Taufe-11: Der Räuber (Schächer) am Kreuz

Was muss ich tun,
damit ich gerettet werde?

 

 

 I.   Lukas 23,39-41: Der Räuber am Kreuz.

In älteren Übersetzungen ist von den Schächern am Kreuz die Rede, was nichts anderes als Räuber oder Verbrecher bedeutet. Besonders wenn es um die Erwachsenentaufe im Wasser geht, fragen viele die an Christus glauben, aber in der Taufe keine Rettung sehen: „Was ist mit dem Schächer am Kreuz?“

Obschon Jesus in Markus 16,16a klar und deutlich sagt: „Wer zum Glauben kommt und getauft wird, wird gerettet werden, wer aber nicht zum Glauben kommt, wird verurteilt werden.“ Auch Petrus sagte zu Pfingsten (Apg 2,38): „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des heiligen Geistes empfangen.“

Hat das Volk zu Pfingsten Petrus gefragt: Was ist mit dem Schächer am Kreuz? Er war ja nicht getauft und wurde trotzdem gerettet!? Niemand im ganzen Neuen Testament stellte eine solche Frage. Als das Volk zu Pfingsten die Predigt des Petrus gehört hatte, reagierten sie folgendermassen (Apg 2,41): „Die nun sein Wort annahmen, liessen sich taufen.“

In der Apostelgeschichte 8 wird davon erzählt, wie Philippus dem äthiopischen Hofbeamten das Evangelium von Christus predigte (Apg 8,35). Der Hofbeamte fragte nicht: „Was ist mit dem Schächer am Kreuz?“ Stattdessen fragte er Philippus, als sie in die Nähe eines Wassers kamen (Apg 8,36): „Schau, hier ist Wasser; was steht meiner Taufe noch im Weg?“  Wie kommt der Eunuch auf die Taufe? Philippus predigte ihm doch nur das Evangelium? Das Evangelium von Christus beinhaltet offenbar auch die Taufe! Anschliessend bekannte der Hofbeamte seinen Glauben an Jesus und liess sich von Philippus taufen (Apg 8,38).

Wer war dieser Schächer am Kreuz?
Er ist der weltbekannteste Verbrecher in der Geschichte geworden. In der Parallelstelle schildert Matthäus, dass auch er Jesus verhöhnte (Mt 27,38-44). Jesus wurde also von allen drei Räubern beschimpft. Als die Schmerzen immer stärker wurden, nahmen auch die Beschimpfungen zu. Der eine sagte (Lk 23,39b): „Bist du nicht der Gesalbte? Rette dich und uns!“ Laut Lukas vollzog sich im anderen Verbrecher ein Gesinnungswechsel und er tadelte einen seiner Kameraden mit den Worten (V. 40): „Hast du keine Gottesfurcht?!“ Anschliessend bekannte er seinen Glauben und bat (V. 42): „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“

Alles, was in der Bibel für uns aufgeschrieben wurde, hat seinen Grund. Das Ereignis von den Räubern am Kreuz enthält einige gute Lektionen. Darum lasst uns dieses Ereignis näher betrachten!

 

 II.   Das Ereignis wurde nicht aufgeschrieben, um den Heilsweg aufzuzeigen!

Bevor wir uns den Argumenten zuwenden, die etliche gebrauchen um die Taufe abzulehnen, lasst uns die Punkte aufzählen, über die sich alle einig sind:

1.  Wir sind uns einig, dass der eine Räuber im letzten Augenblick seines Lebens von Jesus gerettet wurde.

2.  Jesus versprach, dass er noch am selben Tag mit ihm im Paradies sein werde.

3.  Das Paradies ist der Ort oder Zustand im Hades (Wartesaal), wo sich die geretteten Seelen befinden und auf die Wiederkunft Christi warten (siehe „Letzte Dinge“).

4.  Als der Räuber am Kreuz starb, wurde er von Engeln zu Abraham und den übrigen Geretteten gebracht (Lk 16,22).

5.  Diese Schilderungen beweisen nicht, dass dieser Bericht aufgeschrieben wurde, um den Heilsweg für Ungläubige aufzuzeigen.

Bezüglich dem Schächer am Kreuz, gibt es viele Vermutungen und Behauptungen.

