Gebet-03: Jesus lehrte seine Jünger beten

Herr, lehre uns beten!

 

 

 I.   Bitte eines Jüngers

Als die Jünger Jesus beten hörten, mussten sie erkennen welch enge Beziehung er zum Vater hatte.

Ein Jünger bat Jesus: „Herr, lehre uns beten!“ (Lk. 11,1).
Jesus redete ganz offen mit dem Vater (Joh. 11,42). Im Gebet widerspiegelt sich unser Glaube und unsere Beziehung zum Vater. Die Jünger hatten den Wunsch auch so zu beten wie ihr Herr. Deshalb bitten sie Jesus sie zu lehren. Offensichtlich lehrte auch Johannes seine Jünger zu beten. Das Gebet gehört zu den wichtigsten praktischen Übungen im Glaubensleben eines Christen.

Viele Gläubige wissen nicht was sie beten sollen: Römer 8,26-27.
Der Geist Gottes hilft uns, auch wenn wir nicht alles in Worte fassen können. Gott weiss was wir bedürfen, ehe wir ihn darum bitten (Mt. 6,8). Im persönlichen Gebet kommt es nicht so sehr darauf an, wie gut unser Gebet formuliert werden kann. Wichtig ist die Gesinnung unseres Herzens und das Verlangen mit Gott reden zu wollen („Übung macht den Meister“).

Doch das folgende praktische Beispiel Jesu soll die Jünger und auch uns lehren, wie wir uns dem Herrn im Gebet nähern sollen.

 

 II.   Ein Beispiel, wie man beten soll: Matthäus 6,9-13

„Unser Vater, der du bist in den Himmeln.“
Jesus nennt den allmächtigen Gott und Schöpfer vor den Jüngern „Vater“. Diese Anrede drückt die engste Beziehung aus. Auch uns bekehrten Heiden ist es nun erlaubt, den höchsten Gott mit „Du Vater“ anzusprechen (1. Pet. 1,17). Es versteht sich von selbst, dass dies mit grösster Ehrfurcht und Respekt geschieht. Wir brauchen nicht Sir zu sagen, oder Hoheit, Hochwürden, Dr. Bundesrat usw.) Wir müssen uns vor dem gewaltigen Gott nicht mehr fürchten, sondern dürfen eine freundschaftliche Beziehung zu ihm pflegen.

Römer 8,15-18:
Wer den Geist der Sohnschaft in der Taufe empfangen hat, braucht sich nicht mehr zu fürchten. Gott ist unser Abba (Vater); wer mag da noch wider uns sein? Wir dürfen uns „Gottes Kinder“ nennen, und wir sind es (1. Joh. 3,1). Als Kinder Gottes sind wir Erben der himmlischen Herrlichkeit.

Matthäus 23,8-9:
Jesus warnt vor den Pharisäern und Schriftgelehrten und vor allen Irrlehrern, die sich zum Vater (griech. Pater, Pappas oder Papst) machen lassen für die Menschen. Jesus will sagen, dass es nur einen Gott und Vater gibt, der alles gemacht hat und von dem wir alle abstammen (1. Kor. 8,6). Denn der lebendige Gott im Himmel ist unser alleiniger Vater und wir sind demzufolge alle untereinander Geschwister. Selbstverständlich gibt es auch leibliche Väter, denen wir Ehre schulden (Eph. 6,1)! Wir sind aber auch verpflichtet die Brüder zu lieben (1. Joh. 3:15-16). Im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk. 15) lernen wir, dass der ältere Sohn einsehen musste, dass er nicht seinen Vater lieben konnte, während dem er seinen Bruder hasste.

Was ist mit der Bitte „Dein Name werde geheiligt“ gemeint?
Abgekürzt könnte der Vers 9 auch folgendermassen lauten: „Heiliger Vater im Himmel.“ Es geht also um die völlige Anerkennung Gottes, als heiliger Vater. Denn es heisst: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1. Pet. 1,16). Gott als heiliger Vater anzurufen nützt uns aber nichts, wenn nicht auch wir uns heiligen lassen wollen (heiligen = absondern, weihen).

„Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, [so] auch auf Erden.“
Wir wissen, dass Jesus zu dieser Zeit noch nicht verherrlicht worden war. Die Jünger sollten den Herrn bitten, dass das Reich Gottes kommen möge,obschon dies Gottes Plan war. Obwohl das Reich mit Jesus nahe zu den Menschen gekommen ist (Mt. 4,17) und mitten unter ihnen war (Lk. 17,21), sollte es noch mit grösserer Macht kommen; nämlich zu Pfingsten und für alle geöffnet werden (Mk. 9,1). Doch vorher musste Jesus noch vieles leiden, am Kreuz sterben und auferstehen. Deshalb sollten die Jünger beten, dass alles nach Gottes Wille und Plan vollendet werde, damit das Heil allen Menschen kundgetan werden kann (Eph. 3,4-6).

Was ist denn der Wille Gottes?

1. Timotheus 2,4 (dass alle Menschen gerettet werden)

1. Thessalonicher 4:3a) (unsere Heiligung)

Das Reich Gottes soll also nicht durch menschlichen Willen kommen und aufgebaut werden, sondern durch Gottes Wille! (Heb. 2,4) Wenn wir beten „dein Wille geschehe“, dann stellen wir unseren Willen hinter den Willen Gottes; wir legen unseren Eigenwille ab. Selbst Christus betete vor seinem Tod, als es schlecht aussah um sein Leben: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt. 26,39). Paulus sagt von seinem neuen Leben in Christus: „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal. 2,20). Mit andern Worten: Christus soll (über) unser Leben (be)herrschen! Viele Menschen wollen Jesus als ihren Retter annehmen, aber nicht als ihren Herrn. Wir wollen nicht – Herr, Herr, sagen, sondern Gottes Willen tun (Mt. 7,21), unnütze Opfer bringen: „Denn Gehorsam ist besser als Opfer!“ (1. Sam. 15,22).

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“
Brot besitzen bedeutet Leben! Es geht nicht so sehr um das Brot selbst, als um unsere Einstellung zum täglichen Leben: Mt. 6,25.32-34. Wir sollen uns keine Sorgen um die Zukunft machen, sondern einen Tag um den andern leben. Wir sollen uns Gott ganz anvertrauen, denn er sorgt für uns täglich. Das heisst nicht, dass wir für unser Leben nicht im Schweisse des Angesichts arbeiten sollen (1. Mose 2).

Agurs bittet Gott in den Sprüchen um Genügsamkeit: Sprüche 30,7-9.

Bei dieser Bitte um das tägliche „artos“ (Brot) werden wir daran erinnert, dass Gebet und Arbeit Hand in Hand gehen. Wie der Glaube ohne Werke tot ist (Jak. 2,16), so sind auch die Gebete ohne unsere aktive Arbeit vergeblich. Es stimmt, dass der Mensch nichts ohne Gott tun kann. Gleichzeitig kann Gott aber auch nichts für uns tun, wenn wir uns nicht bemühen, für den täglichen Lebensunterhalt hart zu arbeiten (2. Thess. 3,6).

„Und vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben haben unsern Schuldnern.“
Hier müsste es heissen: „Vergib uns unser schuldig geblieben sein.“ Das Verb (ofeilo = schulden) bedeutet auch verpflichtet sein. Das heisst: Wir sollen den Herrn bitten, dass er uns vergibt - und zwar nicht für das was wir falsch gemacht haben, sondern für das was wir hätten tun sollen und nicht getan haben (gem. Jak. 4,17). Wenn wir so beten, dann erinnern wir uns damit an unsere oberste Pflicht unseren Mitmenschen gegenüber. Denn Jesus sagt weiter unten in den Versen 14-15 (Mt. 6) vom Gebet: Mit andern Worten geht es hier um eine Gegenüberstellung. So wie wir unseren Mitmenschen bereit sind zu vergeben, so wird unser himmlischer Vater auch uns behandeln.

