Christentum-17: Die Gemeinde

Was ist Christentum?

 

Der griechische Begriff Ekklesia bedeutet Kirche, Gemeinde, Versammlung, Aufgebot, wörtlich „die Herausgerufene“. Das heisst, die Gemeinde besteht aus Gläubigen, die aus der Finsternis der Welt, aus dem Herrschaftsbereich Satans, herausgerufen wurden zum wunderbaren Licht des Herrn (Apg 26,18; Kol 1,13). In der Bibel wird dieser Begriff niemals auf ein Gebäude bezogen, sondern immer auf Menschen. Deshalb ist es falsch zu sagen: „Ich gehe in die Kirche“, denn biblisch gesehen bilden wir Gläubigen die Kirche, egal wo wir uns versammeln. Eine Gemeindeversammlung mag ein Gebäude besitzen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass in diesem Gebäude nicht die Kirche sein kann. Deshalb haben sich viele Christen von dem Begriff Kirche getrennt, weil er entstellt wurde und heute von falschen Vorstellungen und Gedanken an ein Gebäude geprägt ist. Die biblische Gemeinde ist auch keine Organisation und keine Hierarchie, wie wir das vom Aufbau vieler Denominationen her kennen. Die Gemeinde wird von geretteten Gläubigen gebildet (1 Kor 3,16-17; 12,27). Zweihundert Jahre vor Christi Geburt, bevor das Neue Testament entstand, übersetzten Juden das Alte Testament ins Griechische (= Septuaginta). Dabei gebrauchten sie den Begriff „Gemeinde“ sehr häufig, der sich hauptsächlich auf das Volk Gottes, die Volksversammlung Israel bezog. Genauso bezieht sich dieser Begriff im Neuen Testament auf das Volk Gottes.

Der Begriff „Gemeinde“ kann universal verstanden werden, der alle Christen auf der ganzen Welt beinhaltet. Das meinte Jesus als er sagte (Mt 16,18): „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen ...“ In der Bibel kann „Gemeinde“ aber auch örtlich verstanden werden, wie z. B. die Gemeinde in Korinth (1 Kor 1,2). Überall wo sich Christen zur Anbetung versammeln, bilden sie eine Gemeinde (1 Kor 11,18; 14,19). Die Gemeinde wird in der Bibel unterschiedlich bezeichnet, ohne ihr einen festen Namen zu zuweisen. Manchmal ist es hilfreich, wenn der Name einer örtlichen Gemeinde mit der Strasse, dem Quartier oder der Stadt verbunden wird, wo sich die Glieder versammeln. Das wurde auch schon im ersten Jahrhundert so gemacht, wenn z. B. von der „Gemeinde in Jerusalem“ die Rede ist (Apg 8,1; 11,22; Röm 16,1; 1 Kor 1,2; 2 Kor 1,1; 1 Thess 1,1; 2 Thess 1,1), oder von den „Gemeinden in Galatien“ oder „Asien“ (Gal 1,2.22; 1 Thess 2,14; 1 Kor 16,1.19; Offb 1,4). Es gibt sogar Beispiele, wo die Gemeinde sich im Haus eines Gemeindeglieds versammelte (Röm 16,5; 1 Kor 16,19; Phlm 2).

Ein weiteres Prinzip der neutestamentlichen Gemeinde des ersten Jahrhunderts war, dass bei der Bezeichnung der örtlichen Gemeinde, Gott oder Christus geehrt wurde und nicht etwa Menschen wie Petrus, Paulus, Maria oder Johannes (1 Kor 1,10-17). Zudem war die Gemeinde bekannt als das „Haus Gottes“ (1 Tim 3,15), als „Gemeinde Gottes“ oder „Gottes Gemeinde“ (1 Kor 1,2; 10,32; 11,16.22; 15,9; 2 Kor 1,1; Gal 1,13; 1 Thess 2,14; 2 Thess 1,4; 1 Tim 3,5; Apg 20,28), als „die Gemeinde des lebendigen Gottes“ (1 Tim 3,15), als „die Gemeinde des Herrn“ (Apg 20,28, in einigen Übersetzungen), als „die Gemeinde Christi“ (Röm 16,16), oder als „die Gemeinde in Thessalonich, die in Gott, dem Vater, und im Herrn, Jesus Christus, lebt“ (1 Thess 1,1). Statt der örtlichen Gemeinde einen Namen zu geben, die eine besondere Lehre betont oder den Namen des Gründers enthält, ist es besser, Gott und Christus die Ehre zu geben. Schliesslich ist es Jesu Gemeinde und er allein ist der Gründer.

