Offenbarung-11: Die beiden Zeugen und der Tempel Gottes

Die Offenbarung

 

 

 I.   Zusammenfassung

Wir befinden uns in der Zeit zwischen der sechsten und siebten Posaune.

Johannes erhält einen Messstab, um den Tempel Gottes und die Anbetenden abzumessen. Der Vorhof des Tempels, der für die Heiden bestimmt ist, soll nicht abgemessen werden. Denn die Heiden schätzen die heilige Stadt nicht, sondern trampeln sie 42 Monate lang nieder. Während dieser Zeit, die 1260 Tagen gleich ist, beauftragt Gott zwei Zeugen, die im Trauergewand eine Botschaft verkündigen sollen. Sie stellen zwei Ölbäume dar und sind die Leuchter Gottes für die Welt. Sie haben die Macht, während der Zeit ihrer Verkündigung den Regen aufzuhalten. Sie sind auch fähig, das Wasser in Blut zu verwandeln, so wie jegliche Plagen über die Erde zu bringen.

Die beiden Zeugen werden von Menschen stark bedrängt, doch Gott beschützt sie. Nachdem sie alles verkündigt haben, was ihnen aufgetragen wurde, steigt das Biest aus dem Abyssus hervor und führt Krieg gegen sie, so dass sie getötet werden. Dreieinhalb Tage lang liegen ihre Leichen auf den Strassen der heiligen Stadt, die wie Sodom und Ägypten geworden ist. Auch Jesus Christus wurde dort gekreuzigt. Die heidnischen Völker freuen sich über den angeblichen Sieg über die beiden Propheten, die Gottes Wort verkündigten.

Dann lässt Gott die beiden Zeugen auferstehen und entrückt sie in den Himmel. Die Feinde sind von der Furcht ergriffen. Ein starkes Erdbeben erschüttert die Stadt, von der einen Zehntel zerstört wird und 7 000 Bewohner getötet werden.

Schliesslich bläst der siebte Engel die Posaune und das dritte Unheil nimmt seinen Lauf. Himmlische Stimmen rufen Gott dankbar zu, weil er endlich sichtbar eingreift. Gottes Gegenwart und Macht wird hier bildlich dargestellt.

 

 Links:

- Offenbarung-11b: Wer sind die beiden Zeugen?

- Auslegung-07: Bildhafte Sprache erkennen

- Auslegung-17: Prophetische Bücher des Neuen Testaments

 

 II.   Der abgemessene Tempel und die beiden Zeugen (V. 1-14)

Verse 1-2: Die Vermessung.
Johannes erhält, vermutlich von einem Engel, einen Messstab (Messrute) und wird aufgefordert, folgendes abzumessen: den Tempel Gottes (indem sich die Gläubigen befinden), den Altar (Brandopferaltar), die Anbetenden.

Folgendes soll nicht abgemessen werden: Der Vorhof des Tempels (wo sich die angeblich Gläubigen aufhalten), die heilige Stadt (= die Welt). Alles, das nicht abgemessen werden soll, wird von Gott nicht unterstützt oder beschützt.

Bevor Gott sein Volk beschützen kann, muss es genau vermessen werden. Die 144 000 Versiegelten (7,1-4) repräsentieren hier die Anbetenden im Tempel Gottes und werden unter Gottes Schutz gestellt. Johannes schaut in seiner Offenbarung vorwiegend auf einen himmlischen Tempel (7,15; 11,19; 14,15.17; 15,5.6.8; 16,1.17). Bei dieser Beschreibung geht es um irdische Vorstellungen, die bekannt waren, damit der Leser verstehen kann, was im geistigen Bereich gemeint ist. Einen irdischen Tempel mit Altar gibt es nicht mehr und wird es auch in Zukunft nicht mehr geben. Die Stadt Jerusalem wurde samt dem Tempel 70 n. Chr. zerstört, wie Jesus vorhersagte (Mt 24,2). Es kann sich also nicht um die Vermessung des irdischen Tempels in Jerusalem handeln. Zudem ist vom Heiligtum, d. h. Naos (ναός) die Rede und nicht vom äusseren Tempelgebäude; Hieron (ἱερόν, Joh 2,14).

Schon im AT lesen wir von Tempel Vermessungen: Jerusalem, eine Stadt ohne Mauern, wird vermessen (Sach 2,5-6). Der Statthalter Serubbabel wird beauftragt, den Tempel wieder aufzubauen (Sach 4,6-7). Jerusalem und der Tempel wurden durch die Babylonier in 586 v. Chr. zerstört. Johannes verknüpft seine Vision mit Sacharja 4,1-7 und spricht von einem geistigen Wiederaufbau des Tempels. Auch Hesekiel erhält den Auftrag, den zukünftigen Tempel symbolisch zu vermessen (Ez 40-43).

