Matthäus-06: Bergpredigt

Jesus, der König

 

 

 Kapitel 6,1-4: Vom richtigen Almosengeben

Einleitung: In Kapitel 5 lehrte Jesus die Unterschiede bei der Auslegung des Gesetzes und des Evangeliums. Vieles im Gesetz wurde verdreht und falsch ausgelegt. Jesus sprach die Probleme der Juden in aller Öffentlichkeit direkt an.

Es geht nicht bloss um Auslegungen, sondern um die innere Haltung, die im Alltagsleben zum Ausdruck kommt, die bei den Juden verdreht war.

Jesus knüpft an Kapitel 5,48 an: Gläubige sollen vollkommen sein, wie der himmlische Vater! Wie ist das gemeint? Es geht um die vorbildliche Haltung eines Christen, die jedoch eine grosse Gefahr in sich trägt. Gott will, dass wir echte Vorbilder im Glauben sind für andere (Joh 13,15; Phil 3,15-17; 1Thess 1,7; Apg 6,3-5; 1Tim 4,12; Tit 2,6-8; 1Petr 5,3). Die Gefahr des Vorbildes ist, dass wir etwas sein wollen, was wir nicht sind. Wie äussert sich das? Es äussert sich, indem wir heucheln und etwas vorspielen. Es äussert sich, wenn wir selbstgerecht sind, Besserwisser, uneinsichtig, hochmütig, unbelehrbar, unveränderbar ... Vielmehr sollen wir die göttliche Gerechtigkeit anstreben, sei es im

- Almosengeben,

- Beten oder Fasten.

Der Unterschied der göttlichen Gerechtigkeit und der Selbstgerechtigkeit:

Die Gerechtigkeit aus Werken ist Selbstgerechtigkeit: Röm 9,30 - 10,4.
Es ist unmöglich, sich das Heil mit gerechten Werken verdienen zu können (Röm 3,19-20). Alles, was wir tun, um vor Gott oder den Menschen gerecht dazustehen, ist Selbstgerechtigkeit. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob wir etwas Gutes tun, um uns das Heil zu verdienen und bei den Menschen gerecht dazustehen (Mt 23,5), oder ob wir aus Dankbarkeit gegenüber Gottes Gnade handeln und andern Menschen etwas Gutes tun.

Die Gerechtigkeit aus Glauben ist göttliche Gerechtigkeit: Röm 1,17.
Was bedeutet das: „... aus Glauben zu Glauben ...“? Aus Glauben an Gottes Heil werden wir gerecht gesprochen (Gal 3,11; Röm 4,19-25). Im Vertrauen darauf halten wir fest und tun, was Gott sagt (Röm 6,17-18; Hebr 10,36-39). Weil wir das Gute und Gott Wohlgefällige lieben, tun wir die Gerechtigkeit aus Dankbarkeit und Freude gegenüber dem Herrn (als Folge und nicht als Voraussetzung): 1Joh 2,29; 3,10; Offb 22,10-12.

Verse 1-4: Wer von Gott einen Lohn haben will, der tut Gutes aus Glauben und Dankbarkeit für den ewigen Reichtum, den er vom Herrn empfangen hat. Glückselig ist, wer nach Gottes Gerechtigkeit trachtet: Mt 5,6; 2Kor 8,9. Dies geschehe ohne Zwang, nicht aus Pflichtgefühle: Spr 3,27. Dies geschehe ohne etwas von anderen zurück zu erwarten: Lk 14,12-14. Dies geschehe im Verborgenen, was nicht heisst, dass unser Lohn bei Gott dann dahin fällt, wenn andere unsere Gabe gesehen haben. Hier wird nicht die Tat an sich verurteilt, sondern die Haltung, die dahintersteckt. Wenn öffentliche Anerkennung die Motivation ist, dann bleibt diese Anerkennung auch der einzige Lohn, denn Gott belohnt Heuchelei nicht. Wenn aber unser Almosen für den Herrn bestimmt sind, dann dienen sie niemals dazu, dass wir dabei gross dastehen. Wir werden aufgefordert, unsere Liebe in die Tat umzusetzen: 1Joh 3,17.

 

 Kapitel 6,5-15: Vom richtigen Beten

Das Gebet ist der Atem unseres geistlichen Lebens das wir täglich brauchen. Wozu das Gebet nicht gedacht ist:

- Um vor den Menschen gerecht dazustehen (Bsp. Pharisäer).

