Offenbarung-03d: Lektionen von den sieben Gemeinden

Der Sieg Christi

Artikel (A4)

 

 I.   Einleitung

In Hebräer 10,22-25 steht: „Lasst uns also hinzutreten mit aufrichtigem Herzen in der Fülle des Glaubens, das Herz gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser. Lasst uns festhalten am unverrückbaren Bekenntnis der Hoffnung, denn treu ist, der die Verheissung gab. Und lasst uns darauf bedacht sein, dass wir einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten: Wir wollen die Versammlung der Gemeinde nicht verlassen, wie es bei einigen üblich geworden ist, sondern einander mit Zuspruch beistehen, und dies umso mehr, als ihr den Tag nahen seht.“

Die sieben Gemeinden waren unterschiedlich. Einige waren gut und andere böse:

1.  Ephesus war stark in der Lehre, aber schwach in der Liebe.

2.  Smyrna war trotz ihrer Not und Armut reich im Glauben.

3.  Pergamon hatte Gläubige, die an Jesus festhielten und andere, die sich mit fremden Lehren einliessen.

4.  Thyatira wuchs in der Liebe, im Glauben, in der Hilfsbereitschaft und Beharrlichkeit, aber gewährte eine Prophetin unter ihnen, die sie zur Unzucht und zum Götzendienst verführte.

5.  Sardes sah äusserlich aus, als sei sie am Leben, aber in Wirklichkeit war sie geistig tot.

6.  Philadelphia war die Gemeinde mit der offenen Tür, aber mit wenig Kraft.

7.  Laodizea war eine lauwarme Gemeinde, an dessen Tür Jesus anklopfte, um einzukehren und Gemeinschaft zu pflegen.

Die Kapitel 2 und 3 enthalten die sieben Briefe oder Sendschreiben an die sieben Gemeinden, die dem Johannes von Jesus sozusagen diktiert wurden. Stellen wir uns vor, wir würden an einem Sonntagmorgen (90 n. Chr.) in der Gemeinde in Ephesus sitzen. Ein Ältester steht auf und spricht folgendes zur versammelten Gemeinde: „Wir haben einen Brief erhalten. Dieser Brief stammt von Jesus und ist an uns, die Gemeinde in Ephesus, adressiert. Der Apostel Johannes, der auf der Insel Patmos gefangen gehalten wird, hat diese Worte, die Jesus an uns richtet, empfangen.“ Sicher war das ein einzigartiger Moment, den die Glieder der sieben Gemeinden in ähnlicher Weise erlebten.

Um einen Überblick der sieben Botschaften Jesu an die sieben Gemeinden zu erhalten, fragen wir uns:

1.  Was ist das Hauptthema, das an die sieben Gemeinden gerichtet ist?

2.  Was geht als Gesamtbotschaft aus den sieben Gemeinden hervor?

3.  Was liegt Jesus besonders am Herzen?

 

 II.   Jesus kennt seine Gemeinden und jedes einzelne Glied

Formulierungen wie, „Ich kenne deine Werke“ (2,2.19; 3,1.8.15), „Ich kenne deine Not“ (2,9), „Ich weiss, wo du wohnst“ (2,13), zeigen, dass Jesus die einzelnen Gemeinden genau kennt. Er erwähnt Antipas in Pergamon mit Namen und spricht von Ereignissen, die in Thyatira und Pergamon geschehen. Er kennt die Treuen und die, die falsches lehren. Jesus weiss über jede Person in den Gemeinden ganz genau Bescheid.

Genauso weiss der Herr auch heute über uns Gläubigen Bescheid (Ps 94,11). Er kennt unsere intimsten Gedanken und seinen Augen bleiben nichts verborgen (1 Tim 5,25). Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Joh 10,14). Der Herr vermag unsere Gebete alle auf einmal zu hören und zu beantworten (Ps 66,18-20; Nah 1,7). Er bietet uns seine Hilfe an. Er hat die gesamte Weltgeschichte im Griff (Lk 16,15).