Eine Annahme ist, dass der Räuber ein Ausländer war.
Weil er ein Ausländer war und von Jesus nichts wusste, sei dies ein Beispiel das zeige, wie Jesus die Menschen aus anderen Religionen und Kulturen retten werde. Doch dieser Räuber war kein Ausländer, sondern ein rebellischer Jude in Israel! Er war ein Gesetzesübertreter, der mindestens eines der zehn Gebote übertreten hatte (Ex 20,15). Weil er ein Jude war, zählte er zum auserwählten Volk Gottes. Er wurde am achten Tag beschnitten und galt als Kind Gottes. Bis zum Tod Jesu waren die Juden Gottes Kinder (Dtn 7,6). Wenn der Schächer am Kreuz als Parallelbeispiel gelten sollte, dann müsste von einem davongelaufenen Christen gesprochen werden (der getauft war) und erneut Vergebung fand vor dem Herrn.

Es wird angenommen, dass der Räuber nicht getauft war.
Doch er starb in der Gegend in der Johannes der Täufer auftritt und die Taufe predigte. Es heisst (Mt 3,5-6): „Da zog Jerusalem, ganz Judäa und das ganze Land am Jordan hinaus zu ihm. Und sie liessen sich von ihm im Jordan taufen und bekannten ihre Sünden.“ Viele wurden von Johannes dem Täufer getauft. Später wird in der Bibel berichtet, dass Jesus mit seinen Jüngern auftrat und noch mehr Menschen taufte als Johannes (Joh 4,1; 3,26). Wäre es nicht möglich gewesen, dass der Räuber bei diesen Aktionen entweder von Johannes, Jesus oder seinen Jüngern getauft wurde? Falls dies tatsächlich so war, dann wäre es durchaus denkbar, dass der Räuber von Johannes oder gar von Jesus gelehrt wurde und deshalb genau wusste, was ihn nach dem Tod erwarten würde. Doch ob er getauft war oder nicht ist nicht so entscheidend! Wichtig ist nur, dass wir nicht behaupten, der Räuber sei nicht getauft gewesen. (Das Gegenteil könnte der Fall gewesen sein!)

Weshalb sage ich, dass es nicht entscheidend ist, ob er getauft war oder nicht? Die Rettung des Räubers ist sicher kein Standardbeispiel für die Bekehrung eines Ungläubigen! Es gibt drei Gründe für diese Ansicht:

Erstens, der Räuber wurde gerettet, bevor das alte Gesetz ausser Kraft gesetzt war. Wer den Schächer am Kreuz als Beispiel für die Bekehrung benutzt, verletzt ein wichtiges biblisches Prinzip, das Paulus den Timotheus lehrte (2Tim 2,15): „Setze alles daran, vor Gott dazustehen als einer, der sich bewährt hat, als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, sondern das Wort der Wahrheit unbeirrt ausrichtet.“ (oder: unverfälscht predigt) Gottes Wort soll in aller Wahrheit verkündigt werden. Das heisst, es gilt bei allen Auslegungen gut zu unterscheiden, zwischen dem Alten und dem Neuen Bund (Röm 5,13; Gal 3,23-25). Die Bibel lehrt, dass mit dem Tod Jesu der alte Bund erfüllt wurde und der neue Bund in Kraft trat (Joh 19,30; Röm 10,4). Jesus hat unseren Schuldschein, der durch das Gesetz gegen uns sprach, zerrissen und ans Kreuz genagelt (Kol 2,13-14). Damit wurde der alte Bund für veraltet erklärt (Hebr 8,13).

Jesus Christus ist der Mittler des neuen Bundes, „der auf bessere Verheissungen gegründet ist“ (Hebr 8,6). Der neue Bund ist wie ein Testament in der Welt über eine Erbschaft (Hebr 9,15-16). Das Testament tritt dann in Kraft, wenn derjenige, der es errichtet hat, stirbt. Erst mit mit dem Tod Christi trat das Neue Testament oder der neue Bund in Kraft.

Jeder seriöse Bibelstudent unterscheidet zwischen dem alten und dem neuen Bund. Der gerettete Räuber am Kreuz starb als Jude unter dem Gesetz Mose. Den Juden wurde nicht die Taufe verkündigt, sondern die Beschneidung. Als Israelit war er beschnitten am achten Tag, musste den Sabbat, die Zehn Gebote und das ganze Gesetz Mose einhalten. Demnach darf dieses Beispiel unter keinen Umständen zur Bekehrung im neuen Bund dienen. Das wäre ein Missbrauch der Bibel!

