1. Johannes-4: Wandel im Glauben

Die Gewissheit ewigen Lebens


 I.   4,1-6: Der Geist der Wahrheit und der Geist des Irrtums

Der Apostel hat in Kapitel 2 schon einmal eindringlich davor gewarnt, dass viele Falschspieler sich auf dem Markt herumtummeln. Er bezeichnete sie als Antichristen (2,18). Der Begriff Antichrist bedeutet nichts anderes, als Gegen Christus (Anti-Christós)! Der Antichrist, der im ersten Johannesbrief erwähnt wird, trat gegen Christus und seine Heilslehre auf, weil er behauptete, Jesus habe nicht im Fleisch auf Erden gelebt. Jesus habe nur einen Scheinleib gehabt. Diese Lehrer (Antichristen) waren falsche Propheten und behaupteten, Gottes Geist habe zu ihnen geredet.

In der Bibel lesen wir immer wieder warnende Beispiele von irreführenden Geistern, die die Gläubigen von Gott abbringen wollen: Das beginnt schon bei Adam und Eva, die sich durch die Lügen Satans zur Sünde verführen liessen (Gn. 3). Später liess sich das Volk Israel durch die verängstigten Kundschafter entmutigen, das Land Kanaan einzunehmen (Num 14,1-2). Als Mose auf dem Berg Sinai war, um die 10 Gebote zu empfangen, liess das Volk sich von irreführenden Geistern zum Bau eines goldenen Kalbs verleiten (Ex 32).

Auf falschen Propheten lastete im Alten Testament die Todesstrafe: Dtn13,2-6.
Die einzige Garantie, sich nicht verführen zu lassen, bestand darin, sich genau an das Gesetz Mose zu halten. Träumer, die aus der eigenen Mitte aufstanden, erhielten so keine Gelegenheit, das gläubige Volk auf Abwege zu bringen. Mose gab dem Volk damals einen klaren Hinweis, worauf sie achten sollten. Nämlich, wenn sich das Wort erfüllt, das der Prophet geredet hat, dann ist es ein Prophet, der von Gott gesandt wurde (Dtn 18,15-22).

Im Neuen Testament werden alle Gläubigen dringend aufgerufen, nicht blindlings allen religiösen Lehrern zu folgen. Jesus sagt, wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube (Mt 15,14). Ein Blinder ist in Gottes Augen einer, der dem Sohn Gottes keinen Glauben schenken will, sondern die Wahrheit verdreht. Die Grube steht symbolisch für die Hölle Es ist also nicht unwichtig, wie Gottes Wort gelehrt wird. Im Gegenteil! Jeder, der andere falsch lehrt, wird ewige Strafe erleiden. Deshalb sagt Jakobus (3,1): „Es sollen nicht viele von euch Lehrer werden, meine Brüder und Schwestern! Denn ihr wisst, dass wir als solche ein noch strengeres Urteil empfangen werden.“

Auf den religiösen Lehrern lastet eine grosse Verantwortung. Es geht um Leben oder Tod (für sich und seine Zuhörer!). Der Apostel Petrus beschreibt den Untergang der falschen Lehrer: 2Petr 2,1-3.

Johannes spielt seinen Lesern zwei Tests zu, mit denen sie prüfen können, ob jemand den Geist der Wahrheit verkündigt oder nicht:

Der Inkarnationstest (Gottes Fleischwerdung durch Jesus): Damals gab es viele gnostische Gruppierungen, die nicht an die Fleischwerdung Gottes, durch Jesus Christus, glaubten. Viele überzeugte Juden glauben bis heute nicht, dass der Messias bereits gekommen und am Kreuz für die Sünden der Welt gestorben ist. Viele andere Religionen verleugnen zwar Jesus nicht, aber sie betrachten ihn auch nicht als Sohn Gottes und einzigen Erlöser für die Menschheit. Dies ist der Geist des Irrtums und das sind die Religionen des Trugs: 2Joh 7-11 (Apg 4,12).