Niemand kann dem allmächtigen Gott etwas vormachen (Ps 139). Er kennt unsere Sorgen und Ängste, unsere Enttäuschungen, unsere Fehlentscheidungen und unseren Glauben. Deshalb ist sein Gericht auch gerecht, weil Gott die Herzen all seiner Geschöpfe kennt (Apg 1,24; 15,8; Koh 12,14). Je mehr wir uns dieser Tatsache bewusst werden, desto mehr lassen wir uns von Gott an der Hand nehmen und unser Leben zum Guten verändern.

 

 III.  Jesus will, dass seine Gemeinden an seiner Lehre festhalten

Er rühmt die Epheser Gemeinde (2,2), weil sie die Lehrer prüfte und als Lügner entlarvte, die behaupteten Apostel zu sein. Sie hasst auch die Werke der Nikolaiten. Obschon wir nicht genau wissen was die falschen Apostel oder Nikolaiten lehrten, geht daraus hervor, dass sie sich nicht an das Evangelium hielten, das Paulus und Johannes vor seiner Gefangenschaft verkündigten. Paulus sagte damals zu den Leitern in Ephesus (Apg 20,27): „Ich habe es nämlich nicht versäumt, euch den ganzen Ratschluss Gottes mitzuteilen.“ Anschliessend warnte er sie vor den reissenden Wölfen, die nach seinem Weggang in die Gemeinde eindringen und die Herde nicht verschonen werden (Apg 20,29-31). Selbst aus der eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die alles verdrehen. Offensichtlich sind die Epheser wachsam geblieben.

Auf der andern Seite verurteilt Jesus die Gemeinden Pergamon und Thyatira (2,14; 2,20), weil sie sich von falschen Lehrern zur Unzucht und zum Götzendienst verführen liessen. Die falschen Lehrer lehrten vermutlich folgendes: „Der menschliche Körper ist bedeutungslos. Das heisst, es spielt keine Rolle, ob der Leib sündigt, so lange der Geist sich nicht verunreinigt.“ Es ist eindeutig, dass Jesus dies niemals lehrte und dass damit das Evangelium verfälscht wurde.

Die Gemeinde in Sardes wird daran erinnert, sich an dem festzuhalten, was sie von Anfang an gehört hatten. Johannes lehrte (1Joh 2,24): „Für euch gilt: Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, werdet auch ihr im Sohn und im Vater bleiben.“ Deshalb lobt Jesus auch die Gemeinde in Philadelphia, weil sie das Wort bewahrt hat (3,8).

Diese Zitate zeigen deutlich, was Jesus am Herzen lag für seine Gemeinden. Sie sollen das Wort Gottes, dass ihnen von Anfang an gelehrt wurde, um jeden Preis festhalten. Leider liegt es in der Natur des Menschen, sich für kurze Zeit an das Gehörte zu halten, später aber abzukommen vom geraden Weg des Heils.

Doch was nützt es dem Menschen gut anzufangen und schlecht zu enden? Die biblische Geschichte zeigt, angefangen bei Adam und Eva über viele Einzelpersonen, samt dem israelitischen Volk als Ganzes, dass es den Menschen immer wieder an Ausdauer und Treue zu Gott mangelte. Paulus beschwört seinen Mitarbeiter Timotheus mit den Worten (2Tim 4,2-4): „Verkündige das Wort, tritt dafür ein, zur Zeit oder Unzeit, widerlege, tadle, bitte, in aller Geduld, wo die Lehre es gebietet! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern nach eigenem Gutdünken und Verlangen von einem Lehrer zum andern laufen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen. Der Wahrheit werden sie ihr Ohr nicht mehr leihen und sich den Mythen zuwenden.“

Das ist eine ganz wichtige Lektion auch für unsere Gemeinden heute, dass sie an der ursprünglichen Lehre Christi festhalten und sich nicht verführen lassen zu einem verfälschten und neuzeitlichen Evangelium, des Liberalismus, Humanismus, Narzissmus usw. (Gal 1,6-9).

