Überblick-NT10a: 1. Petrus

Überblick Neues Testament

 

 

 I.   Verfasser, Empfänger, Zeit

Die Petrusbriefe werden nach dem Autor benannt (1Petr 1,1; 2Petr 1,1). Der Apostel Simon Petrus schrieb beide Briefe (Mt 10,2). Jesus gab ihm den Namen Petrus, was Stein oder Fels bedeutet (aramäisch Kefas, Joh 1,42). Der Schreiber des ersten Briefs ist Silvanus (1 Petr 5,12).

Die Empfänger im ersten Brief sind „die als Fremdlinge in der Diaspora leben“ (1Petr 1,1). Der Begriff Diaspora könnte uns dazu verleiten, dass die Briefe an Judengemeinden geschrieben wurden. Diaspora meint einfach nur den Zustand der Glieder. Die Leser waren mehrheitlich Heidenchristen (1,18; 2,9-10; 4,3). Offenbar wurden die Gemeinden im ersten Jahrhundert bereits von vielen Irrlehrern heimgesucht und durch Spaltungen auseinandergerissen.

Bei den Leiden, die erwähnt werden im Brief handelt es sich um die Verfolgungszeit, die durch den römischen Kaiser Nero entstanden, nachdem in Rom Feuer ausbrach (64 n. Chr.). Viel schwieriger ist es, den Ort zu bestimmen, an welchem der Brief entstand. Petrus deutet an, dass er in Babylon war, als er dies schrieb (5,13). Einige nehmen an, dass Babylon als Verschlüsselung für Rom steht, da Petrus seine letzten Jahre in Rom verbrachte. Zudem war es nicht ungewöhnlich für die Stadt Rom mit Babylon betitelt zu werden (Offb 17,18), da sie eine sehr weltliche und gottlose Stadt war. Andere lehnen diese Ansicht ab und sind der Meinung, dass Petrus tatsächlich sich in Babylon aufhielt als er den ersten Brief schrieb. Eines steht fest: Petrus war nicht der erste Papst in Rom, wie das von katholischer Seite ab dem dritten Jahrhundert behauptet wird! Der Apostel Petrus identifiziert sich auch als Ältester (5,1), der zusammen mit andern Ältesten die örtliche Gemeinde leitete (keine regionale Leitung).

 

 II.   Hintergrund

Über Petrus erfahren wir im Neuen Testament sehr viel. Er machte viele Fehler und ist gerade deshalb für uns Christen eine grosse Ermutigung in unseren Mängeln. Er hielt nicht stur an seinen falschen Wegen fest, sondern liess sich belehren und kehrte immer wieder reuig um (Mt 26,75; Apg 10,34-35; Gal 2,11).

Im Jahre 64 nach Christus stand ein Teil der Stadt Roms in Flammen. Der römische Kaiser Nero machte die Christen dafür verantwortlich und fing sie an zu verfolgen. Gemäss Tradition wurde Petrus (65-67 n. Chr.) umgekehrt gekreuzigt. Jesus sagte ihm den Märtyrertod voraus (1,14; Joh 21,18-19).

 

 III. Einteilung

Thema: Leiden, die sich lohnen.

1.  Die Gnade Gottes (1,3 - 2,10).

a)  Zeugnis: Die grosse Erlösung (1,3-12).

b)  Generelle Ermahnung (1,13 - 2,10).

2.  Die Gnade Gottes hilft uns festzustehen (2,11 - 3,12).

a)  Verschiedene Beziehungen (2,11 - 3,7).

(1)  Beziehung zu Ungläubigen (2,11-12).

(2)  Beziehung zum Staat (2,13-17).

(3)  Beziehung zu Vorgesetzten (2,18-25).

(4)  Beziehung in der Ehe (3,1-7).

b)  Generelle Ermahnung (3,8-12).

3.  Die Gnade Gottes hilft uns Leiden zu erdulden (3,13 - 5,11).

a)  Zeugnis: Die Leiden zu verstehen (3,13 - 4,19).

(1)  Leiden erdulden (3,13-22).

(2)  Der Umgang mit den Leiden (4,1-11).

(3)  Der Zweck der Leiden (4,12-19).

b)  Generelle Ermahnung (5,1-11).

Schlüsselwort: Leiden.

Schlüsselvers: „Im Gegenteil, freut euch, dass ihr damit an den Leiden Christi teilhabt, so werdet ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und jubeln können“ (5,13).

 

 IV. Lektionen

Petrus fasst den Zweck seines ersten Briefes zusammen (1Petr 5,12): „Durch die Übermittlung des Silvanus, des treuen Bruders, wie ich meine, habe ich euch einige Zeilen zukommen lassen, um euch zu ermahnen und zu bezeugen, dass das, was ich geschrieben habe, in Wahrheit die Gnade Gottes ist, in der ihr stehen sollt.“

In der heutigen Zeit wird gerne den Gläubigen versprochen, dass alle ihre Probleme sich auflösen werden und dass sie nicht leiden werden, wenn sie nur fest auf Jesus vertrauen. Doch selbst Jesus und seine Jünger mussten viel Leid und Ungerechtigkeit erdulden (Mt 5,11). Die meisten der Apostel erlitten den Märtyrertod. Wenn dies alles an Gerechten geschah, wie viel mehr werden die Nachfolger Christi leiden müssen (Lk 23,31). Doch Jesus tröstet alle Gläubigen und spricht sie selig, wenn sie um seines Namens Willen leiden sollten (Mt 5,11; Apg 14,22; 2Tim 3,12). Der erste Petrusbrief betont die Leiden Christi als Vorbild für seine Nachfolger (1Petr 2,21-25; 3,18ff.; 4,1.13 usw.). Die Botschaft des ersten Petrusbriefes will uns zu verstehen geben, dass Gottes Gnade uns stärkt und hilft die Probleme des Lebens besser anzunehmen.

Wenn ein Mensch sein weltliches Leben gelebt hat (4,3) und sein Leben Christus übergibt, dann ist er manchmal überrascht und befremdet, dass seine Freunde aus der Welt nicht auch bereit sind diesen wunderbaren Weg einzuschlagen (4,4). Christen müssen lernen zu leiden ohne zu murren, d. h. würdevoll leiden. Oft leiden wir für unsere eigenen Unzulänglichkeiten. Wenn wir aber als Nachfolger Christi zu Unrecht leiden, dann sollten wir uns an Jesus und seine Apostel erinnern, die vieles erduldeten ohne böses zu vergelten.