1. Timotheus-03: Dienste und Qualifikationen

Gemeindeordnung

 

 

 I.   Verse 1-7: Der Bischof und seine Frau

Die Gemeinde ist keine Demokratie (Mehrheitsprinzip) oder Hierarchie (abgestufte Machtpositionen), sondern eine absolute Monarchie, in der Jesus Christus die alleinige Macht und Herrschaft besitzt (Eph. 1,22-23). Kirche und Staat gehören getrennt, weil sie völlig unterschiedliche Wege gehen. Die Gemeinde ist keine nationale oder internationale Organisation. Es gibt nur unabhängige Ortsgemeinden, die autonom (selbstregierend) sind.

Es muss unterschieden werden zwischen -

der universalen Gemeinde (Eph. 4,11),

der örtlichen Gemeinde (1. Tim. 3,15).

In der örtlichen Gemeinde hat Jesus den Männern die Leitung übertragen. Eine Gemeinde ohne Männer hat ein grosses Problem. Eine Gemeinde ohne Leitung steht in grösster Gefahr. Eine Gemeinde ohne Älteste ist unmündig.

Im NT gibt es drei Bezeichnungen für die Leiter einer Gemeinde, die sich jedoch alle auf die selbe Person beziehen (siehe Gemeindebauplan-06):

- Ältester (πρεσβύτερος); Titus 1,5; Apg. 20,17.

- Bischof (ἐπισκοπή); 1. Tim. 3,1; Apg. 20,28.

- Hirte (ποιμήν); 1. Pet. 5,2; Apg. 20,28.

Paulus beginnt mit einer starken Aussage: Zuverlässig ist das Wort (NZÜ). Das ist gewisslich wahr (Luther). Das ist ein wahres Wort (NGÜ). Der Wunsch nach Leitung in der Gemeinde ist eine schöne, edle Aufgabe. Dabei geht es niemals um Rivalen Kämpfe, um einen Rangstreit (Lk. 22,24-30). Es geht um einen aufopfernden Dienst an den Heiligen (1. Pet. 5,2). Diese Qualifikationen gelten nicht nur für Älteste oder Bischöfe. Alle Glieder sollten den Wunsch haben, diese Qualifikationen anzustreben. Vielleicht werden sie sich nie alle diese erwähnten Eigenschaften aneignen können, ein Ältester hingegen muss sie alle besitzen. Sie sollten deshalb nicht voreilig ausgewählt und eingesetzt werden, sondern unter Gebet und Fasten, wie Jesus seine Apostel einsetzte (Lk. 6,12).

Was das Bischofsamt nicht ist:

1. Kein „Ein-Mann-System“

2. Keine Aufgabe für Frauen

3. Keine Machtposition, Diktatur

4. Keine regionale Tätigkeit über mehrere örtliche Gemeinden, sondern ein Dienst in einer örtlichen Gemeinde mit andern Ältesten.

5. Kein Amt, sondern ein Dienst an den Heiligen.

6. Kein erzwungener Dienst, sondern ein freiwilliger Dienst, der mit Freuden ausgeübt wird.

7. Kein Dienst auf Lebzeiten, sondern nur so lange, als die Qualifikationen erfüllt sind und er freiwillig und gern geleistet werden kann.

Gemeindezerstörer:

1. Institutionalisierung (erste Liebe verlassen; Offb. 2,1-7)
Veränderungen sind Tabu. Routine und Formalismus hat sich eingeschlichen. Ausser den regelmässigen Sonntagsveranstaltungen geht nichts in der Gemeinde. Tote Träume, kein Eifer für Gott, keine Leidenschaft, Mangel an Hingabe, von sich selbst eingenommen (Offb. 3,17)

2. Streitigkeiten, Unfrieden, Hass (2. Tim. 2,24)
Uneinigkeit in der Lehre (Irrlehrer; Offb. 2,20) Persönliche Machtkämpfe und Mangel an Liebe und Verständnis (3. Joh. 9-11). Uneinsichtigkeit, Unversöhnlichkeit (1. Joh. 1,8-10; 2. Kor. 5,16-21). Fehlentscheidungen, die das gemeinsame Wachstum hindern.

3. Sünde im Lager (Offb. 2,14-16; 4. Mos. 31,16)
Versteckte Sünden. Untreue, Unglaube, Zweifel. Werke des Fleisches (Gal. 5,19-21). Die grösste Gefahr für einen Baum ist nicht die Spechte, die von aussen picken, sondern die Termiten, die sich am inneren Stamm zu schaffen machen.