Der Inspirationstest (Gottes Wort durch die Apostel): Johannes ermahnt ausdrücklich: „Hört auf uns!“ Der Apostel bestätigt in seiner Einleitung des Briefes, dass er und die übrigen Jünger, Jesus, als das Wort des Lebens gehört, gesehen und berührt haben (1,1). Jesus hat sie in allem unterrichtet, was sie wissen müssen, um in der Welt für ihn Zeugnis abzulegen (Joh 15,26). Ausschliesslich ihnen hat er auch den Heiligen Geist versprochen, der dann auch über sie ausgegossen wurde, damit sie sich an alles erinnern konnten, was er sie gelehrt hatte (Joh 14,26). Für die übrigen Gläubigen galt es nur noch, an dem festzuhalten, was sie von Anfang an, durch die Apostel Christi, empfangen hatten (2,24).

Diese beiden Definitionen halfen damals den Christen im ersten Jahrhundert. Daran konnten sie den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums erkennen. Diese Definitionen sind aber keine absoluten Tests für alle Generationen, um jede Kontroverse, in Bezug auf die christliche Religion, aufzudecken.

Wie können wir im 21. Jahrhundert prüfen, ob uns jemand die Wahrheit lehrt? Woran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums? In den alten Cowboy Films ist es sehr einfach die Guten von den Bösen zu unterscheiden: Die bösen Guys tragen oft schwarze Kleider und einen schwarzen Hut. Sie sprechen auch in einer Art, die offensichtlich böse ist und jedes Kind erkennen lässt, dass sie die Bösen sind. Die Guten tragen oft hellbraune Hüte und auch hellere Kleidung. Sie sprechen aufrichtig und machen einen ehrlichen Eindruck. Leider ist das auf religiösem Gebiet nicht so einfach zu erkennen, wie in einem Cowboyfilm. Denn es gibt viele unterschiedliche Verführer, die mit aller Regel der Kunst die Mehrheit der Menschen in die Irre führen (Mt 7,13). Sie sind oft sehr gebildet und haben eine sanfte Stimme. Sie können ihren Stolz und ihre Habgier gut verstecken. Sie sind Führer, die ihr Handwerk verstehen und mit System vorgehen. Mit ihren unbiblischen Geschichten ziehen sie viele Menschen in den Bann. Wie durchschauen wir die Geister?

Wie wurde denn Gottes Heilsplan uns Menschen sicher überliefert?

Gott: Der ewige Gott beschliesst vor Grundlegung der Welt einen Erlösungsplan, durch seinen Sohn, den er dafür vom Himmel her aussendet (Joh 1,1; Eph 1,3).

Jesus: Der Sohn erhält genauen Auftrag, was er der Welt verkündigen soll (Joh 12,49-50).

Heiliger Geist: Nachdem Jesus sein Leben am Kreuz hingegeben hat, giesst er seinen Heiligen Geist als Begleitschutz über seine Apostel (Joh 15,26-27).

Apostel: Die Apostel haben nun den Auftrag, Gemeinden zu gründen und die Worte Jesu allen Menschen mündlich und schriftlich weiter zu verkündigen.

Bibel: Jeder, der heute aus dem Wort Gottes vorliest und ohne Zusatz und Abstriche lehrt, der übermittelt den Geist der Wahrheit, der von Gott kommt.

Menschen: Die Endempfänger sind alle Menschen auf der ganzen Welt.

Jesus verspricht allen (Joh 8,31-32): „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Ein Verkündiger des Wortes Gottes hat keinen anderen Auftrag, als den, alles genau nach dem Plan und Willen Gottes zu verkündigen, indem er sich an die Lehre der Apostel hält!

Zusammenfassung: Alle Gläubigen, zu allen Zeiten, tragen dieselbe Verantwortung!
Es gilt, das Wort Gottes zu lesen, zu studieren und mit anderen Gläubigen aus der Gemeinde darüber zu diskutieren, wie das alles zu verstehen ist! Wer erkennen will, was Wahrheit und was Irrtum ist, der kommt um regelmässiges Bibellesen nicht herum. Wer die Bibel nicht kennt, kann bei den vielen Stimmen der falschen Lehrer nicht klar unterscheiden und lässt sich so leicht in die geistige Grube führen. Wenn schon damals viele falsche Propheten aufgetreten sind, wie viel mehr müssen wir uns in der heutigen Zeit in Acht nehmen, vor verfälschten christlichen Lehren!

