Überblick-NT06c: Titus

Überblick Neues Testament

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Gleich am Anfang des Briefes erfahren wir, dass Paulus der Verfasser ist (1,1).

Der Brief an Titus (= ehrwürdig) wird nach dem Empfänger benannt. Obschon er in der Apostelgeschichte nicht erwähnt wird, so war er offensichtlich ein wichtiger Mitarbeiter des Paulus (2Kor 2,13; 7,6.13-14; 8,6.16.23; 12,18; Gal 2,1.3; 2Tim 4,10). Er wurde durch Paulus bekehrt und von ihm liebevoll „sein rechtmässiges Kind im gemeinsamen Glauben“ genannt (Tit 1,4). Er blieb auch nach seiner Bekehrung unbeschnitten (Gal 2,3-5). Paulus setzte ihn gerne für besonders schwierige Missionen ein (2Kor 7,6-15; 8,16). Das letzte biblische Wort das wir über Titus finden berichtet, dass Paulus ihn nach Dalmatien sandte, das befand sich im heutigen Kroatien (2Tim 4,10). Titus war Grieche und lebte auf der Insel Kreta.

Der erste und der zweite Brief an Timotheus, sowie der Titusbrief werden in der Theologie als „Pastoralbriefe“ bezeichnet. Diese Bezeichnung „Pastoralbriefe“ ist nicht ganz zutreffend, da weder Paulus, noch Timotheus ein Pastor im biblischen Sinn war. Der Begriff „Pastor“ wird im Neuen Testament für Bischof oder Ältester in einer örtlichen Gemeinde gebraucht (Apg 20,17.28; Eph 4,11; 1Petr 5,1-4). Da Timotheus und Titus Prediger oder Evangelist waren, ist es besser, bei diesen drei Briefen an „Evangelistenbriefe“ zu denken.

Paulus befand sich in Makedonien, um ca. 63-64 nach Christus und schreibt seinen beiden Mitarbeitern Timotheus und Titus je ein Handbuch für Prediger.

 

 II.   Hintergrund

Nach seiner ersten Gefangenschaft in Rom (Apg 28,30-31) reiste Paulus mit Titus nach Kreta und liess ihn dort zurück (1,5). Kreta ist eine Insel im Mittelmeer, südöstlich von Griechenland. Die Kreter stammen ursprünglich von den Philistern ab. Sie waren kühne Seemänner und hatten einen schlecht Ruf als „Lügner, wilde Tiere und faule Bäuche“ (1,12). Zu Pfingsten befanden sich Kreter in Jerusalem (Apg 2,11). Vermutlich liessen sich einige dort bekehren und kehrten mit dem Evangelium zurück auf die Insel. Es war vielleicht nicht der beste Boden, um dort das Wort Gottes zu säen, doch bei Gott gibt es kein Ansehen der Person, sondern alle die ihn suchen sind dem Herrn willkommen (Apg 10,34-35).

Als Paulus diesen Brief schrieb befand er sich auf dem Weg nach Nikopolis, einer Stadt im Westen Griechenlands (3,12). Es könnte durchaus sein, dass Titus und Paulus sich in Nikopolis kennen lernten. Dort wurde dann Paulus das zweite Mal gefangen genommen und Titus reiste mit ihm nach Rom (2Tim 4,10).

Zu dieser Zeit war der römische Kaiser Nero an der Macht (54-68 n. Chr.).

 

 III. Einteilung

Titel: Der Auftrag Älteste einzusetzen in den Gemeinden auf Kreta.

Auftrag an Titus (Kapitel 1)

1.  Die Quelle der reinen Lehre und Gruss an Titus (1,1-4).

2.  Der Auftrag Älteste einzusetzen in den Gemeinden auf Kreta (1,5-9).

3.  Männer die sich gegen die Irrlehrer durchzusetzen vermögen sind gefragt (1,10-16).

Verkündigung der gesunden Lehre (Kapitel 2).

1.  Wie ältere Männer und Frauen einen gesunden Glauben führen (2,1-3).

2.  Wie junge Frauen und Männer fromm leben (2,4-8).

3.  Wie Sklaven sich treu bewähren (2,9-10).

4.  Wie alle Gläubigen als Gottes Volk nach guten Werken streben (2,11-15).

Ermutigung zu guten Werken (Kapitel 3).

1.  Einstellung und Umgang mit Machthabern und Autoritäten (3,1-7).

2.  Haltung und Umgang mit Irrlehrern (3,8-11).

3.  Anweisungen an Titus und an alle Gläubigen (3,12-15).

Schlüsselwort: gut oder gute Werke.

Schlüsselvers: „Denn erschienen ist die Gnade Gottes, allen Menschen zum Heil. Sie erzieht uns dazu, der Gottlosigkeit und den Begierden der Welt abzuschwören und besonnen, gerecht und fromm zu leben in dieser Weltzeit. Wir warten aber auf das, was unsere wunderbare Hoffnung ist: auf das Erscheinen der Herrlichkeit des grossen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns zu erlösen von aller Ungerechtigkeit und sich als sein Eigentum ein reines Volk zu erschaffen, das nach guten Werken strebt“ (Titus 2,11-14).

 

 IV. Lektionen

Wichtig für jede örtliche Gemeinde ist eine gute Leiterschaft! Eine Gemeinde ohne gute Leiterschaft steht in grosser Gefahr von Irrlehrern heimgesucht zu werden und vom Glauben abzufallen (Offb 2,5.10.15-16.24-25; 3,3.10-11.15-17). Jede Gemeinde ohne Älteste oder Bischöfe ist unmündig. Deshalb ist es von grossem Vorteil, wenn es in einer Gemeinde genügend Männer zur Auswahl hat, welche die Qualifikationen eines Ältesten oder Bischofs haben. Älteste oder Bischöfe wurden zur Zeit des Neuen Testaments immer in der Mehrzahl eingesetzt.

Es ist offensichtlich, dass es im christlichen Glauben nicht bloss um Erkenntnis geht. Der allmächtige Gott misst unseren Glauben nicht an unserer Erkenntnis, sondern an unserer Liebe zu ihm und zu unserem Nächsten (1Joh 4,7-21). Die geistliche Erkenntnis ist zwar das Fundament unseres Glaubens. Sie dient aber letztendlich dazu, die göttliche Liebe zu begreifen, wie sie gelebt wird (Joh 15,9-17). Glaube ohne Werke ist tot (Jak 2,26). Erkenntnis ohne Liebe nützen uns nichts (1Kor 13). Deshalb sind Erkenntnis und Liebe gleichwertig und schenken uns die nötige Ausgeglichenheit im Glauben (1Kön 3,9-12; 5,9; Mt 22,34-40).