Titus-2: Anleitung zur christlichen Lebensführung

Aufruf zu guten Werken

 


 I.   Verse 1-3: Ältere Männer und Frauen

Titus wurde auf Kreta zurückgelassen, um Älteste einzusetzen (Kap. 1), um allen Gläubigen die gesunde Lehre zu vermitteln und ein Vorbild zu sein: Kapitel 2,1.7b-8.

Es ist damit allein nicht getan, dass Älteste in einer Gemeinde eingesetzt werden. Wenn die Ältesten ungenügende Vorbilder sind, dann nützen sie nicht viel. Auch die übrigen Glieder, die nicht eingesetzt wurden, sollen sich anleiten lassen zu einer christlichen Lebensführung. Der Gesundheitszustand einer Gemeinde hängt im Wesentlichen vom Glauben und von der Liebe aller Gläubigen ab.

Deshalb spricht Paulus fünf verschiedene Gruppen an und beginnt mit den älteren Männern und Frauen. Zu den älteren Männern und Frauen in unserer Gesellschaft zählen jene, die mindestens 50 Jahre alt sind, die über 25 Jahre verheiratet sind, die ihre Kinder aus dem Haus haben. Gott hat immer ältere Männer (πρεσβύτης) zu Leitungsaufgaben bestimmt (siehe Num 11,16-17; Jer 19,1-2).

Ältere Männer sollen –

- nüchtern sein (νηφάλεος, νηφάλιος), besonnen (NGÜ), im Gegensatz zu betrunken, dem Wein ergeben.

- sich würdig benehmen (σεμνός), ehrbar, ein glaubwürdiges Leben führen (NGÜ), nicht mit Grabesmiene umhergehend, ohne Sinn für Fröhlichkeit.

- besonnen sein (σώφρων), verantwortungsbewusst Handeln (NGÜ), sich in der Gewalt haben.

Ältere Männer sollen in drei wichtigen Eigenschaften gesund sein:

- im Glauben (πίστις). Wer Christus nahe ist, der gerät nicht so schnell in Zweifel durch irgendwelche Lebensumstände. Vielmehr wird er im Vertrauen auf Gott noch mehr bestärkt (1Joh 5,4; Lk 1,38).

- in der Liebe (ἀγάπη). Die grösste Gefahr im Alter besteht darin, verbittert und verhärtet zu sein und zu Nörglern zu werden (Röm 12,9-21). Gottes Liebe verändert uns ständig und schenkt uns das Verständnis für die jüngere Generation (1Kor 13,4-7).

- in der Geduld (ὑπομονή). Ein geduldiger Mensch ist wie ein reifer Wein, der sich durch Alter, Erfahrung und Treue auszeichnet. Er lässt den Kopf nicht hängen und ist auch nicht hastig, sondern gewohnt auszuharren bis zur Ernte (Hebr 6,15; Jak 5,7).

Ältere Frauen sollen –

- heilig sein (Spr 31,30). Gottes Heiligkeit spiegeln (NGÜ), würdevoll in ihrem Verhalten (EÜ).

- nicht verleumderisch sein (Spr 11,13; Jak 3,5-6), nicht klatschsüchtig (NGÜ), nicht durcheinanderwerfend (διάβολος).

- nicht dem Wein verfallen sein (wie 1Tim 3,11), nicht alkoholabhängig (NGÜ), nicht versklavt und unberechenbar, sondern nüchtern und dienstbar.

- gute Lehrmeisterinnen sein (Apg 21,8-9), durch Lehre und Vorbild (NGÜ), sie sollen die jüngeren Frauen lehren oder verständig anleiten, sie sollen den jüngeren Frauen ein Vorbild sein,

- für jüngere Frauen einen grossen Segen sein! Bsp. Hanna (Lk 2,36-38). Bsp. Lois (2Tim 1,5). Bsp. Priscilla (Apg 18,24-26).

 

 II.   Verse 4-8: Junge Frauen und Männer

Die jungen Frauen sollen –

- ihre Männer lieben (φίλανδρος) und Kinder (Ps 127,3-5).

- besonnen sein, verständig, vernünftig, bescheiden (σώφρων), verantwortungsbewusst zu handeln (NGÜ).