- Um von Menschen gehört zu werden (es ist nicht Menschen orientiert, sondern auf Gott ausgerichtet).

- Um Menschen zu belehren oder zu ihnen zu predigen (lange Reden und Ermahnungen für andere!).

- Als auswendig gelerntes Gedicht oder Pflicht, um Sündenvergebung zu bewirken (durch das Vater Unser).

- Um bekehrt und gerettet zu werden („den Namen des Herrn anrufen“).

- Um Gott anzuordnen, was er zu tun hat (Heilungen, Zeichen, Wunder usw.).

- Um Gott zu bitten unsere egoistischen Wünsche zu erfüllen (Krankheiten, Beziehungsprobleme lösen, Beruf helfen, Geldeinnahmen besorgen).

- Um Tote zu befragen (Okkultismus), Menschen anzubeten (Maria) oder durch esoterische Meditationen Botschaften zu empfangen (unbiblisch).

Was erfordert das Gebet?

Hingebungsvoller Glaube:
Wer nicht glaubt, dass es einen Gott im Himmel gibt, der all unsere Gebete erhört, für den hat das Gebet keine Bedeutung.

Die Macht des Gebets:

- Mose und das goldene Kalb (Ex 34,7-14).

- Während der Richterzeit (Ri 2,16).

- Hanna erbetete sich einen Sohn (1Sam 1,10-11).

- Elia betete, dass es nicht regnete (Jak 5,17-19).

- Hiskia bat Gott um ein verlängertes Leben (2Kön 20,1-6).

Je hingebungsvoller unser Glaube,

desto grösseres Verlangen mit dem Herrn zu reden (Ps 143),

desto grösser die Zuversicht (Jak 1,5-8),

desto grösser die Gewissheit (1Joh 5,13-16),

desto grösser die Demut (Jak 4,2-3).

Genügend Zeit:
Wer keine Zeit hat, wird auch nicht ausdauernd beten wie die Witwe (Lk 18,1-8). Sich wirklich Zeit nehmen heisst, an einen einsamen Ort gehen (geschlossenes Kämmerlein, Mt 6) und mit Gott reden.

Viel Disziplin:
Das Gebet erfordert eine Regelmässigkeit. Eine Gebetsliste aufstellen (1Tim 2,1-2).

Konzentrationskraft:
Jesus stand morgens früh auf, um zu beten (Mk 1,35). Wer Gott liebt mit ganzer Kraft (Lk 10,27), der wird auch sinnvoll beten und sich immer wieder neue Worte einfallen lassen, z.B. Tischgebet.

Die Haltung/Stellung spielt keine Rolle:
Im AT kniete Daniel dreimal im Tag nieder: Dan 6,10. Im NT sehen wir, dass Juden beim Beten auch standen (Mt 6,5; Lk 18,11). Das griech. Wort (proskyneo) bedeutet „anbeten, fussfällig verehren, küssen“ (Mt 4,9; 26,39). Es ist kein Gebot Jesu, dass wir beim Beten auf die Knie fallen. Es ist aber auch nicht falsch, wenn wir bei bestimmten persönlichen Gebeten uns niederwerfen und den Herrn anbeten.

Der Ort spielt keine Rolle:
Was ist ein heiliger Ort? Im AT gab es verschiedene heilige Orte:

- Bethel (Gen 28,10-19).

- Berg Sinai (Ex 19,16-25).

Im NT lesen wir nur noch von einem heiligen Ort, vom Reich der Himmel: Offenbarung 21,1-5. Das griech. Wort (haios) bedeutet „heilig, gottgeweiht, ehrwürdig; rein“. Im NT werden wir Christen als Heilige bezeichnet: 1Kor 1,2. Christen sind heilig, nicht im Sinne von fehlerlos, sondern gottgeweiht, rein: 1Petr 1,14-16.

Wichtig ist, dass wir aufrichtig und ehrlich mit Gott reden und nicht wie die Heuchler (Mt 6,5-8):

Sie stehen an den Strassen, um von den Leuten gesehen zu werden und gerecht dazustehen. Dieses Problem kennen wir nicht (höchstens die schwarzen Gewänder). Heute würde ein Betender auf der Strasse eher ausgelacht als hoch angesehen.

