es gab Älteste über ganz Israel (Ex 4,29).

Die Ältesten Israels spielten in Israel eine wichtige Rolle: Sie gingen mit Mose voraus, um den Fels zu schlagen (Ex 17,1-7). Sie assen mit Jethro und Mose das Mahl vor Gott (Ex. 18,12). Sie waren die ersten, die vernahmen, was Gott dem Moses auf dem Berg erzählte (Ex 19,7). Mose wählte siebzig von den Ältesten aus, um die Bundesschliessung zu bestätigen und Gott zu schauen (Ex 24,1-18). Mose versammelte später siebzig Älteste, die ihm beistanden in seiner Leiterschaft (Num 11,16-17). Sie legten ihre Hände auf den Stier, der geschlachtet werden sollte (Lev 4,13-21). Sie waren Zeugen, als Mose die Priester anleitete ihre ersten Opfer darzubringen (Lev 9,1). Älteste sassen am Tor der Stadt und beobachteten, wer ein und ausging (Rut 4,1-12). Älteste, die im Hause Davids lebten (2Sam 12,17).

Die Ältesten hatten auf Israels Segen oder Fluch einen grossen Einfluss: Unter Josua (Jos 24,31). Zur Richterzeit (Rich 21,25). Sie verlangten einen König, wie die Welt (1Sam 8,4-5). Zur Zeit Jeremias, Daniels und Hesekiels, ca. 630-550 v. Chr. (Ez 34,10).

Aber auch die heidnischen Völker hatten ihre Ältesten: Moabiter und Midianiter und ihr Wahrsagerlohn (Num 22,7). Die List der Gibeoniter (Jos 9,11).

Den Gemeinden fehlte etwas substanzielles, nämlich; Älteste (V. 6-9). Nicht weil die Gemeinden auf Kreta keine älteren und erfahrenen Gläubigen hatten, sondern weil diese ihre Verantwortung nicht wahrnahmen! Jede Gemeinde braucht Älteste oder Bischöfe! (Kommentar, 1Tim 3,1-7). Älteste und Bischöfe bedeuten dasselbe (vgl. V. 5+7; NGÜ-Gemeindeleiter). Die Qualifikationen sind aufgelistet und stehen zum Vergleich mit 1Tim 3 (siehe Zusatzblatt).

In der NGÜ wurde eine modernere Sprache ausgewählt:

Neue Zürcher Neue Genfer
unbescholten* jemand von unbestrittener Integrität
Mann [nur] einer Frau der seiner Frau treu ist
mit gläubigen Kindern dessen Kinder gehorsam sind und nicht durch ungehöriges und rebellisches Verhalten Anlass zur Klage geben
Haushalter Gottes ein von Gott eingesetzter Verwalter
unbescholten (*siehe oben untadeliges Leben führen
nicht anmassend nicht selbstherrlich
nicht jähzornig nicht jähzornig
kein Trinker nicht alkoholsüchtig
kein Raufbold nicht gewalttätig
nicht schändlichen Gewinn suchend nicht darauf aus, sich zu bereichern
gastfrei gastfreundlich
Freund des Guten das Gute lieben
besonnen sich verantwortungsbewusst verhalten
gerecht gerecht verhalten
gottesfürchtig von der Ehrfurcht vor Gott leiten lassen
enthaltsam sich durch Selbstdisziplin leiten lassen
festhaltend an der Lehre  an der vertrauenswürdigen Botschaft festhalten
imstande sein zu ermahnen  imstande, die Gemeinde im Glauben zu stärken
Widersprechende überführen die sich der Wahrheit widersetzen, zurechtzuweisen


Folgende 7 Qualifikationen decken sich mit 1. Timotheus 3:

- unbescholten, untadelig, ohne Tadel

- Mann [nur] einer [einzigen] Frau, nur einmal heiraten

- gastfrei, gastfreundlich

- kein Trinker, nicht trunksüchtig, nicht dem Wein ergeben

- kein Raufbold, nicht gewalttätig

- nicht geldgierig, nicht schändlichen Gewinn suchend, nachjagend

- besonnen

Alle Qualifikationen, ausser fünf, gelten für alle Christen:

- Nicht alle Christen müssen verheiratet sein, dazu noch mit einer Frau.

- Nicht alle Christen müssen Kinder haben, die gläubig sind.

- Nicht alle Christen müssen imstande sein zu lehren und zu ermahnen.

- Nicht alle Christen müssen Widersprechende überführen können.

- Neubekehrte sind von diesen Qualifikationen nicht ausgeschlossen, sondern alle Gläubigen sollten diesen christlichen Tugenden nachstreben (2Petr 1,10-11; Phil 2,15; Tit 2,6-8; 3,2; 1Joh 2,15-16; Kol 1,21-22).

