Offenbarung-03b: Philadelphia

Der Sieg Christi

3b. Die Gemeinde mit der offenen Tür

 

 

 I.   Geschichtlicher Hintergrund zur Stadt Philadelphia

Die Stadt wurde ca. 150 v. Chr. gegründet von König Attalos II., der 159-138 v. Chr. schon Pergamon regierte. Die Liebe zu seinem Bruder war so gross, dass er Philadelphos genannt wurde, mit der schliesslich auch die Stadt benannt wurde. Philia (φιλία) = Liebe, Adelfos (ἀδελφός) = Bruder, zusammengefasst; Bruderliebe. Heute heisst die Stadt in der moslemischen Türkei „Alasehir“ (und hat ca. 40'000 Einwohner gemäss der Website). Philadelphia sollte der friedlichen Ausbreitung der griechischen Sprache, Literatur und Wissenschaft dienen.

Die fruchtbare Vulkanerde (Katakekaumene genannt = verbrannte Erde), war ein ideales Weinbaugebiet und machte die Stadt für seinen Wein berühmt.

Im Jahre 17 n. Chr. wurde Philadelphia, zusammen mit elf anderen Städten, durch ein schreckliches Erdbeben zerstört. Kaiser Tiberius erwies sich beim Wiederaufbau der Stadt grosszügig, so dass die Bewohner aus Dankbarkeit den Namen änderten, in „Neocäsarea“ (= die neue Stadt des Kaisers). Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Kaiserkult ursprünglich von der Bevölkerung ausging und nicht von oben herab aufgezwungen wurde.

Domitian (81-96 n. Chr. das röm. Reich regierte), bestand darauf, dass man ihn anbetete und mit Dominus et Deus (= Herr und Gott) ansprach. Das widerstrebte vor allem den Juden und den Christen. Deshalb wurden sie auch mit äusserster Schärfe verfolgt. Mit diesem Hintergrund muss das ganze Buch der Offenbarung betrachtet werden das ca. 95 n. Chr. geschrieben wurde, um die verfolgten Gläubigen im geistigen Krieg zu trösten und zu ermutigen.

 

 II.   Vers 7: Der Schlüssel Davids

Jesus Christus lässt der Gemeinde in Philadelphia verkünden:

Ich bin der Heilige!
Damit deutet Jesus auf seine Gottheit, an die seine Zuhörer glauben und vertrauen dürfen. Dies war einzigartig und neu von Jesus, denn diese Bezeichnung wurde im AT nur auf Gott bezogen, nie auf einen Menschen (Jes 40,25: Hab 3,3). Vollkommen heilig und gut kann nur Gott sein, der sich von den Sünden der Welt absondert und rein hält (Lk 18,19; Offb 6,10). Weil Jesus als Sohn Gottes unberührt blieb von allem Bösen, ist auch ER der Heilige Gottes, wie das seine Jünger bekannten: Joh 6,68-69.

Ich bin der Wahrhaftige!
a) Mit andern Worten: „Glaubt nicht an die toten Götter, denn ich allein bin der wahrhaftige Gott!“ Joh 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater ausser durch mich!“ Was ich zu sagen habe ist wahr (Mt 24,35): „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ Wer mit Jesus Christus konfrontiert wird, braucht nicht mehr nach dem wahren Gott zu fragen: 1. Johannes 5,20-21.

Ich besitze die Schlüssel Davids!
Z. B. Wer die Schlüssel eines Hauses besitzt, der entscheidet wann und wem die Tür geöffnet wird. Die Schlüssel sind ein Symbol für Autorität und Vollmacht, die Jesus über den Tod und Hades besitzt (Offb 1,18). Diesen Gedanken finden wir in Jesaja (22,22). Eljakim, der treue Diener des Königs Hilkias (neu: Chilkijahu), soll „die Schlüsselgewalt des Hauses Davids“ erhalten. Damit wurde der Hausverwalter Schebna mit Eljakim ersetzt. Eljakim erhielt die Vollmacht jemandem die Tür zum König zu öffnen oder zu verschliessen.