Es gibt religiöse Gruppen, die behaupten, wir müssten den Sabbat einhalten, weil Jesus ja auch den Sabbat hielt. Das zählt zum selben Thema: Alter und Neuer Bund. Jesus war ein Jude und verpflichtet das Gesetz Mose einzuhalten. Dazu zählte auch der Sabbat, der den Juden als ewige Ordnung auferlegt wurde. Der Sabbat gilt aber nicht für Christen unter dem neuen Bund! Christen leben nicht unter dem jüdischen Gesetz, sondern unter dem neuen Testament, den Jesus errichtet hat und der mit seinem Tod in Kraft trat.

Dasselbe gilt auch für alle Fälle, in denen Jesus Sünden vergab. Sie dienen niemals als Bekehrungsbeispiele für neutestamentliches Christentum. Das wäre ein schwerer Missbrauch der Bibel! Als z. B. ein Gelähmter zu Jesus kam, lesen wir (Mt 9,2): „Jesus sagte zu dem Gelähmten: Sei getrost, Kind, dir sind die Sünden vergeben.“ Der Gelähmte wurde nicht getauft und erhielt trotzdem Vergebung seiner Sünden. Er war aber ein Jude, der nach dem Gesetz Mose lebte. Er brauchte keine Taufe, denn seine Beschneidung reichte, um zum Volk Gottes zu zählen. Es gibt sogar solche, die behaupten, dass der Gelähmte nicht einmal glauben musste, um Sündenvergebung zu empfangen. Somit sei nicht einmal Glaube notwendig, um gerettet zu werden.  Tatsache ist aber, dass im biblischen Text weder Glaube noch Unglaube des Gelähmten nachgewiesen werden kann. Eines kann aber mit Sicherheit nachgewiesen werden: Die Vollmacht Jesu Sünden zu vergeben: Matthäus 9,5-8.

Der Sohn des Menschen hat die Vollmacht auf Erden Sünden zu vergeben. Von dieser göttlichen Vollmacht machte Jesus wenige Male Gebrauch: Bei der Heilung des Gelähmten (Mt 9,2-6). Bei der Salbung durch eine Sünderin (Lk 7,39-49). Bei der Ehebrecherin (Joh 8,3-11). Beim Räuber am Kreuz (Lk 23,39-44). Mit diesen Beispielen bewies Jesus seine göttliche Vollmacht, bevor sein „letzter Wille“, das heisst sein Testament, in Kraft trat. Zudem kennt Jesus die Herzen der Menschen und weiss ganz genau, wem er die Sünden vergeben kann und wem nicht (Lk 9,47; Spr 24,12). Jesus besass die göttliche Eigenschaft, in Menschen hineinzublicken und zu sehen ob jemand glaubte oder nicht. Gottes Gerechtigkeit würde sich widersprechen, wenn er willkürlich einigen Menschen ihre Sünden vergeben würde und andern nicht. Hätte Gott nicht trotzdem das Recht, Menschen nach seinem Willen frei zu sprechen? Wenn Jesus den Räuber am Kreuz freisprach, dann liegt es in seiner göttlichen Vollmacht. Wir Menschen besitzen diese Vollmacht nicht! Wir haben uns an den Missionsbefehl Christi zu halten (Mt 28,19). Diese Beispiele sind nicht dazu gedacht um die biblische Bekehrung zu lehren.

Zweitens, der Räuber wurde gerettet, bevor Jesus den grossen Missionsbefehl gab. Als Jesus auf Erden wandelte, machte er die Bedingungen klar, die zur Rettung notwendig sind: Er sprach von einer neuen Geburt (Joh 3,3-5). Er erklärte die Wichtigkeit der inneren Umkehr (Mt 18,3). Er betonte die Notwendigkeit des Glaubens (Joh 8,24). Er mahnte die Menschen zur Umkehr (Lk 13,3). Er forderte zum furchtlosen Bekenntnis auf (Mt 10,32).

Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, gab er den grossen Missionsbefehl seinen Jüngern, indem er sagte: „Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe ...“ (Mt 28,19-20a). „Wer zum Glauben kommt und getauft wird, wird gerettet werden, wer aber nicht zum Glauben kommt, wird verurteilt werden“ (Mk 16,16). „Und er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Gesalbte wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird allen Völkern Umkehr verkündigt werden zur Vergebung der Sünden - in Jerusalem fängt es an“ (Lk 24,46-47). Niemand käme auf die Idee zu sagen: „Noah wurde auch nicht getauft und wurde trotzdem gerettet.“ „Abraham liess sich nicht taufen, deshalb brauche ich auch nicht getauft zu werden.“ Genauso wenig kann das Beispiel vom Räuber am Kreuz als Entschuldigung genommen werden, um nicht getauft zu werden.

