Christentum-19: Die Anbetung

Was ist Christentum?

 

Die Gemeinde dient nicht bloss den Gliedern und den Menschen in dieser Welt, sondern in erster Linie Gott durch ihre Anbetung. Was ist Anbetung? Anbetung ist im weitesten Sinn Gottesdienst, der täglich vierundzwanzig Stunden dauert (Röm 12,1-2). Unser ganzes Leben gehört dem Herrn (Kol 3,17). Die Anbetung Gottes bezieht sich nicht bloss auf zwei, drei Stunden in der Woche, in denen wir mit Gleichgesinnten uns versammeln, um über Gott und unser Leben nachzudenken. Mit allem, was wir reden und tun, bemühen wir uns, dem Herrn zu gefallen und seinem Willen zu gehorchen. Es geht jedoch in diesem Abschnitt nicht um die breite und generelle Ansicht von Anbetung. Eine detailliertere Auffassung über Anbetung bezieht sich auf die Ehrerbietung und den Lobpreis, den wir unserem Schöpfer darbringen. Anbetung bedeutet Gott anbeten. Ein griechischer Begriff, dem wir im Neuen Testament begegnen, im Zusammenhang mit Anbetung, wird übersetzt mit „sich niederwerfen vor jemandem, niederknien, fussfällig verehren, huldigen, die Füsse einer Person küssen“ (Mt 2,2.8.11; 4,9-10; Joh 4,23-24; 1 Kor 14,25; Offb 4,10; 5,14). Bei der Anbetung loben und preisen wir Gott für seine Herrlichkeit. Die folgenden Bibelstellen geben uns einen Vorgeschmack auf die Atmosphäre, die vor dem Thron Gottes im Himmel herrscht (Offb 4,1-5,14; Jes 6,1-5; 56,7; Mt 21,13). Dabei wäre es falsch zu denken, dass Gott selbstsüchtig und aufgeblasen sei, weil er von uns die ganze Zeit angebetet werden will, um sein Ego aufzubauen (Apg 17,24-25; Ps 50,10-12). Unser Schöpfergott befiehlt uns ihn anzubeten, weil wir davon am meisten profitieren. Wir Menschen sind dazu geschaffen worden, um Gott anzubeten. Das entspricht unserer Natur, als geistige Wesen. In der Anbetung Gottes werden wir selbst ermutigt und ermutigen gleichzeitig andere.

Weil der allmächtige Gott allgegenwärtig ist, kann die Anbetung überall stattfinden. Es gibt keine heilige Stätte mehr oder bestimmte Gebäude, in denen Gott angebetet werden kann (Joh 4,19-24). Menschen können in gemieteten Räumen anbeten, zu Hause oder im Freien, eventuell sogar in Gebäuden, die von einer christlichen Gemeinschaft gekauft wurden (Röm 16,5; 1 Kor 16,19; Kol 4,15; Apg 2,46; 5,42; 16,13; 20,7-8). Die christliche Anbetung ist nicht abhängig von Äusserlichkeiten, sondern sie ist eine reine Herzensangelegenheit. Um Gottes Wohlgefallen in der Anbetung zu finden, ist ein reines Herz und ein geheiligtes Leben erforderlich (Ps 15,1-5; 24,3-4; Mt 5,8). Gott ist Geist und wenn wir seinen Geist erreichen wollen, dann geschieht das nur über unser Herz. Jesus erklärt (Joh 4,24): „Gott ist Geist, und die zu ihm beten, müssen in Geist und Wahrheit beten.“ Gottes Wille ist es, dass wir uns mit anderen Gläubigen regelmässig versammeln, um gemeinsam den Herrn anzubeten (Apg 2,42).

Die ersten Gemeinden versammelten sich jeweils am ersten Tag nach dem Sabbat, das heisst am Sonntag, um den Herrn anzubeten (Apg 20,5-7; 1 Kor 16,1-2). Die Juden beteten am Sabbat an, das ist am Samstag. Weil Jesus am ersten Tag der Woche, das heisst am Sonntag auferstand, wurde dieser Tag zum „Tag des Herrn“, an dem sich Christen versammelten, um den lebendigen Gott anzubeten (Offb 1,10; Mt 28,1; Mk 16,1-2). Selbstverständlich können wir auch an anderen Tagen den Herrn anbeten, indem wir die Bibel lesen und beten. So wachsen wir im Glauben und vertiefen unsere Beziehung zum Herrn (Mt 6,6). Vielleicht gibt es die Möglichkeit, sich mit andern Christen in den Häusern zu treffen, um gemeinsam geistliche Lieder zu singen, zu beten und die Bibel zu studieren (Apg 2,46; 5,42). Das kann eine grosse zusätzliche Bereicherung sein. Wichtig aber ist, dass wir uns möglichst einer örtlichen Gemeinde anschliessen, die die biblische Wahrheit lehrt und sich jeden Sonntag zur Anbetung versammelt. Das ist der Wille des Herrn (Hebr 10,25). Alle brauchen Zuspruch und die Unterstützung im Glauben durch die regelmässigen Versammlungen mit anderen Gläubigen.