Die heilige Stadt werde mit Füssen zertreten, d. h. besiegt, verwüstet und zerstört (siehe Lk 21,24b). Das heisst, Jerusalem und der Tempel waren bereits durch den römischen Kaiser Titus und seine ca. 80 000 Soldaten zerstört (94-96 n. Chr.). Anschliessend entweihten und verwüsteten die Römer den Tempel. Daniel sagte dies voraus, als er vom Gräuel der Verwüstung sprach (Dan 9,24.27). Jesus bestätigte den Untergang Jerusalems und den Gräuel der Verwüstung (Mt 24,15).

Schlussfolgerung: Die Vermessung bedeutet Schutz vor dem Untergang.
Der unzerstörbare Tempel Gottes ist die Gemeinde (Eph 2,21; 1 Tim 3,15). Die Gläubigen bilden die lebendigen Steine des Tempels, die heilige Priesterschaft, die geistliche Opfer darbringt (1 Petr 2,5; Hebr 13,15). Das heisst, bei dieser Vermessung geht es um die treuen Anbeter Gottes, die sich weder mit der Welt, noch mit falschen Lehren befleckt haben (2 Kor 6,16). Gott lässt es zwar zu, dass die Gemeinde angegriffen wird von seinen Feinden, aber er wird es nicht zulassen, dass sie zerstört werden kann (1 Kor 3,16-17). Mit andern Worten: Die Gläubigen werden zwar physisch leiden, aber geistig bestehen. Die Vermessung betrifft jedes einzelne Glied der unzerstörbaren Gemeinde, die Messrute ist das Wort Gottes (Röm 14,12; Joh 12,48). Der Herr kennt auch heute noch seine Treuen so gut wie abgemessen, weil er unsere Herzen prüft (Jer 12,3; 1 Kor 4,4; 1 Thess 2,4).

„Prüfe mich, Herr, und erprobe mich, erforsche mir Nieren und Herz“ (Ps 26,2).

„Lasst uns daher alles ablegen, was uns schmutzig macht, was strotzt vor Bosheit, und in Sanftmut das Wort annehmen, das in euch eingepflanzt ist – es vermag eure Seelen zu retten“ (Jak 1,21).

Während einer beschränkten Zeitperiode von 42 Monaten (oder 1260 Tagen), werden Christen wegen ihres Glaubens durch die Römer intensiv verfolgt und umgebracht.

Verse 3-6: Der Auftrag der beiden Zeugen.
Während der Herr in der schweren Verfolgungszeit die Glieder seiner Gemeinde unter besonderen Schutz stellt, beauftragt er zwei Zeugen. Die Sprache des Johannes ist hoch symbolisch und deshalb ist bei der Auslegung besondere Vorsicht geboten! Es kann sich bei den zwei Zeugen niemals um zwei Einzelpersonen handeln. Vielmehr geht es Johannes darum, bildlich zu erklären, dass es zwei Zeugen braucht, um die Wahrheit eines Sachverhalts zu bestätigen (Dtn 17,6; 19,15; Mt 18,16; 1 Tim 5,19). In der Einleitung wurde erklärt, dass die Zahl 2 eine doppelte Einheit darstellt, diese Zahl bedeutet Stärke (Bsp. Koh 4,9-11). Auch Jesus sandte seine Jünger zu zweit aus, damit sie sich gegenseitig ergänzen konnten (Mk 6,7; Lk 10,1).

Bei diesen beiden Zeugen (= Propheten, V. 10) handelt es sich um alle Bekenner des Evangeliums (in allen Zeitaltern). Mit Jesus Christus nahm es seinen Anfang und wurde durch seine Apostel verlässlich weitergegeben (Hebr 2,3b-4). Dazu zählen auch alle übrigen treuen Bekenner des Evangeliums aus den örtlichen Gemeinden. Dabei geht es nicht so sehr um die erwähnten Personen, sondern um das Wort Gottes, das in zweifacher Weise auf der ganzen Welt allen Menschen bis zum Ende bezeugt werden soll. Durch diese beiden Zeugen wird die Verbreitung des Evangeliums dargestellt. Die härenen Kleider symbolisieren die Kleidung der Propheten, die auf diese Weise die Menschen einer Stadt zur Umkehr von ihren Sünden aufriefen (Jes 22,12; Jer 4,8; Jona 3,5; Mt 11,21). Die Zeugen sind wie Ölbäume, d. h. sie sind die Gesalbten des Herrn. Die Zeugen sind wie Leuchter, d. h. sie scheinen durch das Licht des Evangeliums in die Dunkelheit dieser Welt. Die Zeitperiode ist diesmal in Tagen angegeben, damit wird betont, dass es um tägliche Zeugnisse geht; 1260 Tage (= 42 Monate).

Jeder, der sich zu Jesus bekennt, zählt zu den Gesalbten und steht wie ein Ölbaum vor Gott. Der Ölbaum liefert das Öl für den Leuchter. Der Leuchter schenkt der dunklen Welt das Licht. Wer Jesus bekennt, der ist wie ein Leuchter, durch den Christus mit seinem Evangelium in die Welt hinein leuchtet (Phil 2,15 ff.). Der Herr sucht nach wie vor Gläubige, die mutig Christus bekennen und dem rauen Gegenwind der Welt standhalten. Aktive Nachfolger Christi versuchen nicht bloss zu überleben, indem sie sich im geschützten Bereich aufhalten, sondern sie treten mutig aus der Komfortzone heraus und machen sich durch ihr Bekenntnis verletzbar.

