Jesus-05: Versuchung Jesu

Jesus, der Christus

 

 

 Einleitung

Matthäus 4,1-11 (Parallelstelle im Lukas 4,1-13)

Im Leben Jesu gibt es ein paar Hauptereignisse, die jeder kennt. Ein besonderes Ereignis ist die Versuchung Jesu, die in drei Evangelien beschrieben wird. Gerade nach seiner Taufe führt ihn der Geist in die Wüste (Mk 1,12). In der Wüste wurde der Sohn Gottes vierzig Tage lang von Satan auf die Probe gestellt (Mk 1,13). Viele Neubekehrte erleben etwas Ähnliches nach ihrer Taufe, indem sie im ersten Jahr besonders hart auf die Probe gestellt werden. Denn der Satan hat eine Seele verloren, die er zurückgewinnen will. Gerade in Zeiten der Versuchung ist es nicht am Platz Gott, Jesus oder den empfangenen Heiligen Geist durch die Taufe erneut in Frage zu stellen.

 

 I.   Hintergrund der Versuchung

Es heisst zwar, dass der Geist Gottes Jesus in die Wüste führte, aber weder der Geist noch der Vater hat Jesus versucht; es war allein der Teufel. Jakobus 1,13: „Niemand, der in Versuchung gerät, sage: Von Gott werde ich in Versuchung geführt! Gott nämlich lässt sich vom Bösen nicht versuchen, und er führt niemanden in Versuchung.“ Denn der allmächtige Gott ist gut. Jesus wurde auch nicht geködert und gelockt von seiner eigenen Begierde.

Warum ging Jesus dann in die Wüste? Weil Gottes Geist ihn in die Wüste führte! Jesus war in der Wüste, um zu fasten und zu beten, dem Teufel zu widerstehen, seinen Missionsauftrag zu empfangen.

Es war jedoch nicht die einzige und letzte Versuchung, die Jesus erlebte! Jesus war 100% Gott und 100% Mensch. Er lebte bereits 30 Jahre auf dieser Welt, vor dieser grossen Versuchung. Jesus wurde auch in diesen 30 Jahren schon oft versucht von Satan, als er in Nazaret aufwuchs. Trotzdem war dies eine der ganz grossen Versuchungen in Jesu Leben, denn er war hungrig und durstig nach der langen Fastenzeit. Im Gegensatz zu Adam und Eva, die im Garten Eden versucht wurden, wo ihnen alles, was das Herz begehrte, zur Verfügung stand, befand sich Jesus in einer öden Wüste und litt Mangel in verschiedener Hinsicht. Die Chance, dem Teufel nicht widerstehen zu können, war um ein vielfaches grösser. Zudem war Jesus ganz allein und konnte sich mit keiner andern Person absprechen.

Anwendung: Wir sehen, selbst ein abgesondertes und einsames Mönchleben bleibt von Versuchungen nicht verschont. Es gibt keinen Ort auf der Erde, wo wir uns den Versuchungen Satans entziehen können. Bsp. Als ich Prediger wurde, dachte ich, dass ich jetzt für den Herrn geheiligt und so manchen Versuchungen entronnen sei. Falsch! Im Gegenteil! Gerade auf die Prediger und Vorbilder der Gläubigen hat es der Teufel besonders abgesehen.

Auch vor unserer Tür zum Gottesdienst macht der Teufel nicht Halt. Nein! Er nimmt sogar an unserer Anbetung Teil. Er versucht unsere Gedanken abzulenken, oder in eine falsche Richtung zu bringen. Er will, dass die Gedanken der Brüder, die etwas vortragen, die Zuhörer irreführen.  Deshalb schreibe ich immer so viel wie möglich auf, was ich studiert habe, damit meine Gedanken schön auf der Spur bleiben. Wie schnell haben wir etwas gesagt oder erklärt, das nicht Gottes Willen entspricht, wenn wir frei sprechen. Deshalb ist eine sorgfältige Vorbereitung so wichtig! Denn Satan will uns gegeneinander ausspielen, aufwiegeln und aufhetzen. Er möchte Unordnung schaffen in unserer Mitte, denn er ist der grosse Diabolos = Durcheinanderwerfer. Er möchte, dass wir aneinander Anstoss nehmen und einander ablehnen. Er kann sogar die heiligen Schriften zitieren!