In unserem Zeitalter haben wir es mit viel subtileren Behauptungen und Irrlehren zu tun. Auf den ersten Blick sieht vieles oft sehr christlich und wahrheitsgetreu aus. Jede Lehre aber, die nicht von den Aposteln stammt und somit von der ursprünglichen Lehre Jesu abweicht, ist ein Geist des Irrtums.

Wenn wir uns bemühen, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass Gottes Geist in uns grösser und stärker ist, als der Verführer dieser Welt (1Joh 4,4)!

Darum, lasst uns die Geister prüfen, indem wir einander gut zuhören und falsche Aussagen liebevoll aufdecken in unserer Mitte, damit wir auf dem richtigen Weg der Wahrheit bleiben und so Gottes Geist in unseren Herzen wohnen bleibt: Philipper 1,9-11.

 

 II.   4,7-10: Gottes Liebe

Johannes ruft alle Gläubigen auf mit den Worten (Vers 7): „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben!“
Weshalb dieser Aufruf? Warum sollen wir einander lieben? Jeder, der seine Glaubensgeschwister liebt, bleibt im Licht (2,10). An der Agape-Liebe können die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels unterschieden werden (3,10). Wer behauptet, Gott zu lieben, muss auch seine Glaubensgeschwister lieben (4,21). Die Agape-Liebe ist der sichtbare Beweis, dass wir aus Gott gezeugt wurden (5,1).

1. Petrus 1,22:
Christus hat uns rein gemacht, von aller Sünde, damit wir bereit sind für die Liebe; die Liebe zu unseren Glaubensgeschwistern. Unsere Liebe soll ungeheuchelt sein und niemals nachlassen! Wann lässt diese Liebe nach? Wenn wir mit der Sünde nicht immer wieder reinen Tisch machen. Wenn wir das Böse in unseren Herzen zulassen.

Vers 8: Hast Du Gott erkannt?
Was macht Dich so sicher, dass Du Gott erkannt hast? Vom Heiligen Geist getrieben, sagt Johannes: Wer Gott erkannt hat, der liebt auch seine Glaubensgeschwister!

Wie fest lieben wir unsere Glaubensgeschwister? Es ist einfach, die Chinesen und die verlorene Welt zu lieben, zu der wir kaum einen Bezug haben. Viel schwieriger ist es, unseren Nächsten zu lieben und eine Familie in Christus zu bilden –

die miteinander durch dick und dünn geht,

die sich einander akzeptiert und vertraut,

die sich einander gegenseitig vergibt.

Die Gemeinde ist eine Familie, in der wir die Schwächen und Stärken des Einzelnen kennen und trotzdem zueinanderstehen.

Wer mag sich noch an das Versprechen erinnern, das wir einander gegeben haben? Wir sagten damals: „Wir wollen einander annehmen und vertrauen, egal was auch passieren mag!“ Dieses Versprechen ist die Grundlage unserer Beziehung zueinander, in der Gemeinde. Jeder, der zur Gemeinde kommt, darf sich freiwillig und gerne an diesen „Vertrag” anschliessen. Wir suchen nach Menschen, die gemeinsam, in der Familie Gottes, diesen Weg gehen möchten. Dieser freiwillige Vertrag muss nicht ständig erneuert werden, denn er ist ein Schatten vom Vertrag, den wir mit Gott abgeschlossen haben! Wer sich an den Vertrag mit Gott hält, der hält sich an das, was Gott geboten hat: 1Joh 2,3-5. Wer im Licht bleiben will, muss seine Geschwister lieben: 1Joh 2,9-11.

Bruderliebe und Gottesliebe gehören zusammen: 1Joh 4,20-21. Gottes Vertrag mit uns Menschen ist an klare Bedingungen geknüpft! Da gibt es kein, wenn, aber oder warum.

