Überblick-NT05a: Epheser

Überblick Neues Testament

 

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Der Epheserbrief ist der erste von vier Gefangenschaftsbriefen. Alle vier reden von den Fesseln des Paulus (3,1; Phil 1,7.13-14; Kol 4,3; Phlm 9.13). Deshalb ist es gut anzunehmen, dass alle vier Briefe während der ersten Gefangenschaft des Paulus von seiner Wohnung aus in Rom geschrieben wurden (Apg 28,30; 60-62 n. Chr.).

Es gibt einige Verbindungen zu diesen Briefen. Zwei wurden von Tychikus überliefert (6,21; Kol 4,7). In drei Briefen wird Timotheus erwähnt (Phil 1,1; Kol 1,1; Phlm 1). In zwei Briefen wird Onesimus erwähnt (Kol 4,7; Phlm 10). Zwei Briefe enthalten Grüsse von denselben Christen (Kol 4,10-14; Phlm 23-24).

Dieser Brief wird nach den Empfängern genannt (V. 1): „... an die Heiligen in Ephesus.“ In einigen älteren Manuskripten wird Ephesus nicht erwähnt. Diese Manuskripte weisen bei den Adressaten eine Leerstelle auf, in die vermutlich unterschiedliche Namen eingesetzt werden konnte. Es könnte sich also um einen Brief handeln, der besonders dazu gedacht war in verschiedenen Gemeinden vorgelesen zu werden, beginnend mit Ephesus. Deshalb enthält dieser Brief auch keine persönlichen Grussworte.

 

 II.   Hintergrund

Auf der zweiten Missionsreise machte Paulus in Ephesus kurz Halt, bevor er mit dem Schiff zurück nach Jerusalem fuhr (Apg 18,19-21). Dort ging er in die Synagoge und verkündigte den Juden das Evangelium. Trotz Bitte zu bleiben, wollte Paulus nach Jerusalem zurückreisen, versprach aber, wieder zu kommen, „so Gott will“. Es könnte gut sein, dass die Gemeinde in dieser Zeit gegründet wurde, falls dies noch nicht geschah durch die zurückkehrenden Juden, die begeistert das Pfingstereignis in Jerusalem miterlebten (Apg 2,9).

Auf der dritten Missionsreise wirkte Paulus zwei Jahre lang in Ephesus (Apg 19,10). Anschliessend nahm er sich vor „über Makedonien und die Achaia nach Jerusalem zu reisen“ (Apg 19,21). Er schickte Timotheus und Erastus nach Makedonien voraus und blieb in der Provinz Asia zurück (Apg 19,22). In dieser Zeit kam er durch seine Mitarbeiter, die bis nach Griechenland reisten, mit der Korinthergemeinde in Kontakt (siehe Einleitung zu den Korintherbriefen). Anschliessend reiste er selbst über Makedonien nach Korinth (Apg 20,1-3). Auf der Rückreise nach Jerusalem, machte er in Milet Halt und hielt eine berührende Abschiedsrede an die Ältesten, die aus Ephesus zu ihm kamen (Apg 20,17-38). Zurück in Jerusalem, wurde Paulus gefangen genommen (Apg 21,27-30). Weil die Juden einen Anschlag gegen ihn planten, überlieferten ihn römische Soldaten dem Statthalter in Cäsarea (Apg 23,31-35). Nach zwei Jahren in Cäserea ging es schliesslich auf die grosse Reise nach Rom, wo er weitere zwei Jahre in Haft gehalten wurde (Apg 24,27; 28,30).

Ephesus war ein führendes politisches Zentrum des römischen Reichs in der Provinz Asia (für Einzelheiten, siehe Kommentar der Offenbarung 2,1-7). Es war eine freie Stadt, das heisst; sie wurde nicht von Rom aus regiert und hatte auch keine römischen Truppen stationiert. Sie war bekannt für ihren grossen Tempel, der der griechischen Göttin Artemis (mit den vielen Brüsten) geweiht war, die vom Himmel fiel. Die Römer nannten sie Diana. Der Tempel der Diana war eines der sieben Wunder in der Antike. Dieser Tempel war für die religiöse Heidenwelt damals sehr wichtig. Demetrius, der Silberschmied stellte kleine silberne Tempel her und verkaufte sie mit grossem Gewinn an alle „Touristen“ (Apg 19,24). Von überall her kamen Besucher nach Ephesus, um den Tempel zu sehen. Dort fanden okkulte Praktiken statt (Apg 19,18-20). Auch die Tempelprostitution hatte einen grossen Einfluss auf die Bevölkerung. Deshalb ermahnte Paulus besonders die Epheser ein geheiligtes Leben zu führen (Eph 5).