Die Tatsache, dass Jesus die Schlüssel Davids besitzt bedeutet, dass er der verheissene Messias ist, der nun auf dem Thron Davids regiert (2 Sam 7,16; Apg 2,30-36). Jesus ist der einzige „Mittler zwischen Gott und Menschen“ (1 Tim 2,5), der den Weg zu Gott öffnen und verschliessen kann wie er will. Mit Jesu eigenen Worten (Joh 14,6b): „Niemand kommt zum Vater, es sei denn durch mich.“ Deshalb besitzt Jesus die alleinige Vollmacht zu entscheiden, wer in sein neues Jerusalem eingelassen wird, wer Zugang zum lebendigen Gott und zum Himmelreich erhält.

 

 III. Vers 8: Die offene Tür

Jesus sieht das Bemühen der Gläubigen! Er sieht jedes gute Werk das auch wir in seinem Namen tun. Wenn wir etwas Gutes tun, dann dürfen wir getrost sein, denn Jesus sieht alles! Seinen Augen entgehen nichts, auch wenn niemand auf Erden es sieht, was wir wieder gutes geleistet haben. Es ist sogar besser, wenn wir dafür nicht von Menschen Lob und Ehre empfangen (Mt 6,1): „Seht zu, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Leuten dartut, um von ihnen gesehen zu werden, sonst könnt ihr keinen Lohn erwarten von eurem Vater im Himmel.“

Obschon die Gläubigen zu Philadelphia geringe Kraft besassen, öffnete Jesus der Gemeinde eine Tür. Es könnte sein, dass die Gemeinde klein war und durch die drückende Herrschaft der Römer und der Überzahl der Gottlosen in der Stadt geringe Kraft besass. Doch das hält Jesus nicht davon ab, in Philadelphia eine Tür zu öffnen! Weshalb? Weil die Glieder in der Gemeinde zu Philadelphia Gott und seinem Wort treu blieben, öffnete der Herr ihnen eine Tür. Weil sie nicht die toten Götzen aus Stein anbeteten und sich nicht durch falsche Lehren von der Wahrheit abbringen liessen. Der Herr segnete sie, weil sie sich gerade wegen ihrer geringen Kraft auf den Herrn verliessen und dabei ihr bestes gaben (Mk 14,8a). Gott verlangt von uns nicht mehr, als was wir geben können. Gott will nur, dass wir uns ganz hingeben, selbst wenn wir wenige Talente besitzen.

Jesus öffnet immer wieder Türen: Im Bericht des Paulus an die Gemeinde zu Antiochia lesen wir, dass den Heiden eine Tür zum Glauben geöffnet wurde (Apg 14,27). Ebenso öffnete sich in Ephesus und Troas eine Tür des Herrn für das Evangelium, wie Paulus berichtet: 1. Korinther 16,8-9 (2 Kor 2,12). Weil sich Paulus völlig bewusst war, dass nur Christus diese Türen öffnen konnte, bat er die Kolosser für ihn zu beten: Kolosser 4,2-4.

Wichtig ist, dass wir folgendes daraus verstehen: Es liegt allein am Herrn Jesus, ob er uns als Gemeinde eine Tür öffnet oder nicht! Unsere Aufgabe ist es zu säen, aber das Gedeihen schenkt der Herr (1 Kor 3,6). Nur Jesus kann Türen öffnen und schliessen, denn er besitzt die Schlüssel zu Seinem Reich. Gott unterstützt oft diejenigen, welche geringe Macht haben (Lk 12,32). Warum? Weil sie eher dazu neigen sich auf den Herrn zu verlassen, als die Starken. Wer stark ist, vertraut auf seine eigene Kraft und seine eigenen guten Ideen. Paulus bekennt: „Wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2 Kor 12,10). Und: „Alles vermag ich, durch den, der mich stark macht“ (Phil 4,13). Erst, wenn ich mich dem Herrn ganz verschreibe, kann er mit mir arbeiten (Lk 14,33). Erst wenn ich mich durch Jesus Christus stark machen lasse, dann bin ich wirklich stark, aber nicht durch meine eigene Kraft!

