Offenbarung-03a: Sardes

Der Sieg Christi

3a. Die Gemeinde, die lebendig tot war

 

 

 I.   Einleitung

Bsp. Mister Schweiz ging für eine Routineuntersuchung zum Arzt, da er eine grössere Auslandreise antrat. Er war schön von Gestalt, leicht bräunlich, hatte starkes dunkles Haar und einen perfekten Körper mit trainierten Muskeln. Er machte regelmässig Fitness, ass gesund und fühlte sich blendend, da er vor kurzem auch noch den Titel als Mister Schweiz gewonnen hatte. Er war Nichtraucher und trank wenig bis kaum Alkohol, denn er liebte frisches Wasser über alles. Der Arzt kontrollierte das Blut von Mister Schweiz und untersuchte seinen Knochenbau, die Lungen und das Herz und testete andere Körperfunktionen. Nach ein paar Tagen lag das Endergebnis vor und der Arzt gab ihm folgende Antwort: „Ich muss ihnen leider mitteilen, dass Sie einen ganz bösartigen Tumor haben und vermutlich nur noch eine Woche leben werden.“ Mister Schweiz verstand die Welt nicht mehr, da er sich doch völlig gesund fühlte.

Genau das hat sich im geistlichen Sinn mit der Gemeinde in Sardes zugetragen: Offenbarung 3,1-6.

 

 II.   Geschichtlicher Hintergrund zur Stadt Sardes

Der Name Sardes (Griechisch: Σάρδεις) steht eigentlich in der Mehrzahl, denn es gab in Wirklichkeit zwei Städte: Die Stadt auf der Hochebene und die Stadt im Tal.

Ungefähr 600 v. Chr. war Sardes eine bedeutende Handelsstadt, voll Reichtum, Glanz und Luxus.

Ursprünglich wurde die Stadt auf der Hochebene gebaut und war wegen ihrer steilen Abhänge und glatten Felsen nahezu uneinnehmbar, glaubten die Einwohner.

Der reiche König Krösus regierte damals ganz Lydien und machte Sardes zur Hauptstadt. Er liess sich auf einen Machtkampf mit dem Perserkönig Kyros ein, weil er einem Orakel vertraute, das besagte, er könne Kyros besiegen. Kyros liess die Stadt auf dem Felsen vierzehn Tage lang belagern und versprach dem Krieger eine grosse Belohnung, der einen Weg in die uneinnehmbare Stadt fand. Einer der Soldaten fand zusammen mit ein paar mutigen Männern eine Felsspalte, die sie hinaufklettern konnten. Dadurch gelang es ihnen von einer unerwarteten und völlig unbewachten Seite her in die Stadt einzudringen und so mit der Hilfe der persischen Armee die Stadt (546 v. Chr.) zu erobern.

Einen ähnlichen Fehler unterlief Sardes ein zweites und sogar ein drittes Mal hunderte von Jahren später, indem es einmal von Alexander dem Grossen (334 v. Chr.) und ein anderes Mal von Antiochus (218 v. Chr.) eingenommen wurde. Jedes mal fühlten sich die Bewohner von Sardes so sicher, dass sie nicht aufpassten und meinten, Wachposten seien überflüssig. In einer Stadt, wo man auf eine solche Vergangenheit zurückblicken konnte, wussten die Gläubigen, was Jesus meinte, wenn er sie ermahnte: „Werdet wach!“

Im Jahre 17 n. Chr. wurde die Stadt durch ein schweres Erdbeben zerstört. Der röm. Kaiser Tiberius erliess deshalb der Stadt auf fünf Jahre alle Steuern und schenkte ihr zum Wiederaufbau 10 Millionen Sesterzen (= ca. 2 Millionen SFr.). So konnte sich Sardes rasch wieder erholen.

Als Johannes (ca. 90 n. Chr.) an die Gemeinde von Sardes schrieb, da war die Stadt zwar wieder aufgebaut, aber verkümmert und zerfallen. Die einst so bedeutende Burg war nur noch ein Denkmal der Vergangenheit. In dieser Atmosphäre des verblühten Glanzes und des Verfalls gab es eine Gemeinde, die sich von seiner Umgebung und Geschichte anstecken liess. Eine Gemeinde, die lebendig tot war.

 

 III. Hintergründe zur Gemeinde in Sardes

Vers 1: Jesus Christus teilt dieser Gemeinde eine dringende Botschaft mit. In jedem Sendeschreiben bezeichnet sich der Herr in einer andern Weise. Hier identifiziert er sich als einer, der die sieben Geister Gottes besitzt. Was ist damit gemeint? Um den Thron Gottes gibt es sieben Geister (1,4): Die Zahl 7 symbolisiert die Vollkommenheit. Die Geister sind nichts anderes als der Heilige Geist. Jesus spricht aus der Fülle des Heiligen Geistes, der vom Thron Gottes ausgeht, zur Gemeinde in Sardes. Dieser Heilige Geist hat nicht nur die Fähigkeit, die Dinge zu analysieren und zu erkennen, sondern auch zu verändern, zu helfen und zu heilen.