Schlüssel zur Leiterschaft:

1. Sei wachsam (Apg. 6,2)

2. Gebe Probleme oder Fehler zu (Apg. 6,1)

3. Fälle gute Entscheidungen

4. Erfülle Wünsche (Apg. 6,1)

5. Setze andere ein und mache nicht alles selber (Apg. 6,3)

6. Delegiere, übergebe (Apg. 6,3; Ex. 18,13-27)

7. Denke gross, erfolgreich (Spr. 29,18)

8. Motiviere zum Dienen, sei ein „Coach“ (Apg. 6,2-4)

9. Finde gute Lösungen (Apg. 6,3-7)

10. Ermutige gute Vorbilder (Apg. 6,2-4)

11. Verändere im positiven Sinn (Apg. 6,3.5)

12. Riskiere etwas (Apg. 6,3)

13. Belohne die Treuen (Apg. 6,3)

14. Übe dich in Loyalität; Stetigkeit, Treue (Apg. 6,6)

Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern qualifiziert die Berufenen!

Fragen:

1. Muss ein Ältester mehr als ein Kind im Glauben haben? - Nein

2. Wenn ein Ältester zwei Kinder hat, aber eins ist untreu geworden, soll er als Ältester zurücktreten? - Jain

3. Wenn ein Mann zwei gehorsame Kinder hat und eins ist bekehrt, während das andere noch zu jung ist, soll er trotzdem als Ältester eingesetzt werden? - Ja

4. Kann ein Ältester für seine Kinder, die das Haus verlassen haben, verantwortlich gemacht werden, wenn sie nicht mehr länger Glieder der Gemeinde sind? - Nein

5. Wenn die Kinder gläubig sind, ausgezogen und verheiratet in einer andern Stadt und Gemeinde leben und nun die Ehefrau stirbt, soll dann ein Ältester von seinem Dienst zurücktreten? - Jain

 II.   Verse 8-13: Die Diakone und ihre Frauen

Definition Diakon (διάκονος): Dia = durch, Konos = Staub, wörtlich = beim Vorübergehen Staub aufwirbeln. Bedeutete ursprünglich Ruderknecht, dann Diener, Gehilfe, Adjutant. Biblisch = Diener, Knecht, Helfer, Gehilfe (keine Position, sondern ein Dienst!).

In der Bibel werden Begriffe als Substantiv, aber auch als Verb zweierlei verwendet: Allgemein für dienen, Dienstleistungen ausführen, gebraucht. Jesus kam, um zu dienen wie ein Diakon (Mk. 10,45). Wir sollen alle Diakone sein (Mt. 20,26; 23,11). Tychikus wird als Diener bezeichnet (Eph. 6,21). Das Amt eines Diakons in der Gemeinde ist den Ältesten unterstellt (1. Tim. 3).

In der Apg. 6 ist von sieben Männern die Rede, die einen speziellen Dienst in der Gemeinde übernahmen. Sie waren keine Diakone im Sinne von 1. Timotheus 3. Ihr Dienst war kein dauerhaftes Diakonenamt. Sie werden auch nicht als Diakone bezeichnet. Es wird sogar gesagt, dass die Apostel beim Dienst (διακονία) des Wortes festhielten (Apg. 6,4).

Wenn die Sieben tatsächlich Diakone waren, dann: werden Diakone ohne Älteste eingesetzt. üben sie nur einen vorübergehenden notwendigen Dienst aus, sind ihre Qualifikationen widersprüchlich zu denen in 1. Tim. 3, müssten jeweils sieben Diakone gleichzeitig eingesetzt werden.