 

 IV. Vers 9: Der Sieg ist gewiss

Die Gläubigen in Philadelphia haben schwer unter dem Hass und den Verleumdungen der Juden gelitten. Doch Jesus tröstet sie mit den Worten, dass sie zu den Siegern zählen und den Siegeskranz bereits in den Händen tragen. Sie müssen ihn nur noch bis zum Ende festhalten (V. 11): „Halte fest, was du hast ...“

Wer ist denn berufen zum Sieg in Jesus Christus? (siehe 1 Kor 1,26-29). Es sind meistens nicht die Reichen, die Einflussreichen und die Weisen, die Jesus vertrauen. Es sind oft die, welche in ihrem Leben die Erfahrung gemacht haben, dass sie klein und schwach sind ohne Jesus.

Es wird sich bald zeigen, sagt der Heilige Geist, dass alle, die die Gläubigen verleumdet und verfolgt haben, vor ihnen auf die Knie fallen werden. Die Pseudo-Juden, die eine äussere Frömmigkeit vortäuschten und vorgaben die Heiligen und Gerechten zu sein, werden zu den Verlierern zählen (2 Tim 3,5). Wer ist denn ein Jude in Gottes Augen? Römer 2,28-29. Philippus klagt die Juden an, wegen ihres Unglaubens: Apg 7,51-53. Jesus nennt die Zusammenkunft, bei der die Juden mit totem Herzen Gott anbeten, eine „Synagoge Satans.“ Auch in der heutigen Zeit werden Christen von sogenannten Christen als Sektierer verleumdet und verfolgt, weil sie Jesus beim Wort nehmen und ihm nachfolgen! Am Prinzip hat sich nichts geändert! Was würde Jesus wohl über all diese Kirchengebäude sagen, die nichts anderes als Götzentempel (= Ikonenverehrungen) sind, Synagogen Satans, wo von Menschen besucht werden, die für Gott tot sind in ihren Herzen?

Deshalb tröstet Jesus alle eifrigen Gläubigen, in Philadelphia und überall auf der Welt, die sich von ihm verändern und führen lassen, mit dem ewigen Sieg!

 

 V.  Vers 10: Bewahrung ist garantiert

Der Auferstandene verheisst allen, die ihn lieben und seine Gebote halten, dass sie bewahrt und belohnt werden. Auch in Bezug auf die Versuchungen liegt alles beim Herrn! Gott kann uns so versuchen lassen, dass wir zu Fall kommen (Mt 6,13). Der Herr verspricht, wenn wir treu sind und sein Wort bewahren wie die Gläubigen in Philadelphia, dass er uns in keine Versuchung führt, die unser Vermögen übersteigen wird (1 Kor 10,13). 2 Petr 2,9: „Der Herr weiss Fromme aus der Versuchung zu erretten, Ungerechte aber für den Tag des Gerichts zur Bestrafung zu verwahren.“ Wer nicht ehrlich ist, sondern sich selbst und andere betrügt mit seiner Heuchelei, der wird vor dem Herrn nicht bestehen (Jak 1,26).

Alle, die mit dem Glauben nicht ernst machen, werden die Prüfungen, die über den ganzen Erdkreis kommen, nicht bestehen: 2 Thess 2,8-12. Der Gesetzesfeind ist der, welcher sich nicht an das Wort Gottes hält, sondern mit eigenen Geboten die Menschen verführt und betrügt. Es ist eine wirksame Kraft der Verführung, die die Menschen glauben lässt sie seien gerettet, während sie in Wirklichkeit einer Lüge gefolgt sind. Es sind jene Menschen, die ihre eigenen Lüste vor Gott stellen, während sie von falschen Lehrern bestätigt werden, sie seien gerettet. Z. B. die Ehe für homosexuelle Paare. Z. B. die emanzipierte Frauenrolle in den Gemeindediensten. Z. B. Sex und Zusammenleben vor der Ehe. Z. B. Christsein ohne örtliche Gemeinde. Z. B. Unterhaltung statt Anbetung, Geschichten erzählen, statt die Bibel lehren. Das ist die wirksame Kraft der Verführung, die auf dem ganzen Erdkreis stattfindet!