Jesus lehrt uns so zu beten und zu sprechen: „Vergib uns unsere Schuld im Verhältnis dazu, wie wir denen vergeben, die sich an uns versündigt haben.“

Andern vergeben heisst:

Andere zu verstehen!
Jedes Verhalten hat seinen Grund. Bevor wir verurteilen, wollen wir die Lage des andern verstehen lernen. Zu vergessen! Wenn Gott uns vergibt, dann wird er unserer Schuld nimmermehr gedenken (Jer. 31,34). Das bedeutet nicht, dass wir so Vergessen, dass wir nicht aus den Fehlern gelernt haben und in Zukunft vorbeugen. Vergessen im Sinne von, das Alte nicht wieder hervorholen und zur Anklage benutzen.

Andere zu lieben!
Die Liebe ist das Kennzeichen ewigen Lebens: 1. Joh. 3,11-16; 4,19-21. Es spielt keine Rolle was man uns auch immer angetan hat; wir sind verpflichtet einander zu lieben und füreinander zu beten.

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Diese Bitte ist der wichtigste Teil des ganzes Gebets. An diesem Punkt hängt unser ganzes geistliches Leben. Ich bin überzeugt, dass jeder, der stark genug versucht wird, vom Bösen überwältigt werden kann (Ps. 51,7; 58,4). Sagte nicht auch Petrus (Lk. 22,33): „Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.“? Anschliessend verleugnete er Jesus dreimal (Mt. 26,75). Der Geist ist oft willig, aber das Fleisch ist schwach (Mt. 26,41).

In 1. Korinther 10,12-13 lesen wir ein tröstendes Wort:
Niemand meine, er könne den Versuchungen alleine widerstehen! Wenn wir aber Gott bitten, er möge uns beistehen und vor dem Fall bewahren, dann wird uns der Herr beschützen. Der Herr wird uns aus dem dunklen Tal der Versuchungen herausführen (Ps. 23), so dass wir uns nicht zu fürchten brauchen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Versuchungen nicht dazu da sind, um uns zu Fall zu bringen, sondern um uns im Glauben stärker zu machen.

Zudem ist es wichtig zu verstehen; Gott versucht uns nicht: Jak. 1,13-17.
Von Gott kommen nur gute Gaben! Gott ist unberührt vom Bösen! Die Versuchungen kommen aus unserem eigenen Fleisch! (Jak. 4,1-10). Wer die richtige Gesinnung an den Tag legt, der kann vor den Versuchungen, die zum Glaubensabfall führen, bewahrt werden. Dazu ist es aber notwendig, dass wir uns nicht mit der Welt anfreunden, sondern mit der Gemeinde und den Brüdern und Schwestern im Herrn! Erst wenn wir uns demütig Gott unterwerfen und um seine Kraft bitten, wird der Teufel von uns fliehen wie von Jesus bei der Versuchung in der Wüste (Mat. 4).

Versuchungen sind keine Strafen für uns Menschen, sondern sie sollen uns züchtigen, damit wir Freude und Geduld lernen: Jakobus 1,2-4. Wer sich demütig erproben lässt, den wird Gott erhöhen. Wer sich immer wieder heiligen und reinigen lässt, den vermag Gott auch von allem Bösen zu erlösen, wie es im Gebet heisst (Mt. 6).

Andere Textzeugen haben zum Schluss noch die Worte: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ Ist Gott mit uns, wer vermag da noch wider uns zu sein? (Röm. 8). Glauben wir an diese unendliche Kraft und Macht Gottes? Jesus sagte nach seiner Auferstehung: Matthäus 28,18.

 

 III. Zusammenfassung

Ein Gläubiger Mensch ist ein betender Mensch! Er hat das Verlangen mit Gott zu reden (Röm. 10,10). Er hat auch das Verlangen wie die Jünger richtig zu beten.

Dieses Beispiel lehrt uns, mit welcher Gesinnung ein Gebet aufgebaut wird.

Es besteht aus Danksagungen und Fürbitten (Mt. 6,9-10 und V. 11-13).

Wer an Gottes Kraft glaubt, wird gewaltiges erfahren!