1. Petrus-3e: Selig seid ihr, wenn ihr für Christus leidet

Leiden, die sich lohnen

Kapitel 3 (Teil 2): Bereitschaft zu leiden für das Gute

 

 

 Verse 13-17: Selig seid ihr, wenn ihr für Christus leidet.

Vers 13: Unser Eifer für das Gute.

Es ist bereits das zweite Mal, dass Petrus in seinem Brief von den Leiden spricht, die den Gläubigen widerfahren wird (1,6-9 und 3,13-17). Einerseits spricht er von einer bevorstehenden Verfolgungszeit und andererseits von falschen Anschuldigungen, in Rom ein Feuer gelegt zu haben. Schon Jesus kündigte seinen Jüngern eine grosse Leidenszeit an, die bereits vor der Zerstörung des Tempels ausgelöst wird (Lk 21,16-19). Es ist zwar nicht die Norm, dass Menschen leiden, wenn sie Gutes tun (V. 13). Es ist jedoch gut möglich, dass dies auch Gläubigen widerfährt. Deshalb ist es entscheidend, dass wir die richtige Einstellung zu den Leiden pflegen, die uns widerfahren können.

Nicht alles, was die Nachfolger Christi erleiden, geschieht, weil sie nur Gutes tun. Vieles hängt davon ab, wie sie sich in der Welt verhalten. Es würde jedoch die Leidensgeschichte verschlimmern, wenn ein Nachfolger Christi etwas Schlechtes getan hat und sich dann hinter seinem Glauben versteckt, indem er behauptet, er leide für Christus. Auf diese Weise kann niemand mit den Segen Gottes rechnen. Jesus betont, dass nur wer um der Gerechtigkeit Christi willen leidet, sich im Himmel Schätze sammelt (Mt 5,10): „Selig (glückselig), die verfolgt sind um der Gerechtigkeit willen – ihnen gehört das Himmelreich.”

Falls die Gläubigen im Petrusbrief für ihre guten Taten verurteilt werden sollten, dann dürfen sie mit dem Zuspruch des Propheten Jesaja rechnen (Jes 50,9): „Seht, Gott der Herr steht mir bei, wer ist es, der mich schuldig sprechen will?” Genau dieser Gedanke führt Paulus den Römern näher aus, der auch uns heute wohl bekannt ist (Röm 8,31). Christen können zwar von Menschen verfolgt und sogar getötet werden, aber mehr kann man ihnen nicht antun (Mt 10,28). Der Wille und der Glaube an Christus kann uns Gläubigen niemand wegnehmen, egal was auch geschieht. In diesem Sinn tröstet uns der Heilige Geist (Hebr 13,6): „Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten; was kann ein Mensch mir antun?”

Das Wichtigste bei allen Leiden ist, dass wir immer und allezeit dem Guten nacheifern (nicht bloss ab und zu)! Nur so kann das Böse durch das Gute besiegt werden (Röm 12,21)!

Was ist mit dem Guten gemeint?

- Ein konkreter Hinweis finden wir in Kapitel 3,8.

- Im Anschluss darauf haben wir in der Schlussfolgerung eine Liste mit über dreissig Hinweisen aufgestellt, die uns Gläubige aufrufen aktiv zu werden, indem wir uns unserer Verantwortung bewusst sind.

- Siehe auch Antworten auf die Frage: Was sind gute Werke vor Gott?

In den meisten Fällen werden selbst gottlose Menschen uns kaum etwas Böses antun, wenn wir ihnen mit unermüdlichem Eifer Gutes tun.

 

Vers 14: Leiden für die Gerechtigkeit.

Petrus macht keine falschen Versprechungen, denn es kann durchaus auch der Fall eintreten, dass wir für gute Taten leiden müssen. Dieses Leiden kann bis zur Todesstrafe gehen. Dieses Leiden kann aber auch Folter bis zum Tod bedeuten. Das war zur Zeit Neros (64 n. Chr.) nichts Aussergewöhnliches.