 

 IV.  Jesus will, dass sich seine Heiligen von der Welt absondern

Christen können nicht mehr nach den weltlichen Festen und Traditionen leben (2Kor 6,17). In den Gemeinden Pergamon und Thyatira gab es offenbar Christen, die sich an den unfruchtbaren Werken der Finsternis beteiligten (Eph 5,10-12), indem sie den Zünften angehörten, die heidnischen Kultstätten besuchten, Götzenopferfleisch assen und sogar Unzucht trieben.

Jesus hat die Gemeinde geliebt und sich für sie hingegeben, „um sie zu heiligen und rein zu machen durch das Bad im Wasser, durch das Wort“ (Eph 5,26).

Im alten wie im neuen Testament ruft Gott alle Gläubigen zur Absonderung und zum heiligen Lebenswandel auf mit den Worten (1Petr 1,14): „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ Es war sicherlich nicht einfach für Christen in diesen Städten zu wohnen und sich von den dominierenden Einflüssen der Welt abzusondern. Genauso gilt dieser Aufruf Jesu auch in der heutigen Zeit allen Christen!

 

 V.   Jesus will, dass seine Nachfolger Gutes tun

Es geht nicht bloss darum, dass Christen in der Erkenntnis wachsen, sondern auch in den Werken. Der Glaube an Jesus ruft uns zum Handeln auf, indem wir andern dienen. „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45).

Thyatira war eine Gemeinde, deren gute Werke zunahmen. Jesus lobt sie indem er sagt, deine letzten Werke sind zahlreicher als die ersten (2,19). Auch wir werden nicht einmal bloss anhand unserer Erkenntnis gerichtet, sondern anhand unserer Werke, die aus der Erkenntnis hervorwachsen (2Kor 5,10).

Jesus will, dass wir lernen, immer bessere Diener zu sein (1Petr 4,10). „Niemand suche das Seine, sondern jeder das des anderen!“ (1 Kor 10,45). Der Glaube ist keine Privatsache, sondern nutzt jede Gelegenheit, um Christus zu bezeugen und zu verherrlichen in Wort und Tat (Mt 5,16). „Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot“ (Jak 2,26).

Jesus sagt zur Gemeinde in Philadelphia (3,8): „Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die keiner wieder schliessen kann.“

Auch wir haben offene Türen, d. h. viele Gelegenheiten, die wir wahrnehmen können, um Gutes zu tun oder nicht. Leider übten sich nicht alle Gemeinden im Dienen. Deshalb ermahnt Jesus die Epheser umzukehren zu den Werken, die sie am Anfang taten.

Weshalb taten die wahren Nachfolger gute Werke? Weil sie von der Liebe Christi voll waren. Die Liebe ist der Motor zu guten Werken. Lieben bedeutet dienen, einander gutes tun. Niemand braucht dies einem verliebten Paar zu erklären!

Jesus verurteilte die Gemeinde in Laodizea, weil sie lauwarm war (3,16). Es gibt nichts Schlimmeres als mit Christen anzubeten, die zwar an Jesus glauben, aber keine Hingabe und Leidenschaft an den Tag legen. Sie könnten genauso vor dem Fernseher sitzen, während sie anbeten. Wenn sie einen Dienst ausüben, dann tun sie ihn aus Pflicht und Zwang, aber nicht aus Freude. Die Gemeinde Laodizea erkannte das grosse Privileg nicht, dem Herrn dienen zu dürfen.

Die Gemeinde in Sardes musste sich anhören lassen, dass sie äusserlich den Eindruck erwecke lebendig zu sein. Beim näheren Zuschauen erkennt Jesus jedoch, dass sie tot war. Wie schrecklich! Vielleicht gab es Gläubige, die mindestens versuchten gutes zu tun, aber sie besassen nicht die Ausdauer. Sie fingen vieles an, aber führten nichts zu Ende. Deshalb waren sie tot. Möge der Herr niemals ein solch vernichtendes Urteil über unsere Gemeinde abgeben!

Erkennen wir eine Steigerung? Sardes war tot, Laodizea lauwarm, Ephesus hat die erste Liebe verlassen, Philadelphia hatte eine offene Tür und Thyatiras letzte Werke waren zahlreicher als die ersten. Möge der Herr uns die Kraft geben, dass wir unaufhörlich wachsen im Glauben und in der Liebe, dass wir immer dienstbarer werden und die Gelegenheiten zu guten Werken immer besser wahrnehmen!