Wie die Gemeinde in Smyrna, enthält auch Philadelphia keine Verurteilungen. Sie geht als gute Gemeinde in die Geschichte ein. Jesus liebt die Gemeinde und garantiert ihr, dass er sie bewahren wird (V. 9 u. 10). Es werden noch grössere Drangsale nicht nur über die Gemeinde, sondern über die ganze Welt kommen, sagt Jesus (wie wir in den Kapiteln 6-19 sehen werden). Von Kapitel 6 bis 19 wird mit verschiedenen Bildern auf diese schrecklichen Tage hingewiesen. Nachfolger Christi bleiben von den Prüfungen nicht verschont! (2 Kor 12,9; 2 Tim 3,12). Jesus schenkt ihnen aber die geistige Waffenrüstung zum Überleben (2 Kor 12,9; 2 Tim 4,18; Hebr 4,16; Eph 6,10-17). Die Lebensprüfungen sollen uns eine neue Haltung für das geben, was wirklich wichtig ist und was nicht (2 Kor 4,16; Hebr 13,6; Phil 1,21). Gott verspricht jedem Gläubigen (Hebr 13,5): „Ich werde dich niemals preisgeben und dich niemals verlassen.“

 

 VI. Verse 11-13: Aufruf zur Überwindung

Jesus verspricht allen, die an ihn glauben die ewige Siegeskrone! Sie werden zu Säulen im himmlischen Tempel. Das heisst, in der Welt haben sie zwar geringe Kraft, aber im Himmel sind sie unverzichtbar wie Träger eines Gebäudes.

Jesus tröstet alle Gläubigen vor den Übermächtigen, indem er sagt (Joh 16,33): „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Siehe auch: Römer 8,33-35.38-39!

Auf die treuen Christen soll der Name des neuen Jerusalems geschrieben werden. Nach Hesekiel wird die neue Stadt heissen: „Hier ist der Herr“ oder „der Herr allhier“ (Ez 48,35). Damit wird gesagt, dass alle, die Gott treu sind, zu Bürgern der himmlischen Stadt werden, zu Erben der göttlichen Verheissungen (Gal 3,29).

Auf die treuen Christen will Jesus seinen neuen Namen schreiben. Auch Jesus erhält einen neuen Namen, den nur er selbst kennt (Offb 19,12). Mit diesem Namen wird er alle Treuen einst kennzeichnen (V. 12). Das bedeutet, dass an diesem Zeichen deutlich erkennbar sein wird, wer zu ihm gehört und an seinem Sieg teilhaben darf.

Möge der Herr uns die Kraft und die Ausdauer schenken alle Lebensprüfungen zu bestehen, um jetzt schon Säulen der örtlichen Gemeinde Jesu zu sein! „Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinauskommen; und ich will auf ihn den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, schreiben, das aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und meinen neuen Namen“ (3,12).

 

 VII. Schlussfolgerungen

Die Gemeinde ist die geheiligte Braut Christi! Jesus gab für sie sein Leben. Ohne örtliche Gemeinde ist es sehr schwierig, gerettet zu werden.

Nur in der örtlichen Gemeinde können wir im Glauben und in der Liebe wachsen. Wir stärken und unterstützen einander mit dem Geist Christi. Wir brauchen einander in dieser gottlosen Welt. Es gibt nichts Schöneres für uns, als mit Gleichgesinnten den allmächtigen Gott und Vater anzubeten.

Die folgenden Begriffe sind bezeichnend und können den einzelnen Gemeinden zugeordnet werden:

1.  Ephesus (gut und böse): Liebe

2.  Smyrna (gut): Reichtum

3.  Pergamon (gut und böse): Lehre

4.  Thyatira (gut und böse): Geist

5.  Sardes (böse): Leben

6.  Philadelphia (gut): Treue

7.  Laodizea (böse): Hoffnung

 

Für weitere Vergleiche der sieben Gemeinden, siehe   Tabelle 1,    Tabelle 2,    Tabelle 3.

Siehe auch: Sieben Lektionen von den sieben Gemeinden!