Sie machen ein unnützes Geschwätz. Es geht hier nicht um wiederholtes Beten, da Jesus das auch tat im Garten Gethsemane (Mk 14,32-41). Es geht um viele unnütze Worte, die vor Gott nichts bewirken, da Er ja weiss, was wir bedürfen (z. B. Vorbeten kann zu lange sein). Es geht aber auch nicht darum, dass wir das Gebet unterlassen, indem wir uns damit entschuldigen, dass Gott ja wisse was unsere Bedürfnisse sind. Gott will gebeten werden. Gebete sollten nicht nur persönliche Bitten beinhalten.

Wie sollen wir nun beten?
In der Parallelstelle des Lukas (Lk 11,1-4) lesen wir, dass die Jünger Jesus baten: „Herr, lehre uns beten!“ Offenbar hörten sie Jesus beten und erkannten, dass ihnen diese enge Beziehung zum Vater noch fehlte. Im Gebet widerspiegelt sich nämlich unser Glaubensleben und unsere Beziehung zum himmlischen Vater. Die Jünger hatten den Wunsch auch so zu beten wie ihr Herr. Deshalb bitten sie Jesus, dass er sie beten lehre. Offensichtlich lehrte auch Johannes seine Jünger. Wir dürfen die Betonung nicht allein auf die Lehre setzen, sondern wir müssen auch das praktische Leben im Geist fördern. Das Gebet gehört zu den wichtigsten praktischen Übungen im Glaubensleben eines Christen.

Viele Gläubige wissen nicht, was sie beten sollen: Römer 8,26-27. Der Geist Gottes hilft uns, auch wenn wir nicht alles in Worte fassen können. Gott weiss was wir bedürfen, ehe wir ihn darum bitten (Mt 6,8). Es kommt also nicht darauf an, wie gut unser Gebet formuliert wird. Wichtig ist die Gesinnung unseres Herzens und das Verlangen mit Gott reden zu wollen („Übung macht den Meister“).

Doch das folgende praktische Beispiel Jesu soll die Jünger und auch uns lehren, wie wir uns dem Herrn im Gebet nähern sollen (siehe Text in Matthäus 6!).

„Unser Vater im Himmel.“
Jesus nennt den allmächtigen Gott und Schöpfer vor den Jüngern „Vater“. Diese Anrede drückt die engste Beziehung aus. Auch uns bekehrten Heiden ist es nun erlaubt, den höchsten Gott mit „Du Vater“ anzusprechen (1Petr 1,17), mit grösster Ehrfurcht und Respekt natürlich, nicht Sir, Hoheit oder Hochwürden, Dr. Bundesrat usw. Wir müssen uns vor dem gewaltigen Gott nicht mehr fürchten, sondern dürfen eine freundschaftliche Beziehung zu ihm haben.

Römer 8,15-18:
Wer den Geist der Sohnschaft in der Taufe empfangen hat, braucht sich nicht mehr zu fürchten. Gott ist unser Abba (Vater); wer vermag da noch gegen uns zu sein? Wir dürfen uns „Gottes Kinder“ nennen, und wir sind es (1Joh 3,1). Kinder Gottes zu sein bedeutet auch Erben der himmlischen Herrlichkeit zu sein.

Matthäus 23,8-9:
Jesus warnt vor den Pharisäern und Schriftgelehrten und vor allen Irrlehrern, die sich zum Vater (griech. Pater, Papas oder Papst) machen lassen für die Menschen. Jesus will sagen, dass es nur einen Gott und Vater gibt, der alles gemacht hat und von dem wir alle abstammen (1Kor 8,6). Denn der lebendige Gott im Himmel ist unser alleiniger Vater und wir sind als Kinder demzufolge alle untereinander Geschwister (1Joh 3,15-16). Selbstverständlich gibt es auch leibliche Väter, denen wir Ehre schulden (Eph 6,1)!

Was ist mit der Bitte „Dein Name werde geheiligt“ gemeint?
Abgekürzt könnte der ganze Vers 9 auch folgendermassen lauten: „Heiliger Vater im Himmel.“ Es geht also um die völlige Anerkennung Gottes, als heiliger Vater. Denn es heisst: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1Petr 1,16). Gott als heiliger Vater anzurufen setzt voraus, dass wir uns heiligen lassen (heiligen = absondern, weihen).

„Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“
Wir wissen, dass Jesus zu dieser Zeit noch nicht verherrlicht worden war. Die Jünger sollten also den Herrn bitten, dass das Reich Gottes kommen möge (obschon das Gottes Plan war!). Obwohl das Reich mit Jesus nahe zu den Menschen gekommen ist (Mt 4,17) und mitten unter ihnen war (Lk 17,21), so sollte es noch mit grösserer Macht kommen; nämlich zu Pfingsten und für alle geöffnet werden: Markus 9,1. Doch vorher musste Jesus noch vieles leiden, am Kreuz sterben und auferstehen. Deshalb sollten die Jünger beten, dass alles nach Gottes Wille und Plan vollendet werde, damit das Heil allen Menschen kundgetan werden kann.

Was ist denn der Wille Gottes?

- 1. Timotheus 2,4 (dass alle gerettet werden).

- 1. Thessalonicher 4,3a (unsere Heiligung).

Das Reich Gottes soll also nicht durch menschlichen Willen kommen und aufgebaut werden, sondern durch Gottes Wille! Wenn wir beten „dein Wille geschehe“, dann stellen wir unseren Willen hinter den Willen Gottes; wir legen unseren Eigenwillen ab. Selbst Christus betete selbst vor seinem Tod, als es schlecht aussah um sein Leben: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39).

Paulus sagt von seinem neuen Leben in Christus (Gal 2,20): „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Mit andern Worten: Christus soll (über) unser Leben (be-) herrschen!

Viele Menschen wollen Jesus als ihr Retter annehmen, aber nicht als ihren Herrn. Wir sollen also nicht nur „Herr, Herr,“ sagen, sondern Gottes Willen tun (Mt 7,21) und nicht unnütze Opfer bringen (1Sam 15,22): „Denn Gehorsam ist besser als Opfer!“

„Gib uns heute unser tägliches Brot.“
Brot besitzen bedeutet Leben! Es geht nicht so sehr um das Brot selbst, als um unsere Einstellung zum täglichen Leben: Matthäus 6,25. 32-34. Wir sollen uns nicht Sorgen um die Zukunft, sondern einen Tag um den andern leben. Wir sollen uns Gott ganz anvertrauen, denn er sorgt für uns täglich. Das heisst natürlich nicht, dass wir für unser Leben nicht im Schweisse des Angesichts arbeiten sollen (Gen 2). Agur bittet Gott in den Sprüchen um Genügsamkeit: Sprüche 30,7-9.

Bei dieser Bitte um das tägliche „artos“ (Brot) werden wir daran erinnert, dass Gebet und Arbeit Hand in Hand gehen. Wie der Glaube ohne Werke tot ist (Jak 2,16), so sind auch die Gebete ohne unsere aktive Arbeit vergeblich. Es stimmt, dass der Mensch nichts ohne Gott tun kann. Gleichzeitig kann Gott aber auch nichts für uns tun, wenn wir uns nicht bemühen, für den täglichen Lebensunterhalt hart zu arbeiten (2Thess 3,6).

„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben unsern Schuldigern.“
Hier müsste es heissen: „Vergib uns unser schuldig geblieben sein.“ Das Verb ofeilo = schulden, bedeutet auch verpflichtet sein. Das heisst: Wir sollen den Herrn bitten, dass er uns vergibt - und zwar nicht für das, was wir falsch gemacht haben, sondern für das, was wir hätten tun sollen und nicht getan haben, gemäss Jakobus 4,17. Wenn wir so beten, dann erinnern wir uns damit an unsere oberste Pflicht unseren Mitmenschen gegenüber.

Denn Jesus sagt in Kapitel 6, Verse 14-15 vom Gebet: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wir euer himmlischer Vateer auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.

Mit andern Worten geht es hier um eine Gegenüberstellung. So wie wir unseren Mitmenschen bereit sind zu vergeben, so wird unser himmlischer Vater auch uns behandeln. Jesus lehrt uns so zu beten indem wir sagen: „Vergib uns unsere Schuld im Verhältnis dazu, wie wir denen vergeben, die sich an uns versündigt haben.“

Andern vergeben heisst:

Wir wollen lernen zu verstehen!
Jedes Verhalten hat seinen Grund. Bevor wir also verurteilen, müssen wir versuchen den andern zu verstehen.