 

 II.   Fragen über Jesu Versuchung

Waren diese Versuchungen echt? Vielleicht finden einige diese Frage überflüssig. Aber wisst ihr, dass es etliche Gelehrte gibt, die diese Versuchungen Jesu als unrealistisch erachten? Viele Theologen halten es für unmöglich, dass Jesus sündigen konnte, da er ja Gott auf Erden war. Wenn das wahr wäre, dann wäre die ganze Erzählung von der Versuchung Jesu nichts Aussergewöhnliches. Jesus würde uns somit nicht als einzigartiges Vorbild dienen. Es wäre eine künstlich inszenierte Situation gewesen, in der der Ausgang schon von Anfang an klar war. Mit andern Worten: Jesus ist nicht echt; er ist ein Heuchler. Er wäre kein Mensch, der uns als Bruder in allem gleich geworden ist, um uns von den Sünden zu erlösen (Hebr 2,17). Hebräer 2,18: „Denn dadurch, dass er gelitten hat und selber versucht worden ist, vermag er denen, die versucht werden, zu helfen.“

Andere behaupten, dass Jesus göttliche Hilfe bekam, um diese Versuchungen zu überwinden. Es war ein Wunder! Wenn das stimmen würde, dann ist Jesus für mich kein einzigartiges Vorbild mehr. Er wurde nicht wirklich Mensch und erfuhr nicht wirklich, was wir Menschen in dieser Welt für einen Kampf mit dem Fleisch erleben. Gott könnte somit nicht einfühlsam und erfahren sein. Seine Gebote wären ungerechtfertigte Forderungen, die niemand erfüllen könnte. Die Folge wäre: Wir Menschen könnten gar nichts anderes als Sündigen. Doch Jesus war ein Mensch wie wir und kämpfte zu denselben Bedingungen wie wir gegen die Sünde. Hebräer 4,15: „Denn wir haben nicht einen Hohen Priester, der nicht mit uns zu leiden vermöchte in unserer Schwachheit, sondern einen, der in allem auf gleiche Weise versucht worden ist, aber ohne Sünde.“

 

  III. Sinn und Zweck der Versuchung

Warum wurde Jesus vom Teufel versucht? Eine Antwort haben wir bereits gegeben; weil er in allem uns Menschen gleich werden wollte, um für uns Verständnis zu entwickeln und um uns helfen zu können, wenn wir in Versuchung geraten. Jesus kam aber auch, um die Macht Satans zu zerstören (Hebr 2,14 NGÜ): „Weil nun aber alle diese Kinder Geschöpfe aus Fleisch und Blut sind, ist auch er ein Mensch von Fleisch und Blut geworden. So konnte er durch den Tod den entmachten, der mit Hilfe des Todes seine Macht ausübt, nämlich den Teufel, und konnte die, deren ganzes Leben von der Angst vor dem Tod beherrscht war, aus ihrer Sklaverei befreien.“ Jesus wollte allen Menschen beweisen, dass er der Herr und Gott ist über allen und nichts und niemand Macht hat über ihn. IHM ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 28,18).

Offenbarung 17,14: „Sie [Feinde] werden Krieg führen gegen das Lamm, doch das Lamm wird sie besiegen, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Getreue.“ Das ist der geistige Krieg, den Jesus „gegen die Mächte, die Gewalten, die Fürsten dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen in den Himmeln“, führt (Eph 6,12). „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1 Kor 15,57). Jesus hat den Sieg bereits errungen. Er verspricht Petrus (Mt 16,17): „Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Tore des Totenreichs werden sie nicht überwältigen.“ Um seine weit überlegene Macht zu demonstrieren, hat Gott seinen Sohn gleich zu Beginn des öffentlichen Wirkens dem Satan gegenüber gestellt. Damit macht er von Anfang an allen klar, wer das Sagen hat. Jesus hat tatsächlich die Macht, uns aus der Hand Satans zu befreien.

Wenn Jesus unser Hoher Priester werden sollte, dann musste er sich von seinem Widersacher versuchen lassen. So können wir nun getrost zu ihm gehen und sagen: „Herr Jesus, du weißt, was ich durchmache und du hast Verständnis für meine Situation.“ Weit über das Verständnis hinaus, vermag Jesus uns sogar von unseren Sünden zu erlösen.

 

 IV. Eigenschaften der Versuchung

Was bedeutet Versuchung? Jakobus erklärt (Jak 1,14-15): „Ein jeder wird von seiner eigenen Begierde in Versuchung geführt, wenn er sich von ihr locken und ködern lässt. Wenn dann die Begierde schwanger geworden ist, bringt sie die Sünde zur Welt. Die Sünde aber, wenn sie ausgereift ist, gebiert den Tod.“ Die Versuchung ist eine starke Begierde, die von uns selbst ausgeht. Sie hat zum Ziel, uns vom guten und gesunden Leben abzulenken, deshalb lockt und ködert sie uns wie einen Fisch im Wasser. Die Sünde ist manchmal so geschickt getarnt, dass wir sie im ersten Moment als richtig und echt beurteilen können, bis wir zubeissen und der Schmerz uns mitteilt, dass wir nur in einen Köder gebissen haben.