Alle diese Qualifikationen sollten nicht als abschliessend betrachtet werden, sondern als grundlegende und wichtige Anforderungen.

Der biblische Begriffe „Hirt“ ist treffender für einen Gemeindeleiter: Das Bild eines Hirten macht deutlich, wie eng die Beziehung zwischen Leitern und Schafen sein soll. Der Auftrag des Titus ist es, in allen Gemeinden auf Kreta zu sorgen, dass es Hirten gibt, die die Herde Gottes weiden. Obschon Hirten nicht dieselbe Autorität wie Apostel haben, treten sie in die Fusstapfen der Apostel, die eine Art „Prototyp“ waren (1Petr 5,1).

Was sind die Aufgaben der Hirten in der örtlichen Gemeinde?

1. Zuerst einmal sollen sie Vorbilder sein (1Petr 5,3). Vorbilder gehen voraus, so dass die Herde ihnen folgt (wie in der Tierwelt, z. B. Schafen, Enten usw.). Vorbild ist keine Position sondern eine Funktion. Vorbilder sind es in ihrem Charakter und ganzen Wesen (1Kor 11,1; Tt. 2,7-8). Vorbilder tragen den Eimer selbst und lassen sich nicht bedienen.

2. Sie fällen wichtige Entscheidungen für die Gemeinde (1Tim 3,5; 1Petr 5,2). Sie formulieren gemeinsame Ziele. Sie verteilen verschiedene Aufgaben an die Glieder und Diakone. Sie schauen, dass jeder sein bestes gibt. Sie beobachten, ob alle gut zusammen arbeiten (1Kor 12,12-31). Sie sind verantwortlich, dass alles zur Auferbauung der Gemeinde geschieht (1Kor 14,26). Sie sind verantwortlich, dass alles korrekt und geordnet zugeht (1Kor 14,40). Sie kümmern sich um Benevolenz = Hilfsbedürftige (Apg 11,29-30). Sie fällen ihre Entscheidungen nicht selbst, sondern mit andern Gliedern.

3. Sie führen die Herde ans Wasser und auf saftige Wiesen. Sie sind keine Herrscher, oder Chefs wie in der Welt, die über andere gestellt sind. Sie sind gross im Dienen (Mt 20,26-28; Joh 13) und im andere Miteinbeziehen, im Motivieren und im Trösten (1Thess 5,14) usw. Sie arbeiten eng mit den Diakonen zusammen, die Aufgaben erhalten, die sie selbständig ausüben und Projekte, die sie selbst leiten.

4. Sie beten für die Glieder (Jak 5,14-16). Für physisch Kranke in der Gemeinde. Für geistlich Kranke in der Gemeinde.

5. Sie lehren, ermahnen und überführen (Tit 1,9; 1Tim 3,2; 5,17; Eph 4,11). Sie lehren öffentlich und privat. Sie ermahnen die Glieder und überführen die Irrlehrer (Tit 1,9-11). Sie geben Acht, was in der Gemeinde gelehrt wird durch andere Lehrer und Prediger, oder durch Schriften (Apg 20,28-31). Sie beschützen die Herde mit ihrem eigenen Leben (Joh 10,11). Sie setzen andere Lehrer und Leiter ein. Sie motivieren alle Glieder zum geistlichen Wachstum.

6. Es besteht kein Zweifel, dass es Gottes Wille ist, dass es in jeder örtlichen Gemeinde Älteste gibt, die die Führung übernehmen.

Der Hirt im Gegensatz zum Evangelist: Hirten treten immer in der Mehrzahl auf (Apg 14,23), der Evangelist oft alleine. Hirten arbeiten für die Gemeinde mehr intern, der Evangelist mehr extern. Hirten sind meistens ältere und erfahrene Menschen, während ein Evangelist auch jung sein kann wie Titus oder Timotheus (1Tim 4,12). Evangelisten sind laut der Bibel nicht den Hirten unterstellt, wie die Diakone.

Was macht eine Gemeinde, die [noch] keine Hirten hat? Sie muss auf dieses Ziel hinarbeiten, denn es ist Gottes Wille. Sie muss eine geistliche Leiterschaft bestimmen, wenn sie nicht schon durch den örtlichen Evangelisten geleitet wird (2Tim 4,1-5)! Das Ziel eines jeden Evangelisten sollte es sein, einmal Hirten in der Gemeinde einzusetzen. Jedes Zusammenleben von Menschen braucht Führung. Führung bedeutet immer Autorität. Wer führt, übt Autorität aus (Hebr 13,7.17). Führung in der Gemeinde bedeutet Heiligung, Hingabe und Vorbild.