Wir wollen lernen zu vergessen!
Wenn Gott uns vergibt, dann wird er unserer Schuld nimmermehr gedenken (Jer. 31,34). Obwohl wir aus den Fehlern lernen sollen, so sollen wir niemals das Alte wieder hervorholen. Vergeben heisst vergessen!

Wir wollen lernen zu lieben!
1. Johannes 3,11-16; 4,19-21. Es spielt keine Rolle was man uns auch immer angetan hat; wir sind verpflichtet, einander zu lieben und füreinander zu beten.

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“
Diese Bitte ist der wichtigste Teil des ganzes Gebets. An diesem Punkt hängt unser ganzes geistliches Leben. Ich bin überzeugt, dass jeder, der stark genug versucht wird, vom Bösen überwältigt werden kann. Sagte nicht auch Petrus (Lk 22,33): „Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.“ Und als er Jesus dreimal verleugnet hatte, wurde ihm bewusst, dass der Geist willig ist, aber das Fleisch schwach, und es heisst (Mt 26,75): „Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“

In 1. Korinther 10,12-13 lesen wir ein tröstendes Wort:
Niemand meine, er könne den Versuchungen alleine widerstehen! Wenn wir aber Gott bitten, er möge uns beistehen und vor dem Fall bewahren, dann wird uns der Herr beschützen. Der Herr wird uns aus dem dunklen Tal der Versuchungen herausführen (Ps 23), so dass wir uns nicht zu fürchten brauchen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Versuchungen nicht dazu da sind, um uns zu Fall zu bringen, sondern um uns stärker im Glauben zu machen. Zudem ist es nicht Gott, der uns versucht!

Jakobus 1,13-17:
Von Gott kommen nur gute Gaben! Gott ist unberührt vom Bösen! Die Versuchungen kommen aus unserem eigenen Fleisch: Jak 4,1-10. Wer die richtige Gesinnung an den Tag legt, der kann vor den Versuchungen, die zum Glaubensabfall führen, bewahrt werden. Dazu ist es aber notwendig, dass wir uns nicht mit der Welt anfreunden, sondern mit der Gemeinde und den Brüdern und Schwestern im Herrn! Erst wenn wir uns demütig Gott unterwerfen und um seine Kraft bitten, wird der Teufel von uns fliehen, wie von Jesus bei der Versuchung in der Wüste (Mt 4).

Versuchungen sind aber keine Strafen für uns Menschen, sondern sie sollen uns züchtigen, damit wir Freude und Geduld lernen: Jakobus 1,2-4. Wer sich demütig erproben lässt, den wird Gott erhöhen. Wer sich immer wieder heiligen und reinigen lässt, den vermag Gott auch von allem Bösen zu erlösen, wie es im Gebet heisst (Mt 6).

Andere Textzeugen haben zum Schluss noch die Worte:

„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“
Ist Gott mit uns, wer vermag da noch gegen uns zu sein? (Röm 8).

Glauben wir an diese unendliche Kraft Gottes?
Wenn ja, dann betrachten wir dieses Gebet nicht bloss als ein Verslein, das man auswendig aufsagen kann. Wenn wir an Gottes Kraft wirklich glauben, dann zapfen wir an seiner Kraft im Alltag an, wie mit einem Stromkabel am Netzwerk, um neue Energie und Ausdauer im Glauben zu schöpfen. Jesus hat nach seiner Auferstehung gesagt: Matthäus 28,18. Dem Herrn ist jede Macht gegeben, im Himmel und auf Erden. Gott ist die höchste Instanz, an die wir uns immer wenden können.

 

 Kapitel 6,16-18: Vom richtigen Fasten

Falsches Fasten der Schriftgelehrten und Pharisäer:
Gott ordnete für die Israeliten einen Fastentag an: Lev 16,29-31. Es wurde nicht vor dem Passa, sondern am Jom Kippur gefastet! Der grosse Versöhnungstag hiess Jom Kippur und war ein hoher Feiertag, der Gott den Juden anordnete: Lev 23,26-29. Das Fasten wurde mit Reue über die Sünden in Verbindung gebracht. Es war ein äusseres Zeichen der Trauer über die eigene Schuld. Fasten war eine Demütigung vor Gott, das zum Ausdruck bringen sollte: Ich bin ein Sünder. Du Gott aber bist vollkommen und heilig.