Die Gemeinde wird in der Bibel mit vielen verschiedenen Bildern dargestellt. Sie wird z. B. mit einem Gebäude oder Haus verglichen (1 Kor 3,9; Hebr 3,6; 1 Tim 3,15). Die Gemeinde ist „Gottes Tempel“ wo Gott wohnt, wie auch in jedem einzelnen Gläubigen (1 Kor 3,16-17; 6,19-20). Dieser Tempel besteht nicht aus Ziegeln und Steinen. Alle Gläubigen sind „lebendige Steine“ (1 Petr 2,5). Die Gemeinde ist „der Leib Christi“ und Christus ist „das Haupt“ seines Leibes (Eph 1,22-23; 4,4.15-16; Kol 1,18.24). Die Gemeinde besteht aus einzelnen Gliedern, in der jedes Glied sein Talent miteinbringt und wir alle voneinander abhängen (Röm 12,4-8; 1 Kor 12,14-26). Das Bild des Leibes betont die Gemeinschaft, die wir Gläubigen als geistliche Familie Gottes untereinander haben (Mt 12,49-50; Eph 2,19; 2 Kor 6,18; 1 Tim 5,1-2). Als Leib Christi nehmen alle Gläubigen Anteil an der Freude und dem Leid ihrer Geschwister im Herrn (Röm 12,15; 1 Kor 12,26; Gal 2,10). Die Gemeinde bildet eine enge Gemeinschaft unter allen Gläubigen (Apg 2,42; 1 Kor 1,9; Gal 2,9; Eph 3,9; Phil 3,10; 1 Joh 1,3.6-7). Die Gemeinde ist auch die Braut Christi, die sich reinigt und vorbereitet auf den Tag, an dem Christus sie zu sich in den Himmel holt (Eph 5,22-32; 2 Kor 11,2). Der Apostel Petrus beschreibt die Gemeinde wunderbar, indem er alttestamentliche Bilder gebraucht (1 Petr 2,9-10):

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, das Volk, das er sich zu eigen machte, damit ihr verkündet die Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Ihr seid die, die einst kein Volk waren, jetzt aber das Volk Gottes sind, die einst keine Barmherzigkeit erlangten, jetzt aber Barmherzigkeit erlangt haben.“

Die Gemeinde ist ganz einfach aufgebaut. Jesus Christus ist der Gründer und Erbauer. Er ist der Bauleiter, der Architekt und der Oberhirt seiner Schafe (1 Petr 5,4), das Haupt (Eph 1,22-23; 4,4.15-16; Kol 1,18.24), der Eck- oder Schlussstein (Eph 2,20) oder das Fundament (1 Kor 3,11). Örtliche Gemeinden, von denen uns das Neue Testament berichtet, wurden von Ältesten geleitet, die auch bekannt waren als Bischöfe, Seelsorger, Hirten oder Aufseher (1 Tim 3,1-7; Tit 1,5-9; 1 Petr 5,1-4; Phil 1,1; Apg 20,28; Eph 4,11; 1 Thess 5,12; Hebr 13,17). Die Ältesten dienten der örtlichen Gemeinde als ihre Glieder. Kein Ältester oder Bischof stand mehreren Gemeinden vor. Alle Gemeinden unterordneten sich Christus und seinen Aposteln, aber keine Gemeinde führte eine andere Gemeinde. Die Ältesten wurden in ihren vielfachen Aufgaben von Diakonen oder Dienern der örtlichen Gemeinde unterstützt (1 Tim 3,8-13; Phil 1,1). Auch Christus betete für die Einheit der Gemeinde. Das Ziel jeder Gemeindearbeit ist die Einheit, denn das macht sie erfolgreich und erweist dem Namen Christi alle Ehre (Joh 13,34; 17,20-21; Röm 12,16; 15,5; 1 Kor 1,10; 3,3; 2 Kor 13,11; Eph 4,3; Phil 2,2).

Wie werden wir Glieder der Gemeinde? Wenn Sie gläubig geworden und getauft sind gemäss der Bibel, dann sind Sie bereits Glied der Gemeinde des Herrn. Denn die Gemeinde ist der Leib Christi und Sie sind Glied am Leib Christi geworden, durch die Wassertaufe (Gal 3,27; Röm 6,3). Der nächste Schritt ist, dass Sie sich einer örtlichen Gemeinde von gläubigen und getauften Gliedern anschliessen, denn Sie brauchen nichts so sehr wie die Unterstützung und Ermutigung von anderen Gläubigen, damit Sie sich nicht alleine fühlen (Hebr 3,13; 10,24-25). Es ist äusserst gefährlich, ein christliches Leben alleine führen zu wollen. Jesus kam nicht nur, um einzelne Personen zu retten, sondern auch um seine Gemeinde zu bauen.