Johannes macht drei Beschreibungen über Gott:

Gott ist Geist (Joh 4,24).

Gott ist Licht (1Joh 1,5).

Gott ist Liebe (1Joh 4,8).

Unser Ziel ist es, dem göttlichen Wesen immer näher zu kommen, bis wir einst sein werden wie Gott. Das heisst, dass wir danach streben, immer unabhängiger zu sein, von unserer Umwelt.

Gott denkt und handelt geistlich, auch wenn die Welt fleischlich ist.

Gott ist und bleibt Licht, auch wenn die Welt finster ist.

Gott ist und bleibt in der Liebe, auch wenn die Welt voller Hass ist.

Gott ist unabhängig von allem Drumherum!

 

Unser Ziel im Glauben ist es, diese Freiheit wie Gott zu erreichen,

geistlich zu denken und zu handeln,

im Licht und in der Wahrheit zu bleiben,

in der Liebe zu stehen und sie weiterzugeben,

ohne von unserer Umwelt abhängig zu sein und ohne etwas zurückzuerwarten!

Genau so ist Gottes Wesen und deshalb hat er uns auch so behandelt!

 

Vers 9: Gott gab seinen einzigen Sohn hin für uns.
Die Liebe Gottes präsentiert sich in der Bibel auf verschiedenen Ebenen: Im Johannesevangelium 3 finden wir die Liebe Gottes zur Welt, für die ER seinen einzigen Sohn hingibt. In Epheser 5 sehen wir Gottes Liebe zur Gemeinde, in der Christus das Haupt ist. In 1. Johannes 3 erfahren wir die göttliche Liebe als Vater, zu seinen Kindern.

Als Gott, Herrscher und Vater möchte der Herr uns ganz sanft zu verstehen geben, dass wir ihn und seine Gemeinde brauchen. Weil er niemanden zur Gemeinschaft mit IHM zwingen will, tut Gott es ganz sanft und kaum spürbar. Er bringt sogar noch ein riesengrosses Opfer, indem er seinen einzigen und geliebten Sohn hingibt, um mit uns eine Beziehung aufzubauen. Seine Liebe ist unabhängig, ob wir „ja“ sagen oder nicht, zu seinem Angebot. In Tat und Wahrheit ist es aber so, dass wir völlig aus Gott leben: Gott ist unser Schöpfer und gab uns das Leben. Er hat uns in seine Welt gestellt, in der wir leben und uns bewegen dürfen. Es ist sein Boden, den wir mit unseren Schuhen beschmutzen. Wir atmen seine Luft und trinken sein Wasser, das er für uns geschaffen hat. Alles was wir essen, hat Gott für uns auf Erden wachsen lassen. Nichts gehört uns und nichts können wir einmal aus dieser Welt hinaustragen. Niemand kann von der Gegenwart Gottes fliehen und so tun, als ob er ohne Gott leben könnte. Spätestens durch den Tod Jesu am Kreuz, müsste der ganzen Menschheit klar geworden sein, dass Gott mit uns allen eine Beziehung sucht.

Vers 10: Gott hat uns zuerst geliebt.
Nicht, dass wir uns einbilden, wir hätten den ersten Schritt auf Gott zugemacht.

In allem werden wir Menschen von Gottes Liebe und Barmherzigkeit getragen. Wir gehören ganz dem Herrn. Wir sind vollkommen abhängig vom Herrn. Alles kommt von Gott und durch Gott! Warum sind wir Menschen oft so eingebildet und widerspenstig? Als käme alles aus uns selbst. Als wären wir unser eigener Herr und Meister. Als gehöre irgendetwas uns. Sehen wir denn nicht, wie es all unseren Vorfahren ergangen ist bis heute? Sie sind alle gestorben und konnten nichts mitnehmen. Ihr Fleisch schmolz dahin wie das Eis an der Sonne. Das Land, das sie bebaut und auf dem sie gelebt haben, wird von ihren Nachfahren bewohnt und morgen sind wir es, die es an die kommende Generation abtreten müssen. Wir sind ganz und gar abhängig von Gottes Gnade!