Wichtig ist für uns zu wissen, dass die Versuchung noch keine Sünde ist! Selbst Jesus Christus war nicht heilig genug, um von Satan versucht zu werden. Bsp. Wenn ich daran denke, jemanden umzubringen, dann ist das noch keine Sünde, sondern bloss eine Versuchung. Eine Versuchung ist erst dann eine Versuchung, wenn ich vor eine Wahl gestellt bin und mich frei entscheiden kann. Nicht die Versuchung selbst ist die Sünde, sondern unser Verhalten zu ihr; d. h. wenn wir nachgeben und uns der Sünde hingeben. Erst wenn wir eine Versuchung kultivieren und pflegen und uns ihr am Ende hingeben, dann wird sie zur Sünde. Mit den Worten des Jakobus: Die Begierde wird schwanger und gebiert Sünde; die Sünde aber gebiert den Tod (Jak 1,15).

Versuchungen sind eine günstige Gelegenheit, im Glauben zu wachsen und stärker zu werden. Jeder auch noch so kleine Erfolg, im Kampf gegen die unsichtbaren und bösen Mächte motiviert uns und stärkt unseren Glauben (Eph 6,12).

Seit Adam und Eva benutzt Satan immer wieder dieselben Angriffsmethoden, um die Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu zerstören. Auch Jesus wurde mit denselben drei Methoden angegriffen, wie Adam und Eva:

Die erste Versuchung richtete sich auf die Lust des Fleisches.
Im Markus (1,13) lesen wir, dass Jesus während 40 Tagen vom Satan versucht wurde, nicht bloss einen Tag. Einige zweifeln daran, dass Jesus 40 Tage lang durchhalten konnte, ohne etwas zu essen. Zugegeben, es liegt hier an der physischen Grenze. Allein diese Tatsache ist eine tägliche Herausforderung für Körper und Geist. Auch Mose war auf dem Berg 40 Tage und 40 Nächte ohne Brot und Wasser (Ex 34,28; Dtn 9,9.18). Ebenso wanderte Elia ohne zu essen 40 Tage und 40 Nächte bis zum Gottesberg Horeb (1 Kön 19,8). Könnt ihr euch vorstellen, wie hungrig Jesus nach diesen Fastentagen war? Doch genau dann, zum dümmsten Zeitpunkt, kommt der Teufel und fordert Jesus heraus mit den Worten: „Du bist doch Gottes Sohn, oder, dann beweise es mir?“ „Mach aus diesen öden Wüstensteinen Brot!“ Das ist so fies vom Teufel, aber genau so geht er mit allen Menschen um. Wäre es Sünde gewesen für Jesus, etwas Brot zu essen? – Nein! Hätte der himmlische Vater etwas dagegen gehabt? – Nein! Nachdem Satan den Sohn Gottes so auf die Probe stellte, wäre es sicher falsch gewesen, ein Wunder zu bewirken, um Steine in Brot zu verwandeln. Damit hätte Jesus seine Macht, Wunder zu bewirken, für egoistische Zwecke missbraucht.

Jesus tat nie ein Wunder, um sich selbst zu befriedigen. Damit hätte Jesus keine Stärke, sondern ein geschwächtes Vertrauen zum himmlischen Vater demonstriert.  Die gleiche Versuchung erfuhr auch Eva im Garten Eden. Es heisst (Gen 3,6): „Da sah die Frau, dass es gut wäre, von dem Baum zu essen, und dass er eine Lust für die Augen war …” Sie ass von der Frucht und gab auch ihrem Mann, der ohne zu zögern zugriff. Jesus reagierte ganz anders, indem er mit dem Wort Gottes antwortete: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ Mit andern Worten: Es gibt einen Teil von uns, der wichtiger ist als der Leib. Der Leib vergeht, aber der Geist lebt ewig und der ernährt sich vom geistlichen Brot, das vom himmlischen Vater kommt.

