Jakobus-03a: Der Glaube erweist sich im Reden

Wie wird christlicher Glaube gelebt?

 

 Glaube kontrolliert die Zunge (3,1-12)

Verse 1-2: Warnung an alle Bibellehrer.
Die Gemeinde des Herrn ist folgendermassen aufgebaut (Tabelle aus Epheserbrief):

- Priester oder Heilige (sind aus Männern und Frauen zusammengesetzt).

- Lehrer oder Lehrerinnen (die von den Ältesten sporadisch oder langzeitig zum Lehren von Bibelstunden eingesetzt werden, wobei Frauen nur Frauen lehren).

- Evangelisten oder Prediger (die von den Ältesten zum Predigen und Evangelisieren eingesetzt worden sind).

- Diakone oder Diener (die den Ältesten unterstehen und für besondere praktische Aufgaben in der Gemeinde eingesetzt werden als angehende Älteste).

- Hirten oder Älteste (Leiter der Gemeinde, müssen mindestens 2 Personen sein).

- Apostel und Propheten (gem. Epheser 2 & 4, die heute nicht mehr in leiblicher Gegenwart, sondern nur noch durch ihr Wort wirken).

Lehrer waren in den ersten Gemeinden ausserordentlich wichtig und wurden stets ehrenvoll erwähnt. In der Gemeinde zu Antiochien werden sie auf eine Ebene mit den Propheten gestellt, die Paulus und Barnabas auf die erste Missionsreise schickten (Apg 13,1). Während die Apostel und Propheten oft ausserhalb der lokalen Gemeinde tätig waren, wirkten die Lehrer mehr innerhalb einer örtlichen Gemeinde. Sie trugen eine schwere Verantwortung für die Unterweisung der Neubekehrten, als auch für alle Gläubigen in der Gemeinde, die im Wort unterrichtet wurden.

Dabei wird in der Bibel nicht verschwiegen, dass es etliche Lehrer gab, die ihrer Aufgabe nicht nachkamen und zu falschen Lehrern wurden. Es gab solche, die versuchten, den christlichen Glauben in ein neues Judentum umzuwandeln mit Beschneidung und Einhaltung des Gesetzes (Apg 15,24). Manche Lehrer führten ein Leben, das in krassem Widerspruch zu dem stand, was sie andere lehrten und brachten Schande über den Glauben (Röm. 2,17-29). Andere versuchten etwas zu lehren, was sie selber noch nicht verstanden hatten (1Tim 1,6-7). Wiederum andere richteten sich nach dem, was die Volksmenge gerne hören wollte (2Tim 4,3). Schon zur damaligen Zeit gab es viele Irrlehrer (Tit 1,10-16; 2Petr 2). Paulus warnt die Ältesten in Ephesus vor den reissenden Wölfen, die die Gemeinden des Herrn nicht schonen werden: Apg 20,29-31.

Abgesehen von den falschen Lehrern warnt Jakobus jedoch alle Bibellehrer. Menschen belehren ist in jedem Fall ein gefährliches Unternehmen. Einerseits ist man der Gefahr der Ehre vor den Menschen ausgesetzt. Gerade unter den Juden war es eine grosse Ehre, mit „Rabbi“ angesprochen zu werden (Mt 23,8). Das Ego kann gefährlich anschwellen, wenn Lehrer zu grosse Ehre und Bewunderung von ihren Zuhörern empfangen. Schon damals gab es Lehrer, die aus falschen Motiven diesen Dienst anstrebten (Phil 1,15-17). Andererseits besteht die Gefahr aus Hass und Zorn heraus zu lehren und andere zu unterdrücken (Phil 1,15-17). Lehrer haben ein gefährliches Werkzeug für ihre Arbeit: die Zunge (Gal 6,4). Die Zunge ist wie ein Messer; es kann eingesetzt werden, um eine Kartoffel zu schälen, oder es kann gebraucht werden, um jemanden zu verletzen.

Weil viele sich nach der angesehenen oder machtvollen Stellung des Lehrers sehnen, macht Jakobus darauf aufmerksam, dass Lehrer ein strengeres Gericht empfangen. Wie ist das zu verstehen? Jakobus will an das erinnern, was schon die Sprüche lehren:

Sprüche 10,19: „Wo viel geredet wird, bleibt Verfehlung nicht aus; wer aber seine Lippen im Zaum hält, handelt klug.“

Lehrer des Wortes Gottes empfangen ein strengeres Gericht oder Urteil. Warum?

-Weil sie durch das viele Reden sich mehr verfehlen als andere. Es gibt niemand, der unfehlbar ist in der Rede. Wer sich mit seiner Zunge nie verfehlt, der ist auch fähig den Rest seines Leibes im Zaum zu halten. Denn die Zunge zählt zum gefährlichsten Teil des Leibes, die am schwierigsten zu bändigen ist.