Drittens, der Räuber wurde gerettet, bevor das ganze Evangelium gepredigt war. Das Herz des Evangeliums beruht auf drei wichtigen Tatsachen (1Kor 15,1-4): Christus ist gestorben für unsere Sünden gemäss den Schriften. Er wurde begraben. Er wurde am dritten Tag auferweckt nach den Schriften. Zur Verkündigung des Evangeliums zählt aber auch die Taufe, wie wir vom Beispiel des Hofbeamten lernen (Apg 8,36). Paulus erklärt die Taufe (Röm 6,3-4): „Wisst ihr denn nicht, dass wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden also mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit, wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt worden ist, auch wir in der Wirklichkeit eines neuen Lebens unseren Weg gehen.“

Zur Zeit, als der Räuber am Kreuz gerettet wurde, war Jesus noch nicht gestorben, begraben und auferweckt worden. Der Räuber konnte das Evangelium von Christus gar nicht hören und kennen lernen. Er konnte sich auch nicht taufen lassen auf den Tod Jesu, da Jesus ja noch gar nicht gestorben war. Die Taufe hätte für ihn keinen Sinn gemacht, da er weder dem Tod noch der Auferstehung Christi folgen konnte. Niemals darf das Beispiel vom Schächer am Kreuz für die Bekehrung eines Nicht-Christen und gegen die Taufe verwendet werden! Um dem Gericht Gottes zu entgehen, muss der Mensch das Evangelium hören, daran glauben und ihm gehorsam sein (1Petr 4,17; 2Thess 1,8).

 

 III. Dieses Ereignis wurde nicht aufgeschrieben, um die Bekehrung auf dem Todesbett zu lehren

Es gibt besonders „schlaue“ Leute, die lehren, dass der Mensch warten kann mit seiner Bekehrung, bis er auf dem Todesbett liege. Diese Rechnung kann aber schwer ins Auge gehen, wenn jemand ohne Vorwarnung durch einen Unfall oder einen Herzinfarkt usw. ums Leben kommt. Auch die Wiederkunft Christi kann jederzeit stattfinden, und wer dann kein Öl hat, für seine Lampe, der ist nicht bereit für den Bräutigam (Mt 25,1-13). Zudem hat diese Haltung nichts mit dem lebendigen Glauben zu tun. Der heilige Geist lehrt vielmehr (Hebr 3,8.15): „Heute, da ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht ...“

Zudem ist es auf dem Todesbett zu spät um sich biblisch bekehren zu lassen. Jesus wird nicht auf einem Bett neben uns liegen und uns ins Paradies retten. Zudem befinden wir uns nicht mehr im Alten Testament, in dem die Taufe nicht heilsnotwendig war, sondern im Neuen. Gott gibt allen Menschen genügend Zeit im Leben, um umzukehren und sich taufen zu lassen, auf den Namen Jesu Christi, zur Vergebung der Sünden. Wer Jesus liebt, wird seine Gebote befolgen (Joh 14,15) und nicht zuwarten bis es zu spät ist.

 

 IV.  Schlussfolgerungen

Statt zu fragen: Was war mit dem Schächer am Kreuz? ist es besser zu fragen, wie der äthiopische Hofbeamte dies tat (Apg 8,36b): „... was steht meiner Taufe noch im Weg?“

Der Räuber am Kreuz zeigt uns auf jeden Fall, dass Jesus niemand fragen wird, wie viel Mist er im Leben schon gebaut hat. Er will bloss unsere Einsicht und Trauer über unsere Sünden sehen. Jesus ist treu und gerecht, der uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit, wenn wir sie ihm demütig bekennen (1Joh 1,9).

Gottes Heilsplan endet aber nicht mit der Glaubenstaufe im Wasser.

1.  Gott will, dass wir durch den empfangenen Heiligen Geist ein verändertes Leben führen (siehe „Frucht des Geistes").

2.  Gott will uns formen und verändern, ER will uns lehren mehr zu lieben (siehe „Lernen zu lieben").

3.  Gott will, dass wir unsere Talente einsetzen für IHN und Sein Reich (siehe „Reich Gottes").

4.  Gott will, dass wir uns aktiv betätigen in einer örtlichen Gemeinde (siehe „Gemeinde Bauplan").

5.  Denn das Zeichen, dass wir aus Gott gezeugt sind, ist die Liebe, die wir in uns tragen für den Herrn, für unsere Glaubensgeschwister und für alle Menschen (siehe 1Joh 4,7-11).

 

 Links:

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