Jesus hält auch die sieben Sterne in seiner Hand (1,16). Sie sind die sieben Engel der sieben Gemeinden (1,20). Diese sieben Engel repräsentieren den Geist oder das innere Leben der Gemeinden. Mit andern Worten: Jesus besitzt die Macht über die sieben Gemeinden. Vergessen wir nicht, dass die Sendeschreiben nicht separat zirkulierten, sondern wenn in einer Gemeinde die Offenbarung vorgelesen wurde, so hörten die Glieder Jesu Beurteilung über alle sieben Gemeinden.

Jesus kennt alle Gemeinden ganz genau und er kennt auch die Werke der Gemeinde in Sardes. Die Gemeinde in Sardes war in der damaligen Welt unter Christen bekannt. Jeder dachte, sie sei eine lebendige christliche Gemeinschaft. Doch in den Augen Jesu war sie fast tot.

Wie kann eine Gemeinde in der Bruderschaft überall ein gutes Ansehen geniessen, aber in den Augen Jesu tot sein? Der Herr erklärte schon im AT, als David zum König gesalbt werden sollte, dem Propheten Samuel (1Sam 16,7): „Schaue nicht auf sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich will ihn nicht. Denn Gott sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; der Mensch sieht auf den äussern Schein, der Herr aber sieht auf das Herz.“ Es ist tatsächlich möglich vor Gott lebendig tot zu sein, wie das z. B. Witwen sind, die üppig oder ausschweifend leben (wie es heisst in 1Tim 5,6). Das heisst, sie leben fleischlich und sind in ihren Herzen für Gott längst tot. Wer die Welt mehr liebt als den Herrn und seine Gemeinde, der lebt in der Sünde und ist somit in Gottes Augen geistlich tot.

Die Epheser werden an ihren früheren gottlosen Wandel erinnert: „Und euch, die ihr tot wart durch eure Übertretungen und eure Sünden, in denen ihr einst wandeltet gemäss dem Zeitgeist dieser Welt ... hat Gott mit Christus lebendig gemacht ...“ (Eph 2,1). Wer an Christus glaubt und durch ihn lebendig gemacht wurde, der ist freiwillig bereit ein völlig anderes Leben zu führen. Jakobus lehrt: „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke tot“ (Jak 2,26). Wer an Jesus glaubt, der hört auf die Stimme des Hirten und gehorcht ihm wie ein Schaf (Joh 10,16). Der lebendige Glaube ist auch aktiv, tut viele gute Werke und bringt gute Früchte! In diesem Sinn ist Sardes wie ein verlorener Sohn, der noch nicht einmal seine Notlage erkannt hat und deshalb noch nicht zurückkehrte (Lk 15,24.32).

Vers 2: Jesus will die Gemeinde aus ihrem Tiefschlaf aufrütteln und ruft: „Wacht auf!“ Es ist noch nicht zu spät! Jesus hat die Totenbescheinigung noch nicht unterschrieben. Es gibt noch Hoffnung durch Heilung, doch die dringende Not muss erkannt werden! Wer sich selbstzufrieden vor dem Spiegel bestaunt und meint er sehe doch glänzend aus und fühle sich gut, für den wird jede Hilfe zu spät kommen. Es gibt nichts Schlimmeres als der Zustand, bei dem man sich selbst etwas vormacht. Die meisten Menschen in der heutigen Zeit machen sich etwas vor. Sie meinen gläubig zu sein und einmal bei Gott im Himmel leben zu dürfen. Doch Jesus wird ihnen einmal sagen: „Hinweg von mir, ich kenne euch nicht!“ „Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zum Verderben hinführt, und viele sind es, die auf ihm hineingehen;“ (Mt 7,13) „denn die Porte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben hinführt, und wenige sind es, die ihn finden“ (Mt 7,14). Nur wer sich aus dem Tiefschlaf der Sünde aufrütteln lässt und den Herrn von ganzem Herzen sucht, der wird nicht sterben, sondern ewiglich leben!

Der Herr verlangt von uns keine vollkommenen Werke, sondern nur eine vollkommene Hingabe in der Gemeinde! (Lk 14,33). Hingabe folgt der Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann! Wer sich für den Herrn interessiert, der wird ihn mit ganzem Herzen suchen, um ihn anzubeten (sei es öffentlich in der Gemeinde oder privat Zuhause). Wer im Glauben nicht einschlafen will, der hält sich wach und aktiv durch viele gute Werke. Zum Beispiel dadurch, dass er achthat auf sich selbst und auf die Lehre: 1Tim 4,16. Christus gibt uns die Verantwortung füreinander, dass wir einander wachrütteln und stärken (3,2; Lk 22,32; Hebr 12,12-15). Wer im Glauben nicht gleichgültig werden will, der verlangt nach mehr und bemüht sich in allen Dingen zu verbessern und zu steigern: Hebr 10,24-25.