Wer ihnen etwas antut, der wird durch das Feuer umkommen. Entweder auf ähnlich Art wie bei Jeremia, als der Herr sprach (Jer 5,14): „Sieh, zu Feuer mache ich meine Worte in deinem Mund, und dieses Volk ist Brennholz, und es wird sie fressen.“ Es geht auch hier um ein geistiges Verständnis, das uns Einblicke schenkt in die Ereignisse, die hinter der Kulisse stattfinden. Das Wort Gottes wird die widerspenstigen Zuhörer richten (Joh 12,48). Oder ähnlich wie die fünfzig Soldaten umkamen, als sie Elija gefangen nehmen wollten (2 Kön 1,9-16).

„Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören; denn der Tempel Gottes ist heilig – und das seid ihr“ (1 Kor 3,17).

Die gottlosen Menschen werden die Zeugen Christi hassen (Joh 15,18-20), aber Gott wird sie beschützen, wie er Elija beschützt hat.

Diese Plagen oder Gerichte (V. 6) sind rein symbolisch zu verstehen. Sie sind bekannte Ereignisse, die den Gläubigen ihre grosse Vollmacht in Christus (Joh 1,12), trotz Verfolgungen durch die Römer, bewusstwerden lassen. Eine Macht, wie sie Elia besass und es 3 ½ Jahre nicht mehr regnete (Jak 5,17). Eine Macht, wie sie Mose hatte, als er das Wasser des Nils in Blut verwandelte und es ungeniessbar machte (Ex 7,17). Beide Gottesmänner widerstanden dem grossen Unrecht das ihnen widerfuhr, so dass sie ihren Mitmenschen zur Plage wurden (V. 10). Genauso wenig werden die Ungläubigen mit jeglichen Plagen nicht verschon bleiben. Wie Jesus nicht getötet werden konnte, bis seine Stunde gekommen war (Lk 13,31-33; Joh 7,30; 8,20), so vermag auch keine Macht der Welt die Zeugen Christi vor Beendigung ihrer Mission zu stoppen oder zu zerstören. Gottes Pläne erreichen alle ihr Ziel und zwar so, dass sein Volk beschützt wird!

Verse 7-12: Tötung, Auferweckung und Entrückung der beiden Zeugen.
Wenn die 3 ½ Jahre (1260 Tage oder 42 Monate) um sind (V. 3), wird ein Krieg ausbrechen. Hier wird bestätigt, dass die beiden Zeugen nicht wörtlich zu verstehen sind, da man gegen zwei Einzelpersonen nicht von einem Krieg sprechen kann. Im folgenden Kapitel wird offenbar, dass dieser Krieg gegen alle geführt wird, „die die Gebote Gottes beachten und am Zeugnis Jesu festhalten” (12,17). Besonders die Verkündiger des Evangeliums werden ins Visier genommen. Die beiden Zeugen stellen also die gläubige Gemeinde da, die an der Wahrheit festhalten und das Evangelium auf der ganzen Welt verbreiten. Das scheint im Widerspruch mit der Aussage zu stehen, dass Gott seine Diener beschützen wird (V. 5). Gläubige bleiben jedoch verletzbar und werden nicht unbedingt äusserlich beschützt, sondern hauptsächlich im Geist. Jesus versprach seinen Jüngern (Lk 10,19): „… nichts wird euch schaden.” Wir wissen, dass fast alle Apostel wegen ihres Glaubens den Märtyrertod erlitten, doch ihre Seelen blieben unversehrt. Dasselbe gilt auch für alle Nachfolger Christi (Mt 10,28).

Der Krieg wird vom römischen Herrscher Domitian angeführt, der das Meeresungeheuer (13,1.7) darstellt. In den folgenden Kapiteln wird seine leitende Funktion offenbart (Kap. 13&17). Die Christen damals wussten ganz genau, wer mit diesem Tier oder Biest (θηρίον) gemeint war. Es kommt aus demselben bodenlosen Abgrund (Abyss, ἄβυσσος), wo Rauch und Heuschrecken aufsteigen (9,2). Es verfolgt die Gemeinde der Gläubigen bis in den Tod. Obschon die beiden Zeugen die Macht haben – Feuer aus ihrem Mund zu spucken, das Wetter zu kontrollieren, die Erde mit jeglichen Plagen zu schlagen, – sind sie dem Tier unterlegen. Es scheint, als wäre das schreckliche Tier durch die Verkündigung aufgeweckt worden.