Der Apostel verspricht aber, dass wenn dieser aussergewöhnliche Fall eintritt, dann sind wir glückselig (oder selig, wie in Mt 5,10). Es geht hier nicht bloss um ein beglückendes Gefühl das schnell wieder verschwindet, sondern um die dauerhafte Seligpreisung! Der allmächtige Gott rechnet uns das an, so dass wir auf diese Weise Schätze im Himmel ansammeln (Mt 5,12). Wer wie Christus leidet, wird auch mit Christus glückselig (4,13). Unserem Selbstmitleid steht also ein tiefer Glaube und Treue zu Christus gegenüber, einem Leiden mit grosser Belohnung.

Schon der Prophet Jesaja hat die Gerechten in Israel getröstet, indem er ihnen sagte, dass sie sich von der bevorstehenden Invasion der gottlosen Armee nicht fürchten sollen (Jes 8,12-13). Auch den Gläubigen im ersten Jahrhundert sollte es nicht anders ergehen, da die Christenverfolgung durch die Römer kurz bevorstand. Deshalb sollen alle Gläubigen sich vor Gott fürchten, der über unser irdisches wie auch zukünftiges Leben entscheidet (Mt 10,28). Diese Macht besitzt Gott alleine und heute noch. Menschenfurcht kann also alleine durch Gottesfurcht überwunden werden (Joh 14,1).

 

Vers 15: Christus heilig halten.

Wieso kommt Petrus jetzt auf die Worte „haltet heilig”? Weil Jesaja dieselben Worte benutzte (Jes 8,12-13). Heilig heisst abgesondert.

Wir können die Umstände des Lebens nicht kontrollieren, aber unser Herz schon, indem wir Christus heilig halten. Wie geht das? Wenn wir Christus heilig halten in unseren Herzen, dann geben wir ihm als Gottheit die höchste Priorität in unserem Leben. Von der Welt abgesondert, lebt Christus in uns, indem wir ihn als Herrn jederzeit hochhalten, ehren und von ganzem Herzen lieben (Mt 22,37-38). Dazu gehört auch, dass wir ihm allezeit gehorsam sind (1,14).

Wer Christus heilig hält, der ist auch allezeit bereit, ihn zu verteidigen oder „Rede und Antwort zu stehen”, wie das die Zürcher Bibel übersetzt (ähnlich die NGÜ). Diesen Bibelvers zitierte mein Lehrer der Apologetik Klasse in der allerersten Stunde. Apologia (ἀπολογία) bedeutet Verteidigung (Verteidigungslehre oder Rede: Apg 19,33; 22,1; 25,16; 26,1-2). Die Verteidigungsrede des Paulus in Athen auf dem Areopag zählt zu den bekanntesten der biblischen Apologetik (Apg 17,16-34).

Besonders im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus wurde das Christentum von philosophischen Ketzern (Feinde des Christentums) auf allen Ebenen heftig angegriffen. Gott als Schöpfer wurde in Frage gestellt, sowie Jesus, der als Gottheit im Fleisch auf diese Erde kam, von einer Jungfrau geboren usw. Zudem wurde das Christentum angegriffen, es sei Familien feindlich, unmoralisch, kannibalisch und stelle sich gegen die staatliche Regierung. Die ersten Apologeten hatten das Christentum gegen Behauptungen zu verteidigen, es sei nur für ungebildete und kleinbürgerliche Menschen (aus der Unterschicht) anziehend. Viele Debatten fanden statt und über die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte wurden unzählige Bücher geschrieben, die sich gegen oder für den Glauben an die Lehre Jesu stellten. Generell gesagt sprechen wir hier vom Atheismus, der viele Fassetten entwickelte und sich bis heute breit machte. Die Apologeten verteidigten den Glauben an Christus mit vernünftigen Argumenten unermüdlich und vehement, durch all die Jahrhunderte hindurch.

Petrus ruft uns in Vers 15 nicht auf, Apologeten im erwähnten Sinn zu werden. Es geht vielmehr darum, sich im Wort Gottes weiterzubilden und so gut auszukennen, dass wir jederzeit unseren Glauben vor den Menschen bezeugen können. Wer Christus in sich trägt, der kann nicht schweigen, sondern ist sogar bereit, für seinen Glauben zu leiden (Apg 4,20). Schon Jesus sagte, wie der Mensch denkt, so redet er (Mt 12,34-35).