Nicht alles, was Christen in der Versammlung am Sonntag tun, ist direkte Anbetung Gottes. Die regelmässigen Zusammenkünfte sind dazu da, uns gegenseitig zu ermutigen und zu belehren (1 Tim 4,13; 1 Kor 14,19.26). In der Anbetung wird auch gesungen. Einige Lieder sind Hymnen, die Gott lobpreisen und andere dienen dazu, einander zu ermahnen und zu ermutigen (Eph 5,19-20; Kol 3,16; Apg 16,25; 1 Kor 14,15). Auch Vorlesungen aus der Bibel zählen zu den beliebten Anbetungsformen, die für die versammelte Gemeinde von grossem Nutzen sind (Offb 1,3; 1 Tim 4,13; 1 Thess 5,27). Das Lehren, Ermahnen und Auslegen von Bibeltexten, ist eine weitere Besonderheit der christlichen Anbetung, die sehr wichtig ist für Christen im Glauben zu wachsen (1 Tim 4,13-16; 5,17; 2 Tim 2,1-2; 3,10.16; Apg 20,20-21; Jak 3,1). Schliesslich wird in den Versammlungen auch die Gemeinschaft untereinander gepflegt und die gemeinsame Hingabe (Röm 12,3-8.15; 16,16; 1 Kor 16,20; 1 Joh 1,3-4).

Die Gemeinde sammelt auch Kollekten für Bedürftige, unterstützt ihre Leiter und hat viele andere Projekte (Röm 12,13; 15,25-27; 1 Kor 9,1-4; 2 Kor 8,1-9,15; Hebr 13,1-3; 1 Tim 5,3-18; Jak 1,27). Der Sonntag ist eine günstige Gelegenheit, sich an den Sammlungen zu beteiligen (1 Kor 16,2). Damit stärken wir unsere Zusammen-gehörigkeit und unsere Liebesgemeinschaft im Herrn. Das griechische Wort für den Interessenverband, die Verbundenheit, die Gemeinschaft, die tiefe Beziehung untereinander steht in engem Zusammenhang mit den finanziellen Mitteln, die wir bereit sind aufzubringen für die Gemeinde. Darin zeigt sich, was uns die örtliche Gemeinde Wert ist (2 Kor 8,4; 9,13; Röm 15,26; Hebr 13,16). Die Juden kannten gemäss dem Gesetz den Zehnten. Christen haben ein flexibleres System des Gebens, je nach dem einer es vermag und der entsprechenden Notwendigkeit (1 Kor 16,1-2).

Das Gebet ist ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen und privaten Anbetung. Christen glauben, dass der lebendige Gott ihre Gebete hört und weil er sie liebt, ihnen auch antwortet. Gott antwortet auf seine Weise, das heisst, dass er uns nicht immer das schenkt, um was wir ihn bitten. Besonders dann nicht, wenn es nicht unserem Besten dient. Wir können sicher sein, dass der Herr uns immer nur das Beste gibt, was unserer geistlichen Auferbauung am meisten nutzt (Röm 8,28). Jeder Gläubige sollte deshalb regelmässig vom grossen Nutzen des Gebets Gebrauch machen (1 Thess 5,17; Röm 12,12; Kol 4,2; Lk 18,1).

Meide alles was dein Gebetsleben behindert, z. B. respektloser Umgang mit dem Ehe-partner (1 Petr 3,7), ein unversöhnlicher Geist (Mt 6,14-15; Eph 4,32), Unaufrichtigkeit, Uneinsichtigkeit (Ps 66,18; Jes 1,15), Sünden nicht bekennen (1 Petr 3,12), Zweifel an Gottes uneingeschränkte Fähigkeiten (Jak 1,6-8). Auf der andern Seite gibt es einiges, das unser Gebetsleben unterstützt, z. B. ein lauteres Herz (Ps 24,3-4), ein zuversichtlicher Geist (1 Joh 3,21-22), eine ehrfürchtige Haltung (Mt 6,9), Demut, Gottvertrauen (Mt 21,22; Mk 11,24), Aufrichtigkeit (Mt 6,5-6; Ps 17,1), ein dankbares Herz (Kol 4,2; Phil 4,6). Unser Herr ist uns auch ein grosses Vorbild in Hinsicht auf das Gebetsleben (Joh 17,1-26; Mt 14,23; 26,36; Lk 5,16; 6,12; 9,28). Er lehrte einiges über das Gebet (Lk 11,5-13; 18,1-8). Auch Paulus und Jakobus betonen die Bedeutung des Gebets (1 Thess 5,16-25; 1 Tim 2,1-8; Jak 5,13-18).

