Jesus, der König
Kapitel 25,1-13: Gleichnis von den zehn Jungfrauen
Aus diesem Abschnitt lernen wir: Religiosität ist keine Garantie für das ewige Leben! Die fünf törichten Jungfrauen symbolisieren alle, die sich als sogenannte Christen oder Gläubige ausgeben. Sie sind zwar von Anfang an dabei und können äusserlich kaum von den wahren Gläubigen unterschieden werden. Sie haben sich schön gekleidet für das Hochzeitsfest, sie haben auch alle ihre Lampen dabei und gehören zu den Wartenden. Eines haben sie vergessen: Sie haben kein Ersatz-Öl mitgebracht für ihre Lampen.
Während sie auf den Bräutigam warten, geht ihnen das Licht aus. Zuerst bitten sie die andern um eine Abgabe. Dann verlassen sie die Gruppe der Wartenden, um Öl zu kaufen. Als sie zurückkommen, ist es zu spät: Der Bräutigam ist gekommen und die Hochzeit hat schon begonnen. Die Tür zum Hochzeitsfest ist verschlossen und keiner wird mehr hineingelassen.
Was lernen wir von den törichten Jungfrauen?
Der Glaube kann bei andern nicht erkauft oder erbittet werden (Apg 8,24). Jeder ist für seine Beziehung zum Herrn selbst verantwortlich. Jeder muss seine eigene Beziehung zum Herrn pflegen.
Echtes und Unechtes ist manchmal täuschend ähnlich (z. B. Bärlauch und Herbstzeitlosen Blätter, durch die jedes Jahr Menschen an einer Vergiftung sterben). Es ist möglich, anderen etwas vorzuspielen, als ob man zu den Lebenden gehöre, aber geistig doch tot ist (Offb 3,1). Die törichten Jungfrauen haben sich selbst und anderen etwas vorgemacht, indem sie „eine äussere Form von Frömmigkeit besitzen, deren Kraft aber verleugnet haben“ (2Tim 3,5).
Der Bräutigam allein bestimmt, wer am Fest teilnehmen wird (Mt 22,11). Seine Bedingungen hat er allen Menschen klar und deutlich verkündigt. Religiosität ist keine Garantie für das ewige Leben! Nur wer sich an Christi Bestimmungen hält, darf am grossen Hochzeitsfest teilnehmen. Die Bestimmungen sind ganz einfach. Sie lauten:
- Seid bereit und wacht!
- Rüstet eure Lampen so, damit sie nicht auslöschen, bevor der Bräutigam kommt!
Wie rüsten wir unsere Lampen im übertragenen Sinn?
Wir rüsten unsere Lampen, indem wir uns mit den Heiligen regelmässig versammeln, um gemeinsam Gott unseren Herrn anzubeten. Wir rüsten unsere Lampen, indem wir uns von dem gottlosen Treiben der Welt absondern und uns heiligen lassen für den Herrn.
Wenn Ungläubige uns herausfordern und uns in Frage stellen, indem sie sagen:
„Ihr und eure Gemeinde wollt zu den Geretteten gehören?“
„Und was ist mit dem Rest der Welt?“
Die Antwort darauf lautet:
„Der Rest der Welt ist selbst verantwortlich vor Gott!“
„Die Mehrheit bleibt am Tag des Herrn lieber im Bett oder geht ihrem Hobby und den weltlichen Vergnügungen nach.“
„Wir warten anbetend auf den Bräutigam und Erlöser, Jesus!“
Die törichten Jungfrauen stellen religiöse Menschen dar, die nicht zu den Wartenden gehören, weil sie sich Öl besorgen müssen, die nicht gerüstet sind, weil sie keine Zeit zur Anbetung Gottes fanden.
Bei der Wiederkunft kommt es also auf unser Herz an, ob wir den Herrn lieben, ihn anbeten und sehnsüchtig auf ihn gewartet haben. Gott, vor dem alle Herzen offen liegen, kann sehr klar erkennen, wer zu den wahren Gläubigen gehört.