Jesus sagt uns allen (Mt 24,42.35):

„Darum wachet! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“

Vers 3: Wer Busse tut und den Glauben bewahrt, wird gerettet werden (1Joh 1,5-2,2). Jesus will nicht, dass die Gläubigen in der Sünde verharren. Denn die Sünde tötet den guten Willen. Die Sünde tötet die leidenschaftlichen Gefühle für den Herrn. Die Sünde tötet jedes geistliche Denken. Im Glauben wachsam sein bedeutet, unsere Sünden einzusehen, zu bekennen und uns immer mehr von allem weltlichen und sündhaften Verhalten abzusondern. Als Gläubige sind wir Kinder des Lichts geworden und haben mit der Finsternis nichts mehr gemeinsam: 1. Thessalonicher 5,4-11; 5,1-3.

Verse 4-5: Gott hatte in allen Generationen einige wenige Personen. Es ist also nicht die Mehrzahl, die gerettet sein wird! In den gottlosen Tagen Noahs gab es ein paar wenige Seelen, die gerettet wurden. In Zeiten, in denen der Götzendienst grossen Einfluss hatte, lebten Abraham und seine Nachkommen. Sogar in den gesetzlosen Tagen Sodoms & Gomorrhas gab es den gerechten Lot. Jesus tröstete seine Gläubigen mit den Worten: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben“ (Lk 12,32).

Auch heute im 21. Jahrhundert gibt es überall einige wenige Gläubige, die ihre Kleider nicht beflecken lassen mit der Sünde dieser Welt (Jak 1,27). Sie werden mit weissen Kleider am himmlischen Hochzeitsfest teilnehmen und singen: Offenbarung 19,6b-9. Weiss steht für die Reinheit und die festliche Freude für den Sieg Christi. Wer mit Jesus wandelt, indem er sich rein und heilig hält, der zählt zur Braut Christi, die sich schön gemacht hat für die grosse Hochzeitsfeier. Aus diesem Gedanken geht deutlich hervor, dass Jesus nicht ganze Gemeinden zusammen richten wird, sondern jeden einzelnen Gläubigen! Im Römer 14,12 heisst es: „Also wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben müssen.“ Es kommt also nicht auf die Grösse oder auf den Bekanntheitsgrad einer Gemeinde drauf an. Gott sucht jede einzelne Seele, die ihn liebt und ihm gehorcht, und wenn es nur wenige sind in einer Gemeinde! (Lk 12,8-9). Weil der Herr nicht möchte, dass das Gute mit dem Unkraut ausgerissen wird, wartet er geduldig bis zur Ernte, an der er seine Engel aussendet und alle Seelen einzeln einsammelt und sortiert (Mt. 13,30): Offb 20,11-15.

Vers 6: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ Es gilt also gut zu zuhören, umzukehren und das Gehörte in die Tat umzusetzen. Denn hier spricht kein geringerer als Gottes Geist, dessen Beurteilung gerecht und von grosser Bedeutung ist.

 

 IV. Schlussfolgerung

Die Gemeindeglieder in Sardes waren offensichtlich müde und zum Teil geistig bereits eingeschlafen. Sie dachten, sie hätten es geschafft und befänden sich gesundheitlich auf dem höchsten Stand, dabei liessen sie sich mit der Welt bereits zu sehr ein, so dass sie am Sterben lagen. Es gibt nichts schlimmeres, als der Zustand, bei dem man sich selbst etwas vormacht. „Darum, wer meint, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle!“ (1Kor 10,12). Darum lasst uns nicht hochmütig sein und leichtfertig mit der Gnade Gottes umgehen! Lasst uns wachsam sein und nicht müde werden wie die Mehrzahl in Sardes!

Wir wissen leider nicht, wie weit die ganze Gemeinde damals auf den dringenden Zuruf des Heiligen Geistes gehört hat. Wir wissen nur, dass es einige wenige in Sardes gab, die sich von den toten Geistern in der örtlichen Gemeinde nicht anstecken liessen. Deshalb wollen wir den Warnungen Gottes aufmerksam zuhören, damit wir gerettet werden. Darum, lasst uns demütig, indem wir unsere Fehler einsehen und uns durch den Heiligen Geist zum Guten verändern lassen! (Jak 4,7-12).

Denn auf alle, die im Geist lebendig bleiben und deren Namen im Buch des Lebens notiert sind, wartet eine riesige Überraschung. Die Freude wird riesengross sein für alle Teilnehmer am grossen Hochzeitsfest. Darum lasst uns die weissen Kleider nicht beflecken, sondern rein halten für den grossen Tag, der alles endgültig offenbaren wird!