Die Führung der Gemeinde ohne Hirten kann sich aus geistlichen Leitern zusammen setzen, die den Anforderungen für Hirten am nächsten stehen (Eph 4,11). Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst und wissen, dass Christus das Haupt seiner Gemeinde ist und bleibt (Eph 1,22). Sie gehen auf geistlicher Ebene in Wort und Wandel den übrigen voraus. Sie lassen sich freiwillig nach ihren Talenten einsetzen. Sie arbeiten als Teammitglieder zusammen und bemühen sich, die Einheit in der Gemeinde zu erhalten (Eph 4,3).

Die ganze biblische Geschichte zeigt, dass Gott immer wieder menschliche Leiter einsetzte, um sein Volk zu einem ganz bestimmten Ziel zu führen.

Anwendung für uns heute als junge Gemeinde: Solange die Gemeinde keine Hirten hat, ist es umso wichtiger, dass alle Glieder ihre Verantwortung für die verschiedenen Aufgaben und Dienste wahrnehmen (Koh 4,9-12). Jede Gemeinde kann ein erfolgreiches Team bilden, das in harmonischer Zusammenarbeit in einer Stadt oder einer Region viel Gutes bewirkt. Welche Arbeiten kannst du in deiner örtlichen Gemeinde übernehmen? Welche Arbeiten bist du bereit in deiner örtlichen Gemeinde zu übernehmen? (Röm 12,3-8). Talente zu vergraben ist Sünde (Mt 25,14ff.): 2. Timotheus 2,15.

14 Prinzipien für eine erfolgreiche Gemeindearbeit: 1Thess 5,12-24.

Ein weiterer Auftrag, den Paulus dem Titus übergab, war, die Widerlegung der Irrlehrer (V. 10-16). Hier erkennen wir erst, dass Gott nicht grundlos solche hohen Qualifikationen an die Ältesten stellt, denn in Kreta ist die Herausforderung besonders gross. Viele sind -

- ungehorsam, ordnen sich niemandem unter (ἀνυπότακτος): Sie sind Besserwisser und versuchen die Christen auf Kreta vom jüdischen Glauben zu überzeugen. Sie sind Selbstgerecht und meinen mit der Einhaltung des Gesetzes könnten sie Gott genügen. Sie halten von der Lehre Christi nicht viel und deshalb sind sie auch nicht bereit, sich in irgend einer Weise dieser Lehre zu unterordnen.

- reden unnützes Zeug, Schwätzer (ματαιολόγος): Sie stehen unter dem Einfluss des Gnostizismuses. Es ist eine griechische Denkrichtung, dass die Materie böse sei und der Mensch, der aus der Erde geschaffen wurde sündhaft. Es ist eine spekulative Weltanschauung mit verschiedenen Offenbarungen, die reine menschliche Erfindungen waren. Sie haben eine Leidenschaft für Stammbäume und Namensverzeichnisse (siehe 1. Timotheus 1). Sie erzählen erfundene Geschichten über Adam, Mose (z. B. über Jannes und Jambres im 2Tim 3,8 und Ex 7,11), Elija usw., siehe auch Vers 14!

- Verführer (φρεναπάτης), die die Leute betören. Sie fördern Streitigkeiten und Spaltungen. Sie verführen die Gläubigen dazu, dass sie sich mehr von den Gefühlen bestimmen lassen und sich so selbst betrügen (Gal 6,3).

Es ist von jüdischen Rabbinnern die Rede, die zu den Beschnittenen gehören (Apg 10,45; Gal 2,12). Die Irrlehrer in Ephesus (die wir schon in 1Tim 1 behandelten) unterscheiden sich kaum von den Irrlehrern auf Kreta. In 1. Timotheus 1,20 werden zwei namentlich genannt. Sie sind offensichtlich Gesetzeslehrer mit jüdischem Hintergrund. Allein schon durch ihre Beschneidung fühlen sie sich gerechter. Sie bringen ganze Familien durcheinander. Sie verwirren Menschen in ihrem Glauben an Christus, so dass schon ganze Familien abgefallen sind. Einzelne Seelen, die abgefallen sind, können eventuell wieder zurückgewonnen werden, aber wenn ganze Familien abfallen, dann wird es äusserst schwierig (2Tim 3,6). Was ist ihr Motiv? – „um des schnöden Gewinns willen …“ Aus Habgier (2Petr 2,1-3). Aus Ehrsucht (Apg 8,18-20). Wegen fleischlichem Wohlbefinden (Röm 16,18).