 

 III. Einteilung

Titel: Christus und seine Gemeinde.

1.  Dogmatischer Teil: Was Gott für uns getan hat (Kapitel 1-3).

a)  Grüsse des Paulus (1,1-2).

b)  Gott segnete uns mit allen geistlichen Segnungen in Christus (1,3-14).

c)  Das erste Gebet des Paulus (1,15-23).

d)  Gott rettete uns durch seine Gnade (2,1-10).

e)  Gott verschaffte uns Frieden mit IHM und mit allen Menschen (2,11-23).

f)   Gott offenbarte das Geheimnis seines Heilsplans (3,1-13).

g)  Das zweite Gebet des Paulus (3,14-21).

2.  Praktischer Teil: Was wir für Gott tun (Kapitel 4-6).

a)  Nach Einheit streben (4,1-6).

b)  Nach den uns verliehenen Gaben der Gemeinde dienen (4,7-16).

c)  Den alten Menschen ausziehen und den neuen anziehen (4,17 - 5,20).

d)  Das Leben in der Gemeinschaft (5,21 - 6,9).

(1)  Frau und Männer (5,22-33).

(2)  Eltern und Kinder (6,1-4).

(3)  Herren und Sklaven (6,5-9).

e)  Die Waffenrüstung Gottes anziehen (6,10-20).

f)   Briefschluss (6,21-24).

Schlüsselwort: Gemeinde.

Schlüsselvers: „Und alles hat er ihm unter die Füsse gelegt, und ihn hat er als alles überragendes Haupt der Gemeinde gegeben; sie ist sein Leib, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,22-23).

 

 IV. Lektionen

Die örtliche Gemeinde ist heilsnotwendig! Jesus ist das Haupt seiner Gemeinde (1,22; 5,28). Jede örtliche Gemeinde bildet wie in Ephesus den Leib Christi (1,22-23). Als Glieder der Gemeinde werden wir zu einem geistlichen Bau, dem heiligen Tempel aufgebaut (2,21-22). Die Gemeinde ist Gottes Heilsplan für die Menschheit (3,10-11). Die Einheit der Gemeinde ist besonders wichtig (4,4). Gott will, dass seine Gemeinde wächst (4,16). Christus ist der Retter der Gemeinde (5,23). Die Gemeinde ist Christus untergeordnet (5,24). Christus hat sein Leben für die Gemeinde hingegeben (5,25.29). Christus will, dass die Gemeinde heilig und rein ist (5,25-27). Christus und die Gemeinde sind ein Leib (5,31-32).

Eine Aussage, die Paulus gerne und oft macht ist „in Christus“ oder „in ihm“. In seinen Briefen braucht er diese Satzstellung über 100 Mal. Ein Drittel dieser Satzstellungen sind im Epheserbrief zu finden (Epheserbrief).

 

 V.   Besonderes

Die Waffenrüstung Gottes an einem Soldaten bildlich dargestellt:

1.  Gurt der Wahrheit

2.  Panzer der Gerechtigkeit

3.  Schuhe der Bereitschaft

4.  Schild des Glaubens

5.  Helm des Heils

6.  Schwert des Geistes

7.  Wachsam im Gebet

Drei interessante Bilder der Gemeinde:

1.  Die Gemeinde als göttlicher Bau (2,19-22).

2.  Die Gemeinde als Leib Christi (1,22-23; 4,12-16; 5,23-30).

3.  Die Gemeinde als Braut oder Ehefrau (5,25-33).

Die einzige Gemeinde, über die in einem Zeitraum von fast einem halben Jahrhundert in der Bibel berichtet wird:

1.  In den 50er Jahren, als Paulus in die Stadt kam (Apg. 18,19-21).

2.  In den 60er Jahren (60-62 n. Chr.), als Paulus den Epheserbrief schrieb.

3.  In den 90er Jahren (94-96 n. Chr.), als Johannes die Sendeschreiben abfasste.

4.  Siehe den Ignatiusbrief an die Epheser!

Wer möchte da noch behaupten, die Zugehörigkeit zur örtlichen Gemeinde sei nicht wichtig?