Es schmerzt, lesen zu müssen, dass dieses Tier die Guten zu töten vermag. Wir sind versucht zu fragen: „Oh, Gott, warum lässt Du das zu?” Tatsache ist aber: Gott liess es zu, dass die Zeugen zuerst ihren Auftrag erfüllten, bevor das Tier auftreten konnte (siehe Vers 7a). Das heisst, dass das Tier zwar die Propheten töten konnte, aber nicht ihr Zeugnis. Die Feinde Gottes werden niemals die Verkündigung des Evangeliums aufhalten können, weder damals noch heute, denn die Wahrheit wird siegen. Das sieht zwar in Vers 7 und 8 vorerst anders aus.

Ihre Leichen liegen auf der Strasse herum (V. 8) und sind wilden Hunden, Insekten und Vögeln ausgesetzt (Ps 79,1-4; Jer 8,1-2). Wie „Kot” auf der Strasse liegen gelassen zu werden, bedeutet Gottes Fluch (Dtn 28,26; Jes 5,25). Das ist entehrend und zeigt den grossen Hass der Menschen.

Was ist mit „der grossen Stadt” gemeint?
Johannes nennt sie „Sodom und Ägypten” (V. 8). Johannes drückt es klar aus, dass diese Stadt „geistlich verstanden” werden muss. Leicht könnte man der Auslegung verfallen, dass damit Jerusalem gemeint sei, denn dort wurde auch der „Herr” der beiden Zeugen gekreuzigt. Doch die grosse Stadt ist nicht die heilige Stadt, das neue Jerusalem! Mit dem Begriff „die grosse Stadt” ist in der Offenbarung immer „Babylon die Grosse” gemeint, d. h. Rom (14,8; 16,19; 17,5.18; 18,2.10.16.18.19.21). Doch bloss die Stadt Rom darin zu erkennen, wäre auch sehr beschränkt. Es geht ja hier um „Sodom und Ägypten”, d. h. um die ganze Erde. Sodom wie Ägypten stehen für Gottlosigkeit in der Welt. Auch Jerusalem wurde ihrem Schicksal überlassen und als Stadt durch Gottes Hand gerichtet, weil sie es zuliess, dass der Herr darin gekreuzigt wurde (70 n. Chr.). Diese prophetische Sprache benutzte schon Jesaja, der die ganze Erde als eine verwüstete Stadt sah (Jes 24).

Die Tragik nimmt ihren Höhepunkt, indem die gottlosen Menschen die Leichen der beiden Zeugen (d. h. der gläubigen Gemeinde) dreieinhalb Tage liegen lassen (V. 9). Selbst die, welche die Leichen begraben möchten, werden daran gehindert. Damit nicht genug, die Gottlosen freuen sich so sehr über den Tod der beiden Zeugen, dass sie beginnen zu feiern (V. 10). In ihrer Festtagslaune beschenken sie einander und feiern den Tag ihrer Befreiung. Denn die Moralapostel hatten ihnen das Leben kompliziert und unbequem gemacht. Wahrheit ist für korrupte und gottlose Menschen eine Qual, weil sie dabei die Angeklagten sind. Frömmigkeit ist spiessig und schränkt ein selbstbewusstes und befreites Leben ein. Gottes Gebote und Regeln sind weltlichen Menschen eine Plage. Dreieinhalb steht analog zu den 3 ½ Jahren (V. 11). Das heisst, es handelt sich um eine Zeit der Trübsal und Bedrängnis. Dreieinhalb ist die Hälfte von 7, d. h. es wird keine volle Zeitdauer sein, sondern sie ist nur halb so lang.

Nach dreieinhalb Tagen greift Gott endlich ein, indem er beide Zeugen auferstehen und in den Himmel entrücken lässt (V. 11-12). Das erinnert an Hesekiels Vision, der ein trockenes Tal mit vielen Totengebeinen sah, die das Volk Israel im Exil repräsentierten (Ez 37). Als der Prophet zu ihnen predigte, begann ein Klappern und die Knochen wurden mit Fleisch, Sehnen und Haut überzogen. Schliesslich hauchte Gott den toten Gebeinen Leben ein, so dass das Volk zum Leben auferweckte. Mit dieser Lektion lehrte Gott den Propheten, dass seine Macht unbeschränkt ist, egal wie hoffnungslos die Situation auf Erden sein mag. Johannes bezeugt mit dieser Vision ebenso, dass Gottes Volk im neuen Bund keine Angst zu haben braucht vor dem römischen Heer, egal wie sehr sie auch verfolgt und getötet werden. Der allmächtige Gott ist mit seinen Gläubigen und sie werden am Ende siegen. Verfolgung und Tod können die Gemeinde Jesu nicht zerstören. Selbst „die Tore des Totenreichs (Hades) werden sie nicht überwältigen” (Mt 16,18). Niemand vermag die Pläne Gottes zu durchkreuzen.

Folgerung:
Das gilt auch für die Gemeinde des 21. Jahrhunderts. Deshalb können alle Gläubigen in allen Generationen die Worte Jesajas mit voller Gewissheit nachsprechen (Jes 40,8): „Das Gras vertrocknet, die Blume verwelkt, das Wort unseres Gottes aber besteht für immer.” Gottes Plan ist auch unsere Rettung (1 Tim 2,4)! Gottes Ziel ist es, alle Nachfolger Christi in seinem himmlischen Reich vor seinem Thron zu vereinen. Deshalb wird der Herr auch uns auferwecken, egal wie gross die Not oder der Druck im irdischen Leben war.