- fromm sein, heilig, rein (ἁγνός), sich von jeder Verfehlung rein zu halten (NGÜ), nicht schwanger vor der Ehe, und keine Abtreibung.

- haushälterisch sein, Haus hüten, im Hause weilen, daheim bleiben (οἰκουρός). Oikos (οἶκος) = Haus. Ouros (οὖρος) = Arbeiter. Aus den Sprüchen 31,10-31 geht hervor, während eine Frau auch ausserhalb des Hauses involviert sein kann, ihre Hauptaufgabe dem eigenen Haus gilt, sich um ihren Haushalt kümmern (NGÜ).

- tüchtig sein, liebend, gütig (ἀγαθός), in Form von tätig, freundlich sein (NGÜ).

- sich ihren Männern unterordnen (ὑποτάσσω) (Eph 5,22),

- generell gesagt, ihrer Familie zu Hause dienen; nicht auf Karriere aus sein, nicht für die Emanzipation kämpfen (siehe Notizen zu 1Tim 2,8-15: Mann und Frau in der Gemeinde), damit Gottes Wort nicht in Verruf kommt (βλασφημέω) (1Petr 3,1-6; 2,11-12).

Die jungen Männer sollen –

besonnen sein (σωφρονέω), gutes tun (παρέχω), wie Titus: Als Evangelist hat er etwas zu sagen und zu zeigen. Er macht nicht nur schöne Worte, sondern er bietet etwas dar.

Als junger Evangelist soll Titus den jungen Männern ein Vorbild (τύπος) sein. Paulus gebraucht hier dasselbe Wort (τύπος), wie für den jungen Timotheus (1Tim 4,12; 2Thess. 3,9; Phil 3,17). Damit der Gegenspieler beschämt wird = die, welche den guten Wandel in Christus schmähen (1Tim 3,7; 1Petr 3,16).

 

 III. Verse 9-10: Sklaven

Wenn wir von Herren und Sklaven lesen im ersten Jahrhundert, dann können wir nur dankbar sein für unsere heutige Arbeitssituation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch wenn wir viel und hart arbeiten müssen und vieles oft nicht gerecht ist, so ist unsere Arbeitssituation um das Mehrfache besser als damals. Trotzdem predigte Paulus nicht gegen das Sklaventum. Umso mehr sind wir als moderne „Sklaven“ verpflichtet gehorsam zu sein. Auch wir werden angeleitet Menschen gehorsam zu sein (z. B. Herren = Arbeitgeber, Hirten der Gemeinde, staatliche Obrigkeit, Kinder den Eltern), solange wir damit nicht gegen Gottes Wille verstossen (Apg 4,19-20; 5,29).

Siehe Parallelstellen mit Kommentaren (1Tim 6,1-2; Eph 6,5-9; Kol 3,22 - 4,1).

Christliche Sklaven werden ermahnt -

- sich ihren Herren unterzuordnen (ὑποτάσσω), gehorchen,

- sich wohlgefällig zu machen, ihnen gefällig zu sein (εὐάρεστος),

- nicht zu widersprechen (ἀντίλεγω), nicht widersetzen,

- nichts zu unterschlagen (νοσφίζομαι), oder stehlen,

- sich in allem treu zu bewähren, treu (πίστις) und zuverlässig zu erweisen.

Christliche Sklaven sollen Jesus Christus und der Gemeinde, sprich; die Lehre Gottes zierden, schmücken, ehren (κοσμέω),

- „damit der Name Gottes und die Lehre nicht gelästert werden“ (1Tim 6,1),

- „damit in allen Dingen Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus“ (1Petr 4,11).

Wann wird die Lehre Gottes gelästert?

- Wenn wir uns ausserhalb der Versammlungen völlig anders verhalten.

- Wenn wir eine geheuchelte Frömmigkeit leben.

- Wenn wir, wie die Irrlehrer auf Kreta, lügen, uns unzivilisiert verhalten, zu faul sind, um zu arbeiten, uns niemandem unterordnen, unnützes Zeug reden, andere Leute negativ beeinflussen (Mt 15,1).

