Wie wird christlicher Glaube gelebt?
Glaube wandelt in Weisheit (3,13-18)
Vers 13: Der wirkliche Experte.
In Kapitel 3,1 ruft Jakobus alle Bibellehrer auf, ihr Werkzeug, die Zunge, nach dem Willen Gottes zu gebrauchen. In Vers 13 werden speziell die Bibellehrer mit der Frage herausgefordert: „Wer ist der Experte unter Euch?“ Ist es der mit der grössten Erkenntnis? Ist es der mit den schlagfertigsten Antworten? Nein! Es ist der, mit der grössten Sanftmut und Weisheit!
Es geht hier einmal mehr um den echten Glauben, der sich im Gemeinschaftsleben ausdrückt, indem er in Weisheit wandelt. In was für einer Weisheit? In der göttlichen Weisheit! Es geht hier nicht um den IQ, die Bildung oder die Lebenserfahrungen!
Wie wandeln wir in der göttlichen Weisheit?
= indem wir sanftmütig sind (Jak 3,13).
= indem wir Täter des Wortes werden (Mt 7,24).
= indem wir die Zeit auskaufen (Eph 5,15-17).
= indem wir „klug sind wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ (Mt 10,16). Klug bedeutet: bedacht, urteilsfähig, verständig und weise (Spr 4,5). Ohne Falsch bedeutet: lauter, im Gewissen rein (Röm 16,19).
Die göttliche Weisheit soll gepaart sein mit Verstand. Die Griechen hatten drei grosse Begriffe, um den Verstand eines Menschen zu beschreiben:
- Sofia (σοφία) = Weisheit, Erkenntnis über menschliche und göttliche Dinge.
- Phronesis (φρονήσις) = Klugheit, Verstand, Gesinnung auf Taten bezogen.
- Synesis (σύνεσις) = Einsicht, Urteilsvermögen, Wahrnehmung (= sofia und phronesis).
Es ist interessant, dass in der Bibel immer wieder die theoretische Weisheit mit der praktischen Klugheit und der beurteilenden Einsicht verbunden wird.
So lesen wir z. B. in den Sprüchen 4,5: „Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht!“
Oder 4,7: „Der Weisheit Anfang ist; Erwirb Weisheit, erwirb Einsicht um all deinen Besitz!“
In den Psalmen (82,5) wird über die Gottlosen gesagt: „Sie sind ohne Einsicht und ohne Verstand, sie wandeln in Finsternis ...“
Als Salomo noch ein Kind war, erbat er sich von Gott ein weises und verständiges Herz (1Kön 3,9-12).
Ein wirklich weiser Bibellehrer besitzt also theoretische und praktische Weisheit! Das heisst, er weiss mit der göttlichen Erkenntnis etwas Praktisches anzufangen. Er versteht es, die Theorie in die Tat umzuwandeln und vermag zu beurteilen, wie weit seine Handlungsweise im Leben sanftmütig genug war. Der wirkliche Experte ist im Denken und Handeln ausgewogen!
Verse 14-16: Die Weisheit der Welt.
Wie lügen wir gegen die Wahrheit? Indem wir göttliche Weisheit für blosse Erkenntnis halten. Indem wir ganz anders handeln, als wir aus dem Wort lernen. Bsp. wie die Terroristenführer im Islam, die wöchentlich von den Kanzeln predigen und die Moslems gegen die Welt aufhetzen.
Eifersucht und Zanksucht ist das Gegenteil vom Geist Gottes. Der Geist Gottes ermahnt alle Gläubigen: Epheser 4,31-32; Galater 5,15.26. Jeder, der Gottes Wahrheit kennt, aber so handelt wie vorgelesen, der soll sich nicht rühmen, sondern vielmehr umkehren (Röm 2,23). Denn diese Weisheit kommt nicht von oben, sondern von unten!
Diese Weisheit ist - irdisch, sinnlich, ja sogar teuflisch. Ein weltlich denkender Mensch kann und will Gottes Weisheit nicht verstehen, weil er alles mit irdischen Massstäben beurteilt. Bsp.: Werde ich geschlagen, so schlage ich zurück. Bsp.: Angesehen ist der, wer auf irgendeinem Gebiet grosses Wissen besitzt.
Paulus sagt zu den Korinthern: 1. Korinther 3,3. Man kann nicht von Geistlichkeit reden, wenn gekämpft und gestritten wird. Überall wo Gläubige noch von der weltlichen Weisheit beherrscht werden, da sind die verheerenden Folgen klar ersichtlich: Da ist Zerstörung, Haltlosigkeit und alles schlechte Wesen, böse Taten. Gottes Weisheit verhält sich ganz anders! Wie?
Verse 17-18: Die göttliche Weisheit.
Hier werden sieben resp. acht Bezeichnungen der göttlichen Weisheit aufgezählt:
lauter (ἁγνός, hagnē), rein, keusch, heilig.