Als die Menschen die mächtige Stimme aus dem Himmel hörten, die die toten Zeugen auferweckte und ihnen zurief, so dass sie in den Himmel entrückt wurden, da überkam sie grosse Furcht (V. 12). Gott hat immer das letzte Wort! Die Menschen werden auch bei der Wiederkunft vor Angst überwältigt sein, dass dieser Gott tatsächlich existiert und seine Gläubigen zu sich in den Himmel entrückt (1 Thess 4,17-18; 1 Kor 15,51-54). Niemand rechnet heute damit, dass Gottes Wort noch immer gilt (Mt 24,35).

Verse 13-14: Bestrafung der Schadenfreudigen und Ankündigung des dritten Unheils.
Nachdem die Gläubigen sicher im Himmel angekommen sind, fängt es an zu beben. Gott begnügt sich nicht mit der Rettung seiner geliebten Kinder, sondern er bestraft auch die Uneinsichtigen. Die gottlose Weltstadt Babylon wird durch ein Erdbeben erschüttert. Ein Zehntel der Stadt stürzt zusammen. Der endgültige Untergang steht der Stadt noch bevor (siehe Kapitel 18). Siebentausend Menschen kommen dabei um. Diese Zahlen sind rein symbolisch zu verstehen. Die Überlebenden sind entsetzt und geben Gott die Ehre. Vermutlich handelt es sich dabei bloss um ein staunendes Eingeständnis wie beim Hauptmann und seinen Leuten, als nach Jesu Tod die Erde bebte und andere furchterregende Dinge geschahen (Mt 27,51-54). Ähnlich ging es auch Nebukadnezar (Dan 2,47; 3,28; 4,1-37) und anderen. Damit geht das zweite Unheil zu Ende und das dritte folgt mit der siebten Posaune.

Schlussfolgerung:
In der Zeit zwischen der sechsten und siebten Posaune (oder des zweiten Unheils) geht trotz einigen erschreckenden Ereignissen der Sieg der Gläubigen klar hervor. Diese tröstende Botschaft brauchten die Christen im ersten Jahrhundert besonders. Aber auch wir dürfen diese Worte in Anspruch nehmen! Wer glaubt, der wird zu den Siegern zählen, egal wie schlimm es im irdischen Leben aussah. Der Apostel Petrus schreibt (1 Petr 4,12-14): „Meine Geliebten, wundert euch nicht über das Feuer, das bei euch ausgebrochen ist, um euch auf die Probe zu stellen, als widerfahre euch dadurch etwas Fremdes. Im Gegenteil, freut euch, dass ihr damit an den Leiden Christi teilhabt; so werdet ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und jubeln können. Selig seid ihr, wenn sie euch um des Namens Christi willen beschimpfen, denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes ruht auf euch.”

 

 III. Die siebte Posaune – das dritte Unheil (V. 15-19)

Überblick der sieben Posaunen:

Bei der ersten Posaune fallen Hagel und Feuer auf die Erde (8,7).

Bei der zweiten Posaune wird das Wasser des Meeres zu Blut (8,8-9).

Bei der dritten Posaune wird das Wasser bitter (8,10-11).

Bei der vierten Posaune verdunkelt sich das Universum (8,12).

Bei der fünften Posaune werden die Menschen von Heuschrecken aus dem Abgrund gestochen (9,1-11).

Bei der sechsten Posaune töten grosse Reiterheere die Menschen mit drei Plagen (9,13-19).

Bei der siebten und letzten Posaune findet die Wiederkunft Christi statt (1 Kor 15,52; Mt 24,31; 1 Thess 4,14-17).

Der Schlüsselvers in der Offenbarung, ist Vers 15! Die Königsherrschaft (βασιλεία) über die Welt gehört allein dem Herrn (Ps 10,16). Die Offenbarung spricht an verschiedenen Stellen von der Königsherrschaft (1,6.9; 5,10; 11,15; 12,10). Ein anderes Wort für Königsherrschaft ist Königreich, Reich Christi oder Reich Gottes. Das Reich Christi hat einen weltlichen als auch einen himmlischen Aspekt. Am Anfang der Offenbarung wird gesagt, dass Christus „aus uns ein Königreich gemacht hat …” (1,5), ein Königreich von Priestern, die auf der Erde herrschen werden (5,10). Am Ende der Offenbarung werden die Heiligen im Himmel mit Christus ihre Herrschaft bis in alle Ewigkeit fortsetzen (22,5). Auch der Apostel Petrus bestätigt diesen himmlischen Aspekt (2 Petr 1,11): „Denn so wird euch auf vielerlei Weise grossmütig Zugang gewährt werden zur ewigen Herrschaft unseres Herrn und Retters Jesus Christus.”