-Weil sie durch ihre Reden grossen Einfluss auf den Glauben anderer haben, von dem Segen oder Fluch abhängt. Das strengere Gericht ist also bei den Lehrern bereits im Erdenleben wirksam und nicht erst im Endgericht (z. B. durch verletzte Zuhörer).

Darum sollen Lehrer nicht so zahlreich auftreten, ermahnt der Heilige Geist. Wer in der Gemeinde lehren will, soll zuerst einmal gut ausgebildet werden, soll sich seriös auf jede Stunde vorbereiten, soll mit viel Ausdauer und Liebe den Gläubigen dienen. Gleichzeitig soll sich jeder Lehrer auch selbst an das halten, was er lehrt, damit er nicht in Verruf kommt (1Tim 3,7). Auf der andern Seite darf er aber auch nicht ein „Herr Unfehlbar“ sein, sondern soll seine Fehler demütig einsehen und zugeben, besonders wenn er auf einen konkreten Fehler angesprochen wird.

Es geht nicht darum, dass ein Bibellehrer perfekt sein muss, denn sonst dürfte es keine geben. Niemand soll entmutigt werden, als Bibellehrer im Reich Gottes tätig zu sein! Die Gemeinde braucht dringend gute Bibellehrer!

Es geht nicht darum, die Lehrer in der Gemeinde zu entmutigen, sondern in ihnen das Bewusstsein zu wecken für diesen verantwortungsvollen Dienst (Eph 4,11). Denn in Hebräer 5,12 werden Gläubige getadelt, weil sie noch keine Lehrer sind, sondern immer noch Milch nötig haben, statt feste Speise. Jesus ruft alle Nachfolger zum grossen Missionsbefehl auf (Mt 28,19-20). Er lehrt auch im Gleichnis mit den Talenten, dass jeder sich schuldig macht, der sein erhaltenes Talent von Gott nicht vermehrt (Mt 25,14-30).

Verse 3-6: Die zerstörerische Macht der Zunge.
Von den speziellen Warnungen an die Bibellehrer wendet sich der Schreiber nun allen Gläubigen zu, die Zunge besser unter Kontrolle zu halten, denn auch sie stehen in Gefahr, ihre Zunge zu missbrauchen. Siehe: Die Macht der Zunge

Die folgenden drei Beispiele illustrieren die Macht der kleinen Zunge:

Mit einer kleinen Gebissstange, die den Pferden ins Maul gelegt wird, kann das ganze Tier mit seiner gewaltigen Muskelkraft beherrscht und unter Kontrolle gebracht werden. Ebenso ist es mit unserer Zunge, die wild durchbrennen kann wie ein Pferd. Wer aber seine Zunge im Zaum hält, sagt der Geist Gottes, der kann den ganzen Menschen führen. Darum wollen wir uns durch Gottes Worte sanft führen lassen, indem wir ohne Gewalt und freiwilig gehorchen lernen, nicht wie die unvernünftigen Tiere: Psalm 32,8-9.

Ein zweites Beispiel ist das Steuerruder eines Schiffes. Auch hier haben wir es mit einem sehr kleinen Teil zu tun, gemessen an der Grösse eines Schiffes, mit dem der Kapitän das ganze Schiff steuern kann. Ebenso sollen wir mit unserer kleinen Zunge umgehen, denn unsere Worte haben grosse Macht. Wir müssen mit den Folgen unserer Worte leben - ob sie nun erbauend waren oder zerstörerisch: Sprüche 18,20-21.

Die Zunge wird auch mit einem kleinen Feuer verglichen, das in einen verheerenden Brand ausarten kann. Ich möchte behaupten, dass die Zunge in der heutigen Zeit viel gefährlicher ist als ein kleines Feuer. Denn ein kleines Feuer kann „nur“ regional Zerstörung und Verwüstung anrichten (z. B. die Buschfeuer in California, Australien, Europa). Die Zunge jedoch kann über ganze Kontinente springen und mit bösen Aussagen ganze Völker gegeneinander zum Krieg aufhetzen (Bsp. politische Provokationen): Sprüche 26,20-21.