Auch der Begriff Apostel (ἀπόστολος) oder Gesandter wird für mehrere Personen verwendet: Für Christus (Heb. 3,1), für Gläubige (2. Kor. 8,23), für Paulus (1. Tim. 1,1), für die 12 berufenen Apostel, die das Fundament der Gemeinde bilden (Mt. 10,2)

Qualifikationen für Diakone:

- ebenso, wie der Bischof ohne Tadel sein soll, so sollen auch Diakone geachtete Leute sein, ehrbar (σεμνός), indem sie der Gemeinde als Vorbilder dienen,

- nicht doppelzüngig (δίλογος); d. h. reden wie der Wind bläst,

- nicht dem Wein ergeben, vielem Weingenuss ergeben, (wie die Bischöfe),

- nicht auf Gewinn bedacht, schändlichen Gewinn suchend (wie die Bischöfe), nicht wie Judas Iskariot (Joh. 12,1-8; Mt. 26,14-16),

- mit reinem Gewissen das Geheimnis des Glaubens bewahrend (2. Tim. 1,14),

- geprüfte (δοκιμάζω) Leute; d. h. bewährt,

- untadelig, unbescholten (ἀνέγκλητος), wie die sieben Brüder in Apg. 6,3; die einen guten Ruf haben, und voll Geist und Weisheit sind,

- einmal verheiratet mit einer einzigen Frau und Kind(er) habend (wie Bischof),

- dem eigenen Hausstand gut vorstehend (wie Bischof).

Zur Einsetzung von Diakonen:

Jitro, Priester der Midianiter, Schwiegervater Mose riet, Richter einzusetzen (Ex. 18).

Auch die Apostel waren mit den täglichen Aufgaben überfordert (Apg. 6).

Die Diakone sind zur Entlastung der Ältesten gedacht: Sie werden von den Gemeindegliedern ausgewählt zur Unterstützung der Ältesten und zum Dienst an den Heiligen. Sie sind den Ältesten unterstellt in allen Aufgaben, die sie übernehmen. Sie sind die Augen und Ohren der Ältesten, d.h. Kritik, Feedback geht an sie zu den Ältesten. Sie stehen zwischen den Ältesten und den Gliedern, ermutigen und schaffen Vertrauen zwischen beiden Seiten. Sie sind der Schlüssel zum Gemeindewachstum.

Unterschied zu den Ältesten:

Diakone sind keine Hirten und Hirten sind keine Diakone, indem sie einander die Arbeit gegenseitig wegnehmen.

Diakone tragen nicht die volle Verantwortung wie die Ältesten.

Diakone sollten nicht nur für materielle Dinge eingesetzt werden und die Ältesten für geistliche Dinge.

Diakone sind die ausführenden Hände der Ältesten und bewähren sich so als eventuell zukünftige Älteste.

Frauen:

Wie es keine Apostelinnen und Bischöfinnen gibt in der Bibel, so gibt es auch keine Diakonissenamt!

Es gibt keinen einzigen Beleg in der Bibel für ein Diakonissenamt. Die einzige Stelle, die von einer Frau als Diakonissin spricht, ist in Römer 16,1. Ohne Zweifel war Phöbe eine besondere Frau, die vermutlich wohlhabend war oder sonst einen höheren Status in der Gesellschaft einnahm. Deshalb gebrauchte Paulus für sie vermutlich auch die Bezeichnung der Dakonissin. Wie der Begriff auch im Maskulinum für alle möglichen Personen verwendet wurde, so konnte er auch im Femininum einfach nur Dienerin bedeuten. Zum Beispiel: Der Staat ist Gottes Dienerin (griech. männlich) für die Gläubigen (Röm. 10,4).

In ersten Timotheus 3 ist nicht von Diakonissen die Rede, sondern von den Frauen der Diakone.

Qualifikationen:

- geachtet sein (σεμνός),

- nicht verleumderisch (διάβολος), durcheinanderwerferisch,

- nüchtern (νηφάλιος), bzgl. Wein- oder Alkoholgenuss,

- treu in allen Dingen (πιστός).

Diakone spielen eine zentrale Rolle in der Gemeinde Jesu und sind die Vorbilder des Dienens: Matthäus 25,21.

 

 III. Verse 14-16: Das Geheimnis unseres Glaubens

Paulus gibt hier den Grund seines Briefs an.
Er möchte dem Timotheus etwas wichtiges mitteilen. Da er Timotheus vermutlich nicht bald sehen kann, schreibt er ihm sein dringendes Anliegen. Das Anliegen des Paulus ist die Gemeinde Gottes.

Wie verhält man sich in der Gemeinde Gottes?

Kapitel 1: Es geht um die Bewahrung der gesunden Lehre in der Gemeinde.

Kapitel 2: Es geht um das Gebet für alle Menschen und wer es leitet in der Gemeinde.

Kapitel 3: Es geht um den Dienst der Ältesten und Diakonen in der Gemeinde.

