Titus-0b: Einführung

Aufruf zu guten Werken


I.   Verfasser

Der Apostel Paulus (1,1) nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom.

 

II.   Empfänger

Titus (1,4), ein Grieche, der auch nach seiner Bekehrung unbeschnitten blieb (Gal 2,3-5). Titus bedeutet „ehrwürdig“. Er befand sich auf der Insel Kreta.

 

III. Ort & Zeit

Paulus befand sich in Makedonien, um ca. 63-64 n. Chr. und schrieb den 1. Timotheusbrief, sowie den Titusbrief.

 

IV.  Thema

Aufruf zu guten Werken (2,14) (alt: Gemeindeordnungen)

 

V.  Schlüsselvers

Kapitel 2,11-14 (alt: Kapitel 1,5)

 

VI. Schlüsselwörter

gut (καλός), oder: gut (ἀγαθός) und: Gutes tun (ἀγαθοεργέω), gute Werke, (ἔργον), gesund, rein (ὑγιαίνω).

 

VII. Hintergrund

Nach seiner ersten Freilassung reiste Paulus vermutlich zuerst nach Kolossä (Phlm 22). Anschliessend reiste er nach Spanien (siehe „Das Leben des Paulus“, Lektion 6). Eine andere Möglichkeit wird in Punkt 8 aufgezeigt: „Wohin ging Paulus nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft?“

Als er nach Kreta kam, liess er den Titus auf der Insel zurück (Tit 1,5). Kreta ist ein steiniger Boden für das Christentum. In Kreta ist mit viel vergeblicher Liebesbemühungen zu rechnen. „Kreter sind stets Lügner, wilde Tiere und faule Bäuche“ (Tit 1,12). Die Situation in Kreta war entmutigend. Die Gemeinde war nicht organisiert, untätig, nachlässig und verwirrt (Tit 1,5-6). Jüdische Irrlehrer stifteten Unheil an (Tit 1,10-11; 3,8-11).

Von Titus wissen wir nicht sehr viel, da er in der Apostelgeschichte nicht erwähnt wird. Er war aber seit 15 Jahren oder länger ein Bekannter und Gehilfe des Paulus. Paulus zog mit Titus nach Jerusalem (ca. 50 n. Chr.), um die Frage der Beschneidung zu klären (Apg 15; Gal 2,1). Titus wurde ein wertvoller Mitarbeiter des Paulus (2Kor 8,16.23). Er konnte vor allem im Konflikt mit der Gemeinde in Korinth (ca. 56 n. Chr.) gut vermitteln (2Kor 2,13; 7,5-7; 8,6; 12,18). Titus tritt erneut nach der Zeit der Apostelgeschichte in Aktion. In Kreta hatte er eine äusserst schwierige Aufgabe übernommen (Tit 1,10). Einerseits sollte er den jüdischen Irrlehrern das Maul stopfen (Tit 1,11). Anderseits sollte er die Gläubigen zum gesunden Glauben zurückführen (Tit 1,13), damit sie nicht ohne Frucht bleiben (3,14).

Nachdem Paulus den Timotheus in Ephesus zurückliess, reiste er nach Makedonien, von wo er an seine geliebten Mitarbeiter schrieb.

- 1. Timotheusbrief (ca. 63 – 64 n. Chr.).

- Titusbrief (ca. 63 – 64 n. Chr.)

- Später wollte er entweder den Artemas oder den Tychikus nach Kreta schicken (Tit 3,15).

- Den Winter verbrachte Paulus in Nikopolis (Epirus oder Achaja, am adriatischen Meer) und bat Titus zu ihm zu kommen (Tit 3,12).

Besonderheit

Der Titusbrief enthält zwei besonders gut formulierte Glaubensbekenntnisse:

- Titus 2,11-14: Gottes Gnade erzieht zu guten Werken. 

- Titus 3,4-7: Die Güte und Menschfreundlichkeit Gottes.

„Das Wort ‚gesund’ legt den Schluss nahe, dass ein anerkannter dogmatischer Standard angenommen worden war, mit dem das richtige Leben und die richtige Lehre übereinstimmen mussten.“

 

VIII. Wohin ging Paulus nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft?

Kurz vor seiner Freilassung sendet er Timotheus voraus nach Philippi und reist später nach (Phil 2,19-23).

Er reist mit Titus zuerst nach Kreta (Tit 1,5).