 

 VI.  Jesus will, dass sein Volk Leiden und Verfolgungen erträgt

In fünf von sieben Briefen erwähnt Jesus in irgendeiner Form Verfolgungen.

1.  Ephesus wurde stark bedrängt um Jesu Name Willen.

2.  Smyrna wurde verleumdet und musste viel Leid ertragen. Gläubige werden auf bevorstehende Gefangenschaft und Not vorbereitet.

3.  Pergamon hatte bereits einen Märtyrer namens Antipas und auch andere lehnten es tapfer ab, den Glauben an Jesus zu verleugnen.

4.  Thyatira hat in ihren Versuchungen standgehalten.

5.  Philadelphia steht noch eine Stunde der Versuchung bevor.

Jesus lobt die Gläubigen, weil sie seinen Namen nicht verleugneten und er versichert ihnen, dass die Verfolger eines Tages sich vor ihnen niederwerfen werden.

Die Christen in Kleinasien standen unter Verfolgung, die noch weiter gehen wird. Deshalb schreibt Jesus diesen Gemeinden, um sie zu ermutigen und auf die schwierigen Zeiten vorzubereiten. Das sind ja schöne Aussichten! Wie würden wir reagieren, wenn wir von Jesus einen solchen Brief erhalten, der zukünftige Not und Verfolgung vorhersagt? Würden wir festhalten an Jesus und den Glauben nicht verleugnen oder würden wir aufgeben und uns wieder der Welt zuwenden? Da soll noch jemand behaupten, dass Gottes Gnade vollkommen geschenkt sei! Die Gnade ist zwar geschenkt, aber sie kostet unser Leben. Wer trotz den nicht immer einfachen Glaubensprüfungen dem Herrn treu bleibt, der wird am Ende belohnt.

Während Jesus die Gläubigen auf das Schlimmste vorbereitet, sagt er im Brief an Smyrna (2,10): „Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Das bedeutet Treue, nicht bloss bis wir einmal sterben, sondern selbst wenn es unser Leben kostet.

Wie Jesus die Gläubigen der sieben Gemeinden auf bevorstehende Verfolgungen vorbereitet, so werden auch wir damit auf Bedrängnisse und Versuchungen vorbereitet. Vermutlich werden wir nie lebensbedrohende Verfolgungen erleben wie die ersten Christen. Wir wissen aber, dass es noch heute an verschiedenen Orten der Welt Christenverfolgungen gibt und es ist nicht auszuschliessen, dass in Zukunft auch in unseren Breitengraden neue Verfolgungen über Christen ausbrechen. Die Zeichen der Zeit stehen auf jeden Fall nicht sehr günstig, um in der Zukunft einen friedlichen Glauben in Europa leben zu können. Wichtig ist, dass wir allezeit gerüstet sind wie die ersten Christen. Paulus erklärt dem Timotheus (2Tim 3,12): „Es ist wahr: Alle, die in Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, werden Verfolgungen erleiden.“ Wie auch immer diese Verfolgungen aussehen, ob physisch oder geistig, es gilt sie im Glauben zu bestehen, denn nur so werden wir einmal vom Herrn selbst die Krone des Lebens empfangen können.

 

 VII. Jesus will, dass alle Gläubigen wissen, dass es auch eine Verlorenheit gibt

In der heutigen Zeit wird Gottes Liebe und Gnade dermassen überbetont, dass es kaum mehr Verlorene geben kann. Verschiedene Irrlehren machen sich breit, sodass z. B. eine Allversöhnung in Christus gelehrt wird, die Vorherbestimmungslehre, oder die Theorie „einmal gerettet, immer gerettet“ zu sein. Im Sendschreiben an Ephesus sagt Jesus unmissverständlich, „kehr um zu den Werken des Anfangs; wenn nicht, werde ich zu dir kommen und deinen Leuchter von seinem Platz stossen, wenn du nicht umkehrst“ (2,5).