Im AT wird diese Königsherrschaft prophezeit. Die bekannteste Prophezeiung kommt von Daniel (Dan 2,44): „Und in den Tagen jener Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich erstehen lassen für immer, es wird nicht untergehen …” Daniel sagte voraus, dass das Reich Gottes während der römischen Herrschaft gegründet wird. Als Johannes der Täufer als Vorbote Jesu auftrat (Lk 7,27-28), wurde das römische Reich von Kaiser Tiberius regiert (Lk 2).

Johannes predigte (Mt 3,1-3): „Kehrt um! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich.” Mit der Geburt Jesu ist das Reich nahegekommen (Mk 1,14-15). Aber das Königreich war noch nicht vollständig da. Deshalb lehrte Jesus seine Jünger zu beten (Mt 6,10): „Dein Reich komme …” Das Reich Gottes war für die Menschen aber noch nicht zugänglich.

Jesus lehrte, dass das Reich Gottes zuerst mit Macht kommen müsse (Mk 9,1): „Amen, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken, bevor sie das Reich Gottes sehen, wenn es gekommen ist mit Macht.” Jesus versicherte, dass einige seiner Zeitgenossen nicht sterben werden, bevor das Reich Gottes gekommen ist. Auch nach dem Tod Jesu wartete die Welt auf das Reich Gottes (Lk 23,50-51). Nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Aposteln und sprach zu ihn über das Reich Gottes (Apg 1,3). Kurz vor seiner Himmelfahrt, wies Jesus seine Apostel an in Jerusalem zu warten, bis sie die Kraft des Heiligen Geistes empfangen werden (Apg 1,4-8).

Zu Pfingsten kam das Reich Gottes mit grosser Macht (Apg 2,1-13). Der verheissene Heilige Geist wurde über die Apostel ausgegossen, so dass sie das Evangelium vom Reich Gottes in verschiedenen Sprachen verkündigten. An diesem Pfingsttag öffneten sich die Türen des Reiches Gottes, etwa 3 000 Seelen wurden begnadigt und der örtlichen Gemeinde hinzugetan (Apg 2,41). Paulus bestätigt den Kolossern (Kol 1,13): „Er [Gott] hat uns der Macht der Finsternis entrissen und uns versetzt ins Reich seines Sohnes.”

Schlussfolgerungen:
Jesus wird nicht irgendwann in der Zukunft auf diese Erde zurückkommen, um sein Reich zu gründen, sondern er hat sein Reich zu Pfingsten gegründet. Nach seiner Himmelfahrt setzte sich Jesus zur Rechten Gottes auf den himmlischen Thron (Apg 2,32-35; Hebr 1,3). Jeder, der sich aus dem verkehrten Geschlecht bekehren und retten lässt, indem er sich auf den Namen Jesu taufen lässt (Apg 2,38-40), wird Bürger des Reiches Gottes (Phil 3,20) und Glied der Gemeinde Jesu (Apg 2,41). In diesem Sinn hat Gott aus uns Gläubigen ein Königreich von Priestern gemacht (Offb 1,6). Auch Johannes hat mit allen Gläubigen Teil an dieser „Herrschaft” (Offb 1,9). Wenn Jesus wiederkommt, wird seine Herrschaft enden, indem er das Reich Gott, dem Vater übergibt und gemeinsam mit der gesamten Gottheit in alle Ewigkeit weiter regiert (1 Kor 15,24-28). Alle Gläubigen werden mit Christus siegen und das himmlische Reich Gottes, gemäss der Verheissung, erben (Gal 3,29; Offb 3,21).

Verse 15-18: Gottes Gericht über die Ungläubigen.
Die siebte Posaune bildet den Auftakt zum letzten Teil der Offenbarung, welche die sieben Zornschalen beinhaltet (Kap. 15 und 16).

Der starke Engel in Kapitel 10 schwor, wenn der siebte Engel in die Posaune bläst, „das Geheimnis Gottes vollendet” sein wird (10,7). Das Geheimnis Gottes bezieht sich auf den Heilsplan Gottes. Doch der Heilsplan Gottes wird erst am „Tag der Erlösung” vollendet sein (Eph 4,30), wenn alle Heiligen sich um den himmlischen Thron versammeln. Die Visionen des Johannes hinterlassen beim Leser den Eindruck, dass an diesem Punkt der Erzählung das Ende der Welt gekommen ist. Es könnte allerdings auch den Sieg Gottes über das römische Reich skizzieren.

Nun wenden wir unsere Blicke zurück auf die Szene vor dem Thron Gottes in Kapitel 4 und 5. Die lauten Stimmen aus dem Himmel könnten von den vier Wesen stammen (4,6-9). Sie könnten aber ebenso gut vom gesamten himmlischen Chor sein (5,11.12; 7,9-10). Das ist aber nicht so wichtig, viel wichtiger ist, was gesagt wird.

