Gleichnisse Jesu
Einleitung
Wir möchten uns heute mit dem Gleichnis der 10 Jungfrauen auseinandersetzen: Matthäus 25,1-13.
I. Geschichtliche Bedeutung
Mit unseren Augen betrachtet ist diese Hochzeitsgeschichte etwas eher Seltsames. Aber im damaligen Palästina war das eine ganz alltägliche Begebenheit. Hochzeiten waren auf dem Land ein grosses Ereignis.
Das ganze Dorf nahm Anteil und begleitete das Brautpaar auf dem Weg ins neue Heim. Eine Woche lang wurde gefeiert. Jeder Gast war willkommen und freute sich mit dem jungen Paar.
Selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert kann sich eine Hochzeitsfeier in Palästina auf ähnliche Weise abspielen, wie hier in diesem Gleichnis beschrieben.
Ist es nicht interessant zu wissen, dass Jesus dieses Gleichnis direkt aus dem Leben gegriffen hat? Es geht hier also nicht um eine erfundene Geschichte, sondern um etwas, das den Menschen damals sehr bekannt war. Jesus versucht eine Verbindung herzustellen mit dem wahren Bräutigam, der bei seiner Wiederkunft ebenfalls unverhofft erscheinen wird, um seine Braut zu überraschen.
II. Die Botschaft des Gleichnisses
Der Bräutigam:
Der Bräutigam ist Jesus Christus, der von seiner Wiederkunft (vom grossen Hochzeitsfest) spricht.
Matthäus 24,35-39:
Himmel und Erde wird es einmal nicht mehr geben, aber die Worte, die Jesus zu uns spricht, sind wahr und unvergänglich. Jesus verspricht nämlich, dass er wiederkommen wird. Wir sollen aber nicht über den Zeitpunkt dieses Ereignisses nachgrübeln, denn keiner kennt die Stunde, ausser der Vater. Es wird sein wie vor der Sintflut, als die Menschen gottlos waren und gar nicht auf die warnenden Predigten Noahs achteten. So wie Gott damals alle Ungläubigen und Ungehorsamen hinwegraffte, so wird es auch bei der Wiederkunft sein.
Die Braut:
Wer ist die Braut? Fälschlicherweise habe ich früher angenommen, dass die fünf klugen Jungfrauen die Braut darstellten, aber das wäre ja Polygamie! Die Braut wird hier nicht erwähnt, weil sie für das Thema des Gleichnisses unwichtig ist. Wir dürfen nicht über die Botschaft eines Gleichnisses hinausgehen! Was ist das Thema des Gleichnisses? = Bereitschaft, Wachsamkeit (es geht hier nicht um die Braut!).
Matthäus 24,42-44:
Wer im Leben nicht wachsam ist, fordert damit das Unglück heraus. Unser ganzes Leben muss eine Vorbereitung auf das Kommen Christi sein! Um dieses Bild richtig zu verstehen, müssen wir uns klar machen, dass diese Wachsamkeit nicht aus Furcht oder Besorgnis geschehen soll. Es ist ein waches, verzichtendes Erwarten der Herrlichkeit und ewigen Freude, wenn Christus wiederkommt, wie das auch die Jungfrauen empfanden!
1. Thessalonicher 5,1-11:
Ein Dieb verschickt auch nicht zuerst eine Warnung, bevor er einbricht. Seine Hauptwaffe in seinem verbrecherischen Unternehmen ist die Überraschung. Jesus hat also etwas mit einem Dieb gemeinsam: der Überraschungseffekt. Die Bibel sagt nicht, dass Jesus ein Dieb sei, sondern: Er wird wie ein Dieb in der Nacht wiederkommen, um Gericht zu halten! Oder, wie die Wehen einer schwangeren Frau, wird Jesus kommen, ganz plötzlich, so dass es kein Vorbereiten oder gar Entrinnen gibt! Darum sollen wir nicht schlafen, wie die übrigen Menschen in dieser Welt. Vielmehr sollen wir uns von jeder Befleckung frei halten und uns auf diesen grossen Tag vorbereiten!