Dabei bietet Petrus in Vers 15 gleich einen interessanten Gedanken an. Als der Prophet Jesaja die Menschen aufforderte Gott heilig zu halten (Jes 8,13), sprach er von Gott, dem Vater (= Jahwe, griech. Kürios). Petrus überträgt nun dasselbe griech. Wort (κύριος) auf Christus, indem er sagt: „Den Herrn Christus ...” Damit bezeugt er Jesus als Gottheit (siehe auch: Joh 1,1-18; 10,30; Hebr 1; Phil 2,5-11; Kol 1,15-18).

Die lebendige Hoffnung (1,3), die in uns lebt, ist unser grosses Vorrecht (1,21). Es geht nicht bloss um eine kluge, intellektuelle und redegewandte Verteidigung des Evangeliums (Eph 2,12). Es geht vielmehr um die lebendige Hoffnung zu bezeugen, die in uns lebt (Tit 3,7). Der Gottlose hat keine Hoffnung (1Thess 4,13). Der Gläubige ist jedoch bereit für diese Hoffnung zu leiden, wenn es sein muss (Röm 4,18).

 

Vers 16: Ein gutes Gewissen pflegen.
Wie weit müssen wir der gottlosen Welt beweisen, dass es Gott gibt und dass er uns eine lebendige Hoffnung in Christus schenkt? Paulus lehrt den jungen Diener Timotheus (2Tim 2,24-26): „Ein Knecht des Herrn aber soll sich nicht streiten, sondern zu allen freundlich sein, ein geschickter Lehrer, der das Böse erträgt und in Sanftmut zurechtweist, die sich widersetzen. So führt Gott sie vielleicht noch zur Umkehr, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und, nüchtern geworden, sich aus der Schlinge befreien, mit der der Teufel sie eingefangen hat, damit sie ihm zu Willen seien.”

Ob wir nun ausgebildete Lehrer des Evangeliums sind oder einfache Gläubige, die die Hoffnung in Christus bezeugen, spielt nicht so eine Rolle. Es geht hier um ein wichtiges Prinzip bei allen Zeugnissen: es geht darum, böses zu ertragen und die Widerspenstigen sanftmütig auf die Hoffnung in Christus hinzuweisen. Dabei geht es auch um die richtige Haltung, nämlich; sich den Gefangenen des Teufels zu erbarmen und niemals rechthaberisch zu wirken, indem wir den Glauben zu erzwingen suchen oder mit Ungläubigen über den Glauben streiten.

Wer Christus bezeugt, der kämpft für Gottes Sache und nicht für eigene Interessen. Deshalb ist es wichtig, dass Gläubige auf drei Dinge achten:

Sanftmut (πραΰ́της), Freundlichkeit, Milde, Nachsicht, Selbstbeherrschung (Jak 3,13; Kol 3,12).

Ehrfurcht (φόβος), Furcht vor Gottes Gegenwart, Gottesfurcht (1,17), auch Angst (Hebr 12,28), Respekt und Ehrerbietung (2Kor 5,11).

Gutes Gewissen (συνείδησις), d. h. das Gewissen rein halten (Apg 23,1). 1Tim 1,5: „Das Ziel aller Weisung ist die Liebe, die aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben kommt.” Petrus benutzt in seinem ersten Brief drei Mal das Wort „Gewissen” (2,19; 3,16.21). Es geht bei Glaubensbezeugungen nicht um unser Recht sondern, um unser gutes Gewissen zu bewahren.

Zur Erinnerung: als Kinder des Gehorsams (1,14) richten wir Gläubigen uns auf die erwähnten drei Dinge in Kapitel 1,8:

- Lebenswandel (1,15.18; 2,12; 3,1.2.16).

- Heiligung (1,2.15-16.22; 2,9).

- Gute Taten (1,17; 2,12.15.20; 3,11.17; 4,19).