 

 IV. Verse 11-15: Ein Volk, das nach guten Werken strebt

Kapitel 2,11-14 ist unser ausgewählter Schlüsselvers für den Titusbrief!

Wann ist die Gnade Gottes erschienen?

- Mit der Geburt Jesu Christi: Gal 4,4; 1Joh 4,14 (Joh 1,16-17).

- Dem Paulus wurde das Geheimnis kundgetan: Eph 3,1-11; Röm 16,25-27.

- Die Propheten wussten, dass das Heil kommen wird, aber sie wussten nicht wann: 1Petr 1,10-12.

Damit Gottes Gnade zum Heil dient, müssen alle Menschen gereinigt werden von ihren Sünden (Röm 5,12.19b): Hebr 9,14; 1Petr 1,18-19; 3,21 (NGÜ!); 2Kor 7,1.

Gottes Gnade erzieht uns zu verleugnen:

- Die Gottlosigkeit (Werke des Fleisches gem. Gal 5,19-21).
Wir sind versöhnt mit Gott (2Kor 5,19) und den Menschen (Mt 6,14-15). Unser Leib ist ein Tempel des heiligen Geistes (1Kor 6,19-20; 2Kor 6,16b-18).

- Die weltlichen Begierden (1Joh 2,15-17).

Der griechische Prediger Johannes Chrysostomos (350-407 v. Chr., Geschichte 191) bezeichnete alles als weltlich, was nicht mit uns in den Himmel eingehe, sondern sich wie die Welt auflöse und vergehe. Das Werk Christi besteht darin, dass er uns von allem reinigt, dessen wir uns vor Gott schämen (1Joh 1,7.9; Röm 6,21).

Gottes Gnade erzieht uns: Gnade (χάρις) = unverdiente Gunst (Eph 2,8). Gottes Gnade erzieht uns durch die Schriften (2Tim 3,16).

Gottes Gnade motiviert uns folgendermassen zu leben (Joh 17,11-16):

- besonnen (σωφρόνως: 2,2.5.6.12), überlegt, verantwortungsbewusst, weise …

- gerecht (δικαίως), recht, alle gleich behandeln, kein Ansehen der Person …

- fromm (εὐσεβῶς), gottesfürchtig, allezeit Gott verehrend mit Wort und Tat…

Wir werden aufgerufen, nicht nach dem Zeitgeist dieser Welt zu leben (Eph 2,2).

Gottes Gnade öffnet uns die Tür zu einer wunderbaren Hoffnung, „das Erscheinen unseres grossen Gottes und Retters Jesus Christus in seiner ganzen Herrlichkeit“ (NGÜ). Voll Sehnsucht warten wir Gläubigen auf die Wiederkunft Christi (2Kor 5,2). Die Wiederkunft ist die Erfüllung unserer Hoffnung im Glauben. „Siehe, er kommt mit den Wolken, und sehen wird ihn jedes Auge, auch die, welche ihn durchbohrt haben, und wehklagen über ihn werden alle Stämme der Erde. Ja, so sei es, Amen!“ (Offb 1,7)

Wir besitzen eine zuversichtliche Hoffnung, weil Christus sich hingegeben hat für uns.

- Wir sind losgekauft von der Sklavschaft der Sünde (Röm 6,17; Offb 14,4).

- Wir sind gereinigt durch das Blut des Lammes (Offb 7,14).

- Wir sind Gottes Kinder geworden (1Joh 3,1-3).

- Wir sind Gottes heilige Priesterschaft (1Petr 2,9).

- Wir sind voll Eifer bemüht, Gutes zu tun (Jak 2,26).

Titus wird ermutigt, zum aufrichten Predigen (λαλέω), Ermahnen (παρακαλέω) und Zurechtweisen (ἐλέγχω). Das ist die Aufgabe eines Evangelisten, ob die Botschaft erwünscht ist oder nicht (2Tim 4,2). Dies soll er tun mit der Autorität (ἐπιταγή), die ihm von Gott geschenkt wurde (Mt 7,29). Auch er ist jung wie Timotheus und soll wegen seiner Jugend von den Zuhörern nicht verachtet werden (1Tim 4,12).