Die Jungfrauen:
Wen symbolisieren denn die Jungfrauen? Lange dachte ich, dass sie die Gemeinden darstellen. Heute bin ich von dieser Auslegung weniger überzeugt, da der Herr nicht nach Gemeinden entscheidet wer gerettet oder verlorengeht, sondern nach einzelnen Seelen! Die Jungfrauen sind also ein Bild für die ganze Menschheit, die sich als Gläubige ausgeben!
Matthäus 24,40-41:
Jesus will mit diesen Worten sagen, dass es so sein wird, dass zwei Menschen eben noch zusammen arbeiteten, wie wenn sie zusammengehören und dasselbe Ziel verfolgten, dann aber voneinander getrennt werden, weil der eine für das ewige Leben bestimmt ist und der andere für die höllische Verdammnis. Der Herr wird die Gläubigen von den Ungläubigen trennen! Nur ER kann das auch gerecht tun, weil er die Herzen der Menschen kennt. (2 Tim 2,19): „Der Herr hat erkannt, die sein sind.“
Johannes 10,27-29:
Jesus kennt seine Schafe daran, dass sie auf IHN hören und IHM nachfolgen. Niemand vermag die Gläubigen aus seiner Hand zu reissen!
Matthäus 10,32-39:
Durch das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes darstellt (Eph 6,17), hat der Sohn Gottes Trennung in diese Welt gebracht. Eine Trennung, die sogar in die engsten Familienkreise hineinreicht, indem der Eine Christus annimmt und der Andere IHN verwirft. Wie zeigen wir aber, dass wir Christus angenommen haben? Indem wir unser eigenes egoistisches Leben aufgeben und uns ganz Christus übergeben. Indem wir IHN vor den Menschen bekennen!
Die Lampen:
Die Lampen sind ein Hinweis auf das Bekenntnis.
Matthäus 5,14-16:
Wie bekennen wir den Herrn? = Durch unsere guten Werke (Offb 22,12)! Dabei ist es wichtig, dass wir mit unseren guten Werken die Aufmerksamkeit der Menschen nicht auf uns selbst, sondern auf Gott lenken.
Das Öl:
Das Öl ist ein Bild für den heiligen Geist.
2. Korinther 1,21:
Wir sind in der Taufe, mit dem heiligen Geist, zu Priestern des Neuen Bundes gesalbt worden. Dieser Geist hat unser Leben völlig verändert, denn wir leben nicht mehr nach unseren fleischlichen Gelüsten, sondern nach dem Geist Gottes, der uns gesund und glücklich macht.
Römer 8,13-17:
Wir haben in der Taufe den Geist der Gotteskindschaft empfangen. Dieser Geist ist wie das Öl der klugen Jungfrauen im Gleichnis, das nie ausgeht! Dieser Geist ist das ewige Leben aus Gott. Mit diesem neuen Geist haben wir für das ewige Leben ausgerüstet. Es gilt nun, treu im Glauben auszuharren bis das grosse Hochzeitsfest beginnt, am jüngsten Tag.
III. Was geschah am grossen Tag?
Aus dem Gleichnis erfahren wir, dass alle Jungfrauen sich aufmachten und dem Bräutigam entgegengingen. Bis zu dieser Zeit war es noch nicht offensichtlich, dass die Hälfte von ihnen am Hochzeitfest nicht teilnehmen werden. Ihnen fehlte das Entscheidende, nämlich das Öl, der heilige Geist. Sie hatten den heiligen Geist nicht empfangen, weil sie keine Neuschöpfung in Christus erlebten, weil sie nicht aus Wasser und Geist wiedergeboren waren (Joh 3,5), weil sie den Geist, durch ihren schlafenden Zustand, betrübt hatten. Sie waren für den Bräutigam gar nicht bereit und hatten gar nicht verstanden, um was es eigentlich ging. Sie waren keine Kinder Gottes, sondern nur Mitläufer, die lediglich ein Fassadenchristentum verkörperten. Sie betrogen sich selbst und andere (2 Tim 3,5): „Leute die eine äussere Form von Frömmigkeit besitzen, deren Kraft aber verleugnet haben.“
Als um Mitternacht der langersehnte Ruf endlich erschallte, fielen alle Masken! Es gab unter den zehn Jungfrauen eine grosse Trennung: Die Einen, die ihre Lampen rüsteten und dem Bräutigam entgegengingen. Die Anderen, die auch versuchten den Docht anzuzünden, doch es gab kein Licht, weil die Lampe kein Öl mehr hatte. Sie kehrten dem Bräutigam den Rücken zu und gingen in die Stadt, um Öl zu kaufen. Doch die traurige Wahrheit ist, dass der Fehler der törichten Jung-frauen nicht wieder gut zu machen war, denn die Folgen waren endgültig.