Fürs Erste auf der Liste ist die Reinheit erwähnt. Das Wichtigste ist für alle Gläubigen, die auf den Herrn hoffen (1Joh 3,3), dass wir uns reinigen lassen und rein bewahren vor dem Herrn (1Tim 5,22). Jesus lehrt (Mt 5,8): „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“
friedfertig (εἰρηνικός, eirēnikos), friedsam, friedlich.
Es gibt so viele Bibellehrer, die mit ihrem Eifer um die Reinheit der Lehre etliche unnötige Streitigkeiten und Spaltungen verursachen. Denen gelten diese Worte: Römer 14,19; Hebräer 12,14. Es ist so schön und erholsam, mit friedlichen Menschen zusammen zu sein (die nicht B sagen, wenn Du A sagst und umgekehrt).
freundlich (ἐπιεικής, epieikēs), nachgiebig.
Phil 4,5: „Lasst eure Freundlichkeit allen Menschen kundwerden!“ Selbstverständlich gibt es Situationen im Leben, in denen wir nicht nachgiebig sein dürfen, wenn es um das Heil in Jesus Christus geht. Es gilt jedoch weise zu sein und gut abzuwägen, wann und wo ein Kampf notwendig ist, damit wir uns nicht als streitsüchtig erweisen (1Tim 3,3; Phil 2,3). Freundlichkeit (2Kor 10,1) bedeutet im Englischen „Gentle“, wovon das Wort „Gentleman“ abgeleitet wurde.
wohlwollend (εὐπειθής, eupeithēs), fügsam, leicht zu überzeugen.
Es versteht sich von selbst, dass es niemals darum gehen kann, uns mit Unwahrheiten und Lügen zu überzeugen und gefügig zu machen. Es geht vielmehr darum, dass ein guter Bibellehrer lernwillig und nicht stur ist. Denn mit seiner Bereitschaft zuzuhören und sich überzeugen zu lassen, setzt er für alle Gläubigen ein gutes Beispiel. Der wirklich weise Gläubige kann sehr wohl unterscheiden, wo er sich verändern lassen soll und wo er nicht nachgeben darf! Es gibt Menschen zu denen ich gerne hingehe, weil ich weiss, dass sie mir zuerst einmal gut zuhören und bei denen ich mich verstanden fühle. So ein Mensch möchte ich auch für andere sein (1Kor 9,22).
Barmherzigkeit (ἔλεος, eleos), voll Erbarmen.
In der göttlichen Weisheit darf die Barmherzigkeit niemals fehlen. Barmherzigkeit ist weit mehr als ein Gefühl des Mitleids. Dabei geht es nicht bloss um ein bisschen Barmherzigkeit, sondern davon voll zu werden. Es ist leicht, mit jemandem barmherzig zu sein, der in ungerechter Weise vom Leben schwer geschüttelt wird und viel leiden muss. Schwieriger wird es dort sich zu erbarmen, wo jemand aus Selbstverschulden in grosse Not geraten ist. Wie leicht sagen wir von jemandem, der sich in Not befindet „Er ist selbst schuld daran“, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass wir uns nicht verantwortlich für ihn fühlen. Doch Gott hat sich erbarmt und seinen Sohn für uns dahingegeben, als wir noch Sünder waren (Röm 5,8; Eph 4,32). Auch wir sollen uns anderer Menschen erbarmen und gute Früchte bringen, indem wir unsere praktische Hilfe anbieten. Wer Gottes Barmherzigkeit will, der muss auch mit andern barmherzig sein (Mt 18,21-35). Jesus verspricht (Mt 5,7): „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.“
guter Früchte (καρπός ἀγαθός, karpos agathos), Fülle von Gutem.
In Galater 5,22-25 wird die Frucht des Geistes in allen Farben definiert. Sie bringen anderen Freude. Sie sind das Heilmittel für alle Probleme.
unparteiisch (ἀδιάκριτος, adiakritos), frei von Misstrauen und Zweifeln.
Sie kennt kein Zaudern, Zögern und Schwanken. Sie weiss, was sie will und bleibt dabei und hält an bestimmten Überzeugungen fest: Epheser 4,14-15. Manche halten sich für klug und aufgeschlossen, indem sie nie richtig Stellung beziehen und sich kaum für eine gute Sache entschliessen.
fern jeder Verstellung (ἀνυπόκριτος, anupokritos), Heuchelei.
Ganz wichtig ist bei allen Bemühungen in der Weisheit und Liebe Gottes, dass wir echt sind und nicht heucheln, indem wir etwas vorgeben zu sein, was wir nicht oder noch nicht sind. Deshalb lasst uns in der göttlichen Weisheit wachsen, damit wir viel Frucht bringen; Frucht die echt und nicht künstlich ist (1Petr 2,1).
Göttliche Weisheit kann jeder erlernen: Jakobus 3,18.
Sie wird uns nicht in die Wiege gelegt, sondern muss hart erlernt werden! Lasst uns Gutes säen, damit wir gute Früchte ernten in all unseren Beziehungen, sei es in der Familie, Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Welt: Kolosser 1,9-12 (Phil 1,9-11). Echter Glaube wandelt immer mehr in der göttlichen Weisheit!
Link zu Jakobus 4: Der Glaube erweist sich im Alltagsleben