Paulus sagt: 2. Korinther 5,18-21:
Es ist des Menschen Pflicht, nach Gott zu fragen und nach IHM zu suchen! Gott hat alles für uns getan, indem er die Versöhnung schaffte, durch Jesus Christus. Nun liegt es an uns, dass wir unseren Teil zur Beziehung mit Gott leisten! Denn wir alle stehen in Gottes Schuld. Die ganze Menschheit wird aufgerufen, sich mit Gott versöhnen zu lassen.

Alles, was wir in dieser Welt hineinbringen und mitnehmen können, ist die Liebe! Wir können Gottes Liebe mit unserer Liebe erwidern. Wir können unseren Nächsten lieben wie uns selbst.

Jesus sagt: Johannes 15,16-17.
Das ist alles, was wir von Gott empfangen haben und nun in diese Welt hineinbringen können. Das ist unser Auftrag; die Frucht der Liebe zu säen und gedeihen zu lassen. Kostenlos haben wir sie von Gott empfangen, und kostenlos sollen wir sie weitergeben, damit Gottes Gemeinde wachsen und blühen kann!

Zusammenfassung:
Unsere Liebe zu den Glaubensgeschwistern widerspiegelt unsere Liebe zu Gott. Deshalb hat Christus die Gemeinde gegründet. Denn nur in der Gemeinde, kann diese Liebe trainiert und sichtbar werden.

Gottes Liebe ist völlig unabhängig von der Reaktion der Welt. Sie erwartet auch nichts zurück. Das soll das Ziel unserer Liebe zum Nächsten sein.

Alles kommt von Gott und nichts gehört uns. Das Einzige, was wir in diese Welt hineinbringen und einmal mitnehmen können, ist die Liebe.

 

 III. 4,11-21: Die Vollendung des Glaubens in der Liebe

Mit diesen Versen macht Johannes (wie) eine Zusammenfassung vom Gesagten:

Es gilt der Aufruf zur Liebe unter den Glaubensgeschwistern, in Tat und Wahrheit.

Es gilt das Bekenntnis zum Geist der Wahrheit, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist.

Es geht darum, dass Gott in uns bleibt und wir in Gott bleiben (μένω).

Es geht darum, dass wir Gottes Liebe erkennen und glauben.

Dreimal beginnt Johannes mit dem Satz „Ihr Lieben ...“ (4,1.7.11).

Vers 11: Wir werden verpflichtet, einander zu lieben!
Johannes sagt nicht, weil Gott seinen Sohn für unsere Sünden gesandt hat, sind wir verpflichtet, den Herrn zu lieben. Wir werden hier nicht aufgerufen, Gott zu lieben (wie in Mt. 22,37)! Gott ruft uns auf, die Geschwister zu lieben! Denn wer die Geschwister liebt, der liebt Gott!

Wir sehen, im christlichen Glauben ist die Liebe, zu unseren Glaubensgeschwistern in der Gemeinde, keine Option; sie ist Pflicht und hat oberste Priorität (V. 20-21)! Sie erwächst aus der Liebe, die wir zu Gott pflegen. Ohne Gemeinde, keine Liebe und ohne Liebe keine Beziehung zu Gott. Wer aus der Liebe fällt und die Gemeinde aus irgendeinem Grund im Hass verlässt, bleibt in der Finsternis. Der Heilige Geist erklärt uns im Johannesbrief, dass wir niemals behaupten können, wir lieben Gott, wenn wir unsere Glaubensgeschwister nicht lieben. Gott ist Geist und für unsere Augen unsichtbar. Den unsichtbaren Gott zu lieben ist viel schwieriger, als die Glaubensgeschwister. Wer seine Glaubensgeschwister in der Gemeinde lernt zu lieben, der macht einen bedeuteten Schritt auf Gott zu. Unsere Geschwister können wir sehen und umarmen. Mit unseren Geschwistern können wir reden und sie antworten uns.