Den Gliedern in Smyrna sagt Jesus (2,10): „Sei treu bis in den Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Von den Gliedern in Pergamon verlangt Jesus (2,16): „Kehre um! Sonst komme ich bald zu dir, und ich werde Krieg führen gegen sie mit dem Schwert meines Mundes.“ Der Gemeinde in Thyatira, die der Prophetin Isebel in ihrer Sittenlosigkeit folgt, lässt Jesus ausrichten, dass eine grosse Not über alle Gläubigen kommen werde, „wenn sie nicht umkehren und von ihren Werken nicht lassen“ (2,22b).

Auch die Gemeinde in Sardes wird zur Umkehr und zum Gehorsam aufgerufen, ansonsten wird Jesus wie ein Dieb über sie kommen und sie bestrafen (3,3). Die, welche ihre Kleider nicht befleckt haben, werden mit ihm wandeln und weisse Kleider tragen. Wer das Wort Gottes bewahrt, den wird Jesus bewahren vor den Versuchungen, die über den ganzen Erdkreis kommen werden und dessen Name wird niemals aus dem Buch des Lebens getilgt werden (3,5.10). Die Gläubigen der Gemeinde in Philadelphia werden gewarnt mit den Worten (3,11): „Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand dir die Krone wegnimmt.“ In Laodizea sollen sich die Gläubigen empören über ihren Zustand und umkehren (3,19).

Wenn die Glieder dieser sieben Gemeinden nicht mehr verlorengehen können, weshalb werden sie dann zur Umkehr, zum Gehorsam, zur Treue und zum Festhalten aufgerufen? Es gibt tatsächlich die Möglichkeit des Glaubensabfalls (Hebr 6,4-10). Die Bibel spricht davon, dass sich jemand aus dem Sumpf der Sünde herausretten lassen und später wieder in den Sumpf der Sünde zurück springen kann. Das heisst, man kann im Glauben Schiffbruch erleiden (1Tim 1,18-20) und von der Wahrheit abirren (2Tim 2,15-18; Gal 1,6-8).

Der Apostel Petrus sagt, dass es besser gewesen wäre, wenn solche Gläubige gar nicht erst zum Glauben gekommen wären (2Petr 2,20, NGÜ): „Diese Leute hatten zwar unseren Herrn und Retter Jesus Christus kennen gelernt und waren dadurch von dem schändlichen Treiben dieser Welt losgekommen. Wenn sie sich nun aber von neuem in jene Dinge verstricken und sich von ihnen gefangen nehmen lassen, steht es am Ende schlimmer um sie als am Anfang.“ Durch Unaufrichtigkeit kann die Rettung aufs Spiel gesetzt werden (Apg 8,19-24). Deshalb warnt Jesus alle Glieder der sieben Gemeinden vom Glaubensabfall.

 

 VIII. Jesus wird alle Treuen einmal reichlich belohnen

Jedes Sendschreiben verspricht abschliessend jeweils eine grosse Belohnung für jeden Gläubigen, der überwindet, unabhängig davon, ob eine Gemeinde heftige Warnungen entgegen nehmen musste oder nicht. In Ephesus wird Jesus den Überwindern „zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht“ (2,7). Das bedeutet ewiges Leben bei Jesus. In Smyrna werden die Überwinder die Krone des Lebens empfangen und der zweite Tod kann ihnen nichts anhaben (2,11). Das bedeutet kein Strafgericht, das im Feuersee endet. In Pergamon verspricht Jesus jedem Überwinder das verborgene Manna und einen weissen Stein, auf dem sein neuer Name stehen wird (2,17).  Wie die Israeliten in der Wüste durch das Manna genährt wurden, werden auch wir durch das himmlische Manna in geistlicher Hinsicht am Leben erhalten.