Die fünf Klugen aber gingen durch die Tore an das grosse Fest, um die Braut und den Bräutigam in ihrer Hochzeit zu unterstützen und zu erleben. Merke: Sie heirateten nicht alle den Bräutigam! Sie waren die eingeladenen Gäste, nicht die Bräute! Die Klugen hätten doch mit den Törichten teilen sollen. Nur wegen diesem Öl konnten sie nicht mit dabei sein und feiern (das ist sehr kleinlich), denn das kann ja jedem passieren. Hier sehen wir, wie der antiautoritäre Einfluss in unseren Köpfen bereits grossen Schaden angerichtet hat. Vielleicht finden wir das kleinlich vom Bräutigam, aber mit dem allmächtigen Gott gibt es nichts zu diskutieren bei der Wiederkunft, was immer wir auch einzuwenden haben: Gott allein ist der absolute Massstab!
Jesus ist der Bräutigam und entscheidet, wer dabei sein darf und wer nicht! Er hat die Bestimmungen festgelegt und uns Menschen durch die Bibel im Voraus kundgetan. Wer sich nicht mit allem Eifer und aller Freude auf das Hochzeitsfest im Himmel schmückt und vorbereitet, der kann leicht etwas vergessen. Jesus wird den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten: Apg 17,30-31. Der Mensch hat sich daran gewöhnt, mit seiner eigenen Gerechtigkeit zu entscheiden, was recht ist, statt nach der Gerechtigkeit Gottes zu fragen.
Schlussfolgerungen
Was können wir aus diesem Gleichnis lernen?
Religiosität ist noch kein Beweis für Leben aus Gott! Jemand kann Sonntag für Sonntag in der Gemeinde sitzen und trotzdem keine lebendige, bereinigte Beziehung zu Gott haben. Echtes und Unechtes ist manchmal täuschend ähnlich bis zuletzt. Deshalb werden wir vor den vielen Irrlehrern dringend gewarnt, damit wir uns keiner Täuschung hingeben.
Römer 8,8-11: „Die aber vom Fleisch bestimmt sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber lasst euch nicht vom Fleisch bestimmen, sondern vom Geist, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm. Wenn aber Christus in euch ist, dann ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.“
Es geht nicht darum, wieviel Öl, d. h. wieviel Geist bei der Wiederkunft vorhanden ist. Man kann nicht ein wenig Leben haben! Entweder sind wir durch den Glauben an Christus und die Taufe zum neuen Leben auferweckt worden, oder wir sind bloss Gäste und Fremdlinge, die vor dem grossen Fest weggeschickt werden. Die fünf törichten Jungfrauen nahmen kein Öl mit, d. h. sie waren solche, die sich als Christen ausgaben, aber den Geist Christi nicht hatten (Joh 3,5-6). Viele Menschen mögen die biblischen Anleitungen und Bestimmungen als kleinlich und gesetzlich ablehnen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Gott durch seinen Sohn verkündigen liess, wie wir uns auf das himmlische Hochzeitsfest vorbereiten und für ihn schmücken können (Joh 17,3).
Lassen wir uns von der ungläubigen Gesellschaft nicht täuschen, von denen einige zwar Lampen besitzen, aber nicht genügend Öl dabei haben. Bei der Wiederkunft Christi wird es offenbar werden, wer dabei sein wird! Dann ist es aber zu spät, Entscheidungen zu treffen. Darum, lasst uns keine Heuchler oder Mitläufer sein! Lasst uns wachsam und allezeit bereit sein für den grossen Tag! Lampen sind dazu da, um Licht zu spenden! Unser Auftrag in dieser Welt ist es, unser Licht leuchten zu lassen, damit auch andere Menschen sich zurüsten, um für diesen herrlichen Tag der Wiederkunft des Herrn bereit zu sein (Mt 5,14-16)!
Die Gnade und der Friede Gottes möge mit allen sein, die Jesus liebhaben (Joh 14,15)!