Titus soll nicht tatenlos zusehen, sondern diesen Leuten den Mund stopfen, aber wie? (wird nicht genau gesagt). Indem gesund unterwiesen wird (V. 9). Indem mit dem Wort Gottes widersprochen und gelehrt wird, dass sie nichts mehr sagen können (V. 9b.13). Indem er dafür sorgt, dass sie im Glauben gesunden (V. 13b). Indem an der Wahrheit mit Liebe festgehalten wird (Eph 4,15). Indem ihnen keinen Augenblick nachgegeben wird (Gal 2,5). Indem sie ein oder zweimal zurechtgewiesen werden (Tit 3,10). Indem ihnen aus dem Weg gegangen wird (Röm 16,17; 2Joh 10).

Titus soll zusammen mit den erwählten Hirten in den örtlichen Gemeinden für Recht und Ordnung sorgen. Es geht hier nicht darum, dass der Glaube aufgezwungen wird und die Gläubigen am eigenen Nachdenken hindern soll. Es geht um den Schutz der Herde Gottes – der Gemeinde (Apg 20,29-31).

Paulus zitiert den Kreter, Epimenides, der ca. 600 v. Chr. auf der Insel lebte. Nach der Auffassung etlicher Kommentatoren wird er als einer der sieben Weisen der antiken Welt betrachtet. Er soll den Athenern geraten haben, alle Götter gebührlich zu ehren, was dazu führte, dass die sie dem unbekannten Gott opferten. Er beschreibt die Kreter als (Phi. 3,19): Lügner, weil sie z. B. behaupteten, dass das Grab des Zeus auf ihrer Insel sei (Gott hasst alle Lügner: Spr 6,17-19; Offb 21,8), wilde Tiere (weil sie sich unkontrolliert, unzivilisiert und unvernünftig verhielten: Röm. 12,1), faule Bäuche (weil sie lieber herumlagen und zu viel assen, statt zu arbeiten: 2Thess 3,7-10).

Offenbar hat Paulus die Kreter selbst auch so erlebt, deshalb sagt er, dass dieses Urteil von Epimenides leider nur allzu wahr sei (V. 13). Trotzdem hält er Titus kein bisschen zurück von der Verkündigung. Er hätte ihm ja abraten können, auf Kreta das Evangelium zu verkündigen, mit den Worten: „Überlass diese Gottlosen sich selbst! Alle wissen, dass es aussichtslos ist mit ihnen.“ Paulus macht dem Titus Mut, indem er mit andern Worten sagt: „Geh trotzdem zu ihnen und bekehre sie!“ Verkündige ihnen das Evangelium so, dass sie im Glauben gesunden!

Warum schreibt Paulus über die Reinen und Befleckten? In der NGÜ werden diese Verse klarer übersetzt: Sie sollen sich nicht mit jüdischen Legenden abgeben und sich nicht von Menschen, die der Wahrheit den Rücken kehren, vorschreiben lassen, ´was sie als rein anzusehen haben und was nicht`. 15 Für die, die selbst rein sind, ist alles rein. Für die hingegen, die sowohl in ihrem Verstand als auch in ihrem Gewissen durch Sünde beschmutzt sind und die vom Glauben nichts wissen wollen, ist nichts rein. 16 Sie behaupten, Gott zu kennen, doch mit ihren Taten verleugnen sie ihn. Verabscheuungswürdige Menschen sind sie, die ´ihm` den Gehorsam verweigern und unfähig sind, irgendetwas Gutes zustande zu bringen.

Die gläubigen Juden hatten Probleme in der Gemeinde mit den Reinheitsgesetzen im Alten Bund. Von Kindheit an wurden sie gelehrt, was rein und was unrein war (Lev 11). Nun sollten sie auf einmal alles essen und trinken dürfen?! Die folgenden Bibelstellen nehmen Bezug auf dieses Problem zwischen Juden und Heiden in der Übergangszeit: Alles von Gott Geschaffene ist gut (1Tim 4,3-4). Nichts ist unrein, aber Christen sollten niemandem Anstoss bereiten (Römer 14,14.20). Weder Juden noch Heiden sollten andere Zwingen (Gal 2,14b-15). Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist heilsam (1Kor 6,12). Was aus dem Mund herauskommt verunreinigt den Menschen (Matthäus 15,11.15-20). Die Schlimmsten sind die, welche behaupten Gott zu kennen, und dabei doch nicht tun, was sie glauben und was wohlgefällig ist in Gottes Augen! Sie legen andern nur schwere Bürden auf! (Mt 23,3-4). Sie selbst sind ungehorsam und zu keinem guten Werk zu gebrauchen.

 

1b. Qualifikationen (Liste)

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