Vers 12: Wer in Gott bleibt, der wird die Vollendung in der Liebe erreichen.
Das heisst, er lernt so tief in die Liebe Gottes einzutauchen, dass er unabhängig wird von der Umwelt. So unabhängig, dass er zu Tode verletzt werden kann, ohne zu hassen, sondern nur den Vater zu bitten: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,24).

Bsp. Als meine Frau schwanger war, machte sie Übungen zur Vorbereitung auf die Geburt. Sie musste lernen, sich zu entspannen, wenn die Wehen kommen. Wie konnte sie das üben? Ich musste sie kneifen und sie lernte dabei den Schmerz entspannt zu ertragen. Diese Übung war hilfreich für die Geburtswehen! Genau das ist die Stufe der vollkommenen Liebe.

Wenn wir diese Stufe erreicht haben, dann sind wir zur Vollendung in der Liebe gekommen (Verse 17-19): Wir sind frei! Frei von allem Bösen. Wir lassen uns nicht mehr von Hass und Abneigungen, von Streit und Eifersucht kneifen und manipulieren. Wir haben das Böse überwunden (2,14). Wir haben keine Angst mehr vor dem Tod, sondern schauen dem Tag des Gerichts mit Zuversicht entgegen (2,17). Wir fürchten uns auch nicht vor dem Angesicht Gottes, sondern wir freuen uns, dem allmächtigen Gott gegenüber zu treten.

Diese Stufe zu erreichen ist schwieriger, als wir denken. Denn kein Mensch kann Gott in diesem sterblichen Leben sehen, sonst muss er sterben. Menschen haben sich schon vor den Engeln gefürchtet. Dem allmächtigen Gott furchtlos gegenüber zu treten, erfordert eine grosse Liebe und eine starke Gewissheit des Glaubens. Es erfordert, dass wir in Gott bleiben!

Verse 13-15: Wie bleiben wir in Gott?
Jeder von uns trägt verschiedene Eigenschaften von seinen Eltern in sich. Wer meine Mutter kennt, der versteht weshalb ich ein Doppelkinn habe und nicht mehr der Schlankste bin. Wer meine Mutter früher mit ihren dunklen, kräftigen Haaren gekannt hat, der verstand sofort, wenn ich mich damals, mit meinen dicken Augenbrauen und den dunklen Haaren, als Sohn bekannte.

So besitzen wir auch die Eigenschaften des himmlischen Vaters. Denn wir sind aus Gott gezeugt worden und jeder von uns trägt Eigenschaften Gottes in und an sich. Wir alle sind Gottes Abbild, im Fleischlichen als auch im Geistigen! Das heisst; im Bruder und in der Schwester begegnen wir Gott!

Das Wort „bleiben“ (meno) kommt in diesem Brief 24x (in unterschiedlichen Zusammenhängen) vor und erklärt, wie wir in Gott bleiben:

„Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht“ (2,10).

Den Jünglingen schrieb Johannes, weil das Wort Gottes in ihnen bleibt (2,14).

„Wer den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (2,17).

Die Irrlehrer gehörten nicht zur Gemeinde, sonst wären sie bei den Gläubigen geblieben (2,19).

„Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, werdet ihr im Sohn und im Vater bleiben“ (2,24).

Die Gläubigen dürfen getrost sein, denn in ihnen bleibt die Salbung Christi (2,27).

„Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht“ (3,6).

Kein Menschenmörder hat ewiges Leben bleibend in sich (3,15).

Wer sein Herz vor den Nöten seiner Geschwister verschliesst, in dem kann Gottes Liebe nicht bleiben (3,17).

„Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet“ (4,12).

„Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat“ (4,13).

„Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott“ (4,15).

„Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (4,16). 3x bleiben!

 

Zusammenfassung:
Gottes Liebe findet seine Vollendung in uns - wenn wir einander lieben und wenn wir in dieser Liebe bleiben.

Dann dürfen wir die Gewissheit des ewigen Lebens in uns tragen. Denn Gott verspricht, in denen zu bleiben, die sich einander lieben. Darum, lasst uns zur Vollendung in der Liebe heranwachsen!