Wenn wir bei allen zerrütteten und verdorbenen Beziehungen den Anfang und Grund des Elends suchen, dann finden wir sehr schnell heraus, dass immer verletzende Worte im Spiel waren, die den Anstoss gaben. Worte sind die Funken, die die Seele in Brand stecken. Übrig bleibt nur Elend und Zerstörung. Es gibt drei Dinge, die nicht mehr zurückkehren:

- „Abgeschossene Pfeile,

- das ausgesprochene Wort und

- die verpasste Gelegenheit.“

Deshalb wollen wir, bevor wir sprechen, stets bedenken, dass ein einmal ausgesprochenes Wort nicht mehr zurückgezogen werden kann. Psalm 141,3: „Setze, Herr, meinem Mund eine Wache, hüte die Tür meiner Lippen.“

Verse 7-9: Die Unzähmbarkeit der Zunge.
Bei der Schöpfung hat Gott dem Menschen die Herrschaft über alle Tiere gegeben (Gen 1,28). Mit seinem Scharfsinn vermochte der Mensch die ganze wilde Kreatur zu zähmen. In der heutigen Zeit ist der Mensch fähig, noch viel mehr zu beherrschen und zu kontrollieren. Die kleine Zunge jedoch, war bis heute noch kein Mensch im Stande vollkommen unter Kontrolle zu bringen (ausser Jesus, bei dem kein Trug im Munde gefunden wurde: 1Petr 2,22!).

Der Psalm 12 drückt die Falschheit der Menschen aus: Psalm 12. Dieser Psalm wurde in einer Zeit geschrieben, in der die Bosheit der Menschen so überhand nahm, dass die Gläubigen fast ausgerottet wurden. Falschheit, Schmeichelei, Heuchelei, Prahlerei, Verleumdung, Betrügerei, Lüge, Verfluchung war auf den Lippen der Menschen (Schlangengift unter den Lippen: Röm 3,13).

Verse 10-12: Ermahnung vor Missbrauch der Zunge.
Trotzdem, obwohl die Zunge ein ruheloses und oft Unheil bringendes Glied ist, ermahnt Gottes Wort alle Gläubigen, ihr keinen freien Lauf zu lassen. Der Mensch wird zwar nie fähig sein, die Zunge ganz unter seine Kontrolle zu bringen, aber Jesus tröstet, „... bei Gott sind alle Dinge möglich“ (Mt 19,26). Die Hilfe kommt also von oben! Mit dem Geist Gottes lernen wir, immer besser mit unserer Zunge umzugehen.

Philipper 4,13: Alles vermag ich ... Enthaltsamkeit ist eine Frucht des Geistes Gottes (Gal 5,22). Vielleicht werden wir nie fähig sein, unsere Zunge ganz zu zähmen, aber das soll uns nicht entmutigen und abhalten, trotzdem hart daran zu arbeiten.

Es gibt drei Vorschläge, die uns dabei helfen können:

1. Die Zunge kann durch unser Herz besser in den Griff genommen werden: Matthäus 12,33-37. Jesus klagt die uneinsichtigen Juden heftig an, weil sie seine guten Taten als Packt mit den Dämonen aburteilen. Warum tun sie das? Weil ihr Herz böse ist und sie Jesus nicht annehmen wollen. Wenn wir also unsere Zunge züchtigen wollen, dann fangen wir am besten mit der Wurzel des Baumes an: das Herz. Wer sein böses Herz durch den Geist Gottes zum Guten verändern lässt, der wird auch im Stande sein die Zunge zum Positiven einzusetzen: Sprüche 4,23.

2. Die Zunge kann durch die göttliche Weisheit besser kontrolliert werden: Je mehr ich mir Worte wie diese Verse im Jakobus zu Herzen nehme, desto weniger wird die Zunge durch unkontrolliertes Reden sich versündigen. Als Christen wollen wir unsere Zunge nicht zum Loben und gleichzeitig zum Fluchen einsetzen. Eine Wasserquelle kann auch nicht süss und gleichzeitig salzig sein. Genauso wenig kann ein guter und gesunder Baum faule Früchte hervorbringen. Darum, lasst uns voll werden von der Weisheit Gottes! Wir wollen lernen Gutes zu säen, indem wir Gutes reden, einander auferbauen und Segen wünschen: Spr 31,26; 1Petr 3,9-12. Je mehr ich darauf bedacht bin Gutes zu reden, desto besser wird es mir auch gelingen.

3. Schliesslich können wir lernen, einfach zu schweigen, statt zu reden. Alles hat seine Zeit, sagt der Prediger (3,7): „Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit.“ David bittet Gott um folgende Hilfe: Psalm 141,1-3.

Glaubensziel:
Woran kann ein echter Glaube im Menschen erkannt werden? Ein wichtiges Merkmal ist die Zunge; wie gut er seine Zunge schon unter Kontrolle hat. Darum, lasst uns unermüdlich daran arbeiten, unsere Zunge durch den Heiligen Geist Gottes besser unter Kontrolle zu bringen! Denn Segen oder Fluch hängt von dem ab, was wir reden! Darum (Spr 4,24): „Halte fern von dir Falschheit des Mundes, und meide Trug der Lippen.“

 

 

 Link zu Jakobus 3b:  Der Glaube erweist sich im Reden