Es geht um den Herrschaftsanspruch Gottes! In Kapitel 13 wird das Meeresungeheuer und das Landbiest bildlich dargestellt, die sich der Herrschaft Gottes seit je her widersetzt haben. Doch nun ist die Zeit gekommen, in der Gott den Aufstand dieser Reiche und Herrscher der Welt unterwerfen wird. Der Drahtzieher hinter diesen politischen und religiösen Führern ist der Teufel (Joh 12,31). Er besitzt nur so viel Macht, als ihm von Gott gegeben wird. Er ist wie ein Hund an der Kette, die Gott ihm an den Hals gelegt hat. Das heisst, dass seine Macht trotz allem Leid und Elend, das auf dieser Welt stattfindet, eingeschränkt ist. Dabei müssen zwei Ansichten widerlegt werden: Die Verse 15 und 17 lehren nicht, dass Gott bis zum erwähnten Zeitpunkt keine Herrschaft über die Welt besass. Schon in Kapitel 4 und 5 haben wir betont, dass Gott die absolute Kontrolle besitzt über das was auf Erden geschieht. Gott schreibt die Menschheitsgeschichte nach seinem Willen. Die Verse 15 und 17 lehren nicht, dass Gott erst am Ende der Welt seine Herrschaft ergreifen wird. Johannes sagte in den ersten Versen der Offenbarung (1,9): „… der mit euch teilhat an der Herrschaft und mit euch in Jesus ausharrt …” Der allmächtige Gott herrschte schon immer über seine Schöpfung und hatte auch schon immer sein Himmelreich. Das verheissene Reich in der Bibel bezieht sich auf die Menschen, die zuerst den Zutritt erhalten mussten, nur deshalb musste das Reich gegründet werden. Es kommt der Tag, an dem alle Menschen sich vor dem Herrn beugen werden (Röm 14,11): „Denn es steht geschrieben: So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird sich zu Gott bekennen.” Die Überlegenheit und Herrschaft über die Welt werden als grosser Sieg zelebriert.

Die 24 Ältesten vor dem Thron fallen ganz nieder, um Gott zuzurufen (V. 16). In Kapitel 4 preisen sie ihn als Schöpfer (4,10-11). In Kapitel 5 beten sie ihn an als Erlöser (5,8-10). In Kapitel 11 rufen sie dem mächtigen Eroberer und Grosskönig dankend zu (11,17-18).

Gott ist der Herrscher über das All. Das ist ein überwältigender Anspruch, der allein Gott gehört. Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass es in einer Galaxie Milliarden von Sternen gibt und dass es Milliarden von Galaxien gibt. Dabei steht Gott als Schöpfer und Machthaber über dem gesamten Universum.

Im Bekenntnis von Vers 17 wird die ewige Existenz und Herrschaft Gottes gepriesen, die sich nun allen offenbart. Am Anfang der Offenbarung haben wir gelesen (1,4): „… der ist und der war und der kommt …” In Kapitel 4 rufen die vier Wesen (4,8): „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Herrscher über das All, der war und der ist und der kommt.” In der Vision des Johannes ist nun der Herr gekommen und deshalb fehlt in Vers 17 der dritte Teil („und der kommt”).

Die Völker sind zornig geworden (V. 18), weil sie sich Gottes Allmacht nicht unterwerfen wollen. Doch Gottes gerechter und heiliger Zorn wird sie für ihren Ungehorsam und ihre Auflehnung richten (14,10; 16,19; 19,15). Das Gericht Gottes muss sein, denn die Gottlosen entweihen und zerstören alles, was Gott geschaffen hat. Damit ist nicht in erster Linie die Erde mit ihren Ressourcen gemeint, obschon dies in der heutigen Zeit auch miteinbezogen werden könnte. Vielmehr hatte der Heilige Geist die moralische Korruption im Visier, die durch Abgötterei und durch das Verlassen der gesunden Gebote Gottes, Krieg, Hunger, Tod und Seuchen über die Welt brachten (6,1-8). Wie die Gottlosen die Welt ausbeuten und terrorisieren, würden sie diese Machenschaften auch im Himmelreich weiterführen. Deshalb ist es wichtig, dass sie gerichtet und verurteilt werden. In Kapitel 20 wird dieses Gericht Gottes bildlich dargestellt.

Die Zeit ist gekommen, in der alle Gläubigen denselben Lohn empfangen, egal welchen Dienst sie verrichteten und wie wichtig sie im irdischen Leben waren (Knechte, Propheten oder Heilige, Frauen oder Männer).

Mt 5,12: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn im Himmel ist gross.”

1 Kor 3,8: „Jeder wird seinen Lohn erhalten, entsprechend der Arbeit, die er geleistet hat.”

Kol 3,24: „… im Wissen, dass ihr dafür vom Herrn das Erbe empfangen werdet.”

Hebr 11,6: „Denn wer vor Gott treten will, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnt, die ihn suchen.”

2 Joh 8: „Gebt acht auf euch, dass ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern den vollen Lohn erhaltet.”

Offb 22,12: „Siehe, ich komme bald, und den Lohn bringe ich mit, um einem jeden zu geben, wie es seinem Werk entspricht.”