2Tim 2,19: „Der Herr hat erkannt, die sein sind.“
1Kor 8,3: „Wenn jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.“
Kapitel 25,14-30: Gleichnis von Talenten
Auch in diesem Gleichnis geht es um Gläubige, nicht um Ungläubige! Jeder Gläubige erhält von Jesus seine Talente, „je nach seinen Kräften“ (V. 15). Im Gleichnis wird das Wort Talent für eine Münzeinheit gebraucht. Es ist nicht sicher, wie viel ein Talent Wert war, da auch nicht sicher ist, ob es sich um Silber oder Gold handelte. Das ist ja auch nicht so wichtig, da diese Talente in der Anwendung dieses Gleichnisses, Gaben oder Charakterstärken bedeuten usw.
Wichtig ist, dass wir verstehen, dass beim Herrn niemand leer ausgeht. Niemand kann behaupten, er habe keine Gaben oder Talente. Jeder hat mindestens ein Talent oder mehr vom Herrn empfangen. Der Herr hat uns alle reichlich beschenkt und möchte nun, dass wir für ihn brauchbar werden. Je grösser die Anzahl der Talente, desto grösser ist auch die Verantwortung.
Jesus ruft alle Gläubigen auf, ihre Talente nicht zu vergraben, sondern in den Dienst der Gemeinde Jesu zu stellen. Wer seine Talente vergräbt und nicht in den Dienst stellt, wird alles verlieren. Jesus ruft uns alle auf, am Tag der Abrechnung für die empfangenen Talente Rechenschaft abzulegen vor dem Herrn. Dabei ist es ganz wichtig, dass wir folgendes beachten: Im Gleichnis sagt der Herr zum Sklave nicht: „Gut gemacht du schlauer und raffinierter Geschäftsmann.“ Er sagt nur: „Du guter und treuer Knecht.“ Ein schlauer und raffinierter Geschäftsmann zu sein, ist nicht jedem möglich, aber gut und treu sein kann jeder: Lukas 16,10. Erfolgreich sein im Glauben bedeutet, dem Herrn und seiner Gemeinde treu dienen, um eine geistliche Frucht hervorzubringen: Galater 5,22.
Hinsichtlich der empfangenen Talente gibt es zwei grosse Gefahren:
Die Gefahr des Vergrabens:
Viele Menschen in unserem Land meinen, sie können Christen sein, ohne einer örtlichen Gemeinde anzugehören und ohne aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Oder sie besuchen zwar die Versammlungen, aber beteiligen sich kaum mit ihren Talenten an der vielfältigen Gemeindearbeit. Damit verspielen sie ihr ewiges Leben!
Die Gefahr des Eigennutzes:
Wenn wir unsere Talente in der Gemeinde eingeben, dann sollen wir uns nicht klüger und besser vorkommen als andere, die vielleicht weniger oder auf einem andern Gebiet Talente vom Herrn empfangen haben. Wir sollen einander auch nicht beneiden und herausfordern, indem wir nach „eitler Ehre begierig“ sind. Jesus erklärt, wie wir uns verhalten sollen als Knechte oder Diener Christi: Lukas 17,10.
Welche Lektionen lernen wir aus dem Gleichnis mit den Talenten?
1. Wir können nur entweder wachsen oder abnehmen! Wer seine Muskeln nicht braucht, der wird immer schwächer. Wer sein Gedächtnis nicht trainiert, wird immer vergesslicher. Wer eine Fremdsprache nicht konstant auffrischt, wird sie schnell verlieren.
2. Alles kostbare im Leben muss ständig gepflegt, trainiert oder aufgefrischt werden.
3. Auch im christlichen Glaubensleben gibt es keinen Stillstand oder ein Gleichbleiben, sondern entweder wachsen wir oder wir nehmen ab.
4. Deshalb sollen wir unsere Talente in den Dienst der Gemeinde stellen, damit viel Frucht daraus entsteht.
Kapitel 25,31-46: Das Weltgericht
Hier geht es nicht um Schafe und Wölfe, sondern um Schafe und Ziegenböcke. Das heisst, dass es auch hier nicht um den Gegensatz von Gläubigen und Ungläubigen geht, sondern um Gläubige und so genannte Gläubige!
Das Matthäusevangelium ist an die Juden gerichtet, die ihren Messias ablehnten. Sie hielten sich lieber an ihre eigene Religiosität, die sie sich durch menschliche Lehren und Traditionen aufgebaut hatten. Die meisten Aussagen Jesu im Matthäusevangelium drehen sich um dieses eine Thema, nämlich: Wer gehört zum Reich Gottes? Der Tag des grossen Weltgerichts wird es zeigen! Deshalb warnt Jesus seine Jünger mit den Worten:
„Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reissende Wölfe“ (Elb. Mt 7,15).
„Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ (Mt 16,6).
Zu den Juden aber sagt Jesus anklagend:
„Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer ...“ (Mt 23).
„Ihr Heuchler, Toren und Blindenführer ...“ (Mt 23).
Genauso wie es den Juden ergeht, wird es noch vielen andern „Gläubigen“ am grossen Tag des Gerichts ergehen!
Welchen Massstab setzt denn Jesus beim grossen Weltgericht an?
- Geht es darum, dass wir eine möglichst grosse Bibelkenntnis besitzen, wenn wir einmal vor dem Thron Gottes erscheinen?
- Werden wir nach den Traditionen der Menschen gerichtet und wie perfekt wir sie äusserlich einhalten konnten?
- Möchte Gott sehen, dass wir in Zungen - oder aus Eingebung reden konnten?
- Verlangt Gott von uns, dass wir all unseren Besitz zur Speisung der Armen austeilen und unseren Leib hingeben damit er verbrannt werde?
1. Korinther 13,1-3: Alles was nicht aus der göttlichen Liebe heraus geschieht, nützt uns beim Herrn nichts. Es nützt uns nichts, wenn wir alle Erkenntnis der Bibel besitzen, aber diese Erkenntnis uns nicht dazu führt, dass wir um unsere Mitmenschen besorgt sind! Es nützt uns nichts, wenn wir ein äusserliches Christentum pflegen, in leiblicher Enthaltsamkeit leben, ohne dass wir auch innerlich dazu bereit sind! Viele Menschen tun so fromm und scheinbar gläubig, weil es ihnen von andern Menschen und Leitern aufgezwungen wird. Sie selbst haben sich innerlich niemals zu einem solchen Leben entschieden. Sie lassen sich schwere Bürden auflegen, die niemand einhalten kann. Sie meinen heilig zu sein, während sie die Menschen in der Welt hassen und mit niemandem auskommen (keine Freunde usw. haben). Sie meinen, mit ihrem Elitechristentum näher bei Gott zu sein, dabei haben sie die fürsorgliche Liebe und die friedliche Gemeinschaft zueinander völlig vernachlässigt!
Gott sucht keine Heuchler, sondern Gläubige (1Kor 13,4-7), die füreinander da sind in guten als auch in schlechten Tagen, die einander in Langmut und Liebe ertragen und das Böse nicht nachtragen, die sich nicht erbittern lassen, nicht streiten, nichts Unschickliches tun, und sich nicht über die Ungerechtigkeit freuen!
Gott sucht Gläubige,
- die den Herrn und die Geschwister lieben,
- die einander besuchen, wenn sie krank sind,
- die einander Spenden zukommen lassen, wenn einer Mangel leidet,
- die miteinander eine liebevolle Gemeinschaft pflegen, zusammen essen und gemütlich im Umgang sind usw.
Alles, was wir unseren Glaubensgeschwistern Gutes tun, wird uns direkt bei Jesus zugerechnet (Apg 5,38-39; 9,3-5).
Schlussfolgerungen
Aus dem ganzen Kapitel 25 vom Matthäusevangelium geht eine wichtige Botschaft hervor: Religiosität ist keine Garantie für das ewige Leben! Darum lasst uns einen Unterschied machen! Wir wollen nicht zu den törichten Gläubigen gehören, die ihre Lampen nicht herrichten!
Wir wollen unsere Talente nicht vergraben, sondern in die Gemeinde einbringen, damit wir viel Frucht für das Reich Gottes bringen können!
Wir wollen keine Heuchler sein, die zwar angeblich Gottes Gebote genauestens befolgen, aber die göttliche Liebe vergessen haben, weil wir dem Frieden nicht nachgejagt sind mit jedermann und die Fürsorge und Pflege der Gemeinschaft vernachlässigt haben!
Lasst uns gemeinsam das tun, wozu uns Jesus aufgerufen hat, damit er auch uns einmal sagen wird:
Matthäus 25,34: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch von Grundlegung der Welt an bereitet ist!“
Matthäus 25,40: „Denn, wiefern ihr es einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“