Anschliessend besucht er Philemon in Kolossä (Phlm 10-22; Kol 4,9).

Dann zieht er nach Milet, wo er Timotheus trifft, der in Philippi war. Paulus ging nicht mehr nach Ephesus (Apg 20,25). Paulus bittet Timotheus in Ephesus zu bleiben (1Tim 1,3).

In Makedonien schreibt er den 1. Timotheusbrief in der Hoffnung, bald in die Gegend von Ephesus zu kommen (1Tim 3,14-15; 4,13).

Er schreibt aus Makedonien auch dem Titus seine geänderten Reisepläne. Paulus will den Winter in Nikopolis zubringen. Er bittet Titus zu ihm zu kommen (Tit 3,12).

Einige Beweisführungen lassen darauf schliessen, dass Paulus später doch noch nach Spanien reisen konnte (Röm 15,24.28). Paulus muss dann nach Kleinasien zurückgekommen sein. In Korinth lässt er den Erastus zurück. Dann geht’s nach Troas weiter, wo er seinen Mantel, Bücher und Papyrusrollen zurücklässt (2Tim 4,13.20). In Milet lässt er Trophimus krank zurück (2Tim 4,20).

Anschliessend reist Paulus ca. 64 nach Rom, wo er erneut inhaftiert wird und nicht mehr heraus kommt (2Tim 1,16-17; 2,9; 4,14-18). Er erkennt, dass sein Lebensende nahe gekommen ist (2Tim 4,6-8). Einsam im Gefängnis hofft er, dass Timotheus noch vor Wintereinbruch bei ihm eintrifft (2Tim 4,9-11).

Trotz den schwierigen Umständen ist Paulus stets zuversichtlich (2Tim 3,18; 2Kor 4,16 - 5,1; Phil 1,21.23). Für den schrecklichen Brand in Rom werden im Juli 64 die Christen verantwortlich gemacht. Kaiser Nero lässt die Christen verfolgen und auf brutalste Weise töten.

 

IX. Einleitung

Das Ziel des Apostels Paulus ist es, den Titus zu bewegen, die Gläubigen auf Kreta auf ihre Verantwortung hinzuweisen und sie zu guten Taten aufzurufen. Sie sollen erwachsen werden im Glauben und sich heiligen lassen für Christus. Dazu gehört, dass sie das Wort Gottes ernst nehmen und sich gegen die Widersprechenden erfolgreich durchsetzen. Diese Lektion gilt auch uns heute, denn es gilt erwachsen zu werden im Glauben:

- Das Kindische soll abgetan werden: 1Kor 13,11.

- Andere unterrichten, feste Speise einnehmen: Hebr 5,12-14.

- In der Liebe gewachsen sein: Phil 1,9-11.

- Zum vollkommenen Menschen heranwachsen: Eph 4,13-15.

- Frucht bringen durch gute Taten: Titus 3,14.

Die Irrlehrer auf Kreta unterschieden sich von denen, die Unruhe nach Galatien brachten. In Galatien handelte es sich um starren Legalismus. In Kreta bestand der Irrtum in moralischer Perversion. Beide werden in diesem Brief verdammt.

Die Kreter waren Lügner (ψεύστης), wilde Tiere (θηρίον) und Schlemmer (γαστήρ).

Lügner: betrügerisch, unzuverlässig,

Wilde Tiere: gefährlich, unberechenbar, habsüchtig,

Schlemmer: gefrässig, Trunkenbolde, leben für den Augenblick, arbeitsscheu.

 

 X.  Gliederung

Aufruf zu guten Werken

 

Kapitel 1: Der Auftrag des Apostels Paulus (1,1-4)

- Der Auftrag des Titus (1,5-16)

1. Einsetzung von Ältesten (V. 5-9)

2. Widerlegung der Irrlehrer (V. 10-16)

Kapitel 2: Anleitung zur christlichen Lebensführung (2,1-15)

1. Ältere Männer und Frauen (V. 1-3)

2. Junge Frauen und Männer (V. 4-8).

3. Sklaven (V. 9-10).

4. Ein Volk, das nach guten Werken strebt (V. 11-15)

Kapitel 3: Einstellung zur Welt (3,1-3)

1. Gegenüber Autoritäten (V. 1)

2. Gegenüber den übrigen Menschen (V. 2-3)

- Das ewige Leben ererben (3,4-7)

- Umgang mit Irrlehrern (3,8-11)

- Persönliche Anweisungen (3,12-14)