Vers 19: Der himmlische Tempel Gottes wird sichtbar.
Aus dem AT wissen wir, dass Mose beauftragt wurde, die Bundeslade, nach den genauen Angaben Gottes, zu bauen (Ex 25,10-22). In der Bundeslade befanden sich die Zehn Gebote (Dtn 10,3-5). Die Zehn Gebote waren das Herz des Bundes, das Gott mit Israel schloss (Dtn 5,2-22). Doch Gott versprach einen neuen und ewigen Bund zu schliessen mit allen Gläubigen aus allen Nationen (Jer 32,40; Eph 2,11-13). Die Bundeslade stand zuerst im heiligen Zelt (Ex 26,33.34). Später stand die Bundeslade im heiligen Tempel (1 Kön 8,6). Im Tempel befand sich das Allerheiligste mit der Bundeslade. Nur der Hohepriester durfte einmal im Jahr das Allerheiligste, mit dem Blut des Opfertieres, betreten (Lev 16,11-17; Hebr 9,7).

Gottes Antwort auf die Anbetung und lobenden Zurufe der himmlischen Stimmen ist vielversprechend und wunderbar. Der Tempel samt dem Allerheiligsten mit der Bundeslade wird sichtbar. Das ist die grösste Attraktion im Himmel. Dieses Bild symbolisiert Gottes Gegenwart und Herrlichkeit. Als Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel und eröffnete damit den Menschen den Zugang zum Allerheiligsten (Mt 27,51). Das Getöse, der Blitz und Donner, sowie das Erdbeben und der Hagel sind Begleiterscheinungen der herrlichen Gottesoffenbarung (Ex 19,16; 20,18-21).

Wer das liest, wird mit grosser Bewunderung und Freude erfüllt. Was für ein wunderbarer und mächtiger Gott, dem wir dienen! Was für ein grosses Privileg ist es doch für Gott eine kurze Zeit zu leiden!

 

 IV. Schlussfolgerung

Die beiden Zeugen stehen für alle, die auf irgendeine Art das Evangelium Jesu in die Welt tragen. Obschon es in der heutigen Zeit keine Augenzeugen Christi mehr gibt, ruft Gott alle Gläubigen auf, hinzugehen und das Evangelium zu verkündigen (Mt 28,19-20). Jesus bezeichnet uns Gläubige als das Salz der Erde (Mt 5,13). Salz, das nie den Salzstreuer verlässt, nützt niemandem etwas. Genauso wenig nützt es, wenn wir Christen uns nicht mit den Verlorenen einlassen. Die Aufgabe der Gemeinde besteht nicht bloss darin, zu überleben. Sie ist dazu da, um unermüdlich vom Evangelium zu Zeugen. Je dunkler die Stunde, desto mehr braucht die Welt das Licht der Gemeinde, die durch jedes einzelne Glied leuchtet (Mt 5,14-16).

Die negative Seite, die eintrifft, wenn wir Gottes Wille gehorsam erfüllen, ist, dass es zum Widerstand kommt wie bei den beiden Zeugen. Ja noch schlimmer; Menschen werden uns ablehnen, hassen, verfolgen und töten. Die beiden Zeugen weissagten nicht, um die Menschen zu schikanieren. Ihr Zweck war es, Seelen zu retten (Röm 1,16). Auch unsere Aufgabe ist es, die Wahrheit in Liebe festzuhalten und weiter zu verkündigen (Eph 4,15). Doch die Menschen fühlten sich schikaniert, so dass die Zeugen „zur Plage” geworden sind. Die Wahrheit Gottes war für sie ungemütlich, wühlte sie auf und verurteilte ihren Lebenswandel. Genau das werden wir erleben, wenn wir das Evangelium hinaustragen.

Beispiele aus der Bibel:

- Elija und der König Ahab (1 Kön 18,17).

- Johannes der Täufer und König Herodes (Mt 14,3; Mk 6,17.19.22-24).

- Jesus und die Pharisäer (Mt 12,14; 15,12; 21,45).

- Die Apostel und der Sanhedrin (Apg 5,33; 7,54.57.58).

- Paulus und Felix (Apg 24,25a).

Wir müssen genauso mit ungerechten Reaktionen von Seiten der Gottlosen rechnen, wenn wir das Evangelium verkündigen (Mt 10,22a; 24,9; Lk 21,17; Joh 16,33).

Der Herr kennt seine treuen Nachfolger ganz genau und beschützt sie noch heute. Wie er das tut, ist nach wie vor seine Sache. Vieles können wir in unserem irdischen Leben nicht verstehen. Doch Gottes Verheissung seine treuen Nachfolger grosszügig zu belohnen, motivierte die Christen damals in Zeiten der grossen Not und Verfolgung (Jak 1,12). Ebenso sind auch wir motiviert im Glauben, wenn wir durch schwere Zeiten gehen. Es ist schwierig, geistlich zu denken, deshalb fällt es uns sogar schwer, die unermesslich grosse Belohnung, die uns erwartet, zu verstehen.

„Vielmehr verkündigen wir, wie geschrieben steht, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was kein Mensch sich vorstellen kann, hat Gott denen bereitet, die ihn lieben” (1 Kor 2,9).