Es gibt ein paar falsche Auffassungen über den Aufbau der Gemeinde, die hier erwähnt werden. Obschon der Apostel Petrus nach der Auferstehung Christi eine wesentliche Rolle spielte beim Aufbau der ersten Gemeinde in Jerusalem, wurde ihm keine besondere Führung übergeben. Er predigte das Evangelium und bekehrte Seelen zum Herrn (Apg 2,14-47; 10,1-48). Er schrieb auch zwei Briefe des Neuen Testaments und diente den Christen im ersten Jahrhundert als Hirte (1 Petr 5,1; Joh 21,15-17). Alle Rechte oder Privilegien, die er hatte (Mt 16,17-19), erhielten auch die übrigen Apostel (Mt 18,1.18; Joh 20,23). Petrus und die übrigen Apostel zählten und zählen noch heute zum Fundament der Gemeinde. Denn sie waren Augenzeugen der Auferstehung Jesu Christi und die ersten Prediger des Evangeliums (Eph 2,20; 1 Kor 12,28; Offb 21,14). Das ändert nichts an der Tatsache, dass Jesus das Fundament der Gemeinde ist (Eph 2,20; 1 Petr 2,6-8). „Denn ein anderes Fundament kann niemand legen als das, welches gelegt ist: Jesus Christus“ (1 Kor 3,11). Im Neuen Testament wird nirgends erwähnt, dass Petrus oder irgendein anderer Gläubiger über alle örtlichen Gemeinden auf der ganzen Welt regieren soll. Petrus selbst liess es nicht zu, dass Menschen sich vor ihm niederwarfen (Apg 10,25-26). Bei einer anderen Gelegenheit wurde er für sein falsches Verhalten gegenüber den Heidenchristen zurechtgewiesen (Gal 2,11-14). Er besass keine Macht in der Gemeinde und hatte bei Auseinandersetzungen auch nicht das letzte Wort (Apg 15,1-30). Die Heiligenverehrung, Verherrlichung und Macht, welche die römisch-katholische Kirche Petrus und den Nachfolgern als Päpste in Rom gibt, ist eine grob fahrlässige Ehrverletzung Jesus Christi, als das einzige und alleinige Haupt der gesamten Gemeinde.

Die Gemeinde des Herrn besteht aus der Priesterschaft aller Gläubigen (1 Petr 2,9; Offb 1,6; 5,10). Jeder Christ kann sich selbst dem Thron Gottes, des Vaters, nähern im Gebet und in der Anbetung (Hebr 10,19-22; Röm 5,1-2; Eph 2,18; 3,12; 1 Joh 2,1-2) durch unseren Fürsprecher Jesus Christus, unserem Hohenpriester (1 Tim 2,5; Hebr 2,14-18; 4,14-5,10; 7,1-10,39). Wir brauchen keinen menschlichen Mediator oder Priester, um Vergebung und Rettung in Anspruch nehmen zu können. Es ist auch nicht nötig, dass wir unsere Sünden einem katholischen Priester bekennen. Wir können unsere Sünden jedem Gläubigen bekennen, vor allem aber dürfen wir mit unseren Sünden direkt zu Gott gehen im Gebet (Jak 5,16; 1 Joh 1,9). Kein Mensch und auch kein römisch-katholischer Priester hat die Macht oder das Recht, uns unsere Sünden zu vergeben. Niemand steht an Gottes statt, der die Macht über Heil oder Verdammung in seinen Händen hat. Die einzige Macht, die wir Menschen von Gott erhalten haben, ist die Wahrheit so zu verkünden, dass Menschen gerettet werden (Apg 13,38-39; Mt 18,5-6.18; 23,13; Lk 11,52). Gott allein ist der Richter, der am Ende vergibt oder verurteilt.

Ein anderer weit verbreiteter Fehler, den viele religiöse Menschen machen, ist die Heiligenverehrung und Anbetung Marias, der Mutter Jesu. Maria war sicher eine vorbildliche jüdische Frau. Gott hat sie unter allen Frauen ausgewählt, damit sie die Mutter Jesu Christi wird (Lk 1,39-43). Doch die Bibel sagt sehr wenig über Marias Leben. Sie stand unter dem Kreuz, als Jesus ihr die Fürsorge des Apostels Johannes anvertraute (Joh 19,25-27). Sie und die Brüder Jesu waren Gläubige (Apg 1,14). Nirgends in der Bibel lesen wir, dass jemals ein Mensch zu ihr betete. Sie besass keine wunderwirkenden Kräfte zur Heilung. Sie blieb auch keine Jungfrau nach der Geburt Jesu (Mt 1,24-25; 13,54-56; Mk 6,3; Lk 2,7). Sie ist ein gutes Beispiel einer demütigen Person, die sich Gott unterordnete und an Jesus, den Erlöser der Menschheit, glaubte (Lk 1,38). Sie besass jedoch keinen göttlichen Status. Sie ist weder unsere Fürsprecherin, noch unsere Erlöserin. Wir sollten deshalb auch nicht zu ihr beten. Es ist eine absolut ungerechtfertigte Anmassung der römisch-katholischen Kirche, Maria einen solchen Status einzuräumen. Es ist eine grosse Ehrverletzung gegenüber der königlichen Herrschaft Jesu Christi (Kol 1,15-20; Röm 8,34; 1 Tim 2,5; 1 Joh 2,1-2).

 

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