Die Ankläger werden in ihrem eigenen Gewissen beschämt, wenn sie für ihre Verleumdungen keine Grundlage finden (2,12.15.19-20). So sammeln wir glühende Kohlen auf dem Kopf der Ankläger (bildlicher Ausdruck für Beschämung in Röm 12,20; Spr 25,21-22). Im Gegensatz dazu, lässt sich der Geist Gottes auf den Gerechten nieder (4,14). Ein gutes Gewissen und ein guter Lebenswandel sind also eng miteinander verbunden.

 

Vers 17: Leiden für gute Werke.
Einmal mehr finden wir in diesem Vers das Schlüsselwort des ersten Petrusbriefes, nämlich: „leiden” (πάσχω). Als Christ zu leiden ist, gemäss des Apostels, nichts Aussergewöhnliches. Auch Christus hat gelitten und wer seinen Fussstapfen folgt, der kann grundsätzlich auch nichts anderes erwarten. Jesus sagte auf dem Weg zur Kreuzigung zu den klagenden Frauen (Lk 23,27): „Wenn man solches am grünen Holze tut, was wird erst am dürren geschehen?” Mit anderen Worten: Wenn das einem unfehlbaren Menschen widerfährt, wie sehr werden dann fehlbare Menschen leiden?

Bei seiner Gefangennahme hat Jesus dem eifrigen Petrus, der für Jesus das Schwert zückte, befohlen (Mt 26,52): „Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.” Das ist eine grosse Weisheit, ein immer gültiges Prinzip. Es geht also darum, leiden für Christus zu ertragen und sich mit dem Gedanken zu begnügen, dass Gott alles sieht und vergelten wird (Spr 15,3). Schon mit den einfachsten Zeugnissen können wir Menschen in Hass und Wut versetzten, wie das den Aposteln widerfuhr (Apg 5,32-33; 7,53-54 usw.). Petrus hat mittlerweile verstanden, dass es in den Augen seines Herrn Jesus besser ist zu leiden für gute Taten, statt für eigene Fehler. Dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr abzuhauen, war definitiv nicht im Sinn Christi.  Alle Nachfolger Christi sollen bereit sein für das Gute zu leiden! Nur so können sie zur ewigen Glückseligkeit geführt werden.

 

Schlussfolgerungen:

Wenn wir das Leben Christi anschauen, dann sehen wir, dass sein Leben Leiden bedeutete. Jesus hat für unsere Sünden gelitten und befreit uns von dieser riesigen Sündenlast, aber nicht vor den Leiden des Lebens. Jeder Mensch wird früher oder später in seinem Leben leiden, ob reich oder arm, gesund oder krank, gläubig oder ungläubig. Deshalb ist es wichtig, dass wir vom Leben nicht zu viel erwarten, sondern bereit sind, zu leiden, selbst wenn wir Gutes tun.

Dieses Leiden, von dem Petrus spricht, kann auch auf anderen Ebenen des Lebens angewandt werden. Wer Jesus mit seinem guten Lebenswandel in Christus allezeit bezeugen will, der leidet auf verschiedene Weise, z. B.

- wenn ihm nicht alles gelingt im Leben,
- wenn er Tiefphasen des Lebens, aller Art, geduldig erträgt,
- wenn er (tot-) krank ist,
- wenn er traurige Schicksalsschläge ertragen muss usw.

Als Christi Nachfolger gilt es, bereit zu sein, alles im Leben als von Gott gegeben zu betrachten, es sei gut oder böse (V. 17) und stark zu sein in unseren Leiden.

- Der Herr kann auch gute Menschen wie Abraham auf die Probe stellen (Gen 22,1).

- Der Herr weiss was er tut und wird unsere Glaubenstreue zu ihm reichlich belohnen (Jak 1,12).

- Der Herr wird für seine geliebten Kinder sorgen und alles zum Besten werden lassen (Röm 8,28).

- Der Herr wird uns aus allen Situationen des Lebens den geeigneten Ausgang schaffen (1Kor 10,13).

- Der priesterliche Segen im AT gilt auch für uns heute (Num 6,24-26): „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.“

 

Fortsetzung Kapitel 3 (Teil 2):  Christus litt als Unschuldiger