In Thyatira erhält jeder Überwinder den Morgenstern und einen eisernen Stab, mit dem er Jesus beim Eroberungsfeldzug der Nationen begleitet. Während die Gläubigen von den Nationen noch unterdrückt werden, dürfen sie sich freuen. Es wird eine Zeit kommen, in der sie über die Nationen siegen werden, weil sie den Morgenstern Jesus besitzen. In Sardes wird Jesus alle Überwinder in ein weisses Kleid hüllen, das bedeutet Reinheit und ihr Name wird für immer im Buch des Lebens stehen, weil Jesus sich zu ihnen bekennt. In Philadelphia wird jeder, der überwindet „zu einer Säule im Tempel meines Gottes“ gemacht, auf dem der Name Gottes, der Name der Stadt und sein eigener Name steht (3,12). In Laodizea wird jeder Überwinder mit Jesus und mit Gott, dem Vater auf dem Thron sitzen (3,21).

Interessant ist zu beachten; die Belohnung gilt allen Überwindern. Es gibt nicht bloss einen einzigen Sieger, sondern viele Sieger. Dabei geht es nicht um die Vollkommenheit, sondern um grosse Bemühungen. Das Blut Jesu reinigt uns von allen Sünden (1Joh 1,7), solange wir uns bemühen und alles dran setzen im Licht zu wandeln (Lk 13,24). Das griechische Wort für Sieg oder Überwindung ist Nike (νίκη), wie die Turnschuhe. Das ist der Grundgedanke dieses Firmennamens: Jeder der Nike Turnschuhe trägt, zählt zu den Gewinnern. Das ist natürlich ein Versprechen ohne Garantie. Im Gegensatz dazu garantiert Jesus allen den Sieg, die mit grossem Einsatz darum ringen.

 

 IX. Schlussfolgerungen

Jesus sagt zu jeder einzelnen Gemeinde: „Ich kenne deine Werke ...“ Er kennt jeden einzelnen von uns. Wir lesen, dass Jesus sich nicht allen Menschen anvertraute (Joh 2,24-25): „Er kannte sie alle und brauchte von niemandem ein Zeugnis über den Menschen, denn er wusste, was im Menschen war.“ Dem Herrn bleiben unsere geheimsten Gedanken und Absichten nicht verborgen (Offb 2,23). Jesus kannte den Pharisäer Nikodemus (Joh 3), den Zöllner Zachäus (Lk 19), die Samaritanerin am Brunnen (Joh 4), den vornehmen Mann (Lk 18) und auch Dich. Er sagt, dass sogar die Anzahl der Haare auf unserem Kopf gezählt sind (Mt 20,30).

Jesus will an unserem Leben teilhaben. Der Vater und der Sohn möchten in uns wohnen mit dem Heiligen Geist (Joh 14,23; 2Tim 1,14). In jedem der sieben Sendschreiben heisst es: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Es ist deshalb von grosser Wichtigkeit, dass wir auf die Worte Jesu hören, denn er hat uns die Wahrheit überbracht! Immer wieder ruft Jesus dazu auf, weil er weiss, dass gutes Zuhören eine Schwäche des Menschen ist. Im Matthäus 11,15 und 13,9 sagt er: „Wer Ohren hat, der höre!“ Im Matthäus 15,10 lesen wir: „Und er rief das Volk herbei und sagte zu ihnen: Hört und versteht!“ Viele Menschen haben vom Evangelium Christi gehört, aber es nicht verstanden, d. h. noch nicht gehorsam angenommen. Gott möchte aber, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4), wie sie dem Evangelium gehorsam werden können (Röm 10,16).

Im AT erhält der Prophet Jesaja vom Herrn den Auftrag zu seinem Volk folgendes zu sagen (Jes 6,9-10): „Geh, und sprich zu diesem Volk: Hören sollt ihr, immerzu hören, begreifen aber sollt ihr nicht! Mach das Herz dieses Volks träge, mach seine Ohren schwer, und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört und damit sein Herz nicht begreift und damit es nicht umkehrt und sich Heilung verschafft.“ Die Juden konnten die Stimme Gottes nicht mehr hören. Sie wollten ihr eigenes Leben leben. Deshalb wirft Gott seinem Volk vor (Jes 42,20): „Viel zu sehen - du aber hast nie darauf geachtet. Die Ohren offen - aber nie hat er zugehört.“