Als die Jünger Jesus fragten, ob er ihnen beibringen könne zu beten, gab er ihnen das folgende Beispiel, das die Hauptthemen eines Gebets darlegt (Mt 6,9-13; vgl. Lk 11,1-4):

„So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel. Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Gib uns heute unser tägliches Brot! Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“

Das Herrnmahl oder das Abendmahl ist eine Erinnerungsfeier, durch die Jesus Christus geehrt wird. Jesus selbst hat dieses Mahl eingeführt während seiner letzten Passafeier mit seinen Jüngern (Mt 26,17-30; Mk 14,22-24; Lk 22,14-23; 1 Kor 11,23-26). Dabei gebot er seinen Nachfolgern: „Das tut zu meinem Gedächtnis“ (1 Kor 11,24-25). Der Zweck des Abendmahls besteht darin, uns an Jesu Tod und seine Auferstehung zu erinnern (1 Kor 11,24-26). Es darf nicht mit einem Festmahl oder Bankett verwechselt werden, wo es darum geht, unsere Mägen zu füllen (1 Kor 11,34). Beim Herrnmahl geht es um ein geistliches Mahl der Besinnung, der Selbstprüfung und der Anbetung (1 Kor 11,27-28). Es geht um die Gemeinschaft, die uns mit anderen Gläubigen vereint (1 Kor 10,16-17; 11,29-33). Das Brot und die Frucht des Weinstocks symbolisieren den Leib Christi und sein Blut, das er für uns vergoss am Kreuz. Dabei sollte ungesäuertes Brot gebraucht werden, d. h. Brot, das ohne Hefe gebacken wurde, denn es ist das Symbol für Sündlosigkeit und Reinheit. Unser Herr war ohne Sünde und deshalb auch ein vollkommenes Opfer für unsere Sünden. Das ungesäuerte Brot erinnert uns an das Lamm Gottes ohne Fehl (1 Kor 5,7; Mk 14,1). Das Herrnmahl ist eine günstige Gelegenheit, um unsere Hingabe an den Herrn zu erneuern und uns neu zu bemühen im Kampf gegen die Sünde (1 Kor 11,27-32). Der Kelch besteht aus der Frucht des Weinstocks und symbolisiert das Blut Jesu, mit dem der neue Bund aufgerichtet wurde. Wie die ersten Christen sich am ersten Tag nach dem Sabbat versammelten (Apg 20,5-7; 1 Kor 16,1-2), sollten auch wir jeweils am Sonntag regelmässig zusammenkommen, um als Gemeinde das Mahl des Herrn zu feiern, indem wir den Tod Jesu verkündigen bis er wiederkommt (1 Kor 11,26). Der Sonntag ist der Tag, an dem Jesus von den Toten auferstand und deshalb wird er unter den Christen „Tag des Herrn“ genannt (Offb 1,10).

In der römisch-katholischen Kirche wird das Herrnmahl als Messe abgehalten, die mit der irrigen Lehre der „Transsubstantiation“ (= Verwandlung) verbunden ist. Es wird gelehrt, dass das Brot und der Wein sich buchstäblich verwandeln in den Leib und das Blut Jesu Christi. Der Leib Christi werde während der Zeremonie erneut geopfert. Im Gegensatz dazu lehrt das Neue Testament, dass Jesus für die Menschheit ein für alle Mal geopfert wurde am Kreuz (Hebr 7,27; 9,12.24-28; 10,10-14; Röm 6,9). Er wird nicht immer wieder von neuem geopfert. Jesus meinte das bildlich, als er sagte (Mt 26,26-28): „Nehmt, esst! Das ist mein Leib“ und beim Kelch: „Trinkt alle daraus! Denn das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“

Er meinte damit sicher nicht, dass die Jünger nun seinen Leib verspeisen und sein Blut trinken sollten. Er hielt ja das Brot und den Kelch in seinen Händen. Wie viele andere Aussagen Jesu, ist auch diese bildlich zu verstehen (Joh 10,7.14; 15,5; Mt 5,13-14). Christen glauben nicht an diese Verwandlungslehre, sondern an die Gegenwart Jesu, wenn die versammelte Gemeinde anbetet (Mt 18,20). Das Brot und der Kelch sind Symbole, die uns daran erinnern, dass der Leib und das Blut Jesu für unsere Sünden am Kreuz geopfert wurden auf Golgota.

Das Neue Testament gibt uns keine weiteren Anweisungen, wie die Anbetung gestaltet werden sollte. Wir lesen nur, dass Gott die Leitung für den Gottesdienst den Männern übergab, als sich die Gemeinde am Sonntag in den Häusern und an anderen Orten zur Anbetung versammelte (Gen 1,26-27; 2,18; 3,16; 4,7; 1 Kor 11,2-16; 14,33b-36; Gal 3,28; Eph 5,21-33; Kol 3,18-19; 1 Tim 2,1-15; 3,1-13; 1 Petr 3,1-7). Es ist wichtig, dass wir die richtige Einstellung haben, wenn wir zur Anbetung erscheinen, damit sie im Geist und in der Wahrheit geschieht (Joh 4,24; 1 Kor 14,40). Die traditionelle Form eines Gottesdienstes am Sonntag bestand seit je her aus Gebeten, Gesängen, Vorlesungen aus der Bibel, Verkündigungen des Wortes Gottes, aus dem Herrnmahl und Kollekten.

 

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