Danach fordert Satan Jesu Ehrgeiz (Ambitionen) heraus.
Er führt ihn auf einen Aussichtsplatz des Tempels. In dieser schwindelnden Höhe konnte man alles überblicken. Satan attackiert Jesus erneut in seinem „Sein“, indem er ihn in Frage stellt mit den Worten: „Wenn du Gottes Sohn bist …“ Mit andern Worten: Beweise mir, dass du Gottes Sohn bist! Ich glaube es erst, wenn ich es sehe. „Stürze dich hinab und befehle den Engeln, dich aufzufangen!“ Denn es steht doch in den Psalmen geschrieben (Ps 91,11-12): „Denn er wird seinen Boten gebieten, dich zu behüten auf allen deinen Wegen. Auf den Händen werden sie dich tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stosse.“ Der Teufel muss die Psalmen sehr gut kennen, wenn er sie zitieren kann. Doch Jesus lässt sich vom Teufel nicht beirren. Er wusste, dass sein Weg nicht Ehre, Ruhm und die Sensation vor den Menschen war, sondern das bittere Kreuz. Zudem wusste er, dass wenn er Gott auf diese Weise herausfordern würde, keine Hilfe zu erwarten hätte. Auch wir missverstehen Gottes Gnade und Liebe, wenn wir meinen, dass er uns vor allen tödlichen Gefahren oder Krankheiten im Leben verschonen würde. Das hat Gott seinen Gläubigen niemals versprochen. Selbst der Sohn Gottes hatte als Mensch keine besonderen Rechte auf Schutz und Bewahrung. Deshalb zitiert auch Jesus aus dem 5. Buch Mose (6,16), indem er sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott nicht versuchen.“

Doch der Teufel lässt nicht locker, sondern nimmt Jesus auf einen hohen Berg, um ihn dort noch einmal auf die Probe zu stellen.
Er zeigt ihm alle Reiche der Welt mit ihren Schönheiten. Offenbar hätte Satan eine Macht gehabt, Jesus über diese Weltreiche zu setzen. Jesus antwortet dem Teufel nicht mit den Worten: Es liegt nicht an dir, etwas zu geben! Was kannst du mir schon geben, mir dem Schöpfer von Himmel und Erde? Wir wissen nicht genau, wie viel Macht Jesus erhalten hätte und für wie lange, wenn er sich vor seinem Widersacher niedergeworfen hätte. Jesus vertreibt seinen Widersacher mit den Worten: „Fort mit dir, Satan. Denn es steht geschrieben: Zum Herrn, deinem Gott, sollst du beten und ihm allein dienen.“ Mit dieser Versuchung wurden die Lust der Augen geprüft. Damit sind natürlich nicht die physischen Augen gemeint. Denn sie sind ja nur die ausführenden Organe, die von innen her gesteuert werden (siehe Kommentar 1 Joh 2, S. 14). Die Lust der Augen entspringt aus den innersten Wünschen und Träumen eines Menschen.

Der Apostel Johannes schreibt, dass alle Sünden aus drei Quellen stammen: 1. Johannes 2,15-17. Viele behaupten, dass Jesus niemals diese Versuchungen erlebte, die wir heute in der Welt erleben. Sie sagen, dass Jesus nichts weiss über grosse Geschäfte, Unehrlichkeit am Arbeitsplatz usw. Doch aus der Bibel erfahren wir, dass Jesus in allen drei Versuchungen (Prinzipien) geprüft wurde. Diese drei Versuchungen sind drei Angriffsmethoden Satans, die seit Adam und Eva immer wieder zum Einsatz kamen. Es hat sich nichts geändert und das Prinzip der Versuchungen ist selbst in unserer modernen Gesellschaft gleich geblieben.

Was wäre, wenn Jesus einer einzigen Versuchung erliegen wäre?
Das würde bedeuten, dass wir keinen Erlöser hätten! Doch Gott sei Dank! Jesus hat den Teufel besiegt und ist dem himmlischen Vater treu geblieben.

 

 Schlussfolgerungen

Wir alle werden täglich geprüft mit den Angriffsmethoden Satans. Darum, lasst uns stark sein und das Wort Gottes auswendig lernen, damit es uns zur rechten Zeit in Erinnerung kommt und wir es zu unserem Schutz zitieren können. Der allmächtige Gott ist treu und lässt uns nicht über unser Vermögen prüfen (1 Kor 10,13). Darum, lasst uns stark sein und die Waffenrüstung Gottes anziehen, damit wir den Versuchungen des Teufels standhalten können (Eph 6,11).

Eins steht fest: Alleine können wir nicht siegen im Kampf gegen die Sünde. Wir brauchen Jesus und seine Waffenrüstung, egal wie stark wir uns fühlen. Wir brauchen gute Vorbilder in der Gemeinde, die uns lehren und vorangehen.

Jakobus 1,12: „Selig der Mann[Mensch], der die Prüfung besteht, denn wenn er sich bewährt, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott denen verheissen hat, die ihn lieben.“