Gottes Worte vermögen uns Menschen erst dann frei zu machen, wenn wir sie befolgen (Joh 8,31-32). Der Geist eines Gläubigen besteht aus der demütigen Einsicht zur konstanten Umkehr, d. h. sich Hinkehren zum guten und Gott wohlgefälligen Lebenswandel in Jesus Christus. Gottes Worte befolgen bedeutet sich von der Welt abzusondern. Wir dürfen keine Kompromisse eingehen, wenn es um unsere Heiligung geht. Kompromisse sind gefährlich und haben zum Ziel, uns ganz im Besitz zu nehmen. Deshalb warnt die Bibel von Werken des Fleisches aller Art (Gal 5,19-21). Wenn wir fokussiert bleiben wollen auf das himmlische Ziel, dann verzichten wir auf alles, was uns hindert oder gar vom Weg abbringt. Wir leben genügsam und bescheiden, laufen wie ein Wettkämpfer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert und kämpfen wie ein Boxer, der nicht ins Leere schlägt (1Kor 9,26-27).

Gottes Worte befolgen bedeutet auch, sich guter Werke zu befleissigen. Jesus ist unser Vorbild im Dienen (Joh 13,15). Er lehrt, denen Gutes zu tun, die uns hassen (Mt 5,44). Nur die Liebe Christi schenkt uns die Kraft andern vorbehaltslos zu dienen. Die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu (1 Petr 4,8-10). Wer liebt, der ist aus Gott gezeugt (1Joh 4,7).

Gottes Worte befolgen bedeutet, selbst in Verfolgungen standhaft und treu zu bleiben. Wer überwindet, der wird den Sieg erringen. Das verspricht Jesus jeder einzelnen Gemeinde.

Jesus verspricht denen, die ihre erste Liebe verlassen haben (2,7b): „Wer den Sieg erringt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht.“

Jesus verspricht denen, die Verfolgungen ertragen müssen (2,11b): „Wer den Sieg erringt, dem wir der zweite Tod nichts anhaben können.“

Jesus verspricht denen, die falschen Lehren ausgesetzt waren (2,17b): „Wer den Sieg erringt, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben, und einen weissen Stein werde ich ihm geben, und auf dem Stein ist ein neuer Name geschrieben, den niemand kennt ausser dem, der ihn empfängt.“

Jesus verspricht denen, die versucht werden unzüchtig zu leben und gottloses zu akzeptieren (2,26-28): „Wer den Sieg erringt und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht geben über die Völker - er wird sie weiden mit eisernem Stag, wie Tongefässe werden sie zerschlagen -, wie ich sie von meinem Vater empfangen habe, und ich werde ihm den Morgenstern geben.“

Jesus verspricht denen, die geistlich tot sind (3,5): „So wird, wer den Sieg erringt, in weisse Gewänder gehüllt, und nie werde ich seinen Namen tilgen aus dem Buch des Lebens; ich werde mich zu seinem Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“

Jesus verspricht denen, die wenig Kraft haben, aber das Wort bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet haben, eine Tür zu öffnen (3,12): „Wer den Sieg erringt, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nie mehr hinausgehen müssen. Auf ihn werde ich schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalems, das vom Himmel von meinem Gott herabkommen wird, und meinen Namen, den neuen.“

Jesus verspricht denen, die lauwarm geworden sind (3,21): „Wer den Sieg erringt, soll mit mir auf meinem Thron sitzen, so wie ich, nachdem ich den Sieg errungen habe, mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.“

Sind das nicht wunderbare Versprechungen von unserem grossartigen Gott? Im Gegensatz zu den Menschen, vermag der Herr jedes einzelne von seinen Versprechungen ohne irgendwelche Abstriche zu erfüllen. Das macht unseren Sieg des Glaubens noch um einiges kostbarer. Gott will uns segnen, deshalb verspricht er allen Überwindern einen unvorstellbaren herrlichen Sieg. Es lohnt sich, unter allen Umständen festzuhalten! Offb 3,11: „Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand dir die Krone wegnimmt.“