Leider wurde das Fasten mit der Zeit immer mehr zu einer frommen Übung, die man als besondere Leistung vor Gott vollbrachte. Man stellte sich so gerechter dar und kam sich besser vor als die übrigen Menschen. Die Juden gingen während der Fastenzeit in unordentlichen und schmutzigen Kleidern auf die Strasse, um von den Leuten bewundert zu werden für ihre Disziplin und Frömmigkeit. Sie kämmten das Haar nicht mehr und streuten Asche auf den Kopf und strichen es ins Gesicht. Einige Juden malten ihre Gesichter sogar weiss an, um die Blässe mehr hervorzuheben.

Schon 750 v. Chr. predigte Jesaja gegen diese falsche Haltung beim Fasten: Jesaja 58,3-7. Jesus verurteilte solches Fasten, was aber nicht bedeutet, dass jegliches Fasten verkehrt ist (Mt 4,1-2). Im Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner erhalten wir einen Einblick über die falsche Gerechtigkeit der Fastenden (Lk 18,9-14). Jesus und seine Jünger wurden von den Pharisäern angeklagt, weil sie das traditionelle Fasten nicht mitmachten: Mk 2,18-22. Um mit besonderen Leistungen gerechter dazustehen vor den Menschen, fasteten fromme Juden mehr, als im Gesetz des Mose geboten wurde. Zweimal in der Woche fasten, war vom Gesetz her gar nicht geboten, sondern es war eine rein menschliche Überlieferung! Das Fasten sollte nicht zur Selbsterhöhung dienen, sondern zur Selbsterniedrigung vor Gott.

Falsch verstandenes Fasten in der heutigen Zeit:
Die meisten Menschen verstehen unter dem Fasten heute eine Gewichtskontrolle. Katholiken geben vor zu fasten, wenn sie während der traditionellen Fastenzeit z. B. auf Alkohol, Tabak und anderen Luxus verzichten. Im Englischen wird das Frühstück „Breakfast“ genannt, was andeutet, dass die Zeit des Fastens während der Nacht gebrochen wird (was natürlich nicht stimmt!). Fasten = fest, festmachen, festhalten, bewahren der Vorschriften, Regeln.

Richtiges Fasten im Neuen Testament:
Beim Fasten geht es allein um eine persönliche Angelegenheit zwischen dem allmächtigen Gott und dem einzelnen Menschen. Es geht nicht um eine Selbstfindung, sondern um die Beziehung zu Gott wiederzufinden! Das Fasten dient allein dazu, sich besser auf den Herrn zu konzentrieren und seine bedrückenden Anliegen durch intensives Gebet vor IHN zu bringen. Allerdings muss gesagt werden, dass wir nirgends im NT eine Anweisung erhalten, wie und wann Christen fasten sollen. Im Gegenteil: 1Tim 4,1.8. Fasten kann jedoch helfen, bestimmte Lebensgewohnheiten zu überprüfen, neu zu gestalten und sich von ihnen nicht beherrschen zu lassen. Es kann heilsam sein, auf gewisse Dinge im Leben zu verzichten, um eventuelle Übertreibungen zu stoppen und zu lernen wieder massvoller damit umzugehen (z. B. Reden, Essen, Trinken, Sexualität, Musik usw.).

Viel wichtiger aber ist, dass wir im neuen Bund im geistlichen Sinn fasten! Was bedeutet geistliches Fasten?

Es bedeutet nüchtern zu sein und auf alles zu verzichten, was uns zur Sünde verführt: 1. Thessalonicher 5,4-6.

Es bedeutet wachsam zu sein, damit der Teufel nicht unser Herz einnimmt: 1. Petrus 5,8.

Es bedeutet sich allen fleischlichen Begierden zu enthalten: 1Petr 2,11-12.

Es bedeutet im Gebet zu verharren: Kol 4,2 (Lk 2,36-37, wie Hanna).

 

 Kapitel 6,19-24: Vom richtigen Schätze sammeln

Vers 19: „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden ...“
Gefahren des Materialismus:

- Wertzerfall durch Motte und Rost: Koh 1,2-4; Spr 27,24; 2Petr 3,10.