Es geht um die richtige Haltung zur Gemeinde und zu Christus:

Die Gemeinde ist das Haus Gottes.
Die Gemeinde ist die Behausung für Gott und seine Grossfamilie. Die Gemeinde bietet Schutz und Geborgenheit.

Die Gemeinde ist die herausgerufene Versammlung des lebendigen Gottes.
Ekklesia bedeutet, aus der Finsternis herausrufen ins Licht. Die Gemeinde ist Gottes Eigentum. Wir Gläubigen bilden Gottes lebendige Gemeinde (1. Kor. 3,16; 6,19; 2. Kor. 6,16). Jesus Christus ist das Haupt der Gemeinde (Eph. 1,22-23).

Die Gemeinde ist die Säule der Wahrheit Gottes.
Die Säulen stützen das Dach eines Hauses und schmücken es. Durch die Gemeinde wird die Wahrheit verkündet und wirkt anziehend für die Welt.

Barclay schreibt: In Ephesus, wohin diese Briefe gerichtet waren, kam dem Wort Pfeiler eine besondere Bedeutung zu. Ephesus war wegen seines Diana- oder Artemis-Tempels berühmt; „gross ist die Diana der Epheser“ (Apg. 19,28) hiess es. Der Tempel der Diana gehörte zu den sieben Weltwundern der Antike, und die Pfeiler, die Säulen, bildeten eins seiner charakteristischen Merkmale. Jede der hundertundsiebenundzwanzig Säulen war von einem König gestiftet worden; die Marmorsäulen waren teilweise vergoldet und mit Edelsteinen geschmückt. Die Epheser wussten also sehr wohl, wie schön Säulen sein konnten. Es kann durchaus sein, dass dem Wort Pfeiler hier weniger die Bedeutung von Stütze zukommt, als vielmehr die Bedeutung von sinnbildlicher Zurschaustellung. Wie die Standbilder berühmter Persönlichkeiten sich auf Säulen über ihre Umgebung erheben, so dass man sie schon von fern erkennt, so ist hier mit dem Wort die Vorstellung verknüpft, dass die Gemeinde die Wahrheit Gottes so hoch halten soll, dass alle sie sehen und erkennen können.

Die Gemeinde ist das Fundament der Wahrheit Gottes.
Das Fundament eines Hauses hält das ganze Gebäude zusammen. Durch die Gemeinde kann die Wahrheit Gottes rein gehalten und verteidigt werden.

Uns Christen wurde die Verantwortung übergeben, die Wahrheit zu bewahren: 1. Tim. 6,20-21; 2. Tim. 1,13-14.

Was ist das grosse Geheimnis unseres Glaubens (εὐσέβεια)? – Jesus Christus!

- Er, der zu uns kam als Mensch von Fleisch und Blut (NGÜ): Joh. 1,1-4.14; 3,16; Gal. 4,4; Phil. 2,5-8

- Er, der als Sohn Gottes beglaubigt wurde durch Gottes Geist (NGÜ): Joh. 16,7-14; Lk. 24,45-49; Apg. 1,5-8; 2,1-4.15-24.29-41; Röm. 1,4; 8,11

- Er, der den Engeln erschien in seiner Macht (NGÜ): 1. Pet.1,10-13; Eph. 4,8-10; Ps. 68,17-19; Phil. 2,9-10; Offb. 5,11-12

- Er wurde verkündet unter den Völkern (NGÜ): Mt. 28,18-20; Apg. 1,8; Kol. 1,23; Offb. 1,7; Mt. 25,31-46

- Er wurde im Glauben angenommen in aller Welt (NGÜ): 1 Pet. 1,18-23; Apg. 2,41; 5,14; 9,31; Röm. 15,18-19; 16,25-27; Phil. 2,9-11

- Er wurde im Himmel mit Herrlichkeit gekrönt (NGÜ): Apg. 1,9-11; Heb. 2,9; Eph. 1,18-23; Joh. 17,5; Offb. 5,6-14

- Das Geheimnis war verborgen, jetzt aber ist es offenbar (Kol. 1,26). Paulus wurde das Geheimnis Christi offenbar (Eph. 3,3-4.9). Dieses Geheimnis wird auch Geheimnis des Evangeliums genannt (Eph. 6,19). Besonders Diakone sollen das Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren (1. Tim. 3,9).

 

3b. Dienste und Qualifikationen (Tabelle)

 

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