- Gottlosigkeit, Diebstahl und Ausbeutung: Jakobus 5,1-6.

- Sorgen: Koh 5,9-13.

- Plötzlicher Tod: Lk 12,16-21.

- Habsucht: Kol 3,5-6 (= Götzendienst).

Das grosse Problem des Geldes ist, dass Menschen es nicht besitzen, sondern dass es die Menschen besitzt: Habsucht = Götzendienst (1Kor 6,9-11)! Das Geld kann unser Herr sein, indem es unser ganzes Denken und Streben beherrscht: 1. Timotheus 6,6-10 (Wurzel alles Bösen!).

Vers 20: „Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel ...“
Schätze im Himmel können uns nicht mehr genommen werden (Lk 12,33). Wie sammeln wir uns Schätze im Himmel?

- Indem wir zuerst nach dem Himmelreich trachten: Mt 6,31-34.

- Indem wir dem Herrn und seiner Gemeinde dienen: Lk 18,28-30.

- Indem wir dem Preis wahrer Jüngerschaft nachjagen: Mk 10,17-22.

Jesus ist um unseretwillen arm geworden, damit wir reich werden (2Kor 8,9). Die, welche im Glauben reich sind, sind die Erwählten Gottes (Jak 2,5). Die reichen Gläubigen werden gewarnt, ihr Herz nicht an den unsicheren Reichtum zu hängen, sondern sich Schätze im Himmel zu sammeln: 1Tim 6,17-19.

Vers 21: „Denn wo dein Schatz ist, da wird dein Herz sein.“
Wo ist unser Herz? = Dort wo unser Schatz ist! Wenn Dein Geld im Tresor liegt, dann ist Dein Herz und Dein Verlangen dort. Wenn Deine Schätze jedoch im Himmel sind, dann werden Deine Interessen sich auch um den Himmel drehen. Die ersten Christen verkauften ihre Häuser und Besitztümer und legten das Geld den Aposteln zu Füssen (Apg 2,45; 4,34-35). Auch Zachäus hatte die wahren Werte erkannt und gab die Hälfte seines Besitzes den Armen (Lk 19,8).

Vers 22: „Das Licht des Leibes ist das Auge ...“
Die Geschichte eines Mannes, der in himmlische Schätze investierte und sagt: „Um den Vertrag des kostbarsten Grundstücks zu ergattern, habe ich alles verkauft und investiere nur noch dafür. Mit diesem Grundstück werde ich nicht spekulieren an der Börse. Ich werde es auch nie verkaufen, da es seinen Wert nie verlieren wird. Ich sende jeden Tag Material hin, um auf diesem Grundstück mein Haus zu bauen. Habe mir den besten Architekten genommen, der mir beim Bau behilflich ist. Dieser Besitz muss auch nicht versichert werden, da er weder durch Feuer, Wasser, Stürme usw. zerstört werden kann. Er kann mir auch nicht geraubt werden, noch muss ich irgendwelche Steuern dafür bezahlen.“

Von welchem Besitz sprach dieser Mann? = Vom himmlischen Erbe! Das Gleichnis vom Mann der nach Perlen suchte: Matthäus 13,44. Nur wer bereit ist, alles einzutauschen, weil er den unermesslichen Reichtum des Reiches Gottes erkannt hat, wird Gotteserkenntnis finden. Gottes Weisheit ist kostbarer als die schönsten Korallen (Spr 2,1-6; 16,16).

Vers 23: „Wenn aber dein Auge böse ist, wird dein ganzer Leib finster sein ...“
Wenn das Auge nach dem trachtet was Böse ist, dann werden wir in der Finsternis leben! Welche Gruppen von Menschen waren zur Zeit Jesu bekannt als geldgierig?

- Zöllner (Mt 9,11).

- Pharisäer (Lk 16,14).

Vers 24: „Niemand kann zwei Herren dienen ...“
Wer mit der Welt Freundschaft schliesst, erweist sich als Feind Gottes: Jak 4,4. Gott sorgt für uns alle, wenn wir IHM vertrauen (Mt 6,25-30)! Als Gläubige sollen wir uns dem Herrn hingeben: Röm 12,1-2.

 

 Kapitel 6,25-34: Vom richtigen Besorgtsein

Siehe Zusatzblatt 6b: Was ist der Ursprung aller Sorgen!